Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Integrierer-Schaltung


von Andreas J. (Gast)


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An alle Elktonik-Experten:

Die Schaltung zeig das Prinzipbild des geplanten Integrierers.
Ein Offsetabgleich am +Eingang wird natürlich vorgesehen.
Das Ganze soll bei Single-Supply funktionieren.
Die Integier-Zeit beträgt 1 Sekunde, d.h. Gleichspannungsverstärkung
~212 V/V bei der angegebenen Dimensionierung der Bauteile R3/C1.
Zum Einsatz sollen folgende IC's kommen:

IC's
MAX4678 Quad SPST Analog Switch
MCP6024 Quad Opamp

Der Ausgang des Integrierers geht an den Komparator-Eingang eines 
MSP430-Mikrocontrollers.
Hier wird die Ausgangsspannung des Integrierers mittels 
Dual-Slope-Verfahren gemessen.
Die Schaltung soll möglichst rauscharm und störunempfindlich sein.

Fragen:
1.) Ist R1 notwendig, und wenn ja wie hoch sollte er sein?
2.) Ist die Anordnung der Schalter und Widerstände S2/R2 und S3/R3 so
    richtig, oder sollten diese vertauscht (d.h Widerstände an den 
Eingang
    des OpAmp) werden, oder ist dies egal?
3.) Sind die IC's OK, oder gibt es sinnvollere Alternativen?

Über konstruktive Anworten freue ich mich.

von Frank (Gast)


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>1.) Ist R1 notwendig, und wenn ja wie hoch sollte er sein?
Nein, er sollte möglichst unendlich sein.

>2.) Ist die Anordnung der Schalter und Widerstände S2/R2 und S3/R3 so
>    richtig, oder sollten diese vertauscht (d.h Widerstände an den
>Eingang
>    des OpAmp) werden, oder ist dies egal?
Meiner Meinung nach ist das so richtig. R2 erscheint mir allerdings 
extrem groß.
Wenn ich noch einmal darüber nachdenke verstehe ich die Funktion von R1 
und R2 nicht. R1 grundsätzlich nicht und R2 macht in Kombination mit 
Vref keinen Sinn.

>3.) Sind die IC's OK, oder gibt es sinnvollere Alternativen?
Sie sind okay und es gibt sinnvollere Alternativen.

von Andreas J. (Gast)


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Vielen Dank für die rasche Antwort.

Bezüglich R1 habe ich durch Versuch festgestellt, dass das Messergebniss 
im Mikrcontroller stabiler ist, wenn R1 ~ 10 K gegenüber R1 unendlich.

Vref hat hier die Funktion eines virtuellen Grounds, und R2 deintegiert 
die Ausgangsspannung des Integierers in Richtung Vref mit einer 
Geschwindigkeit von 360 V/sec. Voraussetzung ist allerdings, dass Vin >= 
Vref ist. Der Komparator vergleicht die Ausgangsspannung des 
Integrierers mit Vref, dadurch wird die benötigte Zeit Zur Deintegration 
gemessen (1 µsec == 3,6 mV).

von Frank (Gast)


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Andreas J. schrieb:
> Vielen Dank für die rasche Antwort.
>
> Bezüglich R1 habe ich durch Versuch festgestellt, dass das Messergebniss
> im Mikrcontroller stabiler ist, wenn R1 ~ 10 K gegenüber R1 unendlich.
Das ist kein gutes Zeichen. Der Widerstand R1 führt jedenfalls zu einem 
Fehler und einer unnötigen Belastung des OPV. Ich würde versuchen den 
Wert raufzusetzen. Außerdem die Ursache des Problems (parasitäre 
Kapazitäten, Störung auf der Versorgungsleitung, ...) zu beheben. Die 
Verwendung von R1 ist nur eine Hilfslösung und könnte grad mal zufällig 
funktionieren.

> Vref hat hier die Funktion eines virtuellen Grounds, und R2 deintegiert
> die Ausgangsspannung des Integierers in Richtung Vref
Genau das tut er eben nicht. Laut Schaltplan ist er nicht mit Vref 
sondern mit GND als V- verbunden.

Wenn Du also den Schaltplan korrigierst macht das Sinn.

