Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Akku laden mit PWM aus MOSFET


von Mirjan H. (miannn)


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Hallo,

ich habe einen Mosfet(N-Kanal & Verarmungstyp), der aus einer 320V 
Gleichspannung eine variable Gleichspannung mit PWM erzeugt. Also einen 
Abwärtswandler. Der Mosfet wird folgendermaßen angesteuert: 
µC->Optokoppler->Treiber->Gatepin
Jetzt soll der Wandler dem Laden von Akkus dienen. Hängt man an den 
Mosfet passive Bauelemente funktioniert auch alles wie erwartet, 
verwendet man jedoch Akkus am Ausgang, liegt dort(Us) dauerhaft die 
Akkuleerlaufspannung an.

Der Gedanke war jetzt, dass zum schalten Ugs>4V bei dem Mosfet sein 
muss. Somit muss die Gatespannung(Ug) immer mehr als 4V höher sein als 
die Sourcespannung(Us). Und der Treiber kann leider nur bis 20V liefern, 
weshalb es nicht zum Schalten kommt. Ist das so richtig?

Hat der Akku bspw. 50V, dann ist Us=50V und zum schlaten muss Ug>54V 
sein?

Hat jemand einen Tipp, wie man eine positive Differenz von Ug und Us 
zustande bekommen kann?

Mosfet: 
http://cdn-reichelt.de/documents/datenblatt/A100/IXFH21N50_IXFH24N50.pdf
Treiber: http://www.mouser.com/ds/2/200/ir2127-69274.pdf

Vielen Dank schonmal für jeden Tipp.

von Stefan F. (Gast)


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Das Stichwort dazu ist "Charge-Pump". oder du drehst den Transistor um 
nimmst statt N-Kanal einen P-Kanal Type, den steuerst du dann mit zehn 
Volt weniger an, als die 320 V Versorgungsspannung an.  So macht man das 
normalerweise, weils einfacher ist, als mit Ladungspumpe.

von Joe (Gast)


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Schalte den MOSFET zwischen den -Pol der Batterie und GND.


Über einen Spannungsteiler kannst du dann die Akkuspannung (50V) jeweils 
dann messen, wenn der MOSFET leitend ist.

Überspannung am Messeingang des µC durch eine Zenerdiode am 
Spannungsteiler verhindern.

von Mirjan H. (miannn)


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Okay, danke schonmal. Also die Annahme, wo das Problem liegt ,ist so 
grundsätzlich ertsmal richtig? Und ohne größere Schaltungsänderung ist 
das laden nicht möglich oder?

@Stefan wie würdest du denn die Ansteuerung mit den (bspw.) 310V 
angehen?

@Joe Das erscheint mir gerade auch als machbare variante.

Aber bei beiden Varianten frage ich mich, ob Uds nicht positiv sein 
muss, damit genügend Strom fließen kann(Abb. im Datenblatt). Bei dem 
umgedrehten P-Kanal ist Uds ja negativ und bei dem Transistor zw. -Pol 
und GNDA - gibt es da überhaupt eine Potentialdifferenz?

von Stefan F. (Gast)


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> Also die Annahme, wo das Problem liegt ,ist so grundsätzlich
> ertsmal richtig?

Ja.

> Und ohne größere Schaltungsänderung ist das laden nicht möglich oder?

Ja.

> wie würdest du denn die Ansteuerung mit den (bspw.) 310V angehen?

Ich würde die Ansteuerung mit einer Schaltung ohne gemeinsames GND 
Potential realisieren.
1
                                P kanal MOSFET
2
                                    S       D
3
320V o-----+--------------------------[===]---- Ausgang
4
           |                            |G
5
           |          ___________       |
6
           +---------|           |      |
7
           |         | Steuerung |      |
8
      12V Netzteil   |           |------+
9
           |         |           |    PWM
10
           +---------|___________|
11
12
GND o------------------------------------------- Ausgang

Bei dieser Schaltung kannst du problemlos eine negative Ugs erzeugen 
ohne teure Elektronik zu verwendn. Die muss ja nur 12V aushalten.

