Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Rat bei der Jobwahl


von Simon F. (inflames)


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Guten Tag,

ich habe gerade meinen Master in der Informatik abgeschlossen und 
befinde mich am Ende der Bewerbungsphase für meinem ersten festen Job. 
Konkret habe ich zwei relativ unterschiedliche Angebote vorliegen über 
die ich mir derzeit den Kopf zerbreche und möchte gerne ein paar 
Meinungen in diesem Forum einfangen.
Die Angebote wären:

1) Junior Software Engineer in einem Ingenieurbüro
(OEM-Dienstleister), 40 Std. bei 48k
2) Fachapplikationsmanager direkt bei einem Energieversorger,
35 Std. bei 52k

Eigentlich bin ich kurz davor das Angebot 1 trotz schlechtere Bezahlung 
anzunehmen. Zum einem arbeite ich in dieser Firma mit viel Freude seit 
über ein Jahr als Werkstudent im Bereich der Softwareentwicklung. Zum 
anderen bin ich sehr interessiert an modernen IT-Technologien und habe 
dort die Möglichkeiten mich in unterschiedlichen Projekten im Bereich 
Automotive/Luft und Raumfahrt zu entfalten und mich fachlich stark 
weiterzuentwickelnd. Es werden hierbei nicht nur Projekte im typischen 
OEM-Umfeld angeboten sondern auch viele EU-Forschungsprojekte mit 
Universitäten zusammen. Leider sind die Arbeitsbedingungen im 
allgemeinen bei den OEM Dienstleistern kein Zuckerschlecken (Sklaven der 
OEM’s ???) und so ein schönes Leben wie als Werkstudent werde ich bei 
einer Festeinstellung nicht mehr haben ;-) Die Projekte stehen zumeist 
unter Zeitdruck und Überstunden sind wohl eher die Regel wie die 
Ausnahme.

Alternativ liegt mit ein Jobangebot in der IT-Abteilung eines 
Energieversorgers vor. Gehalt ist umgerechnet auf die Stunden um ca. 10k 
im Jahr höher. Zuzüglich gibt es soziale Leistungen wie eine 
betriebliche Altersvorsorge, Familiengeld…etc. Das Aufgabenspektrum 
umfasst das Managen des IT Betrieb, die Aufnahme von IT-Anforderungen 
und die anschließende Vergabe an externe Dienstleister sowie deren 
Betreuung. Im Weiteren werden auch spannend IT-Projekte im Kontext der 
Energiewende angeboten (z.B. Südlink). Auch in diesem Aufgabenbereich 
würde ich mich wohl fühlen, wobei ich mich derzeit noch recht stark zu 
Entwicklung hingezogen fühle. Im Endeffekt wäre das ein Job den ich mir 
in 3-5 Jahren am besten vorstellen könnte. Großer Nachteil: Die Stelle 
ist erstmal auf zwei Jahre befristet. Es wurde mir zwar in Aussicht 
gestellt, dass ich potentiell ein unbefristeten  Anschlussvertrag 
erhalten könne, aber man wisse nicht was in zwei Jahren los sei. Da die 
wirtschaftliche Lage bei den Energieversorgern relativ angespannt ist, 
ist es natürlich ein mittleres Risiko auf eine Verlängerung zu 
spekulieren.

Zusammenfassend stehe ich jetzt vor der Wahl zwischen interessanten 
Projekten in der IT-Entwicklung/Forschung in unterschiedlichen 
Anwendungsgebieten mit den schlechteren Arbeits- und  Gehaltsbedingungen 
oder dem Job im IT-Management in einem Konzern mit allen 
Annehmlichkeiten welches dort geboten werden mit dem Risiko eventuell 
nach zwei Jahren wieder rauszufliegen.

Vielleicht kann mir der ein oder andere in diesem Forum ein Ratschlag 
bei der Wahl eines Angebots mitgeben. Welcher Job bietet hier für einen 
Absolventen vor allem die besseren Entwicklungsmöglichkeiten?

Vielen Dank schon mal im Voraus!

Grüße

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Simon F. schrieb:
> Da die wirtschaftliche Lage bei den Energieversorgern relativ angespannt
> ist, ist es natürlich ein mittleres Risiko auf eine Verlängerung zu
> spekulieren.
Du glaubst alles, was du in der Zeitung liest?
Es ist einfach so, das Jammern zur Branche gehört...

Und der Dienstleister, was meinst du, was der in 2 Jahren macht, wenn 
eine kurze Flaute kommt?


Was mir da mehr zu denken gibt, ist dass du in den Planungen irgendwie 
keinen Kurs hast. Auf jeden Fall keinen erkennbaren...

: Bearbeitet durch Moderator
von Claus M. (energy)


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Simon F. schrieb:
> Vielleicht kann mir der ein oder andere in diesem Forum ein Ratschlag
> bei der Wahl eines Angebots mitgeben.

Gerne.

Simon F. schrieb:
> Alternativ liegt mit ein Jobangebot in der IT-Abteilung eines
> Energieversorgers vor. Gehalt ist umgerechnet auf die Stunden um ca. 10k
> im Jahr höher.

Das ist erst der Anfang. In 10 Jahren könnte das so aussehen:

Gehalt OEM Dienstleister: 55k€ im Jahr.
Gehalt Energieversorger:  90k€ im Jahr.

