Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik eletronische Last - bitte drüberschaun


von Robert T. (tillule)


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Hallo Ihr Lieben,

ich plane gerade eine elektronische Last als Bestandteil eines 
NiCd-Akku-Ladegerätes und freue mich über Einschätzungen, Tipps und 
Kopfnüsse pfiffiger Menschen.
Wäre nett, wenn es keine „warum machste sowas, wenn mans doch kaufen 
kann"- oder "wozu brauchts denn ne 50A Senke"-Diskussion wird.

Grobe Wunschvorstellungen:
max Spannung: 50V
max Puls-Strom: 50A
max Konstantstrom: 20A
max Leistung: 250W
min einstellbarer Strom: 500mA

^^dem ist erstmal Wunsch – wenn sich später herausstellt, dass man ohne 
einen Schuhkarton großen Kühler nur 200W ableiten kann, dann muss das 
auch gut sein.

Links zu Datenblättern:
FET VS-FB190SA10: http://www.vishay.com/docs/93459/vs-fb190sa10.pdf
Messverstärker MAX9920: 
https://datasheets.maximintegrated.com/en/ds/MAX9918-MAX9920.pdf
Digital Poti MAX5481: 
http://datasheets.maximintegrated.com/en/ds/MAX5481-MAX5484.pdf

Die Schaltung und die Gedanken dazu werden weiter unten erklärt. Meine 
Fragen wären folgende (sonstige Anregungen, Fingerzeige etc. sind 
natürlich auch erwünscht):
-  2 Verstärker in der Regelschleife böse?
Würde den OP über das RC-Glied soweit träge machen, dass nichts mehr 
schwingt
-  Geht mein Plan mit unipolarer Spannungsversorgung auf?
-  Das digitale Poti wird im Datenblatt als Spannungsteiler vorgestellt; 
als Spannungsteiler fungiert es auch am Messverstärker klebend. Kann ich 
den Spannungsteiler einfach als Widerstandsnetzwerk betrachten und wie 
angedacht mit einem RZusatz erweitern?
-  Ich habe mich für einen Messverstärker entschieden, weil ich nicht 
mit Vorgabespannungen im mV-Bereich hantieren wollte, tue das jetzt aber 
noch immer zw. Shunt und Messverstärker (Differenzensignal 
U_Sense(I=0.5A) = 2mV), während der Vorgabewert zwischen soliden 4.5v 
und 0V hüpft. Habe ich an der Stelle Äpfel gegen Birnen getauscht?
-  M2 soll ein Pippi-FET sein, der die Vergleichsspannung U_Soll auf 0V 
ziehen können soll, schafft gewählter Typus das, oder bleiben 
diodenartige Restspannungen übrig und ich komme eventuell nicht unter 
die 0.5V-Hürde??
-  Ne Idee für den 5V-Rail2Rail-OP?
-  Sollte man die negative Spannungsversorgung des OP’s vllt mit 100n 
auf +5V buffern?

Danke schonmal und hier nun meine Wegfindung – vllt. dem einen oder 
andren, der noch ungeübter ist als ich, eine Hilfe ……

....ein nicht untypisches Konzept einer elektronischen Last:
FET "M1" als Stellglied, Shunt "R_Shunt" als Messglied, OP(Integrator) 
"U1" als Regler.

Geht los mit der Wahl des FET's:
-  zig Ampere können die alle. Das Abführen der Leistung ist 
wahrscheinlich eher das Problem.
-  Ein lineares Verhalten im Arbeitspunkt wäre wünschenswert; 
Datenblätter geben selten ein Aussage über den Zusammenhang und eine 
Regelung sollte auch bei nicht linearem Verhalten funktionieren

Leistung Abführen = eine Frage des Gehäuses und der Kühlung. Ich bin 
dann irgendwann über den VS-FB190SA10 von Vishay gestolpert. Kann 
vielmehr als ich brauche, hat aber ein hübsches Gehäuse, um großflächig 
Wärme abzugeben (Kühlkörper würde ich gerne aus nem 
Kupfer-Rechteckprofil machen, auf welches zwei CPU-Kühler (à 170Watt) 
geschraubt werden.

Eine Last mit besagtem FET-Typus hab ich mir auf ner Lochrasterplatine 
aufgebaut (bissl Entlötlitze für den stromführenden Pfad spendiert) und 
konnte auch für Ströme 5A < I < 10A hübsche Raise- und Fall-Zeiten 
betrachten (siehe Anhang) - Raise-Delay auf der Oszi-Aufnahme habe ich 
mir mit der Bespannung des OP's erklärt, da muss der OP erstmal von 
negativer Sättigung zum Arbeitspunkt V_th fahren – kA mehr, wie ich das 
RC-Glied dimensioniert hab, aber scheinbar nicht zu dicke, sonst wäre 
die Fall-Zeit nicht so hübsch.

