Forum: HF, Funk und Felder Stratosphärenballon


von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Hallo OMs und YLs,

am 24.02.2016 ab 09:00 Uhr startet an der EAH Jena im Rahmen der
studentischen Ausbildung im Mechatronik Master eine erneute
Stratosphärenballonmission. Dabei soll eine Nutzlast von ca. 2kg auf 
eine Höhe von 40km gebracht werden (Diesmal soll die Höhe erreicht 
werden). Die Nutzlast beinhaltet neben einem GPS-System zur 
Positionserfassung auch ein
- Temperaturmesssystem (innen/außen)
- Druckmessung
- Messung der Bordenergie und der Solarzellen
- Videoaufzeichnung des gesamten Fluges
- Trx 144.800 MHz unter DK0TUI-11 (APRS)
- Bake 145.450 MHz mit Höheninformationen in CW
- Landesystem mit Baugruppen der Wiederauffindung

Zusätzlich soll in diesem Jahr ein Landesystem erprobt werden, welches 
die Nutzlast aus der Stratosphäre automatisch wieder zum Startpunkt Jena 
zurück bringt.

Wenn die Technik nicht versagt, sollte die Mission wie immer vollständig 
unter APRS (www.arps.fi) zu verfolgen sein. Dazu wird eine zusätzlich 
eine Bodenstation den Ballon verfolgen und die Daten direkt über ein 
APRS I-Gate einspeisen. Wer Lust und Interesse hat, kann den Start live 
in Jena miterleben.

Startort: EAH Jena, Haus 4
Startzeit: 09:00 Uhr – 12:00 Uhr
Ballonkennung: DK0TUI-11
Bodenstation: DL3AKB-10

Link:
http://www.mb.eah-jena.de/page/de/fachgebiete/mechatronik/studium/stroke

vy 73, Joe

von F.Unker (Gast)


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Mal aus Interesse: Wie wird denn abgesichert, dass die 2kg Nutzlast 
nicht zum tötlichen Geschoss wird wenn der Ballon (planmäßig?) platzt?

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Durch einen regulären Fallschirm und wenn dieser versagt durch einen 
Notfallschirm.

von Stefan M. (derwisch)


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Eine Aufstiegsgenehmigung und eine Versicherung sind bei sowas natürlich 
selbstverständlich.

73

von Stefan M. (derwisch)


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Joe G. schrieb:
> Videoaufzeichnung des gesamten Fluges

Schonmal nicht schlecht.
Aber eine Video Liveübertragung ( ATV ) ist sicher mal wieder nicht 
dabei?
Das finde ich immer am besten, wird leider selten umgesetzt.
Wahrscheilich zu Stromhungrig und schwer.

von Stephan W. (swal)


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Kannst du mehr Infos über das Landesystem geben? Kann ich mir das wie 
einen Gleiter vorstellen?

von F.Unker (Gast)


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Joe G. schrieb:
> Durch einen regulären Fallschirm und wenn dieser versagt durch einen
> Notfallschirm.

Aha, Danke für die Antwort.

Da schließe ich mich mal Stephan Walter (swal) an: Ein (GPS-)gesteuerter 
Gleiter also?

von Pandur S. (jetztnicht)


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> Eine Aufstiegsgenehmigung und eine Versicherung sind bei sowas natürlich
selbstverständlich.

Die Versicherungen haben dafuer gesicherte statistische Daten. Zur 
Fehlerwahrscheinlichkeit. Nee, deshalb mach man solche Versuche auch 
ueber duennbesideltem Gebiet, dass ein Absturz mit hoher 
Wahrscheinlichkeit nicht zu einem Schaden fuehrt.

von EmbeddedSystem (Gast)


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> Wahrscheilich zu Stromhungrig und schwer.

Eine FPV-Kamera inkl. Transmitter aus dem Modellbau wiegt nur wenige 
10g.
Stromverbrauch ist ähnlich einer normalen Action-Cam (GoPro).

Das Problem besteht in der Reichweite. Die üblichen 5,8GHz bringen nur 
einige 100m mit legalen Sendeleistungen. Auf niedrigeren Frequenzen (wie 
z.B. die 144MHz, bei denen der Amateurfunker mit deutlich höheren 
Leistungen senden darf) fehlt leider die Bandbreite für Live-Video.

Ansonsten fehlt bestimmt Know-How und Erfahrung mit Videoverarbeitung, 
Funk etc...

Projekte wie diese sprießen im Moment scheinbar regelrecht aus dem 
Boden, gibt sogar schon Webshops, die Bausätze ARF anbieten.

von Stefan M. (derwisch)


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EmbeddedSystem schrieb:
> Das Problem besteht in der Reichweite. Die üblichen 5,8GHz bringen nur
> einige 100m mit legalen Sendeleistungen. Auf niedrigeren Frequenzen (wie
> z.B. die 144MHz, bei denen der Amateurfunker mit deutlich höheren
> Leistungen senden darf) fehlt leider die Bandbreite für Live-Video.

Im Amateurfunk gibt es ja die Betriebsart "ATV".
Z.B. im 23cm Band ( 1280 MHz ) oder im 13cm Band ( 2380 MHz ).
Haben wir auch in den 90er Jahren schon bei Ballonmissionen eingebaut.
Selbst mit 200mW sind die Übertragungen einwandfrei möglich.

so sieht man live den Ballon in 30km Höhe platzen.
Das war schon damals genial spannend, aber scheinbar gibt es nur noch 
wenige Funkamateure bei den Ballonmissionen, die sich mit ATV 
beschäftigen.

Aber das tut der Sache ja keinen Abbruch.
Es ist schön, dass der Ehrgeiz für eine Ballonmission überhaupt noch da 
ist.

Ich werde mir den Termin mal merken, und versuchen die 2m Bake zu 
empfangen.

Danke an den TO für die rechtzeitige Info.

: Bearbeitet durch User
von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Stefan M. schrieb:
> Eine Aufstiegsgenehmigung und eine Versicherung sind bei sowas natürlich
> selbstverständlich.

Folgende Genehmigungen sind notwendig:
- Sondergenehmigung der Bundesnetzagentur um eine automatische 
Funkstation zu betreiben
- Einzelgenehmigung für unbemannte Freiballone nach dem 
Luftverkehrsgesetz (LuftFG)
- Flugsicherheitsfreigabe der DFS
- Ballonversicherung

Stefan M. schrieb:
> Aber eine Video Liveübertragung ( ATV ) ist sicher mal wieder nicht
> dabei?

Nein, das Projekt ist so angelegt, dass Studenten innerhalb eines 
Semesters dieses Projekt realisieren. Also von der Planung über den 
kompletten Bau, die Software bis hin zur Durchführung. ATV würde 
deutlich den Rahmen sprengen.

Stephan W. schrieb:
> Kannst du mehr Infos über das Landesystem geben? Kann ich mir das wie
> einen Gleiter vorstellen?

Es handelt sich um einen GPS gesteuerten Gleitschirm, der verzögert in 
etwa 10km Höhe geöffnet werden soll.

: Bearbeitet durch User
von FlorianB (Gast)


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Ein paar praktische Frage dazu:

Joe G. schrieb:
> - Trx 144.800 MHz unter DK0TUI-11 (APRS)
> - Bake 145.450 MHz mit Höheninformationen in CW

Was empfängt man da genau (FM, CW als gepulsten Träger, ...)?

Kann man für den Empfang einen SDR-Stick und eine Drahtantenne im Zimmer 
benutzen?

(der Frequenzbereich sollte gehen)

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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FlorianB schrieb:

>> - Trx 144.800 MHz unter DK0TUI-11 (APRS)
>> - Bake 145.450 MHz mit Höheninformationen in CW
>
> Was empfängt man da genau (FM, CW als gepulsten Träger, ...)?

APRS:

https://de.wikipedia.org/wiki/Automatic_Packet_Reporting_System

Mit 1200 Bd werden zwei Töne umgetastet, die einen FM-Sender
modulieren.  Klingt ein bisschen wie frühere Computeraufzeichnungen
auf Tonbändern.

„CW“ steht im Amateurfunkjargon nicht für „Dauerträger“, sondern schon
für einen „gepulsten“ Träger, wobei die Pulse Morsezeichen sind. ;-)

Es werden also schätzungsweise Zahlenkolonnen als Morsecode gesendet.
Zahlen sind übrigens sehr einfach zu erlernen, auch wenn man sonst
keinen Morsecode kann, kann man sich da reinhören.

> Kann man für den Empfang einen SDR-Stick und eine Drahtantenne im Zimmer
> benutzen?

Irgendeine Form von Richtantenne wirst du wohl schon benötigen,
schließlich sendet der Sender ja auch nur mit ein paar 100 mW,
und möglichst wenig Hindernisse zwischen dir und dem Ballon sollten
auch sein, was das „im Zimmer“ fraglich erscheinen lässt.  Aber
sofern du in der optischen Reichweite des Ballons bist, könnte ich
mir vorstellen, dass schon eine einfache HB9CV-Antenne, mit der Hand
grob in die richtige Richtung gehalten, da was bringen könnte.

: Bearbeitet durch Moderator
von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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144.800 MHz APRS
- APRS steht für Automatic Position Reporting
- Modulationsart AFSK
- Datenrate 1200 Baud

übertragen wird:
- das Rufzeichen (DK0TUI-11)
- die Position
- die Höhe
- Telemetie

145.450 MHz FM
- Rufzeichen (DK0TUI)
- Höheninformationen (in Schritten von 100m) in CW

Der Empfang über einen SDR-Stick ist möglich, eine Zimmerantenne wird 
jedoch (natürlich vom Standort abhängig) nicht ausreichen. CW kann ja 
gut vom Ohr dekodiert werden ;-) Bei APRS ist aber eine Dekodersoftware 
[1] notwendig. Die APRS-Daten können prima auf www.aprs.fi live verfolgt 
werden.

[1] http://www.dxzone.com/catalog/Software/APRS/

von Tapferer Recke (Gast)


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Stefan M. schrieb:
> Aber eine Video Liveübertragung ( ATV ) ist sicher mal wieder nicht
> dabei?
> Das finde ich immer am besten,

Wieso den das? Direkte Aufzeichnung ist realistischer und unendlich 
wiederholbar. Bei Aufzeichnung nach Übertragung handelt man sich etliche 
Störungen ein und muss  Detailinfos wegen geringe Ü-Bandbreite 
wegoptimieren.

von Tapferer Recke (Gast)


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Oder D. schrieb:
> Nee, deshalb mach man solche Versuche auch
> ueber duennbesideltem Gebiet, dass ein Absturz mit hoher
> Wahrscheinlichkeit nicht zu einem Schaden fuehrt.

Jena ist also dünnbesiedelt? Bei dünnbesiedelt hätt ich  eher an 
MeckVorpomm gedacht.

von Paul B. (paul_baumann)


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Tapferer Recke schrieb:
> Jena ist also dünnbesiedelt?

Vorige Woche war ich dort. Die Besiedelung in dem engen Tal ist nicht zu 
verachten. Aber: Es gibt dort sogar das Paradies.

http://www.jenaparadies.de/bildergalerie/

MfG Paul

von ham (Gast)


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Oder D. schrieb:
> Nee, deshalb mach man solche Versuche auch
> ueber duennbesideltem Gebiet, dass ein Absturz mit hoher
> Wahrscheinlichkeit nicht zu einem Schaden fuehrt.

