Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik MosFET Treiber


von HeadyCS (Gast)


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Kurz zum Vorhaben: ein Fremderregter Gleichstrommotor 24V, 55A soll mit 
einer H-Brücke und PWM angesteuert werden. Die PWM Frequenz wird wohl 
zwischen 500 Hz - 10 kHz werden. Die PWM kommt aus einem Arduino Uno mit 
5V Pegel.

Folgenden MosFET-Typ werde ich verwenden: IRF3205
(jeweils 3 Stück parallel pro strang sollte reichen)


Ich habe die letzten Tage nach einen passenden MosFET-Treiber im DIP 
Gehäuse gesucht. Ich möchte gerne einen IR21... verwenden. Die 
Beschaffung gestaltet sich aber schwierig da ich gerne bei Conrad 
bestellen möchte. Conrad hat (nurnoch?) eine Hand voll und da ist nichts 
passendes dabei.

http://www.irf.com/product/_/N~1njcii

Den IRS2186PBF hatte ich auch im Auge, aber der Preis von 6,24€ pro 
Stück + magere Beschaffung 
https://www.google.de/search?q=IRS2186PBF&ie=utf-8&oe=utf-8&gws_rd=cr&ei=ao_kVqPsH4eBU772nLAN#q=IRS2186PBF&tbm=shop 
ist mir doch etwas zu viel, vor allem weil die ganze Schaltung noch 
experimentell ist und es passieren kann, dass ein Bauteil kaputt geht.

Jetzt wird es der IR2184, gibts bei Reichelt für 1,99€

http://www.irf.com/product-info/datasheets/data/ir2184.pdf

Jetzt die Frage: welchen Wert sollte der Kondensator zwischen Vs, Vb 
und Vcc - COM haben, Auslegung?
Sowie die Diode zwischen Vcc und Vb?

von Sascha (Gast)


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3 Stück parallel brauchst du nicht, einer allein kann schon 110A. Musst 
nur auf Kühlung und flotte Schaltzeiten Wert legen.

Bootstrap Diode muss ne Schottky sein mit Sperrspannung größer gleich 
Vcc.

Der Kondensator bestimmt sich aus der Gatekapazität des Mosfets, der PWM 
Frequenz und den auftretenden Leckströmen. Nimm 10-100nF, kein Elko.

Deine angestrebte PWM Frequenz liegt im hörbaren Bereich.

von Alfred B. (alfred_b979)


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Sascha schrieb:
> muss ne Schottky sein

Die Bootstrap-Diode muß mindestens die Betriebsspannung der Brücke plus 
die "gebootstrappedte" Gatespannung verkraften. (Und die gepulsten 
Nachladeströme in ähnlicher Höhe, die auch der Treiber bringt.)

"Schnellere" Dioden (t_rr) sind von Vorteil, da ja f(max) 10kHz. Dafür 
gut, vorteilhaft, aber nicht zwingend (nix "muss") eine Schottky. 
Wichtiger aber (was Du gar nicht erwähnt hast):

Sehr großen Einfluß hat der geplante Duty-Cycle. Ich bin nicht sicher, 
was da Sache ist hier, da ich von

HeadyCS schrieb:
> Fremderregter Gleichstrommotor

wenig bis gar keinen Schimmer habe. Deshalb kann ich nix zur benötigten 
Kapazität sagen. Außer, daß man für Betriebsfrequenzen, die sowohl 
500Hz, als auch 10kHz erreichen können, wahrsch. einen Elko mit einem 
FoKo oder KerKo parallel schalten sollte.

Oder gleich eine dauerhafte Versorgung der Highside mit einer 
555-Ladungspumpe, das ließe beliebige Duty-Cycle-Verhältnisse zu.

Sascha schrieb:
> Deine angestrebte PWM Frequenz liegt im hörbaren Bereich.

Das dürfte ihm/ihr klar sein.

