Ich frage mich derzeit, wie sehr der Clock von der Architektur abhängt, oder ob dies rein Herstellungstechnisch und Marketingmässig beschränkt ist. Als Beispiel nehme ich mal die Arm Reihen von ST. Da gibt es von Cortex-M0 bis M7 eigentlich alle Architekturen und mit jeder steigt die maximale Clockfrequenz an. Aber liegt das nur an der Architektur? Ich gehe einmal davon aus, dass z.B. die STM32F1xx und F4xx dieselben Strukturbreiten haben, da sie zur selben Zeit herausgekommen sind. Aber warum hören die F1xx bei 72MHz auf, während es die F4xx auf 168MHz schaffen? Oder warum könnte man nicht einen bestehenden Chip schrumpfen und dann höher Takten? Man müsste doch nur die Masken neu erstellen, was wohl etwa 1Mio$ kosten würde. Mit tests und alles vermutlich 3Mio$, aber hätte keinen zusätzlichen Entwicklungsaufwand. Begrenzt die µC Architektur in irgend einer Weise die höchstmögliche Taktfrequenz, oder wird diese nur durch Strukturbreite und Marketing beschränkt?
Denke mal an die Anwendungsfälle. Eine kleine Timerschaltugn könnte amn zum Beispiel mit einem ATtiny 4 realisieren. Der hat 512 Bytes Programmspeicher. Wass soll ich da mit 2GHz Taktfrequenz anfangen? Der könnte sein gesamtes Programm millionen mal pro Sekunde wiederholen. Das brauche ich nicht. Dafür schätze ich bei den "langsamen" Mikrocontrollern, dass sie problemlos auf Steckbrett und im fliegendem Aufbau funktionieren. Und sie sind auch ziemlich genügsam, wass die Stromversorgung angeht. Sogar eine 3V Knopfzelle, die unter der Last einer LED deutlich einbricht, eigent sich ohne Spannunsgregler. Das kriegst du mit einem Core i7 Prozessor nicht hin. Der hat andere Stärken. > Oder warum könnte man nicht einen bestehenden Chip schrumpfen und > dann höher Takten? Könnte man vermutlich, braucht aber niemand. > Begrenzt die µC Architektur in irgend einer Weise die höchstmögliche > Taktfrequenz, oder wird diese nur durch Strukturbreite und Marketing > beschränkt? Es geht nicht darum, was technisch machbar ist, sondern was benötigt wird. Du redest hier vom Massenmarkt. Da kommt es drauf an, möglichst viele Produkte zu verkaufen. Was kaum jemand braucht, wird auch nicht produziert. Jedenfalls nicht von den Firmen, die du genannt hast.
Architektur ist der falsche Begriff. Du meinst Strukturbreite, oder Technologie. So einfach skaliert das nicht. Architektur bedeutet VonNeuman, oder Harvard. Bedeutet Risc oder Cisc, Bedeutet Cache, Multicore, usw. Eine Verkleinerung der Strukturen bedeutet hoehere Feldstaerken, deswegen muss man auch die Spannung erniedrigen. Spannung erniedrigen bedeutet, der Controller ist nicht mehr kompatibel. Die Ausgaben sind wahrscheinlich etwas hoeher wie geschaetzt. Wenn man zuwenig Gewinn mit einer Maske macht, verkauft man sie weiter an einen guenstigeren Anbieter, der die Kosten dann auf Stueckzahlen abwaelzt, sofern die Stueckzahlen drinliegen.
Stefan U. schrieb: > Eine kleine Timerschaltugn könnte amn zum Beispiel mit einem ATtiny 4 > realisieren. Der hat 512 Bytes Programmspeicher. > > Wass soll ich da mit 2GHz Taktfrequenz anfangen? Der könnte sein > gesamtes Programm millionen mal pro Sekunde wiederholen. Das brauche ich > nicht. Okay, das diese "alles schneller braucht niemand" Fraktion hier auftritt war mir klar. No comment Oder D. schrieb: > Architektur ist der falsche Begriff. Du meinst Strukturbreite, oder > Technologie. So einfach skaliert das nicht. Nein ich meine schon Architektur. Dass bei gleicher Architektur und niedrigerer Strukturbreite die Frequenz steigen kann ist mir klar. Aber warum kann z.B. ein Cortex-M0 nicht gleichschnell getaktet werden wie ein M4 bei gleichbleibender Strukturbreite? Ganz unkommentiert kann ich das dann doch nicht lassen: Stefan U. schrieb: > Dafür schätze ich bei den "langsamen" Mikrocontrollern, dass sie > problemlos auf Steckbrett und im fliegendem Aufbau funktionieren. > Es geht nicht darum, was technisch machbar ist, sondern was benötigt > wird. Du redest hier vom Massenmarkt. Du widersprichst dir selbst, merkst du das? Niemand braucht etwas Steckbretttauglich, sondern Massenmarkttaugliches. Und wenn schon niemand etwas so schnelles braucht, erklär mir mal den Erfolg von ST, NXP, etc mit ihren ARM Controllern? Weil das niemand braucht? Weil man eine LED auch mit einem "ATtiny 4" realisieren kann und alles was darüber geht niemand braucht? Wenn du mir schon sagst ich solle über die Anwendungsfälle denken, dann bedenke bitte das wir im Jahr 2016 sind. µC sind nicht mehr nur da um simpleste Anwendungen zu übernehmen.
