Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Labornetzgerät kaputt - was tuen? PE1542


von Friedrich H. (friedr)


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Ersteinmal schon jetzt eine Entschuldigung für die wenigen (wirklich 
hilfreichen) Informationen die ich geben kann :/

Auf Empfehlung hier habe ich mir also ein Philips PE1542 (Version mit 
einem festen 5V Ausgang) gekauft um als Anfänger erst einmal ein 
akzeptables Gerät zu haben.
War auch alles schön und gut habe etwas damit herum gespielt und alles 
war gut.

Doch eines schönen Tages, es hatte davor wie gesagt schon bewiesen dass 
alle Ausgänge gut funktionieren, schließe ich ein Relais an um zu 
überprüfen ob das noch funktioniert. Hat auch geklappt, aber dann habe 
ich (mit dem angeschlossenen Relais) das Netzgerät einige male ein und 
aus geschaltet... Plötzlich passierte nichts mehr.

Tia doof, dachte ich mir, und überprüfte sofort die Sicherungen des 
Gerätes, und siehe da eine war durchgeflogen.

Nach einem schnellem Geruchstest (ohne Ergebnis), öffnete ich dann das 
Gerät und schaute nach offensichtlich kaputten Komponenten, doch auch da 
nichts.
Nach dem ich dann einen Blick in die Anleitung warf, stellte ich fest 
dass der Transformator noch für 220V angeschlossen war und lötete ihn 
prompt auf 240V um. Außerdem musste ich feststellen das jemand den 
Filterkondensator am Eingang entfernt hatte.

Also bestellte ich einfach (aus der Hoffnung es wäre nur ein Zufall 
gewesen) einige neue Sicherungen auf eBay.

Als diese dann gestern kamen schloss ich das gerät wieder und ersetzte 
die alten Sicherungen. Doch auch diese sind nach einigen Sekunden 
durchgebrannt.

Und nun bin ich hier, völlig Ratlos was ich machen kann um dieses gerät 
zu reparieren.


Die Bedienungsanleitung ist hier zu finden: (leider nur die der Version 
mit variablem 7V Ausgang. scheint aber fast identisch zu sein.)

http://www.de-wolff.eu/download/electronics/service-manual/philips-pe1542/summary/download.html


   Ich hoffe einer von euch hat eine schnelle Idee oder Erfahrung wo das 
Problem liegen könnte

von Bernd D. (Firma: ☣ ⍵ ☣) (bernd_d56) Benutzerseite


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Sind denn beide Kanäle kaputt?
Es ist doch ein 3 Kanal Gerät, 2* Regelbar, einmal fest..
Schaltplan ist im Service manual vorhanden und leicht mit googeln bzw. 
bei Tanja zu finden.
Die Regelung ist mit µA723 aufgebaut.
Das sollte man reparieren können..

Ups, sehe gerade auch in deinem Link ist der Schaltplan

Vermutete Ursache ist die Spannungsspitze der Induktivität vom Relais.
der 723 ist evtl. hin, wenn es nur ein Kanal betrifft.

: Bearbeitet durch User
von Friedrich H. (friedr)


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Ersteinmal danke für die Antwort,
und den Anzeigen zufolge funktionieren alle Kanäle noch, aber die 
Hauptsicherungen brennen ja nach einigen Sekunden schon durch, also kann 
ich nicht wirklich testen. An einen Kanal hatte ich beim letzten Versuch 
das Multimeter, und da war auch nichts komisches zu beobachten.
Jetzt habe ich noch 2 Sicherungen, also einen Versuch.
Und kann denn ein kaputter lm732 wirklich die Sicherung killen?
(Bei Digikey könnte ich sogar noch ein im richtigen Package bekommen)

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Bernd D. schrieb:
> Vermutete Ursache ist die Spannungsspitze der Induktivität vom Relais.
> der 723 ist evtl. hin, wenn es nur ein Kanal betrifft.

Wenn ein neuer 723 das Gerät wiederbelebt, dann auch den 470 µF 
Kondensator am Ausgang tauschen, denn der hat offensichtlich keine 
Kapazität mehr oder einen sehr hohen Innenwiderstand, wenn er es nicht 
hinbekommt ein Relais zu dämpfen.


Wenn du dir nicht sicher bist, welcher Kanal das Problem verursacht, 
kannst du einzelne Kanäle direkt am Trafo abklemmen.

