Forum: Offtopic Mal wieder: Eigene Geräte Verkaufen


von Simon (Gast)


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Hallo Zusammen.

Mal wieder das Leidige Thema: Ich möchte ein eigenes Gerät verkaufen.

Ich studiere Informatik und werde wohl dieses Jahr fertig, danach wird 
mein Arbeitgeber, bei dem ich zur Zeit als HiWi arbeite mich als 
Mitarbeiter übernahmen.

In meiner Freizeit habe ich ein Produkt entwickelt und auch eine gewisse 
nachfrage dafür, daher würde ich gerne einmal durchrechnen ob es sich 
lohnt es zu vermarkten.

Derzeit habe ich ca. 50.000€ auf der hohen kante, bei einer Kleinserie 
von 100 Stück würde ich mit einem großzügigen Puffer auf 
Produktionskosten i.H.v. 5000€ kommen.

Firmieren würde ich vorerst als UG und, falls sich tatsächlich die 
erhofften Gewinne einstellen irgendwann zu einer GmbH umwandeln. Die 
Gründung würde meiner Meinung nach Kosten im mittleren dreistelligen 
Bereich verursachen, rechnen wir auch hier einen Puffer ein und schätzen 
das ganze mit 1000€ ab.

Nun zum Produkt: betrieben wird das ganze mit einem typischen USB 
Ladegerät, wie es bei jedem Handy dabei ist. Dazu soll das ganz per WLAN 
funken.
Welche kosten kommen hier auf mich zu?
-EAR
-take-e-way o.Ä. für VerpackV, WEEE, was noch?

Kann hier jemand grob sagen welche kosten da anfallen und was man noch 
braucht?

Gruß,

Simon

von Felix Adam (Gast)


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Funkzertifizierung. Eine Runde lag vor einigen Jahren bei ca. 10.000 
Euro.
Und wenn es zuviel stört, kommen weitere Runden...

von Mike B. (mike_b97) Benutzerseite


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woraus wird das zusammengeschraubt? Material, Haken dran, hast du schon 
kalkuliert
wer schraubt das zusammen? -> Personalkosten (inkl. 
Sozialversicherungen)
wo wird das zusammengeschraubt? -> Miete + Nebenkosten kalkulieren
wie wird das zusammengeschraubt? -> Werkzeug (Kleinserienfähig) 
kalkulieren
wer verkauft das wo und wie? Marketing, Versand und Kundenarbeit 
kalkulieren
wer kauft wann wieviele Einheiten? Hast du die potentiellen Kunden oder 
hoffst du auf 100 Einheiten?
Retouren, Reparaturen und Neuversand quotal einkalkulieren
Sieherheit einkalkulieren, informiere dich über notwendige 
Versicherungen
mit 100 Einheiten x Preis x bleibst du unter 17500/50000 im Jahr? 
USt-Pflicht prüfen

und

darfst du es verkaufen? CE? TÜV? technische Sicherheit? genau abklopfen!

Strich drunter-> Businessplan über mindestens 2 Jahre!

wenn du damit fertig bist weisst du erstmal halbwegs bescheid

von Julian B. (julinho)


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Ich würde mir eher eine Firma suchen, die schon Elektronik vertreibt und 
es über die Abwickeln. Dann ist zwar dein Gewinn geringer, aber du hast 
den ganzen Stress nicht.

von Thorsten S. (thosch)


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Für in der EU in Verkehr gebrachte elektronische Geräte gilt die 
CE-Kennzeichnungspflicht.

Und bevor du dein Gerät mit dem CE-Zeichen versehen darfst, musst du ein 
Konformitätsbewertungsverfahren durchführen.
Das umfasst, insbesondere, weil dein Gerät eine funktechnische Baugruppe 
enthält (WLAN), entsprechende Messungen in einem EMV-Labor, damit du 
belegen kannst, dass dein Gerät der EMV-Richtlinie entspricht.

Siehe z.B. hier: 
https://www.muenchen.ihk.de/de/innovation/Produktsicherheit-und-Managementsysteme/Produktsicherheit-CE-Kennzeichnung-und-Normen/Elekromagnetische-Vertraeglichkeit-EMV

Ich will dich nicht entmutigen, aber wenn du alles durchrechnest, was da 
an Kosten und Risiken entsteht, lohnt sich vermutlich eine Vermarktung 
im kleinen Stil nicht wirklich.

von M. S. (nickfisher)


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Mike B. schrieb:
> woraus wird das zusammengeschraubt? Material, Haken dran, hast du
> schon
> kalkuliert
> wer schraubt das zusammen? -> Personalkosten (inkl.
> Sozialversicherungen)
> wo wird das zusammengeschraubt? -> Miete + Nebenkosten kalkulieren
> wie wird das zusammengeschraubt? -> Werkzeug (Kleinserienfähig)
> kalkulieren

in den 5000 ist sämtliches material, sowie Bestückung der Platinen 
enthalten, ich würde selbst das Gehäuse und die Elektronik verheiraten 
und die Programmierung übernehmen.

