Hey, ich schreibe demnächst eine Prüfung über Elektroenergietechnik und habe noch eine Verständnislücke zur Blindleistung. Wo sie herkommt und wie ich sie kompensieren kann, ist mir klar. Nur warum ist das letztere überhaupt nötig? Was passiert denn, wenn der Netzbetreiber einfach keine Blindleistungskompensation durchführen würde? Grüße
Weil dann ein Blindstrom fließt, und der fließt ohne Kompensation auch bis zum Kraftwerk (zum Teil, die Leitungen selbst verursachen ja auch Blindleistung). Das führt zu 2 Problemen: - Der Synchrongenerator im Kraftwerk muss per Phasenschieberbetrieb die Blindleistung kompensieren da sonst Spannung und Strom nicht mehr in Phase sind. Dies führt zu realer Wirkleistung an der Generatorwelle! - Der fließende Strom führt an den Stromleitungen zu ohmschen Verlusten und erwärmt diese. Dadurch kann weniger Wirkleistung über den gleichen Leitungsquerschnitt übertragen werden.
Und was würde passieren, wenn der Phasenschieberbetrieb nicht aktiviert wird?
Ein Netz, das komplett phasenverschoben bliebe, könnte ja kaum Wirkleistung bereitstellen. Oder was meinst Du? Überhaupt nachgedacht?
Hab ich doch geschrieben, dann sind Strom und Spannung nicht mehr in Phase. Und was dann passiert, willst du wissen? Nun, darüber habe ich noch nicht nachgedacht ganz ehrlich. Ich würde mal sagen, dass dann die übertragene Leistung zu den Verbrauchern sinkt, das erhöht die Investitionskosten für Stromleitungen. Ich bin mir aber weiterhin auch sicher, dass es da weitere Gründe gibt wegen Transformatoren und Funkenlöschspulen.
Sascha schrieb: > Hab ich doch geschrieben, dann sind Strom und Spannung nicht mehr > in > Phase. Sorry, muss das überlesen haben. Habe heute schon zu viel gelernt. Das mit dem Warmwerden vom Generator kann ich mir vorstellen, das mit der Phasenverschiebung jedoch nicht. Wenn ich (bildlich gesprochen) nen Widerstand ans Drehstromnetz hänge, wird Strom und Phase dort doch immer in Phase sein. Einfach halt weil U = I * R. Oder meinst du die Phasenverschiebung der einzelnen Leiterspannungen? Generell würde ich gerne mal wissen, was Anzeichen für ein überlastetes Netz sind. Irgendwann in der Uni habe ich auch mal gelernt, dass es so eine Art elektronisches Modul gibt, welches z.B. Kühlschränke genau dann einschaltet, wenn keine Anzeichen für Auslastung erkennbar sind. Funktionierte irgendwie über die Frequenz oder so. Weiss jemand dazu genaueres?
EET_Frager schrieb: > Sorry, muss das überlesen haben. Habe heute schon zu viel gelernt. > > Das mit dem Warmwerden vom Generator kann ich mir vorstellen, das mit > der Phasenverschiebung jedoch nicht. > Wenn ich (bildlich gesprochen) nen Widerstand ans Drehstromnetz hänge, > wird Strom und Phase dort doch immer in Phase sein. Einfach halt weil U > = I * R. aber viele Verbraucher sind keine einfachen Widerstände sondern Kapazitiv oder Induktiv.
Reine Wechselspannung, mit Drehstrom brauchst du an der Stelle gar nicht argumentieren, das macht nur die Problemstellung komplizierter. Wenn im Netz mehr Wirkleistung entnommen als bereitgestellt wird, sinkt die Frequenz. Und auch andersherum. Deine Argumentation mit dem Widerstand kam mir auch schon in den Sinn. Kann ich nichts zu sagen, leider. Wie gesagt, hab mir über das Problem keine Gedanken gemacht weil ja allein die Leiterverluste schon Grund genug für Blindstromkompensation möglichst nah am Verbraucher sind.
> Generell würde ich gerne mal wissen, was Anzeichen für ein überlastetes > Netz sind. Irgendwann in der Uni habe ich auch mal gelernt, dass es so > eine Art elektronisches Modul gibt, welches z.B. Kühlschränke genau dann > einschaltet, wenn keine Anzeichen für Auslastung erkennbar sind. > Funktionierte irgendwie über die Frequenz oder so. Weiss jemand dazu > genaueres? http://www.amprion.net/netzfrequenz Überlast müsste dann bestehen, wenn es mehr Verbrauch als Einspeisung gibt. Das bremst die Generatoren ab. Theoretisch könnten Geräte ja die Frequenzinformationen messen und auswerten. Bei PV-Anlagen sind glaube ich sogenannte "Rundsteuerempfänger" einbaupflichtig. Damit kann der Energieversorger die Einspeisung kontrolliert abschalten (und einschalten?) Damit kann man dann auch die Frequenz vermindern (durch Abschalten der Alternativen Energien) oder erhöhen (durch Wiedereinschalten?).
Das bekommt man doch schon im "Elektrokindergarten" beigebracht. Gelegentliches glänzen durch Anwesenheit oder ein Wechsel der Schlafenszeit könnte dabei helfen. Nur ein Tipp: Strom ist Strom! Egal ob in Phase oder nicht. Wenn Du dass irgendwann mal memoriert hast, lösen sich alle darauf aufsetzenden Fragen von selber.
