Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Kassettenadapter


von Gaßtgeber (Gast)


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https://www.youtube.com/watch?v=HjNHNzYby4Q

Ich habe dies gefunden zum Selbstbau eines Kassettenadapters.

Meine Frage ist, welche Funktion die Widerstände und die Kondensatoren 
haben. Ich habe schon mal ausprobiert, dass die Widerstände für eine 
höhere Tonausgabe sorgen. Aber warum ist das so?

Der Kassettenadapter hat ja einen Equalizer integriert der das Signal zu 
tief und basslastig wiedergeben würde. Ohne Widerstand und Kondensator 
werden tiefe Melodien fast geschluckt und der Bass kommt viel zu stark 
durch, es ist alles gedämpft. Ich vermute mal dass die Kondenstoren den 
Bass schlucken sollen, da wo die Spannung am höchsten wird.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Genau wie das Signal auf einer Schallplatte wird das Signal auf einer 
Compact Cassette beim Aufnehmen vorverzerrt (d.h. im Frequenzgang 
geändert) und beim Abspielen wieder entzerrt. Das ist sogar 
unterschiedlich, je nachdem, was für ein Cassettentyp verwendet wird - 
Chromdioxid Cassetten werden anders behandelt als FE-II oder Metall 
Bänder:

https://en.wikipedia.org/wiki/Compact_Cassette#Cassette_types

Um wenigstens ein bisschen davon wettzumachen, haben die Jungs in das 
Adapter eine Höhenabsenkung verbaut. Genaugenommen müsste man diese 
abhängig davon machen, als was sich das Adapter zu erkennen gibt, eben 
FE, Metal oder Chromdioxid.
Mir fehlt übrigens für den Fall, das da ein wenig Gleichspannung auf dem 
Ausgang liegt, noch ein Koppelkondensator vor den Kanälen, denn 
Gleichspannung magnetisiert den Kopf unnötig auf.

: Bearbeitet durch User
von Anselm 6. (anselm68)


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Wenn ich mich recht erinnere wird bei verschiedenen Magnetbandtypen 
lediglich die Vormagnetisierung verändert.
Die Aufnahme selbst ist völlig unverändert im Frequenzgang!
Jedenfalls solange kein Dolby eingeschaltet ist.
1k und 10nF sieht einfach nach Entstörung aus.

Anselm

von schnurzel (Gast)


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Je langsamer der Flusswechsel, desto kleiner die Amplitude der 
induzierten Spannung. Hier empfiehlt sich auf jeden Fall eine 
Höhenabsenkung und eine allgemeine Pegelabsenkung könnte auch nötig 
werden. Mein Vater hatte in den 80ern so einen Adapter aus Pertinax 
geschnitzt, da waren auch 2 Arbeiterfahnen dran.

Ne echte Kompaktkassette schluckt dagegen hohe Frequenzen. Wegen der zu 
geringen Bandgeschwindigkeit neutralisieren sich die Flusswechsel 
gegenseitig. Alles Weitere (Dolby XY, Chromdioxid etc.) ist 
Flickschusterei. Wer halbwegs funktionstüchtige Ohren hatte, besorgte 
sich ein Tonbandgerät. :)

von Old P. (Gast)


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Anselm 6. schrieb:
> Wenn ich mich recht erinnere wird bei verschiedenen Magnetbandtypen
> lediglich die Vormagnetisierung verändert.

Tja, dann trügt Dich die Erinnerung.

> Die Aufnahme selbst ist völlig unverändert im Frequenzgang!

Beim einfachen Henkelmann vielleicht....

> 1k und 10nF sieht einfach nach Entstörung aus.

Nö! Wie schon geschrieben: Höhenabsenkung. Wobei 10nF schon derbe sind.

