Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Operationsverstärker


von James (Gast)


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Hallo,

ich stehe vor einem Problem. Nächste Woche schreibe ich meine 
Elektrotechnik Klausur und komme mit dem Operationsverstärker nicht 
klar.

Und zwar habe ich bisher noch nicht den Dreh raus, wenn es darum geht 
geeignete Maschengleichungen aufzustellen. Woher weiß ich, welche 
Maschengleichungen geeignet sind, um die Ausgangsspannung in 
Abhängigkeit von bestimmten Widerständen anzugeben? Im Anhang findet 
sich ein Beispiel. Oft hatte ich das Problem, dass ich vollkommen 
falsche Ergebnisse rausbekomme, weil ich andere Maschen wähle.

Gibt es allgemeine Regeln zum Vorgehen bei solchen Aufgabenstellungen?

Ich würde mich über Antworten freuen.
MfG

von Sascha (Gast)


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Jeden OPV für sich betrachten, die Spannungen sind ja schön alle einzeln 
benannt.

In die Eingänge eines idealen OPV fließt kein Strom: Erstmal 
Widerstandsketten zusammenfassen.

Und dann die Formeln für die OPV-Grundschaltungen anwenden.

Das einzige was da n bischen gemein ist, ist "f(r7,R8...)". Das soll 
dich verwirren, das ist nämlich so gar nicht möglich. Du kannst nur 
Summen und Verhältnisse der Widerstände angeben, keine konkreten Werte.

von F. F. (foldi)


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Sascha schrieb:
> die Spannungen sind ja schön alle einzeln
> benannt.

Mit OpAmps habe ich mich ja auch schon befasst, aber ohne irgendwelche 
Angaben zu Spannungen oder zu den Widerständen, wie willst du da 
Verhältnisse oder sonst was angeben?

Mach mal vor, mein lieber Sascha!

von Helmut S. (helmuts)


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Da nichts angegeben ist gehen wir von einem idealen Operationsverstärker 
aus.
Das bedeutet kein Eingangsstrom, unendliche Leelaufverstärkung, 
Ausgangswiderstand 0Ohm.

a)
Nichtinvertierender Verstärker
Die Formel steht in jedem Buch/Skript.

U5 = U4*(1+R8/R7)

: Bearbeitet durch User
von Sascha (Gast)


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F. F. schrieb:
> Sascha schrieb:
>> die Spannungen sind ja schön alle einzeln
>> benannt.
>
> Mit OpAmps habe ich mich ja auch schon befasst, aber ohne irgendwelche
> Angaben zu Spannungen oder zu den Widerständen, wie willst du da
> Verhältnisse oder sonst was angeben?
>
> Mach mal vor, mein lieber Sascha!

Ganz normale Klausuraufgabe, was haderst du daran?

von F. F. (foldi)


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Ok Helmut, aber mit der Formel habe ich noch lange nicht die Spannung 
von U5.

Vielleicht ist es ganz gut, dass ich nicht E-Technik studiert habe oder 
damals wollte. Sicher wäre ich dann völlig durchgedreht. Ein Grund warum 
ich die Bücher über Quantenphysik alle weggetan habe.

von James (Gast)


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Vielen Dank für die schnellen Antworten. Zur Erklärung sollte ich 
Erwähnen, dass die ET-Veranstaltung nur einen einsemestriger Ausflug in 
unserem Studium darstellt und deshalb relativ wenig Fachwissen besteht.



Sascha schrieb:
> Und dann die Formeln für die OPV-Grundschaltungen anwenden.

Bedeutet dass, das ich für jeden OPV-Schaltungstyp bestimmte 
Maschengleichungen aufschreiben muss um meine gesuchte Größe zu 
erlangen? Stehe da etwas auf dem Schlauch, was du mit "Formeln" meinst.

Helmut S. schrieb:
> Die Formel steht in jedem Buch/Skript.

Ich möchte ja nicht die Formel auswendig lernen, sondern das Verständnis 
dahinter verstehen bzw. die gesuchten Größen selbst herleiten.