Also kann man Europa völlig ausschließen?
Merke: Es handelt sich hier nicht um einen Kinderluftballon, sondern um 
einen Stratosphärenballon und da ist der Radius, der für die Landung 
per Fallschirm in Frage kommt, ganz schlecht auf "dünnbesiedeltes" 
Gebiet einzugrenzen. Deshalb kommt er ja auch am Fallschirm runter und 
knallt nicht in freier Fallgeschwindigkeit durch ein Häuserdach... Unter 
anderem hat das auch den Grund, daß die mitgeführte Elektronik 
anschließend noch verwendbar bleibt.

von oszi40 (Gast)


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Joe G. schrieb:
> Es handelt sich um einen GPS gesteuerten Gleitschirm, der verzögert in
> etwa 10km Höhe geöffnet werden soll.

Eine mitgeführte Cam mit SD-Karte wäre bestimmt hilfreich für nächste 
Konstruktionen. Funk-Datenübertragung scheint mir für die Bilddatenflut 
nicht ausreichend, da je nach Wind der Ballon 50km entfernt landen 
könnte.

Interessant wäre, ob das mitgeführte GPS-Gerät in der gewünschten Höhe 
von 30km noch zuverlässig arbeitet. Mein GPS-Tracker hatte bei ein paar 
km Höhe keine Lust mehr weil wahrscheinlich die SW nicht dafür ausgelegt 
war.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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oszi40 schrieb:
> Interessant wäre, ob das mitgeführte GPS-Gerät in der gewünschten Höhe
> von 30km noch zuverlässig arbeitet.

Such mal hier im Forum, Joes Truppe hatte voriges Jahr schon ein
Ballonprojekt, da ist auch eine Seite referenziert mit einer schönen
Auswertung.

Gelandet war er damals nahe Torgau.

von oszi40 (Gast)


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Jörg W. schrieb:
> Gelandet war er damals nahe Torgau.

Danke, alten Link in Jena gefunden. 
http://www.mb.eah-jena.de/page/de/fachgebiete/mechatronik/studium/stroke1

von thomas_m (Gast)


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klingt ja cool, besonders der Versuch mit dem gesteuerten Gleitflug.

Ich muß dabei sofort an das denken:
http://www.spacecam2.de

Artikel nach dem 1. Start:
http://www.volksstimme.de/nachrichten/sachsen_anhalt/1017506_Weltall-18-Jaehriger-aus-Schoenebeck-schickt-Ballon-zu-den-Sternen.html

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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oszi40 schrieb:
> Eine mitgeführte Cam mit SD-Karte wäre bestimmt hilfreich für nächste
> Konstruktionen.

Ist mit an Board.

> Interessant wäre, ob das mitgeführte GPS-Gerät in der gewünschten Höhe
> von 30km noch zuverlässig arbeitet.

Das nennt sich COCOM-Limit. Das GPS muss dafür ausgelegt sein.

: Bearbeitet durch User
von abc (Gast)


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Joe G. schrieb:
>> Interessant wäre, ob das mitgeführte GPS-Gerät in der gewünschten Höhe
>> von 30km noch zuverlässig arbeitet.

Es ist nur eine Frage, wie das CoCom-Limit interpretiert wird :-)

Es gibt GPS-Empfänger, die schalten sich nur aus, wenn die 
Geschwindigkeit UND die Höhe überschritten werden. Ergo: Für 
Balloneinsätze in der Stratosphäre problemlos nutzbar. So schnell 
steigen die nicht.

Viele haben allerdings eine "Oder"-Verknüpfung der beiden Bedingungen. 
Bei denen ist wenig zu machen.

von Wolfgang (Gast)


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ham schrieb:
> Merke: Es handelt sich hier nicht um einen Kinderluftballon, sondern um
> einen Stratosphärenballon und da ist der Radius, der für die Landung
> per Fallschirm in Frage kommt, ganz schlecht auf "dünnbesiedeltes"
> Gebiet einzugrenzen.

Das Risiko hält sich in engsten Grenzen. Oder wie oft ist dir schon die 
Nutzlast von einem Wetterballon auf den Kopf gefallen?
Davon werden täglich immerhin einige gestartet.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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kurzer Lagebericht

Die Startvorbereitungen laufen wie geplant. Da uns der Wetterbericht 
Besserung versprochen hat, hoffen wir morgen auf gutes Startwetter. Die 
Vorbereitungen beginnen um 08:00 Uhr. Ab diesem Zeitpunkt wird 
sukzessive die Technik in Betrieb genommen. Alle Aktivitäten sollten 
live unter aprs.fi zu verfolgen sein. Die Bodenstation hat das 
Rufzeichen DL3AKB-10, ich selbst werde unter DL3AKB-5 und die 
Ballonnutzlast unter DK0TUI-11 zu sehen sein. Außerdem wird eine Bake 
auf 145.450 in FM die Höheninformationen in 100m Schritten per cw (Tempo 
60) ausgeben.
Geplante Startzeit ist 09:30 Uhr. Die Nutzlast und die Heliumbefüllung 
werden so abgestimmt, dass der Ballon etwa mit 5-6 m/s steigen wird. Die 
maximale Höhe sollte noch über Deutschland erreicht werden. Dann kommt 
das GPS-gesteuerte Landesystem mit einem lenkbaren Fallschirm zum 
Einsatz. Lassen wir uns überraschen!

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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von Stefan M. (derwisch)


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Ist ja ganz schön flott unterwegs, das Teil.
Hat schon jemand die 2m Bake gehört?
Ich kann hier ( QRL ) leider nur per WEBSDR hören ( Funkturm München ).
Da ist nichts zu hören.

von Zack - so isses (Gast)


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oszi40 schrieb:
> Mein GPS-Tracker hatte bei ein paar
> km Höhe keine Lust mehr weil wahrscheinlich die SW nicht dafür ausgelegt
> war.

GPS geräte die oberhalb 60000 ft noch arbeiten gelten als Munition und 
dürfen nicht exportiert werden.
https://en.wikipedia.org/wiki/Global_Positioning_System#Restrictions_on_civilian_use

von Hans (Gast)


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Zack - so isses schrieb:
> GPS geräte die oberhalb 60000 ft noch arbeiten gelten als Munition und
> dürfen nicht exportiert werden.
> 
https://en.wikipedia.org/wiki/Global_Positioning_System#Restrictions_on_civilian_use

Bitte dann aber auch den ganzen Abschnitt lesen:
These limits only apply to units or components exported from the USA. 
There is a growing trade in various components, including GPS units from 
other countries. These are expressly sold as ITAR-free.

von M404 (Gast)


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Hallo Joe,

kannst du uns ein paar Informationen zu dem Aufbau (Isolation, 
Balloonmaterial, Stromversorgung, Fallschirmauslösemechanismus, 
verwendete Sensoren und Schaltungen, Kamera) des Ballons geben? Wieviel 
Eigenentwicklung steckt in den einzelnen Komponenten?

vg M404

von Mike (Gast)


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>Ist ja ganz schön flott unterwegs, das Teil.
Am erstaunlichsten finde ich die enorme Steigleistung der Ballons. Von 0 
auf 10km in 30 Sekunden hängt sogar einen Eurofighter ab. Wie gross ist 
denn der Auftriebsüberschuss?

von Hans (Gast)


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Mike schrieb:
> Am erstaunlichsten finde ich die enorme Steigleistung der Ballons. Von 0
> auf 10km in 30 Sekunden hängt sogar einen Eurofighter ab. Wie gross ist
> denn der Auftriebsüberschuss?

Das hat länger gedauert...hab ihn ne weile lang auf 5800m gesehen.

von Paul B. (paul_baumann)


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Gleich ist er über Tschechien. Da heißt es: "Dobrý den"

Über >22km Höhe. Zitat Thomas Gottschalk: "Respekt, mein Lieber!"

MfG Paul

von EmbeddedSystem (Gast)


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Wie ist das mit der Versicherung in Tschechien?

von Harald W. (wilhelms)


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Tapferer Recke schrieb:

> Jena ist also dünnbesiedelt? Bei dünnbesiedelt hätt ich  eher an
> MeckVorpomm gedacht.

Vielleicht ist Jena ja nur mit Dünnen besiedelt?
Da ist die Trefferwahrscheinlichkeit geringer als bei Dicken.
:-)

von Paul B. (paul_baumann)


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O.T.
Harald W. schrieb:
> Vielleicht ist Jena ja nur mit Dünnen besiedelt?

Nein, mein ehemaliger Kollege ist so dick, daß er in Magdala von der 
Autobahn abfahren muß, weil er in Jena-Göschwitz nicht durchpasst.
;-)
mfG Paul

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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wenn sowas an gewissen Orten landet wie
Autobahn, Gleisanlage, Atomkraftwerk

-dazu braucht es doch bestimmt eine Versicherung.
wie hoch sind denn dafür die Prämien?

von Zack - so isses (Gast)


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Harald W. schrieb:

>> Jena ist also dünnbesiedelt? Bei dünnbesiedelt hätt ich  eher an
>> MeckVorpomm gedacht.
>
> Vielleicht ist Jena ja nur mit Dünnen besiedelt?
> Da ist die Trefferwahrscheinlichkeit geringer als bei Dicken.

Ich frag mich grad wer zahlt wenn sich mir bei Fahrt im Cabrio über die 
Autobahn ein Ballon/Fallschirm über die Frontscheibe klemmt ... Zählt 
das noch unter Wildschaden ....?

von Paul B. (paul_baumann)


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Zack - so isses schrieb:
> Zählt
> das noch unter Wildschaden ....?

Nein, das ist halb so wild.

MfG Paul

von EmbeddedSystem (Gast)


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Unsere Statrosphärenballon-Versciherung war nur in D gültig!

Also fliegen im Ausland ist nur mit der Wahl der richtigen Versicherung 
gestattet!

Prämien bewegen sich im üblichen Haft-Pflicht-Bereich (1,5 - 10 Mio. €).

von Harald W. (wilhelms)


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Zack - so isses schrieb:

> Ich frag mich grad wer zahlt wenn sich mir bei Fahrt im Cabrio über die
> Autobahn ein Ballon/Fallschirm über die Frontscheibe klemmt ... Zählt
> das noch unter Wildschaden ....?

Nur, wenn der Ballon einen Haarwildüberzug hat.

von Walter T. (nicolas)


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Und wo gibt es jetzt Infos zur Rückkehranordnung (Gleitschirm mit GPS)?

von Hans (Gast)


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Keine Sorge, er dreht wieder rein :D, wenn er plazt dann über Zittau und 
da fällt er dann einem dicken aufn Kopf und alles ist gut (..jedenfalls 
für die Versicherungsfraktion hier).

von B e r n d W. (smiley46)


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Momentan bleibt er sehr konstant auf 22013m. Ob sich das per Gasventil 
und Balastabwurfsteuern läßt? Die Geschwindigkeits- und 
Richtungsänderung ist enorm, es könnte sich um Scherwinde handeln.

von Der_Denker (Gast)


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Gibt's wahrscheinlich offiziell nicht, da sie ansonsten eine illegale 
Drohne gebaut hätten!

von Stefan M. (derwisch)


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Ist er jetzt im Jetstream? Fast 200Kmh

P.S.: 274Kmh

: Bearbeitet durch User
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Der wusste, dass er keine Versicherung fürs Ausland hat, nun ist
er vorsichtshalber zurückgeflogen. ;-)

von B e r n d W. (smiley46)


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624 km, der hat sich im Leitwerk von nem Jumbo verfangen!

von Der_Denker (Gast)


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Jörg W. schrieb:
> Der wusste, dass er keine Versicherung fürs Ausland hat, nun ist
> er vorsichtshalber zurückgeflogen. ;-)

Mit 624 kmh

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Ob die Höhenangabe einfach das Limit eines Sensors ist?  Die ist
irgendwie viel zu konstant …

von Stefan M. (derwisch)


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745Kmh? Kann das noch stimmen?

von Stefan M. (derwisch)


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Wohl eher an einem UFO verheddert.

von Klaus B. (forrestjump)


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fliegt sehr dicht im Windschatten eines EasyJet

Flightradar 24

von J.-u. G. (juwe)


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Klaus B. schrieb:
> fliegt sehr dicht im Windschatten eines EasyJet

in 22km Höhe?

von Klaus B. (forrestjump)


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Altimeter klemmt,
kein Finger zum anklopfen da.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Ob bei den Positionsangaben irgendein Kalman-Filter im GPS-Modul zu
übereifrig prognostiziert hat?  Jetzt hat er ja „zurückgerudert“.

