Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Verständnisprobleme Oszilloskop


von Highii H. (highii)


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Hallo,

ich habe nun Einiges über Oszilloskope und deren Funktionsweisen 
gelesen. Leider habe ich noch immer ein paar Verständnisprobleme.

Folgendes Messszenario mit einem Digital Speicheroszilloskop 
interessiert mich: Spannungsmessungen (<10V) von 2 Kanälen am Ausgang 
eines xMegas.

Wenn ich den xMega mit 32MHz betreibe und mir die Clock an einem Ausgang 
anzeige, dann habe ich am Ausgang ja ein Signal mit einer Frequenz von 
16Mhz.
Nun finde ich in folgendem Beitrag 
(http://www.mikrocontroller.net/articles/Oszilloskop), dass die 
Abtastfrequenz eines Digitalen Speicheroszilloskop mindestens der 
10fachen Frequenz betragen soll. Somit müsste das Oszilloskop eine 
Frequenz von mindestens 160MHz haben. Ist das richtig?

Was sagt dann aber die Abtastrate, die z.B. 1GS/s sein kann? Bzw. welche 
Abtastrate müsste das Oszi mindestens haben, damit ich mein 
Rechtecksignal mit 16Mhz darstellen kann?

Letztes Problem:
Angenommen ich habe kein kontinuierliches Signal habe, sondern 
sporadisch einen Puls (bei 32MHz) und möchte zwei Kanäle gleichzeitig 
messen. Welche Speichertiefe (oder andere technische Daten) muss es 
besitzen, damit ich diesen Puls sehen kann, wenn ich mindestens 1 
Sekunde speichern möchte? Versteht ihr was ich meine?
Macht man das über die Flankenerkennung? Gerne möchte ich auch 
kontinuierlich messen und sobald ich manuell triggere, möchte ich den 
Spannungsverlauf der letzten Sekunde von beiden Kanälen speichern. Und 
zwar in der Auflösung, dass ich diesen Puls (bei 32MHz) auch sehe.

Könnt ihr mir weiterhelfen?

Danke und Gruß

von Michael K. (michael62)


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1 Giga Sample gibt an, wie viele Signale pro Sekunde gewandelt werden.

Nun musst du ZYKLISCHE Signale und nichtzyklische unterscheiden (Bursts 
u.ä.)

Die Angabe der Frequenz auf den Oszis ist die Bandbreite des analogen 
Verstärkers.

Also:

Für dein 32 MHz Signal musst du (Shanon theorem) mindestens mit 64 MHz 
abtasten um das Signal (zyklisch) reproduziert darstellen zu könnnen.
Also reicht 1 GS locker aus.

Also brauchst Du dir selbst bei einem 50 MHz 500MS Scope für das Signal 
keine Gedanken machen.
Bei 32 MHz solltest Du dir eher um die Eingangsimpedanzen Tastkopf und 
Abschirmung / Übersprechen Gedamken machen.

von Tom (Gast)


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Wobei ein 32-MHz-Signal auf einem 50-MHz-Scope ziemlich rundlich 
aussieht...

Zur Speichertiefe: 1 Sekunde bei 64 Gsample/s gibt mindestens 64 GB sehr 
schnellen Speicher pro Kanal. Dieser Speicher muss in einer Sekunde 
vollgeschrieben werden. Lass dir das mal durch den Kopf gehen.

Statt dessen wird man intelligent triggern müssen. Oft gibt es in der 
Nähe des interessanten Ereignisses ein Triggersignal, oder man kann eins 
erzeugen. Es gibt auch Logikanalyzer, die auf komplexe logische 
Bedingungen triggern können.

von Highii H. (highii)


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Michael K. schrieb:
> Für dein 32 MHz Signal musst du (Shanon theorem) mindestens mit 64 MHz
> abtasten um das Signal (zyklisch) reproduziert darstellen zu könnnen.
> Also reicht 1 GS locker aus.
Das heißt, mit 1GS könnte ich ein Signal bis 500MHz abtasten?

Michael K. schrieb:
> ei 32 MHz solltest Du dir eher um die Eingangsimpedanzen Tastkopf und
> Abschirmung / Übersprechen Gedamken machen.
Ok. Darüber weiß ich weniger Bescheid. Ich weiß, dass es Unterschiede 
bei den Tasköpfen (1x, 10x) gibt. Aber gibt es spezielle Daten, die ich 
bei den Tastköpfen des Oszis beachten muss?

von ... (Gast)


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ja, auch beim Tastkopf gibt es Angaben zur Analog-Bandbreite, 
Tastkopfkapazitäte, max. Spannung,...
Ein 150MHz Tastkopf macht an einem 1GHz Oszi wenig Sinn ;)
Speichertiefe und max. Samplefrequenz sind das eine, Grenzfrequenz der 
Eingansstufe das andere.
Bei hohen Frequenzen werden dann oft 50-Ohm Eingänge verwendet, die 
allerdings empfindlicher gegenüber zu hohen Eingangsspannungen sind... 
da können 5Veff schon die Grenze sein...

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Michael K. schrieb:
> Für dein 32 MHz Signal musst du (Shanon theorem) mindestens mit 64 MHz
> abtasten um das Signal (zyklisch) reproduziert darstellen zu könnnen.