F. F. schrieb:
> Ok Helmut, aber mit der Formel habe ich noch lange nicht die Spannung
> von U5.

Natürlich reicht es hier mit Variablen zurechnen, keinerlei Angaben 
wurden gegeben.

MfG

von blabla (Gast)


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James schrieb:
> Ich möchte ja nicht die Formel auswendig lernen, sondern das Verständnis
> dahinter verstehen bzw. die gesuchten Größen selbst herleiten.

Das geht auch mit Verständnis.

Im eingeschwungenen stabilen Zustand liegt an beiden OPV Eingängen die 
gleiche Spannung an. Diesen Zustand versucht der OPV bei richtiger 
Beschaltung immer zu erreichen. D.h. am invertierenden Eingang liegt 
auch U4 an.

R9 liegt parallel zu R8 und R7 und hat mit der OPV-Beschaltung nichts zu 
tun, muss also nicht berücksichtigt werden (Das finde ich die Gemeinheit 
an der Fragestellung U5 als f(...,R9)).

Das relevante Ersartzschaldbild für U5 wäre also:

<---------U5------->
--| R7 |----| R8 |--
<---U4--->

Oder als Formel:

U4 = U5 * R7 / (R7+R8)

Umformen ergibt dann das genannte Ergebnis

von wolpino (Gast)


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Hi James,
einen Teil hat helmuts schon aufgeschrieben. Der Rest ist auch nicht 
viel schwerer.

Zuerst nochmal die Grundregeln für ideale OPs, wie schon von helmuts und 
Sascha benannt:
1. Ausgangswiderstand ist 0 Ohm, der OP kann jede Last Treiben. Damit 
entfällt R9 (hat keinen Einfluss).
2. Eingangswiderstand ist unendlich, d.h. in keinen der Eingänge fließt 
Strom. Damit können R3 und R4, die direkt einzeln vor einen Eingang 
geschaltet sind, durch einen Kurzschluss ersetzt werden,denn weil durch 
sie kein Strom fließt, fällt auch keine Spannung ab. Knoten gleichen 
Potentials können als verbunden berachtet werden (Kurzschluss).
3. Der OP verstärkt die Spannungsdifferenz zwischen Plus und 
Minuseingang um Faktor unendlich. Das bedeutet, dass sich bei einem OP 
mit geeigneter Gegenkopplung vom Ausgang zum Minuseingang automatisch 
eine Spannungsdifferenz von 0 zwischen den Eingängen einstellt. D.h. Du 
kannst beide Eingänge als auf dem selben Potential liegend betrachten 
(oder diese als miteinander verbunden betrachten, das ist das selbe).

Daraus ergeben sich die folgenden Lösungen:
U5 = U4 * (1 + R8/R7)  (Grundgleichung des nicht-inv. OP)

Der OP1 arbeitet als 1-Verstärker oder Spanungsfolger, angesteuert von 
einem Spannungsteiler. Daraus folgt:
U2 = U3 * R2 / (R1 + R2)

OP2 arbeitet als Differenzverstärker. Auch der Ausgang dieses OP stellt 
sich immer so ein, dass wie oben genannt die Spannung zwischen Plus und 
Minuseingang immer zu Null wird.
Daraus ergibt sich, dass sich diese Ausgangsspannung über die 
Gegenkopplung R5/R6 immer so einstellt, dass die Spannung am 
Minus-Eingang gleich U3 wird. Man kann die Wirkung beider Eingänge 
getrennt betrachten. In Verbindung mit der Ausgangsspannung von OP1 
folgt daraus:
U4 = -U2 * R6 / R5  (bei U3 = 0)  (Grundgleichung inv. OP)
und U4 = U3 * (1 + R6 / R5)  (bei U2 = 0) (Grundgleichung des nicht-inv. 
OP)
Beides kann man einfach vorzeichenrichtig addieren (Prinzip des 
Differenzvesrtärkers) und kommt zu:
U4 = U3 * (1 + R6 / R5) - U2 * (R6 / R5)

Diese Formel setzt man die einfach oben in die erste Formel ein und 
fertig:

U5 = (U3 * (1 + R6 / R5) - U2 * (R6 / R5)) * (1 + R8/R7).

