Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Thermisches Ersatzschaltbild einer Peltier-Kühlbox


von Tobias K. (Gast)


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Hallo,

ich möchte ausrechnen, welche minimale und maximale Temperatur ich mit 
meiner Peltier-Temperierung in einer isolierten Kühlbox erzeugen kann.

Das Peltier-Element ist ein Laird HT8-12 (siehe Datenblatt).
Die Wärmewiderstände der genutzten Kühlkörper sind: 0.1 K/W und 0.5 K/W
Der Wärmewiderstand der Kühlbox-Isolierung sei 2 K/W.

Die elektrische Versorgung des Peltierelements beträgt 12V * 6.8A = 82W.

Das heißt es müssen mindestens 82 Watt Verlustleistung abgeführt werden. 
Man kann sich zum besseren Verständnis vorstellen, dass auf jeder Seite 
des Peltierelementes eine Wärmequelle mit 82W/2 = 41W sitzt.

Bei einer Temperaturdifferenz von 0 Kelvin hat das Peltierelement eine 
Kühlleistung von Qc = 67 Watt. Dazu kommen die 41 Watt Eigenerwärmung 
auf der kalten Seite, das heißt es fließt dann intern ein Wärmestrom von
67W + 41W = 108 Watt.
Auf der heißen Seite müssen dann 67W + 41W + 41W = 149 Watt Wärmestrom 
abgeführt werden.

Bei einer Temperaturdifferenz von 63 Kelvin hat das Peltierelement eine 
Kühlleistung von Qc = 0 Watt. Meinem Verständnis nach pumpt der 
Peltier-Effekt in dieser Situation weiterhin einen Wärmestrom von 108 
Watt von der kalten auf der warme Seite. Dieser Wärmestrom wird intern 
ausgeglichen von:
 41 Watt elektrischer Verlustleistung von der kalten Seite
 67 Watt Wärmeleckstrom (Wärmeausgleich) der ständig von der warmen 
Seite zur kalten Seite fließt und zurückgepumpt werden muss.

Wenn das so ist, dann kann man den Wärmewiderstand des Peltierelements 
leicht errechnen:
Rth = Tmax / Qmax = 63K / 67W = 0.94 K/W
Diesen Wärmewiderstand verwende ich in der Simulation um damit das 
Verhalten beim Kühlen und auch beim Heizen zu simulieren.

Ist das soweit richtig?

Es geht mir nur um die maximal erreichbaren Temperaturen bei voller 
Leistung und bei 25°C Umgebungstemperatur.
Das angehängte Ersatzschaltbild liefert sowohl bei thermischem Leerlauf 
als auch bei thermischem Kurzschluss die Werte aus dem Datenblatt.

von Lurchi (Gast)


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Die Beschreibung / Rechnung klingt soweit plausibel. Die Isolierung der 
Kühlbox kommt mit realtiv gut vor.
Wenn man es genau nimmt kommt da wohl noch ein kleiner Term dazu: das 
Peltierelemet entwickelt eine Thermospannung und nimmt dadurch mit einer 
Temperaturdifferenz noch minimal mehr Leistung auf. Das ist aber in der 
Regel nicht so viel, und die Energie wird auf der warmen Seite 
abgegeben, fällt da also nicht groß auf.

Die Verlustleistung des Peltierelements sollte eigentlich nicht zur 
Umgebung gekoppelt werden sondern eher an "GND" - für die Simulation 
macht das aber auch keinen Unterschied.
In der Simulation ist es etwas verwirrend, das T1 da schon gleich bei 40 
C startet. Da sollte man ggf. auch noch die Wärmekapazität auf der 
Außenseite dazu nehmen. Dann sieht man auch dass es da deutlich wärmer 
wird.

von Tobias K. (Gast)


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Lurchi schrieb:
> Die Verlustleistung des Peltierelements sollte eigentlich nicht zur
> Umgebung gekoppelt werden sondern eher an "GND" - für die Simulation
> macht das aber auch keinen Unterschied.
> In der Simulation ist es etwas verwirrend, das T1 da schon gleich bei 40
> C startet. Da sollte man ggf. auch noch die Wärmekapazität auf der
> Außenseite dazu nehmen. Dann sieht man auch dass es da deutlich wärmer
> wird.