Bin schon gespannt, was Joe nach vollendeter Aktion dann hier so
berichtet.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Versicherung im Ausland ... pfft. Nur nicht alles so eng sehen.
Ein Glitch. Oops, haette nicht sein sollen.

von B e r n d W. (smiley46)


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Es könnte sich auch Kondenswasser gebildet haben, erst wurde Müll 
übertragen, dann gar nichts mehr. Hoffentlich läßt sich die Bake 
anpeilen.

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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das Flugmuster is ja mal echt komisch.
fliegt der genau die Strecke wieder zurück?

von Stefan M. (derwisch)


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▶ J-A von der H. schrieb:
> das Flugmuster is ja mal echt komisch.
> fliegt der genau die Strecke wieder zurück?

Nein, eher nicht.
Die Kursänderung in Richtung Nordwest hat es sicher noch tatsächlich 
gegeben.
Die affenartige Geschwindigkeit zum Schluss ist aber merkwürdig.
Auch die sehr konstante Flughöhe zum Schluß deutet auf einen Fehler hin.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Tja. Man glaubt es selten, dass fuer aussergewoehnliche Einsaetze auch 
aussergewoehnliche Technologien angewendet werden muessen. Wie macht man 
elektronik Stratosphaerenballontauglich. Das startende Institut sollte 
eigentlich etwas Wissen zusammen haben ... aber wenn immer neue 
Studenten immer wieder bei Null beginnen muessen...
Oder wie ist das dort ? Gibt es sowas wie ein Stratosphaerenballon 
Summary fuer die Erbauer ?

von Zack - so isses (Gast)


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Oder D. schrieb:
> Tja. Man glaubt es selten, dass fuer aussergewoehnliche Einsaetze auch
> aussergewoehnliche Technologien angewendet werden muessen. Wie macht man
> elektronik Stratosphaerenballontauglich.

Man nimmt COTS und drückt die Daumen ...

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Du meinst, dein Kommentar würde Joe jetzt irgendwie weiterbringen?

Lies dir doch erstmal seine Zusammenfassung (einschließlich Webseite)
vom letzten Jahr durch.

Warten wir ab, was er uns am Ende hier vermeldet.  Heute wird er ja
erstmal alle Hände voll zu tun haben, sein Team zu organisieren, dass
sie die Nutzlast bergen und rückführen.

von Fürst Moritz (Gast)


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Jörg W. schrieb:
> Jetzt fliegt er:
>
> http://aprs.fi/#!call=a%2FDK0TUI-11&timerange=3600...

Hochverehrte Ballonritter,

es sei mir gütigst die folgende Frage erlaubt:

"fliegt" ein Stratosphärenballon oder "fährt" ein Stratosphärenballon?

Mit der Bitte der Erleuchtung und untertänigstem Gruße,

Fürst Moritz,
fröhlicher Ballonritter von Herzogenaurach,
zur sonnigen Abendfahrt über das Zenntal,
sich an Cadolzburg orientierend,
über dem Dillenberg sich vor Verfolgern versteckend,
den Baumwipfel vor der Landewiese im Visier
bis Hornsegen

von Pandur S. (jetztnicht)


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> Du meinst, dein Kommentar würde Joe jetzt irgendwie weiterbringen?

Ich hab mir die Webseite angesehen. Da steht Vieles drauf. Was nicht 
steht, ist wie die Nutzlast designt, hier unten nach welchen Kriterien 
geprueft, und optimiert wird. Ich weiss, das ist Vielen zu 
"down-to-earth", zuwenig sexy fuer eine Publikation. Er muss es hier ja 
auch nicht breitschlagen, oder publizieren. Aber ein Aussteigen der 
Elektronik - duerfte es nicht geben, bei mir nicht. Ich weiss, das ist 
viel aufweniger und teurer, dauert laenger. Soviel Zeit haben die 
vielleicht auch nicht.

von skydiver (Gast)


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Fürst Moritz schrieb:
> "fliegt" ein Stratosphärenballon oder "fährt" ein Stratosphärenballon?

Ganz gleich, ob 'fliegen' oder 'fahren' – bei einer früheren Mission
strebte so ein Ding mit einer enormen Geschwindigkeit empor: 22.000m
in etwa 75s, wie es die Studis der EAH dokumentierten:

http://www.mb.eah-jena.de/media/stroke_1_f1.pdf

Virtueller Campus-Rundgang durch die EAH: Richtig gruselig finde ich 
übrigens die Avatare, die hier durch die Landschaft mutieren:

http://www.eah-jena.de/campusplan/

von B e r n d W. (smiley46)


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> 22.000m in etwa 75s

Komma verrutscht? 22km in 75 Minuten macht wohl eher Sinn, das sind 
4,9m/s oder 17,6 km/h.

von npn (Gast)


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Ich hab gerade auf der APRS-Seite was gesehen:
1
Letzter Pfad:
2
DK0TUI-11>APOTC1 via OE3XKR,OE6XTR*,WIDE2-1,qAR,S52PIR-2 (seriously-bad)
3
4
Diese Station scheint in hoher Höhe zu fliegen und Digipeater zu
5
benutzen, was zu ernsthafter überlastung des APRS Netzwerks führt.
6
Der Tracker sollte so konfiguriert werden, nur dann Digipeater
7
zu nutzen, wenn in geringer Höhe geflogen wird.

Vielleicht ein Hinweis an den Joe. Aber er hat das bestimmt schon selbst 
gesehen.

von npn (Gast)


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Weiter unten noch dieser Hinweis:
1
Paket Rate:
2
25 seconds between packets on average during 1241 seconds.
3
Diese Station sendet Pakete mit einer hohen Geschwindigkeit,
4
was zur überlastung des APRS Netzwerks führen kann.

War da der Tracker ungünstig konfiguriert?
Bin schon gespannt auf die Auswertung von Joe. Auch in Bezug auf die 
Flugroute und -höhe, besonders am Ende. Vielleicht ist er ja auch noch 
weiter geflogen und das APRS hat nur nicht mehr funktioniert. Ich denke 
mal, daß an Bord des Ballons auch alle Daten aufgezeichnet worden sind. 
Wird erstmal eine Weile dauern, den Ballon zu bergen. Viel Glück dabei!

von Alexander F. (alexf91)


Angehängte Dateien:

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Das ist mir auch aufgefallen.
Vielleicht erklärt das Sprünge wie im angehängten Screenshot.
Die Abstände zwischen den Punkten passen, nur die Reihenfolge ist 
falsch.

Hier sind ein paar Tips für APRS in großer Höhe:
http://www.aprs.net/vm/DOS/AIRCRAFT.HTM

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Kurzer Zwischenbericht

Um 13:41 Uhr ist die Datenverbindung abgerissen. Sie konnte bisher nicht 
wieder aufgebaut werden. Auch das unabhängige „Notfall“ GSM System 
antwortet nicht. Wir gehen derzeit von einem Totalverlust aus. Schon 
vorher zeigten sich beim GPS Merkwürdigkeiten. Die Empfangsqualität 
verschlechterte sich stark, sodass die Positionsdaten streuten. 
Weiterhin kamen falsche Höheninformationen. Interpoliert man die Daten 
bis zum GPS Fehler, so ist die Nutzlast bis auf 31.000 m gestiegen. Was 
dann passiert ist, wissen wir noch nicht.
Weitere Informationen folgen…

P. S.: Eine 3-D-Ansicht der Flugbahn ist schon auf der Internetseite 
[1].

[1] 
http://www.mb.eah-jena.de/page/de/fachgebiete/mechatronik/studium/stroke2

von Jonas G. (jstjst)


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Ja das mit der APRS Konfiguration ist etwas schwierig.
Als wir mal einen Ballon gestartet haben, hat sich einer wochenlang mit 
APRS beschäftigt.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Joe G. schrieb:
> Wir gehen derzeit von einem Totalverlust aus.

Sehr schade. :(

von npn (Gast)


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Jörg W. schrieb:
> Joe G. schrieb:
>> Wir gehen derzeit von einem Totalverlust aus.
>
> Sehr schade. :(

Vielleicht gibt es ja einen ehrlichen Finder. Das heißt, wenn die 
Landung einigermaßen geklappt hat, wenigstens der Fallschirm. Wenn aber 
gar nichts mehr funktionierte, dann hat ein ungebremster Sturz aus 
vermuteten 30km bestimmt nicht mehr viel übrig gelassen. Hoffen wir das 
beste!

von Paul B. (paul_baumann)


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Es gab im MDR-Fernsehen in den Nachrichten sogar einen Bericht darüber. 
Das ist auch gut dafür geeignet, eventuelle Finder aufmerksam zu machen 
da man ja eine Menge Leute erreicht hat, die sonst Nichts von dem Ballon 
mitbekommen hätten..


MfG Paul

von Skydiver (Gast)


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npn schrieb:
> Wenn aber
> gar nichts mehr funktionierte, dann hat ein ungebremster Sturz aus
> vermuteten 30km bestimmt nicht mehr viel übrig gelassen.

Ob der Kasten aus rund 30.000m oder "nur" 500m abstürzt, dürfte kaum
einen Unterschied machen. Letztendlich wird die Endgeschwindigkeit
massgeblich durch den cw-Wert begrenzt und dürfte sich hier schätzungs-
weise irgendwo zwischen 100...200km/h bewegen.

> Vielleicht gibt es ja einen ehrlichen Finder

Es gibt aber auch Nutzlast-Piraten, deren Ehrgeiz darin besteht,
schneller zu sein als die offizielle Suchmannschaft... ;-)

von Blechtroll (Gast)


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Die Sinkgeschwindigkeit kann auch viel kleiner sein. Normale 
Ballonsonden sind eher voluminoese Styroporkloetze mit geringem Gewicht. 
Je nach Masse kann man auch Schaumstoff aussen rum haben, um langsamer 
zu werden und den Fall abzufedern.

Ein Ballon kann auch am Boden verlustig gehen. Irgendwo auf einem 
Gebaeude, auf einem Feld oder im Wald, in der Nacht, bei schlechtem 
Wetter.
Vielleicht gehjt die Elektronik am Boden ja wieder. Oben ist es doch 
etwas kalt, auch fuer LiPo Akkus.
Wurde die Sonde denn auf Tieftemperatur getestet ? Wie tief ?

von A. Nus (Gast)


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http://www.otz.de/web/zgt/leben/detail/-/specific/Stratosphaerenballon-in-Jena-gestartet-183259482

hier sind ein paar bilder dazu, auch von der elektronik.
sieht halt recht semiprofessionell aus. was ein block pu schaum ohne 
heizung gegen mehrere stunden bei -60°C bringen soll, bleibt wohl ein 
geheimnis des professors.
andererseits hilfts natürlich gegen den aufschalg, das geb ich schon zu.

ich tippe jedenfalls auch auf unterkühlte akkus, womit eine kleine 
chance besteht, dass er wieder auftaut und daher geortet werden kann.

ich bin gespannt.

nüsschen

von npn (Gast)


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A. Nus schrieb:
> sieht halt recht semiprofessionell aus. was ein block pu schaum ohne
> heizung gegen mehrere stunden bei -60°C bringen soll, bleibt wohl ein
> geheimnis des professors.