: Bearbeitet durch User
von Friedrich H. (friedr)


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@Marian
Die Kondensatoren schienen bei den Versuchen vor dem Ausfall nicht 
kaputt, aber vielleicht war es sehr dumm das gerät mit angeschlossener 
induktiver Last zu starten..., naja vielleicht bestell ich einfach 
einmal ein paar Neue und schaue was passiert?

von g457 (Gast)


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..selbst wenn einer der µA723 defekt ist, wie sollte der die 
Primärsicherung zum Auslösen bringen? Der ist rundrum hochimpedant 
angeschlossen, also kann der die Spannungsschienen nicht direkt 
kurzschließen. Und wenn keine Last (bzw. kein Kurzschluss) am Ausgang 
ist, dann kann er sie auch so nicht überlasten. Ich würd erst mal die 
üblichen Verdächtigen stromlos durchmessen: Gleichrichter, sämtliche 
Dioden (insbesondere auch die am Ausgang, ebenso den dortigen Elko), und 
die ganzen Widerstände.

von Friedrich H. (friedr)


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Ok danke, dann werde ich das mal versuchen. Ich wollte erst einmal 
sichergehen, dass ich nichts offensichtliches übersehen habe. Denn der 
Innenraum ist extrem Verbaut und alles außer 2 der 3 Gleichrichter ist 
alles in dem gerät verlötet. o_O

Gibt es denn irgendwelche Komponenten die speziell von solchen 
Last-Spitzen bedroht sind? (und dann auch vermutlich einen Kurzschluss 
auslösen?)

von Gerhard O. (gerhard_)


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Ich bin mir da nicht zu sicher, ob das angeschlossene Relais Dein NG 
abgestochen hat.

Wenn noch alle Bauteile vorhanden und funktionsfähig waren, hätte das 
aus einigen Gründen nicht passieren dürfen und könnte möglicherweise nur 
eine altersbedingtes Versagen und purer Zufall sein.

1) Erstens, Spannungsspitzen treten bei Induktivitäten erst beim 
Abschalten auf und haben eine gegen gerichtete Polarität. Die 
Spannungsspitze die das Relais erzeugt ist also negativ und wird von V28 
(in gewohnter Weise) abgefangen und auf ca. -0.7V begrenzt. Das Relais 
kann auf KEINEM Fall beim Abschalten irgendeinen Schaden anrichten. Ein 
zusätzlicher Grund warum das nicht sehr wahrscheinlich ist, ist der 
große 1000uF Ausgangs C. Beim Abschalten fällt die Ausgangsspannung so 
langsam zusammen, daß die Relaisspule gar nicht genug Energie abgeben 
könnte weil das C der Induktion für lange Zeit entgegen wirkt.

2) Etwaige externe angelegte Spannungen (Batterien, geladene Elkos, 
werden durch Schutzdiode V111 unschädlich gemacht indem sie die externe 
Spannung an den C27 Gleichrichterteil zurückleitet.

Die Netzsicherung schützt alle drei Kanäle zusammen. Es ist nicht 
unbedingt gesagt, daß der Kanal mit dem angeschlossenen Relais unbedingt 
kaputt ist.

Eher denke ich an alten Elko Syndrom;-) Prüfe alle Elkos. Auch prüfe 
alle Dioden mit dem Ohmmeter und natürlich auch die Serien Transistoren, 
Dioden (V29, V27, V109, V111, V113, V108).

Ich kenne nicht den Innenaufbau. Falls aber der Netztrafo sekundärseitig 
angelötet ist, löte jeweils die Trafo Drähte ab (Punkt 10, 11), (Punkt 
13,14) und (Punkt 15, 16).

Dann messe mit einem Ohmmeter an C27, C32, C37, C106, C206, C306 ob der 
Widerstand relativ hoch ist. (R26, R27, R28 auch ablöten)

Wenn Du die Moeglichkeit hast die C Werte zu messen - um so besser.

Alte (ungepruefte) Elkos haben in Netzteilen nichts zu suchen.

Auch C107, C207, C307 ist suspekt.

Auch prüfe für Kurzschlüsse an den Ausgängen. Du kennst die Geschichte 
des LNG nicht und kannst nicht wissen ob das Gerät früher irgendwie 
mißhandelt worden ist. "Trau, Schau, Wem!"

Wenn soweit alles gut ist, schließe das LNG über eine 40W Lampe in Serie 
primär seitig an um den Strom zu begrenzen. Sollte hoher Strom fließen, 
brennt nur die Lampe und Deine Sicherungen bleiben verschont.

