Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik PH-Messgerät


von chris (Gast)


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Guten Tag,
als Erstes ein großen Dankeschön an dieses Forum, welches mich als 
stillen Mitleser des Öfteren weitergeholfen hat. So auch bei meinem 
aktuellen Projekt, den Bau eines Aquariumsteuergerät u.a. mit CO2 
Regulierung mittels Ph-Wert.
Da der analoge Teil, welcher die Spannung der Ph-Sonde verstärkt, für 
mich als Anfänger, eher komplex ist, habe ich mir zusätzlich Hilfe von 
diesem Forum geholt und zahlreiche Threads, die es schon zu diesem Thema 
gibt, durchgelesen. Letztlich kam ich dann zu dem angehängten 
Schaltplan.
Meine Anforderung an meiner Schaltung ist eine Genauigkeit von min. 0,1 
Ph. Der µC hat eine ADC mit 12bit und eine Versorgungspannung von 3,3V. 
Hier habe ich schon gleich die erste Fragen: Wenn ich diese auch als 
Referenzspannung herannehme, kommt es doch wieder zu starken 
Ungenauigkeiten, oder sind die vernachlässigbar?
Um Störungen weiter entgegen zu wirken, wurde mehrmals empfohlen die 
Ph-Sonde direkt mit einem Kabel (also ohne Platine) mit dem 
Operationsverstärker zu verbinden. Jetzt wurde aber in einem anderen 
Thread empfohlen einen Tiefpass vor dem Eingang zu verwenden. Dann 
funktioniert das doch nicht mehr mit dem direkten Verbinden. Einen 
Ferritring habe ich auf jeden Fall vor zu verwenden. Ist dann der 
Tiefpass evtl. nicht mehr notwendig?
Die Temperaturkompensation möchte ich über die Software regeln.
Vielen Dank im Voraus
Chris

von Bastian W. (jackfrost)


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Kannst du mit der Schaltung negative Spannung messen ? Wenn der pH > 7 
wird , dann wird die Spannung an der Sonde negativ.

Ich hab so was mal mit ner Control 2 gemacht hatte aber deren ADC 
genutzt.

Wenn du willst kann ich dir den pH Verstärker hier einstellen. Ich hatte 
die Schaltung h aus dem Netz und hab sie so umgeändert das die 
Kalibrierung der Sonde per Software gemacht wurde. Es gab nur einen 
Fehler bei der Offsetspannung.

Gruß JackFrost

von Franz (Gast)


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Genauigkeit von 0,1Ph?

Boah eh, das müssen aber verwöhnte Fische sein!

Hast Du eine Messkette (PH- Sonde) die das kann bzw. soviele Kohle, daß
Du Dir sowas leisten kannst?

Immer dieser Laienehrgeiz...0,1 pH

von chris (Gast)


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Danke für deine Antwort. Negative Spannungen kann messen, weil ich mit 
IC1A einen virtuelle Masse bereitstelle. Zwischen dieser virtuellen 
Masse und GND, der Versorgungsspannung, habe ich so eine negative 
Spannung.
Gerne kannst du deine Schalung in den Thread laden. Welche Genauigkeit 
konntest du so erreichen?
Mit freundlich Grüßen
Chris

von chris (Gast)


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Ich habe mir eine Schott Elektrode günstig ergattern können, mit der ich 
diese Genauigkeit erreichen kann.
0,1 Ph hört sich zwar nicht viel an, aber grob überschlagen ist bei 
einem Anstieg von 0,1 ca. 25% mehr Co2 im Wasser gelöst.

von MaWin (Gast)


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chris schrieb:
> Meine Anforderung an meiner Schaltung ist eine Genauigkeit von min. 0,1
> Ph.

Bringt denn die Sonde das, ist die überhaupt so langzeitstabil ?

Normalerweise muss man für 0.1pH nicht nur zusätzlich die Temperatur 
messen (kann bei temperiertem Aquarium entfallen), sondern auch die 
Sonde regelmässig mit Kalibrierlösungen neu kalibrieren.
Und wenn man das automatisiert (Pumpen), kann man die Sonde auch lange 
in 3MolK aufbewahren.