Woher weißt du so genau, daß die Box dieses Jahr genauso aussieht wie 
voriges Jahr? Meinst du wirklich, daß jedes Jahr identische Nutzlasten 
hochgelassen werden? ;-)

von A. Nus (Gast)


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npn schrieb:
> Woher weißt du so genau, daß die Box dieses Jahr genauso aussieht wie
> voriges Jahr? Meinst du wirklich, daß jedes Jahr identische Nutzlasten
> hochgelassen werden? ;-)

Na, nächstes Jahr wohl eher nicht mehr :P)

von A. Nus (Gast)


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http://www.mdr.de/thueringen/ost-thueringen/forschungsballon-jenaer-studenten-verschollen-100.html

sieht anners aus. ob der meter kaggerohr wohl zur nutzlast gehörte??

von A. Nus (Gast)


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http://www.thueringer-allgemeine.de/web/zgt/suche/detail/-/specific/Bye-bye-Ballon-Jenaer-Studenten-heben-ab-324976522

nein, gehört es nicht.

aber das landesystem anscheinend auch nicht. im nachhinein vllt ein 
glücksfall.

von oszi40 (Gast)


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Joe G. schrieb:
> Auch das unabhängige „Notfall“ GSM System antwortet nicht.

Funkloch, Kondenswasser, Kälte oder billigste SIM-Karte? SMS=?
Ob ein Anbieter in .cz Euren Tracker mit einigen Begrüßungs-SMS 
überfüllt hat?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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A. Nus schrieb:
> was ein block pu schaum ohne heizung gegen mehrere stunden bei -60°C
> bringen soll

Hast du dir schon mal überlegt, dass das Innenleben elektrische
Energie in Wärme umsetzt?

Deine neunmalklugen Kommentare finde ich jedenfalls arg daneben.

von npn (Gast)


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Jörg W. schrieb:
> Deine neunmalklugen Kommentare finde ich jedenfalls arg daneben.

Tja, wenn man als A.nus (der Name ist Programm!) eben schlauer sein will 
als der Professor samt den Studenten, dann kommt sowas ans Tageslicht...

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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A. Nus schrieb:
> was ein block pu schaum ohne
> heizung gegen mehrere stunden bei -60°C bringen soll, bleibt wohl ein
> geheimnis des professors.
> andererseits hilfts natürlich gegen den aufschalg, das geb ich schon zu.
>
> ich tippe jedenfalls auch auf unterkühlte akkus, womit eine kleine
> chance besteht, dass er wieder auftaut und daher geortet werden kann.

Ohne das Geheimnis gleich ausplaudern zu wollen, die Innentemperatur lag 
nie unter 15 °C. Die Bordspannung war bis zum Schluss voll da. Wir haben 
für das schlechte GPS Signal und den folgenden Totalausfall eine 
Vermutung. Morgen auf jeden Fall mehr, denn die Nutzlast ist am 
Fallschirm gelandet und geortet. Wir werden bei Tageslicht die Bergung 
vornehmen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Joe G. schrieb:
> Morgen auf jeden Fall mehr, denn die Nutzlast ist am Fallschirm gelandet
> und geortet.

Herzlichen Glückwunsch!

von npn (Gast)


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Joe G. schrieb:
> Wir werden bei Tageslicht die Bergung vornehmen.
Das freut mich! Bin schon gespannt auf morgen :-)

von Fpgakuechle K. (Gast)


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Da die ausführlichere Dok eines ähnlichen projektes: 
http://www.mission-strato.de/Bau_eines_Wetterballons_Studienarbeit.pdf

Auch da Standardprodukte in Plastikschaum - hat wohl funktioniert aber 
wenn man um die harten Anforderungen an Elektronik im Flieger weiß, 
fragt man sich schon wieviel Berechnung und wieviel Glück dabei ist. 
Interessant ist das die Hauptelektronik nach 2-3 Stunden ihre Batterie 
ausgelutscht hat - dann heizt bestenfalls der GPS-tracker.

Dort ein als Profiset gepriesenes Plastikkästchen: 
http://www.stratoflights.com/2014/02/21/das-neue-profiset/

Soll gegen Kältebrücken gefeit sein und wird mit extra high power 
Batterien geliefert.

MfG,

von hauspapa (Gast)


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Elektronik muss sich nicht totfrieren. Im Vakuum kann Sie lokal auch 
leicht mal überhitzen. Bei 1/100 des normalen Luftdruckes ist man da 
garnicht soweit weg. Auch wenn es da oben ansonsten schaurig kalt ist.

KondensWASSER sollte es hingegen nicht geben. Eis oder weg mehr ist 
nicht.

In grosser Höhe könnte es bei GSM mit den Zeitschlitzen eng werden. Ich 
glaube 35km bis zur llon wo warBasistation ist so das Limit.

Die DFS sollte aber bis hinunter zu etwa 1000m ziemlich genau sagen 
können wann der Ballon wo genau war.

Mit (genauem) Wetterbericht und leidlich bekannter Sinkrate sollte sich 
das Suchfeld dann ziemlich eng eingrenzen lassen.

Wenn man an die Daten kommt...

Könnte ein Schiffsradar auf dem Autodach eigentlich beim Suchen helfen 
oder fuktioniert das an Land eher schlecht. Reflektor hat das 
Schatzkästchen ja.

von Purzel H. (hacky)


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Meine Gluckwuensche zur Landung.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Jörg W. schrieb:
> Herzlichen Glückwunsch!

Siebzehn F. schrieb:
> Meine Gluckwuensche zur Landung.

Danke :-) Die Fahrt geht in Richtung Dresden.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Joe G. schrieb:
> Die Fahrt geht in Richtung Dresden.

Kannst ja gern auf einen Tee bei mir vorbeikommen. ;-)

von Fpgakuechle K. (Gast)


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hauspapa schrieb:
> Elektronik muss sich nicht totfrieren. Im Vakuum kann Sie lokal auch
> leicht mal überhitzen. Bei 1/100 des normalen Luftdruckes ist man da
> garnicht soweit weg. Auch wenn es da oben ansonsten schaurig kalt ist.

Frost gefährdet mehr die Batterie als die elektronik. Erleichternt trägt 
sicher der Aufstieg auf der tagseite des Himmelskörper bei - jedenfalls 
bezüglich einfrieren der chemischen Energiequelle. Aber ohne Hitzeschutz 
wird's schnell zu heiß wie man beim verpatzten Start des Skylab 
feststellen musste.


Die dünne Luft ändert auch einiges bspw. die Isolation gegen 
überschläge. So muß bei Medizintechnik bereits bei 3000m Höhe ein 
Sicherheitsfaktor von 1.4 für Abstände eingerechnet werden. ESD sehe ich 
auch kritisch, wäre nicht das erste deutsche luftschiff das sich fatal 
in der Atmossphäre auflädt.

Als minimum sollte man einen selbsttest/response-watchdog mit 
system-reboot bei fail vorsehen.

MfG,

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Fpga K. schrieb:
> wäre nicht das erste deutsche luftschiff das sich fatal
> in der Atmossphäre auflädt.

Die Hindenburg, nech?
m.E. fing das erst an, als man die Halteseile abgelassen hat.
erst ab da floss der Strom. Nur "in die Luft" entladen halte ich jetzt 
mal für unwahrscheinlich, zumindest im Format der Ballonsonden.

von Fpgakuechle K. (Gast)


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▶ J-A von der H. schrieb:
> Fpga K. schrieb:
>> wäre nicht das erste deutsche luftschiff das sich fatal
>> in der Atmossphäre auflädt.
>
> Die Hindenburg, nech?
> m.E. fing das erst an, als man die Halteseile abgelassen hat.
> erst ab da floss der Strom. Nur "in die Luft" entladen halte ich jetzt
> mal für unwahrscheinlich, zumindest im Format der Ballonsonden.

 Naja die Ballonsonde führt ja ihren Potentialunterschied in Form der 
Batterie selber mit. Zur entzündung des Ballons reicht es nie und 
nimmer, erst recht nicht  bei He versus H2; aber für die paar nm am 
transistorgate schon.

Für die ISS hat man sich da auch Gedanken drum gemacht: 
http://ntrs.nasa.gov/archive/nasa/casi.ntrs.nasa.gov/20110014828.pdf

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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gibts keine ESD-Maßnahmen?

: Bearbeitet durch User
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Bevor hier alle wild spekulieren: wie wär's, wenn ihr Joe's Truppe
erstmal das Teil einholen und analysieren ließet?

von Paul B. (paul_baumann)


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Laßt den Feinmechaniker erst mal die Sonde wiederfinden und 
auseinandernehmen. Er wird dann schon sagen, woran es gelegen hat, denn 
schließlich war er nicht der allein Beteiligte. Beim MDR konnte man 
sehen, daß da mindestens 10 Mann beim Start dabei waren, die sicher 
keine Passanten waren. Die sind sicher auch brennend interessiert.

MfG Paul

Jörg W. schrieb:
> Bevor hier alle wild spekulieren: wie wär's, wenn ihr Joe's Truppe
> erstmal das Teil einholen und analysieren ließet?

Ein Gedanke.

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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Jörg W. schrieb:

>> Die Fahrt geht in Richtung Dresden.
>
> Kannst ja gern auf einen Tee bei mir vorbeikommen. ;-)

Den Tee gibts aber nur, wenn Jörg sich das gefundene Teil
ansehen darf. :-))

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Harald W. schrieb:
> Den Tee gibts aber nur, wenn Jörg sich das gefundene Teil
> ansehen darf. :-))

Welchen Jörg meinst du jetzt?

(„Joe“ heißt offiziell auch Jörg. ;)

von Paul B. (paul_baumann)


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von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Gefunden, geborgen, gesichert und auf dem Rückweg.
Ab morgen erfolgt die Auswertung der Daten. Die Angabe des „Großraums 
Prag“ sollte Sondenjäger nicht gleich mit der Nase auf die Positionsbake 
stoßen lassen, bevor das Bergungsteam vor Ort war. Andererseits sollte 
Presse schon in etwa wissen, wo die Nutzlast dann tatsächlich gelandet 
ist.

von Walter T. (nicolas)


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A. Nus schrieb:
> ich tippe jedenfalls auch auf unterkühlte akkus, womit eine kleine
> chance besteht

Unwahrscheinlich. In der Vergangenheit hatten die Ballons eher mit 
Überhitzungs- als Unterkühlungsproblemen zu kämpfen.

A. Nus schrieb:
> was ein block pu schaum ohne
> heizung gegen mehrere stunden bei -60°C bringen soll, bleibt wohl ein
> geheimnis des professors.

Und mehrere Stunden bei -60°C sind es auch nicht. Die kälteste Stelle 
wird meistens relativ schnell durchflogen. Nach oben hin wird es wieder 
wärmer.


Alles in allem ist das ein solider Aufbau. Der Schaumstoff ist eher 
dafür da, die Schwimmfähigkeit sicherzustellen.

