Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Hilfe bei Fehlersuche beim Kassettendeck


von Helmut H. (helmi_e_dummy)


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Hallo liebe Community,

vielleicht kann mir hier jemand weiterhelfen. Ich bin dabei mein altes 
Kassettendeck zu überholen und bin auf folgendes Problem gestossen:

Der Servomotor für den Capstanmotor bekommt nach ein paar Laufminuten 
eine zu hohe Spannung ab. Die Folge sind Gleichlaufschwankungen. Aus 
diesem Grund hab ich mir die Bauteile bei der Stromversorgungsplatine 
angeschaut - offensichtlich ist hier ein Spannungsregler so heiß 
geworden, das ein nahestehender Elko eine schwarze Schmutzschicht drauf 
hatte. Nachdem ich die Spannungen nachgemessen hatte konnte ich 
feststellen, das eine spezifierte Spannung von 11 Volt für den 
Capstanmotor auf fast 12 Volt raufwandert. Der heiße Spannungsregler 
bekommt ebenfalls zuviel ab; dieser regelt aber noch richtig runter. Die 
Elkos konnte ich schon als Fehlerursache soweit ausschließen (hab sie 
getauscht). Was mir komisch erscheint ist das bei den Widerständen 
einige niederohmig geworden sind? Jedenfalls haben einige um 0,1 Ohm 
weniger als laut Spezifikation. Ist sowas normal nach fast 20Jahren 
Betriebstunden? (läuft immerhin auf Standby).

Die sonstigen Bauteile sollten in Ordnung sein - zumindest die Dioden 
konnte ich nachprüfen. Die Transistoren muß ich noch - aber das wars 
dann auch schon.

Hat jemand einen Tipp oder Idee wie ich weitermachen kann?

Danke!

LG

von Michael B. (laberkopp)


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Vielleicht läuft der Motor inzwischen (Rost, verharztes Öl) einfach zu 
schwer, braucht viel Strom und die Regelelektronik wird deswegen zu 
heiss ?

: Bearbeitet durch User
von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Helmut H. schrieb:
> Jedenfalls haben einige um 0,1 Ohm weniger als laut Spezifikation.

Welchen Wert und welche Toleranz haben die?

von Franz B. (rcs)


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Welches Deck ist das denn?

von Klaus2 (Gast)


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"Der heiße Spannungsregler bekommt ebenfalls zu viel ab;"

-> Also ist auch die Eingangsspg zu hoch? Oder zieht der Motor zu viel 
Strom (nachmessen!).

0.1 Ohm sind keine Besonderheit...

von Franz B. (rcs)


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Klaus2 schrieb:
> 0.1 Ohm sind keine Besonderheit...

Keinesfalls. Widerstände werden in diesen Anwendungen 
(Sicherungswiderstand?!) bestenfalls hochohmiger oder unterbrechen sich.

Viele Motoren haben eine eingebaute Steuerung in Gehäuse. Von aussen ist 
da die Drehzahl einzustellen. Aber ohne Modellbezeichnung wird das 
nichts.

von Helmut H. (helmi_e_dummy)


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Hallo,

danke für die vielen Antworten!

Also, es ist ein Technics RS-TR474 Doppeldeck. Die Toleranz für die 
Widerstände ist im Service-Manual nicht angegeben. Aber die Werte laut 
Spez sind folgende: Es sind 6,8K (6,7K gemessen); 5,6K, 100 Ohm, 4,7K, 
10K und noch ein paar. Alle liegen etwas darunter. Ich könnte auch einen 
Scan vom Schaltplan anhängen wenns weiterilft. Die Laufwerksmechanik 
kann ich soweit ausschließen, da ich alle beide bereits zerlegt, 
gereinigt und neu gefettet habe. Ob der Capstanmotor noch richtig läuft 
ist eine gute Frage - es sind beide Decks gleichermaßen betroffen. Ein 
Motortausch hat auch keine Besserung gebracht (das beide gleichzeitig 
kaputt werden ist ja auch eher unwahrscheinlich denke ich).

