Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Willkürliche Vergabe von ECTS-Punkten


von Delmenhorster Geek-Girl (Gast)


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https://de.wikipedia.org/wiki/European_Credit_Transfer_System

Eine Frage die sich mir schon des längeren stellt:
Warum sind die CP eigentlich oft sowas von dermaßen von der Realität 
entkoppelt?

Man kann das sicherlich nicht auf alle Fächer beziehen, aber in vielen 
Fächern haben CP anscheinend nichts, aber auch gar nichts, mit dem 
realen Zeitaufwand zu tun. Vor meinem Studium dachte ich es gibt CP um 
einen gemeinsamen Leistungsrahmen zu haben (Zeitaufwand, Ertrag).

Wie verbindlich ist der Maßstab 30 Stunden = 1 ECTS-Punkt und wieviel 
Spielraum hat der Dozent mit der Regelung "Die Einschätzung des 
Arbeitsaufwandes liegt im Ermessen des Dozenten"?

Bei mir im Studium (B.Sc. + M.Sc.) entsprachen ca. zweidrittel der 
Module halbwegs dem ECTS-Aufwand, aber dann gab es Module, die jenseits 
von gut und böse rangierten: z.B. ein 3-CP Fach im Master (mündliche 
Prüfung, Thema: Aerosole, Nano, Partikel), das für den 
durchschnittlichen Studenten ca. 9 CP Aufwand bedeutete um gut bestehen 
zu können.

Ähnliches gilt für die Bachelorarbeit. Bei uns entsprach die 
Bachelorarbeit 12 CP und war auf einen Zeitraum von 10 Wochen Vollzeit 
ausgelegt, die meisten Studis haben aber 4 bis 5 Monate Vollzeit 
gebraucht. Das Verhältnis mit den CP Punkten ist in vielen Fällen 
einfach ein Witz, die BA ist doch im Endeffekt nicht großartig anderes 
wie eine Diplomarbeit, da wird teilweise nichtmal am Umfang was 
angepasst. Da wurden einfach mal teilweise Diplomarbeiten umgelabelt und 
am Umfang & Aufgabenstellung absolut nichts angepasst und am Ende zählt 
das ganze dann ungefähr soviel wie das 10-CP MSR-Modul. gaga

Wie sind eure Erfahrungen?

von pp (Gast)


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War bei mir ähnlich.

Bevorzugt kleine Fächer die viel mehr Zeit in Anspruch genommen haben 
als sie Punkte "wert" waren.

Ich hab immer belegt was mich interessiert hat und nicht wie einige nur 
das was schnell und einfach Punkte gibt.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Delmenhorster Geek-Girl schrieb:
> Warum sind die CP eigentlich oft sowas von dermaßen von der Realität
> entkoppelt?

Weil derjenige der die Punkte vergibt, eine andere Wahrnehmung hat als 
derjenige der die Punkte zu absolvieren hat.

> Wie verbindlich ist der Maßstab 30 Stunden = 1 ECTS-Punkt und wieviel
> Spielraum hat der Dozent mit der Regelung "Die Einschätzung des
> Arbeitsaufwandes liegt im Ermessen des Dozenten"?

Nicht verbindlich und viel Spielraum. Doch letztlich muss eine 
Akkreditierungskommission die Beurteilung absegnen. Dabei spielt 
Vergleichbarkeit und gesunder Menschenverstand eine große Rolle.

> Ähnliches gilt für die Bachelorarbeit. Bei uns entsprach die
> Bachelorarbeit 12 CP und war auf einen Zeitraum von 10 Wochen Vollzeit
> ausgelegt, die meisten Studis haben aber 4 bis 5 Monate Vollzeit
> gebraucht.

Dann ist die Themenstellung und der zugehörige Umfang falsch gewählt. 
Die Bachelorarbeit sollte in ECTS-Äquivalentzeitraum fertiggestellt 
werden.

> Das Verhältnis mit den CP Punkten ist in vielen Fällen
> einfach ein Witz, die BA ist doch im Endeffekt nicht großartig anderes
> wie eine Diplomarbeit, da wird teilweise nichtmal am Umfang was
> angepasst.

