Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Endstufe von Philips MCI500 defekt: Qualität, die begeistert.


von Georg A. (georga)


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Ich habe vor einer Weile diese Kompaktanlage (CD, MP3, WLAN,...) zur 
Reparatur bekommen, weil ein Kanal nicht mehr ging. Also aufgeschraubt 
und auf eine Digital-Endstufe mit zwei TDA8932 gestossen. Die 
Beschaltung ist dem Datenblatt recht ähnlich. Tatsächlich ging ein Kanal 
nicht mehr, aber nach eine Weile Betrieb dann doch. Elkos und Spannungen 
alle gut. Wohl was Thermisches. Nur komisch, dass der Kanal nach ein 
paar Stunden und sogar Tagen auskühlen immer noch ging. Rätselraten, 
Gerät wieder zurückgestellt.

Nach ein paar Wochen wieder mal probiert, vorher noch auf Verdacht zwei 
Keramik-Cs für die Endstufenreferenzspannung gewechselt. Jetzt gingen 
beide Kanäle nicht mehr. Der Diagnose-Pin an beiden TDAs sagt, dass 
irgendwas nicht passt. Da da aber 5 oder 6 Fehler zusammengeodert 
werden, ist das bis auf die sicher nicht vorhandene Übertemperatur wenig 
hilfreich. Die Kanäle kamen nach 30min Betrieb aber stockend wieder, 
DIAG sagt, dass alles gut ist. Häh? Dass beide TDAs identisch kaputt 
sind kann ja irgendwie auch nicht sein... Das Gerät ging die nächsten 
Tage problemlos, Kältespray hat auch nichts gebracht, also wieder 
eingemottet.

Monate vergingen, der Besitzer (und ich) hatte die Hoffnung schon 
aufgegeben. Also heute beim Aufräumen doch nochmal angeschaut und im 
"defekten" Zustand nochmal alles gemessen. Die TDAs sitzen auf der 
Unterseite, auf der Oberseite sind noch ein paar SMDs. Die Elkos und 
Spulen sind mit einem schwarzen Lack fixiert, der auch die SMDs 
überdeckt. Beim Rumstochern der SMD-Messpunkte auf der Oberseite bin ich 
abgerutscht und auf dem reinen Lack gelandet. Lustigerweise waren da an 
einigen Stellen 2-3V zu messen.

Damit war es klar: Der schwarze Rotz ist leitfähig! Also eine halbe 
Stunde lang alles im SMD-Bereich abgekratzt, tw. ging auch gleich der 
Lötstopplack drunter am Stück mit ab. War der Rotz wohl auch noch etwas 
aggressiv...

Tja, jetzt geht wieder alles :) Klingt auch etwas nach geplanter 
Obsoleszenz. Die Befestigung von Bauteilen mit Kleber/Lack kann man seit 
50 Jahren fehlerfrei, auf einmal passieren einer "Weltfirma" solche 
Fehler?

BTW: Jetzt wo ich weiss, was es ist, konnte ich auch ein Post ergoogeln, 
wo jemand das Problem mit dem Rotz auch schon beschrieben hat. Super...

von Jan (Gast)


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Georg schrieb:

> Klingt auch etwas nach geplanter
> Obsoleszenz.

Ist wohl auch so.

Ich habe mir mal ein Schweißgerät repariert, dort war eine Platine 
defekt, da aus 2 Kondensatoren das Elektrolyt über die ganze Platine 
schwamm. Und ich habe auch im Internet gelesen, dass nicht nur ich 
dieses Problem habe.

Die Platine hat neu 216€ gekostet, also 166€weniger als ich für das 
ganze Schweißgerät bezahlt hab :D, mit bissle geschick habe ich dies 
aber auch wieder hinbekommen...

Obsoleszenz, das ist ja auch dickes €€ für den Produzenten.

-Jan

von michael_ (Gast)


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Georg A. schrieb:
> Die Befestigung von Bauteilen mit Kleber/Lack kann man seit
> 50 Jahren fehlerfrei, auf einmal passieren einer "Weltfirma" solche
> Fehler?

