Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Temperaturkompensation Halleffektsensor


von Phil M. (noxius91)


Lesenswert?

Guten Tag zusammen,

ich studiere Mechatronik und soll für eine Studienarbeit eine 
Auswerteschaltung für ein Halleffekt-Element entwerfen. Die Schaltung 
soll dann nachher beispielsweise eine Ausgangsspanne von 0-5V liefern.

Diese soll mit Offset- und Temperaturkompensation ausgestattet sein. 
Kompensiert werden soll der Temperaturdrift des Hallelementes und der 
Drift des B-Feldes des verwendeten Dauermagneten.
Das Ganze soll dann später in LTSpice simuliert werden.

Als Hallelement habe ich beispielsweise folgendes ausgewählt:
http://www.hallsensors.de/CYSJ106C.pdf

Die Schaltungsdimensionierung für den 0-5V Ausgang ist kein Problem. 
Allerdings habe ich grade Schwierigkeiten damit, wie ich die 
Kompensation anstelle. In Literatur und im Internet habe ich leider 
nichts wirklich hilfreiches gefunden.

Wäre es sinnvoll, für die Kompensation des Widerstandsdrifts des 
Elements eine Stromquelle zu entwerfen, die je nach Temperatur des 
Elements einen Strom liefert, sodass die Spannung am Hallelement gleich 
bleibt?


Danke im Vorraus, und allen ein besinnliches Fest.

Grüße
Phil

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

Philip M. schrieb:
> Wäre es sinnvoll, für die Kompensation des Widerstandsdrifts des
> Elements eine Stromquelle zu entwerfen, die je nach Temperatur des
> Elements einen Strom liefert, sodass die Spannung am Hallelement gleich
> bleibt?

Du willst eine Stromquelle so modifizieren, dass der Strom genau so 
nachgeregelt wird, dass die Spannung am Hall-Element immer konstant 
bleibt? Diese Art von modifizierter Stromquelle nennt man normalerweise 
Spannungsquelle, d.h. du könntest dann gleich das Hall-Element an eine 
feste Spannung hängen. Und nein: das wäre nicht sinnvoll, das würde den 
Temperaturgang deiner Magnetfeldmessung deutlich verschlechtern statt 
ihn zu verbessern.

Der Tempco deines Hall-Elements ist mit -0,06%/°C angegeben. Willst du 
das wirklich verbessern oder geht es um akademisches Rumgespiele?

Eine Möglichkeit zur Kompensation besteht darin, das ganze Hall-Element 
in einer Kompensationsanordnung zu betreiben. D.h. du erzeugst mit einer 
Luftspule ein Gegenfeld, das das äußere Feld an der Stelle des 
Hall-Elements gerade aufhebt. Das Hallelement sieht also immer B=0, und 
damit macht sich der Tempco der Empfindlichkeit und die Nichtlinearität 
nicht mehr bemerkbar.

Aus dem Strom, den du zur Erzeugung des Gegenfelds brauchst, kannst du 
berechnen wie groß das äußere Feld ist. Sogenannte "Closed loop Current 
Sensors" mit Hallelementen machen das so. Aber um besser zu werden als 
-0,06%/°C (die dein Sensor von Haus aus liefert) musst du dich 
anstrengen. Und die Temperaturdrift der Offsetspannung wirst du damit 
leider nicht los.

Eine andere Möglichkeit um Drifts klein zu halten wäre, das Hall-Element 
auf (z.B.) 45°C aufzuheizen und die Temperatur stabil zu halten. Keine 
Temperaturänderung -> keine Temperaturdrift. Du musst natürlich nur 
darauf achten, dass das Magnetfeld des Heizstroms nicht vom Hall-Element 
mitgemessen wird.

von Toni (Gast)


Lesenswert?

wieso bist du so ehrgeizig und möchtest den Temperaturgang kompensieren, 
wenn die Linarität des Sensors um Zehnerpotenzen schlechter ist, d.h 
eine winzige Feldänderung genügt um ...usw.

von Phil M. (noxius91)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

>Diese Art von modifizierter Stromquelle nennt man normalerweise
>Spannungsquelle, d.h. du könntest dann gleich das Hall-Element an eine
>feste Spannung hängen. Und nein: das wäre nicht sinnvoll, das würde den
>Temperaturgang deiner Magnetfeldmessung deutlich verschlechtern statt
>ihn zu verbessern.