(Sicher arbeiten - Keine offenen Strippen mit 240V dran und sonstige 
Schlampereien - Lebensgefahr)

Wenn soweit alles gut ist, schließe Punkt 10,11 an und nimm das LNG in 
Betrieb. Wenn dieser Kanal funktioniert, wiederhole es mit dem Nächsten.

Die alten Römer bekämpften ihre Feinde "Divide and conquer" Das paßt 
auch hier. Methodisch vorgehen und isolieren.

Vielleicht hilft Dir das anfangs weiter,
Gerhard

: Bearbeitet durch User
von Friedrich H. (friedr)


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@Gerhard O.
Danke :D

Klingt nach ner menge Arbeit, aber daran wächst man ja 
bekanntlicherweise.

von Michael B. (laberkopp)


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Friedrich H. schrieb:
> Die Bedienungsanleitung ist hier zu finden

Nun, mit Schaltplan, ein simpler uA723 Regler, selbst wenn alles kaputt 
sein sollte, kann man alles reparieren, es sind simple Standardbauteile
(für die Philips Transistoren gibt es Allerweltsteile als Ersatz).

Die Frage ist eher, was du messen kannst.

> Außerdem musste ich feststellen das jemand den
> Filterkondensator am Eingang entfernt hatte.

C26 ? Ist nicht wichtig. Aber wenn man schon mal repariert...

Wenn eine der beiden Sicherungen am Netzeingang kaputt geht, würde ich 
auf einen kurzgeschlossenen Brückengleichrichter oder einer der grossen 
Siebelkos C27, C32, C37 tippen.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Michael B. schrieb:
> für die Philips Transistoren gibt es Allerweltsteile als Ersatz

BDY20 = 2N3055

Die restlichen Transistoren sind unspezifisch bzw. auch heute noch 
Standard (BD139 unso).


Hut ab für deine exzellente Beschreibung, Gerhard! :-)

: Bearbeitet durch User
von Gerhard O. (gerhard_)


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Friedrich H. schrieb:
> @Gerhard O.
> Danke :D
>
> Klingt nach ner menge Arbeit, aber daran wächst man ja
> bekanntlicherweise.

Manchmal ist der Weg das Ziel und man lernt nebenbei einiges Nützliches.
Fehlersuche stärkt, ähnlich wie der Sport die Muskeln stärkt, das 
Gehirn;-)

Jedenfalls wünsche ich Dir guten Erfolg bei der Reparatur und 
Fehlersuche und gratuliere Dir zu diesem Europäischen Netzteil Klassiker 
der auf alle Fälle erhaltungswert ist. Die Zeit dieser Art Geräte wird 
niemals wieder zurück kommen - Es war eine eigene Ära.

Gerhard

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Gerhard O. schrieb:
> 1) Erstens, Spannungsspitzen treten bei Induktivitäten erst beim
> Abschalten auf und haben eine gegen gerichtete Polarität. Die
> Spannungsspitze die das Relais erzeugt ist also negativ und wird von V28
> (in gewohnter Weise) abgefangen und auf ca. -0.7V begrenzt.

Quatsch.

Wenn man ein Relais das parallel an einen 1000uF Elko hängt,
der NOCH mit Strom versorgt wird, von seiner Stromversorgung abkoppelt,
passiert genau gar nichts. Die Spannung am Elkos sinkt langsam bis das 
Relais abfällt und dann weiter bis auf 0. Das war's.

Der 1000uF Elko ist hier am Ausgang, und dahinter ist kein Schalter, 
also ist das genau das Szenario was hier vorliegt.

von Friedrich H. (friedr)



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Hier ersteinmal ein paar Bilder, bessere kommen dann wenn ich es 
auseinander habe und wenn etwas bessere Lichtverhältnisse sind.

Und auch die bildliche Erklärung warum das Auseinandernehmen etwas 
dauern könnte.

: Bearbeitet durch User
von Gerhard O. (gerhard_)


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Michael B. schrieb:
> Gerhard O. schrieb:
>> 1) Erstens, Spannungsspitzen treten bei Induktivitäten erst beim
>> Abschalten auf und haben eine gegen gerichtete Polarität. Die
>> Spannungsspitze die das Relais erzeugt ist also negativ und wird von V28
>> (in gewohnter Weise) abgefangen und auf ca. -0.7V begrenzt.
>
> Quatsch.
>
> Wenn man ein Relais das parallel an einen 1000uF Elko hängt,
> der NOCH mit Strom versorgt wird, von seiner Stromversorgung abkoppelt,
> passiert genau gar nichts. Die Spannung am Elkos sinkt langsam bis das
> Relais abfällt und dann weiter bis auf 0. Das war's.
>
> Der 1000uF Elko ist hier am Ausgang, und dahinter ist kein Schalter,
> also ist das genau das Szenario was hier vorliegt.

