Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik PWM-Regelung für Heizung


von Jens K. (mister232)


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Hallo Leute,

ich hoffe ich bin hier richtig.
Folgendes Szenario:
Eine elektrische Heizung wird über ein PWM-Signal gesteuert. Das 
PWM-Signal wird von einem Mikrocontroller erzeugt und dann über eine 
entsprechende Treiberstufe auf die Heizung gegeben. Die Temperatur der 
Heizung wird durch verschiedene Temperatursensoren überwacht, welche 
hier aber nicht von belang sein sollen. In der Nähe der Heizung, an 
einer Dichtung, wird die maximal zulässige Temperatur, bei welcher die 
Dichtung noch stabil ist, über einen Thermoschalter überwacht.
Kommt die Heizung aufgrund eines Fehlers, welcher Art auch immer, 
außerhalb ihres zulässigen Bereichs, so dass der Thermoschalter auslöst, 
soll die Heizung abgeschaltet werden.

Das Problem:
Die Heizung heizt einen empfindlichen Keramikkörper auf ungefähr 700°C. 
Würde die Heizung plötzlich abgeschaltet werden, so würde es zu Rissen 
im Keramik kommen. Daher muss das PWM-Signal langsam heruntergeregelt 
werden.
Aus sicherheitstechnischen Gründen darf diese Herunterregelung nicht 
durch den Mikrocontroller geschehen, sonder muss durch eine spezielle 
Schaltung vorgenommen werden.

Die Frage:
Ich bin auf der Suche nach ein paar Ansätzen, wie man eine solche 
Schaltung zum langsamen herunterregeln der Heizung realisieren könnte.

von Minimalist (Gast)


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Kann dann nicht hart auf eine sichere Stufe umgeschaltet werden? Z.b. 
über ein Widerstand? Parallel dazu ein alarm?

Es fehlen ein paar Infos, vor allem wie schnell reagiert das 
Heizelement? Wie schnell müsste runtergeregelt werden? Und wie viel 
Leistung (bei welcher Spannung) ist im Spiel?

von Jens K. (mister232)


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Bei dem Heizelement handelt es sich um eine einfache Widerstandsheizung, 
sie reagiert also relativ schnell. Die Leistungsaufnahme beträgt etwa 
50W bei 28V. Es sollte so schnell wie möglich heruntergeregelt werden, 
ohne das das Keramik schaden nimmt. Wie schnell das genau ist kann ich 
aktuell leider noch nicht sagen :-(

von Alex B. (Firma: Ucore Fotografie www.ucore.de) (alex22) Benutzerseite


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Hallo Jens,
zunächst müsste man mal klären, woher die Anforderung: "

Jens K. schrieb:
> Aus sicherheitstechnischen Gründen darf diese Herunterregelung nicht
> durch den Mikrocontroller geschehen, sonder muss durch eine spezielle
> Schaltung vorgenommen werden.

" kommt.

Darf bzw. soll es nicht derselbe MCU sein (Multi-Core MCU 
berücksichtigt?)? Es gibt da ja z.B. auch "Lock-Step"-MCUs...
Darf es denn ein zweiter "Watchdog-MCU" sein?
Oder soll es diskret aufgebaut werden? Da fiele mir spontan ein 
Duty-Cycle-to-Voltage-Converter ein (LTC2645), um den letzten Duty-Cycle 
des MCUs zu erfassen und dann dahinter wiederum ein 
Voltage-to-Duty-Cylce-Converter (LTC6992) um daraus wieder eine PWM zu 
machen. Dazwischen das Signal noch ein bisschen dämpfen, damit es 
langsam abklingt. Müsste man sich noch Gedanken machen, wie man im 
Fehlerfall umschaltet... vielleicht eine Wired-OR-Verbindung...?

Aber zuerst muss man sich über die Anforderungen klar sein und sie 
vollumfänglich verstehen (auch den Hintergrund).

