Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Übersprechen im VFD-Display?


von Soul E. (Gast)


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Ich habe hier ein Gerät mit Vakuumfluoreszenz-Display, bei dem eine 
Reihe Geistersegmente mitleuchtet. Und zwar immer dann, wenn ein 
bestimmtes anderes Segment der jeweiligen Stelle aktiv ist.

Die beiden Heizfäden hängen an -12 V, überlagert ist die 
Heizwechselspannung. Die Ansteuerung erfolgt im Multiplex mit +/-18 V. 
Damit es leuchtet, müssen Grid (Zeichen) und Anode (Segment) beide 
positiv sein. Die Ansteuerung erfolgt über einen NEC-Controller. Der 
kann die positive Spannung aktiv treiben, die negative kommt aus einem 
controller-internen Pulldown-Widerstand (typ 140 kOhm).

Einen Kurzschluß vermutend bin ich mit dem Oszi die Pins durchgegangen. 
Und tatsächlich -- an der betroffenen Anode ist statt des +/-18 
V-Rechtecks eine Vielzahl von Zwischenpegeln zu sehen.

Anode abgeklemmt, über 1 kOhm auf -18 V. Geistersegmente dunkel, 1a 
Pegel am Treiberpin. Am Segment gemessen -- da kommt Spannung raus!

D.h. irgendwie sammelt die auf unter Katodenpotential liegende Anode 
soviel Ladung ein, dass sich ihr Potential nach oben verschiebt und die 
Segmente mitleuchten. Ich habe dem Ding jetzt 10k nach -18V verordnet 
und seitdem ist Frieden.


Kennt diesen Effekt jemand? Ist das alterungsbedingt?



Das Display ist schon ziemlich runtergeritten, die häufig benutzten 
Segmente sind 1-2 Blendenstufen dunkler als der Rest.

von Magnus M. (magnetus) Benutzerseite


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Auf der Ansteuerplatine befindet sich bestimmt mindestens ein Elko. 
Tausche alle Elkos aus. Reinige die Platine sorgfältig.

Nachtrag:

soul e. schrieb:
> Das Display ist schon ziemlich runtergeritten, die häufig benutzten
> Segmente sind 1-2 Blendenstufen dunkler als der Rest.

Diese altersbedingten Helligkeitsunterschiede lassen sich dadurch 
natürlich nicht beheben.

: Bearbeitet durch User
von Soul E. (Gast)


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Magnus M. schrieb:

> Auf der Ansteuerplatine befindet sich bestimmt mindestens ein Elko.
> Tausche alle Elkos aus. Reinige die Platine sorgfältig.

Hast Du mein Posting auch nur ansatzweise gelesen?

Das Problem hat mit der Ansteuerschaltung nichts zu tun. Der Treiber 
liefert einwandfreie Signale.

Um es nochmal klarer zu formulieren: die gemeinsame Anode der 
"Geistersegmente" liefert einen Anodenstrom, den der Pulldown-Widerstand 
im Treiber nicht mehr ableiten kann. Das klappt erst durch 
Parallelschalten von 10 Kiloohm. Die anderen (guten) Segment-Anoden tun 
das nicht. Warum? Was ist das für ein Ausfallbild?

von Magnus M. (magnetus) Benutzerseite


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soul e. schrieb:
> Hast Du mein Posting auch nur ansatzweise gelesen?

Aber sicher doch.

> Das Problem hat mit der Ansteuerschaltung nichts zu tun. Der Treiber
> liefert einwandfreie Signale.

Sind da Elkos drauf?                           [Ja]    [Nein]

Hast Du die Elkos erneuert?                    [Ja]    [Nein]

Hast Du die Platine (sorgfältig) gereinigt?    [Ja]    [Nein]


Nachtrag:

soul e. schrieb:
> Das Problem hat mit der Ansteuerschaltung nichts zu tun. Der Treiber
> liefert einwandfreie Signale.

soul e. schrieb:
> Einen Kurzschluß vermutend bin ich mit dem Oszi die Pins durchgegangen.
> Und tatsächlich -- an der betroffenen Anode ist statt des +/-18
> V-Rechtecks eine Vielzahl von Zwischenpegeln zu sehen.