Eine Weltfirma ist es, aber niemals eine Markenfirma.
Aber schön ist es, das du verbissen einen nicht üblichen Fehler gefunden 
hast.
Ich hätte sicher vorher aufgegeben.

von Hp M. (nachtmix)


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Georg A. schrieb:
> Die Befestigung von Bauteilen mit Kleber/Lack kann man seit
> 50 Jahren fehlerfrei, auf einmal passieren einer "Weltfirma" solche
> Fehler?

Neu ist dieser korrosive Kleister jedenfalls nicht.
Schon vor 20-30 Jahren war das die Ausfallursache bei vielen Hoch- und 
Mitteltönern.
Auf der Membran, dort wo die Anschlußlitze mit dem dünnen Draht der 
Schwingspule verlötet ist, war die Lötstelle regelmäßig mit diesem 
schwarzen Geifer "geschützt", und ebenso regelmäßig zerfrass es den 
dünnen Draht dort.

Dass das Zeug leitet, ist mir zwar neu und interessierte damals auch 
nicht, aber es erscheint logisch, denn um Kupfermetall in Kupferionen zu 
verwandeln, müssen schon ein paar Milliarden Elektronen fliessen.

von oldeurope O. (Gast)


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Georg A. schrieb:
> Lustigerweise waren da an
> einigen Stellen 2-3V zu messen.

Das wird wohl eher an den Elkos liegen.

Nebenbei:
Ich mag diese, über die Leiterplatte gekühlten, D-Amps nicht.
Die ICs und Spulen werden schon warm ohne dass Ausgangsleistung
erzeugt wird.

LG
OXI

von Julian B. (julinho)


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Georg A. schrieb:
> Die Befestigung von Bauteilen mit Kleber/Lack kann man seit
> 50 Jahren fehlerfrei, auf einmal passieren einer "Weltfirma" solche
> Fehler?

Philips ist nur eine Marke, die Kaufen die Sachen in Asien zusammen. Ich 
hab nur schlechte Erfahrung mit Philips gemacht, einfach keine gute 
Qualität.

von oldeurope O. (Gast)


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Jens K. schrieb im Beitrag #4418391:
> leider wegwerf Ware..

Nö. D-Amp abklemmen und (A)B-Amp reinbauen. Gut ist.
Schon öfters gemacht bei diversen Fabrikaten.

LG
OXI

von Georg A. (georga)


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> > Lustigerweise waren da an
> > einigen Stellen 2-3V zu messen.
>
> Das wird wohl eher an den Elkos liegen.

Nein, die sind gut und nicht ausgelaufen. Es waren auch die Stellen, wo 
nicht direkt Elkos daneben sind, aber dafür GND oder VCC-Leiterbahnen 
(mit 30V). Ich vermutet inzwischen, dass der Short-Circuit-Check der 
TDAs dadurch gestört wurde. Laut Datenblatt prüft der vor dem 
Einschalten der Endstufen, auf Kurzschluss zwischen den Ausgängen und 
GND bzw. VCC. Vermutlich wird dazu der Ausgang hochohmig auf VCC/2 
gelegt und geschaut, ob die Spannung davon abweicht. Mit den Leckströmen 
über den Rotz wird sie das sicher...

> Die ICs und Spulen werden schon warm ohne dass Ausgangsleistung
> erzeugt wird.

Dafür werden sie mit Ausgangsleistung auch nicht wesentlich wärmer ;) 
Und normale Endstufen (egal ob integriert oder nicht) haben auch 
durchaus ihren Ruhestrom. Da fällt es nur weniger auf, weil die 
Kühlkörper deutlich grösser sind...

von oldeurope O. (Gast)


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Georg A. schrieb:
> Dafür werden sie mit Ausgangsleistung auch nicht wesentlich wärmer ;)
> Und normale Endstufen (egal ob integriert oder nicht) haben auch
> durchaus ihren Ruhestrom. Da fällt es nur weniger auf, weil die
> Kühlkörper deutlich grösser sind...

Zumindest kann man die "normalen Endstufen" irgendo an ein Blech
schrauben. Die Induktivitäten, die auch warm werden, entfallen auch.

D-Amp Freaks können sich ja beim Chinamann ein fertig bestücktes
D-Amp Board kaufen und irgendwo ranschrauben. Ich nehme lieber
(A)B-Verstärker ICs die fast keine externen Bauelemente benötigen.