Das 12V Netzteil muss Potentialfrei sein - ist hoffentlich klar.

von Dietrich L. (dietrichl)


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Mirjan H. schrieb:
> ich habe einen Mosfet(N-Kanal & Verarmungstyp), der aus einer 320V
> Gleichspannung eine variable Gleichspannung mit PWM erzeugt. Also einen
> Abwärtswandler.

Wenn mich nicht alles täuscht: Ich vermisse in der Schaltung die 
Freilaufdiode zwischen Source und GNDA. Nach Abschalten des FET muss der 
Strom in der Drossel ja irgendwo weiterfließen.

Gruß Dietrich

von Mirjan H. (miannn)


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Okay, danke Stefan, das werde ich mir morgen nochmal zu Gute führen..
Und danke Dietrich, die Freilaufdiode habe ich natürlich nur vergessen 
einzureichen.

von Michael B. (laberkopp)


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Mirjan H. schrieb:
> Also einen Abwärtswandler.

Nö.

Mirjan H. schrieb:
> Der Gedanke war jetzt, dass zum schalten Ugs>4V bei dem Mosfet sein
> muss

Och , wie viel das in Bezug zum Source-Anschluss des MOSFET sein muss 
steht im Datenblatt bei RDSon, das solltest einfach mal nachlesen.
Ich les' da nichts von 4V.

Mirjan H. schrieb:
> Und der Treiber kann leider nur bis 20V liefern,
> weshalb es nicht zum Schalten kommt. Ist das so richtig?

Wenn man das so aufbaut... Es hat dich keiner gezwungen.

Grundschaltungen von step down Schaltreglern sind nun wahrlich nichts, 
was erst erfunden werden muss. Du musst sie nur erfolgreich abzeichnen.

Es ist halt nicht die allererste Schaltung die in deinem Lehrbuch glich 
hinter MOSFET steht. Vielleicht 3 Seiten weiter.

Es gibt viele Möglichkeiten, eine einfache ist ein passender 
MOSFET-Treiber wie IR2110. Ein Ferritkern-Transformator geht auch. Es 
gibt sogar optisch isolierte steuerbare MOSFETs falls es ganz exotisch 
sein soll. Man kann auch P-Kanal-MOSFETs verwenden und muss dann 
zwischen 320V und 310V umschalten. Es gibt also, wie immer, viele 
Möglichkeiten, man wählt die billigste die ausreichend ist.

von Achim S. (Gast)


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Michael B. schrieb:
> Es gibt viele Möglichkeiten, eine einfache ist ein passender
> MOSFET-Treiber wie IR2110.

Würde hier leider genau so wenig funktionieren wie sein aktueller 
Treiber (der ebenfalls Boostrap kann, auch wenn es in der Schaltskizze 
nicht so gezeichnet ist). Das Henne-Ei Problem besteht darin, dass die 
Ausgangsspannung bereits vor dem ersten Schalten durch den Akku auf ca. 
50V liegt. Das ist weit oberhalb vom Vcc des Treibers, und damit wird 
der Bootstrapkondensator nicht aufgeladen. Also schaltet der FET nicht, 
es gibt keinen Strom in der Spule, der danach die Source wieder auf GND 
ziehen könnte, und das Ganze Bootstrapping läuft leider nie an.

Die sonstigen aufgezählten Möglichkeiten (Übertrager, pFET, ...) würden 
ggf. schon funktionieren. (Bootstrapping übrigens auch, wenn es denn nur 
erst mal angeschwungen wäre).

von MaWin (Gast)


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Achim S. schrieb:
>> MOSFET-Treiber wie IR2110.
>
> Würde hier leider genau so wenig funktionieren

Na ja, der schaltet auch einen low side FET, und weil die Diode eh 
vergessen wurde, kann man das ja so als aktiv geschaltete Freilaufdiode 
bauen wie es der Chip will. Dann geht auch bootstrap.

von Mirjan H. (miannn)


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Die fertige Schaltung wurde nicht von mir entwickelt, sondern nur 
übernommen und soll mit kleinst möglichem Aufwand zum Laden verwendet 
werden.