Philosophie: mit oder ohne Messverstärker:
Die Variante ohne Messverstärker liefert USense direkt zum Regel-OP und 
dann mit einem Vorgabewert U_Soll vergleicht.
Der Zusammenhang interessierender Größen dieser Schaltung ist folgender:
U_Sense = I_Peak * R_Shunt; P_Shunt = I_Dauer^2 * R_Shunt
Ursprünglich war mal geplant, den Vorgabewert U_Soll mit einem DAC von 
0-3V zu generieren. Um gewünschte U_Sense(I_Peak = 50A) = 50A * R_Shunt 
= 3V zu erreichen, muss der Shunt R_Shunt = 3V/50A = 0.06Ohm haben.
P_Shunt(I_Dauer=20A, R_Shunt=0.06Ohm) = 20^2 * 0.06 W = 24W.
Bzgl. Shunts hab ich nur Bauchgefühle parat und diese sagen, dass 7W 
noch IO sind, alles darüber vllt. möglich, aber nicht schick ist (wenn 
man den Shunt nicht eigens kühlen möchte).

Im Umkehrschluss hieße das: R_Shunt auf U_Sense,max < 1V auslegen, was 
dann bei gewünschten I_Last,min = 0.5A ein U_Sense < 10mV bedeutete und 
da sagt mein Bauch, dass man so anfällige Spannungen an der Stelle nicht 
haben möchte.

Die Folge ist ein einstellbarer Messverstärker (MAX9920), der, wenn ich 
richtig liege, zudem eine bipolare Spannungsversorgung hinfällig macht, 
da ich dem gewählten Messverstärker ein Offset auf den Ausgang klatschen 
kann (eigentlich gedacht, um bei negativem Messeingang positive 
Ausgabewerte zu erhalten).

V_Out = U_Sense * G + V_RefIn; G = (1 + R2/R1)/4; R2 = R_Zusatz,max + 
R_HW, R1 = R_WL
0.5V <= V_Out <= 4.5V durch den Offset V_RefIn = 0.5V (um die ganze 
Schaltung mit 5V unipolar versorgen zu können)
Der nächste Gedanke war: warum U_Soll einstellbar machen, wenn ich auch 
das Gain des Messverstärkers über ein digitales Poti regeln kann 
(gewählter Typ: MAX5481: 10k, 10bit).
U_Sense,max soll für den MAX9920 = 200mV sein => R_Shunt = 200mV/50A = 
4mOhm, bei einer minimalen Verstärkung G_min = 4V/200mV = 20.
G_min >= (1 + (R_Zusatz,max + R_HW)/R_WL)/4
R_Zusatz,max <= (4*G_min – 1)*R_WL – R_HW
R_Zusatz,max <= (4*20 – 1)*9990Ohm – 10Ohm = 790k (Näherung)

I_Last,min = 0.5A muss noch auf U_Soll = 4.5V verstärkt werden können:
U_Sense(I_Last,min = 0.5A) = 0.5A * 0.004Ohm = 2mV (leider auch sehr 
klein, aber Differenzensignal)
U_Mess,max(I_Last,min) = G_max * 2mV = 4V (U_RefIn rausgerechnet)
G_max = 4V/2mV = 2000
G_max <= (1 + (R_Zusatz,min + R_HW)/R_WL)/4
R_Zusatz,min >= (4*G_max – 1)*R_WL – R_HW
R_Zusatz,max >= (4*2000 – 1)*10Ohm – 9990Ohm = (7999/1000 – 1) * 10k = 
70K
=>70k <= R_Zusatz <= 790k

Ströme von 0.5A bis 50A können so von der Messverstärkerschaltung auf 
4.5V projiziert werden und der OP vergleicht mit einem togglebares 
Signal zwischen 0V und 4.5V, während der Messverstärker wegen des 
Offsets V_RefIn immer noch 0.5V bei null Strom rausgibt geht der OP in 
die negative Sättigung = 0V und der FET macht 100% dicht. Ein 
Rail2Rail-Typ ist natürlich notwendig.
Die Platine hat grob die Maße einer Zigarettenschachtel – 
Parallelschaltung mehrerer Module sollte möglich sein – eine 
Potentialtrennung könnte den Anwendungsbereich noch erweitern

Lieben Gruß und Danke für Euer Interesse und Eure Hilfe
Robert

von Mark S. (voltwide)