Da hast Du natürlich recht. In der Praxis ist das genau so wie Du es 
berichtigt hast. Danke.

von Gerhard O. (gerhard_)


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Friedrich H. schrieb:
> Hier ersteinmal ein paar Bilder, bessere kommen dann wenn ich es
> auseinander habe und wenn etwas bessere Lichtverhältnisse sind.
>
> Und auch die bildliche Erklärung warum das Auseinandernehmen etwas
> dauern könnte.

Vielen Dank für die Aufnahmen. Vielleicht ist die Frontplatte als Ganzes 
abnehmbar. Dann könnte man leichter an die Platinen dran.

: Bearbeitet durch User
von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Hier gibt's noch ein paar Fotos: 
http://translate.google.com/translate?hl=en&sl=auto&tl=en&u=http%3A%2F%2Fwww.circuitsonline.net%2Fforum%2Fview%2F116927%2F1%2Fvoeding%2Bregelbare%3Fquery%3Dvoeding%2Bregelbare%26mode%3Dor

Ist ja richtig massiv gebaut, selbst für die Philips-Geräte dieser Ära. 
Gezeigt ist dort das PE1542/00 mit verstellbarem 0-7 V / 0-3 A Ausgang. 
Vielleicht nicht gerade die servicefreundlichste Konstruktion für Fehler 
abseits der üblichen Verdächtigen, aber durchaus schlau aufgebaut.

von Gerhard O. (gerhard_)


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Marian  . schrieb:
> Hier gibt's noch ein paar Fotos:
> 
http://translate.google.com/translate?hl=en&sl=auto&tl=en&u=http%3A%2F%2Fwww.circuitsonline.net%2Fforum%2Fview%2F116927%2F1%2Fvoeding%2Bregelbare%3Fquery%3Dvoeding%2Bregelbare%26mode%3Dor
>
> Ist ja richtig massiv gebaut, selbst für die Philips-Geräte dieser Ära.
> Gezeigt ist dort das PE1542/00 mit verstellbarem 0-7 V / 0-3 A Ausgang.
> Vielleicht nicht gerade die servicefreundlichste Konstruktion für Fehler
> abseits der üblichen Verdächtigen, aber durchaus schlau aufgebaut.

Danke für den Link. Irgendwie würde ich immer noch raus finden wollen, 
ob sich die Frontplatte mit Platinen und Instrumente nicht als Ganzes 
abnehmen (heraus klappen) läßt. Vielleicht gibt es an den Seitenwänden 
Schraubverbindungen zu der gegossenen Frontplattenkonstruktion. Das muß 
möglich sein. Leider gibt es kein Bild von der Seite.

Die müssen in der Fabrik doch auch Zugang zu den ganzen 
Zuleitungsdrähten gehabt haben. Ich habe da eine Nase dafür;-) 
Normalerweise macht sich die Fertigung es so leicht wie möglich.

Gruss,
Gerhard

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Die Drähte zur Reglerplatine scheinen alle auf der Ober(?)kante 
anzukommen, wahrscheinlich kann man die vier Philips-Schrauben in der 
Frontplatte lösen und den Komplex Frontplatte - Reglerplatine abklappen.

Klappmechanismen hatte Philips jedenfalls gern, in meinem Synthesizer 
haben sie sogar eine regelrechte "Regalklappe" eingebaut...

von Gerhard O. (gerhard_)


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Marian  . schrieb:
> Die Drähte zur Reglerplatine scheinen alle auf der Ober(?)kante
> anzukommen, wahrscheinlich kann man die vier Philips-Schrauben in der
> Frontplatte lösen und den Komplex Frontplatte - Reglerplatine abklappen.
>
> Klappmechanismen hatte Philips jedenfalls gern, in meinem Synthesizer
> haben sie sogar eine regelrechte "Regalklappe" eingebaut...

Dann lohnt sich das Schnüffeln allemal;-)

: Bearbeitet durch User
von Friedrich H. (friedr)


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@Gerhard O.
Die messgerätesparte wurde an Fluke verkauft.
Deswegen gibt es such einige Fluke Geräte mit PE### Bezeichnungen.


Und ja die Frontplatte ist mit 4 (Philips ;P) Schrauben in die 
übertrieben massiven Seitenteile geschraubt.
Ich werde dann beim Zerlegen Detailaufnahmen machen und hier hochladen, 
damit die Neugier nicht zu kurz kommt.