> wer verkauft das wo und wie? Marketing, Versand und Kundenarbeit
> kalkulieren

Tendenziell über einen web Shop und bei erfolg würde ich an Anbieter wie 
Conrad, Reichelt, Pollin herantreten.

> wer kauft wann wieviele Einheiten? Hast du die potentiellen Kunden oder
> hoffst du auf 100 Einheiten?

Ich hab direkte Abnehmer für ca. 50 Einheiten.

> Retouren, Reparaturen und Neuversand quotal einkalkulieren

ist bereits als überproduktion in den 100 einheiten enthalten.

> Sieherheit einkalkulieren, informiere dich über notwendige
> Versicherungen

was kommt denn hier in frage? grundsätzlich sollte eine UG ja nur mit 
ihren Einlagen haften können, ich als Person sollte also mehr oder 
weniger sicher sein.

> mit 100 Einheiten x Preis x bleibst du unter 17500/50000 im Jahr?
> USt-Pflicht prüfen

Kleinunternehmeregel wollte ich nicht nutzen.

> darfst du es verkaufen? CE? TÜV? technische Sicherheit? genau abklopfen!

das wlan modul hat CE, ansonsten, spannungsregler, sensoren und das wars 
schon fast, also relativ unkritisch.

von Felix A. (madifaxle)


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Gerade wegen des Funkmoduls ist es nicht unkritisch. Trotz CE kann es 
durch deine Platine zu Abstrahlungen von Frequenzen außerhalb des 
erlaubten Bandes kommen.

-> Daher ist eine erneute Funkzertifizierung neben dem EMV-Test 
notwendig

von M. S. (nickfisher)


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gut wir sind also bei Funk+EMV.

Was macht das? sind die 10k€ für funk realistisch? Wie viel für EMV? was 
braucht man noch?

von Guido C. (guidoanalog)


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Hallo,

möchtest Du EU-weit verkaufen? Das wird ab July 2016 wohl richtig 
"lustig".
"Außerdem muss jeder Händler, der in andere EU-Länder liefert, in jedem 
einzelnen Land eine Niederlassung gründen oder einen Bevollmächtigten 
beauftragen sowie Recycling-Gebühren zahlen." 
[http://www.heise.de/ct/ausgabe/2016-3-Online-Haendler-proben-Aufstand-gegen-neues-Elektroschrott-Gesetz-3074025.html]

Mit freundlichen Grüßen
Guido

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Simon S. schrieb:
> Tendenziell über einen web Shop und bei erfolg würde ich an Anbieter wie
> Conrad, Reichelt, Pollin herantreten.

Bei Conrad sollte man sehr, sehr vorsichtig sein, weil die ziemlich üble 
Verträge machen. Man kann dort zwar als neuer Lieferant zwar eine recht 
große anfängliche Stückzahl verkaufen, die in allen möglichen Filialen 
angeboten wird, ABER Conrad behält sich vor, Ladenhüter auch noch nach 
etlichen Jahren bei voller Erstattung des Einkaufspreises zurückgeben zu 
können. Das kann sich also als übler Bumerang erweisen, da die 
zurückgegeben Waren in einem nicht mehr verkaufsfähigen Zustand sind.

> was kommt denn hier in frage? grundsätzlich sollte eine UG ja nur mit
> ihren Einlagen haften können, ich als Person sollte also mehr oder
> weniger sicher sein.

Banken und Geschäftspartner sind nicht doof. Niemand macht größere 
Geschäfte mit einer neu gegründeten UG, ohne von dem Geschäftsführer 
und/oder Gesellschafter eine Erklärung einzufordern, in der der 
Durchgriff auf dessen Privatvermögen erklärt wird.

> das wlan modul hat CE, ansonsten, spannungsregler, sensoren und das wars
> schon fast, also relativ unkritisch.

Du musst die CE-Konformität für das gesamte Gerät erklären und kannst 
Dich nicht ohne weiteres auf Erklärungen für die einzelnen Komponenten 
berufen, insbesondere wenn es um EMV geht. Lediglich die Einhaltung der 
Protokollkonformität könnte man daraus ableiten.

von M. S. (nickfisher)


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Andreas S. schrieb:
> Simon S. schrieb:
>> Tendenziell über einen web Shop und bei erfolg würde ich an Anbieter wie
>> Conrad, Reichelt, Pollin herantreten.
>
> Bei Conrad sollte man sehr, sehr vorsichtig sein, weil die ziemlich üble
> Verträge machen. Man kann dort zwar als neuer Lieferant zwar eine recht
> große anfängliche Stückzahl verkaufen, die in allen möglichen Filialen
> angeboten wird, ABER Conrad behält sich vor, Ladenhüter auch noch nach
> etlichen Jahren bei voller Erstattung des Einkaufspreises zurückgeben zu
> können. Das kann sich also als übler Bumerang erweisen, da die
> zurückgegeben Waren in einem nicht mehr verkaufsfähigen Zustand sind.