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Ich habe so meine Zweifel, dass die Stromregelung stabil arbeitet.
Zwei OPs in Reihe plus die Phasendrehung des MOSFETs - eher nicht.
Wie wärs mit nur einem OPV und dafür deutlich höherem Shuntwiderstand in 
der source-Leitung?
Gibt mehr Messsignal, linearisiert die Steilheit des MOSFET und das was 
der dann verheizt, braucht der MOSFET nicht abzuführen.

von oszi40 (Gast)


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Robert T. schrieb:
> max Konstantstrom: 20A
> max Leistung: 250W

Die müssen irgendwie verheizt werden. Früher hat man diese Leistung auf 
mehrere Transistoren verteilt um die punktförmige Wärme besser auf eine 
Fläche zu bekommen. Miß mal die Temperatur an Deinem Testobjekt.

von MiWi (Gast)


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Robert T. schrieb:
> Hallo Ihr Lieben,

Naja, nicht die Ansprache die ich haben möchte

Und Deinen Text hab ich mir auch nicht angetan, zuviel Prosa.

Daher nur eine kleine Frage: Du stellst 10A bei beliebiger Spannung ein. 
Was passiert, wenn Du die zu belastende Quelle absteckst und nach... ein 
paar ms wieder ansteckst...

Dein Regel-OP wird versuchen den Strom zu halten - also das Gate 
aufmachen. Strom ist aber keiner da weil die Quelle futsch ist. Also 
Gate noch weiter auf. Und dann klemmst Du die Quelle wieder an.

Das war`s dann vermutlich mit dem LastFET M1.... Denn der schließt 
Deinen Akku kurz. Und das hält der Akku länger aus als der FET.

Also - sorge Dich um einen analogen Kurzschlußschutz, der schnell (us) 
das Gate herunterzieht wenn die Quelle einen Wackler hat den dein uC 
nicht ausgregeln kann.

Abgesehen davon ist der ausgewählte FET ausdrücklich nicht für eine 
lineare Beschaltung geeignet, der brennt Dir schneller durch als du 
pieps sagen kannst. Nimm welche von IXYS, die dafür ausdrücklich 
spezifiziert sind (Suche nach IXAN0068.pdf für genauere Infos und lese 
sie gründlich)

Und kümmere Dich dringend um eine Abschaltung, wenn der KK zu warm 
wird.

Grüße & viel Erfolg

MiWi

von Robert T. (tillule)


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Danke für die Reaktionen und Antworten

Schön wär's, die Hintergründe der Aussagen noch ein wenig zu verstehen. 
Dass die Entstufe der ELV9000 gut funktioniert nehm ich stark an. Diese 
Nachzubauen würde Euch weniger belästigen, aber man würde weniger bei 
lernen.

>Zwei OPs in Reihe plus die Phasendrehung des MOSFETs - eher nicht.
Eine Phasenverschiebung erschwert eine Regelung - wenn ich's richtig 
verstanden habe, kann man das in der Regelungstechnik mit einem 
frequenzabängigem Totzeitglied modellisieren.
Das Problem mit den 2 OPVs in Reihe verstehe ich jedoch noch nicht so 
ganz, da diese ja auf sehr unterschiedlichen Zeitskalen agieren. U1 mit 
seinem RC-Integrator-Glied ist ja doch ne ewig lahme Schnegge im Vgl. zu 
einem zeitlich nicht gebremsten Signalaufbereiter U2.
Dass man Abstriche machen muss, wenn man zusätzliche verzögernde 
Elemente mit den Regelkreis aufnimmt ist klar, aber wenn die Zeitskalen 
weit divergieren, dürft's doch nur maginal viel ausmachen?!

>Wie wärs mit nur einem OPV und dafür deutlich höherem Shuntwiderstand in
>der source-Leitung? Gibt mehr Messsignal, linearisiert die Steilheit des MOSFET
>und das was der dann verheizt, braucht der MOSFET nicht abzuführen.
Die 25W-Typen haben meist 5%, die kleineren 1% - daher der Gedanke auf 
kleine Leistung zu gehen.
Der Prototypenaufbau-FET soll den Kupfer-CPU-Kühler direkt auf'm Buckel 
bekommen, da war's vorteilhaft nichts Weiteres kühlen zu müssen und .... 
SMD-Gehäuse sind kompakter.

>linearisiert die Steilheit des MOSFET
Das hab ich schonmal gelesen, aber bis heute nicht nachvollziehen 
können. Die Übertragungsfunktion I_D(U_GS) (ich hab se aus dem 
Datenblatt mal rauskopiert und angehangen) ist abhängig von T und von 
U_DS; mit größerem U(R_Shunt) wird U_DS kleiner - und mit kleinerem U_DS 
dann linearer?