: Bearbeitet durch User
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Das passt ja zumindest zur ursprünglichen Flugrichtung, bevor die
GPS-Daten „abgebogen“ sind.

: Bearbeitet durch Moderator
von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Walter T. schrieb:
> Und mehrere Stunden bei -60°C sind es auch nicht. Die kälteste Stelle
> wird meistens relativ schnell durchflogen. Nach oben hin wird es wieder
> wärmer.

Ist eigentlich ganz einfach
https://www.youtube.com/watch?v=kaCLoBfowEY&index=2&list=PLPYANDxR9sttOoI3OMm5U1zqbc2KPx1JS

und stimmt mit der Messung recht gute überein.
http://www.mb.eah-jena.de/media/stroke_1_f3.pdf

eigentlich...
http://www.mb.eah-jena.de/media/stroke_1_f4.pdf

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Jörg W. schrieb:
> Das passt ja zumindest zur ursprünglichen Flugrichtung, bevor die
> GPS-Daten „abgebogen“ sind.

Un genau das ist die spannende Frage. Die Nutzlast ist komplett, 
vollständig und unbeschädigt. Die Auswertung der internen 
Telemetriedaten wird hoffentlich Auskunft geben. Wenn die Videoaufnahmen 
brauchbar sind, wird der MDR moregn um 16:00 Uhr einen Beitrag mit 
diesen Aufnahmen bringen, wenn nicht auch :-)

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Habt ihr eigentlich zwei GPS-Empfänger drin gehabt?

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Jörg W. schrieb:
> Habt ihr eigentlich zwei GPS-Empfänger drin gehabt?

Ja, zwei Systeme die absolut unabhängig voneinander arbeiten. Das System 
welche des Daten auf APRS gesendet hat, hat diese Fehler produziert. Das 
zweite System müssen wir erst auswerten.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Joe G.

Jedenfalls Dir und der Mannschaft herzlichen Glückwunsch zur 
Ballonfahrt.

Joe G. schrieb:

> Ja, zwei Systeme die absolut unabhängig voneinander arbeiten. Das System
> welche des Daten auf APRS gesendet hat, hat diese Fehler produziert. Das
> zweite System müssen wir erst auswerten.

Die Fehlersuche und Analyse mag oft das unproduktivste sein, ist aber 
auf auf jeden Fall das Spannenste und Unterhaltsamste. ;O)

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


Angehängte Dateien:

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Ein kurzes Statement zur Fehleranalyse.
Eigentlich gab es keinen Ausfall der Technik – eigentlich…
Bis zur Gipfelhöhe lief alles normal. Nach dem Platzen des Ballons viel 
die Nutzlast aufgrund des geringen Luftwiderstandes fast im freien Fall. 
Durch das extreme Trudeln der Nutzlast hat das GPS seine Position 
verloren und von 3D auf 2D geschaltet. Die nun einlaufenden 
Positionsdaten waren alle falsch. Die Höheninformation bleibt beim 
Umschalten auf 2D unverändert auf Maximum. Beim Trudeln verhedderte sich 
ein Teil der Ballonhülle mit dem Fallschirm. Erst in den tiefen 
Luftschichten war dann der Luftwiderstand so groß, dass sich der 
Fallschirm voll entfaltete und alles wieder kontrolliert zu Boden ging. 
Da das GPS keine aktuellen Daten mehr hatte, musste es seine Position 
neu fixen. Das passierte erst auf einer Höhe von 524m. Von dort an lief 
alles wieder normal. Leider reichte diese Höhe nicht aus um einen 
Digipeater zu erreichen und deshalb kamen über APRS keine Daten mehr. 
Die Kamera lief jedoch bis zur Ladung weiter und hat den gesamten Flug, 
das Trudeln und auch die Landung sauber aufgezeichnet. Das APRS-System 
funkte dann munter bis zum Auffinden am nächsten Tag 15 Uhr weiter – in 
den Acker :-(
Das Bergungsteam hat das System erst beim Auffinden abgeschaltet. 
Bilder, Videos und Daten kommen die nächsten Tage auf unsere Webseiten. 
Einen schönen Beitrag über das Projekt gibt es hier am Minute 6:51

http://www.mdr.de/mediathek/sendung638590_ipgctx-false_zc-ce9eb643_zs-df360c07.html

von Horst (Gast)


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Joe G. schrieb:
> Einen schönen Beitrag über das Projekt gibt es hier am Minute 6:51
>
> 
http://www.mdr.de/mediathek/sendung638590_ipgctx-false_zc-ce9eb643_zs-df360c07.html

Haben die Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen in der Schule mal 
wieder nicht aufgepasst?! ;)
Ich dachte die Kármán-Linie wäre mittlerweile eine allgemein akzeptierte 
Definition...

von npn (Gast)


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Horst schrieb:
> Joe G. schrieb:
>> Einen schönen Beitrag über das Projekt gibt es hier am Minute 6:51
>>
>>
> http://www.mdr.de/mediathek/sendung638590_ipgctx-f...
>
> Haben die Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen in der Schule mal
> wieder nicht aufgepasst?! ;)
> Ich dachte die Kármán-Linie wäre mittlerweile eine allgemein akzeptierte
> Definition...

Du meinst das hier?
1
Allgemein wird dazu bisher eine funktionale Abgrenzung angenommen,
2
d. h. eine Abhängigkeit von der durchgeführten Aktivität
3
statt von der genauen Höhe.

von Horst (Gast)


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npn schrieb:
> Du meinst das hier?Allgemein wird dazu bisher eine funktionale
> Abgrenzung angenommen,
> d. h. eine Abhängigkeit von der durchgeführten Aktivität
> statt von der genauen Höhe.

Du hättest mal bei schreiben können, wo das her ist. (fnyi 
https://de.wikipedia.org/wiki/Kármán-Linie)

Dieser Absatz dort bezieht sich auf die Lufthoheit, die ich aber nicht 
meinte. Vielmehr beginnt das Weltall aber nicht schon auf 30-40km Höhe, 
die der Ballon wohl erreicht hat bzw. erreichen sollte. Dass dieser aber 
dort beginnt haben die vom MDR behauptet. (LÜGENPRESSE, LÜGENPRESSE :P)

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Joe G. schrieb:
> Durch das extreme Trudeln der Nutzlast hat das GPS seine Position
> verloren und von 3D auf 2D geschaltet.

Da stellt sich natürlich die Frage, wie man das verhindern könnte …

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Jörg W. schrieb:
> Da stellt sich natürlich die Frage, wie man das verhindern könnte …

Wenn das Trudeln erst mit steigendem Luftdruck zustandekommen:

Mit Leitwerken. In etwa wie für Fliegerbomben.
Da muss so'n Kreuz am hinteren Ende sein.

von B e r n d W. (smiley46)


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Mit einem kleinen Bremsfallschirm. Ich hatte gedacht, so einer war 
dabei.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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▶ J-A von der H. schrieb:
> Wenn das Trudeln erst mit steigendem Luftdruck zustandekommen

Offenbar ja nicht.  Joe schrieb doch, dass mit dem Platzen des
Ballons ein freier Fall einsetzte, was das GPS zerwürfelt hat.

Die Höheninformation kann man ja auch barometrisch ermitteln, bei
der Position ist das schon schwieriger.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Jörg W. schrieb:
> Da stellt sich natürlich die Frage, wie man das verhindern könnte …

Evtl. müsste man sich dann von der Ballonhülle erst komplett trennen, 
bevor der Fallschirm ausgelöst wird. Wie der Ballon platzt, ist ja nicht 
vorauszusehen, so das Fetzen und Streifen immer interferieren können.

Da die Nutzlast mit Sicherheit schneller fällt als die Ballonreste, 
könnte man also ein Augenblickchen warten und dann erst den Fallschirm 
auslösen.

Jörg W. schrieb:
> Offenbar ja nicht.  Joe schrieb doch, dass mit dem Platzen des
> Ballons ein freier Fall einsetzte, was das GPS zerwürfelt hat.

Die Experimente Anfang der Sechziger von Kittinger und Simmons zeigten 
auch, das ein Trudeln durchaus in 30km Höhe auftreten kann. Wimre hat 
Kittinger sogar zeitweise das Bewußtsein verloren.
Erst der Fallschirm stabilisierte den Burschen wieder.

: Bearbeitet durch User
von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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dann ist in der Höhe bereits genug Luftdruck da, der das Trudeln 
verursacht.
Da muss was stabilisierendes ran.
evtl auch sowas in der Art wie die Tandem-Fallschirmspringer hinten raus 
haben.
MUSS die Last denn ab Platzen des Ballons zunächst vollständig frei 
fallen?

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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wie hoch ist der Luftdruck in 30Km Höhe? 20mBar?

wenn selbst die Mars-Sonden mit einem Fallschrim gebremst werden können, 
geht in der Erdluft auch was. und am Boden des Mars hat es nur 10mBar.

Ganz alternativ:
wie wird GPS empfangen? kann die Antenne nur in bestimmten Richtungen 
empfangen?
dann braucht es einen Rundempfang.

von B e r n d W. (smiley46)


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Sobald eine stationäre Geschwindigkeit erreicht ist, gilt:
Zugkraft am Fallschirm = Gewichtskraft
Diese Kraft muss reichen, um ihn vollständig zu öffnen.

Der Mechanismus für die Fallschirmöffnung könnte gleichzeitig den Ballon 
abwerfen.

: Bearbeitet durch User
von Axel R. (Gast)


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Hallo BallonfahrerTeam
es gibt tatsächlich ein Gerät, welches eigentlich zur Personenortung im 
explosionsgefährdeten Bereichen entwickelt worden ist, welches die 
tatsächliche Höhe autark ohne GPS ermittelt.
google-suche:"peitel z-tracker"
Spannend - ich sehe mal am Montag nach, welche Maximalhöhe der 
Algorithmus abdeckt. Dann könnte man sowas nächstes Mal einsetzen, oder 
sind die angegebenen 225Gramm zu schwer?

Weiterhin viel Erfolg auch bei der nächsten Mission!
Axelr.
DG1RTO

von Axel R. (Gast)


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▶ J-A von der H. schrieb:
> wie hoch ist der Luftdruck in 30Km Höhe? 20mBar?
>
> wenn selbst die Mars-Sonden mit einem Fallschrim gebremst werden können,
> geht in der Erdluft auch was. und am Boden des Mars hat es nur 10mBar.
>
> Ganz alternativ:
> wie wird GPS empfangen? kann die Antenne nur in bestimmten Richtungen
> empfangen?
> dann braucht es einen Rundempfang.

Nimm zum Test eine normale GPS-Antenne mit dünnem Anschlusskabel und 
lasse diese wie ein Lasso über deinem Kopf schwingen. Du wirst sofort 
mit ca. 70km/h richtung Südost fahren. Schleuderst Du die Antenne über 
deinem Kopf linksrum im Kreis ( ca. halber Meter Radius), fährst Du mit 
ca.70 km/h Richtung westen. Probiers aus.
Rundempfang ist es schon: Rechtshändisch polarisiert.

von ?!? (Gast)


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Axel R. schrieb:
> Nimm zum Test eine normale GPS-Antenne mit dünnem Anschlusskabel und
> lasse diese wie ein Lasso über deinem Kopf schwingen. Du wirst sofort
> mit ca. 70km/h richtung Südost fahren. Schleuderst Du die Antenne über
> deinem Kopf linksrum im Kreis ( ca. halber Meter Radius), fährst Du mit
> ca.70 km/h Richtung westen. Probiers aus.
> Rundempfang ist es schon: Rechtshändisch polarisiert.