@Marian
Das Foto ist von der Unterseite.

von Dieter W. (dds5)


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Friedrich H. schrieb:
> ... mit 4 (Philips ;P) Schrauben ...

Der Schrauben-Phillips schreibt sich mit Doppel "l".

von Kurt (Gast)


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War das Gerät längere Zeit ausser Betrieb?
Dann dringend alle Elkos auf Kurzschluss prüfen.
Teilweise werden diese erst ab einer gewissen Spannung durchlässig. 
Schlecht zu messen mit dem Ohmmeter.

Der Rest wurde oben schon geschrieben.

Das Elektrolyt in den Elkos enhält Wasser. Wenn diese längere Zeit nicht 
mehr unter Spannung stehen, beschädigt das Elektrolyt die aufgerauhte 
Aluminiumoberflache im Kondensatorwickel. Das kann zu Kurzschluss 
führen.

Hatte ich schon oft bei älteren Verstärkeranlagen, die länger nicht mehr 
im Gebrauch waren, am Ausgangselko.

von Gerhard O. (gerhard_)


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Friedrich H. schrieb:
> @Gerhard O.
> Die messgerätesparte wurde an Fluke verkauft.
> Deswegen gibt es such einige Fluke Geräte mit PE### Bezeichnungen.
>
>
> Und ja die Frontplatte ist mit 4 (Philips ;P) Schrauben in die
> übertrieben massiven Seitenteile geschraubt.
> Ich werde dann beim Zerlegen Detailaufnahmen machen und hier hochladen,
> damit die Neugier nicht zu kurz kommt.
>
> @Marian
> Das Foto ist von der Unterseite.

Der Versuch die Frontplattenbaugruppe von den Seitenteilen abzulösen, 
lohnt sich bestimmt. Mal sehen was dabei herauskommt...

Auf die Detail Bilder bin ich gespannt.

von Friedrich H. (friedr)


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Kurt schrieb:
> War das Gerät längere Zeit ausser Betrieb?
>
> Teilweise werden diese erst ab einer gewissen Spannung durchlässig

A: Keine Ahnung, es war ein Verkäufer der die zu hunderten verkauft. 
Werden also höchstwahrscheinlich von einer Firma stammen, ist also gut 
denkbar.

B: Wie kann man das ohne ESR-Meter testen?

Und außerdem hatte es ja zuerst gut funktioniert, kommt das dann 
trotzdem noch in Frage?

von Kurt (Gast)


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Ohne ESR Messgerär müssen die Elkos ausgelötet werden. Dann in Serie mit 
einem Voltmeter an eine regelbare Gleichspannungsquelle bei niederiger 
Voltzahl anschliessen. Spannung erhöhen. Achtung nicht über den auf dem 
Elko angegebnen Spannungswert! Zeigt das Voltmeter nichts an, hat der 
Elko kein Kurzschluss. Bei einem Kurzschluss steigt die Spannung. Elkos 
sind Wechselspannungsleiter und trennen Gleichspannung.

Einfacher geht es mit dem ESR Messgerät. Zur damaligen Zeit gab es noch 
keine Low ESR Elkos. Da ist der Unterschied schnell zu sehen.

Wie lange hat es funktioniert?
Der Fehler mit dem Kurzschluss muss nicht sofort auftreten. Das kann 
zuerst nur ein kleiner Schluss sein und der Leckstrom ist zu hoch. Der 
führt zu Funkenschlag im Elko. Irgendwann wird der Fehler immer grösser 
bis zum Kurzschluss.

Überprüfe zuerst die Grossen Elkos am Eingang. Das Gerät hat einen 
Überstromschutz daher ist eher unwarscheinlich, dass die Ausgangselko 
defekt sind. Aber auch diese überprüfen.

Ist viel Arbeit. Aber es lohnt sich.

von Friedrich H. (friedr)


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Kurt schrieb:
A:
> regelbare Gleichspannungsquelle
B:
> Wie lange hat es funktioniert?

A: dafür hatte ich das Gerät ja extra gekauft :?

B: Insgesamt sicherlich einige Stunden. Ist also nicht gleich beim 
ersten ausprobieren passiert.

von Michael B. (laberkopp)


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Kurt schrieb:
> Ohne ESR Messgerär müssen die Elkos ausgelötet werden.

Bei einem Kurzschluss der selbst die Sicherung auslöst ?