Ist das jetzt eine Behauptung? Kannst du das belegen? Kannst du das 
tatsächlich einschätzen?

von Delmenhorster Geek-Girl (Gast)


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Joe G. schrieb:
> Ist das jetzt eine Behauptung? Kannst du das belegen? Kannst du das
> tatsächlich einschätzen?

Ist bei uns an der Uni wirklich so.
Da werden Themen ausgeschrieben und können als Masterarbeit, 
Bachelorarbeit oder Projektarbeit belegt werden. Normalerweise müsste 
das Thema und der Umfang dann ja für jede dieser 3 Prüfungsformen 
spezifisch ausgelegt werden, aber nicht bei uns. Und dann wundern sich 
alle, warum bei uns die Bacheloranten alle gefühlt 'ne Ewigkeit 
brauchen.

von Ma B. (Gast)


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Das kenne ich, bei manchen Sachen ist das dann so definiert worden, so 
dass es das Endergebnis an ECTS gibt, was benötigt wird...

Z.B. einige Laborpraktika bringen 1 ECTS. 6 Versuche a 3-4 Stunden, 
Vorbereitung und ein ausführlicher Bericht, der natürlich ordentlich 
gesetzt sein muss. Naja. rechnen wir mal die Vorbereitung ein, da die 
Dinger parallel zur Vorlesung üblicherweise Laufen, dauert allein das 
schon lange, da man sich die später vorkommenden Themen schonmal 
erarbeiten muss, die Grundlagen, auf denen diese basieren ggf. auch. Ist 
man nett und geht aufgrund dieser Umstände von je 2 Stunden Vorbereitung 
aus, dann landet man bei 21+12 = 33 Stunden und hat noch keinen Bericht 
getippselt, ne Grafik erstellt oder aber gesetzt.

Oder Physik I.. (gut mittlerweile etwas anders) Hausaufgaben zur 
Klausurzulassung. 9-10 Stunden pro Woche keine Seltenheit, weil nahezu 
alles trotz regelmäßigem Vorlesungsbesuch selbst recherchiert werden 
musste. also etwa im Mittel 9,5h+ 2h Vorlesung = 11,5h * 14 Wochen also 
etwa 160 Stunden, wenn man notentechnisch minimalistisch rangeht. Hier 
ist noch keine Minute Klausurvorbereitung drin..

Dafür spart man an Mathe III oder so, was es im Diplom machen musste. 
Man braucht es für manch andere Module, jedoch passte es nicht mehr 
rein. Wird halt dann erst im Master angeboten inhaltlich. Naja egal. 
Dann machste im 4. Semester halt was, wo du Mathe III brauchst zur 
Interpretation/Druchführung, hast Mathe III aber, wenn überhaupt, als 
Wahlpflicht im Master....


Ich wünsche mir das Diplom zurück. Angeblich wurde der Bachelor ja von 
der Industrie gefordert, aber ehrlich gesagt: Die Industrie schadet sich 
damit selbst und merkt ads auch.

Ich hab bald meinen B.Sc. in Elektrotechnik fertig und interessiere mich 
auch privat für einiges, aber dennoch wäre ich nicht bereit nach dem 
Bachelor irgendwas kommerzielles zu entwickeln....

Zumal im Master für Nachrichtentechnik / Kommunikationstechnik jedes 
spezifische Modul noch Introduction to ... oder Einführung in ... 
heißt.... (Gibt wohl Master of Master of Science? :D)

von Benji (Gast)


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Ma B. schrieb:
> Ich hab bald meinen B.Sc. in Elektrotechnik fertig und interessiere mich
> auch privat für einiges, aber dennoch wäre ich nicht bereit nach dem
> Bachelor irgendwas kommerzielles zu entwickeln....

Fairerweise musst du aber dazu sagen dass du auch nach Diplom, Master, 
vielleicht sogar Doktor dazu auch nicht in der Lage wärst.
Bestenfalls bist du dann ein besserer Bastler mit Theoriebackground.