Einmal Richtung Südost und einmal Richtung Westen? Versteh ich nicht.
Wenn, dann sollten doch die Richtungen sich um 180° unterscheiden, oder?

von W.G. (Gast)


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Axel R. schrieb:
> Hallo BallonfahrerTeam
> es gibt tatsächlich ein Gerät, welches eigentlich zur Personenortung im
> explosionsgefährdeten Bereichen entwickelt worden ist, welches die
> tatsächliche Höhe autark ohne GPS ermittelt.
> google-suche:"peitel z-tracker"

Ist das Ironie? Ich meine barometrische Höhenmesser sind ja wohl nichts 
neues auf dieser Welt oder?

▶ J-A von der H. schrieb:
> wie hoch ist der Luftdruck in 30Km Höhe? 20mBar?

je nach Wetterbedingung zwischen 50 und 15 mBar

> wenn selbst die Mars-Sonden mit einem Fallschrim gebremst werden können,
> geht in der Erdluft auch was. und am Boden des Mars hat es nur 10mBar.

Die Atmosphäre des Mars hat doch eine andere Dichte und damit der 
Fallschirm einen anderen Strömungswiderstand. Außerdem ist die 
Fallbeschleunigung fast 1/3 geringer (3,7m/s^2). Wäre mal interessant 
das durchzurechnen.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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▶ J-A von der H. schrieb:
> MUSS die Last denn ab Platzen des Ballons zunächst vollständig frei
> fallen?

B e r n d W. schrieb:
> Sobald eine stationäre Geschwindigkeit erreicht ist, gilt:
> Zugkraft am Fallschirm = Gewichtskraft
> Diese Kraft muss reichen, um ihn vollständig zu öffnen.

Ja, alles interessante Fragen.
Aufgrund des geringen Luftwiderstandes fallen die Lasten einfach frei. 
Es ist wirklich beidruckend auf dem Video zu sehen, wie geplatzte 
Ballonhülle, Fallschirm und Nutzlast nebeneinander (!) minutenlang 
fallen.
Das Kräftegleichgewicht kann sich zunächst nicht einstellen. Um den 
Fallschirm zu öffnen, müsste die Reibkraft am Fallschirm größer sein als 
an der Nutzlast. Das passiert es in dichteren Luftschichten. Weiterhin 
zieht die geplatzte Ballonhülle an der Fallschirmkuppel.
Die Lösung des letzten Jahres war einfacher, pragmatischer und sicherer. 
Die geplatzte Ballonhülle wurde mittels pyrotechnischer Ladung 
abgetrennt. Eine weitere wichtige Erkenntnis lautet: Datengewinnung aus 
mehren unabhängigen physikalischen Messsystemen mit 
Plausibilitätsprüfung und Notfallszenario.
Der Termin für den nächsten Versuch steht schon. Sa. Der 16.07.2016

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Joe G. schrieb:
> Die geplatzte Ballonhülle wurde mittels pyrotechnischer Ladung
> abgetrennt.

Hehehe, die gute alte Pyrotechnik. Erinnert mich an die ersten 
Trennungen von Erst- und Zweitstufe bei den Raketenjungs, wo sie 
unerklärliche Taumelbewegungen und sogar Zerstörungen der Zweitstufe 
hatten, weil die erste Stufe unkontrolliert in die zweite reinknallte. 
Kleine Treibsätze waren da die Lösung.
Wer übrigens mal die Nutzlast eines Wetterballons gesehen hat, weiss, 
das es da auf grosse Kälteverhütung etc. gar nicht so ankommt. In den 
80ern war das eine Pappkiste mit Aufgussbatterie, einer Platine mit CMOS 
DILs und 'Kratzeplatinenbarometer' und unten dran hing der Sender auf 
etwa 1,8 Ghz.
Das Kratzeplatinenbarometer fuhr mit einer Nadel durch Platinenkämme und 
schaltete so die Telemetrie (Feuchte und Temperatur) um. Aus der 
Umschaltgeschwindigkeit konnte man dann den Luftdruck berechnen. Alles 
sehr einfach gehalten und lediglich mit Plastikspray überzogen. Und 
funktionierte jedes Mal.
Die Batterie wurde kurz vor dem Start mit Dest. Wasser 'scharf' gemacht.

Klasse, das ihr die Sonde wiedergefunden habt. Das Bild vom Gipfel sieht 
sehr, sehr beeindruckend aus.

: Bearbeitet durch User
von Axel R. (Gast)


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W.G. schrieb:
> Axel R. schrieb:
>> Hallo BallonfahrerTeam
>> es gibt tatsächlich ein Gerät, welches eigentlich zur Personenortung im
>> explosionsgefährdeten Bereichen entwickelt worden ist, welches die
>> tatsächliche Höhe autark ohne GPS ermittelt.
>> google-suche:"peitel z-tracker"
>
> Ist das Ironie? Ich meine barometrische Höhenmesser sind ja wohl nichts
> neues auf dieser Welt oder?

sicher ist das alles nichts neues und hat wenig mit "raketentechnik" zu 
tun. Wurde ja aber offensichtlich NICHT mit verplant und verbaut.
Ich wollte auch nur anregen, nächstes Mal soetwas mitzuführen und einen 
unkomplizierten Bezug nennen.
SELBSTVERSTÄNDLICH gibt es auch alles fürn zehner zum selber basteln:
http://www.watterott.com/de/BMP085-Barometric-Pressure/Temperature/Altitude-Sensor-5V

von Juergen P. (optronik)


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Es wäre interessant zu wissen welche GPS Empfänger eingesetzt wurden.

Es ist nicht normal dass bei einem Rückfall von 3D (>= 4 ausgewertete 
Satelliten) auf 2D Lock (<4 Sat) die Positionen nicht mehr stimmen.

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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W.G. schrieb:
> Die Atmosphäre des Mars hat doch eine andere Dichte

Ich hätte jetzt gedacht:
10mbar sind 10 mbar.

Auf dem Mars halt am Boden,
auf der Erde halt in >30Km Höhe.

Ein Bremsfallschirm für eine Mars-Sonde öffnet sich zudem noch in 
einiger Höhe über dem Marsboden, also ist da NOCH VIEL WENIGER Druck, 
der bereits eine Abbremsung ermöglicht.
JA ich weiss, natürlich aus höherer Geschwindigkeit,
aber trotzdem wird für eine Ballonsonde auf der Erde schon noch Wirkung 
da sein.

BTW andere Ballonsonden übermitteln ja auch richtige Ergebnisse,
trudeln also zufälligerweise ja nicht. muss also möglich sein.

von Axel R. (Gast)


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?!? schrieb:
> Wenn, dann sollten doch die Richtungen sich um 180° unterscheiden, oder?

sicher doch, Schreibfehler meinerseits. Sorry!

Probierts mal aus. Navi, externe Anteene drann und überm Kopf kreisen 
lassen.
574km/h hab ich nicht geschafft! da kann man mal sehen, wie schnell die 
Nutzlast getrudelt sein muss. Lässt sich nun sicher auch ausrechnen.
Wäre ja ne Überlegung wert, über eine AntiStrudelTechnik nachzudenken.
Drehratengeber und ein kleines Strahltriebwerk ;))

BTW: kann man die Antenne auch "elektrisch rotieren" lassen? Müsste doch 
gehen, indem man die Phase auf der GPS-Empfangsfrequenz moduliert?

von B e r n d W. (smiley46)


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> aber trotzdem wird für eine Ballonsonde auf der Erde schon noch
> Wirkung da sein.

Das hatte ich mir so auch überlegt

>> Durch das extreme Trudeln der Nutzlast hat das GPS
> Aufgrund des geringen Luftwiderstandes fallen die Lasten einfach frei.

Das beschreibt aber nicht das komplette Phänomen. Der geplatzte Ballon 
schrumpft, der Ballon nimmt eine asymetrische Form an, die einen 
Vortrieb erzeugt. Ergebnis: Nutzlast und Ballon drehen sich um den 
gemeinsamen Schwerpunkt, die Leinen spannen sich. Es kommt zur Drehung, 
bevor der Luftwiderstand bremst. Gleichzeitig oder vor dem dem Öffen des 
Fallschirms muss der Ballon weg.

Ein geeigneter Fallschirm müsste folgende Eigenschaften haben:
Leichtes, weiches, flexibles Material wir z.B. Seide, welches sich schon 
durch geringe Kräfte verformen läßt. Seine eigene Flächenbelastung muss 
viel kleiner sein, als die der Nutzlast. Erst durch diese Eigenschaften 
nimmt der Fallschirm seine Position hinter der Nutzlast ein. Er muss 
sehr lose verpackt sein, sonst fällt er wie ein Kneul nebenher. Taumelt 
der Schirm eine Zeit lang unkontrolliert herum, kann es zu einem 
Verhänger oder Leinenüberwurf kommen.

Die Fallgeschwindigkeit sollte sich im Verhältnis wie
sqrt(Dichte_NN / Dichte_30km) -> sqrt(1013mbar / 20mbar) -> 7,1 
verhalten.
Ist der Fallschirm in dichter Atmosphäre für z.B. 10m/s ausgelegt, so 
stellt sich der stationäre Zustand bei 20 mBar bei 70m/s oder 252 km/h 
ein. Ein Körper in freiem Fall erreicht diese Geschwindigkeit schon nach 
7,5 Sekunden. Dies beweist, sollte sich der Fallschirm richtig öffnen 
und füllen, ist ein minutenlanges Trudeln zumindest bei dieser Höhe 
ausgeschlossen. Eventuell sollte der Fallschirm erst nach 10 Sekunden 
bei 300 km/h ausgelöst werden.

von Helmut (Gast)


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Axel R. schrieb:
> BTW: kann man die Antenne auch "elektrisch rotieren" lassen? Müsste doch
> gehen, indem man die Phase auf der GPS-Empfangsfrequenz moduliert?

Hallo Axel,

das "elektrisch rotieren lassen" geht durchaus. Siehe z.B.
http://www.peilgruppe-kalmit.de/theorie_dopplerpeiler.htm

Gruß
Helmut

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Ich weiss ja nun nicht in welchen Richtungen das Ding trudeln kann,

abner meine Vorstellung wäre es, die Nutzlast in einer Röhre 
unterzubringen.
In einem Teil der Röhre die Nutzlast, der restliche Teil bleibt 
meinetwegen leer oder man schneidet die Röhre so zurecht (wegen 
Gewicht),
dass da mindestens 2 Leitstäbe stehen bleiben. daran dann noch 2 Fächer 
ran, die dann natürlcih gerade sein müssen, um die Rotation um die 
Längsachse zu verhindern. so in der Art wie ein Leitwerk von einer 
Fliegerbombe.

wenn das nicht in den ersten Sekunden des Falls wirkt aber vielleicht 
nach so 15 Sekunden zu wirken anfängt, ist doch bestimmt besser als gar 
keine Stabilisierung.

Und: Die Leinen des Ballon müssen sofort nach Platzen weg!

von Marc H. (marchorby)


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▶ J-A von der H. schrieb:
> um die Rotation um die
> Längsachse zu verhindern

Die Finnen kann man auch mit nem Servo ansteuern und somit das ganze 
Ding lenkbar machen. Mit nem Ardupilot könnte man dann "Return to 
Launch" aktiviren. Suchradius ist dann kleiner

von Skydiver (Gast)


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> BTW: kann man die Antenne auch "elektrisch rotieren" lassen? Müsste doch
> gehen, indem man die Phase auf der GPS-Empfangsfrequenz moduliert?

