Personaldienstleister werben damit, dass ihre Mitarbeiter "hochqualifizierte Experten" seien. In der Realität scheint es so zu sein, dass bei Personaldienstleistern zum großen Teil Anfänger mit wenig Berufserfahrung arbeiten. Anspruch und Realität scheinen sich also stark zu unterscheiden. Welche Erwartungen haben Unternehmen, die Ingenieure ausleihen eigentlich? Erwarten die, dass sie einen "Experten" erhalten oder gehen sie von vorne herein davon aus, dass jemand mit wenig Erfahrung kommt?
Rick schrieb: > Welche Erwartungen haben Unternehmen, die Ingenieure ausleihen > eigentlich? > > Erwarten die, dass sie einen "Experten" erhalten oder gehen sie von > vorne herein davon aus, dass jemand mit wenig Erfahrung kommt? Ich kenne es nur so dass die Leiher die lästigen Jobs machen für die in der Stammbelegschaft keiner Lust oder Zeit hat. Meist wenig anspruchsvolle, stupide Aufgaben, für die es eigentlich auch nicht unbedingt nen Ing. gebraucht hätte wenn man ehrlich ist. Also abfahren und dokumentieren von klar vorgegebenen Tests z.B..
In 90% der Fälle wollen die bloß jemanden der die Tätigkeiten beim OEM übernimmt für die die dortigen Ingenieure keine Zeit oder keinen Bock haben. Aber manchmal suchen die auch einen Experten bzw haben niemanden mit mehr Fachkenntnissen. Da sind mir ein paar Ingenieure der IAV in Erinnerung ohne die VW so einige Projekte nicht hinbekommen hätte. Diese werden normalerweise aber irgendwann vom OEM direkt übernommen.
Rick schrieb: > Welche Erwartungen haben Unternehmen, die Ingenieure ausleihen > eigentlich? Billig und schnell wieder los werden, was sonst. Alles andere geht doch aus den Unterlagen hervor. Bedenklich ist, dass man als Bewerber immer mehr ins soziale Aus abdriftet. Karriere ist Wunschdenken.
Nemesis schrieb: > Alles andere geht doch aus den Unterlagen hervor. Unterlagen sagen gar nichts aus. Die können nämlich quasi beliebig frisiert werden. Mit echten Fähigkeiten geht das nicht. Rick schrieb: > Welche Erwartungen haben Unternehmen, die Ingenieure ausleihen > eigentlich? Die Hoffnung, dass vielleicht 1 von 10 so gut sind, das man sie übernehmen kann. Wenn jemand einen Experte will, fragt man einen spezialisierten Dienstleister/Freelancer und kein Leiharbeitsunternehmen.
Es wird immer unwahrscheinlicher als Ingenieur Karriere zu machen. Ingenieure sind Kostenfaktoren die es zu vermeiden gilt. Im technischen Bereich verdient man heutzutage kein Geld mehr. Schon mein Opa sagte: "Ingenieure sind die Kamele auf denen die Wirtschaftler zum Erfolg reiten." Der Spruch ist vermutlich älter als 50 Jahre, aber heute aktueller denn je.
Ing schrieb: > "Ingenieure sind die Kamele auf denen die Wirtschaftler zum Erfolg > reiten." Der Spruch ist vermutlich älter als 50 Jahre, aber heute > aktueller denn je. Ein Ingenieur kann aber auch ein sehr viel besserer Kamelreiter sein. Und das wissen die Unternehmen auch. Also kann man als Ingenieur sehr wohl noch Karriere machen. Nur halt nicht als Bastelnerd.
Claymore schrieb: > Unterlagen sagen gar nichts aus. Die können nämlich quasi beliebig > frisiert werden. Mit echten Fähigkeiten geht das nicht. Wie willst du die Fähigkeiten und das Potential eines Menschen erkennen bevor du ihn eingestellt hast? Wie willst du vorher wissen wie gut und schnell er sich einarbeiten kann. Gute Noten und Zertifikate sagen für die Praxis nichts aus.
Ing schrieb: > Wie willst du die Fähigkeiten und das Potential eines Menschen erkennen > bevor du ihn eingestellt hast? Das ist ein Ratespiel und erfordert sehr viel Erfahrung und Menschenkenntnis. Und ist nie 100% sicher. Aber immer noch besser als eine Beurteilung anhand der Unterlagen. Das taugt nur um vorzusortieren. Aber das ist eine der Hauptgründe, wieso Firmen gerne Leihingenieure beschäftigen. Da haben sie Zeit, die Leute ein paar Monate oder Jahre unverbindlich zu testen. In manchen Konzernen gibt es die Probezeit faktisch nicht mehr (dank Betriebsrat). Ing schrieb: > Gute Noten und Zertifikate sagen für > die Praxis nichts aus. Eben.