Erkennst Du den Widerspruch?

: Bearbeitet durch User
von Soul E. (Gast)


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Die Elkos sind in einwandfreiem Zustand. Es handelt sich um ein 6 
1/2stelliges Digitalmultimeter, und im Inneren ist es so sauber wie in 
einer Intensivstation.

Und das tollste: die Platine braucht noch nichtmal im gleichen Raum zu 
sein wie das Display, damit der Effekt auftritt! Die richtigen 
Potentiale an den Anschlüssen der Röhre reichen aus.

von Soul E. (Gast)


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Magnus M. schrieb:

>> Einen Kurzschluß vermutend bin ich mit dem Oszi die Pins durchgegangen.
>> Und tatsächlich -- an der betroffenen Anode ist statt des +/-18
>> V-Rechtecks eine Vielzahl von Zwischenpegeln zu sehen.
>
> Erkennst Du den Widerspruch?

Ich löte den Pin des Displays ab, die Zwischenpegel am Treiber sind weg.

Ich lege den Pin des Displays über einen Widerstand auf das negative 
Potential, die Zwischenpegel sind am Widerstand zu messen. Ich kann auch 
eine Stromzange um den Pin klemmen, um den Anodenstrom zu messen.

Das Display hat 18 Anoden. Alle lassen sich mit 140k auf -18 V ziehen. 
Eine braucht 10k. Das ist eine Eigenschaft des Displays, nicht 
irgendwelcher Elkos.

von Magnus M. (magnetus) Benutzerseite


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soul e. schrieb:
> Magnus M. schrieb:
(...)
>> Erkennst Du den Widerspruch?
>
> Ich löte den Pin des Displays ab, die Zwischenpegel am Treiber sind weg.
>
> Ich lege den Pin des Displays über einen Widerstand auf das negative
> Potential, die Zwischenpegel sind am Widerstand zu messen. Ich kann auch
> eine Stromzange um den Pin klemmen, um den Anodenstrom zu messen.
>
> Das Display hat 18 Anoden. Alle lassen sich mit 140k auf -18 V ziehen.
> Eine braucht 10k. Das ist eine Eigenschaft des Displays, nicht
> irgendwelcher Elkos.

Schön dass "wir" darüber "gesprochen" haben NACHDEM Du meine Antworten 
negativ bewertet hast.

Das war meine letzte Reaktion auf eines Deiner Postings.

von Soul E. (Gast)


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Das ist auch gut so, denn ich hatte etwas sachdienlichere Antworten 
erwartet.

Von einer Verschmutzung der Leiterplatte oder einem Defekt des Treibers 
bin ich natürlich als erstes ausgegangen. Daher Isolation, Kreuzverbau, 
etc. -- bis genau der oben beschriebene Effekt identifiziert war. Zu dem 
suche ich nun eine Erklärung.  Das Gerät läuft wieder, der Grund für die 
Veränderung der Anodenströme würde mich aber trotzdem interessieren.

von Magnus M. (magnetus) Benutzerseite


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Magnus M. schrieb:
> Das war meine letzte Reaktion auf eines Deiner Postings.

Ich korrigiere: Das war die letzte Reaktion auf Einen neuen Thread 
Deinerseits.

soul e. schrieb:
> Das ist auch gut so, denn ich hatte etwas sachdienlichere Antworten
> erwartet.

Aus meiner Sicht war meine Antwort durchaus sachdienlich. Leider hast Du 
nicht versucht meine Vermutung zu widerlegen, sondern einfach pauschal 
negativ bewertet.

> Von einer Verschmutzung der Leiterplatte oder einem Defekt des Treibers
> bin ich natürlich als erstes ausgegangen.

Warum erfahre ich das nicht vor der negativen Bewertung?