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Du kannst Dir auch den IRFB3077 anschauen. Ich hab mal einen Fahrregler 
mit 48V und 4x4 dieser FETs gebaut. Wenn schon Strom, dann richtig!

Die IR2110/IR2113 werden so schnell nicht aussterben, die sind in soooo 
vielen Designs verwendet worden... was Conrad da noch auf Lager hat 
würde ich nicht als Maßstab nehmen.

Versuch mit Deiner Schaltfrequenz unter 500 Hz zu bleiben. Alles darüber 
erzeugt einen sehr ekligen Pfeifton, auf den niemand Lust hast.

Wenn Du dauerhaftes Einschalten der high-side brauchst, leg das Netzteil 
für die 5V so aus, daß es Dir zusätzlich 2x 12..15V potentialfrei als 
Hilfsspannung dafür liefert.

von HeadyCS (Gast)


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Der Fremderregte Gleichstrommotor ist ein Fahrmotor und diesmal ist 
Sound erwünscht. ;-)


Die PWM Frequenz soll später im Betrieb fest sein. Im Testbetrieb werden 
verschiedene Werte ausprobiert.

Gibts da eine Informationen zur Auslegung des Bootstrap Kondensators bei 
den IR21..., gerne auch eine Näherungsweiße Formel?


Guter Hinweis mit dem Duty-ciyle, Tastgrad.

Ich habe die Schaltung in LTspice mal simultiert.

100% Tastverhältnis am Eingang ist möglich. Dabei entlädt sich der 
Kondesator, bei unterschreiten einer Schwellspannung schaltet der 
High-Side MosFET kurz aus und der Kondensator wird automatisch neu 
aufgeladen.

siehe Anhang grauer Graph

Wie gut oder schlecht das für den jeweiligen MosFET zwecks 
Verlustleistung ist, müsste man noch untersuchen.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Sascha schrieb:
> 3 Stück parallel brauchst du nicht, einer allein kann schon 110A.

Nö. Das Gehäuse limitiert den max. Strom auf 75A (Fussnote lesen!). Da 
ein 55A Motor beim Anlaufen auch gerne mal 200A aufnehmen kann, sind 3 
Stück gerade richtig.
Ich nehme gerne den IR2110 mit seinem hohen Treiberstrom und rüste ihn 
mit 100µF/50V Bootstrap Kondensator bei 12V Vcc aus. Daran hängen dann 3 
IRFB3207/3205 mit jeweils 12 Ohm Gatevorwiderstand. Das funktioniert 
hervorragend mit unseren 48V/4kW BLDCs.

HeadyCS schrieb:
> Gibts da eine Informationen zur Auslegung des Bootstrap Kondensators bei
> den IR21..., gerne auch eine Näherungsweiße Formel?

IR hat da irgendwo eine Application Note dazu. Als Regel gilt, das der 
Bootstrap Kondensator ohne grossen Spannungseinbruch die Gates der 
MOSFet aufladen kann, selber also deutlich grösser sein sollte, als die 
kombinierte Gateladung der angeschlossenen MOSFet. 100µF sind sicher 
übertrieben, funktionieren aber so gut, das ich mir da keine weiteren 
Gedanken mache.

: Bearbeitet durch User
von Axel R. (Gast)


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Eine Schottky Diode würde ich wegen dem Leckstrom (Ich habe was von 2mA 
gelesen) wahrscheinlich eher nicht nehmen, sondern was schnelleres 
bipolares UF400x oder BYV27?
https://www.reichelt.de/BY-BYX-EM-ER-Dioden/BYV-27-200/3/index.html?ACTION=3&GROUPID=2989&ARTICLE=6376&OFFSET=16&;

von Sascha (Gast)


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100µF Bootstrap?

Der Kondensator muss das Gate laden können und dann musst du noch 
bischen Ladung draufrechnen für die Leckströme. Aber da reichen auch 
100nF und wenn das kein Elko ist fällt da ein Teil des Leckstroms gleich 
mit weg.