Ok, das macht Sinn, danke!

>Der Tempco deines Hall-Elements ist mit -0,06%/°C angegeben. Willst du
>das wirklich verbessern oder geht es um akademisches Rumgespiele?

>wieso bist du so ehrgeizig und möchtest den Temperaturgang kompensieren,
>wenn die Linarität des Sensors um Zehnerpotenzen schlechter ist, d.h
>eine winzige Feldänderung genügt um ...usw.

In der Tat steht die Kompensation im Mittelpunkt, also trifft Achim's 
Begriff 'akademisches Rumgespiele' das Ganze sehr gut ;)

Diese Methoden zur Kompensation machen in der Tat Sinn, allerdings soll 
ich das Ganze in einer OPV-Schaltung realisieren, wodurch sie für mich 
unbrauchbar wären!

Bei folgender Schaltung wird der Drift des Sensor mit einem PTC (hier 
Rc) gemacht. So in der Art wollte ich das realisieren. Dazu brauche ich 
dann nur noch die Offsetkomp. und die Kompensations des B-Feld-Drifts.

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Philip M. schrieb:
> Allerdings habe ich grade Schwierigkeiten damit, wie ich die
> Kompensation anstelle.

Siehe

http://www.nxp.com/documents/other/SC17_GENERAL_TEMP_1996_3.pdf

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

Philip M. schrieb:
> So in der Art wollte ich das realisieren.

Na denn: wenn ich recht sehe brauchst du einen PTC mit einem Tempco von 
+0,06%/°C. Ein Platinwiderstand hat beispielsweise 0,38%/°C. Wenn du 
einen Pt-Widerstand mit einem temperaturunabhängigen Widerstand in Serie 
schaltest, der ungefähr 0,385/0,06 mal größer ist als der Pt-Widerstand 
sollte der Tempco der Serienschaltung ca. bei 0,06% liegen (rechne 
lieber noch mal genau nach: wahrscheinlich muss das Verhältnis der 
Widerstände tatsächlich 0,385/0,06-1 sein).

Philip M. schrieb:
> und die Kompensations des B-Feld-Drifts

den Teil habe ich noch nicht verstanden. Dass du die Drift des 
Hallelements kompensieren willst ist mir klar. Aber was soll an dem 
Magneten kompensiert werden? Willst du einen Elektromagneten 
dazuschalten, so dass das überlagerte Feld von Elektromagnet und 
Permanentmagnet konstant bleibt?

von Phil M. (noxius91)


Lesenswert?

>den Teil habe ich noch nicht verstanden. Dass du die Drift des
>Hallelements kompensieren willst ist mir klar. Aber was soll an dem
>Magneten kompensiert werden? Willst du einen Elektromagneten
>dazuschalten, so dass das überlagerte Feld von Elektromagnet und
>Permanentmagnet konstant bleibt?


Der Permanentmagnet den ich dazu verwende, hat ja ebenfalls einen Tempco 
von 0,1%/°C (bpsw. Neodyminum-Eisen-Bor (NdFeB)). Also ändert sich das 
zu messende B-Feld ja ebenfalls mit der Temperatur. Das soll auch mit in 
de Kompensation fließen ;)

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

Ich versteh's immer noch nicht. Der Hallsensor misst das Magnefeld. Wenn 
sich die Temperatur ändert, ändert sich das Magnetfeld und der 
Hallsensor sollte normalerweise diese Änderung anzeigen.