> Daher Isolation, Kreuzverbau, etc. -- bis genau der
> oben beschriebene Effekt identifiziert war.

Siehe vorheriger Kommentar.

> Zu dem suche ich nun eine Erklärung.  Das Gerät läuft wieder,
> der Grund für die Veränderung der Anodenströme würde mich
> aber trotzdem interessieren.

Das ist Voodoo.

von Soul E. (Gast)


Angehängte Dateien:

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So, im Anhang nochmal eine Skizze zur Verdeutlichung. Dargestellt ist 
eine Ziffer des VFD, die Heizung wurde weggelassen.

Die Anoden aller Segmente, die leuchten sollen, liegen auf +18 V. Die 
Anoden der dunklen Segmente liegen über ca 140k auf -18 V. An denen 
stellt sich eine Spannung < -17,5 V ein.

An der Anode des glimmenden Segmentes ist eine deutlich höhere Spannung 
zu messen. Der genaue Wert hängt vom Zustand der Nachbarsegmente ab.

Verkleinert man den Ableitwiderstand, verhält sich auch dieses Segment 
normal.

von MaWin (Gast)


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soul e. schrieb:
> An der Anode des glimmenden Segmentes ist eine deutlich höhere Spannung
> zu messen. Der genaue Wert hängt vom Zustand der Nachbarsegmente ab.

Ich denke, du hast metallische Verunreinigungen zwischen den Segmenten, 
sozusagen abbgesputtert von den Kathoden oder Gittern durch den 
Elektronenbeschuss, und die sind leitfähiger als 140k.

> Verkleinert man den Ableitwiderstand, verhält sich auch dieses Segment
> normal.

Dann löte den passenden Widerstand ein und repariert is es.

Noritake-Itron schreibt zwar von Ghosting, aber nicht als failure mode
https://www.noritake-elec.com/display/vfd_operation.html

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Magnus M. schrieb:
> Schön dass "wir" darüber "gesprochen" haben NACHDEM Du meine Antworten
> negativ bewertet hast.

Der TE hat sein Problem schon mit dem Eröffnungspost ausgesprochen
exakt und nachvollziehbar geschildert. Die von dir vorgeschlagenen 
"Lösungen" hatten ersichtlich nichts mit dem Problem zu tun.
Die Negativbewertung(en) hast du dir redlich verdient.

Nuhr!

von Michael U. (amiga)


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Hallo,

eigentlich hat MaWin es schon gesagt, mehr als Ergänzung also:
Leztlich ist ein VFD eine Röhre und da geschehen auch etwas 
unberechenbare Sachen. Wenn z.B. etwas Kathodenmaterial vom Heizfaden 
absputtert und auf dem Gitter landen, gibt es gern Gitteremisson. Das 
Gitter kann dann durchaus Elektronen emmitieren, die Deine Punkte zum 
mitleuchten bringen.
Ist eher ein Problem von Leistungsröhren, kann aber prinzipiell in jeder 
Röhre passieren.
Übliche Abhilfe bis zu einem bestimmten Punkt ist es dann eben, den 
Ableitwiderstand zu verkleinern, solange die Funktion das zuläßt.

Gruß aus Berlin
Michael

von Johnny S. (sgt_johnny)


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soul e. schrieb:
> So, im Anhang nochmal eine Skizze zur Verdeutlichung. Dargestellt ist
> eine Ziffer des VFD, die Heizung wurde weggelassen.
>
> Die Anoden aller Segmente, die leuchten sollen, liegen auf +18 V. Die
> Anoden der dunklen Segmente liegen über ca 140k auf -18 V. An denen
> stellt sich eine Spannung < -17,5 V ein.
>
> An der Anode des glimmenden Segmentes ist eine deutlich höhere Spannung
> zu messen. Der genaue Wert hängt vom Zustand der Nachbarsegmente ab.
>
> Verkleinert man den Ableitwiderstand, verhält sich auch dieses Segment
> normal.

