Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Verstimmbarer Oszillator (~kHz) mit Dynamik > 160 dB


von Klaus (Gast)


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Hallo!

Ich hätte gerne einen Oszillator (mit einem sinusförmigen 
Ausgangssignal), der rund um 1 kHz in kleinen Schritten (ca. 1 Hz) 
verstellbar ist. Ansich problemlos machbar mit einem DDS, zum Beispiel 
dem AD9954 
(http://www.analog.com/media/en/technical-documentation/data-sheets/AD9954.pdf).

Nun habe ich allerdings die Anforderung an einen Dynamikbereich des 
Signals von etwa 160 dB. Mit einem 14-bit DDS (höhere Auflösungen habe 
ich nicht gefunden) kommt man theoretisch aber nur auf 6 dB * 14 bit + 
1,7 dB = ca. 85 dB.
Ein DDS-Ausgangssignal nachträglich zu "verbessern" ist nicht möglich, 
oder? Die einzige Möglichkeit wäre ja ein analoges Filter mit einer 
extrem hohen Güte, das so gar nicht realisierbar ist. Abgesehen davon 
müsste das in meinem Fall ja auch noch abstimmbar sein.

Also dachte ich nehme ich einen DA-Wandler und erzeuge mir das 
Sinussignal selber digital. Der beste AD-Wandler bei Texas Instruments 
z.B. hat eine Auflösung von 20-bit (DAC1220, 
http://www.ti.com/lit/ds/symlink/dac1220.pdf). Das ergibt theoretisch 
eine Dynamik von 122 dB.

Nun frage ich mich als nächstes: Warum gibt es Audio DACs (z.B. den 
DSD1792A, http://www.ti.com/lit/ds/symlink/dsd1792a.pdf) mit 24-bit 
(theoretisch 146 dB Dynamik), aber keine "normalen" DACs mit 24 bit?

Wie auch immer, selbst 24-bit (laut Datenblatt schafft der DSD1792A 132 
dB Dynamik) reichen mir eigentlich noch nicht aus. Kennt jemand 
Tricks/Möglichkeiten, wie man den Dynamikbereich erhöhen könnte?

Vielen Dank und viele Grüße
Klaus

von Carl D. (jcw2)


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160dB, das bedeutet, wenn nur 1μV Noise rauskommen, daß der 
Ausgangsverstärker 100Veff können muß. Wozu braucht man das?

von Klaus (Gast)


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Carl D. schrieb:
> 160dB, das bedeutet, wenn nur 1μV Noise rauskommen, daß der
> Ausgangsverstärker 100Veff können muß. Wozu braucht man das?

Richtig. Es sollen natürlich keine 100 V rauskommen, sondern eher 1 V, 
sodass das Rauschen also kleiner als 10 nV/sqrt(Hz) sein muss.
Das "braucht" man in der Messtechnik. Evtl. gibt es andere 
Möglichkeiten, ich wollte aber mal ausloten, ob es überhaupt möglich 
wäre.

von Merke: (Gast)


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Was es nicht gibt, macht allermeistens keinen Sinn d.h. wird nicht 
gebraucht, geht nicht..

von loocy (Gast)


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>Was es nicht gibt, macht allermeistens keinen Sinn d.h. wird nicht
>gebraucht, geht nicht..
Ja. Hätte die Menschheit die letzten 10 Millionen Jahre genauso gedacht, 
würden wir immer noch mit Steinen auf anderen Steinen rumklopfen.

von Ich (Gast)


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Geht es dabei nur darum, den Ausgangspegel um 160dB variieren zu können?

Dann würde ich digitale Step-Attenuators vorschlagen, gibt's von 
Minicircuits, AnalogDevices etc. Also Signal mit festen Pegel mit DDS 
erzeugen und dann runterdämpfen.

Bei der Dynamik als einzelne Stufen und extra in HF-Dichte Gehäuse, 
eventuell zwei oder drei Schirmgehäuse ineinander und alle Leitungen 
mehrfach Filtern.

Wenn es darum geht, dass das Signal bis 160dB frei von Störungen und 
Rauschen sind also "Spurious free dynamik range" dann wüsste ich nicht 
wie das hinzubekommen ist.

Außerdem musst du bedenken, dass bei 1V eff Ausgangspegel und 50Ohm du 
ca. 176dB vom thermischen Rauschen weg bist. D.h. da ist nicht mehr viel 
Luft zu deinen 160dB. Die Dynamik bekommt man damit theoretisch noch hin 
aber mit viel Signal zu Rausch Abstand ist da nicht mehr

Grüße

von Ralf D. (doeblitz)


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Klaus schrieb:
[...]
> Ein DDS-Ausgangssignal nachträglich zu "verbessern" ist nicht möglich,
> oder? Die einzige Möglichkeit wäre ja ein analoges Filter mit einer
> extrem hohen Güte, das so gar nicht realisierbar ist. Abgesehen davon
> müsste das in meinem Fall ja auch noch abstimmbar sein.