Ich habe auch noch solche Adapter liegen, nie wirklich verwandt, da mir 
der Tonkopf im Zielgerät zu schade dafür ist. Zumindest ist etwas Tesa 
auf dem Adapterkopf Pflicht, sonst zerkratzt der Zielkopf bei den 
üblichen Vibrationen im Auto (ich geh mal von Auto aus)

Old-Papa

Update:
Habe mir gerade das Video angesehen....
So einfach wie dargestellt ist das eben nicht! Er zeigt nichts zur 
Tonkopfmontage und (wichtiger) zur Justierung. Der Adapterkopf muss sehr 
genau gegenüber dem Zielkopf sitzen und die Spalte müssen auch genau 
ausgerichtet sein.
Weiterhin hat er einfach beide Spulen entfernt, das kann bei einfachen 
Henkelmännern gehen, bei besseren aber nicht. Diese erkennen, dass die 
Abwickelspule nicht bewegt wird und schalten ab. Also müssen beide 
Spulen ohne Band wieder rein und über einen kleinen Gummi oder zum Ring 
verklebtes Bandstück verbunden werden. So treibt die Aufwikelachse die 
Abwikel.. an und alles ist gut.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Anselm 6. schrieb:
> Wenn ich mich recht erinnere wird bei verschiedenen Magnetbandtypen
> lediglich die Vormagnetisierung verändert.
> Die Aufnahme selbst ist völlig unverändert im Frequenzgang!

Nö, wie old-papa und ich schon sagten, wird auch der Frequenzgang 
geändert. Übrigens habe ich dazu auch den Link aus Wikipedia gepostet, 
einfach lesen vor dem Schreiben.

Mein alter Qualitätsrecorder von Akai (mit echter Hinterbandkontrolle!) 
hat zu diesem Zweck sogar getrennte Schalter. Einer schaltet die 
Vormagnetisierung um und der andere die Entzerrung.

von Soul E. (Gast)


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Anselm 6. schrieb:

> Wenn ich mich recht erinnere wird bei verschiedenen Magnetbandtypen
> lediglich die Vormagnetisierung verändert.
> Die Aufnahme selbst ist völlig unverändert im Frequenzgang!

Nein. Für Fe2O3 ("Normal") liegt die Zeitkonstante der Pre-Emphasis bei 
120 µs und für CrO2 sowie Reineisen ("Metal") bei 70 µs.

von Gaßtgeber (Gast)


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Vielen Dank. Dank dem Wikipedia Artikel habe ich jetzt die Kerben an der 
Unterseite der Kassette abgeklebt, so dass sie als Typ 1 erkannt wird, 
der am wenigsten entzerrt wird.

Das Kassettendeck senkt doch die Höhen ab, also müsste die Schaltung 
doch die Tiefen anheben. Auch beim Abspielen ohne Schaltung waren die 
Höhen viel zu niedrig.

Der Grundlegenden Funktion der Bauteile nach müsste der Widerstand den 
Lautstärkepegel reduzieren und der Kondensator die Wechselströme durch 
Neutralisation dämpfen, also die Höhen dämpfen. Wie passt das zu meinen 
Erfahrungen im oberen Absatz? Außerdem wurden beim Testen in einem 
Radiorekorder der Trebel höher, als ich den Widerstand hingehalten habe.

Die Positionierung des Kopfes war einfach, habe eine Federung mit einer 
Kugelschreiberfeder eingebaut. Der Kopf bewegt sich in einem 
Vierkantrohr, geknickt aus einem Stück Kunststoffstreifen oder Blech. 
Der Kopf muss genau in der Mitte des Kassettenspaltes sein, die Breite 
kann man ja leicht abmessen und die Höhe, da orientiert man sich an der 
Kassettenteilung. Das was von den Ferritkernen noch aus dem Kopf vorne 
zu sehen ist muss genau auf der Mittellinie liegen. Zwecks Federung 
wurde ein Stück Draht an den Kopf geklebt, der die Feder führt. Feile 
und Heisskleber haben mir dabei geholfen.

von Gaßtgeber (Gast)


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@oldpapa In 2 Radiorekordern und dem Autoradio hat das Tape auch ohne 
Bandrollen funktioniert.