Das geht ohne ESR-Meter...

von Mani (Gast)


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Bei meinem mit dem gleichen Fehler war ein Brückengleichrichter defekt.

von Friedrich H. (friedr)



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@Mani
Danke für den Hinweis, ich werde das am Wochenende mal bei mir prüfen. 
Wäre ja schön wenn die Lösung so einfach wäre.

Und jetzt erstmal ein paar Neue Bilder.

Nach dem ich die Gleichrichter getrennt und die Temperatursensoren 
entfernt hatte, konnte ich das Panel relativ leicht nach unten 
wegklappen.

Bei dem großen Gleichrichter Hingegen wird das etwas aufwendiger.
Massiv gebaut ist es, aber servicefreundlich eher nicht.

von Michael B. (laberkopp)


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Friedrich H. schrieb:
> Nach dem ich die Gleichrichter getrennt und die Temperatursensoren
> entfernt hatte,

Merke dir vor allem, was wo dran war....

Das Gerät sieht mit seiner Alu-Druckguss-Frontplatte und der Aufteilung 
in heisse und kalte Zone recht wertig gebaut aus.

: Bearbeitet durch User
von Gerhard O. (gerhard_)


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Michael B. schrieb:
> Merke dir vor allem, was wo dran war....

Dafür sind Digital Kameras da;-)

Danke für die Bilder. Aeusserlich nach sieht es sehr gut aus.

Gerhard

von Friedrich H. (friedr)


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Ok ich habe heute ersteinmal angefangen es weiter auseinander genommen.

Mani schrieb:
> Bei meinem mit dem gleichen Fehler war ein Brückengleichrichter defekt.

Soweit ich das mit dem Multimeter herausfinden konnte ist es das bie mir 
nicht. :(      (~500mV an allen Dioden)


Und eines muss ich noch loswerden:
Mann kann über das Gerät und seine Zuverlässigkeit sagen was man will, 
aber was die Reperaturfreundlichkeit angeht ist es ein absoluter 
Albtraum.

von Nemesis (Gast)


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Friedrich H. schrieb:
> Als diese dann gestern kamen schloss ich das gerät wieder und ersetzte
> die alten Sicherungen. Doch auch diese sind nach einigen Sekunden
> durchgebrannt.

Welche Sicherungen wurden da ausgetauscht?
1A T ist nicht das gleiche wie 1A F.

von Maik (Gast)


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ohne jetzt alles gelesen zu haben, der Fehlerbeschreibung nach kann doch 
nur der Gleichrichter kaputtgegangen sein.
Das ist das einzige Teil was beim Einschalten stark belastet wird.
Abgesehen davon würde ich mir nicht so eine alte Krücke kaufen, dann 
eher ein gerbaucht defektes VLP-4203
Ist gut zu reparieren, gibt Schaltpläne und läuft

von nixwasigenau (Gast)


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hab jetzt auch nicht alles gelesen - aber hast du den trafo einmal im 
leerlauf getestet ?

von Nemesis (Gast)


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Maik schrieb:
> Ist gut zu reparieren, gibt Schaltpläne und läuft

Ist ja hier auch vorhanden und die 723er Schaltung ist schon uralt.

Man kann die drei Kreise ja abkoppeln und schauen wann die Sicherungen
flitzen, sofern es die korrekten sind.

von Gerhard O. (gerhard_)


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Hallo Friedrich,

bitte lese noch mal meinen Beitrag durch als Bezug.

Beitrag "Re: Labornetzgerät kaputt - was tuen? PE1542"

Versuch mal die Fehlersuche auf diese Weise:

Erstmal ist es wichtig an jeweils nur einen einzelnen Kanal zu arbeiten.

Klemme also alle Gleichrichter auf der AC Seite ab, so daß der Trafo 
unbelastet ist.

Wenn Du jetzt den Trafo einschaltet sollte die Sicherung nicht fliegen.
Es wäre günstig auf der Primärseite eine 40W Lampe in Serie 
einzuspeisen, damit bei Überlastung die Sicherung nicht durchbrennt. Die 
Lampe sollte bei Leerlauf nur ganz dunkel leuchten.

Abgeschaltet sollte mit dem Ohmmeter am Ausgang einige kOhm meßbar sein.

Miß mal an allen drei Kanälen den Widerstand bei abgeschalteten Gerät an 
den C37, C32, C27. Sollte nicht kleiner als 1K sein.

