Guten Morgen! Folgender Sachverhalt: Zwei Kollegen aus meiner Firma (in der wir alle hauptberuflich angestellt sind) haben sich nebenbei selbständig gemacht und entwickeln in deren kleinen (vierköpfigen Firma) spezielle Hardware. Mehr Details möchte ich darüber nicht schreiben. Ich bin Softwareentwickler und habe mich entsprechend angeboten, sie zu unterstützen. In einem Gespräch am Kaffeetisch haben wir uns geeinigt, dass ich den Softwarepart (Frontend) übernehme, welcher einen wesentlichen Beitrag zur Steuerung ihrer Hardware leistet. Diese Software habe ich nun fertig programmiert, etwa 50 Stunden dafür investiert und möchte sie den Kollegen übergeben. "Ich solle mir doch mal Gedanken machen, wie wir das abrechnen wollen" war dann letzte Woche die Aussage des erfreuten Kollegen, nachdem die Software so funktioniert wie sie soll. Mit jedem Verkauf der Hardware wird also künftig auch meine Software ausgeliefert, wobei natürlich die Software auch noch ordentlich wachsen wird (laut den Ideen der Kollegen) und ich weiterhin noch Zeit dafür investieren werde, der damit verbundener Support ist natürlich auch nicht zu vernachlässigen. Ich selbst habe vor einiger Zeit ein (Klein)gewerbe angemeldet, es aber bisher nie genutzt, da es vorwiegend für Bestellungen bei Lieferanten gedacht war, die nicht an "Private" liefern.. Mit Nun die Fragen an euch: - Wie rechne ich das Ganze am sinnvollsten ab? Anteil je verkauftem Gerät (mit Software)? Einmalige Einnahme? Ausschließlich Entlohnung je nach Entwicklungszeit? Natürlich möchte ich die Software nicht verschenken, jedoch auch niemanden abzocken, da ich die Kollegen sehr schätze. - Wie hoch kann man den Stundensatz für eine SW-Entwicklertätigkeit setzen? - Was gilt es beim Schreiben einer Rechnung zu beachten? (Dies hätte für die Kollegen den Vorteil, meine Dienstleistung steuerlich geltend zu machen, weitere Einkünfte werde ich über mein Gewerbe im laufenden Jahr dann auch nicht haben) Vielen Dank für eure Hilfe! Gruß
Du hast das Risiko uebernommen und die Entwicklung auf eigene Rechnung getaetigt. Dann ist schon mal nichts mehr mit diesem Aufwwand ueber die Zeit abzurechnen. Da kommt ein Risko Zuschlag hinzu. zB Faktor vier. zB 50 Stunden zu 100 Euro waeren 5kEuro auf Projektbasis per Stunden. Als fertiges Produkt waeren das dann 20kEuro einmalig. Zukuenftige Aenderungen nach Kundenwuenschen nach Aufwand mit einem 100 Euro Ansatz. Alternativ die Risiko Variante. Bei glaubhaft projektierten 100 Stueck waeren das dann 750E pro Stueck. Wenn leider nach 10 Stueck Schluss ist, hat sich's nicht so gelohnt. Vielleicht ist auch schon nach dem Prototypen Schluss. Die Zahlen koennen aendern. Es sind auch Mischformen denkbar. zB 10k vorneweg, dann die Wartung etwas guenstiger (zB ein Jahr inklusive, dann 70 Euro/h), und pro Stueck auch etwas weniger, zB 400.
Du müßtest Dir vorab klar werden, ob du deinen Aufwand abrechnen willst oder ob du deinen Part in das Unternehmen einbringen willst und dabei auf einen höheren Gewinn hoffst. Kalkulier dabei in überschaubaren Zeiträumen. Deine Software wird vermutlich in 5 Jahren veraltet sein. Dein Aufwand und dein Gewinn sollte sich daher bei deiner Kalkulation schneller einstellen. So, wie du den Sachverhalt schilderst würde ich nach Aufwand abrechnen. Oder Doch hat hierfür eine Kalkulation aufgezeigt.
Michael schrieb: > Nun die Fragen an euch: > - Wie rechne ich das Ganze am sinnvollsten ab? > Anteil je verkauftem Gerät (mit Software)? Einmalige Einnahme? > Ausschließlich Entlohnung je nach Entwicklungszeit? Abrechnung der Entwicklung nach Stundensatz. Daneben eine Vereinbarung bzgl zukünftigen Support (Stundensatz, Verfügbarkeit, maximaler Aufwand pro Woche). Abrechnung nach gerätestückzahl macht IMHO nur Sinn wenn du auch das risiko der Produktion/Vertrieb mitträgst. Also (nur) ein Anteil an der firma berechtigt auch einen Anteil am Umsatz der Firma.