Dazu brauchst du Zeugs die lernst du draußen in der Industrie, in echten 
Projekten.
Ist aber jetzt keine Anklage gegen Hochschulen, dafür sind sie ja nicht 
zuständig.

von Delmenhorster Geek-Girl (Gast)


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pp schrieb:
> Bevorzugt kleine Fächer die viel mehr Zeit in Anspruch genommen haben
> als sie Punkte "wert" waren.
>
> Ich hab immer belegt was mich interessiert hat und nicht wie einige nur
> das was schnell und einfach Punkte gibt.

Du hast insofern Recht, als dass man das machen sollte, was einem liegt 
und Spass macht. Problem ist oftmals, dass wenn mehrere Profs meinen ihr 
Fach sei das wichtigste, man schnell bei 60 bis 70 Std/Woche angelangt 
ist.

Ich bin mit meinem Studium zwar mittlerweile durch, aber einige dieser 
"ECTS-Schwindel" treiben mich noch um. Vor allem dieses besagte 3 CP 
Fach, für das ich damals gefühlt eine Ewigkeit gelernt habe (Vorlesung, 
regelmäßige Vor- und Nachbereitung und bestimmt 3 bis 4 Wochen Vollzeit 
Prüfungsvorbereitung.)

Das Blöde war auch noch, dass es eine mündliche Prüfung war, was im 
Prinzip ok ist, aber man für diese mündliche Prüfung alle wichtigen 
Herleitungen, Definitionen, Gleichungen (Differentiale, Integrale, 
Gradienten) und die Musterlösungen der Übungsaufgaben drauf haben 
musste, inkl. Vorrechnen in der mündlichen Prüfung. Alles aus dem Kopf, 
Unterlagen nicht erlaubt. Wahnsinn! Zusätzlich x Papers in Englisch und 
das scheiß Buch zur Vorlesung war im Prinzip auch prüfungsrelevant, auch 
wenn nur implizit und nie explizit erwähnt.

3 CP my ass.

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Delmenhorster Geek-Girl schrieb:
> Wie verbindlich ist der Maßstab 30 Stunden = 1 ECTS-Punkt und wieviel
> Spielraum hat der Dozent mit der Regelung "Die Einschätzung des
> Arbeitsaufwandes liegt im Ermessen des Dozenten"?
Ja, so ist es.
Und die Dozenten werden nach Stunden bezahlt!
Es gibt halt leichte Fächer und schwere Fächer.
Und es gibt Fächer die hatten früher doppelt soviel SWS wie sie am Ende 
zu diplomzeiten hatten. Die Inhalte wurden aber ned den verringerten 
SWS-Zhal angepasse. Das war halt so!
> Bei mir im Studium (B.Sc. + M.Sc.) entsprachen ca. zweidrittel der
> Module halbwegs dem ECTS-Aufwand, aber dann gab es Module, die jenseits
> von gut und böse rangierten: z.B. ein 3-CP Fach im Master (mündliche
> Prüfung, Thema: Aerosole, Nano, Partikel), das für den
> durchschnittlichen Studenten ca. 9 CP Aufwand bedeutete um gut bestehen
> zu können.
Typischer Fall.
Der Dozent wollte sein Skrip nicht der Reduzierung an SWS-Anzahl 
anpassen.
Sowas gibt`s und wird`s auch weiter geben.
Einzige Hoffnung:
Ein neuer Dozent kommt!
Und hoffentlich hat der sein Skript das zeitlich den ECTS-Aufwand 
angepasst ist!

von Mark B. (Gast)


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Naja, das geht so: Am Ende vom Bachelor braucht man 180 CP bis 210 CP. 
Die verteilt man nach Belieben, mit einer Prinzipiellen Tendenz das 
schwierigere Fächer mehr Punkte bekommen. Und dann definiert man, wie 
viele Stunden man für jedes Fach braucht, und zwar so, dass die CP genau 
nach Plan den Arbeitsaufwand ergeben.