Hab mir mal den MAX4678 angesehen. Ein bißchen Overkill, aber was solls.
Der MCP6024 erfüllt auch alle entscheidenden Anforderungen (RRIO, Av1 
stabil, Vmin<3,6V)
Genauigkeit der Bauelemente halte ich auch für ausreichend, bzw. der 
Maxim Switch ist etwas zu viel des guten, schadet aber nicht.

von Philipp C. (e61_phil) Benutzerseite


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Die 100k würde ich gemeinsam für beide Schalter nutzen, also nur einen 
R. Dann fällt der aus der Messung raus.


Frank schrieb:
>> Vref hat hier die Funktion eines virtuellen Grounds, und R2 deintegiert
>> die Ausgangsspannung des Integierers in Richtung Vref
> Genau das tut er eben nicht. Laut Schaltplan ist er nicht mit Vref
> sondern mit GND als V- verbunden.

Sollte so doch auch passen. Wenn er gegen GND schaltet ist das negativer 
als Vref und die Spannung des OP wird steigen und sich somit wieder in 
Richtung Vref bewegen.

: Bearbeitet durch User
von Andreas J. (Gast)


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Vielen Dank für die Anregungen.

@Philipp:
Genauso ist's gedacht, erst eine Sekunde integrieren (S3=ON), dann in 
entgegengesetzter Richtung deintergrieren und messen (S2=ON), dann 
entladen (S1=ON), und so fort (eben Dual Slope).

R2 und R3 will ich getrennt haben, dann kann man die Verstärkung 
variieren.

@Frank:
Das mit R1 werde ich nochmals prüfen.

von Philipp C. (e61_phil) Benutzerseite


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Andreas J. schrieb:
> R2 und R3 will ich getrennt haben, dann kann man die Verstärkung
> variieren.

Naja, letzendlich beeinflußt Du damit nur die Zeit. Auf die gleichen 
Spannungen kannst Du ja immer kommen. Aber kann man natürlich so machen.

Der Witz am DualSlope ist ja aber eigentlich, dass R und C aus der 
Messung rausfallen und man ein direktes Verhältnis zur Referenz bekommt. 
Damit müssen die verwendeten Bauteile nur kurzzeitstabil sein. Diesen 
Vorteil gibt man auf, wenn man zwei Widerstände verwendet.

Und das Entladen brauchst Du eigentlich auch nicht (S1).



Die Geschichte mit R1 ist ja wirklich interessant. Hast Du Dir den OP 
Ausgang mal am Scope angesehen mit und ohne R1?

: Bearbeitet durch User
von Andreas J. (Gast)


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@Philipp:

R2 ist so gewählt, dass bei einem Prozessortakt von 16MHz in 64K-Ticks 
(Zählerauflösung) eine maximale Spannung von 1,5V deintegriert wird. 
Dies entspricht einem 16-Bit-AD-Wandler für 1,5V oder einer theoretische 
Auflösung von ~23µV. Da ich sehr kleine Spannungen messen will ist dies 
so beabsichtigt.

S1 ist meiner Meinung nach notwendig, da das Deintegrieren bis auf 3,6V 
laufen kann, und nach Komparator-Interrupt einige Zeit vergeht bis 
reagiert werden kann, der Integiervorgang aber weiter läuft. So hat man 
immer, zumindest theoretisch, gleiche Verhältnisse.

Die unterschiedlichen R3/R2 will ich durch Kalibrierparameter 
berücksichtigen, außerdem soll jeder 2. Messzyklus eine "Nullmessung" 
sein, die driftende Offsets ausgleicht.

Das mit dem "Lastwiderstand" R1 und dem Oszi werde ich noch untersuchen.

von Philipp C (Gast)


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Ich habe es damals so gemacht, dass immer beim Erreichen der 
Komparatorschwelle neu angefangen wurde zu integrieren. Dadurch wird S1 
nicht benötigt. Je nachdem was für einen C Du verwendest und wie linear 
Deine Messung werden soll ist es auch nicht unwichtig, dass der C 
möglichst immer den gleichen Verlauf sieht. Vielleicht kann man mit S1 
dann sogar noch etwas verbessern.