Nach Stundensatz abzurechnen birg aber die Gefahr, dass die Krankenkasse Beiträge sehen möchte, wegen dem Arbeitsaufwand, Finanzamt wird auch die Hand aufhalten. Aber bei denen ist das eine Frage, was man da angibt. Besser diese einmalige Sache als Ware in Rechnung stellen und hoffen das man davon auch was hat. Künftig muss man dann auch alle Ausgaben, inkl. Krankenkasse mit einkalkulieren. Ich hoffe doch das der Arbeitgeber sein okay gegeben hat?
> Abrechnung nach gerätestückzahl macht IMHO nur Sinn wenn du auch das
risiko der Produktion/Vertrieb mitträgst. Also (nur) ein Anteil an der
firma berechtigt auch einen Anteil am Umsatz der Firma.
Nee.
Ja, man traegt das Risiko mit, wird aber auch dafuer entloehnt. Dieses
Modell macht vor allem Sinn, wenn die Leute, die Einmalkosten nicht
abdrucken koennen, und man trotzdem an sie glaubt.
Steuern bezahlt man uebrigens auf dem was reinkommt, egal welches
Geschaeftsmodell dahinter ist. Und nicht auf was reinkommen koennte.
Wichtig sind auch die Rechte an der Software. Da man immer Vorleistungen
in Form von bestehenden Libraries und Codeteilen reinbringt bekommt der
Kunde nie das Exklusivrecht an der ganzen Entwicklung. Der Kunde bekommt
das Nutzungsrecht. Das bedeutet wenn eine Woche spaeter noch einer kommt
und die Software will, verkauft man sie nochmals. Sie ist vom
Entwicklungsstandpunkt her nie abgegolten, oder amortisiert. Dh es gibt
keinen Zeitpunkt ab welchem man sie hinterherwirft. Das kann man dann
immer noch machen, es sollte aber kein Geschaeftsmodell sein dass man
das so vereinbart.
Falls der Kunde nun aber das Exklusivrecht will kostet das extra. Das
waeren dann die entgangenen Gewinne.
> In einem Gespräch am Kaffeetisch haben wir uns geeinigt, dass ich den > Softwarepart (Frontend) übernehme, welcher einen wesentlichen Beitrag > zur Steuerung ihrer Hardware leistet. Und dabei ist kein "Vertrag" zustande gekommen? Dann besteht also weder von dir die Pflicht etwas zu liefern noch bei ihnen die Pflicht etwas abzunehmen. > Diese Software habe ich nun fertig programmiert, etwa 50 Stunden dafür > investiert und möchte sie den Kollegen übergeben. > "Ich solle mir doch mal Gedanken machen, wie wir das abrechnen wollen" > war dann letzte Woche die Aussage des erfreuten Kollegen, nachdem die > Software so funktioniert wie sie soll. Tja, was sind sie bereit zu zahlen? Was möchtest du als "Aufwandsentschädigung" haben? Was würde es sie kosten, die Software selbst zu programmieren oder von einem dritten programmieren zu lassen? Wie schwierig ist es die Software zu warten und zu erweitern (sauberer Code, Dokumentation)? Gibt es Testcases? Übernimmst du (kostenlose) Wartung für Bugs und wie lange? Was passiert wenn Probleme in der Software zu Defekten in der Hardware oder zu Ausfallzeiten führen? Fragen über Fragen... ;-) Ein einfaches Szenario: Du verkaufst die Software wie sie ist, ohne jegliche Garantie (vertraglich festlegen!). Mach einen "Freundschaftspreis", bspw. 50h á 1€-20€. Für zukünftiges Bugfixing und Erweiterungen kann man sich dann ggf. vorher über die Bezahlung einigen. Noch ein paar Punkte: - Nebentätigkeit beim Arbeitgeber anzeigen (ansonsten Abmahnungsgrund) - liegt Kleinunternehmerregelung (KU) gemäß § 19 UStG vor? - Einkünfte bei der ESt Erklärung angeben (selbständige Tätigkeit) > - Was gilt es beim Schreiben einer Rechnung zu beachten? Keine. Ausnahme bilden "Rechnungen" mit denen Vorsteuerabzug geltend gemacht werden soll (§ 14 Abs. 4 UStG). > (Dies hätte für die Kollegen den Vorteil, meine Dienstleistung > steuerlich geltend zu machen, weitere Einkünfte werde ich über mein > Gewerbe im laufenden Jahr dann auch nicht haben) Einkommensteuerlich können sie das sowieso tun. Und umsatzsteuerlich wenn USt anfällt (siehe KU). Nemesis schrieb: > Nach Stundensatz abzurechnen birg aber die Gefahr, dass die Krankenkasse > Beiträge sehen möchte, wegen dem Arbeitsaufwand... Auf welcher Grundlage?