Das soll keine Weigerung sein, auf einen OPV mit dickem Shunt zu 
reduzieren. Ich habe die Zusammenhänge bisher nur zum Teil verstanden, 
daher das Nachhaken.

>Früher hat man diese Leistung auf mehrere Transistoren verteilt um die 
>punktförmige Wärme besser auf eine Fläche zu bekommen. Miß mal die Temperatur an 
>Deinem Testobjekt.
Bisher hab ich ohne Kühlkörper gepulst gearbeitet (wahrscheinlich nicht 
sehr professionell).
Den FET habe ich primär nach Gehäuse gewählt in der Hoffnung, genau die 
Wärmeableitung ohne Parallelschaltung in den Griff zu bekommen.
Das SOT-227(ISOTOP) Gehäuse des verwendeten FETs hat bissl thermische 
Kapazität; ich hab die Pulsabstände im Testaufbau einfach groß genug 
gewählt, sodass man das Wärmeleit-Blech noch anfassen konnte. Nächster 
Aufbau dann mit Kupferkühler und kleinem Temperatur-IC dran, um auch CC 
zu testen :)

>Also - sorge Dich um einen analogen Kurzschlußschutz, der schnell (us)
>das Gate herunterzieht wenn die Quelle einen Wackler hat den dein uC
>nicht ausgregeln kann.
Problem verstanden - ich gedachte das mit einer gewissen Trägheit über 
den uC zu machen und kann verstehen, dass das zB im Falle eines Wacklers 
unzureichend sein kann.
Aber eine Lösungen per AND-Gatter (Zellspannung_anwesend & uC_Puls_on) 
oder ähnliches scheint mir fix realisiert.

>Und kümmere Dich dringend um eine Abschaltung, wenn der KK zu warm
>wird.
Ist klar nahe M1 muss KK-seitig ein Sensor hin

>Abgesehen davon ist der ausgewählte FET ausdrücklich nicht für eine
>lineare Beschaltung geeignet, der brennt Dir schneller durch als du
>pieps sagen kannst. Nimm welche von IXYS, die dafür ausdrücklich
>spezifiziert sind (Suche nach IXAN0068.pdf für genauere Infos und lese
>sie gründlich)
Ich dachte bisher immer: Scheiß auf ne Linearität der 
Übertragungsfunktion - der OPV wird schon drumherum regeln auch bei 
Nichtlinearität - RC-Glied muss dann an die flachste Steigung angepasst 
werden und bremst dann Bereiche mit steilerer Flanke aus. ABER (und ich 
habs bisher nur überflogen, da ich nicht erst in 2 Wochen antworten 
wollte - kommt noch) die IXAN0068 fordert eine
>Forward Bias Safe Operating Area (FBSOA)
und sagt, dass FETs ohne einen solchen spezifizierten Bereich auch 
sterben können, wenn man die sonstigen angegebenen Randbedingungen nicht 
überreitzt.
Wie angedeutet, brauche ich eine Weile um die IXAN0068 zu 
verinnerlichen, da ich den FET in seinem Aufbau an sich noch nicht 
sonderlich gut zu verstehen versucht habe.
Nun habe ich neben der 10er Stange des gewählten FETs noch die gleiche 
Stückzahl eines IGBTs zu liegen 
(http://www.vishay.com/docs/94772/vsgt140da60u.pdf)
Das Datenblatt wirbt mit
>Square RBSOA
R steht hier für reverse anstelle forward - ist das beim IGBT das 
Äqivalent?
Wenn man den IGBT verwenden kann, wie weit ist der anders zu beschalten?
(Transistor typische Schleusenspannung ist mir bekannt)

edit: glaube das RBSOA gerade begriffen zu haben - ist nicht das 
Äquivalent sondern beschreibt den möglichen Bespannungs- und 
Bestromungsbereich

Danke Euch soweit - hoffe ihr bekommt nicht wieder alle Plaque wegen der 
vielen Prosa.

Lieben Gruß
Robert

: Bearbeitet durch User
von Mark S. (voltwide)


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Eine Verlustleistung von 250W würde ich garnicht erst versuchen in einem 
einzigen LeistungsMOSFET/IGBT zu verheizen, sondern auf ca 5 chips 
verteilen.
Damit die Last gleichmäßig verteilt wird gehören dazu Source-Widerstände 
an denen auch schon mal 1..2V abfallen. Solche Widerstände gibt es von 
Isabellenhütte im Gehäuse TO-247 o.ä. zur Verschraubung mit dem 
Kühlkörper.