Anbei eine Messung, die ich mal an einem Folienkondensator gemacht habe. 
Dort wurde die Kapazität gemessen nachdem der Kondensator 
unterschiedlich lange auf einer Spannung gehalten wurde (irgendwo gibt 
es hier einen Thread dazu). Dort sieht man, dass es reproduzierbar 
600ppm Änderung macht, je nachdem wie lange geladen wurde (16bit sind 
15ppm!). Ggf. ist es also ungünstig den C einfach weiter laden zu lassen 
und dann kurzuschließen. Je nachdem welche Anforderungen Du an Deinen 
ADC hast.

Falls Du genauere Untersuchungen dazu machst, wäre es klasse, wenn Du 
diese mit uns teilen würdest.

von Frank (Gast)


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>>> Vref hat hier die Funktion eines virtuellen Grounds, und R2 deintegiert
>>> die Ausgangsspannung des Integierers in Richtung Vref
>> Genau das tut er eben nicht. Laut Schaltplan ist er nicht mit Vref
>> sondern mit GND als V- verbunden.
> Sollte so doch auch passen. Wenn er gegen GND schaltet ist das negativer
> als Vref und die Spannung des OP wird steigen und sich somit wieder in
> Richtung Vref bewegen.
Nein, weil das Potential gar nicht größer als Vref sein muß.
Selbst wenn man nur positive Ladungen messen würde (Vin>Vref), dann 
würde man Vref nicht verwenden. Die Kombination aus Verwendung von Vref 
als Bezugspotential und das ziehen des Integrationsergebnisses auf 
V-=GND ist falsch. Entweder ergibt es falsche Werte oder die Verwendung 
von Vref ist sinnlos.

Andreas J. schrieb:
> R2 ist so gewählt, dass bei einem Prozessortakt von 16MHz in 64K-Ticks
> (Zählerauflösung) eine maximale Spannung von 1,5V deintegriert wird.
> Dies entspricht einem 16-Bit-AD-Wandler für 1,5V oder einer theoretische
> Auflösung von ~23µV. Da ich sehr kleine Spannungen messen will ist dies
> so beabsichtigt.
Oha. Also in meinen Angaben oben, daß es passt bin ich von 3 Stellen 
Zielauflösung ausgegangen. Ich weiß nicht genau was Du Dir vorstellst, 
aber für eine hohe Auflösung/Genauigkeit würde ich lieber einen 
A/D-Wandler verwenden.

Ab mehr Stellen gibt es mehrere Probleme, das vordringlichste dürfte der 
Komparator sein. Dann gibt es weitere Probleme: Selbstentladung 
Kondensator, Zeitbasis, OPV, R1 verbietet sich dann sowieso, 
Widerstandstoleranzen, u.s.w. Selbst solche Tricks wie Offsetabgleich 
durch Nullmessung - die in Deinem Schaltplan noch gar nicht enthalten 
sind - werden diese Probleme wohl kaum kompensieren können.

Aber interessant, wenn Du es schaffst (>= 5 Stellen mit DualSlope) wäre 
es schon bemerkenswert.

von Philipp C (Gast)


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Frank schrieb:
> Die Kombination aus Verwendung von Vref
> als Bezugspotential und das ziehen des Integrationsergebnisses auf
> V-=GND ist falsch. Entweder ergibt es falsche Werte oder die Verwendung
> von Vref ist sinnlos.

Es ist doch ein Integrator, dementsprechend ist ein DC Offset völlig 
egal. Er könnte den Ausgang auch auf 2,34567V beziehen, hauptsache es 
ist stabil gegen Vref.

von Philipp C (Gast)


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Sorry, ich habe nicht gesehen, dass er den Eingang auch auf Vref bezieht

von Frank (Gast)


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Philipp C schrieb:
> Frank schrieb:
>> Die Kombination aus Verwendung von Vref
>> als Bezugspotential und das ziehen des Integrationsergebnisses auf
>> V-=GND ist falsch. Entweder ergibt es falsche Werte oder die Verwendung
>> von Vref ist sinnlos.
>
> Es ist doch ein Integrator, dementsprechend ist ein DC Offset völlig
> egal. Er könnte den Ausgang auch auf 2,34567V beziehen, hauptsache es
> ist stabil gegen Vref.
Ein DC Offset zu Vref ist vielleicht kein Problem, aber das bringt 
nichts. Mit genau dieser Argumenation kann man Vref=GND setzen, wie 
angemerkt.