von Old P. (Gast)


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Gaßtgeber schrieb:
>
> Die Positionierung des Kopfes war einfach, habe eine Federung mit einer
> Kugelschreiberfeder eingebaut. Der Kopf bewegt sich in einem
> Vierkantrohr, geknickt aus einem Stück Kunststoffstreifen oder Blech.
> Der Kopf muss genau in der Mitte des Kassettenspaltes sein, die Breite
> kann man ja leicht abmessen und die Höhe, da orientiert man sich an der
> Kassettenteilung. Das was von den Ferritkernen noch aus dem Kopf vorne
> zu sehen ist muss genau auf der Mittellinie liegen. Zwecks Federung
> wurde ein Stück Draht an den Kopf geklebt, der die Feder führt. Feile
> und Heisskleber haben mir dabei geholfen.

Ein Bild würde mehr sagen ;-)
Den Kopf einfach nur nach den Kassettenabmessungen auszurichten ist nur 
ein Notbehelf. Richtig müsste man das Zielgerät öffnen, die Kassette 
halb offen einlegen und den Adapterkopf solange 
Hundertstelmillimeterweise verrücken, bis
a) die Höhen bestmöglich durchkommen und
b) maximale Stereotrennung erreicht wird.
Auch das hab ich schon durch, es gab einen deutlichen Aha-Effekt.
Allerdings dann nur bei diesem Zielgerät, in einem anderen war wieder 
nur mäßiger Ton. Das ist auch der Hauptgrund, weshalb ich dann lieber in 
die Zielgeräte Aux-Buchsen eingebaut habe.

Old-Papa

von Michael U. (amiga)


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Hallo,

die Höhe beeinflußt den Pegel und die Kanaltrennung. Für die Höhen ist 
der Azimutwinkel zuständig. Wenn der Adapter nur in disem Gerät benutzt 
wird und damit keine echten Kassetten mehr abgespielt werden sollen, 
kann man die Kopfjustage des Original-Tonkopfes dazu bemühen.

Gruß aus Berlin
Michael

von Gaßtgeber (Gast)


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@oldpapa Bilder von dem Tape kann ich leider nicht mehr machen, weil ich 
es schon zusammengeklebt habe. Aber ich hab eine Prinzipskizze gemacht. 
Da die Kassette unten etwas schmal wird, habe ich dort einfach Material 
abgefeilt. Die Ausrichtung hab ich auch schon getestet, aber dann müsste 
man ja Stellschrauben im Adapter haben, das ist eindeutig zu aufwendig. 
Und zur Ausrichtung ist anzumerken, dass das Band ja genau in der Mitte 
von der Kassette läuft und der Kopf nimmt immer den Ton von einer Hälfte 
des Bandes ab, wenn man die Kassette umdreht, dann die andere Hälfte. 
Deshalb muss der Bereich mit den Spulen, den man ja genau sehen kann 
direkt über der Mittellinie liegen. Dann funktioniert auch 
Stereotrennung sehr gut. Wenn dann noch der Kopf mittig in der Kassette 
angebracht ist, hat man gute Chancen dass der Ferritspalt auch genau mit 
dem des Abspielgerätes übereinstimmt und die Lautstärke maximal wird.

von Mani W. (e-doc)


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Gaßtgeber schrieb:
> Meine Frage ist, welche Funktion die Widerstände und die Kondensatoren
> haben.

Gaßtgeber schrieb:
> Der Kassettenadapter hat ja einen Equalizer integriert der das Signal zu
> tief und basslastig wiedergeben würde.

All Deine Fragen könntest selbst beantworten, falls Interesse besteht...

Probiere selbst unterschiedliche R und C aus, dann reden wir weiter...

von Gaßtgeber (Gast)


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An einem normalen Verstärker bewirkt ein regelbarer Widerstand eine 
Verringerung der Lautstärke.