Zum Verständnis der dynamischen Eigenschaften, Schleifenstabilität usw 
kann ich nur empfehlen das Ganze mal in (LT-)Spice zu simulieren.

von MiWi (Gast)


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Robert T. schrieb:

> Aber eine Lösungen per AND-Gatter (Zellspannung_anwesend & uC_Puls_on)
> oder ähnliches scheint mir fix realisiert.

einfacher ist`s wenn Du eine Transistor mit seiner BE-Strecke über den 
Shunt legst und wenn der mehr als 0,6V hat dann zieht der das Gate gegen 
GND. Und - vergiß den Basiswiderstand nicht...

>>Abgesehen davon ist der ausgewählte FET ausdrücklich nicht für eine
>>lineare Beschaltung geeignet, der brennt Dir schneller durch als du
>>pieps sagen kannst. Nimm welche von IXYS, die dafür ausdrücklich
>>spezifiziert sind (Suche nach IXAN0068.pdf für genauere Infos und lese
>>sie gründlich)
> Ich dachte bisher immer: Scheiß auf ne Linearität der
> Übertragungsfunktion - der OPV wird schon drumherum regeln auch bei
> Nichtlinearität -

Oh, das Ignorieren von Bauteileigenschaften paßt schon. Aber jammere 
dann nicht wenn Dir der FET - wenn er dann wirklich arbeiten muß (250W 
Ptot) Dir um die Ohren fliegt.

Denn es geht nicht um die Nichtlinearität, die ist eh egal. Es geht 
darum, das der ausgewählte FET vermutlich Hotspots am Die entwickeln 
wird und wenn dann einer stirbt war`s das mit dem FET. Die sind auf Ein 
oder Aus optimiert. Nicht auf bischen ein und bischen aus...

Und - es reicht wenn Du die AN verstehst, auswendiglernen brauchst Du 
sie nicht.

Grüße

MiWi

>
> Lieben Gruß
> Robert

von Robert T. (tillule)


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Ich habe mich derweil durch die AN: IXAN0068.pdf gekämpft und glaube den 
ETI-Effekt (Avalanche-Effekt) verstanden zu haben.

Auf den VS-FC220SA20 (http://www.vishay.com/docs/94846/vs-fc220sa20.pdf) 
hätte ich ebenfalls Zugriff und wenn ich das Datenblatt richtig 
verstanden habe, erfüllt dieser die Voraussetzungen.
"Fully characterized capacitance and avalanche SOA"
und
"improved gate avalanche and dynamic dV/dt ruggedness"
sagt das Datenblatt und zeigt besagten Graphen mit scheinbar nicht 
theoretisch errechneten Grenzbereichen.

Schön an der 1-FET-Variante ist der günstige Kühler - es gibt aus dem 
PC-Bereich CPU-Kühler, die bis zu 250Watt auf 50Grad halten können.

Bissl unglücklich an dem Diagramm ist die schlechte Zuordnung der 
z-Achse. Bei der logarithmischen Zuordnung gibts 2x die Zuordnung 
zwischen 1 und 10 ???
^^alles ein wenig versetzt :/

Alle bisher gesehenen Lasten nutzen die hochgepriesene 
Parallelschaltung. Will auch nicht ausschließen, dass ich noch auf die 
Schnauze falle. Aber wenn ich die Summe aller Kommentare richtig 
verstanden habe, müsste es mit besagtem Typus in einer einzigen 
Last-Stufe funktionieren.

@Marc Space: ja habs in LTSpice nicht wenig simuliert, ich hab nur meist 
kein Spice-Modell der Wunschbauteile - simuliert hab ich den 
Stromverstärker, als auch den Integrator mit irgendnem OPV - beim FET 
hab ich nen Typ genommen mit ähnlicher Gate-Ladung. Was ich pauschal 
feststellen konnte ist, dass niedriege Ströme eher ins Schwingen geraten 
als hohe (ob nun mit oder ohne Stromverstärker). Muss zugeben, dass ich 
den Grund dafür noch nicht so recht verstanden habe, da die 
Übertragungsfunktion bei hohen Strömen flacher ist als bei tieferen und 
der Integrator sollte ja eher bei flacher Steigung übersteuern ??
^^ist aber sekundär, kommt mir nicht auf Mikrosekunden an.

Die Linearisierung durch größeren Shunt hab ich auch noch nicht 
verstanden - ist die Übertragungsfunktion nicht davon unabhängig?
Wenn ich die Leistung auf 5x50Watt aufteile und von den 50Watt 25 am 
Shunt abfallen, dann ist der Arbeitpunkt des FETs natürlich ein anderer. 
Ist ein niedrigerer Arbeitspunkt linearer?

Ein zu kühlender Shunt passt neben dem FET nicht mehr auf den CPU-Kühler 
- wenns mit 2. Verstärker in der Regelschleife iwie geht, daher gerne 
ohne "Leistungs"-Shunt.