Dann fange z.B. mit dem 7V Kanal an. Schließe die Trafoanschlüsse fuer 
nur einen Kanal wieder an. Sollte jetzt kein Überstrom fließen, sollte 
die Lampe nicht viel heller leuchten wie vorher. Ist soweit alles gut, 
miß die DC an C27 und es sollten eine relativ hohe DC Spannung dort 
anliegen, vielleicht 15V.

Dann miß die Spannung an C107. Dort sollte auch  zwischen -10-20V 
anliegen.
Dann miß die Spannung an C103. Dort sollte auch zwischen 10-20V 
anliegen.
Dann miß die Spannung an V106. Dort sollten ca. 11.2V anliegen
Dann miß die Spannung an V104. Dort sollten ca. 10V anliegen

An pin4-D101 sollten ca 7V meßbar sein.

Ich nehme an, daß V109, V29, V27, V111, V28m C104 nicht kurzgeschlossen 
sind.

Dreh das Stromregelpoti auf voll um sicher zu stellen daß die Spannung 
nicht abgewürgt wird.

Ist soweit alles gut, sollte eine (regelbare) Ausgangsspannung 
feststellbar sein.

Wiederhole diese Prozedur mit den restlichen zwei Kanälen. Sollte 
irgendein kurzgeschlossenes Teil den Trafo dort überlasten wird die 
Lampe sofort viel heller brennen. Dann weisst Du zumindest welcher Kanal 
nicht in Ordnung ist.

Gruss,
Gerhard

von Friedrich H. (friedr)


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Nemesis schrieb:
> Friedrich H. schrieb:
>> Als diese dann gestern kamen schloss ich das gerät wieder und ersetzte
>> die alten Sicherungen. Doch auch diese sind nach einigen Sekunden
>> durchgebrannt.
>
> Welche Sicherungen wurden da ausgetauscht?
> 1A T ist nicht das gleiche wie 1A F.

Die Sicherungen waren auf jeden Fall die richtigen, 1A träge.

@Gerhard O.
Ich hab deine umfangreiche Beschreibung nicht vergessen. :D (danke dafür 
übrigens)
Das einzige Problem ist, dass das Netzteil sehr schwer auseinander 
zunehmen ist und ich deshalb noch nicht dazu gekommen bin.
Und wenn man dann auch noch alles beschriftet und das dann auch sicher 
machen will dauert es gleich doppelt so lange. :)

von Friedrich H. (friedr)


Angehängte Dateien:

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Ok heute bin ich endlich dazu gekommen es komplett zu zerlegen.
Also hier noch ein paar Bilder.

von Friedrich H. (friedr)


Angehängte Dateien:

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Ok ich bin wieder an einem Punkt an dem ich Hilfe benötige.
Ich habe soweit alle Elkos getestet (12v ge-/entladen), dabei ist mir 
nichts besonderes aufgefallen.
Jetzt habe ich Kanal-1 einzeln getestet -> funktioniert normal

Aber Kanal-2 (einzeln) hat komplett ohne Last ab etwa 27V eingestellter 
Spannung einen Stromverbrauch (Anzeige steigt bis 1A, vermutlich wegen 
der von Gerhard Vorgeschlagenen Serien 40W Lampe vor dem Transformer 
nicht höher)
Außerdem sinkt die Spannung vor der Regelung, umso höher die 
Augangspannung eingestellt ist, was sie bei Kanal-1 nicht tut.

Die Dioden habe ich (in der Schaltung) schon schnell mit dem Multimeter 
geprüft -> mir ist nichts aufgefallen

Meine Frage ist jetzt wo das Problem liegen könnte.

von Kurt (Gast)


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Friedrich H. schrieb:
> Außerdem sinkt die Spannung vor der Regelung, umso höher die
> Augangspannung eingestellt ist, was sie bei Kanal-1 nicht tut.

Wieviel Volt sinkt die Spannung?

Ich tippe auf C304.
Warscheinlich beginnt dieser ab 27 V durchzuschlagen.

Bau den Elko C304 von Kanal 1 bei Kanal 2 ein und teste. Auf Polung 
achten.

War bei Deinen Versuchen mit dem Relais, an Kanal 2 angeschlossen??

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Damit ein Strom fließt, muss ein Stromkreis geschlossen werden. Ich 
würde bei so einem großen Strom, aber keinen Rauchzeichen, schauen, wo 
dieser Strom nun fließt. (Bei vorhandenen Rauchzeichen sollte das 
eindeutig sein)

Also etwa die Schaltung nach dem Emitter von V36 auftrennen oder 
zwischen Emitter V36 und Plus-Pol von C304 trennen, und schauen, welches 
Bauteil / Bauteilgruppe konkret verantwortlich ist. Diese dann näher 
untersuchen oder ersetzen.