Guck mal ins Datenblatt vom Mosfet, was du da für nen Leckstrom erwarten 
kannst. Selbst bei mehreren Sekunden Einschaltzeit vom Highside FET sind 
100nF ausreichend, 1µF maximal.

Und wo siehst du bitte die Begrenzung auf 75A. Das ist die thermische 
Begrenzung im Linearbetrieb bei einer Junction Temp. von 175°C. Die wird 
doch bei ner PWM mit vernünftigen Schaltzeiten nie erreicht. Und 
kurzzeitig gehen bis 390°C, das ist der Wärmewiderstand Junction to 
Case.

Wenn der Motor natürlich jetzt von 0 auf 100% PWM Duty hochgefahren wird 
und dann der Highside FET nach mehreren Sekunden aus der Sättigung kommt 
und dann im Linearbetrieb massive Verlustleistung entwickelt...dann ist 
nicht der Mangel an FETs Schuld wenn die Schaltung stirbt. Dann sterben 
3 parallel auch.

von Sascha (Gast)


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390A meinte ich.

von Alfred B. (alfred_b979)


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Matthias S. schrieb:
>> Gibts da eine Informationen zur Auslegung des Bootstrap Kondensators bei
>> den IR21..., gerne auch eine Näherungsweiße Formel?
>
> IR hat da irgendwo eine Application Note dazu.

Auszug aus IR´s Design Tip DT04-4 als Anhang. Also leider - wie man 
sieht - ohne Berücksichtigung des Duty-Cycle.

Sascha schrieb:
> Linearbetrieb

Das habe ich anders verstanden:

(5) Calculated continuous current based on maximum allowable
    junction temperature. Package limitation current is 75A.

...heißt doch einfach nur, der erlaubte Dauerstrom (im durchgeschalteten 
Zustand) ist auf 75A reduziert.

: Bearbeitet durch User
von Alfred B. (alfred_b979)


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HeadyCS schrieb:
> Der Fremderregte Gleichstrommotor ist ein Fahrmotor und diesmal ist
> Sound erwünscht. ;-)
>
> Die PWM Frequenz soll später im Betrieb fest sein. Im Testbetrieb werden
> verschiedene Werte ausprobiert.

Den "Soundspaß" also nur für die Testphase? (Denn eine feste Frequenz 
wird keinen besonderen Spaß bereiten. Obwohl echten Spaß wohl eh erst 
eine "Imitation" eines Sportwagens mit Schaltgetriebe machen würde. 
Nicht unmöglich, nur schwierig...)

HeadyCS schrieb:
> 100% Tastverhältnis am Eingang ist möglich. Dabei entlädt sich der
> Kondesator, bei unterschreiten einer Schwellspannung schaltet der
> High-Side MosFET kurz aus und der Kondensator wird automatisch neu
> aufgeladen.
>
> siehe Anhang grauer Graph
>
> Wie gut oder schlecht das für den jeweiligen MosFET zwecks
> Verlustleistung ist, müsste man noch untersuchen.

Wenn´s Dir egal ist, ob Du diese Einbußen allgemein (ohne stärkere 
Auswirkungen) hast, wäre evtl. noch abzuklären, ob es nicht doch zu 
unerwünschten Einflüssen aufs Beschleunigungs- und Bremsverhalten führt. 
Oder nicht? Wie gesagt - keinen Schimmer...;-)

Deshalb hätte ich (und scheinbar auch Ben B.) eine extra 
Spannungsversorgung der Highside für gut befunden.

: Bearbeitet durch User
von Sascha (Gast)


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Alfred B. schrieb:
> Matthias S. schrieb:

>
> Das habe ich anders verstanden:
>
> (5) Calculated continuous current based on maximum allowable
>     junction temperature. Package limitation current is 75A.
>
> ...heißt doch einfach nur, der erlaubte Dauerstrom (im durchgeschalteten
> Zustand) ist auf 75A reduziert.

Nein, das heisst dass der Dauerstrom auf 75A reduziert ist, wenn die 
Temperatur gleichzeitig ihr Maximum hat.