Das habe ich jetzt gemacht.

von Werner H. (werner45)


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Ich hatte eine käufliche Kühlbox (4x4 cm Element) über 5 Stunden mit 1 
Liter Wasser als Last betrieben (Akku am Ladegerät als Stromquelle). Die 
Wassertemperatur ging nicht unter 12 °C.
Vermutlich ist die Boxisolierung zu schlecht und der Wärmeübergang am 
Kühler zu klein, die Abluft war handwarm.
Warscheinlich braucht man 2 oder 3 Elemente, um tiefer zu kommen.

Der Simulationsansatz ist interessant, aber warscheinlich sind die 
Widerstände zu optimistisch.

Mein Ansatz war ähnlich, mit Temperatur als Spannung, dem Wärmedurchgang 
als Widerstand, dem Wärmestrom als Strom und der Wärmekapazität als 
Kondensator. Die Werte muß man sich zusammenklauben, die Flächen, die 
Dicken und die Temperatur sind meßbar.
Die schöne "Ausarbeitung" in Calc ist mir leider zusammen mit der 
Harddisk verstorben, natürlich 1 Tag vor dem wöchentlichen Backup...
Hatte bisher keine Lust auf Neuanfertigung.

Gruß   -   Werner

von Tobias K. (Gast)


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Werner H. schrieb:
> Der Simulationsansatz ist interessant, aber warscheinlich sind die
> Widerstände zu optimistisch.

Ja, für eine normale Kühlbox sind die Wärmewiderstände viel zu gut. Bei 
mir handelt es sich eher um eine 10 Liter große Kammer mit 3cm dicker 
Isolierung und gewaltig großen Kühlkörpern am Peltierelement. Zum 
Picknicken ist das nicht gedacht :)

Bei >100W Abwärme am Kühlkörper ist schon der Wärmewiderstand im Kupfer 
des Kühlkörpers ein Problem. Es reicht nicht aus, den Kühlkörper einfach 
beliebig groß zu machen. Man müsste stattdessen mehrere schwächere 
Peltierelemente parallel betreiben.

von Werner H. (werner45)


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Hallo  Tobias!

3 cm Isolierung ist aber deutlich zu wenig! Rechne mal den 
Wärmedurchgang bei 3 cm (Styropor?) nach. Mindestens 10 oder 20 cm sind 
nötig, um den Verlust kleiner zu halten (Außer Du hast ein großes 
Dewargefäß).

Je geringer der Wärmeverlust durch die Wand, desto weniger Strom ist bei 
der gewünschten Temperatur durch die Elemente nötig, was deren 
Eigenverluste senkt.

Veranschlage gleich 3 Elemente in Reihe, das macht das Netzteil 
einfacher und verlustärmer (42 V  8A gegen 14 V  24 A).
Oder 4 Stück 1+1 parallel 1+1.

Gruß   -   Werner

von Tobias K. (Gast)


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Werner H. schrieb:
> 3 cm Isolierung ist aber deutlich zu wenig! Rechne mal den
> Wärmedurchgang bei 3 cm (Styropor?) nach.

Hallo Werner, das habe ich gemacht:


Aber du hast Recht wenn du sagst dass eine dickere Isolierung noch 
einiges mehr bringen würde.

von Der Andere (Gast)


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Dein Lambda Wert dürfte mit 0,03 sehr optimistisch gesetzt sein. In den 
Kühlboxen ist oft nur miesester Hartschaum der eher 0,05 oder mehr hat.
Auuserdem hast du nicht die Kanten nerücksichtigt, sowie die Stellen an 
denen die Isolation nicht sauber anliegt.

von Purzel H. (hacky)


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Ich finde to 40 Grad auf der warmen Seite optimistisch. Bitte 
nachmessen. Werden die erreicht ?

von W.S. (Gast)


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Tobias K. schrieb:
> Es geht mir nur um die maximal erreichbaren Temperaturen bei voller
> Leistung und bei 25°C Umgebungstemperatur.