Peter M. schrieb: >> Generell würde ich gerne mal wissen, was Anzeichen für ein > überlastetes >> Netz sind. Irgendwann in der Uni habe ich auch mal gelernt, dass es so >> eine Art elektronisches Modul gibt, welches z.B. Kühlschränke genau dann >> einschaltet, wenn keine Anzeichen für Auslastung erkennbar sind. >> Funktionierte irgendwie über die Frequenz oder so. Weiss jemand dazu >> genaueres? > > http://www.amprion.net/netzfrequenz > > Überlast müsste dann bestehen, wenn es mehr Verbrauch als Einspeisung > gibt. Das bremst die Generatoren ab. > > Theoretisch könnten Geräte ja die Frequenzinformationen messen und > auswerten. > > Bei PV-Anlagen sind glaube ich sogenannte "Rundsteuerempfänger" > einbaupflichtig. Damit kann der Energieversorger die Einspeisung > kontrolliert abschalten (und einschalten?) > > Damit kann man dann auch die Frequenz vermindern (durch Abschalten der > Alternativen Energien) oder erhöhen (durch Wiedereinschalten?). Die Primärregelung findet imho nur an den Großkraftwerken statt, und da natürlich auch nur an denen die auch zügig regelbar sind. Also Kernkraftwerke eher nicht. PV-Anlagen und Windkraftwerke schalten sich bei gewissen Frequenzabweichungen einfach hart ab. Da das ziemlicher Mist ist, soll das in Zukunft auf weiches Zurückfahren/Erhöhen der Einspeiseleistung geändert werden. Bei kurzfristigen Leistungssprüngen puffern die rotierenden Massen der Kraftwerke schon enorm was ab. Die Primärregelung hat fast 30 Sek Verzögerung und trotzdem sind 0,1Hz Frequenzabweichung schon selten. Größter Einfluss auf die Frequenz ist übrigens der Stromhandel und nicht physikalische Größen wie Windstromerzeugung.
Sascha schrieb: > PV-Anlagen und Windkraftwerke schalten sich bei gewissen > Frequenzabweichungen einfach hart ab. Da das ziemlicher Mist ist, soll > das in Zukunft auf weiches Zurückfahren/Erhöhen der Einspeiseleistung > geändert werden. Wofür sollen denn dann die Rundsteuerempfänger genutzt werden, wenn die Erzeuger autonom hart abschalten? > Größter Einfluss auf die Frequenz ist übrigens der Stromhandel und nicht > physikalische Größen wie Windstromerzeugung. Das höre ich zum ersten Mal. Kannst Du das erklären? Wieso werden alternative Erzeuger eigentlich einfach abgeschaltet?
:
Bearbeitet durch User
Die Rundsteuerempfänger kann ich so grade nicht beurteilen. Ich nehme an, dass das ein gerade laufender Prozess ist, wo größere Erzeuger momentan umgerüstet werden um das zu unterstützen. Das mit dem harten Abschalten rührt vermutlich daher, dass die EVUs nicht damit gerechnet haben dass im Sommer stellenweise die Erneuerbaren Energien über 60% der Erzeugerleistung ausmachen können. Ich würde dir dieses Video empfehlen wo das europäische Verbundnetz ganz gut erklärt wird: https://cdn.media.ccc.de/congress/32C3/h264-hd/32c3-7323-de-en-Wie_man_einen_Blackout_verursacht_hd.mp4
EET_Frager schrieb: > Generell würde ich gerne mal wissen, was Anzeichen für ein überlastetes > Netz sind. Bei einem überlasteten Netz (nicht nur stark belastet) sinkt die Frequenz. Schon bei wenigen Hertz Abweichung werden nach und nach Großverbraucher und Teilnetze abgeschaltet. Das geht nach bestimmten Frequenzgrenzen. Ich habe leider die Unterlagen nicht hier und konnte auf die Schnelle nichts finden, aber wenn ich mich richtig erinnere, wird spätestens bei 45Hz das Netz abgeschaltet. Ob dafür die Kraftwerke oder die Verbraucher vom Netz getrennt werden, weiß ich nicht mehr.
Wie üblich finde ich dann doch was kurz nach dem Abschicken. https://de.wikipedia.org/wiki/Unterfrequenz Unter 47,5Hz werden die Kraftwerke vom Netz getrennt. Bei der vorhergehenden Teilabschaltung wird auf wichtige Einrichtungen, wie Krankenhäuser Rücksicht genommen.
Sascha schrieb: > Das führt zu 2 Problemen: > - Der Synchrongenerator im Kraftwerk muss per Phasenschieberbetrieb die > Blindleistung kompensieren da sonst Spannung und Strom nicht mehr in > Phase sind. Dies führt zu realer Wirkleistung an der Generatorwelle! Sicher nicht
EET_Frager schrieb: >Das mit dem Warmwerden vom Generator kann ich mir vorstellen, das mit > der Phasenverschiebung jedoch nicht. > Wenn ich (bildlich gesprochen) nen Widerstand ans Drehstromnetz hänge, > wird Strom und Phase dort doch immer in Phase sein. Einfach halt weil U > = I * R. Uhm, du solltest noch bisserl auf deine Prüfung lernen ? Bei einem Widerstand gibt es keine Phasenverschiebung. Das tritt bei induktiven und kapazitiven Lasten auf ...
:
Bearbeitet durch User
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.