Forum: Platinen Zeit zwischen Auftragen der Lötpaste und Reflow


von Josef (Gast)


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Hallo zusammen,

ich habe ein paar Platinen, die ich mit SMD-Bauteilen bestücken möchte. 
Die Bestückung würde ich gerne über die Feiertage vollziehen, ich habe 
allerdings erst wieder ab Mitte Januar Zugriff auf einen Reflow-Ofen 
(--> ca. 2 Wochen Liegezeit).

Deshalb meine Frage: Wieviel Zeit darf zwischen dem Auftragen der 
Lötpaste und dem Lötprozess vergehen und kann ich die bestückten 
Platinen unter bestimmten Rahmenbedingungen lagern, um die Zeitspanne zu 
erweitern.

Ich beabsichtige, diese (noch ungeöffnette) Lötpaste zu verwenden: 
https://www.conrad.de/de/smd-loetpaste-blf-03-inhalt-10-g-145009.html?sc.queryFromSuggest=true
Falls es Lötpasten gibt, die für meinen Zweck besonders geeignet sind, 
freue ich mich auf Empfehlungen!

Vielen Dank für eure Unterstützung!

Josef

von Uwe S. (regionalligator)


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Bis 48h wird von manchen Pasten wohl toleriert, natürlich auch abhängig 
von der genutzten Stencilstärke. Über 2 Wochen ist aber unschön da 
dürfte die Paste längst völlig trocken sein.

Du könntest ein gasdichtes Gehäuse bauen (so klein wie irgend möglich), 
und darin die Platinen aufbewahren (währenddessen auf gleichbleibende 
Temperatur achten). Oder die Platinen einfrieren, und im Januar sehr 
langsam wieder auftauen. Dazu darfst du natürlich nicht auf das 
Marketing-Märchen reinfallen, daß Lötpaste nicht einfrierbar wäre...;-)

von Lukas T. (tapy)


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Spricht etwas gegen eintrocknen lassen? Eventuell ist die Frage dumm, 
aber Bauteile und Paste sind an Ort und Stelle. Wenn da nichts runter 
fällt, sollte das beliebig lange lagerbar sein.

Eingetrocknete Paste ist doch primär für's Auftragen schlecht... Oder?

von Uwe S. (regionalligator)


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Lukas T. schrieb:
> Eingetrocknete Paste ist doch primär für's Auftragen schlecht... Oder?

Nee, die wäre primär für den Reflowvorgang schlecht. Da ist doch dann 
gar kein Flussmittel mehr drin.

von CAN-Fan (Gast)


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Wenn ich es richtig verstanden habe: Du willst die Paste in der Arbeit 
vor den Feiertagen auftragen und danach Löten?

Wenn du die daheim auftragen kannst, wäre es optimal, dann kannst du 1-2 
Tage zuvor die Paste auftragen und bestücken und dann Löten. Bei 
"aufwändigen" Nutzen (15x70 Bauteile), mit Handbestückung, hatte ich 
teils Probleme, dass die Paste zu trocken zum bestücken war, die ging 
dann zu leicht ab.

2 Wochen würde ich es definitiv nicht rumliegen lassen, aber ich bin 
jetzt auch kein großer Experte auf dem Gebiet.

von chris (Gast)


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Normalerweise beträgt die Zeit 4 bis 12 Stunden, aber mehr als 24 
Stunden wird vom Hersteller meistens nicht getested.
Ich denke max 48 Stunden

von Samuel (Gast)


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Ich hatte schon einmal 36 Stunden. Da hat der Bestückkopf selbst bei auf 
10% reduzierter Verfahrgeschwindigkeit im Vorbeifahren Bauelemente von 
ihrem Platz geweht. Die Paste klebt kein bisschen mehr!
24 h gehen gerade so noch, schon nach 8-12 Stunden merkt man die 
reduzierte Klebkraft deutlich (0402 klebt trotz abgeschaltetem Vakuum 
eher an der Pipette vom Handbestücker als im Lot).

Zwei Wochen halte ich für völlig illusorisch, vor allem, wenn 
Bestückplatz und Lötanlage nicht direkt nebeneinander stehen. Die 
platzierten Bauelemente überleben den Transport nicht.

Die Conrad-Paste schweigt sich im Datenblatt zur Verarbeitungsdauer aus. 
Anderes Beispiel, Heraeus F640 (sehr gute Paste): "Min. 8 hours tack and 
work life"
http://www.esd-center.se/fileadmin/user_upload/esd_center/pdf_produkter/Heraeus/TDS_Solder_Paste_F640_Series.pdf

von Georg (Gast)


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Uwe S. schrieb:
> Nee, die wäre primär für den Reflowvorgang schlecht. Da ist doch dann
> gar kein Flussmittel mehr drin.

Das Flussmittel verdampft ja nicht, nur das Lösungsmittel, beim Löten 
würde das sicher nicht stören. Das Problem ist, ob die Klebkraft nicht 
so nachlässt, dass die Bauteile vor dem Reflow runterfallen. Das würde 
ich lieber nicht riskieren, das wäre schwer zu reparieren, wenn schon 
getrocknete Paste drauf ist. Wahrscheinlich wirft man das ganze Zeug 
dann besser weg.

Georg

von Uwe S. (regionalligator)


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Georg schrieb:
> Das Flussmittel verdampft ja nicht, nur das Lösungsmittel, beim Löten
> würde das sicher nicht stören.