Das Problem ist nur, dass der definierte Arbeitsaufwand nicht dem 
tatsächlichen entspricht. Da wird schonmal eine Übung, die mindestens so 
wichtig zum Bestehen ist wie die Vorlesung selbst, zum "Zusatzangebot" 
umdefiniert, damit auf dem Papier alles stimmt.

von Gerald M. (gerald_m17)


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Naja, die ECTS sind ja sowieso an die SWS angelehnt. Es gilt prinzipiell 
ECTS = 1.5 * SWS +-1 (Erfahrungswerte)
Wenn man zuhause viel nacharbeiten muss, wird das in beiden Systemen 
nicht passen.
Dass Bachelorarbeiten und Master/Diplomarbeiten gleich sind, kommt wohl 
auf die Hochschule und das Institut an. Natürlich werden Themen für alle 
ausgeschrieben, aber bei uns ist es definitiv anders vom Umfang und 
Tiefe der Arbeit. Dagegen sind Master und Diplomarbeiten äquivalent. An 
einem anderen Institut an unserer Hochschule (andere Studienrichtung) 
ist dies anders. Die Masterarbeit geht nur ein Semester, während die 
Diplomarbeit über 2 Semester ging. Aus diesem Grund sind Physiker an den 
"Ingenieur-Physik-Mischinstituten" mittlerweile recht beliebt, da die 
Masterarbeit immer noch über 2 Semester dauert.
Bachelor sind wegen der 3 monatigen Dauer recht unbeliebt und werden 
kaum in die Forschung integriert. Ich selbst nehme sie auch nur ungern. 
Da lohnt sich das einarbeiten nicht (was ein Bachelor in der 
Bachelorarbeit macht, macht ein Doktorand in 2 Wochen. Und das bei 
weniger Zeitaufwand und im Normalfall weniger Kosten, da er nicht so 
viel kaputt macht)
Mit einem 2 semestrigen Master lässt sich gut forschen (die kann man 
irgendwann alleine arbeiten lassen) mit einem 1 semestrigen weiß man 
zumindest, dass er etwas gelernt hat. Wenn er gut war kann man die 
Ergebnisse auch weiter nutzen.
So zumindest meine Erfahrung

von klausi (Gast)


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Mark B. schrieb:
> Naja, das geht so: Am Ende vom Bachelor braucht man 180 CP bis 210
> CP. Die verteilt man nach Belieben, mit einer Prinzipiellen Tendenz das
> schwierigere Fächer mehr Punkte bekommen. Und dann definiert man, wie
> viele Stunden man für jedes Fach braucht, und zwar so, dass die CP genau
> nach Plan den Arbeitsaufwand ergeben.
>
> Das Problem ist nur, dass der definierte Arbeitsaufwand nicht dem
> tatsächlichen entspricht. Da wird schonmal eine Übung, die mindestens so
> wichtig zum Bestehen ist wie die Vorlesung selbst, zum "Zusatzangebot"
> umdefiniert, damit auf dem Papier alles stimmt.

So ist es. Der Wandel zum Bologna-System hat nie stattgefunden. Es wurde 
mit aller Gewalt das alte System beibehalten, und alle Probleme die 
Bologna lösen sollte eher noch verschärft. Die Leidtragenden sind die 
"sehr geehrten" Studierenden/innen.

von Zini das Wuslon (Gast)


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Seid doch froh, dass die Hammer Fächer nicht stärker gewichtet werden 
als normale und leichte. So muss man da bei diesen nicht unbedingt eine 
top Note hinlegen um am Ende noch einen brauchbaren Notenschnitt zu 
haben.

Das kann wiederum sogar Zeit sparen.
Bei uns gabs Prüfungen wo kaum jemand eine 1.x geschafft hat... da hin 
zu kommen ohne Genie zu sein wäre extrem hoher Aufwand gewesen.
Ein Glück das solche Prüfungen eben nicht nach realem Aufwand gewichtet 
waren ;-)

von Willi (Gast)


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Mark B. schrieb:
>> Naja, das geht so: Am Ende vom Bachelor braucht man 180 CP bis 210
>> CP.


Unfug, BA-Studiengänge können eine Regelstudienzeit (Vollzeit) von 6--8 
Semestern haben und somit kann es Nötig sein auch 240 ECTS zu sammeln.