Solange der FET noch nicht 175°C hat, darf er 110A Dauerstrom leiten. 
Und wie lange das ist, hängt von der Wärmekapazität des Packages und der 
Kühlung ab.

Duty Cycle ist für den Bootstrap irrelevant, vorrausgesetzt in der low 
side Leitphase kann der Bootstrap Kondensator wieder voll werden. Da 
gibts bei Si Dioden natürlich ne Mindestzeit bis die leiten. Deswegen 
sind Schottky vorzuziehen, die haben nur ihren ohmschen Widerstand der 
die Ladezeit bestimmt.

Relevant ist die Dauer der High Side ON Phase. Durch die Leckströme darf 
die nicht beliebig lang werden.

Leckstrom der Schottky Diode ist an der Stelle das kleinere Übel, man 
erkauft sich weniger lange HighON-Zeit mit deutlich kürzerer LowON-Zeit 
was letztlich den Duty Cycle näher an 100% schiebt.

Da es ja laut TE scheinbar möglich ist, jeweils kurz die low Side 
einzuschalten um den Bootstrap Kondensator wieder zu laden, ist das ne 
legitime Möglichkeit um die High Side FAST 100% der Zeit eingeschaltet 
zu lassen.

von Alfred B. (alfred_b979)


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Sascha schrieb:
> Solange der FET noch nicht 175°C hat, darf er 110A Dauerstrom leiten.
> Und wie lange das ist, hängt von der Wärmekapazität des Packages und der
> Kühlung ab.

Das wird hier kaum jemand bestreiten. Aber das:

Sascha schrieb:
> Und wo siehst du bitte die Begrenzung auf 75A. Das ist die thermische
> Begrenzung im Linearbetrieb

...schon. Denn das Limit bezieht sich auf den durchgeschalteten Zustand. 
(Natürlich wird bei höherer Temperatur der R_DS(ON) größer, aber wie Du 
sicher weißt, hat das ... nix zu tun.)

Nicht ablenken, erwischt! ;-) Nicht böse sein. Mehr oder weniger kleine 
Fehler mache auch ich sehr oft, davon geht die Welt nicht unter. (Also 
nicht als persönlichen Angriff verstehen. Oder daß ich mir einbilden 
würde, schlauer zu sein.)

Aber diese Fehler sollte man dann halt - soweit sachdienlich / nötig - 
bei Gelegenheit aufdecken (selbst, oder halt andere), denn den Lesern 
sollte man (nach bestem Wissen und Ge-Wissen natürlich) "die Wahrheit" 
sagen. Sonst merken die sich Unsinn. Und wir "sind schuld"... O.O

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Sascha schrieb:
> Solange der FET noch nicht 175°C hat, darf er 110A Dauerstrom leiten.
> Und wie lange das ist, hängt von der Wärmekapazität des Packages und der
> Kühlung ab.

Der Chip ja, aber die Pins doch nicht. Schau dir bitte mal den 
Querschnitt eines Sourcepins beim TO220 an, da schickst du keine 110A 
drüber, wenn das einigermassen sicher designed werden soll. Selbst 75A 
sind höchstens dann akzeptabel, wenn da genügend Erholungszeit zwischen 
ist. Die Drain lässt sich über die Kühlfahne kontaktieren, aber die 
Source eben nicht.

: Bearbeitet durch User
von Alfred B. (alfred_b979)


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Matthias S. schrieb:
> Die Drain lässt sich über die Kühlfahne kontaktieren, aber die
> Source eben nicht.
Stimmt... die Anschlußbeine sind nicht gerade dick. Wenn mich nicht 
alles täuscht, sind bezüglich des Widerstandes durch die Pins sogar 
manchmal die Achtbeiner-Mosfets leicht im Vorteil gegenüber der 
kleineren der TO-Packages. (Je nach dem, an welchem Ende der 
Toleranzbreite der einzuhaltenden Maße.) Das hätt ich anfangs nicht 
gedacht...

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