Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Evtl. Wärmeproblem bei Gitarrenverstärker


von Meinert (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo zusammen,

ich könnte mal Euer fundirtes Wissen gebrauchen.

Und zwar habe ich hier einen Gitarrenverstärker von Hughes & Kettner 
Modell Attax 80.

Das Problem ist, dass wenn ich ca 5-10 Minuten am spielen bin, geht die 
Lautstärke in den Keller bzw. geht ganz weg, kommt wieder, sackt wieder 
ab und so weiter.

Jetzt habe ich den Verstärker einfach mal angemacht und 20 Minuten 
stehen gelassen. Da konnte ich am Anfang wieder so 5-10 Minuten spielen 
bis das Problem wieder losging.

Daraufhin habe ich mal die Verstärker Baugruppe ausgebaut und mit nem 
Fön auf kalter Stufe die Bauteile "gefönt"..Ergebnis: Ich konnte 
unbehelicht spielen.
Dann den Fön auf warmer Stufe gestellt und nach kurzer Zeit kam der 
besagte Fehler wieder.

Meine Schlussfolgerung ist, dass sich ein Bauteil verabschiedet, sobald 
es ein wenig warm wird.

Konnte es evtl. an den Transistoren MJ 4032(müsste doch einer sein, die 
beiden mit den Kühlkörper, oder???) liegen??

Oder was gibt es noch Temperaturempfindliche Bauteile auf der Platine?
Ich habe mal ein Bild von der Platine angefügt.

Danke schonmal in die Runde an Euch

Viele Grüße

Meinert

: Verschoben durch Moderator
von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Meinert schrieb:


> Oder was gibt es noch Temperaturempfindliche Bauteile auf der Platine?

Fast alle. Du musst gezielt einzelne Bauelemente erwärmen oder
abkühlen, um den Übeltäter herauszufinden.

von Christian L. (cyan)


Lesenswert?

Es könnte sein, dass sich ein Arbeitspunkt in der Endstufe über die 
Temperatur verschiebt. Das würde zumindest erklären, warum die 
Lautstärke langsam über die Zeit, und somit auch Temperatur, abnimmt.

Die Idee mit dem Fön war schon einmal nicht schlecht. Damit kann man den 
Effekt wohl auf die Temperatur zurück schließen. Allerdings ist ein Fön 
auch sehr grob. Du weißt ja immer noch nicht, wo genau die betroffenen 
Komponenten liegen. Du solltest das Prinzip mal mit einem Strohalm 
wiederholen und dabei gezielt kleinere Bereiche anpusten. Ich würde bei 
den Kleinsignaltransistoren anfangen - also bei den kleinen schwarzen 
Dreibeinern.

Interessant wäre sicherlich auch, die Temperatur der Endstufen zu 
kennen. Kannst du die irgendwie messen?

P.S.: Kann ein Mod den Thread in den Analogtechnikbereich verschieben? 
Ich denke da ist er deutlich besser aufgehoben.

von X. X. (chrissu)


Lesenswert?

Einfacher und üblicherweise macht man das genau andersrum...

Heiss spielen, am besten zu Motörhead...
und gezielt mit Kältespray einzelne Bauteile abkühlen... Und schauen ob 
der Fehler weggeht...

Brauchst Du natürlich 3 Hände, um dabei noch einigermaßen Gitarre zu 
spielen :-)

: Bearbeitet durch User
von aGast (Gast)


Lesenswert?

Schau enfach mal die Lötstellen an, es passiert gar nicht so oft dass 
diese einfach altern und dann kontaktprobleme verursachen wenn sich die 
Bauelemente oder Platine mit der Temperatur bewegt.
Dann sieht man in der Lötung um den bauteilpin meist einen runden Riss.

von Meinert (Gast)


Lesenswert?

Vielen Dank schonmal für Eure Zahlreichen Antworten und Hinweise.