LG
OXI

von Lurchi (Gast)


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Das Problem mit Kleber der Leitfähig wird hattte ich auch schon mal mit 
einer klassichen (Klasse B) Endstufe. Da haben etwa 100 K über den 
Kleber an einer ungünstigen Stelle für Oszillationen und DC offset 
gesorgt.

Ein Umrüsten auf eine Klasse A/B Endstufe braucht dann ggf. einen 
kräftigeren Trafo oder Lautsprecher mit höherer Impedanz, ist also nicht 
so einfach.

von oldeurope O. (Gast)


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Lurchi schrieb:
> Das Problem mit Kleber

kenne ich nur aus Foren. Leider hat das Entfernen bei mir nie etwas 
gebracht.
Außer, dass man dann dort nachlöten kann. Aber bei dem SMD-IC-Kram
tu ich mir das nicht an.

Lurchi schrieb:
> Ein Umrüsten auf eine Klasse A/B Endstufe braucht dann ggf. einen
> kräftigeren Trafo oder Lautsprecher mit höherer Impedanz, ist also nicht
> so einfach.

Ich habe gar kein Interesse Dich vom Gegenteil zu überzeugen und
lasse Dich gerne in Deinem Glauben.

LG
OXI

von Peter D. (peda)


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Lurchi schrieb:
> Ein Umrüsten auf eine Klasse A/B Endstufe braucht dann ggf. einen
> kräftigeren Trafo oder Lautsprecher mit höherer Impedanz,

Der D-Verstärker kann rail to rail, die AB-Endstufe braucht ~2V Abfall 
an jeder Rail. D.h. bei gleicher Spannung müssen die Lautsprecher 
niederohmiger sein.

Lurchi schrieb:
> ist also nicht
> so einfach.

So sehe ich das auch.
Wenn ich mir mal den großen Kühlkörper, Trafo und die vielen 
Lüftungsöffnungen im meinem Onkyo mit AB anschaue, das würde ich nie in 
einem D-Verstärker nachrüsten können.

von Philip (Gast)


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michael_ schrieb:

> Eine Weltfirma ist es, aber niemals eine Markenfirma.

Zu meiner Zeit WAR Philips eine Markenfirma. Aber da ja alle Billig 
wollen, musste auch Philips auf Billig umstellen. Und das heisst 
Chinaproduktion und Verkauf über Obsoleszenz, wie es die anderen auch 
machen.

Schreibt einfach mal ein paar Beschwerdebriefe an die EU, dass sie die 
Mindestgarantiezeiten wieder auf 5 Jahren bringen. Dann hat das ein 
Ende.

Die Produkte werden dann alle 10 - 20% teurer, aber sie halten eben auch 
entsprechend lange oder werden so gebaut, dass man sie einfacher 
reparieren kann.

Zumindest muss dann der Inverkehrbringer ein Lager mit 
Elektronikplatinen haben.

Das wiederum können sie die kleinen nicht leisten und daher werden sie 
nur noch Sachen verkaufen, die die Garantie überleben.

Oder sie machen rechtzeitig den Laden nach 4 Jahren zu, wo wie Euronics. 
Dann heisst es für den Kunden: Aufpassen, wo man kauft.

von oldeurope O. (Gast)


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Philip schrieb:
> Zumindest muss dann der Inverkehrbringer ein Lager mit
> Elektronikplatinen haben.

Ich habe für nahezu jede Reparatur-Situation einige TDAs auf Lager.

Philip schrieb:
> Das wiederum können sie die kleinen nicht leisten und daher werden sie
> nur noch Sachen verkaufen, die die Garantie überleben.

Ist mir egal, nache nur Reparaturen. Verkauf ist nicht meine Welt.
Das können andere sehr viel besser.