Nur eine im (schmierigen) Wasser hängende Sonde ist schon nach 1 Woche 
nicht mehr auf 0.1 genau.

> Wenn ich diese auch als Referenzspannung herannehme, kommt es
> doch wieder zu starken Ungenauigkeiten

Ja, eine pH-Sonde liefert eine absolute Spannung. Jede Abweichung der 
3.3V wird eine also prozentual identische Messabweichung.

Eine wichtige Entscheidung ist die Frage, ob von derselben Schaltung 
auch andere Werte (Leitfähigkeit, Sauerstoffgehalt) gemessen werden 
sollen, denn galvanisch nicht getrennte Sonden müssen dann auf gleichem 
Potential sein.

Ist VCC/2 als Potential ok, dann reichen die 4k7, die Sonde und die 
OpAmp-Eingänge sind so hochohmig, dass man keinen Buffer LM358 braucht. 
Deinen Subtrahierer braucht man auch nicht, wenn man die VCC/2 richtig 
einstellt (cih würde sie auf VCC/2 lassen, aber wenn man nur pH 7-9 
messen will, käme der Nullpunkt halt woandershin). C1 wird ein Problem, 
denn der ist nicht so hochohmig wie der OpAmp Eingang.
1
                    +5V
2
                     |
3
ARef --+      +------(-C1-+
4
       |      |      |    |
5
      R1      +------(-R4-+
6
       |      |      |    |
7
     A +--R3--+-----|+\   |
8
       |            |  >--+--R--+-- A/D
9
       +--pH--Bead--|-/         |
10
       |             | LMC6001  C
11
      R2             |          |
12
       |             |          |
13
GND ---+-------------+----------+-- AGND
reicht eigentlich, man nutzt die 1000mal stabilere 
Referenzspannungsquelle des uC (kaum belastbar, aber man kann problemlos 
über 100k nehmen). Eine Verschiebung der Spannung an A durch den Strom 
durch R3/R4 wird durch die sowieso notwendige Kalibrierung ausgeglichen. 
Abhalten von Hochfrequenzstörungen durch eine Drosselspule Bead, 
Dämpfung von Schwankungen durch R/C-Glied.

Mehr braucht es nicht. Der Rest, wichtiger, ist das "Pampern" der Sonde 
(siehe oben, ggf. mit Pumpen).

von Bastian W. (jackfrost)


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Um das Kalibrieren kommt man eh nicht rum. Mit pH 7 und 4 geht das ganz 
gut. Zudem sieht man dann noch den Zustand der Elektrode. Wenn die 
Nernstspannung von -0,059 mV / pH zu stark abweicht ist die Elektrode 
schrott. Zudem ist der Nullpunkt noch wichtig. Ich meine bei einem alten 
pH-Meter war die Sonde beirets bei -0,056 mV nicht mehr gut. Ist aber 
schon lange her das ich das Gerät genutzt hatte.

Ich hatte mal in Gespräch mit dem Service von Metrohm. Die haben für 
ihre pH Meter einen Eingangsimpedanz von ~ GOhm. Ih wollte bei meinem 
pH-Messverstärker das über einen JFET OpAmp machen, hatte dann aber 
keine Zeit mehr. Da das schon gut 15 Jahre her ist weiss nich nicht 
welchen Typ ich damals für den Impedanzwandler nutzen wollte. Leider 
habe ich nur noch die Eagledatei mit dem Impedanzwandler. Zudem hatte 
ich da noch nicht viel mit EAGLE gemacht, daher sieht das noch etwas 
wirr aus.

Ich konnte 0,1 pH messen, ich weiss aber nicht ob die Stelle hinter dem 
Komma gesichert war. Nach ein paar Wochen war es aber kein Problem die 
Elektrode zu kalibrieren.

Ich hatte die Verstärkung so ausgelegt das der gesamte pH-Bereich auf 
0-4,096 V verstärkt wurde. Die CC2 hatte nen ADC mit 10 bit. Daher 
konnte ich ~0,013 pH-Einheiten unterscheiden.

Ich musste nur die Verstärkte Spannung mit einem DC/DC Wandler wegen dem 
virtuellen GND abgreifen.