Ist es denn nicht möglich den Ground des Treibers auf Source zu legen, 
damit die 12V aus dem Treiber direkt Ugs darstellen und Ug dann beim 
schalten immer 12V über Us liegt?

Oder übernehmen nicht auch schon die Pins Vb und Vs diese Aufgabe? Ich 
habe die Funktion dieser Pins noch nicht ganz verstanden. Wäre nett, 
wenn mich jemand aufklären kann.

von Sascha (Gast)


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Büdde: https://de.wikipedia.org/wiki/Bootstrapping_%28Elektrotechnik%29

Ob man Ground und Source zusammenlegen kann hängt davon ab welche FETs 
du wo anschließen und betreiben willst. Vielleicht zeigst du mal den 
ganzen Schaltplan mit FETs, Versorgungsspannung und zu treibender Last?

von Mirjan H. (miannn)


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Es gibt nur einen FET in der Schaltung(EAGLE-Schaltplan im Anhang). 
Kannst du mir denn etwas zu Vs und Vb sagen?

von Sascha (Gast)


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Vs ist floating supply return und Vb ist floating supply der 
Bootstrapschaltung. Siehe Datenblatt von praktisch jedem Gate Treiber 
IC.
Wikipedia Artikel hoffentlich auch gelesen.

Dein Schaltplan ist ne Zumutung, aber wenn ich nichts übersehen habe, 
ist das soweit richtig.

Paar Anmerkungen:
- R5 muss weg, macht die Ladezeiten von Bootstrap Kondensator C4 zu lang
- D1 R1 R2 durch nen 10 Ohm Widerstand ersetzen, asymmetrische 
Schaltzeiten machen hier keinen Sinn. Macht man bei Halbbrücken um 
Shoot-Through zu vermeiden.
- Den CS Pin hast du bestimmt nicht richtig beschaltet, aber ich weiss 
ehrlich gesagt selbst nicht wie der funktioniert, nen High-Side Treiber 
hab ich selbst nie verwendet.

von Achim S. (Gast)


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Mirjan H. schrieb:
> Es gibt nur einen FET in der Schaltung(EAGLE-Schaltplan im Anhang).

Da wollte es jemand "doppelt gut" machen (Bootstrap und zusätzlich 
isolierte Versorgung des Gatetreibers). Leider funktioniert diese 
Kombination nicht.

Die Bootstrapschaltung nicht aufgrund der oben beschriebenen Problematik 
(Beitrag "Re: Akku laden mit PWM aus MOSFET") - der Bootstrap 
läuft einfach nicht an. Mit dem von MaWin vorgeschlagenen aktiven 
Freilauf würde der Anlauf klappen, aber dazu bräuchtest du einen zweiten 
FET und eine Ansteuerung dafür.

Die floatende Versorgung mit PWR1 nutzt nichts, weil sie ihren Bezug ans 
"untere" Ende des Akkus bekommen hat. Wenn du GNDA dort weg nimmst und 
stattdessen ans obere Ende des Akkus legst, dann könnte die Schaltung 
vielleicht anlaufen - aber ohne Gewähr. Vielleicht habe ich auch was 
übersehen, und sie raucht dir ab. Denn sehr übersichtlich ist die 
Schaltung tatsächlich nicht.

Theoretisch könntest du GNDA auch vom Akku wegnehmen und an VS (und die 
Source des FET) schalten und ganz ohne Bootstrapping arbeiten (wie du 
oben nachgefragt hast). Dann musst du aber mit jedem Umschalten des FET 
ziemlich viel Streukapazität (der beiden DCDC) umladen - das würde ich 
eher vermeiden wollen.

Leg bei der Inberiebnahme erst mal mit sehr kleinen Duty-Cycles los. Und 
lass die Finger weit genug weg, weil die Spannungen, mit denen du 
arbeitest, auch kleine Fehler übel bestrafen können.

Ehrlich gesagt würde ich dir empfehlen, erst mal etwas kleinere Brötchen 
zu backen. Wenn du mal kapiert hast, wie Bootstrapping funktioniert (und 
warum es manchmal nicht funktioniert), dann ist immer noch früh genug, 
um mit 320V zu arbeiten.