Die Schere wird sich weit öffnen. Musst du selber wissen, ob es dir das 
wert ist. Spätestens wenn du Familie hast ist der Job meist eh nur noch 
zum Geldverdienen gut und nicht um Freude zu machen. Also ich würde 
Angebot 2 nehmen.

von Simon F. (inflames)


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Lothar M. schrieb:
> Simon F. schrieb:
>> Da die wirtschaftliche Lage bei den Energieversorgern relativ angespannt
>> ist, ist es natürlich ein mittleres Risiko auf eine Verlängerung zu
>> spekulieren.
> Du glaubst alles, was du in der Zeitung liest?
> Es ist einfach so, das Jammern zur Branche gehört...
>
> Und der Dienstleister, was meinst du, was der in 2 Jahren macht, wenn
> eine kurze Flaute kommt?

Danke für dein Feedback. Also wäre das befristete Vertragsverhältnis für 
dich kein Entscheidungsgrund gegen diesen Job ?

> Was mir da mehr zu denken gibt, ist dass du in den Planungen irgendwie
> keinen Kurs hast. Auf jeden Fall keinen erkennbaren...
Den habe ich eigentlich:
Softwareentwickler -> Software-Architekt -> Projektmanagement

: Bearbeitet durch User
von NN (Gast)


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> Das ist erst der Anfang. In 10 Jahren könnte das so aussehen:
>
> Gehalt OEM Dienstleister: 55k€ im Jahr.

Soviel verdient selbst ein mittelmässiger Facharbeiter beim 
Energieversorger:
Beitrag "Re: Gehalt Ing vs Operator bzw. Fließbandarbeiter"

von Threader (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Und der Dienstleister, was meinst du, was der in 2 Jahren macht, wenn
> eine kurze Flaute kommt?

Arbeitsamt, Nummer ziehen ...

Claus M. schrieb:
> Das ist erst der Anfang. In 10 Jahren könnte das so aussehen:
>
> Gehalt OEM Dienstleister: 55k€ im Jahr.
> Gehalt Energieversorger:  90k€ im Jahr.

Kann gut sein, auch wenn es beim Versorger vielleicht keine 90k werden, 
aber in Tendenz ist es nicht falsch. Strom bezahlt der Kunde und gut, 
als "Puffer" für Flauten hat man heute Zeitarbeiter und schont die 
Stammbelegschaft. Auch wenn die Versorger heute auch aufs Geld achten 
müssen wegen Energiewende und Co., ist das immer noch ein sicheres 
Geschäft. Verbraucht wird immer und die Stammbelegschaft wird meist 
nicht entlassen, solang man die berühmten, goldenen Löffel nicht klaut. 
Häufig dazu noch Beamtenmentalität, pünktlich den Hammer fallen lassen. 
Beim Dienstleister heisst es Dienstleistungsmentalität, der Kunde ist 
der König, flexibel sein, auch mal länger machen usw.

Für mich wäre die Wahl ganz klar pro Versorger.

von polb (Gast)


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IAV hat von Leuten aus meinem Bekanntenkreis und bei ehemaligen Kollegen 
die zweijährigen Verträge selbst im Krisenjahr 2009 wie üblich 
unbefristet und niemanden entlassen. In Zeiten wie diesen wo VW etwas 
sparen muss, kriegen die Mitarbeiter höchstens Zeitausgleich angeordnet.

Da gibt's auch viele Mitte 40, die ca 74k für eine 38h Woche im 
Haustarif ohne jegliche Personal oder Budgetverantwortung nachhause 
schleppen.

In den ersten Jahren wäre es mir wichtiger gefragte Kenntnisse 
aufzubauen als nur auf das Geld zu schauen. Man wechselt den ersten Job 
meist eh nach 3 bis 5 Jahren. Vom Dienstleister wo viel gelernt zu einem 
Unternehmen der IGM.

von Simon F. (inflames)


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polb schrieb:
> In den ersten Jahren wäre es mir wichtiger gefragte Kenntnisse
> aufzubauen als nur auf das Geld zu schauen. Man wechselt den ersten Job
> meist eh nach 3 bis 5 Jahren. Vom Dienstleister wo viel gelernt zu einem
> Unternehmen der IGM.
Der Meinung bin ich eigentlich auch. Ich denke bei einem guten 
OEM-Dienstleister kann man sich insbesondere fachlich/persönlich weitaus 
besser entwickeln wie beispielsweiße jetzt in einem Energiekonzern. 
Allerdings muss ich nach einigen Gesprächen mit meinem Studienkollegen 
wirklich feststellen,  dass die Gehaltentwicklung bei den meisten 
weitaus wichtiger ist wie die fachliche und persönliche Entwicklung. 
Vielleicht bin ich da einfach viel zu naiv mit dem Gedanken, dass man 
mit Kompetenz viel erreichen kann.

: Bearbeitet durch User
von klausi (Gast)


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Simon F. schrieb:
> Vielleicht bin ich da einfach viel zu naiv mit dem Gedanken, dass man
> mit Kompetenz viel erreichen kann.

Das ist leider so.. oft wird nur gezählt, wieviele Jahre du schon im 
Konzern verbracht hast. Leistung, Einsatz, Wissen zählt da nur bedingt 
:-(

Was ich da schon für Konzernpflaumen gesehen habe..

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