Was genau willst du damit erreichen, dass der Tempco des 
Permanentmagneten "in die Kompensation mit einfließt"? Soll die 
Temperaturabhängigkeit des Magneten im Messwert des Hallelements nicht 
mehr sichtbar sein?

von Phil M. (noxius91)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

>Was genau willst du damit erreichen, dass der Tempco des
>Permanentmagneten "in die Kompensation mit einfließt"? Soll die
>Temperaturabhängigkeit des Magneten im Messwert des Hallelements nicht
>mehr sichtbar sein?

Ich hatte da was durcheinander geworfen, natürlich hast du Recht. Das 
B-Feld hat einen Temperatureinfluss der in dem Ganzen mit betrachtet 
werden soll, aber nicht kompensiert werden soll!


Habe mittlerweile schon neue Anliegen ;)

Durch die Temperaturänderung des Elements driftet ja der 
Y-Achsenabschnitt der Hallspannung Uh sowie die Spanne von Uh, also 
sprich die Steigung. Ersteres muss ja durch Offset korrigiert werden, 
korrekt?

Ausgewählt für das Ganze habe ich aus dem o.g. Datenblatt die angehängte 
Schaltung, in der ein KTY im Instrumentenverstärker verwendet wird. Den 
R14 möchte ich auch durch einen Poti ersetzen, um die Sensivität 
einstellen zu können.

Zu dem Ganzen fehlt mir jetzt ein wenig der Ansatz, wo ich anfangen 
soll.

Wie dimensioniere ich den Offset, also R1-R3, da diese ja auch von der 
Temperatur abhängig sein müssen. Müsste ich hier einen zusätzlichen KTY 
verwenden?

Das Sensorelement hat einen Tempco von -0,06%/K für U_h und einen Tempco 
von 0,3%/K für den Widerstand.

Die Formeln aus dem genannten Datenblatt habe ich ebenfalls mal 
angehängt.

Grüße
Phil

von Uuh. (Gast)


Lesenswert?

Vergiss einen Temperaturkoeffizienten von 0.06% oder so zusammen mit 
einem Permanentmagneten. Ein Permanentmagnet hat ein derart inhomogenes 
Feld, dass der gemessene Wert voellig zufaellig ist.
Zudem sollte man fuer erhoehte Anforderungen das Hallelement mit einem 
Lock-in messen, um Thermospannungen loszuwerden.

von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

Phil M. schrieb:
> Wie dimensioniere ich den Offset, also R1-R3, da diese ja auch von der
> Temperatur abhängig sein müssen.

Wieso ? Wenn der Offset für ein Magnetfeld von 0 eingestellt wird, gibt 
es nichts zu kompensieren.

Wenn du ein Magnetfeld von <> 0 als Nullpunkt haben willst, ziehe es 
NACH dem temperaturkompensieren Differenzverstärker ab (oder in 
Software), dann ist die Kompensierung mit der Kompensierung vom Messwert 
gleich erledigt.

von Phil M. (noxius91)


Lesenswert?

>Vergiss einen Temperaturkoeffizienten von 0.06% oder so zusammen mit
>einem Permanentmagneten. Ein Permanentmagnet hat ein derart inhomogenes
>Feld, dass der gemessene Wert voellig zufaellig ist.

Die Schaltung wird nachher nur in LTSpice simuliert, also das B-Feld 
auch, also brauche ich mir darüber keine Gedanken zu machen.

>Wenn du ein Magnetfeld von <> 0 als Nullpunkt haben willst, ziehe es
>NACH dem temperaturkompensieren Differenzverstärker ab (oder in
>Software), dann ist die Kompensierung mit der Kompensierung vom Messwert
>gleich erledigt.

Das heißt Schaltungstechnisch würde ich den Offset mit R11-13 
einstellen?

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

Phil M. schrieb:
> Die Schaltung wird nachher nur in LTSpice simuliert, also das B-Feld
> auch, also brauche ich mir darüber keine Gedanken zu machen.