Spannend... so ein Display hab ich noch nie gesehen. Normalerweise wird 
an der Anode und am entsprechenden Grid die Betriebsspannung angelegt, 
in deinem Fall wohl 18V. Die unbenutzten Grid/Anoden liegen auf 0V.

Es git ja extra Ansteuerungs-IC's z.b. den HV5812 mit Push Pull Outputs.

: Bearbeitet durch User
von Soul E. (Gast)


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Johnny S. schrieb:

> Spannend... so ein Display hab ich noch nie gesehen. Normalerweise wird
> an der Anode und am entsprechenden Grid die Betriebsspannung angelegt,
> in deinem Fall wohl 18V. Die unbenutzten Grid/Anoden liegen auf 0V.

Die +/-18 V waren halt da, daher hat man die genommen. Die Katode hängt 
an -12 V, die aus den -18 V generiert werden. Dort erfolgt auch die 
Strombegrenzung. D.h. das Display läuft effektiv mit 30 V.

Inaktive Segmente liegen so 6 V unter Katodenpotential.


> Es git ja extra Ansteuerungs-IC's z.b. den HV5812 mit Push Pull Outputs.

Hier ist ein µPD7527 verbaut. Leider mit open source outputs und 
internen pulldown-Widerständen, d.h. er treibt kräftig nach +18 V und 
relativ schwach nach -18 V. Mit push-pull wäre der Effekt nie 
aufgefallen.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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soul e. schrieb:
> Johnny S. schrieb:
>
>> Spannend... so ein Display hab ich noch nie gesehen.
>
> Die +/-18 V waren halt da, daher hat man die genommen. Die Katode hängt
> an -12 V, die aus den -18 V generiert werden. Dort erfolgt auch die
> Strombegrenzung. D.h. das Display läuft effektiv mit 30 V.
> Inaktive Segmente liegen so 6 V unter Katodenpotential.

Das ist alles gebräuchlich und in keinster Weise ungewöhnlich. Die 
absolute Spannungslage ist ja egal. Ob das nun +36V Anodenspannung und 
+6V mittlere Kathodenspannung wäre. Oder die Kathode auf -30V läge und 
Anoden/Segmente wzischen GND und -36V schalten würden - alles gleich.

>> Es git ja extra Ansteuerungs-IC's z.b. den HV5812 mit Push Pull Outputs.
>
> Hier ist ein µPD7527 verbaut. Leider mit open source outputs und
> internen pulldown-Widerständen, d.h. er treibt kräftig nach +18 V und
> relativ schwach nach -18 V.

Das ist auch Standard. Nennenswert Strom fließt ja nur bei aktiver Anode 
/ aktivem Segment. Zu der Zeit als VFD das erste Mal nennenswert 
Verbreitung fanden, war die Technologie noch nicht so weit, daß 
Hochvolt-CMOS Push-Pull Schaltstufen machbar gewesen wären.

von Joerg L. (Firma: 100nF 0603 X7R) (joergl)


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soul e. schrieb:
> ... Leider mit open source outputs und
> internen pulldown-Widerständen,

Das machen alle mir bekannten VFD-Treiber ICs genau so.
Push-Pull habe ich bei VFDs noch nie gesehen.

von Johnny S. (sgt_johnny)


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Joerg L. schrieb:
> soul e. schrieb:
>> ... Leider mit open source outputs und
>> internen pulldown-Widerständen,
>
> Das machen alle mir bekannten VFD-Treiber ICs genau so.
> Push-Pull habe ich bei VFDs noch nie gesehen.

http://ww1.microchip.com/downloads/en/DeviceDoc/HV5812%20C072413.pdf

https://datasheets.maximintegrated.com/en/ds/MAX6921-MAX6931.pdf

Dann kennste die nicht ;)

von Joerg L. (Firma: 100nF 0603 X7R) (joergl)


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Johnny S. schrieb:
> Dann kennste die nicht ;)

Stimmt, danke.
Nein, ich kannte nur NEC, PTC (Princeton Tec), OKI, usw.

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