Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Übertrager für Audio-Signal


von Paul H. (powl)


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Hi,

ich habe hier in meiner Sound-Anlage immer wieder relativ hässliche 
Masseschleifen-Phänomene. Vor allem wenn ich meinen PC am Mischpult 
anschließe und noch zusätzlich den aktiven Subwoofer gibt das das 
reinste Zisch- und Zirp-Konzert.

Abhilfe wollte ich schaffen, indem ich den PC galvanisch von der Anlage 
entkopple indem ich zwischen PC und Mischpult einen Audio-Übertrager 
schalte.

Jetzt gibts da allerlei kommerzielle Übertrager für meist <20€. Jedoch 
würde ich gerne mal wissen, ob man sich das nicht selbst bauen und damit 
auch derart Einfluss auf die Bauteilauswahl nehmen kann um einen 
möglichst guten Klang, d.h. niedrige Verzerrungen und einen glatten 
Frequenzgang zu erreichen. Ich möchte keine Klangeinbußen haben.

Gleichzeitig, wenn das Konzept taugt und die Übertrager nicht allzu 
teuer sind würde ich damit gerne noch ein paar passive Konverter von 
Unbalanced zu Balanced-Signal zusammenbasteln.

Welche Kriterien sollte so ein NF-Übertrager haben damit er sich zur 
möglichst verzerrungsfreien Übertragung von Audio-Signalen eignet?

lg

von Mani W. (e-doc)


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Paul H. schrieb:
> Welche Kriterien sollte so ein NF-Übertrager haben damit er sich zur
> möglichst verzerrungsfreien Übertragung von Audio-Signalen eignet?

Willst Du nicht einmal den allwissenden Gockel befragen?

Du kannst auch einfach mal drauf los wickeln, einige -zig oder
hundert Windungen (1:1) aufbringen und Deine Versuche starten,
und sonst bieten sich wirklich fertige Übertrager in allen
Übersetzungsverhältnissen an ...

von MaWin (Gast)


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Paul H. schrieb:
> Ich möchte keine Klangeinbußen haben.

Selbst Pikatron oder Lundahl Audiotrenntrafos haben Klangeinbussen. 
Besser wirst du selbst es sicher nicht hinbekommen. Kostet auch mehr als 
Conrad-Ramsch oder DI-Boxen.

von Mani W. (e-doc)


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Paul H. schrieb:
> Vor allem wenn ich meinen PC am Mischpult
> anschließe und noch zusätzlich den aktiven Subwoofer gibt das das
> reinste Zisch- und Zirp-Konzert.

Könnte sein, dass der PC schon Zirpgeräusche mit ausgibt...

Aber teste einmal mehrere Übertrager aus, vielleicht passt es ja,
unsere Ohren hören unterschiedlich...

von wern_grün (Gast)


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Du könntest ein altes PC-Netzteil ausschlachten.

Darin befindet sich eine dicke Entstördrossel.
Die Farbe des Ringkerns ist gelb, er ist auf einer Seite weiß.

Wickle den Ringkern ab und bewickle ihn für einen 1:1-Übertrager bifilar 
neu mit dünnem Kupferlackdraht, ca. 150 Windungen sollten reichen.

Der AL-Wert dieser Kerne dürfte bei ca. 2000nH/N^2 liegen.
Eine Spule mit ca. 150 Windungen hat dann eine Induktivität von etwa 
50mH. Das wäre bei 50Hz ein Blindwiderstand von 16 Ohm.
Für Audiozwecke, bei denen kaum Leistung übertragen wird (z.B. 
Line-Pegel/mittelohmiger Abschluss), sollte das reichen.

Nebenbei: für höhere Frequenzen so ab 1MHz wäre das Ferrit-Material 
nicht mehr für einen Übertrager geeignet, weil es dann zu dämpfen 
beginnt.
Bis Langwelle kann man solche Kerne nach meiner Erfahrung durchaus gut 
einsetzen.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Mani W. schrieb:
> Könnte sein, dass der PC schon Zirpgeräusche mit ausgibt...

