Forum: HF, Funk und Felder theoretische Frage zur Radio Störung durch Handy


von Andreas (Gast)


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Hallo,

Man kennt es ja, dass ein Handy in Reichweite eines Radios Störungen 
verursacht, sprich man hört ein Knacken. Mich beschäftigt jetzt die 
Frage, wie das überhaupt sein kann. Ein Handy funkt doch in einem 
komplett anderem Frequenzband als ein Radio. Wenn Handy Signale in das 
Radio einkoppeln können diese doch garnichts bewirken, weil ich mein 
Radio ja zB auf 100MHz eingestellt habe und das Handy von der Frequenz 
weit entfernt ist!?
Wie kann dann trotzdem eine Beeinflussung stattfinden?

: Verschoben durch User
von Ham (Gast)


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Hier sehen wir einen typischen Fall der EMV-Problematik:

Jeder Leiter im Radio (Leiterbahn, Draht) wirkt wie eine Antenne,
die nach dem Prinzip der elektromagnetischen Induktion das HF-Feld
des Handys empfängt. Das hochfrequente Signal wird dann meist an
irgendwelchen Halbleiterübergängen im Gerät gleichgerichtet und kann
so Störungen vielfältiger Art verursachen.

von Andreas (Gast)


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Vielen Dank für die Antwort! An Gleichrichtung hatte ich nicht gedacht, 
ergibt aber Sinn.

von Hp M. (nachtmix)


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Andreas schrieb:
> An Gleichrichtung hatte ich nicht gedacht

Die Gleichrichtung kann an so ungefähr jedem Transistor erfolgen.
Wenn ich mein Handy auf den PC-Brüllwürfel lege, der ja nur einen 
NF-Verstärker enthält, höre ich in längeren Abständen die Impulsgruppen, 
mit denen das Handy meldet "ich bin noch da".

Vor langer Zeit hatte ich auf der Segelflugplatz Wasserkuppe 
Videoaufnahmen gemacht, und beim Abspielen konnte man deutlich das 
Summen der vom dortigen Radar erzeugten Impulse hören. Die verwendete 
Frequenz dürfte bei etwa 3GHz gelegen haben. 
https://de.wikipedia.org/wiki/Wasserkuppe#/media/File:Radarstation_Wasserkuppe_01114.JPG

von Ute R. (magnetpulsia)


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Ham schrieb:
> Hier sehen wir einen typischen Fall der EMV-Problematik:
>
> Jeder Leiter im Radio (Leiterbahn, Draht) wirkt wie eine Antenne,
> die nach dem Prinzip der elektromagnetischen Induktion das HF-Feld
> des Handys empfängt. Das hochfrequente Signal wird dann meist an
> irgendwelchen Halbleiterübergängen im Gerät gleichgerichtet und kann
> so Störungen vielfältiger Art verursachen.

Was mich in diesem Zusammenhang interessieren würde:

Müsste ein störendes Signal immer eine höhere Frequenz haben als ein
zu störendes Signal?

Oder könnte auch ein Signal mit einer niedrigeren Frequenz, z. Bsp. im
Zig oder Hunderter  Kilohertz-Bereich ein Signal mit einer höheren 
Frequenz, z. Bsp. im Hunderter Megahertz-Bereich stören?

Kann ein Signal andere Signale umso besser stören, je hochfrequenter es 
ist?

von Jens G. (jensig)


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>Müsste ein störendes Signal immer eine höhere Frequenz haben als ein
>zu störendes Signal?

Nein. Irgendwelche Filter in der Schaltung können aber dessen 
Auswirkungen schmählern.

>Oder könnte auch ein Signal mit einer niedrigeren Frequenz, z. Bsp. im
>Zig oder Hunderter  Kilohertz-Bereich ein Signal mit einer höheren
>Frequenz, z. Bsp. im Hunderter Megahertz-Bereich stören?

Ja. Ich denke da einfach mal an einen AM-Modulator als Beispiel. Ok, da 
ist die "Störung" zwar eine gewollte NF-Spannung, die die HF moduliert. 
Aber genauso könnte auch ein echtes NF-Störsignal in einen 
HF-Signalzweig aus der Ferne einkoppeln (z.B. kapazitiv), und an 
irgendwelchen Nichtliearitäten die HF modulieren.

>Kann ein Signal andere Signale umso besser stören, je hochfrequenter es
>ist?

Sagen wir es mal so: hochfrequentere Störungen koppeln besser in kleiner 
Schaltungsstrukturen ein, insofern sind hochfrequentere Störungen "im 
Vorteil" beim stören.

: Bearbeitet durch User
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