War da gerade nicht was bei Atmel.. nur den Produktionsstandort gewechselt und schon gabs neue Specs und diverse Veränderungen für zukünftige Modelle? Wäre ja auch ein Argument. Ich hab zwar keine Ahnung von dem Kram, Du schreibst aber so als wenn du hättest garnicht Fragen brauchen.
Operator S. schrieb: > Nein ich meine schon Architektur. Dass bei gleicher Architektur und > niedrigerer Strukturbreite die Frequenz steigen kann ist mir klar. > Aber warum kann z.B. ein Cortex-M0 nicht gleichschnell getaktet werden > wie ein M4 bei gleichbleibender Strukturbreite? Marketing. M0 soll billig sein. Da gibt man weniger Takt an und sortiert bei der Produktion natürlich auch weniger aus. Die teureren Cortexe durchlaufen rigidere Auswahlverfahren und werden dann mit höherem Takt angeboten (die verbaute Peripherie, PLLs usw. müssen ja auch an den max. Takt angepasst werden, was dann auch mehr kostet).
Operator S. schrieb: > Ich frage mich derzeit, wie sehr der Clock von der Architektur > abhängt, > oder ob dies rein Herstellungstechnisch und Marketingmässig beschränkt > ist. > Als Beispiel nehme ich mal die Arm Reihen von ST. Da gibt es von > Cortex-M0 bis M7 eigentlich alle Architekturen und mit jeder steigt die > maximale Clockfrequenz an. > Aber liegt das nur an der Architektur? Ich gehe einmal davon aus, dass > z.B. die STM32F1xx und F4xx dieselben Strukturbreiten haben, da sie zur > selben Zeit herausgekommen sind. Aber warum hören die F1xx bei 72MHz > auf, während es die F4xx auf 168MHz schaffen? Die M4 kommen auf 180MHz. > Oder warum könnte man nicht einen bestehenden Chip schrumpfen und dann > höher Takten? Man müsste doch nur die Masken neu erstellen, was wohl > etwa 1Mio$ kosten würde. Mit tests und alles vermutlich 3Mio$, aber > hätte keinen zusätzlichen Entwicklungsaufwand. Richtig, das geht. Die Frage ist nur, ob das nicht teurer ist. ST nutzt immer noch den rotzealten 90nm-Prozeß, daher ist der M7 von ST auch so eine lahme Gurke. Freescale oder Atmel nutzen modernere Prozesse, daher sind deren M7s auch erheblich schneller.
Operator S. schrieb: > Oder D. schrieb: >> Architektur ist der falsche Begriff. Du meinst Strukturbreite, oder >> Technologie. So einfach skaliert das nicht. > > Nein ich meine schon Architektur. Dass bei gleicher Architektur und > niedrigerer Strukturbreite die Frequenz steigen kann ist mir klar. > Aber warum kann z.B. ein Cortex-M0 nicht gleichschnell getaktet werden > wie ein M4 bei gleichbleibender Strukturbreite? Das sagt doch auch niemand? Es gibt Cortex-M0 von allen möglichen Herstellern. Mit verschiedener Strukturgröße. Mit verschiedenen maximalen Taktfrequenzen. Daß ein M4 schneller getaktet werden kann als ein M0 vom gleichen(!) Hersteller, liegt kaum an Strukturgrößen und nur ein bißchen an der Architektur sondern ist hauptsächlich Produktpolitik. Genauso wie VW die ganz dicken Motoren nur in den Phaeton baut und nicht in den Golf. Die Architektur spielt ein bißchen mit rein, weil Busse und Speicher bei höheren Taktfrequenzen zunehmend zum Nadelöhr werden. Tatsächlich ist der Flash schon bei M0-typischen Taktfrequenzen das Nadelöhr. Und während sich zwischen M0 und M4 in Bezug auf Busse und Caches nicht viel tut, bei den größeren ARMs sehr wohl. Und spätestens wenn man Richtung Multicore geht, ist ein Cache in der Architektur unbedingt zu berücksichtigen. Bei Strukturgrößen sind Ursache und Wirkung eher vertauscht. Denn wenn ein Hersteller seine M0 sowieso nicht so hoch takten lassen will, dann kann er sie auch in größeren Strukturen (und damit billiger) fertigen.