LG
OXI

von LordofKarma (Gast)


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Hey
Philips hts 3500s...  das selbe problem... habe vor paar tagen den 
player wieder in gebrauch genommen, wollte diesen als 5.1 system mit dem 
fernseher und pc benutzen. vorne rechts kam kein ton. ich dachte erst es 
liegt an den einstellungen von windows... NEIN, habe es mit der realtek 
onboard und mit meiner esi juliXTE probiert, dann dachte ich es liegt am 
konverter(optisch auf koaxial)NEIN
das internet half nicht. heute beim durchmessen, der defekte kanal macht 
nur 22mV die anderen kanæle zwischen 220-340 mV. mir fiel auf das aus 
dem defektem kanal doch wirklich ganz leise sound kommt. also 
aufgeschraubt und siehe da, die braune masse auf der platine, der 
kondensator oder die spule vom defektem kanal ist unterseite auch braun, 
die anderen nicht. auf der suche nach einem ersatz teil, welches ich 
nicht finde, bin ich hier rauf gestossen, durch das bild weil die teile 
meinen æhnlich sehen, ich hoffe sauber machen hilft bei mir auch... 
schon mal danke an Georg!!!

ansonsten gibt es eine seite in der man teile entschluesseln kann?

viele gruesse ich schreibe nochmal wenn die anlage læuft

von Hans (Gast)


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Super, vielen Dank!!!
Ich habe soeben meine Anlage repariert, 2 Jahre nach deinem Eintrag.

Welch ein Glück das du ausgerutscht bist :-D ud es hier gepostet hast.

Schönen Gruß

von Markus (Gast)


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Hallo zusammen,
Hallo Georg,
heute war ich auf der Suche nach Ersatzteilen und bin Schritt für 
Schritt auf das eigentliche Problem gestoßen.
Bei mir funktionierte "nur" der rechte Tiefton-Lautsprecher nicht 
mehr... und siehe da, Deine Beschreibung/Erklärung habe befolgt. Die 
Platine vom schwarzen Lack befreit (ich dachte erst, ein Elko ist 
ausgelaufen) und nach Zusammenbau funktioniert die Anlage wieder... 
allerdings erst 10min im Test.
Ich hoffe, das hebt nun wieder ein paar Jahre :-)

Vielen Dank für Deine Beschreibung!!!!

Viele Grüße
Markus

von Robert (Gast)


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Hallo zusammen,
sorry, dass ich jetzt diesen Dino von 2019 ausgrabe aber ich habe gerade 
den gleichen Patienten auf dem Tisch. Hab erst lange am Netzteil 
gesucht, da 5V und 30V fehlten aber siehe da, sobald ich die beiden 
Kabel vom Netzteil zur Endstufenplatine abziehe läuft das Netzteil und 
alle Spannungen sind vorhanden.
Jetzt hab ich es wohl auch damit zu tun, den schwarzen Dreck zu 
entfernen. Habt ihr da vielleicht einen Tip für mich wie es am 
schnellsten geht? Ich habs mit einem kleinen Messer versucht aber das 
dauert ja ewig...folgeschäden durchs Messer nicht eingerechnet. 
Leiterplattenreiniger oder irgendwelche "Wunderwaffen"?

Danke schon mal ;-)

von Rudi Ratlos (Gast)


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Robert schrieb:
> Jetzt hab ich es wohl auch damit zu tun, den schwarzen Dreck zu
> entfernen.

Wenn das so aussieht wie am Foto, richtest eher mehr Schaden als Nutzen 
an. Weil SMD-Teile damit 'vergossen' sind.

a) Du kannst ein Stück runterkratzen und mit div. Lösungsmitteln 
probieren, ob das weich wird oder sich (auf-)löst. Wenn ja, dann 
dasselbe mit Platinenlack probieren.

b) Du kannst mit Fön probieren, ob sich der Baatz irgendwie 'warm 
abziehen' läßt.

Wenn du NICHT an die Bauteile drunter heran MUSST, würd ich das lassen. 
Besser mit lauwarmem Pril-Wasser und Zahnbürste das Zeug abschrubben und 
gut trocknen lassen.
Apropos Pril: Vor ein paar Tagen mit sauteurem "Bildschirm-Reiniger" den 
verrauchten Monitor geputzt, die Fliegenkacke ging nicht weg, 
Teer-Schlieren erst nach fünfachem Einsprühen, was n´Glump
Scheiß drauf, Pril her und einen alten Socken: weg wars
(fast) mit 1 Wisch !