GPS-Antennen besitzen üblicherweise in der Horizontalebene eine
rotationssymmetrische Empfangscharakteristik, da ja die GPS-Satelliten
aus den unterschiedlichsten Himmelsrichtungen einfallen können.

In der Sinkphase rotiert die Nutzlast des Ballons meist um ihre 
Vertikalsachse. Es könnte also durchaus eine Empfangsverbesserung
bringen, wenn man die Antenne genau auf dieser Achse montiert.

von Axel R. (Gast)


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Hamse doch vor, oder?

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


Angehängte Dateien:

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B e r n d W. schrieb:
> Der geplatzte Ballon
> schrumpft, der Ballon nimmt eine asymetrische Form an, die einen
> Vortrieb erzeugt. Ergebnis: Nutzlast und Ballon drehen sich um den
> gemeinsamen Schwerpunkt, die Leinen spannen sich. Es kommt zur Drehung,
> bevor der Luftwiderstand bremst.

Wenn er sich nur daran gehalten hätte ;-)
In diesem Zustand fallen sie einige Minuten...

: Bearbeitet durch User
von Skydiver (Gast)


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> Eventuell reicht es schon, den Schirm anders zu Packen.

Fallschirme bei solchen Ballonmissionen werden nicht 'gepackt' und
besitzen auch keinen Auslösemechanismus. Sie hängen einfach geöffnet 
zwischen Ballon und Nutzlast. Sobald der Fallschirm von unten mit 
ausreichend Luft angeströmt wird, öffnet sich (idealerweise) die
Kappe sofort und vollständig.

von B e r n d W. (smiley46)


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Hallo Skydiver

Den Beitrag hatte ich wieder gelöscht, weil das Foto anscheinend den 
geplatzten Ballon zeigt, ich es jedoch für den ungeöffneten Fallschirm 
hielt.

> öffnet sich (idealerweise) die Kappe sofort und vollständig.

Dann muss der schon relativ loose verstaut sein, sonst klumpt es 
irgendwie zusammen. Es kommt natürlich auch aufs Material an.

Bei denen klapp auch nicht alles aufs erste Mal:
https://www.youtube.com/watch?v=5GqdLdsnF0k

von Wolfgang (Gast)


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B e r n d W. schrieb:
> Bei denen klapp auch nicht alles aufs erste Mal:

Was klappt nicht? Ein zweistufiger Schirm öffnet sich nun mal in zwei 
Stufen.
Was tut man nicht alles, um den Ruck beim Öffnen der Kappe zu dosieren 
und Material sowie Nutzlast zu schonen. Der Luftdruck dürfte in dem 
Video geschätzt mindestens um einen Faktor 20 höher sein, als beim 
Platzen des Ballons.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Skydiver schrieb:
> Sie hängen einfach geöffnet
> zwischen Ballon und Nutzlast. Sobald der Fallschirm von unten mit
> ausreichend Luft angeströmt wird, öffnet sich (idealerweise) die
> Kappe sofort und vollständig.

Genau das war bei uns das Problem.
Leere Ballonhülle mit ca. 2.5 kg oben am Fallschirm und Nutzlast mit 1.5 
kg unten am Fallschirm. Damit önnet er sich nicht idealerweise. Erst 
wenn die Kappe voll entfaltet ist, ist sie stabil genug beide Lasten zu 
tragen. Für die Sommermission werden wir wieder auf die pyrotechnische 
Lösung zurückgreifen.

von B e r n d W. (smiley46)


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@Wolfgang
>> Bei denen klapp auch nicht alles aufs erste Mal:
> Was klappt nicht? Ein zweistufiger Schirm öffnet sich nun mal
> in zwei Stufen.

Der linke Schirm im Video war die erste Variante, rechts der 
Verbesserte. Beim Linken öffnet sich die Reffvorrichtung nicht komplett.
https://www.youtube.com/watch?v=5GqdLdsnF0k

> Leere Ballonhülle mit ca. 2.5 kg oben am Fallschirm
> und Nutzlast mit 1.5 kg

Die größere Masse hängt oben drüber und verformt den Fallschirm. Dann 
bin ich schon mal gespannt auf die "pyrotechnische Lösung" im Juli.

von Wolfgang (Gast)


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B e r n d W. schrieb:
> Beim Linken öffnet sich die Reffvorrichtung nicht komplett.
> Youtube-Video "Side by side comparison  of two Nexø main parachute
> reefing tests"

Ahh, du meinst das, was hier noch hängt ...
https://youtu.be/5GqdLdsnF0k?t=43

Das schein aber ein ganz anderes Problem zu sein und eher an einer 
hängenden Reffleine zu liegen, die nicht richtig ausrauscht.

von W.G. (Gast)


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Gibt es denn irgendwo ein Video vom gesamten Flug?

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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W.G. schrieb:
> Gibt es denn irgendwo ein Video vom gesamten Flug?

Ja, bei mir :-) 16GB groß. Einen Zusammenschitt stellen wir wieder auf 
unsere Webseite.

von Wolfgang (Gast)


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Joe G. schrieb:
> Huelle_k.jpg

Super Bild. Kannst du schon sagen, aus welcher Höhe das Bild stammt?

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Aus ca. 14700m Höhe. Der Fallschirm griff bei 5400m.

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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Hi,
ich lese hier schon seit dem ersten Post mit und habe den Aufstieg auch 
sehr interessiert life mitverfolgt.

Mal in die Runde gefragt: wie groß wäre denn eine Empfangseinrichtung, 
mit der man den Ballon hätte verfolgen können?
Sprich passt sowas auf den rechten Sitz eines Kleinflugzeugs, so dass 
man den Ballon auf, sagen wir 30..50km orten könnte?

Ansonsten könnte man sich noch eine Bodenfunkstelle vorstellen, welche 
die entsprechenden Informationen weitergibt.

Hier treiben sich ja ein paar Piloten rum - mit der entsprechenden 
Vorwarnzeit könnte ich mir vorstellen, dass man Start und Landung aus 
der Luft verfolgt.

Als Flugleistungen kann man z.B. bei einer C172 annehmen:
- verfügbare Zeit in der Luft: 3h
- Reisegeschwindigkeit: 180..200km
- Flughöhe: <3000m (ohne Flugplan und Freigaben von der Flugsicherung)
- Steigleistung: weniger als der Ballon ;)

Ist, wie in Eurem Fall, eine Grenzüberschreitung abzusehen, ist noch ein 
bisserl Papierkram fällig, aber nichts was nicht lösbar wäre.

Schönen Sonntag noch,
 marcus

von Blechtroll (Gast)


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> Als Flugleistungen kann man z.B. bei einer C172 annehmen:

Minimales Detail. Die meisten Privatpiloten haben nur eine VFR Lizenz, 
keine IFR.
Dh die ueblichen Piloten duerfen nur am Tag und bei guter Sicht auf den 
Boden fliegen.

von Skydiver (Gast)


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Marcus H. schrieb:
> Mal in die Runde gefragt: wie groß wäre denn eine Empfangseinrichtung,
> mit der man den Ballon hätte verfolgen können?
> Sprich passt sowas auf den rechten Sitz eines Kleinflugzeugs, so dass
> man den Ballon auf, sagen wir 30..50km orten könnte?

http://www.rhotheta.com/products/rt_600

von Walter T. (nicolas)


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Joe G. schrieb:
> Leere Ballonhülle mit ca. 2.5 kg oben am Fallschirm und Nutzlast mit 1.5
> kg unten am Fallschirm.

Das ist ein interessantes Gewichtsverhältnis. Wir hatten damals eine 4kg 
Nutzlast; vom Ballon ist am Boden nichts mehr übrig geblieben als ein 
ca. 30cm langer Fetzen. Bordkamera gab's damals nicht (damals viel zu 
teuer). Sowohl Auf- als auch Abstieg erfolgten dann mit gemütlichen 
30km/h. (Damit kann man sich die Länge der Ballonmission auch gut 
ausrechnen.)

Ist dieser riesige Ballonknubbel bei euch bis zum Boden gekommen?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Marcus H. schrieb:
> Mal in die Runde gefragt: wie groß wäre denn eine Empfangseinrichtung,
> mit der man den Ballon hätte verfolgen können?

Ich hatte mich geärgert, nicht früh dran gedacht zu haben, und die
Handfunke mitzunehmen.  Kann mir vorstellen, dass man die CW-Bake in
Dresden sogar mit einer eher einfachen Antenne hätte aufnehmen können.

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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Skydiver schrieb:
> Marcus H. schrieb:
>> Mal in die Runde gefragt: wie groß wäre denn eine Empfangseinrichtung,
>> mit der man den Ballon hätte verfolgen können?
>> Sprich passt sowas auf den rechten Sitz eines Kleinflugzeugs, so dass
>> man den Ballon auf, sagen wir 30..50km orten könnte?
> http://www.rhotheta.com/products/rt_600
An VDF hatte ich auch schon gedacht, allerdings würde man, von den 
Kosten abgesehen, Modifikationen am Flugzeug vermeiden wollen.

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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Jörg W. schrieb:
> Marcus H. schrieb:
>> Mal in die Runde gefragt: wie groß wäre denn eine Empfangseinrichtung,
>> mit der man den Ballon hätte verfolgen können?
> Ich hatte mich geärgert, nicht früh dran gedacht zu haben, und die
> Handfunke mitzunehmen.  Kann mir vorstellen, dass man die CW-Bake in
> Dresden sogar mit einer eher einfachen Antenne hätte aufnehmen können.
Kannst Du damit peilen?

Das witzige ist ja, dass Motorflugzeuge oft ADF und VOR haben.
Allerdings wüsste ich aus dem Stegreif nicht, ob man einen 
Versuchsballon mit einer Luftfunkstelle im Flugfunkband ausstatten darf, 
bzw. was das rechtliche Prozedere wäre. Da müsste man wohl mal die 
Bundesnetzagentur fragen.
Außerdem könnten dann viele Flugplätze VDF-Fremdpeilung vornehmen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Marcus H. schrieb:
> Jörg W. schrieb:
>> … Kann mir vorstellen, dass man die CW-Bake in
>> Dresden sogar mit einer eher einfachen Antenne hätte aufnehmen können.
> Kannst Du damit peilen?

Prinzipiell bei 2 m mit HB9CV- oder 3-Ele-Yagi-Antenne möglich.

Ich hätte es aus Bequemlichkeit mit der Stabantenne probiert.

> Das witzige ist ja, dass Motorflugzeuge oft ADF und VOR haben.
> Allerdings wüsste ich aus dem Stegreif nicht, ob man einen
> Versuchsballon mit einer Luftfunkstelle im Flugfunkband ausstatten darf,
> bzw. was das rechtliche Prozedere wäre.

Wird sicher deutlich umständlicher (und teurer) als Amateurfunk
werden.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Jörg W. schrieb:
> Kann mir vorstellen, dass man die CW-Bake in
> Dresden sogar mit einer eher einfachen Antenne hätte aufnehmen können.

Ich habe nichts über die Sendeleistung der beiden 2m Sender gefunden, 
aber selbst wenns nur 200mW an Rundstrahlern sind, sollte das zumindest 
in SSB mit einer > 3-Element über hunderte von km nachweisbar sein. 
Bessere Abstrahlbedingungen gibts ja fast nicht mehr, ausser auf der 
ISS.
Leider habe ich mein IC202 nicht mehr.