Grüße,
Alex

von Der Andere (Gast)


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Eine PWM kann man auch anlog erzeugen (Sollwert auf Komparator und 
Dreieckspannung oder Sägezahn auf 2. komparatoreingang.
Den Sollwert könnte man ja langsam herunterfahren.
Das Problem ist aber herauszufinden wie stark die aktuelle Heizung 
heizt.

Meines Erachtens wäre eine komlette 2. Heizungsregelung, mit eigenem 
Sensor, die dann übernimmt und geordnet runterfährt das Beste.

von Der Andere (Gast)


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Alex B. schrieb:
> Duty-Cycle-to-Voltage-Converter ein (LTC2645)

Man lernt hier doch immer wieder dazu :-)

von Jens K. (mister232)


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Vielen Dank schon einmal für die Anregungen!

Die Fehlerschaltung zum herunterregeln soll diskret aufgebaut werden, 
damit im Falle der Fehlfunktion des Mikrocontrollers die Heizung 
trotzdem geregelt heruntergefahren werden kann.

von Jens K. (mister232)


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Die Idee von Alex gefällt mir recht gut. So würde die Regelung im 
Fehlerfall auch immer bei dem letzten PWM-Wert des Mikrocontrollers 
starten

von Sudo (Gast)


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Warum den Aufwand, das ist eine Sicherheitsmaßnahmen die im Normalfall 
nicht eintreten wird.
"einfache Widerstandsheizung" klingt jetzt auch nicht so als würde da 
viel Geld draufgehen.
Falls das Häufiger Auftritt solltest du lieber mehr Zeit in die 
hard/Software stecken als in die Notfallabschaltung.

von 6a66 (Gast)


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Jens K. schrieb:
> In der Nähe der Heizung, an
> einer Dichtung, wird die maximal zulässige Temperatur, bei welcher die
> Dichtung noch stabil ist, über einen Thermoschalter überwacht.
> Kommt die Heizung aufgrund eines Fehlers, welcher Art auch immer,
> außerhalb ihres zulässigen Bereichs, so dass der Thermoschalter auslöst,
> soll die Heizung abgeschaltet werden.

Jens K. schrieb:
> Aus sicherheitstechnischen Gründen darf diese Herunterregelung nicht
> durch den Mikrocontroller geschehen, sonder muss durch eine spezielle
> Schaltung vorgenommen werden.

Was spricht dagegen, einen zweiten Controller einszusetzen (der erste 
macht die Regelung) der diesen Pfad völlig getrennt macht. Damit hast Du 
ein zweikanaliges diversitäres System. Die beiden können sich auch noch 
über ihren Zsuatnd unterhalten (seriell z.B.) und gemeinsam Aktionen am 
Ausgang vereinbaren (Beide sehen die Temperatur zu hoch, also wird 
zweikanalig abgeschaltet), ...

rgds

von 6a66 (Gast)


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Sudo schrieb:
> Warum den Aufwand, das ist eine Sicherheitsmaßnahmen die im Normalfall
> nicht eintreten wird.

Sudo schrieb:
> Falls das Häufiger Auftritt solltest du lieber mehr Zeit in die
> hard/Software stecken als in die Notfallabschaltung.

Es gibt in der Industrie Anforderungen nach Mehrkanaligkeit die Du nicht 
mit einem Controller erledigen kannst (Maschinenrichtlinie, IEC13849, 
IEC 61508, ...).

rgds

von Pandur S. (jetztnicht)


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Man sollte nicht vergessen, dass eine komplexere Schaltung eine hoehere 
Ausfallwahrscheinlichkeit hat. Man koennt zB ein CPLD mit der PWM 
erzeugung beauftragen und dem auch gleich mitgeben, dass bei 
aussetzender Ansteuerung heuntergefahren wird.
Ein Widerstand der heruntergefahren werden muss ist etwas seltsam. Was 
geschieht bei einem Stromausfall ? Pufferbatterie ?
Wie prozessrelevant ist ein Ausfall des Widerstandes ? Allenfalls diesen 
Widerstand redundant ausfuehren ?

von 6a66 (Gast)


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Oder D. schrieb:
> CPLD mit der PWM
> erzeugung beauftragen und dem auch gleich mitgeben, dass bei
> aussetzender Ansteuerung heuntergefahren wird.