PRIL wirkt einfach WUNDER!

Ich frag mich immer öfter, welchen Scheiß man in seinem Leben 
zusammenkauft, oder bereits hat .

von Toxic (Gast)


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Robert schrieb:
> Ich habs mit einem kleinen Messer versucht aber das
> dauert ja ewig...folgeschäden durchs Messer nicht eingerechnet.

Ein Glasfaserstift waere eventuell eine Moeglichkeit.Die eignen sich 
z.B. um Leiterbahnen vom Loetstopplack freizurubbeln

https://www.ebay.de/itm/403878321742?hash=item5e09061e4e:g:BCYAAOSw4thhsl~d&amdata=enc%3AAQAHAAAAoE3upNcw3XUN%2BMocU3Bd661tfO9QTNQXmv1qNH17kua3FED1fhzmMMLVC91BiOeNPhX10EY36iss%2Bb5OjnerTDXC19hdVpPEmgA6VHhV9MVOdG7gYDRZfIzARPl%2Fjm4kq5zZQCcUBIUI%2BOxtEvdHqS4Fr5pDL9trnZ9o0wOssgK1%2F4RlAnJ6LwIWwAdRpLGHklrLg90%2FAH4DGKTx9HERoZg%3D%7Ctkp%3ABk9SR4KA_O3lYA

von Robert (Gast)


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Hallo Rudi, hallo Toxic,

danke für die schnellen Antworten und die Ideen. Wie der Threadersteller 
schon angemerkt hat, wird das Zeug mit der Zeit leitfähig. Daher muss es 
wohl komplett ab.
Ich werde mal von mechanisch über chemisch und Spülwasser einiges 
ausprobieren und berichten.

von Jens G. (jensig)


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Robert schrieb:
> anke für die schnellen Antworten und die Ideen. Wie der Threadersteller
> schon angemerkt hat, wird das Zeug mit der Zeit leitfähig. Daher muss es
> wohl komplett ab.

Ob das wirklich stimmt, sollte sich ja mit einem Multimeter im 
Widerstandsmeßbereich messen lassen ...

von Georg A. (georga)


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Robert schrieb:
> Jetzt hab ich es wohl auch damit zu tun, den schwarzen Dreck zu
> entfernen. Habt ihr da vielleicht einen Tip für mich wie es am
> schnellsten geht? Ich habs mit einem kleinen Messer versucht aber das
> dauert ja ewig...folgeschäden durchs Messer nicht eingerechnet.
> Leiterplattenreiniger oder irgendwelche "Wunderwaffen"?

Ich habe da AFAIR ganz simpel mit einem eher stumpfen Phasenprüfer oder 
so geschabt (ja, Geduld ist eine Tugend...) und mit 
Leiterplattenreiniger LR10 nachgeholfen. Das kriecht auch etwas unter 
den Lack und beschleunigt die Entfernung. Bei den SMD-Sachen muss man 
halt vorsichtig sein ;)

Ich denke mal, dass auch Bremsenreiniger ganz gut ginge. Der von 
Ballistol (Hornbach) kommt mir von den Eigenschaften sehr ähnlich zum 
LR10 vor. Dass der normale Kunststoffe angreift (wie oft Bremsenreiniger 
zugeschrieben), habe ich noch nicht bemerkt. Kann bei anderen Marken 
natürlich anders sein. Aber der Preisunterschied ist schon enorm...

von H. (Gast)


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Georg A. schrieb:
> Klingt auch etwas nach geplanter
> Obsoleszenz.

Ich verstehe das Konzept von "geplanter Obsoleszenz" nicht, kann mir da 
mal jemand helfen?

Sitzt da also eine Gruppe von Leuten bei den Herstellern, die sich stets 
perfide Methoden ausdenkt, um die Produkte bewusst kurzlebiger zu 
machen? In diesem Zeitraum war dann offensichtlich bei Philips gerade 
"Klebermasse" en vogue.

Klassische Fehler bei der Produktentwicklung scheinen nicht mehr 
zulässig, diese sind nur noch durch die Abteilung "geplante Obsoleszenz" 
durchzuführen.