Claymore schrieb: > Aber das ist eine der Hauptgründe, wieso Firmen gerne Leihingenieure > beschäftigen. Aber ohne sehr gute Noten und ohne schicke Zertifikate kommt man weder bei der Leihfirma noch in einem richtigen Unternehmen bis zum Vorstellungsgespräch.
Vor allem müssen sie BILLIG sein , alles anderes ist zweitrangig ..
Dipl Ing ( FH ) schrieb: > Vor allem müssen sie BILLIG sein , alles anderes ist zweitrangig .. Ja, damit spart man sich die Begründsmühen auf die Frage: "Warum haben sie diesen Anbieter gewählt?"
Ing schrieb: > Aber ohne sehr gute Noten und ohne schicke Zertifikate kommt man weder > bei der Leihfirma noch in einem richtigen Unternehmen bis zum > Vorstellungsgespräch. Nein, auch mittelmäßige Noten reichen. Die spielen eigentlich keine Rolle, weil man sich ja schon in der Praxis bewiesen hat. Problematisch wird es nur, wenn man extrem geschlafen hat und sich deshalb als Absolvent bewerben muss. Das passiert aber nur ganz dummen oder extrem naiven Leuten. Da helfen dann aber auch gute Noten nur bedingt, weil die Voraussetzungen ja schon fehlen.
Ing schrieb: > Gute Noten und Zertifikate sagen für > die Praxis nichts aus. Die sagen schon was aus. Nämlich wie schnell du dich in neue Aufgaben einarbeiten kannst. Zeit ist bekanntlich Geld. Mehr als das Gehalt will man in den Firmen nämlich nicht investieren. Kannst du was nicht heißt es schnell, dass man sich sonst jemand anderen sucht.
Nemesis schrieb: >> Gute Noten und Zertifikate sagen für >> die Praxis nichts aus. > > Die sagen schon was aus. Nämlich wie schnell du dich in neue > Aufgaben einarbeiten kannst. Zeit ist bekanntlich Geld. So sieht das aus. Letztlich brauchen die Firmen Leute die liegengebliebene Sachen schnell abarbeiten können. Die Leute die die selbst haben (und das aber nicht können) sehen Dir aber nicht unbedingt gerne aufs Fell wenn Du gut bist. Die sehen Dich dann schnell als Konkurrenten (was ich nachvollziehen kann). Die Zertifikate hat heute sowieso kaum einer (zumind. nicht die die ich kenne).
Nemesis schrieb: > Ing schrieb: >> Gute Noten und Zertifikate sagen für >> die Praxis nichts aus. > > Die sagen schon was aus. Nämlich wie schnell du dich in neue > Aufgaben einarbeiten kannst. Zeit ist bekanntlich Geld. > Mehr als das Gehalt will man in den Firmen nämlich nicht > investieren. Kannst du was nicht heißt es schnell, dass man > sich sonst jemand anderen sucht. Oder sie sagen einfach nur aus, das man zielorientiert für schwierige Klausuren lernen kann. Noten sagen überhaupt nichts darüber aus, wie schnell man sich in eine Materie einarbeiten kann. Alleine die Unterschiede von FH zu FH, Uni zu Uni bzw. Prof zu Prof machen das schon unmöglich. Wer sich als Chef die Leute nach den Noten aussucht, ist ein Dummkopf und muss sich nicht wundern, wenn er bald Konkurs anmelden kann. Wenn dann, sollte man sich die an der Uni durchgeführten Projekte, belegten Kurse, Werkstudententätigkeiten und die daraus hervorgehenden Ergebnisse anschauen und bewerten.
Nemesis schrieb: > Die sagen schon was aus. Nämlich wie schnell du dich in neue > Aufgaben einarbeiten kannst. Nur sehr, sehr bedingt. Eine Klausur und eine reale Aufgabe sind viel zu unterschiedlich. Und die praxisnahen Aufgaben (Projekt/Studien/Abschlussarbeiten) werden bei den meisten Hochschulen nicht mehr auswertbar bewertet (ähnlich Arbeitszeugnisse). Nemesis schrieb: > Kannst du was nicht heißt es schnell, dass man > sich sonst jemand anderen sucht. Das ist ja wohl logisch. Wenn jemand die Aufgabe nicht erfüllt, was will man dann mit dem? Rudolf S. schrieb: > Die Leute die die selbst haben (und das aber nicht können) sehen Dir > aber nicht unbedingt gerne aufs Fell wenn Du gut bist. Die sehen Dich > dann schnell als Konkurrenten (was ich nachvollziehen kann). Nur wenn man sich als Konkurrenz und nicht als Kollegen positioniert. Das passiert zum Beispiel, wenn man sein Wissen nicht teilt.
