Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Betreuung bei erster wissenschaftlicher Arbeit


von verwunderter (Gast)


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Ist es eigentlich üblich, bei einer BAC Arbeit (FH) vom zuständigen 
Prof. ein wenig betreut zu werden?

Ich selbst bin dem Alter schon entwachsen, stelle jedoch gerade fest, 
dass Studenten in ihrem "Leid" ziemlich alleine gelassen werden. Zu 
meiner Zeit konnte man noch vor der Abgabe der Diplomarbeit ein, zwei, 
dreimal hingehen, und der Prof. gab sich wohlwollend und nahm sich die 
Zeit und gab Tipps wie man eine erste wissenschaftliche Arbeit schreibt. 
Zu meiner großen Verwunderung scheint dies nicht mehr der Fall zu sein. 
Ein mir bekannter Student hatte ziemliche Probleme damit, und bekam von 
seinem Betreuer an der FH selbst nach mehrmaligem Bitten, doch bitte 
einmal kurz über die Struktur der Arbeit zu schauen, nicht mal ein "Muh" 
zu hören. OK - ist nur eine BAC Arbeit, aber trotzdem: Mich wundert es 
nicht, dass Ghostwriting-Agenturen bei derartiger Un-Kultur eine 
Hochblüte erleben und abgeschrieben wird, was das Zeug hält. Bin ich da 
etwa zu "altmodisch" ?

von Master of Enjinjöring (Gast)


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Ich habe auch an der Fachhochschule studiert und sowohl meine Bachelor- 
und Masterarbeit sind vom betreuenden Professor vor Abgabe gelesen 
worden und anschließend wurde konstruktive Kritik geübt, so dass ich das 
Ganze nochmal bearbeiten und anpassen konnte. Außerdem habe ich mich 
regelmäßig mit denen getroffen, um Fragen zu klären. Außerdem schauen, 
die auch mal in der Firma vorbei in der man schreibt, wenn die in der 
Nähe ist. Mein Firmenbetruer hat sivh auch mehrmals mit mir und dem 
Prof. zusammengesetzt.

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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verwunderter schrieb:
> Bin ich da
> etwa zu "altmodisch" ?

Ja!

von Ben S. (theben)


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Bei war es ähnlich wie bei Master of Enjinjöring. Aber es gibt natürlich 
auch andere. Ich habe mir damals aber auch meinen betreuenden Prof. 
selbs aussuchen können. Ist natürlich logisch, dass ich zu einen 
gegangen bin, mit dem ich voher schon gut klar gekommen bin.

Ich weiß nicht wie es in den großen ach ja so bieliebten Instutitionen 
mit Rang und Namen ist aber ich habe in einer recht kleinen Uni 
studiert. Viele Profs. kannten uns mit Namen, da war das ein ganz 
anderer Umgang.

Ich kann das Problem jedoch verstehen, was du geschrieben hast. Eine 
Betreuung bringt einem Prof ordentlich Punkte (Zeit gutgeschrieben) und 
kostet ihm im vergleich venig Aufwand. Aber das wurde hier im Forum ja 
auch schon oft genug dikutiert.

von Justus S. (jussa)


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bei uns haben bzw. hatten die Profs mit den studentischen Arbeiten eh 
quasi nix zu tun, die sitzen nur noch im Abschlussvortrag. Betreuung der 
Studenten erfolgt durch die Doktoranden, die studentischen Arbeiten sind 
ja immer Teil irgendeiner Doktorarbeit. Die Benotung kommt dann 
eigentlich auch vom Betreuer und wird vom Prof nur noch abgenickt...

von Hol G. (wechselstrom)


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verwunderter schrieb:
> Ist es eigentlich üblich, bei einer BAC Arbeit (FH) vom zuständigen
> Prof. ein wenig betreut zu werden?