Für einen 32 MHz Sinus.
Für ein 32 MHz Rechteck mit einer Anstiegszeit von, sagen wir, 2 ns 
brauchst du knapp 200 MHz Bandbreite (und würdest damit bereits 
fäschlicherweise eine Anstiegszeit von ~2.8 ns messen).

> Für dein 32 MHz Signal musst du (Shanon theorem) mindestens mit 64 MHz
> abtasten um das Signal (zyklisch) reproduziert darstellen zu könnnen.

Ein zyklisches (repetitives) Signal kann ich auch mit 1 Hz abtasten. 
Darum geht es bei DSOs aber idR nicht: Es ist viel mehr interessant, 
welche Bandbreiten in einer Aufnahme (Single-Shot) erfasst werden 
kann.

-

Gute Oszilloskope hatten schon immer einen flachen Frequenzgang auch 
nach ihrer Grenzfrequenz. Das erlaubt Messungen nahe der Grenzfrequenz 
mit entsprechender Fehlerkorrektur (etwa kann man die Anstiegszeit des 
Oszilloskops bestimmen und aus späteren Messungen wieder rausrechnen, 
nur so als Beispiel). Damit dieser flache Verlauf aber möglich ist ohne 
das Shannon-Theorem zu verletzen, haben DSOs idR eine deutlich höhere 
(Faktor 5-10) Abtastrate als ihre Bandbreite.

: Bearbeitet durch User
von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Highii H. schrieb:
> Aber gibt es spezielle Daten, die ich
> bei den Tastköpfen des Oszis beachten muss?

Abstimmbereich. Tastköpfe können nur für einen bestimmten Bereich von 
Eingangskapazitäten abgestimmt werden, da muss Tastkopf und der Eingang 
des Vertikalverstärkers also grob zusammen passen, was normalerweise 
kein Problem ist.

von Sven B. (scummos)


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Highii H. schrieb:
> Michael K. schrieb:
>> Für dein 32 MHz Signal musst du (Shanon theorem) mindestens mit 64 MHz
>> abtasten um das Signal (zyklisch) reproduziert darstellen zu könnnen.
>> Also reicht 1 GS locker aus.
> Das heißt, mit 1GS könnte ich ein Signal bis 500MHz abtasten?
Ja.

> Michael K. schrieb:
>> ei 32 MHz solltest Du dir eher um die Eingangsimpedanzen Tastkopf und
>> Abschirmung / Übersprechen Gedamken machen.
> Ok. Darüber weiß ich weniger Bescheid. Ich weiß, dass es Unterschiede
> bei den Tasköpfen (1x, 10x) gibt. Aber gibt es spezielle Daten, die ich
> bei den Tastköpfen des Oszis beachten muss?
Wenn es geht, nimm immer die höchste Einstellung am Tastkopf. Die 
belastet die Schaltung weniger und gibt dir ein realistischeres 
Messergebnis. Verwende außerdem für alle Signale über ein paar MHz die 
dem Tastkopf beiliegende Massefeder, nicht diese Krokodilklemme; das 
macht einen riesigen Unterschied.

von Highii H. (highii)


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Danke für eure Hinweise.
Das Oszilloskop Rigol DS1102E scheint mir für diese Anwendungen eine 
sehr gute Wahl zu sein. Was meint ihr?

von Sven B. (scummos)


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Ich würde eher eines aus der Z-Serie kaufen heutzutage in dieser 
Preisklasse, 1054Z oder so.

von Thomas G. (Firma: Frickelhauptquartier) (taximan)


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von Jobst M. (jobstens-de)


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Highii H. schrieb:
> Das heißt, mit 1GS könnte ich ein Signal bis 500MHz abtasten?

Ja, gerade so, wenn Du nicht ausgerechnet immer die Nulldurchgänge 
triffst und wenn Dich die Signalform nicht interessiert. Allerdings ist 
ein Frequenzzähler dann die bessere Wahl. Denn bei einem Scope mit 1GS/s 
wird der Eingangsverstärker bei 500MHz lange unter der -3dB Grenze 
liegen und Du kannst am Scope nur noch die Frequenz (wenn überhaupt) 
ablesen.

Highii H. schrieb:
> Das Oszilloskop Rigol DS1102E scheint mir für diese Anwendungen eine
> sehr gute Wahl zu sein. Was meint ihr?

Eine sehr gute Wahl? Nein, auf keinen Fall. Denn wenn Du die Wellenform 
wirklich beurteilen willst, reicht es nicht aus, da Du damit gerade noch 
die 1. Oberwelle (fg*3) bewerten kannst. Wenn Du nur sehen möchtest, ob 
eins Deiner 32MHz Digitalsignale ankommt, reicht auch ein 1052 aus. 
Besser ist dafür ein Logicanalyzer.

Vorteile gegenüber den anderen beiden bietet das 1102 nur bei analogen 
Signalen mit interessanten Frequenzkomponenten oberhalb 50 und unterhalb 
100MHz.


Gruß

Jobst

von Michael K. (michael62)


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von Highii H. (highii)


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Jobst M. schrieb:
> Wenn Du nur sehen möchtest, ob eins Deiner 32MHz Digitalsignale ankommt,
> reicht auch ein 1052 aus. Besser ist dafür ein Logicanalyzer.
Oh das ist ein sehr guter Hinweis. Logicanalyzer ist echt genial. 
Darüber sollte ich nochmal nachdenken.

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