Sascha schrieb:
> Den CS Pin hast du bestimmt nicht richtig beschaltet

Ich denke, wenn er den Current Sense nicht nutzen will, dann kann er ihn 
auf diese Weise "totschalten" - keine Spannungsdifferenz zwischen CS und 
VS bedeutet, dass es nie zur Überstromabschaltung kommt.

von Achim S. (Gast)


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Noch ein Nachtrag: was für eine Spule nutzt du eigentlich? Bist du 
sicher, dass sie für diese Anwendung passt? Bei >200V an der Spule kann 
der Strom ziemlich schnell ansteigen. Wenn sie in Sättigung geht, kann 
(ohne Current Sense) ziemlich schnell was abrauchen. Die Abschaltung 
über den Stromsensor und den µC kommt dann wahrscheinlich zu spät.

Ebenso kann es rauchen, wenn die Freilaufdiode nicht sauber 
angeschlossen ist (sieht im Schaltplan so aus, als würde sie über Jumper 
gehen).

von Mirjan H. (miannn)


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Achim S. schrieb:

> Theoretisch könntest du GNDA auch vom Akku wegnehmen und an VS (und die
> Source des FET) schalten und ganz ohne Bootstrapping arbeiten (wie du
> oben nachgefragt hast). Dann musst du aber mit jedem Umschalten des FET
> ziemlich viel Streukapazität (der beiden DCDC) umladen - das würde ich
> eher vermeiden wollen.

Also wenn ich jetzt GNDA - wie du geschrieben hast - vom Akku wegnehme 
und an VS schalte, dann ist doch Vs und COM des Treibers miteinander 
verbunden. Ist das dann in Ordnung?
Und die restliche Beschaltung(z.B. VB) kann so bleiben?

Da der 12V/5V DC/DC auch isoliert ist bleibt davon der µC und der 
Stromsensor auch unbetroffen oder?

Grundsätzlich war die isolierte Versorgung eigentlich unsere Wahl, 
allerdings habe ich mich dabei immer gerfragt, wie der Treiber Baustein 
dann beaschaltet sein muss.

von Harald W. (wilhelms)


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Mirjan H. schrieb:

> ich habe einen Mosfet(N-Kanal & Verarmungstyp), der aus einer 320V
> Gleichspannung eine variable Gleichspannung mit PWM erzeugt. Also einen
> Abwärtswandler. Der Mosfet wird folgendermaßen angesteuert:
> µC->Optokoppler->Treiber->Gatepin

Grundsätzlich wird ein FET immer zwischen Gate und Source angesteuert.
Das bedeutet oft, so wie auch bei Dir, das Du eine galvanisch getren-
nte Versorgung für Deine Steuerschaltung brauchst. Die Masse dieser
Versorgung liegt dann auf Source. Wennm Deine Steuerschaltung so
aufgebaut ist, spielen die übrigen Potentiale Deiner Schaltung keine
Rolle mehr. Die übrigen Vorschläge in diesem Thread sind zwar nicht
falsch, aber m.E. komplizierter.

von MaWin (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Das bedeutet oft, so wie auch bei Dir, das Du eine galvanisch getren-
> nte Versorgung für Deine Steuerschaltung brauchst.


Na ja, einer der üblichen 600V Gate-Treiber wie IR2153 kann das besser 
und billiger, die Freilaufdiode fehlte ihm eh und der Chip steuert einen 
zweiten MOSFET als aktive Freilaufdiode. Für steep down sind sie ja 
gebaut.

Nur mit seiner Prinzipschaltung kommt er nicht weit.

von Harald W. (wilhelms)


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MaWin schrieb:

> Harald W. schrieb:
>> Das bedeutet oft, so wie auch bei Dir, das Du eine galvanisch getren-
>> nte Versorgung für Deine Steuerschaltung brauchst.
>
>
> Na ja, einer der üblichen 600V Gate-Treiber wie IR2153 kann das besser
> und billiger,

Nun gut, es führen viele Wege nach Rom. Mein Vorschlag ist zumindest
für einen Anfänger übersichtlicher. Auch wenn er möglicherweise
nicht der billigste ist.

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