Das ist gut. Denn wenn du die Schaltung oben noch um zusätzliche 
Thermistoren und Trimmpotis ergänzt, dann würdest du im realen Leben bis 
zum Ruhestand an den Potis rumtrimmen ehe du es schaffst, die 0,06%/K 
der Verstärkung und die (nicht bekannte) Offsetdrift tatsächlich zu 
verbessern. Wenn diese Simu in der Lehre eingesetzt werden soll, dann 
kann man Sie den Studenten als Musterbeispiel demonstrieren, dass nicht 
jeder simulierbare Effekt auch praktikabel umsetzbar ist.

Phil M. schrieb:
> Den
> R14 möchte ich auch durch einen Poti ersetzen, um die Sensivität
> einstellen zu können.

Wenn du an R14 drehst machst du aus dem Differenzverstärker um OP3 einen 
Irgendwasverstärker. Der Quotient von R14/R10 muss den selben Wert haben 
wie der Quotient vom Netzwerk R11..R13 zu R9, sonst geht die 
Gleichtaktunterdrückung flöten (was doof ist, wenn man ein paar mV 
Differenzspannung aber ein paar V Gleichtaktspannung hat).

Die Verstärkung wird normalerweise eingestellt über das Netzwerk R5..R7 
und RT. Aber daran kannst du hier nicht drehen, weil es in der Schaltung 
schon zur Temperaturkompensation der Verstärkung (RT) und zur 
Offseteinstellung (über R4, R3, RT1, RT2) genutzt wird. Du kannst nicht 
einen Parameter (Verstärkung) ändern, ohne die beiden anderen Parameter 
schlecht zu machen. Wenn du die Verstärkung einstellen willst: bau noch 
einen Verstärker hintendran.

Phil M. schrieb:
> Das heißt Schaltungstechnisch würde ich den Offset mit R11-13
> einstellen?

Normalerweise ja (der "Ref-Eingang" eines normalen 
Instrumentenverstärkers). Bei dieser Spezialschaltung wird der Offset 
aber ja bereits über RT1, RT2, R3, R4 eingestellt: da könnte man ihn 
auch gleich dort trimmen.

Und achte auf dein Timing: wenn die Simu fertig ist, bevor dein 
Projekt/deine Abschlussarbeit zu Ende ist, könnte der Betreuer doch noch 
auf die Idee kommen, das Ganze auch real aufzubauen. Und daran hättest 
du keine Freude.

von Phil M. (noxius91)


Lesenswert?

Okay vielen Dank!

Den zusätzlichen Verstärker lass ich dann weg und stelle über R10/R14 
einen Spannungsausgang von 0,2..4,8V ein!

>Normalerweise ja (der "Ref-Eingang" eines normalen
>Instrumentenverstärkers). Bei dieser Spezialschaltung wird der Offset
>aber ja bereits über RT1, RT2, R3, R4 eingestellt: da könnte man ihn
>auch gleich dort trimmen.

Laut Datenblatt hat das Hall-Element eine Offset-Spannung von 11mV. 
Den Drift müsste ich jetzt aus dem Diagramm ablesen, da dieser nicht 
angegeben ist. Muss ich dann RT1, RT2 und R3 so 'einstellen', dass ich 
am invertierenden Ausgang des OP2 eben diese 11mV anliegen habe?

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

Phil M. schrieb:
> Den zusätzlichen Verstärker lass ich dann weg und stelle über R10/R14
> einen Spannungsausgang von 0,2..4,8V ein!

Willst du die Verstärkung der letzten Stufe einmalig neu berechnen? Dann 
kannst du an R14/R10 drehen und wieder einen funktionierenden 
Differenzverstärker draus machen, indem du ebenfalls das Netzwerk 
R11..R13 und R9 anpasst.

Aber wenn du die Verstärkung variabel machen willst ("Den R14 möchte ich 
auch durch einen Poti ersetzen...") dann musst du das andere Netzwerk im 
selben Verhältnis nachführen. Dann reicht es nicht, an "einem Poti" zu 
drehen, und es reicht ebenfalls nicht, R14 und R10 als Potis zu 
simulieren.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.