Claymore schrieb: > Nur wenn man sich als Konkurrenz und nicht als Kollegen positioniert. > Das passiert zum Beispiel, wenn man sein Wissen nicht teilt. Wenigsten erkennt man in so einer Bude schnell das schlechte Betriebsklima. Solche “Kollegen“ hatte ich im ersten Unternehmen, wo die meisten aus Angst ihr Wissen nicht geteilt haben, so dass alle immer wieder über die gleichen Fettnäpfchen gestolpert sind. Muss man aber schon sehr charakterschwach für sein. Zum Glück ist es jetzt anders :-)
Gründe für die Nutzung von Zeitarbeit: 1. Druckmittel gegen die Stammbelegschaft 2. Kapazitätsengpässe ausgleichen 3. Personalrekrutierung (lange Probezeit) 4. kurzfristig Experten nutzen
polb schrieb: > Wenigsten erkennt man in so einer Bude schnell das schlechte > Betriebsklima. Richtig. polb schrieb: > Solche “Kollegen“ hatte ich im ersten Unternehmen, wo die > meisten aus Angst ihr Wissen nicht geteilt haben, so dass alle immer > wieder über die gleichen Fettnäpfchen gestolpert sind. Das Gute an der Sache ist ja, dass sich ähnliche Charaktere immer irgendwo sammeln. Wer selbst immer auf Ellenbogenmentalität aus ist, der landet immer in solchen Firmen. In vernünftigen Firmen überlebt so jemand kaum, weil er das Betriebsklima gefährdet und so von den Kollegen (die eigentlich kooperativ sind) gemieden wird. Das Lustige ist, dass sich der Typ wieder bestätigt fühlt, weil das für einen naiven Konkurrenzkämpfer wie Ellenbogenmentalität aussieht, obwohl es genau das Gegenteil ist, nur dass man das falsche Team gewählt hat. Umgekehrt überlebt ein Teamplayer in einem vergifteten Betriebsklima auch nicht lange, aber aus anderen Gründen.
Jo S. schrieb: > Gründe für die Nutzung von Zeitarbeit: > > 1. Druckmittel gegen die Stammbelegschaft AÜG`ler eher nicht, Werkverträgler sind da gefährlicher für die Konzerndrohen. > 2. Kapazitätsengpässe ausgleichen Mythos mehr nicht! > 3. Personalrekrutierung (lange Probezeit) Weniger, ehrer die möglichkeit über die Hintertür geschickt Leute aus dem "Sippenverband" unter zu bringen! > 4. kurzfristig Experten nutzen Hmm, über ZA und Ing.DL bekomt man kaum kurzfristig Experten. Und wenn ja, dann kosten die auch ganz ordentlich!
Cha-woma M. schrieb: > AÜG`ler eher nicht, Werkverträgler sind da gefährlicher für die > Konzerndrohen. Wobei das meiste heute schon Werkvertrag im Ingenieurbusiness sein dürfte. Direkt ausgeliehen an die OEMs wird man zahlenmäßig kaum noch. Das ist eigentlich seit 2008 stetig auf dem Rückmarsch. Heute gibt es dann immer noch einen zweiten Mittelmann und ein IGM-Gehalt ist damit selbst durch Übernahme nicht drin, weil der zweite Mittelmann natürlich auch nicht dem IGM-Tarifvertrag angehört. Raffiniert gemacht von den OEMs und die IGM versucht ihr Gesicht mit wirkunglosen Scheinaktionen zu wahren, damit ihnen die noch paar verbliebenen Mitglieder nicht weglaufen, obwohl sie doch mit den AGs im Bett liegt.
Kapazitätsengpässe gibt es eigentlich nur bei grobem Missmanagment(Personal aus Profitgier/Wachstumszwang aubauen etc.).
Prost Neujahr schrieb: > Raffiniert gemacht von den OEMs und die IGM versucht ihr Gesicht mit > wirkunglosen Scheinaktionen zu wahren, damit ihnen die noch paar > verbliebenen Mitglieder nicht weglaufen, obwohl sie doch mit den AGs im > Bett liegt. Die IGM dominiert die Betriebsräte, und die freigestellten BR-Mitgleider haben durch ihre priviligierte Stellung natürlich auch ein paar Pfunde mit denen sie ihren eigenen Vorteil mehren können. Was zum lesen:http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/vw-abgasskandal/abgasskandal-top-betriebsraete-von-vw-werden-gesetzeswidrig-bezahlt-13849839.html in der Mitte des Artikels gehts dann um die Verquickung des BR mit dem Management.
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