Zweisemestrige Masterarbeiten sind nicht möglich! Die KMK legt als max. 
30 ECTS für die Masterarbeit fest -- die Physiker machen vor der 
Masterarbeit i. d. R. ein Projektpraktikum, dass Inhaltlich zur 
Masterarbeit führen kann aber nicht muss! Wer was drauf hat sieht sich 
da nicht nur ein projekt an;) (wer nichts drauf hat vermutlich auch;))

von Harald Meier (Gast)


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Viele Profs haben nicht im Blick, wieviel die jeweilige Veranstaltung im 
ganzen Unialltag ausmacht. Da werden kleinere Veranstaltungen mit wenig 
Credits schonmal zu einem riesigen Arbeitsaufwand.

Auch halten sich einige narzisstische Profs selbst für ungeheuer wichtig 
und gehen wohl davon aus, dass ihre Vorlesung die einzige ist, die man 
im Semester belegt hat.

von Purzel H. (hacky)


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> Eine Frage die sich mir schon des längeren stellt:
Warum sind die CP eigentlich oft sowas von dermaßen von der Realität
entkoppelt?



Hier werden die Minimalisten demaskiert. Die Schleifer wollen mit einem 
minimalen Aufwand zum diplom und denken dann sie haettens drauf.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Es ist tatsächlich sehr interessant, mal so ungefiltert (mit Abstrichen) 
die Sicht der Studierenden zu lesen. Was ich meist herauslese, sind ganz 
persönliche individuelle Wahrnehmungen. Sozusagen die eigene Vorstellung 
der Realität. Doch entspricht diese Vorstellung der Wahrheit? Was ist 
die Wahrheit? Um sich ansatzweise eine gänzlich andere Sichtweise 
vorzustellen, hilft oft ein radikaler Perspektivwechsel – ganz 
unvoreingenommen.

Wie würdet ihr ein Elektrotechnik-, Informatik-, Maschinenbau-, 
Automatisierungstechnik-, Physikstudium aufbauen?
Welche Fächer müssen vermittelt werden um auch noch in 10, 20 oder 30 
Jahren berufsfähig zu sein?
Wie sind diese einzelnen Fächer zu wichten?
Wie ist das Studium didaktisch aufzubauen?
Wie wird ein modularisiertes Studium möglich, um einfache 
Studiengangswechsel durchführen zu können?
Wie ist die Durchgängigkeit von der Grundschule bis zur Promotion?
Wie ist die Kompatibilität zu anderen Hochschulen und Universitäten?

Beantwortet euch mal diese Fragen. Wenn ihr diese Fragen, sowie noch 
eine ganze Anzahl weiterer Fragen gelöst habt, dann habt ihr ein Entwurf 
für Curriculum. Wenn dieses Curriculum auch noch einige Semester (mit 
Änderungen und Anpassungen) im Einsatz ist, dann habt ihr ein 
studierbares Curriculum.

Und nun wieder der Perspektivwechsel. Was hat sich in eurer Sichtweise 
geändert?

von Marx W. (Gast)


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Willi schrieb:
> Unfug, BA-Studiengänge können eine Regelstudienzeit (Vollzeit) von 6--8
> Semestern haben und somit kann es Nötig sein auch 240 ECTS zu sammeln.

Genau!
Und was ist der Unterschied von Bac. = 240 ECTS und  Bac. mit < 240 
ECTS?

Denn es ist auch möglich einen sogenannten 2 Fach Bac. zu bauen mit 120 
ECTS im Hauptfach und 60 ECTS im Nebenfach.

Einfach wunderbar die Welt von Bologna.

von Marx W. (Gast)


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Joe G. schrieb:
> Welche Fächer müssen vermittelt werden um auch noch in 10, 20 oder 30
> Jahren berufsfähig zu sein?
Ganz klar:
Wir müssten ein
a) Ein Bildungssystem im Jugendalter haben dass zum eigenständiges
   Lernen befähgigt.
b) Ein Bildungssystem  vorgehalten wird,  das  lebenslanges Lernen
   ermöglicht.