@MiWi: ein Bipolarer mit 0.6V-Arbeitspunkt ist mir bissl hoch 
angesiedelt, wenn ich bei niederohmigen Shunts bleiben kann. (Wenn denn)
Im Falle 4mOhm sind das 0.6/0.004A = 150A.
Sollte ich Vorgabewerte alleinig durch dig.Poti realisieren können, kann 
man die ON/OFF-Spannung ja tatsächlich auch schick verunden und schubst 
den Integrator so in die negative Sättigung bei 0A.

Da erwähnter FET ein V_th von 5.1V bei T_J=25Grad hat kann ich meine 
Single-Supply glaub lassen, muss aber die Versorgung vom 
R2R_OPV(Integrator) auf 6V "aufbohren"

Könnt mir vorstellen, dass meine Denke in diversen Aspekten naiv ist und 
freue mich über Aufklärung

Lieben Gruß
Robert

edit: noch ne Frage zur Gate-Ladung .... die gesetzten 10Ohm als 
Vorwiderstand hab ich mir aus irgendwelchen Schaltungen abgekupfert .... 
bei unendlich fixem Verstärker hab ich ne Art temporären Kurzschluss - 
muss ich da noch drauf achten, dass mein Integrator genug treiben kann 
oder kurzschlussfest ist?

: Bearbeitet durch User
von WehOhWeh (Gast)


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Viel Spass mit der Auswahl des MOSFET :-(

Der spirito-effekt und die fast immer mangelhaften Angaben im Datenblatt 
zum Linearbetrieb werden dir das Leben zur Hölle machen.

Hier ein bisserle Literatur dazu:
http://www.irf.com/technical-info/appnotes/an-1155.pdf
--> Moderne FET mögden den Linearbetrieb nicht.

Jaja, radiation harded, weiß schon. Den Effekt haben trotzdem fast alle 
modernen FET.

Grund ist der NEGATIVE Temperaturkoeffizient der Gatetresholds und der 
Umstand, dass viele FET aus der Parallelschaltung vieler kleiner FET 
bestehen. Im Linearbetrieb konzentrieren sich die Lasten durch den 
Temeraturkoeffizienten der Gatetresholds auf kleine Bereiche im Chip - 
anders als im Schaltbetrieb ist hier die Treshold relevant, nicht der 
Kanalwiderstand.

Je größer der Chip, desto schlimmer. Was für eine Parallelschaltung mit 
Symmetrierwiderständen spricht. Oder BIPs.

Ich kann nur empfehlen, viel zu testen. Bei meinen Tests für einen 
Hot-Swap-Controller (ähnliche Anforderung) habe ich viele FET 
aussortieren müssen. Einige sind weit innerhalb der DC-Linie im 
SOA-Diagramm gestorben.

Frag dazu am besten bei einigen Herstellern nach. Ich kann hier 
Fairchild und NXP empfehlen.

von Andrew T. (marsufant)


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Robert T. schrieb:
> Schön an der 1-FET-Variante ist der günstige Kühler - es gibt aus dem
> PC-Bereich CPU-Kühler, die bis zu 250Watt auf 50Grad halten können.

Den Übergang an der Übergangs Fläche Gehäuse-Kühlkörper können die 
möglicherweise auf 50 Grad Celsius halten.

Aber bei 0,7 k/W für den Übergang Siliziumchip - Gehäuse sieht das für 
das im Transistor wie aus?

> Aber wenn ich die Summe aller Kommentare richtig
> verstanden habe, müsste es mit besagtem Typus in einer einzigen
> Last-Stufe funktionieren.

Ach!
Dann ist wohl ein markantes Sender-Empfänger Problem in Deiner 
Kommunikation.

Denn warum sonst haben haben Firmen wie "HP agilent Keysight", Statron, 
etc. wohl 200W Lasten gebaut und  (eben weil diese Firmen das Problem 
möglicherweise verstanden haben) bereits mit mehr als einer Last-Stufe 
konzipiert? Wäre da etwa nicht  eine ausreichend?

scnr.

von Robert T. (tillule)


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Klar, man könnt einfach die Endstufe der ELV9000 1:1 nachbauen und wäre 
am Ziel.
Müsst man niemanden im Forum belästigen, hat aber wenig gelernt und nie 
verstanden, warum's so gemacht wird und nicht anders.
Auch ist es ja vllt. ein Kostenfaktor zwischen 30€-50€ FET-Modulen im 
SOT-227 Gehäuse und 50Cent-BUZ11.
Also könnten Firmen wie Statron etc. parallelisiert haben, weil's nicht 
sinnvoll anders geht oder weil's kostengünstiger ist.