Also das mit dem Fön, war einfach erstmal nur so zum "groben" gucken, ob 
der Fehler irgendwie Temperaturmäßig zu reproduizieren ist.
Hatte den Fön auf mittlere Stufe stehen und auch aus mittlerer 
Entfernung.
Ging dann Ruckzuck mit dem Fehler. Somit ist meiner Meinung nach der 
Übergang zu geht - geht nicht recht klein.

Ich könnte doch auch die Platine mit nem Heizlüfter erwärmen und dann 
evtl. mit Kältespray arbeiten, oder?? Somit würde ich doch mein 
"Aktionsradius" verkleinern. Kann man dadurch etwas Kaputt machen, wegen 
Spannungsrisse oder ähnlichem? (Erwärmt wird natürlich kontrolliert, 
d.h. nicht übermässig erhitzt)

Ich als Laie hatte nur als erstes die beiden großen Transistoren in 
verdacht, da diese Kühlköper haben.



P.S: Sorry, dass ich im falschen Bereich gelandet bin. Hatte ich jetzt 
gar nicht drauf geachtet.

von J. A. (gajk)


Lesenswert?

Manchmal riecht man auch die zu heißen Bauteile oder kann sie mit der 
Handfläche halbwegs einkreisen. IR-Viewer wäre da praktisch...

Die Platine sieht für mich recht staubig aus. Ich würde sie mal mit 
einem Malserpinsel abstauben (Stecker raus vorher natürlich) und ich 
würde auch die Feinsicherungen mal rausnehmen, Kontakte reinigen, wieder 
reinsetzen.

Oder auch die Platine ausbauen und schauen ob auf der Rückseite 
löttechnische Auffälligkeiten vorhanden sind.

von Tom (Gast)


Lesenswert?

Auch wenn es hier nicht danach klingt: Ein beliebter Kandidat für 
seltsame Fehler sind auch die Schaltbuchsen des Effektwegs. Wenn mit 
einem Kabel zwischen Send und Return alles funktioniert, Return-Buchse 
putzen oder besser gleich austauschen, IME hilft das Putzen nicht lange.

von Meinert (Gast)


Lesenswert?

So ich habe nocheinmal ein wenig rumprobiert:

Wollte eigentlich die Platine ausbauen, um zu sehen, ob es wie "J.Ad." 
beschrieben hat unnormalitäten zu sehen gibt. Leider ist der Ausbau 
nicht ganz so easy, da man sämtliche Buchsen und das Netzteil 
abschrauben muss.
Somit habe ich diesen Schritt erstmal übersprungen.

Habe es dann alles nochmal warm gemacht, bis ich meinen Fehler hatte und 
so wie "Tom" es vorgeschlagen hat mit einem Kabel zwischen der Send und 
Return Buchse eingesteckt. So Fehler war weg. Anschließend das Kabel 
wieder abgezogen und Fehler war da. Das ganze dann so 3-4 mal probiert.

Dann beim 5ten mal Kabel abziehen, war der Ton immer noch da. Ich dachte 
mir, dass die Platine bzw. Bauteile sich abgekühlt hätten und ich 
erwärmte die Teile wieder. Was soll ich sagen, Fehler kam nicht wieder. 
Dann mal ne Zeit lang gespielt, aber der Fehler wollt und wollt nicht 
kommen.
(Danke Tom für den Tip (Daumen hoch))

So wie es aussieht, könnte es an der Buchse gelegen haben. Wäre ja zu 
schön, wenn ich es mit Eurer Hilfe und so etwas banales hinbekommen 
hätte.
Ich schraub das gute Stück gleich mal wieder zusammen, und warte was 
passiert.

In diesem Sinne, vielen vielen Dank an Euch alle für die Tips und 
Anregungen!!

von DC (Gast)


Lesenswert?

Hast du einen Schaltplan des Verstärkers? Besitzt er eine 
Thermoabschaltung?

von Meinert (Gast)


Lesenswert?

Einen Schaltplan habe ich leider nicht.