Ich hoffe, ich habe jetzt zur späten Stunde nichts übersehen...
(wolpino)

von Helmut S. (helmuts)


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Beim OP1 ist Ie eingezeichnet. Vielleicht soll ja da mit Biasstrom 
grechnet werden. Steht da etwas mit Ie?
Wie sieht denn die komplette Aufgabe aus?

: Bearbeitet durch User
von Christian L. (cyan)


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Sascha schrieb:
> Das einzige was da n bischen gemein ist, ist "f(r7,R8...)". Das soll
> dich verwirren, das ist nämlich so gar nicht möglich. Du kannst nur
> Summen und Verhältnisse der Widerstände angeben, keine konkreten Werte.

Da ist überhaupt nichts gemein dran. Es ist nämlich nach einer Funktion 
gefragt. Das ist eben eine allgemeine Formel. Deine konkreten Werte 
nennt man Ergebnis. Das kann man natürlich nicht berechnen in der 
Aufgabe.

von F. F. (foldi)


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Nach euren Erklärungen verstehe ich das auch besser.
Danke!

von James (Gast)


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Vielen Dank meine Lieben! Dank der ausführlichen Beschreibung habe ich 
das Vorgehen an diesem Beispiel verstanden. Beim probieren an anderen 
Aufgaben stieß ich allerdings wieder auf Schwierigkeiten.

Im angehängten Fall bin ich so vorgegangen:

UE=Id*R
Id=UE/R daraus: Ud=[ln(UE/R)-ln(K1)]*K2*K3
Ua=-Ud -> Ua=-ln(UE/R*K1)*K2*K3

Ist das so korrekt? Ich als Ungeübter habe Probleme zu erkennen, wo ich 
die Informationen herholen kann. Beispielsweise habe ich probiert andere 
Gleichungen aufzustellen.

Ue-Ua-Ud-R*Id=0
Ue-R*Id-Ud=0

Ein Auge dafür habe ich bisher noch nicht entwickelt.

LG

von Axel S. (a-za-z0-9)


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James schrieb:
> Nächste Woche schreibe ich meine
> Elektrotechnik Klausur und komme mit dem Operationsverstärker nicht
> klar.

Dann hast du es wohl in der Vergangenheit etwas schleifen lassen.

> Und zwar habe ich bisher noch nicht den Dreh raus, wenn es darum geht
> geeignete Maschengleichungen aufzustellen

Muß man für die gezeigte Schaltung gar nicht.

Jeder der drei OPV wird in einer Grundschaltung betrieben. Für die 
Funktion der jeweiligen Grundschaltung muß man nur die zugehörigen 
Widerstandswerte betrachten. Drei Widerstände sind ohne Einfluß auf die 
Funktion der Schaltung (zumindest solange man ideale OPV annimmt).

von Beobachter (Gast)


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Sascha schrieb:
> Das einzige was da n bischen gemein ist, ist "f(r7,R8...)". Das soll
> dich verwirren, das ist nämlich so gar nicht möglich. Du kannst nur
> Summen und Verhältnisse der Widerstände angeben, keine konkreten Werte.

Du hast die Aufgabenstellung nicht verstanden. In diesem Aufgabenteil 
ist nur der letzte Teil der Schaltung zu berücksichtigen. Der vordere 
Teil ist egal. Also gemein ist das nicht, sondern eine Vereinfachung.

von Helmut S. (helmuts)


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Da fehlten Klammern damit es eindeutig wird.

> Ua=-ln(UE/R*K1)*K2*K3
Die lasche Schulschreibweise lassen wir hier nicht durchgehen ... :-)
Auch ein Matheprogramm würde damit falsch rechnen.

Ua=-ln(UE/(R*K1))*K2*K3

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