Mittels Eurer Hinweise glaube ich ja einiges gelernt zu haben:
- Marc Space: es gibt ein Phasenverschiebung durch den MOSFET
- MiWi: FET und Linearbetrieb ist ne kritische Sache 
(Avalanche-/Spirito-Effekt); Datenblatt genau beschauen
- WehOhWeh: Selbst wenn's gehen sollte laut Datenblatt, haut einem die 
Realität trotzdem ins Gesicht (Fairchild & NXP - wird als Hersteller 
empfohlen)
- Andrew Taylor: Temperaturgefälle Junction2Case nicht vernachlässigen

R_thJC ist mit 0.19K/W beim aktuellen FET(VS-FC220SA20) angegeben
ergibt ein Gefälle von 47.5K
Angenommen man bekommt die Außenhaut des FETs auf 50 C gekühlt, dann 
wäre T_J = 97.5 C - da wäre noch ein wenig Luft, aber dennoch wichtiger 
Hinweis.

Wenn ich Single-Die Typen verwende, die ich parallel schalte und deren 
Gate ich einzeln regle, dann mache ich einen Bogen um den 
Avalanche-Effekt.
Wahrscheinlich gibt es die Single-Die Typen bis ca. 50W, sodass einzelne 
Laststufen typischerweise max. 50Watt bedienen.

Nun bin ich mit meinem Projekt soweit gediehen, dass ich einen 
Single-FET-Stufe mal mit 150W CC belasten möchte, auch wenn ich derweil 
durch WehOhWeh & MiWi das Gefühl hab, dass der mir trotz Datenblatt 
wegbrennt.

von Andrew T. (marsufant)


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Robert T. schrieb:
> auch wenn ich derweil
> durch WehOhWeh & MiWi das Gefühl hab, dass der mir trotz Datenblatt
> wegbrennt.

Nun, Fig. 16 im Datenblatt des FET zeigt für DC ja zumindest die 
Hoffnung auf, das es nicht brennt .-))

Bau es halt mal testweise auf, und spendier einen Thermoswitch am 
Kühlkörper, der bei 60..65 Grad Celsius  Deinen Testaufbau in NotAus 
bringt.

von Tany (Gast)


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von Andrew T. (marsufant)


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Tany schrieb:
> http://dareal.info/test/

Thumbs up && Like!
Eine wahre Killer-Applikation (FET   R.I.P.)

von Tany (Gast)


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Andrew T. schrieb:
> Eine wahre Killer-Applikation

ja und? der IRFP450 kostet nur noch "paar" cent :-)

von MiWi (Gast)


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Robert T. schrieb:

>
> @MiWi: ein Bipolarer mit 0.6V-Arbeitspunkt ist mir bissl hoch
> angesiedelt, wenn ich bei niederohmigen Shunts bleiben kann. (Wenn denn)
> Im Falle 4mOhm sind das 0.6/0.004A = 150A.
> Sollte ich Vorgabewerte alleinig durch dig.Poti realisieren können, kann
> man die ON/OFF-Spannung ja tatsächlich auch schick verunden und schubst
> den Integrator so in die negative Sättigung bei 0A.

 Mir ist das egal wie Du Deinen Kuezschlußschutz umsetzt. Ich weiß nur 
aus anderen Projekten und eigener Erfahrung daß es schnell gehen muß. 
Sehr schnell. Und je weniger Teile darin enthalten sind desto besser. 
Irgendweine Software, die da lang herumbasteln muß ist ein NoNo. Daher 
das mit der BE-Strecke: billg, schnell und verständlich.

Wenn Dir bei 70A ein Spannungsabfall von 0,7V zu teuer ist (10Milliohm)- 
nimm einen schellen Komparator, der die Spannung am Shunt überwacht... 
geht auch günstig. Nur schnell  muß das ganze sein, 1ms ist schon zu 
langsam, 10uS Reaktionszeit sind gut. (Nein, das ist kein Scherz)

Und das mit den FETs.... wie gesagt... probier es aus, Du bastelst herum 
nicht ich.

Ich wollte Dich nur auf einen klassichen Datenblattinterpretationsfehler 
hinweisen, daß die dort angegeben Ptot mitnichten im Linarbetrieb 
sondern bei dieser Art von FETS nur für den Schaltbetrieb gelten. Wie 
Du mit dieser Information umgehst ist mir egal, Du scheinst sie jedoch 
verstanden zu haben (sehr fein...)

PS: Ich würd pro FET (die Deiner Wahl - ohne das Datenblatt nun sehr 
genau studiert zu haben) max. 85W (3Stk=255W) verheizen und jeden FET 
einzeln regeln und sehr gut kühlen...