Kanns am Trafo selbst liegen? Die Spannung für den Motor wird direkt am 
Trafo angezapft und wird nur durch zwei Dioden, einem Elko und einem 
Widerstand geregelt wenn ich das richtig sehe.

LG

von wendelsberg (Gast)


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Helmut H. schrieb:
> 100 Ohm

und dann 0,1 weniger?
Das liegt ja schon neu wesentlich besser als z.B. eine Toleranz von 1% 
vorgibt. Das kannst Du als Ursache vergessen.

wendelsberg

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Helmut H. schrieb:
> Aber die Werte laut Spez sind folgende: Es sind 6,8K (6,7K gemessen)

Bei 5% Toleranz darf der Wert zwischen 7140 und 6460 Ohm liegen.

Bei 1% Toleranz darf der Wert zwischen 6868 und 6732 Ohm liegen.

Sind da etwa 1%-Widerstände verbaut?

(Das ist bei bedrahteten Widerständen mit dem vierten bzw. fünften 
Farbring codiert)

von Toxic (Gast)


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Helmut H. schrieb:
> Die Laufwerksmechanik
> kann ich soweit ausschließen, da ich alle beide bereits zerlegt,
> gereinigt und neu gefettet habe.

Wie sieht es mit dem Aufwickelteller aus?
Der wird ja wahrscheinlich ueber eine Rutschkupplung angetrieben.Wenn 
diese verharzt ist oder sonstwie in ihrer Funktion beeintraechtigt 
ist,kann es sein,dass es zu ueberhoehten Zugkraeften kommt die einen 
gleichmaessigen Bandlauf fast unmoeglich machen und die Regelelektronik 
tuechtig arbeiten laesst.
Ich wuerde aufjedenfall Auf-und Abwickelteller auf einwandfreie Funktion 
checken.

von oszi40 (Gast)


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Wegen der paar Prozent Toleranz am Widerstand sehe ich noch kein 
Problem. Es könnte auch Differenzen zwischen Zeichnung und Wirklichkeit 
geben.  Man könnte ja mal etwas pusten ob es ein Wärmeproblem des 
Reglers ist. Evtl. muß er auch bloß nachregeln weil irgendetwas 
mechanisch zuuuu schwergängig ist?  Von der Wahrscheilichkeit her würde 
ich eher auf ein mechanisches Problem tippen oder eine kranke Kassette. 
Was sagt ein Messung mit LEEREM Kassettenschacht?

von Franz B. (rcs)


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Lass mal die Widerstände.... wie sehen denn die Andruckrollen und die 
Antriebsriemen aus? Wenn man die Riemen mal ausfädelt und auf den Tisch 
legt, sollten sie noch kreisrund sein. Nicht eirig oder birnenförmig.

Die Regelung der Motoren ist bei dem Deck recht anständig und aufwändig 
gestaltet. Sind die Reflektionsschichten auf den Wickeltellern sauber? 
Die Optokoppler auch?

von Helmut H. (helmi_e_dummy)


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@Franz Behlon

Danke für den Tip mit dem Wickelteller; an die Reflektionsschichten hab 
ich noch gar nicht gedacht. Alsdann werd ich ein Laufwerk nochmal 
zerlegen und drauf schaun. Den Riemen hab ich bereits gegen einen neuen 
getauscht. Die Wickelteller ansich gehen auch leichtgängig (gereinigt 
und gefettet), die Capstanwelle auch. Die Andruckrollen sind neuwertig; 
die Andruckkraft sollte wohl auch passen. Auf der mechanischen Seite 
weiß ich mir mittlerweile keinen Rat mehr, zumal es beide Decks 
gleichzeitig betrifft. Deswegen bin ich auf die Elektronik losgegangen 
:-D

@oszi40

Du hast recht, werd die Spannungsmessung mal mit leerem Kassettenschacht 
machen. Danke für den Hinweis

LG

von Mani W. (e-doc)


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Falls die Geschwindigkeitsregelung auf der Platine ist,
gibt es ein Trimmpoti, welches oxidiert ist,
bzw. das Trimmpoti im Motor (Rückseite).