Da ich denke dass das  - wenn zweikanalig auführbar - mit dem Thema 
"industrial Safety" zu tun hat bei dem die 61508 ins Spiel kommt. Da 
denke ich auch dass das Thema CPLD und Sicherheitsbewertung nicht so 
ganz einfnach sein wird.

Oder D. schrieb:
> Ein Widerstand der heruntergefahren werden muss ist etwas seltsam. Was
> geschieht bei einem Stromausfall ? Pufferbatterie ?

Der Punkt ist allerdings sehr fein beobachtet :)

rgds

von M. K. (sylaina)


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Alex B. schrieb:
> Voltage-to-Duty-Cylce-Converter (LTC6992)

Jetzt gibts sogar schon den Tiefpass als IC duckundweg

von Stephan H. (Gast)


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Ist die Unversertheit des Keramikkörpers sicherheitsrelevant?

Falls nicht ist das langsamme herunterfahren quatsch, bzw. lindert nur 
defizite die an anderer Stelle vorhanden sind.
Bei korrekter Auslegung tritt die Abschaltung nur im Notfall auf den 
Plan. Solange der Regler funktioniert wird man immer eine Reserve von 
mehreren Grad haben.

Vom letzten Duty-Cycle auszugehen halte ich auch für Unfung. Die 
Abschaltung kann nur vorkommen wenn der Regler versagt hatte, also 
potentiell ein zu hoher Duty-Cycle eingestellt ist.
Bis dann in der Abkühlphase von 100% PWM auf z.B. sichere 50% PWM 
runtergefahren ist ist die Dichtung durch...

von Alex B. (Firma: Ucore Fotografie www.ucore.de) (alex22) Benutzerseite


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Michael K. schrieb:
>> Voltage-to-Duty-Cylce-Converter (LTC6992)
>
> Jetzt gibts sogar schon den Tiefpass als IC

Das war auch mein erster Gedanke :-)

Stephan H. schrieb:
> Vom letzten Duty-Cycle auszugehen halte ich auch für Unfung. Die
> Abschaltung kann nur vorkommen wenn der Regler versagt hatte, also
> potentiell ein zu hoher Duty-Cycle eingestellt ist.

Sehe ich prinzipiell auch so.
Daher auch mein erster Kommentar:

Alex B. schrieb:
> Aber zuerst muss man sich über die Anforderungen klar sein und sie
> vollumfänglich verstehen (auch den Hintergrund).

Viele Grüße,
Alex

von Joachim B. (jar)


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Jens K. schrieb:
> Das Problem:
> Die Heizung heizt einen empfindlichen Keramikkörper auf ungefähr 700°C.
> Würde die Heizung plötzlich abgeschaltet werden, so würde es zu Rissen
> im Keramik kommen. Daher muss das PWM-Signal langsam heruntergeregelt
> werden.
> Aus sicherheitstechnischen Gründen darf diese Herunterregelung nicht
> durch den Mikrocontroller geschehen, sonder muss durch eine spezielle
> Schaltung vorgenommen werden.

ich verstehe es nicht, ist denn "deine Heizung" nicht in einem Ofen?

In einem Ofen sind doch die Zeitkonstanten so hoch das auch Auschalten 
keine Temperatursprünge macht,

Ein Bild meiner Diplomarbeit PC gesteuerte Heizungsregelung 40kW +- 5K 
Temperaturkurven von 100°C/h bis 1000°C/h
(als PID Regler geplant, ist aus Zeitgründen eine 2-Punktregelung 
geworden)

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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Michael K. schrieb:

>> Voltage-to-Duty-Cylce-Converter (LTC6992)
>
> Jetzt gibts sogar schon den Tiefpass als IC *duckundweg*

Ja, demnächst wird man spezielle Spannungs/Strom- und
Strom/Spannungswandler für viel Geld kaufen können.
Andere nehmen dafür Widerstände...

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