Und den Staubfilter nicht vergessen!

Also - laß es krachen und lerne daran :-)


Viel Erfolg

MiWi

von Nils S. (kruemeltee) Benutzerseite


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OT:

MiWi schrieb:
> Viel Erfolg
>
> MiWi

Ist das verwirrend .... ich dachte schon, hat MaWin ne Krebsdiagnose 
bekommen und ist aufeinmal freundlich zu seinen Mitmenschen, dann las 
ich den Namen richtig.

von Nase (Gast)


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Über den Daumen: Nimm irgendeinen alten MOSFET.
Früher(tm) waren Trench-FET noch nicht so in Mode und die Steilheit war 
noch überschaubar. Beides kommt den Linearbetrieb zugute.

Warum eigentlich überhaupt MOSFET?
BJTs haben in manchen Anwendungen schon ihre Vorzüge.

von MiWi (Gast)


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Nase schrieb:
> Über den Daumen: Nimm irgendeinen alten MOSFET.
> Früher(tm) waren Trench-FET noch nicht so in Mode und die Steilheit war
> noch überschaubar. Beides kommt den Linearbetrieb zugute.
>
> Warum eigentlich überhaupt MOSFET?
> BJTs haben in manchen Anwendungen schon ihre Vorzüge.

Naja, wenn richtig gebastelt ist die Sättigungspannung bei Bipolaren 
meistens höher als bei FETs... Nicht so schlimm bei 50V, Wenn man aber 
3V3-Wandler austesten will ist das durchaus kommod.

Und die relativ(!) leistungsarme Ansteuerung bei FETs (wenn es nicht um 
us-Pulse geht) ist auch recht erfreulich...


Grüße

MiWi

von Nase (Gast)


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MiWi schrieb:
> Wenn man aber
> 3V3-Wandler austesten will ist das durchaus kommod.
Dann braucht man i.d.R. aber auch keine Last, die 1/4kW umsetzen kann. 
Wird dann recht bald unhandlich wegen der Ströme, wissenschon.

MiWi schrieb:
> Und die relativ(!) leistungsarme Ansteuerung bei FETs (wenn es nicht um
> us-Pulse geht) ist auch recht erfreulich...
Die ist vorallem bei einer elektronischen Last ziemlich egal, weil man
(a) ja im Linearbetrieb ist und wenig Übersteuerung braucht und
(b) andere Probleme mit Verlustleistung hat :-)

Noch eleganter könnte man den Basisstrom ja sogar von der Last abziehen.

von Robert T. (tillule)


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Die geringste Spannung, die ich belastet wissen möchte beträgt 4.8V und 
das bekäme glaub auch ein Bip hin (V_Shunt + U_f(Bip))

Ich hab in meinem Leben noch wenige Bips beschaltet und wusste aber 
bisher auch noch nicht um die Nachteile des FETs im Linearbetrieb 
(negativer Temperatur-Koeffizient von V_th).

Wenn man alleinig diesen negativen Koeffizienten hochhält, wäre dann 
nicht ein IGBT mit positivem Koeffizienten an kritischer Stelle 
gleichermaßen prima wie ein Standard-Bip? (nehme an beide Typen haben 
keine eingeschränkte Safe-Operating-Area des Koeffizienten wegen)

Könnte man diese dann durch die umgekehrte Temperatur-Proportionalität 
auch parallelschalten und mit einer einzigen Regelspannung versorgen? 
(also nicht die komplette Regelstufe inkl. FET parallelisieren, sondern 
nur den Leistungsbaustein)
Wenn ein Kandidat mehr Leistung verbrät, wird er wärmer und V_th wird 
größer, was zur Folge hat, dass er wiederum weniger durchlässt.

Bips und IGBTs sind glaub bissl träger, aber der Faktor ist mir wenig 
wichtig (1-2ms von 0 auf 100 reichen mir).


Und dann noch ne Frage zur Temperaturmessung ...
... Bub, miss brav die KK-Temperatur hab ich mehrfach gehört und kommt 
mir sinnig vor, um zu wissen, was man dem Baustein antut.
Aber kann man nicht auch den Temp.-Koeffizienten von V_th nutzen und 
bekommt dann nicht die Case-, sondern die Junction-Temperatur(die ja 
eigentlich die interessantere ist)?
Bei dem vorrätigen IGBT wäre der Koeefizient (für null Last) angegeben, 
beim FET kann man ihn vllt. durch Kochtopf und Raumtemperatur 
abschätzen.
Dumme Idee?

edit: man könnte auch die Freilaufdiode zum vermessen nutzen

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