Es ist üblich, das der Betreuer (ob Prof oder wissenschaftliche 
Mitarbeiter) die Arbeit mindestens einmal gegenliest.

von N. N. (clancy688)


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Hol G. schrieb:
> Es ist üblich, das der Betreuer (ob Prof oder wissenschaftliche
> Mitarbeiter) die Arbeit mindestens einmal gegenliest.

Bei mir hat der Betreuer in der Firma die Arbeit gegen gelesen. Mein 
betreuender Prof hat die Arbeit explizit nicht vor Abgabe gelesen, da es 
ja meine eigene, wissenschaftliche Leistung sei, und nicht ein 
gemeinsames Produkt. Ich durfte ihm ein Inhaltsverzeichnis und 
anschließend ein Probekapitel zur konstruktiven Kritik vorlegen, danach 
war ich, was das Zusammenschreiben betraf, komplett auf mich alleine 
gestellt.

War gewöhnungsbedürftig, macht imho aber auch Sinn. Wie soll der Student 
beweisen, dass er unabhängig ein Thema nach wissenschaftlichen 
Gesichtspunkten bearbeiten kann, wenn ein Prof noch Händchen hält?

: Bearbeitet durch User
von Master of Enjinjöring (Gast)


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Lu R. schrieb:

> Mein
> betreuender Prof hat die Arbeit explizit nicht vor Abgabe gelesen, da es
> ja meine eigene, wissenschaftliche Leistung sei, und nicht ein
> gemeinsames Produkt.

Wieso gemeinsames Produkt? Du lieferst das Produkt und dem Kunden muss 
es gefallen. Da kann man doch durchaus erwarten, dass der Kunde vorab 
mal einen Blick auf das Produkt wirft, damit er am Ende nicht böse 
überrascht wird.

Außerdem hat so eine Abschlussarbeit ja zwei Ebenen. Einmal das, was du 
konkret ausarbeitest und dann, wie du es in der Arbeit niederschreibst. 
Da kann es ja sein, dass du Dinge, die du ausgearbeitet hast, nicht 
ausführlich genug erläuterst oder zu sehr auf Nebensächlichkeiten 
eingehst. Wenn dein Professor dich auf so etwas hinweist, greift er ja 
nicht direkt in deine eigentlich Arbeit und ihre Ergebnisse ein, sondern 
sorgt dafür, dass das Ganze so dargestellt wird, dass es sich ein gutes 
Bild deiner Leistung machen kann.

von Tommi (Gast)


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Hol G. schrieb:
> Es ist üblich, das der Betreuer (ob Prof oder wissenschaftliche
> Mitarbeiter) die Arbeit mindestens einmal gegenliest.
War bei uns auch so. Es war einem aber auch klar, dass der gleiche 
Betreuer spaeter die Note gibt. Und da zaehlt halt auch der erste 
Eindruck. D.h. man kann die Arbeit natuerlich nicht halbfertig zur 
Korrektur abgeben.

von adcap (Gast)


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Bei meiner Bachelorarbeit hatte ich zwei Kontaktpersonen am Institut: 
Einmal der Professor, der ganze auch beurteilt hat und ein Postdoc, der 
mich bei inhaltlichen Fragen betreut hat.

Mit dem Professor hatte ich nur ein paar Meetings bezüglich Thema, grobe 
Struktur, was er sich bei den einzelnen Kapiteln erwartet, 
Organisatorisches usw.usf.
Beim Postdoc konnte ich auch inhaltliche Fragen stellen und mit ihm 
schauen, ob ich am richtigen Weg war beim praktischen Teil. Der enge 
Kontakt mit dem Postdoch war außerdem deshalb notwendig, weil ich ja 
spezielle Software verwendet habe, welche nur auf Rechnern des Instituts 
lizenziert war...