@Operator S. Ich denke, du hast mich völlig falsch verstanden. Sicher besteht Bedarf für schnelle leistungsstarke Mikrcoontroller. Aber ich sehe keinen bedarf, einen mini kleinen Chip der nur 256 Befehle und 32 Bytes Daten speichern kann, mit mehreren hundert Megahertz zu takten. Große Chips mit hohen Taktraten sind sinnvoll und die gibt es ja auch. Aber du hast nach kleinen µC mit hohen Taktfrequenzen gefragt, bzw. danach, die großen schnellen µC zu verkleinern. Was kann man mit einem mini kleinen Rechner anfangen, der besonders hohe Taktraten unterstützt? Mir fällt kein Anwendungsfall ein.
Danke für die Antworten, dann scheint dies tatsächlich eher ein Marketingentscheid sein. Nur leuchtet mir die Beschränkung trotzdem noch nicht ganz ein. Wenn es die Strukturbreite zulässt, einen M0 Kern genausoschnell zu takten wie ein M3, warum macht das kein Hersteller? Durch die Konkurrenz und Wettbewerb müssten diese doch einen möglichst hohen Takt anbieten wollen, der aus dem Die zu kriegen ist. Der Preis bleibt schliesslich derselbe. Und Peripherien wie ADC werden auch jetzt schon niedriger getaktet als der Kern selbst. Mir ist noch aufgefallen, das dies bei den 8051 eigentlich passiert ist, was ich hier hinterfrage. Als der rauskam wurde dieser vermutlich im niedrigen MHz bereich betrieben, heute gibt es chips mit 8051 Arch. und über 100MHz. Warum nicht auch bei anderen Kernen? Stefan U. schrieb: > @Operator S. > Ich denke, du hast mich völlig falsch verstanden. Ja ich denke wir sprechen aneinander vorbei. Mir geht es darum, so als Beispiel: Warum bietet ST einen M0 mit 48MHz, 64/8kb Speicher und einen M3 mit 72MHz, 64/8kb Speicher, aber keinen M0 mit 72MHz, 64/8kB Speicher an? Warum nicht den Kern behalten und evtl. die Peripherie für eine höhere Taktrate anpassen?
> Der Preis bleibt schliesslich derselbe.
Sicher? Mir hat mal jemand erzählt, dass Intel bei der Herstellung von
PC-Prozessoren etwa 50% Ausschuss hat. Das werden die Chips schon weg
geworfen, bevor sie in ein Gehäuse geklebt werden.
Operator S. schrieb: > Nur leuchtet mir die Beschränkung trotzdem noch nicht ganz ein. Wenn es > die Strukturbreite zulässt, einen M0 Kern genausoschnell zu takten wie > ein M3, warum macht das kein Hersteller? NXP LPC43xx macht genau das. Cortex M4 und M0 in einem Chip und mit >200MHz Takt.
Operator S. schrieb: > Nur leuchtet mir die Beschränkung trotzdem noch nicht ganz ein. Wenn es > die Strukturbreite zulässt, einen M0 Kern genausoschnell zu takten wie > ein M3, warum macht das kein Hersteller? Weil er am M3 mehr verdient? > Durch die Konkurrenz und > Wettbewerb müssten diese doch einen möglichst hohen Takt anbieten Die maximal mögliche Taktfrequenz ist bei µC so gar kein Argument. Viel wichtiger ist die enthaltene Peripherie (da zähle ich Flash und RAM jetzt einfach mal dazu). Dann die Architektur (wegen Toolchain und Einarbeitungsaufwand). Dann das Gehäuse. Dann Preis und Verfügbarkeit. Und ganz zum Schluß erst die Taktfrequenz. In 99% der Fälle sind µC die die anderen Specs erfüllen, auch schnell genug für die Aufgabe. Und im Gegensatz zu einem PC oder Server muß ein µC nur genau die eine Aufgabe schaffen für die er ausgewählt wurde. Leistung auf Vorrat zu kaufen bringt da rein gar nichts. > Mir ist noch aufgefallen, das dies bei den 8051 eigentlich passiert ist, > was ich hier hinterfrage. Als der rauskam wurde dieser vermutlich im > niedrigen MHz bereich betrieben, heute gibt es chips mit 8051 Arch. und > über 100MHz. Warum nicht auch bei anderen Kernen? Weil es nicht gebraucht wird? Dort wo es gebraucht wird (Desktop, Server) wird es ja gemacht. Und dort sind auch die Selektionskriterien wieder ganz andere als bei µC.
>Wenn du mir schon sagst ich solle über die Anwendungsfälle denken, dann >bedenke bitte das wir im Jahr 2016 sind. Da müsste das Flash ja mit 300 MHz laufen.
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