Zudem treffen sich die GO-Teams ALLER Firmen weltweit regelmäßig, damit 
eine perfekte Abstimmung der Maßnahmen erreicht wird. Das scheint nötig, 
weil man sonst Gefahr laufen würde, dass der Kunde aus Verdruss nach dem 
Ausfall einen anderen Hersteller ohne GO-Team wählt.

Ist dieser Ansatz ungefähr richtig?

von Georg A. (georga)


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H. schrieb:
> Georg A. schrieb:
>> Klingt auch etwas nach geplanter
>> Obsoleszenz.
>
> Ich verstehe das Konzept von "geplanter Obsoleszenz" nicht, kann mir da
> mal jemand helfen?

Naja, man könnte es auch fahrlässig nennen. Es ist ja nicht so, dass man 
inzwischen nicht wüsste, welche Elkos man wo einsetzen muss, welche 
Bauelemente bzw. Materialien unter welchen Betriebsbedingungen wie lange 
halten, etc. Klar wird auch viel einfach nur aus Ahnungslosigkeit 
gepfuscht (gerade bei China-Design *), aber der Tradeoff "Billig" vs. 
"Haltbar" wird IMO schon viel zu häufig in eine Richtung gezogen, auch 
und gerade bei Markennamen. Und wenns dann nach 2.5-3 Jahren kaputt ist, 
gibts entweder keine Ersatzteile mehr oder die sind teurer als ein 
ganzes neues Gerät.

*) Erst neulich wieder: USB-Adapter für 5G-Modem. Schaltregler ohne 
mechanischen Grund maximal weit weg von der Last. Und weil das halt 
massive Spikes auf der Modemspannung gibt, hat man etwas näher an die 
Last einen dicken Elko hingepackt. Der wiederum den Schaltregler gerne 
destabilisiert und die Funktion dann ganz ruiniert. Planlosigkeit bei 
der Arbeit...

von Steffen W. (derwarze)


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H. schrieb:
> Sitzt da also eine Gruppe von Leuten bei den Herstellern, die sich stets
> perfide Methoden ausdenkt, um die Produkte bewusst kurzlebiger zu
> machen? In diesem Zeitraum war dann offensichtlich bei Philips gerade
> "Klebermasse" en vogue.

Nuss nicht eine direkte Abteilung sein. Doch, selbst erfahren, bei einem 
Besuch eines befreundeten Spritzgussherstellers. Der bekam einen Auftrag 
für die Anfertigung von Teilen für einen LKW-Außenrückspiegel von einer 
bekannten Firma. Mit der Auflage die Teile so zu bauen das sie nach 
spätestens 2 Jahren kaputt gehen. Widersprach zwar seiner Auffassung von 
Arbeit doch der Auftrag war zu zu wichtig, schon um weiter im Geschäft 
zu bleiben, so das er das dann so machte.
Das Philips da so macht würde mich kein bissel wundern. Und die sind da 
nicht die einzigen.
Gerade letztens hatte ich LED-Lampen zerlegt um zu sehen warum die nur 
knapp ein halbes Lahr durchhielten. ES stellte sich schnell heraus das 
die so gebaut waren das die LEDs im Cluster verschaltet überhitzen 
mussten und so ein kurzes Leben haben.

von Robert (Gast)


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So, ich denke ich hab jetzt das meiste entfernt und möchte meine 
Erkenntnisse hier teilen.
Am besten ging es bei mir mit einer Vorbehandlung mit 
Leiterplattenreiniger, damit das Zeug etwas spröder wird und besser 
abplatzt und dann mit einem Skalpell mit gerader Klinge. Ich hab die THT 
Bauteile wie auf dem Foto zu sehen ausgelötet um besser arbeiten zu 
können.

Ich dachte mir dass ich die 4 Stück 470µF/35V Elkos gleich gegen 
spannungsfestere tausche, da die an der 30V Versorgung hängen und mir 
das etwas wenig Sicherheit ist, aber ich hatte keine da die von der Höhe 
dann noch reinpassen. Sie haben jedenfalls keinen nennenswerten 
Kapazitätsverlust, also kommen sie wieder rein in der Hoffnung dass sie 
noch eine Weile halten.