On-Board-Audiocodecs sind notorisch für ihr eher schlechtes SNR. Man 
kann allerdings meist gut damit leben, wenn man den DAC immer soweit wie 
möglich aussteuert. Da sind bessere Soundkarten einfach sehr viel 
vergebender...

von wern_grün (Gast)


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wern_grün schrieb:
> Der AL-Wert dieser Kerne dürfte bei ca. 2000nH/N^2 liegen.
> Eine Spule mit ca. 150 Windungen hat dann eine Induktivität von etwa
> 50mH. Das wäre bei 50Hz ein Blindwiderstand von 16 Ohm.
> Für Audiozwecke, bei denen kaum Leistung übertragen wird (z.B.
> Line-Pegel/mittelohmiger Abschluss), sollte das reichen.

In jedem Fall sind das fast 6m Draht pro Wicklung.
Selber rechnen kannst du es mit dem Mini Ringkernrechner.

von wern_grün (Gast)


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Wichtig ist, dass der Draht (max. 0,1mm D) mind. bifilar gewickelt wird, 
damit die Kopplung von prim. nach sec. gut ist.
Bei zwei getrennten Wicklungen auf so einem Kern muss man mit ca. 6dB 
Dämpfung rechne, das wäre mir für Audiozwecke zu viel.

von Peter D. (peda)


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Paul H. schrieb:
> Welche Kriterien sollte so ein NF-Übertrager haben damit er sich zur
> möglichst verzerrungsfreien Übertragung von Audio-Signalen eignet?

Er sollte von einem Profi hergestellt worden sein und nicht von einem 
Bastler.
Trotzdem haben Trafos immer Klangeinbußen.

Am besten ist daher, wenn man digital vom PC zu Verstärker geht.
Schon mein alter Aldi-PC von 2004 hatte einen optischen Ausgang 
(Toslink).
Falls der Verstärker noch keinen internen DAC hat, gibt es auch externe 
DACs.
USB-DACs sind zwar billiger, aber untauglich, da sie keine galvanische 
Trennung haben. Man bräuchte dann noch einen extra USB-Isolator.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Hast du S/PDIF am Rechner? Ich habe mit diesem Kistchen recht gute 
Erfahrungen gemacht:
http://www.pollin.de/shop/dt/MjUwOTMzOTk-/HiFi_Car_HiFi_Video_TV/HiFi/Zubehoer/Digital_Analog_Audio_Konverter_DYNAVOX.html

Falls du nur S/PDIF Koax hast, kannst du galvanisch mit einem 
anspruchslosen Ethernet Übertrager trennen.

Die Kisten hier klingen besser, als sie kosten:
http://www.thomann.de/de/millenium_die_dibox_passiv.htm?ref=prod_rel_147314_1

Zumindest haben sich unsere Gitarrenjungs noch nicht beschwert, das ich 
sie darüber auf den Rechner schicke. Habe ich auch schon in HiFi Anlagen 
mit schwierigen Masseverhältnissen verbaut - ohne Klagen.

von Tom (Gast)


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wern_grün schrieb:
> Eine Spule mit ca. 150 Windungen hat dann eine Induktivität von etwa
> 50mH. Das wäre bei 50Hz ein Blindwiderstand von 16 Ohm.
> Für Audiozwecke, bei denen kaum Leistung übertragen wird (z.B.
> Line-Pegel/mittelohmiger Abschluss), sollte das reichen.

Und das Ding hängt man dann an einen Line-Out mit 100Ohm 
Ausgangsimpedanz...

von hinz (Gast)


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wern_grün schrieb:
> Du könntest ein altes PC-Netzteil ausschlachten.
>
> Darin befindet sich eine dicke Entstördrossel.
> Die Farbe des Ringkerns ist gelb, er ist auf einer Seite weiß.
[...]
> Der AL-Wert dieser Kerne dürfte bei ca. 2000nH/N^2 liegen.

Nö, das ist ein T106-26, 93nH/N^2.

von J. A. (gajk)


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Paul H. schrieb:

> Jetzt gibts da allerlei kommerzielle Übertrager für meist <20€. Jedoch

Es gibt Qualitätsübertrager von der Firma Lundahl. Die kosten aber schon 
je Kanal deutlich mehr.

Wenn du also was provisorisches suchst und nicht professorisches - dann 
nimm die Dinger für < 20 €. Billiger wirds bei Eigenfrickelei wohl auch 
nicht.

von Harald W. (wilhelms)


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Matthias S. schrieb:

> Zumindest haben sich unsere Gitarrenjungs noch nicht beschwert,

Die wollen doch auch keinen HiFi-Klang. Je verzerrter, desto besser.
:-)

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Ich behaupte jetzt einfach mal, dass eine grundsätzliche Lösung deines 
Problems(*) sehr viel billiger sein wird, als sich diverse hochwertige 
(=teure) Übertrager zu kaufen.