: Bearbeitet durch User
von Stefan M. (derwisch)


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Matthias S. schrieb:
> Ich habe nichts über die Sendeleistung der beiden 2m Sender gefunden,
> aber selbst wenns nur 200mW an Rundstrahlern sind, sollte das zumindest
> in SSB mit einer > 3-Element über hunderte von km nachweisbar sein.
> Bessere Abstrahlbedingungen gibts ja fast nicht mehr, ausser auf der
> ISS.

So ist es.
Eine FM Sprachbake von einem Afu Satelliten konnte ich Anfang der 90er 
auch mit einer Rundstrahlantenne auf dem Hausdach empfangen.
Über die Sendeleistung weiß ich nichts mehr, aber sehr viel kann es 
nicht gewesen sein.

Evtl. kennt das noch jemand.
Da kam als Endlosschleife :"I´m fully operational and all my systems are 
perfectly in function..." Oder so ähnlich.
Das war ein sample aus Stanley Kubricks 2001 Odyssee im Weltraum ( HAL 
).

Welcher Afu Satellit war das?

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Etwas zur APRS-Konfiguration. Die Frage tauchte ja hier während der 
Mission auf.

Gesendet haben wir mit 300 mW an einer GP im 45 Sekunden Abstand.
Als Pfad war WIDE1-1, WIDE2-2 eingestellt. Bei WIDE1-1  wird ja das 
Paket  von Nahbereichs-Digi genau 1 x wiederholt. Der nächste Punkt muss 
ein I-Gateway sein. Bei WIDE2-2 wird das Paket genau in zweites Mal 
wiederholt. Das sollte in den meisten Fällen ausreichen. In unserem Fall 
waren Liberec
 ( OK1TEC-2 via WIDE2-2 zu CZ6-6) und Komari vizka ( OK1TEC-3 via 
WIDE2-2 zu CZ6-6) in der Nähe. Da das GPS erst in 532m Höhe wieder 
gefixt hat und alle 45 Sekunden gesendet wurde, reichte die Zeit nicht 
mehr aus, um die Position zu senden. Genau ein einziges Paket hat noch 
den Weg zu uns gefunden. Das tauchte jedoch nicht mehr in APRS.fi auf, 
so dass wir anfänglich glaubten, wir hätten die Nutzlast ganz verloren.

Fazit: WIDE1-1, WIDE2-2 sind sicher ganz gute Einstellungen. Ab einer 
bestimmten Höhe kann die Sendezeit auf eine minute verlängert werden 
oder noch größer. In geringen Höhen und gerade bei der Landung sollte in 
sehr kurzen Abständen die Position übermittelt werden.

von Jürgen D. (poster)


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In Amerika machen Familienväter solche Projekte zusammen mit ihren 
Kindern.
Meist werden da iPhones gestartet.
Die haben dann ja die Funktion "Find my iPhone".
z.B. hier:
das Brooklyn Space Program
https://www.youtube.com/watch?v=OUZBGsLcLvs

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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wenn Ihr Sonden jagt, nehmt Ihr dann bitte auch alles mit?
incl Ballon-Hülle und Geschnür?

Hier ist kürzlich eine Sonde gelandet, mitten im Naturschutzgebiet.
Muss ja nicht sein, dass Tiere sich drin verheddern.
Die Schnüre könnten bestimmt auch aus Baumwolle sein, oder?

von Patrick D. (oldbug) Benutzerseite


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Ich verstehe hier so einige verunglimpfungsversuche dieses Projektes 
überhaupt nicht!

Es ist ja wohl selbstverständlich, dass man seinen Müll wegräumt! Oder?

von Dussel (Gast)


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Patrick D. schrieb:
> Es ist ja wohl selbstverständlich, dass man seinen Müll wegräumt! Oder?
Eigentlich ja, aber für manche/viele dann leider doch nicht.
Ich denke, das war schon ernst gemeint und nicht gegen das Projekt 
gerichtet.

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Patrick D. schrieb:
> Ich verstehe hier so einige verunglimpfungsversuche dieses Projektes
> überhaupt nicht!
>
> Es ist ja wohl selbstverständlich, dass man seinen Müll wegräumt! Oder?

wenn das der Ballonstarter selbst ist ja, davon gehe ich auch mal aus.

Es geistern genug Vögel herum, die nur auf die Sonden scharf sind,
mit dem Projekt aber selbst überhaupt nix zu tun haben.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo J-A von der H.

▶ J-A von der H. schrieb:
> wenn Ihr Sonden jagt, nehmt Ihr dann bitte auch alles mit?
> incl Ballon-Hülle und Geschnür?
>
> Hier ist kürzlich eine Sonde gelandet, mitten im Naturschutzgebiet.

Die "offiziellen" Sonden der Wetterbehörden bzw. des Militärs tragen 
(oder trugen?) mal Aufkleber, in dem der etwaige Finder darum gebeten 
wurde, den Kram fachgerecht zu entsorgen.

Ich hatte aus den 80er Jahren mal gefundene Sonden gesehen, die solche 
Aufkleber hatten, in niederländisch (daher kamen die) und englisch.
Es waren mehrere Sonden, von der Konstruktion identisch, aber mal vom 
Wetterdienst und mal von der Luftüberwachung bzw. Militär.

Der Sondenkörper war ein Styroporklotz, annähernd kubisch, aber mit 
"Pyramidendach". Die Elektronik darin war eine Platine mit einem 
freischwingenden Oszillator irgendwo oberhalb von 400Mhz. Diese wurde 
grob mit einer Mischung aus AM und FM moduliert, und zwar mit einem 
NF-Ton, der in der Tonhöhe umgetastet wurde, und der dabei von einem 
PTC, der aussen an einer Leitung hing, beeinfusst wurde. Die Schaltungen 
dafür waren irgendwelche Kippschwinger mit Unijunction Transistoren, 
also eine primitive Form eines 555 zu Fuss.
Wenn man sowas kalibriert, hat man vermutlich eine relativ genaue 
Temperaturmessung. Die Position wurde durch Radar festgestellt.

In einem separaten Fach des Styroporklotzes steckte die Batterie. Ein 
grün korrodiertes Packet aus verschiedenen Metallfolien mit Papier 
dazwischen, ohne weitere Aussenhülle. Vermutlich wurde die aktiviert, 
indem man eine verdünnte Säure daraufträufelte. Vom Aufbau der Batterie 
und der Schaltungsdimensionierung habe ich grob 9V geschätzt.

Die Antenne bestand aus vier Alufolienstreifen an den Kanten des 
Pyramidendaches herunter und noch ein Stück am Korpus entlang. Wenn ich 
mich recht erinnere, bildeten sie entweder einen Fächerdipol oder einen 
Kreuzdipol.

Oben und unten waren an dem Styroporklotz war eine Plastiköse, an der 
zerrissene bzw. zerschnittene dünne Kunststofffäden hingen. An einer 
Sonde hing unten noch ein (mittlerweile plattgedrückter) Tripelreflektor 
aus Alufolie für bessere Radarortung.

Ich habe die Sonden nicht selber geborgen, sondern sie wurden mir von 
jemandem gezeigt, der sie als Waldarbeiter gefunden hatte bzw von 
Kollegen bekommen hatte, und nun wissen wollte, wie das funktioniert.

> Muss ja nicht sein, dass Tiere sich drin verheddern.

Das ist ein Problem.

> Die Schnüre könnten bestimmt auch aus Baumwolle sein, oder?

Wenn Du Baumwollschnüre der gleichen Festigkeit verwendest, haben Tiere 
das gleiche Problem. Bleibt der Vorteil der schnelleren Verrottung.

Aber Baumwolle hätte ein anderes Problem: Wenn sie nass wird, wird sie 
schwer. Und der Ballon fliegt mit einiger Sicherheit durch Schichten, wo 
er betaut oder bereift. Wenn eine vollgesogene Naturfaser gefriert, 
neigt sie zum Brechen, wenn sie bewegt wird.

Das ist eine Erkenntnis, die viele Bergleute des frühen Bergbaus mit dem 
Leben bezahlt haben. Ein Seil hängt in einem Schacht, indem es feucht 
ist. Das Seil saugt sich voll, wird hochgezogen und ausserhalb des 
Schachtes im Freien oder in einer lediglich regengeschützten Bude 
aufgehaspelt. Dort gefriert es in der Kälte teilweise. Dann wird es 
erneut abgewickelt und in den Schacht abgelassen. Irgendwann bricht es. 
Das gilt auch für Treibscheibensysteme, wo es sofort nach wenigen 
umdrehungen zurück in den Schacht geht. Technisch gelöst wurde das 
Problem erst mit Drahtseilen. Eine Kette wäre zu schwer.

Bogenschützen, die mit Nachbauten historischer Bögen im Freien 
hantieren, berichten ähnliches von den Sehnen (und sogar vom Holz)

Als Gegenmassnahme böte sich an, die Baumwolle zu fetten. Aber dann wird 
sie wieder schwer. Ausserdem reduziert das ein wenig die Festigkeit.
ausserdem müsstest Du ein Parafin oder Silikonfett verwenden. 
"Natürliche" Fette (besonders Wollfett (Lanolin)) nehmen viel Wasser 
auf.

Es hat schon Gründe, warum man für extreme Situationen (und 30km Höhe 
sind extrem) eine solche Materialwahl trifft.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

von Stefan M. (derwisch)


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@ Bernd Wiebus,

Wir haben Anfang der 90er Jahre solche Sonden mobil angepeilt und sie 
kurz nach der Landung geborgen.
Da haben sie noch gesendet und man konnte auch auf kurze Distanz im Wald 
gut peilen.
Die Batterie ist im Prinzip ein 9 Volt Block, der zur Aktivierung in 
normales Wasser gelegt wird.
Alles chemische ist da in trockenform schon drin. Eine Instantbatterie 
sozusagen.

Die alten analogen Sonden hatten eine erschreckend große und schwere 
Platine drin, die nach dem besagten Prinzip eine ständige Tonfolge 
gesendet hat.
Eine habe ich mal für das 70cm AFU Band umgefrickelt, nur aus neugier ob 
sowas geht.
Der Frequenzbereich für die Wettersonden liegt, soweit ich weiß auch 
heute noch bei 402 bis 406 MHz.
Aus den Sonden konnte man auch schöne Teile ausschlachten.
Eine barometrische Druckdose mit elektrischen Anschlüssen ( kapazitiv? )
einen winzigen Temperatursensor an einer heraushängenden "Zunge"
Und auch einige brauchbare UHF Transistoren waren dabei.

Die "Jagd" selbst hat aber den größten Spaß bereitet.

Anekdote:
Kurz nach einer erfolgreichen Jagt, landete so eine Sonde ohne unser 
Wissen im Garten der Freundin eines OM´s.
Sie kam mit dem Teil an und fragte grinsend, warum wir die Dinger jagen.
Schliesslich würden die ja auch im eigenen Garten landen...

P.S.: Die Sonden waren alle von dem Hersteller "Vaisala".
Da findet man im Netz Infos drüber.

: Bearbeitet durch User
von Petr (Gast)


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Viele Informationen über Radiosonden, deren Startorte und Technik gibt 
es auf http://www.radiosonde.eu/RS00-D/RS00-D.html

Letztes Jahr habe ich eine DFM-09 von GRAW eingesammelt. Diese wiegt nur 
noch 90g und kommt daher ohne Fallschirm zurück.
Die deutlich schwerere RS92 (270g) und DFM-06 hat übrigens einen 
Fallschirm.

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