Ggf. wenn ich wieder mehr Zeit habe bau ich das mal wieder mit einem 
XMega.

Gruß JackFrost

von MaWin (Gast)


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Bastian W. schrieb:
> Zudem ist der Nullpunkt noch wichtig. Ich meine bei einem alten
> pH-Meter war die Sonde beirets bei -0,056 mV nicht mehr gut.

Kein Wunder, wenn man einen TL084 als Dauerbelastung anschliesst.

Da kann man ja gleich ein analoges Mikroamperemeter direkt dranschalten.

Mussten die anderen OpAmps im Gehäuse unbedingt verbaut werden oder 
warum ist die Schaltung so aufwändig ?

von Bastian W. (jackfrost)


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MaWin schrieb:
> Bastian W. schrieb:
>> Zudem ist der Nullpunkt noch wichtig. Ich meine bei einem alten
>> pH-Meter war die Sonde beirets bei -0,056 mV nicht mehr gut.
>
> Kein Wunder, wenn man einen TL084 als Dauerbelastung anschliesst.

Das mit dem alten pH-Meter bezog sich auf ein Gerät in der Firma, das 
den Status der Elektrode über die Nullpunktverschiebung und die 
Abweichung der Nernstspannung vom theoretischen Wert bestimmt hat. Mit 
den -0,056 mV meinte ich die Spannung der Elektrode / pH-Einheit.

Ich hatte in der ersten Version nur den TL084P. Dann ist das Signal aber 
umgekehrt zum pH-Wert 0V = pH 14 und 4,096 V = pH 0. Daher hatte ich den 
TL082P hinzugefügt damit das "logischer" ist. Diese Schaltung hab ich 
jedoch nie gebaut. Ich habe nur den alten Plan nicht mehr.

Auch wenn der TL084P nicht geeigent ist und es sicher bessere OpAmps 
dafür gibt hat es bei mir Funktioniert. Ich hatte die Werte mit 
pH-Papier mit 0,2er Teilung gegen geprüft und die Werte haben gepasst.

Und so aufwändig ist die Schaltung mit einem TL084P auch nicht . 
Verstärken -> Offset addieren -> Impedanzwandler und den vierten für das 
virtuelle GND.

Und laut Datenblatt hatte der einen Eingangsimpedanz von ~10^12 Ohm. Für 
meine Zwecke hats gereicht.

Gruß JackFrost

von wolleg (Gast)


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Bastian W. schrieb:
> spannung von -0,059 mV / pH
Du meinst wahrscheinlich 59mV/pH
Auf 0,1pH Einheiten messen zu wollen, ist schon recht sportlich, 
zumindest wenn man nicht aus der Branche ist. (Stichwort: 
Kalibrierlösung)
Etwas zum Eingangswiderstand des pH-Verstärkers:
Man sollte in Erfahrung bringen, welchen Innenwiderstand die 
pH-Elektrode hat. Früher (vor ca. 50 Jahren lag der Innenwiderstand 
einer Glaselektrode bei 1 bis 10MOhm, wenn ich mich richtig erinnere) 
Rechnet man mit einem 10fachen Wert, so sollte der Eingangswiderstand 
bei ca. 100MOhm liegen.

von Bastian W. (jackfrost)


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Die Pufferlösungen bekommt man im Aquariumhandel. Damit sollte es 
machbar sein. Man muss es dann halt regelmässig machen damit man die 
Drift der Elektrode kompensiert.

von Lurchi (Gast)


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Der TL084 ist schon grenzwertig für eine PH Elektrode. Vor allem als 
Dauermessung sollte man so etwas vermeiden. Heute ist das ja auch kein 
Problem mehr.

Ein CMOS OP mit Bias im Bereich 1 pA sollte es schon sein - weniger muss 
nicht, denn das bekommt man auch auf der Platine nur schwer hin. Es 
reicht also auch schon ein eher gewöhnlicher MCP6001 oder ähnlich.

An sich reicht 1 OP so wie oben von MaWin vorgeschlagen.

Der Ferrite um das Kabel ist schon mal eine gute Idee.