Nach Entfernung des ganzen Drecks, hab ich die offenen Stellen dann 
wieder mit Isolierlack versiegelt und die THT Bauteile eingelötet.

Mein Problem mit dem Kurzschluss auf der 30V Leitung für den rechten 
Kanal hat das jedoch nicht behoben aber nach den Berichten der Vorredner 
fühl ich mich wohler wenn das Zeug weg ist.
Den Kurzschluss hat bei mir ein defekter TDA8932BT sowie ein dadurch 
hochohmiger 10 Ohm SMD Widerstand in der Versorgungsleitung des Amp-ICs 
verursacht.
Ich werde berichten, ob die Anlage nach dem Tausch der beiden Teile 
wieder spielt.

Viele Grüße und danke für eure Antworten

von Robert (Gast)


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Hallo zusammen,
ich habe jetzt den TDA und den 10 Ohm SMD Widerstand getauscht und die 
Anlage läuft soweit wieder, dass sie startet. Leider konnte ich ihr noch 
keinen Ton entlocken. Unglücklicherweise habe ich nicht die originalen 
Lautsprecher zum testen hier (ist ein spezieller Stecker), ich hab aber 
mal zum ausprobieren einen kleinen Regallautsprecher an die Anschlüssen 
geklemmt.
Könnte das ein Problem sein, dass die Anlage die originalen LS verlangt? 
Ansonsten vermute ich dass noch ein weiterer Fehler am Board besteht.
Beide Kanäle machen übrigens keinen Mucks.

Viele Grüße, Robert

von Robert (Gast)


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Hallo nochmal,
ich wollte hier noch ein kurzes Update geben. Die AMP Platine und somit 
die ganze Anlage laufen jetzt wieder. Es lag tatsächlich noch an 
restlicher Vergussmasse zwischen/unter SMD Kondensatoren und 
Widerständen!

Ich hab das Zeug nur wegbekommen indem ich alle betroffenen Bauteile 
ausgelötet, die Stellen mit Leiterplattenreiniger behandelt und die 
Reste abgekratzt habe.
Zum Glück hat Tanya das Servicemanual, sonst wäre ich aufgeschmissen 
gewesen.

Falls ich es Vergessen hatte: Vielen Dank noch an Georg für den 
Entscheidenden Tipp mit der Vergussmasse!

PS: Das mit der geplanten Obsoleszenz glaube ich trifft in diesem Fall 
nicht zu, wobei ich beim Netzteil schon den Eindruck hatte dass da an 
den Elkos massiv gespart wurde.
Hatte einen ähnlichen Fall mit Vergussmasse, die über die Jahre leitend 
wurde , mal bei einem Hersteller von hochwertigen Labornetzteilen. Auf 
Nachfrage gab es dort jedoch massiven Support mit Schaltungsunterlagen 
und Reparaturtipps, sodass das Gerät bald wieder lief und noch heute 
läuft. Kann also passieren und muss nicht immer gleich Absicht sein ;-)

Viele Grüße, Robert

von Hartmut K. (wodim)


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Steffen W. schrieb:
> H. schrieb:
>> Sitzt da also eine Gruppe von Leuten bei den Herstellern, die sich stets
>> perfide Methoden ausdenkt, um die Produkte bewusst kurzlebiger zu
>> machen? In diesem Zeitraum war dann offensichtlich bei Philips gerade
>> "Klebermasse" en vogue.
>
> Nuss nicht eine direkte Abteilung sein. Doch, selbst erfahren, bei einem
> Besuch eines befreundeten Spritzgussherstellers. Der bekam einen Auftrag
> für die Anfertigung von Teilen für einen LKW-Außenrückspiegel von einer
> bekannten Firma. Mit der Auflage die Teile so zu bauen das sie nach
> spätestens 2 Jahren kaputt gehen. Widersprach zwar seiner Auffassung von
> Arbeit doch der Auftrag war zu zu wichtig, schon um weiter im Geschäft
> zu bleiben, so das er das dann so machte.

Toll. Bei sicherheitsrelevanten Teilen. Sorry, da hört wohl jeder Spaß 
auf. Darf man also gespannt sein, wann Bremsschläuche serienmäßig nach 2 
Jahren platzen oder sowas ...

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