Das kommt drauf an. Wenn du nur in einem relativ kleinen Bereich um 1kHz 
herum abstimmen mußt, dann kann ein Filter höherer Ordnung mit 
Eckfrequenz z.B. bei 1.5kHz die Oberwellen, die durch die begrenzte 
Auflösung des DAC im DDS verursacht werden, sicherlich gut genug 
dämpfen, um eine Verbesserung zu bringen.

von Jochen F. (jamesy)


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Da wir hier über Phasenrauschen reden, hätte ich vom TE gerne einmal die 
Angabe, in welchem Abstand vom Signal er die -160dBc erwartet.
Eventuell ließe sich das mit einem hochwertigen Quarzoszillator 
bewerkstelligen, der dann heruntergeteilt wird. Dabei wird auch die 
Breite des Phasenrauschens mit heruntergeteilt (fast ideal bei guter 
Dimensionierung).
Als DDS müßte man diskret aufbauen mit der entsprechenden Bitbreite. Ein 
FPGA als DDS, dann ein 24 Bit D/A (wenn es so was gibt, wahrscheinlich 
ein Sigma-Delta)

Jochen

von Mitlesa (Gast)


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Jochen F. schrieb:
> Da wir hier über Phasenrauschen reden,

Das weiss der Fragestellende wohl selbst nicht ob oder ob nicht
sonst hätte er genau definiert was er mit Dynamik meint.

Also Klaus (Gast), was soll das in diesem Fall bedeuten?

Im Fall von Phasenrauschen spricht man nicht von Dynamik,
eher noch im Falle von Nebenlinien, also Spurious ...

von Klaus (Gast)


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Ich schrieb:
> Wenn es darum geht, dass das Signal bis 160dB frei von Störungen und
> Rauschen sind also "Spurious free dynamik range" dann wüsste ich nicht
> wie das hinzubekommen ist.

Genau darum geht es. Das nachträgliche Dämpfen wäre ja einfach ;)

Ralf D. schrieb:
> Das kommt drauf an. Wenn du nur in einem relativ kleinen Bereich um 1kHz
> herum abstimmen mußt, dann kann ein Filter höherer Ordnung mit
> Eckfrequenz z.B. bei 1.5kHz die Oberwellen, die durch die begrenzte
> Auflösung des DAC im DDS verursacht werden, sicherlich gut genug
> dämpfen, um eine Verbesserung zu bringen.

Das stimmt, Harmonische bekomme ich weg. Allerdings sind die gar nicht 
das Hauptproblem. Mir geht es eher um das Rauschen in unmittelbarer Nähe 
zu dem LO-Signal.

Jochen F. schrieb:
> Da wir hier über Phasenrauschen reden, hätte ich vom TE gerne einmal die
> Angabe, in welchem Abstand vom Signal er die -160dBc erwartet.

Phasenrauschen ist doch wieder etwas anderes. Also mir geht es darum, 
dass ich etwa -160 dBc im Abstand von 10 Hz etwa erreiche. Dazu muss 
zunächst einmal das Rauschen des Ausgangsverstärkers sehr gering sein. 
Außerdem darf das Quantisierungsrauschen nicht zu groß werden, was eben 
der Fall wäre, wenn nur ein 14-bit DAC des o.g. DDS verwendet würde. Das 
Phasenrauschen kommt dann ja noch zusätzlich ins Spiel. Das hängt doch 
von der Instabilität der DA-Taktquelle ab?!

Jochen F. schrieb:
> Eventuell ließe sich das mit einem hochwertigen Quarzoszillator
> bewerkstelligen, der dann heruntergeteilt wird. Dabei wird auch die
> Breite des Phasenrauschens mit heruntergeteilt (fast ideal bei guter
> Dimensionierung).

Das klingt interessant. Das analoge Runterteilen eines Quarzsignals 
würde man doch dann über einen Mischer machen? Oder würdest du das 
digital machen? Dann hätte man ja wieder das Quantisierungsrauschen...

Jochen F. schrieb:
> Als DDS müßte man diskret aufbauen mit der entsprechenden Bitbreite. Ein
> FPGA als DDS, dann ein 24 Bit D/A (wenn es so was gibt, wahrscheinlich
> ein Sigma-Delta)

Genau das sehe ich bislang als realistischste Möglichkeit an. Da habe 
ich mich eben nur gefragt, warum man Audio DA-Wandler mit 24-bit quasi 
"hinterhergeworfen" bekommt, "normale" DA-Wandler allerdings nur bis 
20-bit verfügbar sind? Wie eingangs beschrieben reichen mir die etwa 130 
bis 140 dB eines 24-bit Wandlers zwar eigentlich noch nicht aus. Evtl. 
kann ich die Anforderung allerdings noch leicht nach unten korrigieren, 
damit das möglich wäre.