Danke für den Hinweis!

>> was kommt denn hier in frage? grundsätzlich sollte eine UG ja nur mit
>> ihren Einlagen haften können, ich als Person sollte also mehr oder
>> weniger sicher sein.
>
> Banken und Geschäftspartner sind nicht doof. Niemand macht größere
> Geschäfte mit einer neu gegründeten UG, ohne von dem Geschäftsführer
> und/oder Gesellschafter eine Erklärung einzufordern, in der der
> Durchgriff auf dessen Privatvermögen erklärt wird.

Nach den kosten die hier noch genannt wurden mach es wohl sinn eine gmbh 
zu gründen. 10k für die funkprüfung?, 5k Produktion, 1K Gründung, 2K 
EMV?, macht in summe ja schon 18k€, da dann gleich die 7k€ mehr zu 
investieren und sich GmbH statt UG (haftungsbeschränkt) nennen zu dürfen 
macht wohl sinn. ggfs. könnte ich den rest in eine größere Serie 
investieren.

>> das wlan modul hat CE, ansonsten, spannungsregler, sensoren und das wars
>> schon fast, also relativ unkritisch.
>
> Du musst die CE-Konformität für das gesamte Gerät erklären und kannst
> Dich nicht ohne weiteres auf Erklärungen für die einzelnen Komponenten
> berufen, insbesondere wenn es um EMV geht. Lediglich die Einhaltung der
> Protokollkonformität könnte man daraus ableiten.

Immerhin! Hast du da irgendwelche Kostendimensionen für mich?

von Felix A. (madifaxle)


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Das hier hilft wohl eher wenig, aber es beschreibt zumindest, was diese 
Erklärung umfasst.

http://www.rv-risikenvermeiden.de/index.php/ce-konformitaet-erklaeren


Nebenbei bemerkt, wenn du den Weg wirklich so gehst, beneide ich dich 
aufrichtig. Ich persönlich traue mich nicht so recht da ran...

von Michael E. (Firma: irgendeine) (nodalek)


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Simon S. schrieb:
>>> was kommt denn hier in frage? grundsätzlich sollte eine UG ja nur mit
>>> ihren Einlagen haften können, ich als Person sollte also mehr oder
>>> weniger sicher sein.
>>
>> Banken und Geschäftspartner sind nicht doof. Niemand macht größere
>> Geschäfte mit einer neu gegründeten UG, ohne von dem Geschäftsführer
>> und/oder Gesellschafter eine Erklärung einzufordern, in der der
>> Durchgriff auf dessen Privatvermögen erklärt wird.
>
> Nach den kosten die hier noch genannt wurden mach es wohl sinn eine gmbh
> zu gründen. 10k für die funkprüfung?, 5k Produktion, 1K Gründung, 2K
> EMV?, macht in summe ja schon 18k€, da dann gleich die 7k€ mehr zu
> investieren und sich GmbH statt UG (haftungsbeschränkt) nennen zu dürfen
> macht wohl sinn. ggfs. könnte ich den rest in eine größere Serie
> investieren.

Weiß nicht ob ich richtig liege, aber wie ich die Gesetze verstanden 
habe, macht es bei sowas, wie du es vorhast, wenig Sinn eine GmbH zu 
Gründen, denn wenn du deinen Pflichten nicht nachkommst, bist du immer 
dran, egal welche Rechtsform du für deine Tätigkeit wählst. Wäre auch 
irgendwie komisch, wenn man sich von seinen Pflichten (vor dem Gesetz) 
freikaufen kann. Und wie es schon geschrieben wurde, wird die Bank auch 
versuchen auf das Privatvermögen Zugriff zu haben, wenn es schiefläuft.

1. Gesetze wälzen
2. Vorschriften/Verordnungen wälzen
3. Normen Wälzen (geht auch ins Geld)
4. Ist ein Markt vorhanden, für das, was noch möglich ist?
5. Sich dran machen und das Produkt zu entwickeln.
6. ...
...
n. Gewährleistungs-/Garantieansprüche prüfen und erfüllen/ Service 
anbieten

So habs ich verstanden, obs stimmt, weiß ich noch nicht ;)

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