Ab ca. 4 uF hört man dass vor allem die Höhen gedämpft und der Ton 
insgesamt dumpfer wird. Bei ca. 1000 uF wird der Ton fast vollständig 
vom Kondensator geschluckt.

Kassettendeck hab ich grad keines. Aber es müsste genau so beim 
Kassettendeck ankommen und was es damit macht dürfte wohl unabhängig vom 
Eingangssignal sein.

von derguteweka (Gast)


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Moin,

Anscheinend ist die Formel zum Berechnen der Grenzfrequenz eines simplen 
RC-Tiefpasses (f=1/(2*pi*R*C)) voellig ueberbewertet und sollte deshalb 
zu Gunsten von "Jeder tanzt seinen Namen" und "wir arbeiten jetzt mit 
gefuehlten Frequenzen" auch aus Lehrplaenen und Literatur verschwinden.

Laesst man den Tonkopf mal weg, hat das Ding mit den gegebenen 
Bauteilwerten eine Grenzfrequenz von 15.9kHz. Die wird durch ohm'sche 
Last am Ausgang noch hoeher -> da wird man im Hoerbereich nicht viel 
davon merken. Induktive Anteile des Tonkopfs muessten ueber 10mH sein, 
damit man ueberhaupt irgendwelche Beulen im Frequenzgang<16kHz haben 
koennte....

IIRC waren Tonkoepfe fuer Cassettendecks auch recht unterschiedlich von 
ihren Impedanzen her, daher waere es Zufall, wenn so eine Schaltung an 
einem X-beliebigen Tonkopf irgendwas sinnvolles macht.


Gruss
WK

von Old P. (Gast)


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Gaßtgeber schrieb:
> @oldpapa Bilder von dem Tape kann ich leider nicht mehr machen, weil ich
> es schon zusammengeklebt habe.

Mir graust es... ;-) Sind die Schrauben ins Gras gefallen oder warum?

> Da die Kassette unten etwas schmal wird, habe ich dort einfach Material
> abgefeilt. Die Ausrichtung hab ich auch schon getestet, aber dann müsste
> man ja Stellschrauben im Adapter haben, das ist eindeutig zu aufwendig.

Aber der einzig sinnvolle Weg.

> Und zur Ausrichtung ist anzumerken, dass das Band ja genau in der Mitte
> von der Kassette läuft....

Nö...
Das Band wird vom Kopf in seine exakte Position gezwungen, er hat extra 
eine Führung dafür. In etwa in der Mitte stimmt schon, aber eben nur "in 
etwa"

> Deshalb muss der Bereich mit den Spulen, den man ja genau sehen kann
> direkt über der Mittellinie liegen. Dann funktioniert auch
> Stereotrennung sehr gut. Wenn dann noch der Kopf mittig in der Kassette
> angebracht ist, hat man gute Chancen dass der Ferritspalt auch genau mit
> dem des Abspielgerätes übereinstimmt und die Lautstärke maximal wird.

Sehr viele "Wenns" ;-)
Gerade bei Tonbandkassetten ist die Ausrichtung von größter Bedeutung. 
Selbst winzigste Winkelabweichungen der Azimutstellung oder nur Zehntel 
Millimeter Versatz in den Spuren entscheiden über guten Ton oder 
Betonmischergeräusch ;-)
Ich wiederhole mich: Letztlich ist so ein Adapter nur eine unterirdische 
Hilfskrücke. Mit weniger Aufwand baut man sich besser einen Aux (Line) 
Eingang ans Gerät.

Old-Papa

von Gaßtgeber (Gast)


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Habe den Adapter jetzt genau so gebaut, also mit Führung+Federung, 2R 
und 2C und er funktioniert absolut perfekt, besser als der 
FM-Transmitter. Sind sowieso alle Unterfrequenzen zugemüllt.

@oldpapa Ins Gras nicht, aber die Schraube in der Mitte musste ja weg, 
dort kommt der Tonkopf hin und das muss ich kleben, damit es hinterher 
nicht biegt und die Position exakt bleibt.

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