Also lautet Meine Frage: Unterscheiden sich Audio-DA-Wandler in 
irgendeiner Form von "herkömmlichen" DA-Wandlern?

von Jochen F. (jamesy)


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Nein, ich rede nicht vom Mischen. Ich meinte das digitale Teilen und 
danach ein Tiefpaß. Wenn man die Schaltschwellen der Teiler jitterarm 
hinbekommt un auch sehr wenig Rauschen auf der Versorgung hat, dann kann 
es gehen.

Ich hätte da mal die Frage, wofür man solch ein extremes Signal 
verwendet. Der beste Spektrumanalysator, der auch 1 kHz abbildet, hat 
nur 100 dB Dynamikbereich, und auch mit 3 Hz-Filter werde ich 10 Hz 
neben dem Träger diesen Wert nicht annähernd neßtechnisch erreichen.

: Bearbeitet durch User
von Ralph B. (rberres)


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Ich schrieb:
> Außerdem musst du bedenken, dass bei 1V eff Ausgangspegel und 50Ohm du
> ca. 176dB vom thermischen Rauschen weg bist. D.h. da ist nicht mehr viel
> Luft zu deinen 160dB. Die Dynamik bekommt man damit theoretisch noch hin
> aber mit viel Signal zu Rausch Abstand ist da nicht mehr

Die 176db beziehen sich aber auf 1Hz Bandbreite.

Ich glaube kaum das dem Tread das ausreicht.

Selbst die 24Bit Wandler aus der Audioszene erreichen real kaum mehr als 
120db Störabstand. Die zusätzlichen Bits haben an der 
Empfindlichkeitsgrenze den BVorteil das der Klirrfaktor geringer ist.

Ralph Berres

von Sven L. (svenl)


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-160 dbc bei 10 Hz Abstand bekommt man mit "Amateurmitteln" nicht hin.

Die besten Quarzoszillatoren, die ich bisher gesehen habe lagen irgendwo 
bei um -155 dbc bei 100 Hz Abstand zum Träger, und da liegt das 
Stückpreis schon weit oberhalb 500 EUR. - So etwas nimmt man dann als 
Futter für einen DDS-IC, denn Phasenrauschen ist kein Thema bei DDS, 
sofern man die interne PLL links liegen lässt.

Ich denke der TE, wohl ein Funkamateur, will sich einen sauberen 
Messsender bauen. Der Mixup der Begrifflichkeiten, dass es erst 160 db 
Dynamik waren und jetzt ein Phasenrauschen von -160 dbc lässt aber 
darauf schließen, dass er von der Thematik kaum Ahnung hat und das Thema 
völlig überschätzt.

Das beste, was ich bisher geschafft habe, war ein freilaufender PTO mit 
langsamer DAFC-Stabilisierung und der kam auf -154 dbc bei 1 kHz, was 
einige Größenordnungen besser als ein DDS-IC mit unuzureichender 
Taktversorgung ist. Dafür braucht man aber auch Messequipment, welches 
bessere Oszillatoren hat, als der zu untersuchende Oszillator.

Ich bin der Meinung, dass DDS-Oszillatoren jenseits der -130 dbc / 100 
Hz nicht so ohne weiteres beherrschbar und mit Amateurmitteln aufzubauen 
sind. Der TE kann es ja gern versuchen? :)

Viele Grüße!

Sven

: Bearbeitet durch User
von Sascha (Gast)


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Hallo,
also wenn man nur einmal physikalisch das durchrechnet, weis man, dass 
alleine ein Widerstandsteiler der von einem Hochpegeloszillator die 
Spannung auf 1Vss runterteilt mehr termisches Rauschen haben wird, als 
man bei 160dBc erreichen will.

Vor allem mit welchem Messgerät willst du das überhaupt überprüfen?
Das Rauschen in den Halbleitern nimmt erst deutlich bei Frequenzen um 
10KHz ab. Drunter siehts echt schlecht aus.
Schau dir mal die Datenblätter von sehr guten OPs an.

Also wenn du 120dBc erreichst (im gesammten System) gratuliere ich dir 
jetzt schon.

Gruß Sascha

von Ralph B. (rberres)


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Sven L. schrieb:
> -160 dbc bei 10 Hz Abstand bekommt man mit "Amateurmitteln" nicht hin.

Die Anforderungen sind ja jetzt noch schärfer als zu Anfang vermutet.

Das bekommen auch die bekannten Messgeräteschmieden nicht hin, weil ganz 
einfach illusorisch.

Ralph Berres

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