Forum: Offtopic radioaktive Tesla 11TN40 Blitzableiter?


von Soul E. (Gast)


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Vorhin habe ich mir auf dem Afu-Flohmarkt in DO relativ günstig einen 
Koffer mit Zubehör zu einem KW-Funkgerät geschossen. Neben 
Langdrahtantenne, Kopfhörer, russischen Röhren und einer Taschenlampe 
für den Antennenaufbau bei Nacht waren diese Teile dabei: TESLA 
11TN40

Google verrät mir, dass es sich um gasgefüllte Überspannungsableiter 
handelt. Für die Antenne bei Gewitter - macht Sinn.

Nun steht da in freundlichen gelben Buchstaben "POZORI aktivována 
elektronka je RADIOISOTOPY" drauf. Wer kein Tschechisch kann: das heisst 
genau das was Du jetzt denkst. Da wird also ein radioaktives Gas als 
Ionisationshilfe drin sein.

Womit sind die Dinger gefüllt?

Da sie in einer Plastiktüte stecken, gehe ich mal von einem 
Alphastrahler aus. Oder doch lieber in eine Bleischachtel umpacken??

von K. J. (Gast)


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Naja selbst wenn es ein Alphastraler ist würde ich es entsorgen, gerade 
wen es in GAS Form ist wenn es aus irgendeinen Grund undicht ist und du 
es einatmest ist das extrem Blöd, das gilt allerdings für alle 
Radioaktiven Gase.

von Carsten S. (dg3ycs)


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Hi,

soul e. schrieb:
> Nun steht da in freundlichen gelben Buchstaben "POZORI aktivována
> elektronka je RADIOISOTOPY" drauf. Wer kein Tschechisch kann: das heisst
> genau das was Du jetzt denkst. Da wird also ein radioaktives Gas als
> Ionisationshilfe drin sein.

Nicht ganz, einen kleinen aber feinen Unterschied gibt es.
Es bedeutet wohl eher etwas in der Richtung das die "Elektronenröhre mit 
einem Radioisototp raktiviert (vorionisiert) ist"
Im Klartext, das da irgendwo ein RAdioisotop drinsteckt...
Aber es heißt nicht das zwangsläufig die Edelgasmischung selbst dieses 
Isotop enthält. Das kann sein, muss aber nicht!
ES könnte genauso in/auf den Elektroden zu finden sein.

Es gibt wohl beide Varianten.

Welche Gasmischung (Edelgase) genau zum Einsatz kommt und ob/wieviel von 
welchem Radioisotop zugesetzt oder aber als Feststoff eingebracht ist 
hängt von den konkret gewollten Eigenschaften ab. ISt also von Modell zu 
Modell verschieden.

Mit Radioaktiven Isotopen vorinonisierte Gasableiter waren lange Zeit 
durchaus sehr ueblich. Nur so konnte man lange Zeit halbwegs 
reproduzierbar einigermaßen niedrige Zündspannungen bei akzeptablen 
Schaltzeiten ermöglichen. Bei älteren UEberspannungsableiter sollte man 
also auch ohne solche Warnaufkleber immer davon ausgehen das 
Radioaktives Material enthalten ist.
In den allermeisten Fällen waren die Stoffmengen dabei aber so gering, 
das eine Bastelstunde in irgendeinem normalen Hauskeller im Erzgebirge 
das größere Risiko durch Radioktivität darstellt als den Inhalt eines 
Ableiters einzuschnuppern.
So lange man dies aber nicht sicher weiß sollte man aber zum 
Selbstschutz davon ausgehen das man ein Spezialprodukt in Händen hält 
das eine deutlich höhere Menge enthält...

Heute hergestellte Gasableiter enthalten normalerweise keine speziell 
zugesetzten Radioaktiven Substanzen mehr.
Das ist nur noch wenigen Spezialanwendungen vorbehalten.
(Wobei ich nicht einmal weiß ob vorinoniserte Gasableiter für die 
allgemeine Anwendung überhaupt noch zulässig wären oder ob das nur noch 
mit Ausnahmegenehmigung fuer sehr spezielle Produktgruppen geht...)

Gruß
Carsten

von Soul E. (Gast)


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Die Gasableiter befinden sich jetzt samt ungeöffneter Originalverpackung 
in einem Marmeladenglas. Da können Alphastrahlen bekanntlich nicht raus, 
kennen wir ja aus dem Physikunterricht.

Ich kann die Dinger nicht gebrauchen. Falls jemand eine sinnvolle 
Verwendung dafür hat und mir das plausibel begründen kann --> pn.