Bei dem Institut bei dem ich war, gab es außerdem folgendes System: Man 
muss seine Bachelorarbeit nach der Abgabe außerdem vor der versammelten 
Mannschaft des Institutes präsentieren. Am Ende dieser Präsentation 
(15-20min) bekam man dann sowohl ein mündliches Feedback sowie die 
Gesamtnote vom Professor auf die Bachelorarbeit. Für die jeweils 
aktuellen Bachelorstudenten des Instituts war es verpflichtend, dass man 
zumindest 3x zu einer solchen Präsentation hingeht. Davor durfte man die 
Bachelorarbeit nicht einreichen. Fand ich übrigens sehr gut, denn da hat 
man dann schonmal einen Überblick bekommen, wie das ganze auszusehen hat 
und auf was der Professor wert legt.

Aber ja, kenne auch andere Institute an meiner Uni wo das nicht so läuft 
(v.a. die großen Informatikinstitute, wo es sehr viele Studenten gibt). 
Da gibts ein Treffen mit dem Professor a la "programmieren sie mir das 
und das, hier ist die Aufgabenstellung". Student programmiert das, 
schreibt was dazu, gibt es ab und bekommt eine Note.

von Boy (Gast)


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Bei uns hieß es immer das man ingineur wird...also sollte man das 
gefälligst alleine hinbekommen. Sehe es genauso. Es ist die eigene 
Arbeit und nicht die vom prof..

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Das ist doch wieder unser Uni <> FH Troll. Für die Geschichte gebe ich 
1/10 Punkten.

Den einen Punkt auch nur, weil er sorgsam vermied das Wort "Uni" zu 
gebrauchen und vermutlich hoffte dass in einer der ersten Antworten 
jemand mit "Bei uns an der Uni ist das anders" ankommt.

von DaDude (Gast)


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Schaut mal hier:
Ingenieur ist Ghostwriter für Bachelor/ Master-Arbeiten im Bereich BWL 
und keinen blassen schimmer davon. In 10 Tagen hat er in der Regel ne 
Arbeit fertig:

http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/ghostwriter-fuer-bachelor-und-masterarbeiten-der-bwl-macher-a-1083647.html

Gibts das auch für E-Technik? BWLer schreibt E-Technik Arbeiten... kann 
ich mir nicht vorstellen ;)

von Nota bene (Gast)


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DaDude schrieb:
> Schaut mal hier:
> Ingenieur ist Ghostwriter für Bachelor/ Master-Arbeiten im Bereich BWL
> und keinen blassen schimmer davon. In 10 Tagen hat er in der Regel ne
> Arbeit fertig:
>
> http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/ghostwr...
>
> Gibts das auch für E-Technik? BWLer schreibt E-Technik Arbeiten... kann
> ich mir nicht vorstellen ;)

Tja, da kann man mal sehen, dass wenn man es drauf hat, ist das 
Schreiben von Arbeiten eine Fließbandarbeit. Routine. Auch wenn man 
fachfremd ist.

Ich denke nur höchstens 5 von 100 Bachelorarbeiten oder auch 
Masterarbeiten sind wirklich interessant und sollten verlegt werden. Der 
Rest ist pflichtmäßige, lästige Fleißarbeit. Und so lesen die sich auch, 
langatmig, langweilig, kein wissenschaftlicher Ertrag und ein hoher 
Mangel an Substanz.

von Benji (Gast)


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Nota bene schrieb:
> kein wissenschaftlicher Ertrag und ein hoher
> Mangel an Substanz.

Versteh eh nicht wieso immer auf diesem "Wissenschaftlichen Anspruch" 
rumgeritten wird.
Glaub manche findens einfach nur geil, "wissenschaftlich" gearbeitet zu 
haben.

Die Bachelor- oder Masterarbeit dient heutzutage in geschätzt 95% der 
Fällen dazu, dass Studium abzuschließen um endlich in der Industrie 
arbeiten zu dürfen und Kohle zu verdienen.

Die Arbeit zeigt dass man selbstständig neue Themen bearbeiten kann.
Mag vielleicht vor 100 Jahren anders gewesen sein, aber heute ist eine 
Hochschule ein besserer Ausbildungsbetrieb für die Industire. Vielleicht 
nicht auf dem Papier, aber in der Praxis.

von Der Andere (Gast)


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