Auch für 0,1 PH Genauigkeit sind die Anforderungen an den ADC und die 
Ref. Spannung noch nicht so hoch. Das ist vielleicht 1% des Messreichs. 
Etwas schwieringer wird es da eher HF Störungen (z.B. Handy) usw. 
draußen zu halten, ohne dass der Filerkondensator am Eingang viel 
Leckstrom hat.

von Bastian W. (jackfrost)


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Lurchi schrieb:
> Ein CMOS OP mit Bias im Bereich 1 pA sollte es schon sein -

Ist der Unterschied zu typischen 20 pA des TL084 so groß ? Ausgehen von 
10MOhm Widerstand der Elektrode dann dürfte die Spannung doch um 10^7 
Ohm * 10^-12 * 20 A = 0,2 mV fallen , oder kann man das bei einer 
hochohmigen Spannungsquelle so nicht rechnen ? Bei einer Verstärkung von 
~5 ist das dann ein mV das ich zu wenig messe. Bei einem ADC mit 10 bit 
und URef 4,096 V sollte das ja unter gehen. Bei 200 pA wird es dann 
schon enger.

Sollte ich es nochmal aufbauen probier ich mal den MCP6001 probieren.

Gruß JackFrost

von Marcel P. (Gast)


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von chris (Gast)


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Danke für die weiteren Antworten. Dann werde ich das mal mit der 
Schaltung von MaWin versuchen, welche mir noch zugleich unnötige 
Bauteile spart.
Gruß
Chris

von Thomas S. (thommi)


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Was verschleisst denn eigentlich solch eine pH-Elektrode?

Wir haben in der Galvanik dauerhaft solche Elektroden im 
Vernickelungsbad, welches immer so bei pH 3.9...4.5 sauer sein soll.

Die hängen schon zwei Jahre drin, und die Pufferlösungskalibrierung 
passt eigentlich immer. Abweichungen nur wegen der Temperatur, aber die 
sind in einem Datenblatt vorhanden.

Bezieht sich der Verschleiss auf die Glasmembrane. Ich weiss dass die 
Sonden funktionieren, aber wie sie funktionieren, kann ich nach Lesen in 
der Wiki nur grob nachvollziehen.

Ich will da nicht in einem Thread wildern, sondern für andere 
Interessenten und für mich da Infos bekommen, wie so eine Sonde 
überhaupt arbeitet.

von Lurchi (Gast)


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Die Membran kann verscheißen und die Konzentration der Lösung im inneren 
kann sich ändern. Wie robust die Sonden sind hägt davon ab, wie dick die 
Membran ist - damit nimmt aber auch der Widerstand zu. Auch die Größe 
der Sonde macht einen Unterschied. Auch auf Dauer ein höherer Strom ist 
nicht so gut für die Sonde.

Von der Chemie her sind eher alkalische Umgebungen kritisch, weil da 
auch Glas nicht so 100% stabil ist.

Der TL84 hat noch den Nachteil, dass man eine realtiv hohe 
Versorungsspannung (z.B. +-5 V) braucht. Moderne Rail-Rail CMOS OPs 
(etwa der MCP6001) kommen auch mit den 3,3 V des µC aus.

von MaWin (Gast)


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Thomas S. schrieb:
> Was verschleisst denn eigentlich solch eine pH-Elektrode?

Strom.

Eine angeschlossene pH-Elektrode wird durch den Strom beschädigt, der 
durch die Messchaltung fliesst, weil so steinalte untaugliche OpAmp wie 
TL084 verwendet werden statt moderner Femtoampere-Elektrometer-OpAmps.

Was genau der Strom tut, Elektroden oxidieren, KCl-Lösung spalten oder 
Elektromigration im Glas, weiss ich nicht.

Wenn eine pH-Elektrode rumliegt ist es nur die Austrocknung, die die 
gefährdet.

von Wolle G. (wolleg)


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MaWin schrieb:
> Wenn eine pH-Elektrode rumliegt ist es nur die Austrocknung, die die
> gefährdet.

Ausgetrocknete Elektroden kann man in der Regel gleich wegschmeißen.

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