Nur sowas wird in der DDR 4.0 def. nicht kommen!

von Marx W. (Gast)


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Gerald M. schrieb:
> Naja, die ECTS sind ja sowieso an die SWS angelehnt. Es gilt prinzipiell
> ECTS = 1.5 * SWS +-1 (Erfahrungswerte)

Waa?
Also 1 ECTS soll mal 0,5 SWS und dann wieder 2,5 SWS entsprechen?
Wäre schon ziemlich extrem diese Schwankungsbreite!
Ich kenn`s so, das ein Semester 30 ECTS sind!
Da ja Rahmenstudienzeiten immer in Semestern angegeben wurden, konnte 
die Umrechnung nur auf den Weg gehen:
30 ECTS hat ein Semester, dann wurde auf die einzelnen Fächer 
runtergebrochen, also die ECTS auf die SWS proportional dann verteilt.
Und:
Ich kenn es nur so wie es hier gerechnet wird:
https://www.fernuni-hagen.de/mathinf/studium/sws_ects.shtml
Also 10 ECTS sind eine Workload von 300 h was ~ 6 SWS sind.
1 ECTS ~ 1,67 SWS!
Und:
Bei der Workload muß auch immer die Vor.- und Nacharbeit im Semester 
mitgerechnet werden!
Und:
Die Regelstudienzeit war was wo man Hochschulen in der Qualität 
beurteilen konnte.
Und zwar der Qualität ihres "Studienbetriebes"!

von Marx W. (Gast)


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Joe G. schrieb:
> Und nun wieder der Perspektivwechsel. Was hat sich in eurer Sichtweise
> geändert?

Nix!

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Marx W. schrieb:
> Nix!

Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und 
das nennen sie ihren Standpunkt.

von H. K. (spearfish)


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Also hier in Österreich werden die Studienpläne und auch ECTS-Punkte von 
einer Kommission an der Universität festgelegt. Dieser Kommission 
gehören hauptsächlich Professoren an und ein paar Studierendenvertreter 
(die aber, da in der Minderheit, mehr als Beobachter dort sind...). Was 
ich weiß: Die Professoren haben eine gewisse Vorstellung, wie das 
Studium an "ihrer" Universität aussehen soll, welche Schwerpunkte gelegt 
werden usw. Außerdem mögen es Professoren im Allgemeinen nicht so 
wirklich, wenn man sich in ihre Lehre einmischt (ist glaube ich auch 
rechtlich nicht möglich, einem Prof vorzuschreiben, er soll weniger 
Stoff machen, damit die ECTS-Punkte passen...)... dh jeder einzelne 
Professor hat natürlich auch eine eigene Vorstellung davon, wie "seine" 
Lehrveranstaltungen aussehen.

Die ECTS-Punkte kommen bei solchen Sitzungen meist erst ganz zum Schluss 
zur Sprache. Und zwar in der Form: Wie kommen wir auf die 180ECTS, die 
vorgeschrieben sind?

Das Gegenteil von gut ist eben gut gemeint. Und die Bolognareform ist 
genau so ein Fall.
Einige Studiengänge wehren sich ja mit Haupt und Haar dagegen, in das 
Bachelor/Master-System übernommen zu werden z.B. die Juristen.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Delmenhorster Geek-Girl schrieb:
> Du hast insofern Recht, als dass man das machen sollte, was einem liegt
> und Spass macht.
Als kleiner Denkanstoß: nach 20 Jahren sagt man sich dann "hätte ich 
doch besser das gemacht, was der Markt braucht und will". Bespassen 
kann man sich noch in der Freizeit...

Joe G. schrieb:
> Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0.
> Und das nennen sie ihren Standpunkt.
Quelle: A. Einstein.

von Mark B. (Gast)


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Harald Meier schrieb:
> Viele Profs haben nicht im Blick, wieviel die jeweilige Veranstaltung im
> ganzen Unialltag ausmacht. Da werden kleinere Veranstaltungen mit wenig
> Credits schonmal zu einem riesigen Arbeitsaufwand.
>
> Auch halten sich einige narzisstische Profs selbst für ungeheuer wichtig
> und gehen wohl davon aus, dass ihre Vorlesung die einzige ist, die man
> im Semester belegt hat.

Da ist definitiv was dran.

Leider gehen viele Profs davon aus, dass ihre Studenten sich in 2 SWS 
das Wissen aneignen können, was sie selber in 20 Jahren angehäuft 
haben...