Ist da Lösungsmittel drin? Gehe bisher davon aus, daß das nur 
Zinnkügelchen im Flussmittel sind.

von Georg (Gast)


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Uwe S. schrieb:
> Ist da Lösungsmittel drin? Gehe bisher davon aus, daß das nur
> Zinnkügelchen im Flussmittel sind.

Ich weiss nicht, was du unter Flussmittel verstehst: üblicherweise ist 
das ein Harz in einem Lösungsmittel wie Alkohol gelöst (weil das Harz ja 
fest ist). Aber egal wie, das Harz verdampft jedenfalls nicht bei 
Zimmertemperatur.

Wenn die Paste nur aus festen Kügelchen bestünde, wäre sie keine Paste 
und würde nicht kleben. Dass das Lösungsmittel da raus verdampft ist ja 
gerade das besprochene Problem.

Georg

von Uwe S. (regionalligator)


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Georg schrieb:
> Wenn die Paste nur aus festen Kügelchen bestünde, wäre sie keine Paste
> und würde nicht kleben.

Nicht nur Zinnkugeln, sondern solche in einem Flussmittel gebunden. 
Ergibt auch ohne Lösungsmittel eine Paste. Wer sagt denn, daß das 
Flussmittel fest sein muss? Die Reste auf der Platine sind halbwegs 
fest, aber das ist nach 5 Minuten Hitze ja auch kein Wunder, die 
leichteren Bestandteile sind dabei verdunstet.

Der Unterschied liegt wahrscheinlich nur in der Definition, bzw. in 
welcher Fraktion der Aktivator enthalten ist.

von DerFlo (Gast)


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Paste einfrieren :) schon mal ein Schliffbild davon gesehen oder mit 
einer Röntgenaufnahme das analysiert, da stehen einen die Haare zu Berge 
:D generell ist das möglich den Nutzen lange zu lagern, warum das ganze 
schlechter wird liegt am verdampfen der Lösungsmittel, diese sind auch 
wichtig aus gründen die ich nicht erläutern will, sonst wird das ein 
Roman. Niemand der eine Platte Hobbymäßig fertigt, benötigt einen 
Reflowofen, manche die professionell fertigen, denken auch sie brauchen 
Stickstoff :D benutze nach der Bestückung eine Heißluftpistole, da 
steckt ein wenig Übung dahinter ;) nicht von der Seite wo die Teile 
drauf sind. Solltest du doch unbedingt einen Ofen brauchen, dann guck 
ins Datenblatt der Paste, Lager die LP kühl 2-8C in einer abgeschlossen 
Dose und wirf ein paar drypacks rein. LP und Paste hassen Feuchtigkeit 
;)

von Jens B. (fernostler)


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Thema ist zwar alt, Frage passt aber recht gut:

Ich möchte SMD Leiterplatten löten, und Lötpaste für eine 
Tagesproduktion auftragen und die dann abarbeiten.

Also alle Leiterplatten berakeln, und dann nach und nach bestücken, und 
danach dann zügig im Reflow löten. Ich denke es ist auch nicht gut wenn 
die Pasten den ganzen Tag auf dem SMD Sieb wartet. Bestückt wird 
automatisch.

Luftfeuchte ist bei mir recht hoch.

Ist es so machbar? Oder sollte man die berakelten Leiterplatten besser 
im (Foto-)Trockenschrank lagern?

Maximale Standzeit sind dann 6-8 Stunden.

Was sagen die Experten dazu?

von Bürovorsteher (Gast)


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Hinweis: der ursprüngliche Beitrag ist mehr als 6 Monate alt.
Bitte hier nur auf die ursprüngliche Frage antworten,
für neue Fragen einen neuen Beitrag erstellen.

Also mache einen neuen Thread auf, dann sag ich es dir.

von Bürovorsteher (Gast)


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Ist ja auch egal.

Ja es geht, was du vorhast.
Trockenschrank ist Quatsch.
Demnächst vorsichtshalber Lotpaste mit längerer Offenzeit verwenden, 
z.B.
AP-60 von Elsold.

von Jens B. (fernostler)


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Bürovorsteher schrieb:
> Ist ja auch egal.
>
> Ja es geht, was du vorhast.
> Trockenschrank ist Quatsch.
> Demnächst vorsichtshalber Lotpaste mit längerer Offenzeit verwenden,
> z.B.
> AP-60 von Elsold.

Oh danke, das es verschiedene Offenzeiten gibt wusste ich gar nicht. 
Werde der Sache mal nachgehen. Das 'high tack' ist auch vorgemerkt!

von Max G. (l0wside) Benutzerseite


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Mit genau der Eigenschaft macht auch Loctite GC10 Werbung. Die Paste ist 
nicht schlecht. Allerdings muss man den Inhalt eines solchen Eimers erst 
mal verbrauchen.

Die Proben, die ich hier mal angeboten hatte, sind inzwischen aber alle 
entweder weg oder eingetrocknet...

Max

von Jens B. (fernostler)


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Max G. schrieb:
> Mit genau der Eigenschaft macht auch Loctite GC10 Werbung. Die Paste ist
> nicht schlecht.

Das muss-man-nicht-kuehlen find ich gut, es gibt aber nicht viele Pasten 
die das koennen. Ich hab noch diese gefunden:

Hersteller: Koki, Japan
S3X48-M406ECO

Und diese Typen koennen einen Monat ungekuehlt:

S3X48-M406-3
S3X58-M406-3

Alle bleifrei, no-clean und normales temp Profil.

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