Ich hätte aber noch eine Frage bezüglich meines (hoffentlich gelösten) 
Problems:
Ich habe mir mal so Gedanken gemacht, was denn nun dazu geführt hat, das 
der Fehler auftrat, Komme aber so zu keiner logischen Erklärung.
So wie es ja aussieht, lag es ja an der Buchse. Aber was hat den nun den 
Fehler ausgelöst? Sitzt in der Buchse irgendein Schalter drin oder woher 
kam das??

von Tom (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Einen Schaltplan findet man im Netz mit "Hughes & Kettner Attax 80 
Schematic" mit Anführungszeichen.


Meinert schrieb:
> Sitzt in der Buchse irgendein Schalter drin

Ja. So wird der Effektweg dazwischengeschaltet. Das Vorstufensignal 
liegt an der Sendbuchse (die ist hier unschuldig), gelangt so zum 
externen Effektgerät und aus den externen Gerät über die Returnbuchse 
zur Endstufe. Das externe Gerät ist also seriell im Signalweg 
eingeschleift.

Damit man kein Dummy-Kabel einstecken muss, wenn man kein externes Gerät 
verwendet, und auch keinen manuellen Schalter braucht, hat die 
Returnbuchse einen Schaltkontakt. Am roten Kontakt der Returnbuchse 
liegt das Vorstufensignal. Ist ein Kabel eingesteckt, federt der blaue 
Kontakt hoch, nimmt das Signal vom Tip des Klinkenkabels ab und 
ignoriert den roten Kontakt. Steckt kein Kabel, drückt der blaue Kontakt 
auf den roten und nimmt automatisch das Vorstufensignal. Da niemand den 
Effektweg benutzt und sich die Kontakte nicht durch Bewegung selbst 
reinigen können, oxidiert dieser Kontakt nach einiger Zeit und ergibt 
schlechten Kontakt. Durch dein Gestöpsel hast du die Oxidschicht etwas 
entfernt, so dass der Kontakt vorerst wieder leitet.

von Tom (Gast)


Lesenswert?

Nachtrag: Der blaue Kontakt führt zur Endstufe.

von Peter M. (Gast)


Lesenswert?

Meinert schrieb:
> Sitzt in der Buchse irgendein Schalter drin

Eher unwahrscheinlich. Aber das Problem könnte an den Kontaktfedern 
oder/auch
an den Lötpunkten der Buchsen auf der Platine gelegen haben.
Habe schon einige Mal erlebt, dass die Federkontakte einer Buchse, die 
fast ständig mit einem Stecker belegt war, müde geworden sind und 
dadurch der Konakt leicht oxidiert war. D.h., die Federspannung lässt 
nach und durch den Schmutz/Staub bildet sich eine Qxidschicht. Da sich 
die Kontaktfeder bei Erwärmung leicht verbiegt, kann das dazu führen, 
dass der Übergangswiderstand ansteigt und damit das Signal dämpft.
Auf der anderen Seite könnten auch die Lötpunkte auf der Platine das 
Problem sein.

Ich würde Dir vorschlagen, dass Du die Buchse auswechseln lässt. Denn 
der Effekt wird nach einiger Zeit wieder auftauchen. Die Buchsen 
bekommst Du bei den üblichen Versendern.
Beim Austausch gleich alle anderen Buchsen auf der Platine nachlöten.
Such Dir jemand der sich damit gut auskennt.
Diese Arbeit lohnt sich für diesen schönen Verstärker.

von Meinert (Gast)


Lesenswert?

Wow...vielen Dank für die ausführlichen Antworten!

Ich gedenke, dass ich früher oder später die Buchsen tauschen lassen 
werde.
Denn meistens schlägt Murphys Gesetz zu, wenn man es gerade nicht 
braucht.

Auch wenn der Verstärker doch schon sehr alt ist, aber vom Klang ist der 
echt TOP...richtig schöner warmer Sound. Gefällt mir echt gut.

Also großes DANKE nochmals an Euch, für Eure Hilfe.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.