Hä?

Ein Peltierelement ist eine Wärmepumpe. Das heißt, die 
Temperaturdifferenz ergibt sich aus dem Wärmestrom, der da gepumpt 
werden soll. Sinnigerweise hat das Peltierelement einen ziemlich 
niedrigen Wärmewiderstand.

Das, was du da überhaupt erreichen kannst, ist eine maximale 
Temperaturdifferenz bei einem Wärmestrom von NULL, das heißt, daß das 
Peltierelement äußerlich GARNICHTS leistet und nur seinen inneren 
Wärmestrom pumpt, der durch die Pumpleistung und den inneren 
Wärmewiderstand bestimmt ist.

Andererseits ist der maximale (äußere) Wärmestrom genau dann erreichbar, 
wenn die Temperaturdifferenz über das Peltierelement genau NULL ist.

Tja, ein Peltierelement ist eben keine Blackbox, wo man "Strom rein" und 
"Kühlleistung raus" kriegt. Du mußt eben zu allererst dir vorgeben, wie 
groß dein Wärmestrom denn sein soll und du kannst dir dann die dabei 
erreichbare Temperaturdifferenz ausrechnen. Oder andersherum: zuerst die 
Temperaturdifferenz vorgeben und dir dann den pumpbaren Wärmestrom 
ausrechnen.

Nur noch ein Wort: Peltierelemente sind mit sowas wie Woodsmetall 
gelötet und gehen kaputt, wenn die warme Seite mal zu warm geworden ist. 
Das ist in der Regel bei 73..82 Grad Celsius der Fall. Die warme Seite 
kühl genug zu halten, ist also das Allerwichtigste von Allem.

W.S.

von Werner H. (werner45)


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in dem von Tobias angegebenen Datenblatt steht:
Solder Construction 271°
Max Operating Temperature: 175°C

Es gibt also auch heißblütigere Zellen.

Auf normalen Zellen kann man aber auch Wasser kochen lassen. Also kein 
Wood- oder Rosemetall als Lot.

Gruß   -   Werner

von Tobias K. (Gast)


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Siebzehn F. schrieb:
> Ich finde to 40 Grad auf der warmen Seite optimistisch. Bitte
> nachmessen. Werden die erreicht ?

Ja. Zumindest wenn man übertrieben große Kühlkörper nimmt, z.B. den 
Fischer LAV-14.

W.S. schrieb:
> Sinnigerweise hat das Peltierelement einen ziemlich
> niedrigen Wärmewiderstand.

Als WärmeSTROMquelle hätte es sinnigerweise einen unendlich hohen 
Wärmeinnenwiderstand.

W.S. schrieb:
> Das, was du da überhaupt erreichen kannst, ist eine maximale
> Temperaturdifferenz bei einem Wärmestrom von NULL, das heißt, daß das
> Peltierelement äußerlich GARNICHTS leistet und nur seinen inneren
> Wärmestrom pumpt, der durch die Pumpleistung und den inneren
> Wärmewiderstand bestimmt ist.

Das gilt für das Kühlen. Welche Temperatur ist beim Heizen erreichbar?
Genau dafür ist das Ersatzschaltbild gut.

Man könnte denken, das Peltierelement würde beim Heizen Wärme von außen 
in die Isolierbox hineinpumpen. Bei DeltaT > DeltaT_max ist aber das 
Gegenteil der Fall. Durch den internen Wärmeleckstrom. Und trotzdem 
erreicht das Peltierelement beim Heizen Temperaturdifferenzen größer als 
DeltaT_max. Die Frage nach der Maximaltemperatur bei gegebener 
Kühlboxisolierung ist also nicht so ganz trivial.

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