Teilweise überzogene Anforderungen, grade bei Profs/Dozenten, die sich 
für den Mittelpunkt des Universums halten und das sind nicht wenige.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Lothar M. schrieb:
> Quelle: A. Einstein.

Wikipedia sagt:
Fälschlich zugeschrieben oder zweifelhaft
"Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit Radius Null - und das 
nennen sie ihren Standpunkt." - Neben Einstein auch David Hilbert und 
Leonhard Euler zugeschrieben

von Hanro M. (Gast)


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Zu den Credit Points lässt sich sagen, dass sie mitunter recht 
willkürlich gewählt sind. Der Gedanke dahinter ist zwar nachvollziehbar, 
aber in der Realität kaum anwendbar.

Zum Verständnis sei es trotzdem kurz erklärt: CP umfassen jegliche Zeit, 
die du konkret für das Studium aufwenden sollst (Vorlesungen, 
Nachbearbeitung, Tutorien, Übungsaufgaben, etc.).

Natürlich ist es dir relativ freigestellt, wie du diese Zeit konkret 
verwendest. Beispielsweise macht es gelegentlich Sinn Vorlesungen zu 
meiden und stattdessen den Stoff selbst zu erarbeiten.

Zur "Anwesenheitspflicht" ist anzumerken, dass es jede Uni / jeder 
Studiengang  jeder Professor  jeder whatever anders handhabt. De facto 
gibt es zwar keine Anwesenheitspflicht mehr im Studium (mit Ausnahme 
vielleicht von Seminaren oder Laborpraktika, bei denen du 
projektorientiert arbeitest), aber mitunter setzen manche Professoren 
Anwesenheit in Übungen u.ä. voraus.

Aber das lässt sich nicht verallgemeinern.

Letztlich sei noch erwähnt, dass sich dieser Workload von 30 CP pro 
Semester theoretisch rechnerisch auf das gesamte Semester verteilt - 
also inklusive der vorlesungsfreien Zeit. In dieser Zeit hast du aber 
natürlich keine Veranstaltungen mehr, bzw. die Prüfungen sind meist auch 
schon vorbei.

Dem entsprechend verteilt sich der Workload aber auch stärker auf die 
Vorlesungszeit (daher solche Horrorgeschichten wie 60-Stunden-Woche).

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Hanro M. schrieb:
> Dem entsprechend verteilt sich der Workload aber auch stärker auf die
> Vorlesungszeit (daher solche Horrorgeschichten wie 60-Stunden-Woche).

Moment mal, lass mich rechnen:
30 ECTS sind 900h Workload macht 150h pro Monat nach deiner Rechnung:
Im Schntt sind 3 Monate im Jahr Semesterferien.
Was nochmal 50h pro Vorlesungssmester auf die 150h draufpakt.
Macht 200h Workload pro Vorlesungsmonat.
Mit einen etwas suboptimalen Vorlesungsplan kann man von einer 
Anwesenheit von 50-60 h/Woche an der Hochschule rechnen.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Cha-woma M. schrieb:
> Moment mal, lass mich rechnen:

Unterschiedliche Auslegungen sind hier nicht sinnvoll. Es sind und 
bleiben 150h/Monat. Um seriös die Tagesbelastung auszurechnen, darfst du 
folgende Rechnung annehmen.
Arbeitstage im Jahr 253 (abgezogen sind Wochenenden und Feiertage)
Urlaubstage im Jahr 30
Arbeitsstunden pro Tag: (1800h Workload) / (253-30) = 8.07h/Tag
Es wird also davon ausgegangen, dass der Student auch in den 
Semesterferien (bis auf die 30 Tage Urlaub) kontinuierlich 8,07 h pro 
Tag etwas für sein Studium tut. Macht er das auch tatsächlich, so wird 
er die Aufgaben die innerhalb eines Semesters anfallen auch in 
angemessener Zeit bewältigen. Macht er 3 Monate blau, so muss er halt im 
Semester mit 50-60 h/Woche sein Versäumnis wieder aufholen. So ist nun 
mal das Leben :-)

: Bearbeitet durch User
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