Spontan würde ich auf C304 tippen, es passiert zwar selten, aber 
manchmal werden E-Kondensatoren zu Kurzschlüssen oder mäßig schlechten 
Z-Dioden...

von Friedrich H. (friedr)


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Kurt schrieb:
> War bei Deinen Versuchen mit dem Relais, an Kanal 2 angeschlossen??
Bin mir nicht sicher, ist aber wahrscheinlich.

Kurt schrieb:
> Wieviel Volt sinkt die Spannung?
Von 44V auf etwa 39V

Marian  . schrieb:
> (Bei vorhandenen Rauchzeichen sollte das eindeutig sein)

Wäre ja schön gewesen, hätte ich dann vll. schon von Anfang an den 
Fehler sehen/riechen können ;)

Danke für die Schnellen Antworten, das mit dem Kondensator werde ich 
morgen gleich mal ausprobieren.

Mal schnell eine andere frage: Sollte ich vielleicht nach dem der Fehler 
gefunden ist präventiv alle Kondensatoren ersetzen, oder halten die wenn 
sie schon so lange durchgehalten haben noch ein paar Jahre?

von Kurt (Gast)


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Marian  . schrieb:
> es passiert zwar selten, aber
> manchmal werden E-Kondensatoren zu Kurzschlüssen oder mäßig schlechten
> Z-Dioden...

Diesen Fehler hatte ich schon öfters. Darum war mein Vorschlag die Elkos 
unter Spannung (bis wenige Volt unter Nennspannung) zu testen.

Friedrich H. schrieb:
> Von 44V auf etwa 39V

Ist unter Belastung normal.

Friedrich H. schrieb:
> Mal schnell eine andere frage: Sollte ich vielleicht nach dem der Fehler
> gefunden ist präventiv alle Kondensatoren ersetzen, oder halten die wenn
> sie schon so lange durchgehalten haben noch ein paar Jahre?

Alle nicht, nur die Elkos auf der Platine würde ich vorschlagen zu 
wechseln. Sind ja nicht viele.

Die drei grossen Eingangselko würde ich drin lassen.

von Friedrich H. (friedr)


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Ok ich habe heute noch einmal geschaut.

Mein "endlich gefundener" Fehler war doch wieder nur menschliches 
Versagen.
-_-* Ich hatte den Kondensator von dem 5V Kanal in einen 30V-Kanal 
eingebaut.. Dann habe ich es noch einmal jeweils mit den beiden 
passenden versucht, und es war doch wieder kein offensichtlicher Fehler.

Also habe ich mich an Kanal-3 (5V ; mit dem vorher auf zu hoher Spannung 
betriebenen Elko) gemacht -> wieder nichts

Langsam wird es echt komisch.

Ich habe wie von Gerhard empfohlen eine 40W (bei mir 50W Halogen) Lampe 
in serie angeschlossen.

.–.   .–.   |(- Kanal-1
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Hat noch irgendwer eine Idee? Wie soll ich denn nun herausfinden was 
genau kaputt ist?

Kurt schrieb:
> (bis wenige Volt unter Nennspannung) zu testen.

Da ich ja kein Labornetzgerät habe muss ich mich damit begnügen das 
Netzteil auf Maximalspannung zu stellen und mal schauen was passiert

: Bearbeitet durch User
von Friedrich H. (friedr)


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Hallo,
dies hier nur um den Thread abzuschließen, ich habe jetzt alle alten 
Kondensatoren gegen Nichicons ausgetauscht, sowie die 
Glasröhren-Shunt-Wiederstände. Nun funktioniert wieder alles super.
Ich musste auch feststellen, dass ich das gebrauchte Gerät mit 8A-T 
Sicherungen geliefert bekommen habe... (2A vorgesehen) Das heißt 
natürlich auch, dass ganz bestimmt etwas richtig kaputt war - ich weiss 
nur nicht was.
Auf Grund der widersprüchlichen Angaben im Internet habe ich dann auch 
zuerst zu niedrig abgesicherte Sicherungen bestellt. (1A-T - eventuell 
der Grund weshalb meine einzelkanal Tests fehlgeschlagen sind) :$

Trotzdem nochmal danke an alle die Hinweise gegeben haben.

Ps:
Anschauungsbeispiel No.1 für
Gerhard O. schrieb:
> "Trau, Schau, Wem!"

von Kurt A. (Gast)


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