mikro77 schrieb: > Auf welcher Grundlage? Auf Grundlage der in Rechnung gestellten Arbeitsleistung. Eine Betriebsprüfung könnte das aufdecken. Der Kunde wird sicher die Rechnung auch absetzen wollen, also kann man das nicht so einfach unter den Tisch kehren. Ich hab mal gelesen, dass bei solchen Sachverhalten die Finanzverwaltungen mit der Sozialversicherung zusammen arbeitet. Selbständige sind zwar von der Rentenbeitragszahlung befreit, aber bei der Krankenkasse wäre ich mir nicht sicher.
Nemesis schrieb: > Auf Grundlage... Aha. Dann nenn' bitte eine belastbare Quelle dafür. Es geht hier um einen (versicherten) Arbeitnehmer, der eine selbständige Nebentätigkeit bestreitet.
Ok Leute, danke für die zahlreichen Antworten! Ich tendiere zu diesem Modell: Wenn meine Kollegen ein Gerät mit Software verkaufen wollen, dann kaufen sie von mir eine "Lizenz" der Software, die ja letztlich der Endkunde zahlt. Je mehr Geräte verkauft werden, desto höher ist mein Gewinn. Somit also nichts anderes, als wenn ich Teil deren Firma wäre. Einziges Risiko für mich: das Geschäft läuft schlecht und es werden kaum/keine Geräte verkauft. Wollen sie "Standalone"-Geräte ohne Software verkaufen, so gebührt ihnen der daraus resultierende Gewinn.
Michael schrieb: > Ich tendiere zu diesem Modell: > Wenn meine Kollegen ein Gerät mit Software verkaufen wollen, dann kaufen > sie von mir eine "Lizenz" der Software, die ja letztlich der Endkunde > zahlt. Würde ich mir gut überlegen. Diese Modelle sind kompliziert und Misstrauen und Missbrauch sind gleich mit eingebaut. Das heißt noch lange nicht das es jemand auch ausnutzt. Aber ähnlich wie ein Fahrrad ohne Schloss ist die Unsicherheit einfach da. Die eigene Leistung sauber abzurechnen schafft klare Grenzen. Sonst sickerst du in das Innenverhältnis deiner Auftraggeber hinein. Wenn das ganze der große Welterfolg wird kommen Sie so oder so wieder auf dich zurück.
>Da kann man nur noch lachen
Naja moment mal... wenn man irgendein Produkt auf den Markt bringen
will, dann läuft man immer Risiko, dass es nicht läuft/sich nicht
verkauft.
Freilich hätte ich von vornherein einen festen Stundensatz aushandeln
müssen, noch ist es aber aus meiner Sicht nicht zu spät, da ich die
Software noch nicht übergeben habe.
Bisher kennen sie nur meine Software zu Testzwecken als "Appetizer".
Michael schrieb: >>Da kann man nur noch lachen > > Naja moment mal... wenn man irgendein Produkt auf den Markt bringen > will, dann läuft man immer Risiko, dass es nicht läuft/sich nicht > verkauft. Das sehe ich auch so. Man kann nun die "sichere" Variante wählen und sich quasi auszahlen lassen. Oder man geht ein - doch sehr überschaubares - Risiko ein und kassiert pro Gerät. Die zweite Wahl würde Dich im Boot lassen (zukünftige Entwicklungen, zweites Standbein?) und die hast die Chance auf deutlich höheren und dauerhaften Gewinn. Und es hätte für Deine Kollegen den Vorteil, dass sie "Dein" Geld erst einmal ins Produkt stecken können. Gerade beim Start ist man ja über jeden Euro froh :-) Ich würde Option zwei wählen. Nur wer wagt, gewinnt! :-) > Freilich hätte ich von vornherein einen festen Stundensatz aushandeln > müssen, noch ist es aber aus meiner Sicht nicht zu spät, da ich die > Software noch nicht übergeben habe. > Bisher kennen sie nur meine Software zu Testzwecken als "Appetizer". Ok, aber trotzdem sollte man so etwas vorher regeln. Wenn Ihr Euch gut versteht, dann sollte sich da eine Lösung finden lassen.
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