Es hängt ja ein Komparator dran, der gegen genau eine exakt definierte 
Spannung vergleicht. Genau auf diese exakt definierte Spannung muß der 
Integrator auch wieder zurückgesetzt werden. Ich möchte darüber hinaus 
nochmal darauf hinweisen, daß man positive und negative Ladungen 
integrieren kann und sich abhängig davon auch die Ladekurve bewegt. Wenn 
man sich auf GND bezieht können es nur positive sein, aber dann braucht 
man auch kein Vref (Vref=GND). Bezieht man sich nicht auf GND sondern 
auf Vref kann man negative Ladungen integrieren und den integrator kann 
man dann mit Bezug auf GND nicht mehr zurücksetzen.

von Philipp C (Gast)


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Vielleicht übersehe ich ja etwas, aber Du kannst Dir bei der Schaltung 
doch einfach mal denken, dass Vref GND wäre. Dann sieht alles aus wie 
ein normaler DualSlope. Aus GND wird dann -Vref.

Beim Messen wird also Vin (positiv gegen unser neues GND) auf den 
Integrator gegeben und nach dem Umschalten -Vref. Damit ist doch alles 
so wie es sein soll. Wo das Signal hinter dem Integrator DC mässig liegt 
ist ja wieder egal. Hauptsache der Komparator hat eine konstante 
Schwelle. Imho sollte das so passen.

von Frank (Gast)


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Philipp C schrieb:
> Vielleicht übersehe ich ja etwas, aber Du kannst Dir bei der
> Schaltung
> doch einfach mal denken, dass Vref GND wäre. Dann sieht alles aus wie
> ein normaler DualSlope. Aus GND wird dann -Vref.
Also Vref === -Vref === GND?
Wie ich schon sagte, Vref ist dann falsch. Also entweder Du tauscht 
"vorne" Vref mit GND oder Du entlädst den Integrator mit Vref statt GND.

Das Problem ist nicht GND oder Vref sondern die unterschiedliche 
Verwendung, siehe Wahrheitstabelle:

inp. entl.
Vref Vref => i.O.
Vref GND  => n.i.O.
GND  Vref => n.i.O.
GND  GND  => i.O.

> Beim Messen wird also Vin (positiv gegen unser neues GND) auf den
> Integrator gegeben und nach dem Umschalten -Vref. Damit ist doch alles
> so wie es sein soll. Wo das Signal hinter dem Integrator DC mässig liegt
> ist ja wieder egal. Hauptsache der Komparator hat eine konstante
> Schwelle. Imho sollte das so passen.
Das hat sich damit auch erledigt und nein es past deshalb so nicht. Die 
Schaltung funktioniert nur, wenn Vin > Vref. Von dem zusätzlichen 
Fehler, den Du durch Verwendung von GND hinzufügst mal abgesehen. Und 
eigentlich funktioniert die Schaltung nicht mal für Vin > Vref, den Du 
bekommst ja den Normalzustand nach Start der Schaltung ja nicht mal hin. 
Das könntest Du zwar in Software korrigieren, aber für Vin < Vref gibt 
es nicht mal eine mögliche Softwarekorrektur.

von Philipp C. (e61_phil) Benutzerseite


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Frank schrieb:
> Also Vref === -Vref === GND?

Natürlich nicht verbunden. Denke Dir einfach die Bezeichnungen geändert.


Frank schrieb:
> funktioniert nur, wenn Vin > Vref

Das gilt aber dann ab 0V aufwärts, weil er Vin auf Vref referenziert, 
also kein Problem

Frank schrieb:
> Von dem zusätzlichen
> Fehler, den Du durch Verwendung von GND hinzufügst mal abgesehen.

Welcher zusätzlicher Fehler?

von Philipp C. (e61_phil) Benutzerseite


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q.e.d.

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