Dadurch wäre die Regelung durch Schwingung überfordert...

Könnte auch ein kleiner Kondensator defekt sein..

Mit einem Oszi wäre das sicher leicht zu finden...

Welcher Spannungsregler ist da eingebaut?

von frog268 (Gast)


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Helmut H. schrieb:

>  Auf der mechanischen Seite
> weiß ich mir mittlerweile keinen Rat mehr, zumal es beide Decks
> gleichzeitig betrifft. Deswegen bin ich auf die Elektronik losgegangen
> :-D

Um die Abnutzung der Mechanik überhaupt realistisch beurteilen zu 
können, benötigst du ein Testtape mit TorqueMeter -> sowas 
http://www.ebay.at/itm/SONY-Driving-Power-Meter-TW-2412-test-tape-/171965925959?hash=item2809f7ca47:g:liQAAOSwo6lWGtwO
Für diesen Test muss lediglich die Abdeckung der Decks abgenommen 
werden, TorqueMetertape einlegen und Play drücken...(ich würde dafür mal 
die nächste Fachwerkstatt aufsuchen, wenn dir der Kauf des testtapes zu 
teuer ist).

Du schreibst, das du das Laufwerk "...gereinigt und neu gefettet" hast - 
welches Fett hast du verwendet??? ...weil du benötigst spezielles Fett!

Aus der Tatsache, das es beide Decks betrifft, ziehst du den falschen 
Schluss...: du hast ein Doppeltape mit highspeed-dubbing, da sind beide 
Decks mechanisch miteinander verknüpft!

freundliche Grüße...

PS: wenn du schon die Mechanik zerlegst, wäre ein/zwei kleine Fotos 
nett...

von Helmut H. (helmi_e_dummy)


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frog268 schrieb:
> Helmut H. schrieb:
>
>>  Auf der mechanischen Seite
>> weiß ich mir mittlerweile keinen Rat mehr, zumal es beide Decks
>> gleichzeitig betrifft. Deswegen bin ich auf die Elektronik losgegangen
>> :-D
>
> Um die Abnutzung der Mechanik überhaupt realistisch beurteilen zu
> können, benötigst du ein Testtape mit TorqueMeter -> sowas
> 
http://www.ebay.at/itm/SONY-Driving-Power-Meter-TW-2412-test-tape-/171965925959?hash=item2809f7ca47:g:liQAAOSwo6lWGtwO
> Für diesen Test muss lediglich die Abdeckung der Decks abgenommen
> werden, TorqueMetertape einlegen und Play drücken...(ich würde dafür mal
> die nächste Fachwerkstatt aufsuchen, wenn dir der Kauf des testtapes zu
> teuer ist).
>
> Du schreibst, das du das Laufwerk "...gereinigt und neu gefettet" hast -
> welches Fett hast du verwendet??? ...weil du benötigst spezielles Fett!
>
> Aus der Tatsache, das es beide Decks betrifft, ziehst du den falschen
> Schluss...: du hast ein Doppeltape mit highspeed-dubbing, da sind beide
> Decks mechanisch miteinander verknüpft!
>
> freundliche Grüße...
>
> PS: wenn du schon die Mechanik zerlegst, wäre ein/zwei kleine Fotos
> nett...

Hallo,

du hattest recht - es liegt an der Mechanik bzw. habe ich ein 
wahrscheinich falsches Fett genommen. Ursprünglich wollt ich eines 
nehmen was auch im Service-Manual vorgegeben ist - "FLOIL AK-152" und 
"Molykote EM-20L". Allerdings wurde ich bei Online-Shops nicht fündig 
bzw. waren keine Haushaltsmengen lieferbar. Nach stöbern in diversen 
Foren bin ich auf das Präzisionsfett von Robbe (No. 5532) gekommen was 
ich auch benutzt habe.

Weißt du ein entsprechends Fett das man ersatzweise nehmen kann?

Danke!

LG

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