Das gleiche gilt für die beiden Hochspannungs-Sicherungen (7 A), die 
Glimm- und die Sofittenlampe auf dem Foto. Wer was damit anfangen kann 
--> pn.

von Max M. (jens2001)


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soul e. schrieb:
> Da können Alphastrahlen bekanntlich nicht raus

Da ist kein Alphastrahler drin sondern ein Betastrahler.
Und zwar mit so geringer Energie dass die Betateilchen(Elektronen) nicht 
einmal durch das Glasröhrchen kommen. Das sollen sie auch garnicht weil 
sie einfach nur vorhanden sein sollen um ein schnelles ansprechen der 
Stossionisation zu ermöglichen.

von Soul E. (Gast)


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Max M. schrieb:

> Da ist kein Alphastrahler drin sondern ein Betastrahler.

Das klingt plausibel.

Um auf meine ursprüngliche Frage zurückzukommen: weisst Du, womit diese 
Gasableiter gefüllt (bzw deren Elektroden beschichtet) sind?

von Christoph Z. (rayelec)


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Also in den alten Panaplex Displays (eine Art flache Nixie-Röhre) war 
jeweils Krypton85 zur Vorionisation drin. Bei meinen Displays steht das 
sogar drauf.

von Michael S. (torrid)


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Die im mittleren Bild gezeigten Spannungsableiter scheinen baugleich mit 
den "Rörix ES230" zu sein, die es kürzlich (2024/2025) bei Pollin zu 
kaufen gab. Bei denen habe ich kürzlich eine deutliche Strahlung 
gemessen.

https://bsky.app/profile/torrid-luna.bsky.social/post/3ls7obozfp22v

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Auch wenn der Thread schon super alt ist:

> Womit sind die Dinger gefüllt?
Ich würde auf Kobalt-60 oder Caesium-137 tippen.

Caesium-137 finde ich geeigneter, es ist ein starker Betastrahler mit 
gut 30 Jahren Halbwertszeit.

Kobalt-60 erzeugt auch Betastrahlung, aber überwiegend und dazu noch 
ziemlich harte Gammastrahlung (1,17 und 1,33 MeV). Außerdem ist die 
Halbwertszeit mit 5,27 Jahren recht gering, damit ausgestattete 
Überspannungsableiter würden recht schnell altern und dadurch 
möglicherweise schnell unzuverlässig.

Die Betastrahlung ist übrigens vergleichsweise leicht abzuschirmen. 
Cs137 erzeugt Betastrahlung mit 510keV, die Teilchen haben damit in Luft 
eine Reichweite von etwa 213cm (erzeugen dabei aber ihrerseits 
Bremsstrahlung im Bereich schwacher Röntgenstrahlung). Ein 1..2mm 
Metallblech sollte diese Betastrahlung komplett abschirmen. Die 
Bremsstrahlung entsteht dann im Metall. Für die Abschirmung von Cs137 
ist das einigermaßen irrelevant, da es auch etwas Gammastrahlung mit 
662keV erzeugt. Alles, was diese Gammastrahlung ausreichend abschirmt, 
schirmt auch Beta- und das bißchen Bremsstrahlung ab.

Bei Kobalt-60 geht die Hälfte der Gammastrahlung durch 11mm Blei durch, 
das möchte man eigentlich wirklich nicht an Wohnorten haben.

: Bearbeitet durch User
von Hmmm (hmmm)


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Ben B. schrieb:
> Caesium-137 finde ich geeigneter, es ist ein starker Betastrahler mit
> gut 30 Jahren Halbwertszeit.
>
> Kobalt-60 erzeugt auch Betastrahlung, aber überwiegend und dazu noch
> ziemlich harte Gammastrahlung (1,17 und 1,33 MeV).

Beides unwahrscheinlich, weil man beides nicht in seiner Nähe haben 
will. Cs-137 zerfällt grösstenteils zu Ba-137m, das ist auch wieder ein 
Gammastrahler. Lesenswert dazu:

* https://de.wikipedia.org/wiki/Goi%C3%A2nia-Unfall
* https://de.wikipedia.org/wiki/Nuklearunfall_von_Samut_Prakan

In den alten Gasableitern wurde wohl eher Americium-241 (bekannt aus 
Ionisationsrauchmeldern) verwendet, also ein Alphastrahler:

https://doiserbia.nb.rs/Article.aspx?id=1451-39942002130N

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Ceasium-137 ist in der Industrie recht häufig, wird auch bei 
Strahlungsquellen für Durchflussmesser oder Materialdicke-Prüfgeräten 
verwendet.

Falls noch Gammastrahlung messbar ist und jemand Zugang zu 
entsprechenden Gerätschaften hat, könnte man sich das Spektrum 
anschauen.

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