(*) z.B. mit einem S/PDIF-DAC. S/PDIF-Übertrager kann man erheblich 
kostengünstiger ohne Qualitätseinbußen beschaffen als Audioübertrager. 
Außerdem gibt's ja noch TOSLINK. Oder du schaust dir mal an, woher 
überhaupt deine Brummschleife kommt.

: Bearbeitet durch User
von wern_grün (Gast)


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hinz schrieb:
> Nö, das ist ein T106-26, 93nH/N^2.

Jo, hast recht, habs grade noch mal nachgemessen und komme auf 
100nH/N^2.
Danke für den Hinweis!

Für einen Audioübertrager kommt vermutlich nur ein Kern mit AL >= 
2000nH/N^2 in Frage.

Oder ein Trafokörper aus Blechen. Bei Oppermann gabs mal sowas für 
NF-Übertrager.

von Andreas H. (ahz)


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Paul H. schrieb:
> Zisch- und Zirp-Konzert.

Das "klingt" nicht nach Brummschleife., oder ?

> Welche Kriterien sollte so ein NF-Übertrager haben damit er sich zur
> möglichst verzerrungsfreien Übertragung von Audio-Signalen eignet?

Na, die behaupten zumindest das sie es können:
http://www.audience-av.com/parts/AIT1.pdf

Gruss
Andreas

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Harald W. schrieb:
> Die wollen doch auch keinen HiFi-Klang. Je verzerrter, desto besser.
> :-)

Oh, nö. Beide Gitarreros haben einen Audioprozessor und durchaus sehr 
viele verschiedene Sounds. Und ja, da kommen auch cleane Sounds drin 
vor, deren Charakter  auch von den kleinen Thomann DI Boxen gut 
übertragen werden - und auch die Unterschiede zwischen Telecaster, Les 
Paul und Stratocaster.

von sound_check (Gast)


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In High-End-Studioequipment waren früher sehr häufig Übertrager
verbaut. Wobei dort Qualität natürlich ihren Preis hat.

So sorgt beispielsweise beim Kleinflächen-Kondensatormikrofon KM 84
von NEUMANN ein Miniatur-Übertrager (ca. 25x15x15mm) für die
galvanische Trennung und Symmetrierung der NF. Diese Mikrofone der
oberen Spitzenklasse aus den 70er-Jahren überzeugen auch heute noch
durch ihre erstklassige Performance.

von Karl M. (karlchen-m)


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Palmer ISO-Boxen (gibt es Th...) sind noch halbwegs preiswert bei recht 
gutem Klang. Ansonsten kosten gute Audio Übertrager ordentlich, da 
Spezialbleche und MU-Metall-Abschirmung Pflicht sind, nebst kompliziert
verschachtelter Wicklung.
Machmal gibt es auf Ebay aus altem Studioequipment ausgeschlachtete
Teile zu halbwegs akzeptablen Preisen.

Gute Marken sind:
Lundahl
Jensen
Carnhill
Pikatron
Hauffe

LG Karl

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Warum steigt denn die Verzerrung der verlinkten Audioübertrager zur 
unteren Grenzfrequenz hin an? Nahende Kernsättigung und dadurch 
nichtlineare Eingangsimpedanz?

von Paul H. (powl)


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Interessieren würde mich mal, welche Kriterien an einem Übertrager 
darüber bestimmen, wie stark nichtlineare Verzerrungen auftreten. Kommt 
es hier maßgeblich aufs Kernmaterial an?

von Bernd K. (prof7bit)


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Paul H. schrieb:
> Zisch- und Zirp-Konzert.

Hört sich nicht nach Masseschleife an, die brummen eher mit 50Hz.

von Mark S. (voltwide)


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Marian  . schrieb:
> Warum steigt denn die Verzerrung der verlinkten Audioübertrager zur
> unteren Grenzfrequenz hin an? Nahende Kernsättigung und dadurch
> nichtlineare Eingangsimpedanz?

Genau!

von Tom (Gast)


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Bernd K. schrieb:
> Paul H. schrieb:
>> Zisch- und Zirp-Konzert.
> Hört sich nicht nach Masseschleife an, die brummen eher mit 50Hz.

Zischen und Zirpen ist das Massebrummen des Computerzeitalters ;)

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