Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Elko wird zu 0-Ohm-Widerstand


von Peter (Gast)


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Hallo,

was muss mit einem Elko passieren, dass er einen satten Kurzschluss 
(dauerhaft 0 Ohm) produziert? Ist dieser Defekt für irgendetwas typisch? 
Zu alt war er nicht, lief 1-2 Jahre innerhalb normaler Parameter, ist 
nicht im Betrieb zu heiß geworden (Löttemperatur unbekannt), 
Betriebsspannung war im Rahmen (ESD-Ereignisse können aber nicht 
ausgeschlossen werden), Stromripple ist per Design ok.

von Peter (Gast)


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Achso, keine Ausbeulung oder ähnliche mechanische Veränderungen 
erkennbar.

von MaWin (Gast)


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Oxidschicht auflöst wegen dauerhafter Verpolung oder dem berühmten 
schlechten Elektrolyten https://de.wikipedia.org/wiki/Capacitor_Plague

von oszi40 (Gast)


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Peter schrieb:
> lief 1-2 Jahre innerhalb normaler Parameter

Spannungsspitze?  Istspannung=? Elko-Wert=?

von Peter (Gast)


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Mehrere parallel geschaltete Elkos sind ok. Nur einer hat 0 Ohm. Ich 
kann aber nicht ausschließen, dass ihn jemand beim Einlöten vergewaltigt 
hat (irgendwas muss ja schief gelaufen sein)- z.B. Verpolt, ausgelötet, 
korrekt wieder eingelötet. So klingt das für mich jetzt plausibel.
Dass ein korrekt verwendeter Elko einfach so mal zu einem 
0-Ohm-Widerstand wird, kann ich mir nämlich nicht vorstellen.

von batman (Gast)


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Ich schon, hatte mindestens 2 davon. Allerdings trat der Tod erst nach 
Jahrzehnten Laufzeit ein.

von Joe F. (easylife)


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Ein bisschen verwunderlich finde ich ja, dass er sich bei diesem 
geringen Widerstand nicht schon längst in Rauch aufgelöst hat.
Sicherung oder schwachbrüstige Stromversorgung davor (was ja beides gut 
wäre)?

von batman (Gast)


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0 Ohm => 0 Volt => 0 Watt => kalt

von superman (Gast)


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batman schrieb:
> 0 Ohm => 0 Volt => 0 Watt => kalt

Das Ding wird wohl nicht auf Supraleitung runtergekühlt sein.

0 Ω != 0.000000 Ω

von Peter (Gast)


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Ja, das ist merkwürdig. Der muss ohne Zwischenschritte auf 0 Ohm 
"gesprungen" sein. Sonst würde man zumindest irgendwas äußerlich 
erkennen.

von René F. (Gast)


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Hatte den Fall auch schon öfters, klingt zwar jetzt komisch aber wenn 
ich ein altes Gerät repariere gehe ich immer mit dem Diodentester auch 
an Elkos ran, hab so schon mehrere defekte reparieren können.

Zum eigentlichen Thema. Elkos sind auch nur Bauelemente und können 
einmal einen Materialfehler aufweisen und haben Produktionstoleranzen. 
Vielleicht hatte er einen deutlich abweichenden ESR als die anderen und 
an ihm ist eine größere Verlustleistung entstanden.

von Hp M. (nachtmix)


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Peter schrieb:
> was muss mit einem Elko passieren, dass er einen satten Kurzschluss
> (dauerhaft 0 Ohm) produziert? Ist dieser Defekt für irgendetwas typisch?

Ja, typisch für manche Tantal-Elkos.
Wenn genug Strom für die Zündung zur Verfügung steht, brennen die auch 
hübsch.

von Thomas S. (thom45)


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Hp M. schrieb:
> Peter schrieb:
>> was muss mit einem Elko passieren, dass er einen satten Kurzschluss
>> (dauerhaft 0 Ohm) produziert? Ist dieser Defekt für irgendetwas typisch?
>
> Ja, typisch für manche Tantal-Elkos.
> Wenn genug Strom für die Zündung zur Verfügung steht, brennen die auch
> hübsch.

Tantal-Elkos haben aber auch gar nichts dort zu suchen wo niedrige 
Quellimpedanzen und Spannungen im Spiel sind. Also auf keinen Fall zum 
Abblocken von Speisespannungen. Das ist aber längst Schnee von 
vorgestern.

Wenn Abblocken, das auch einigermassen HF-tauglich sein soll, dann die 
Kombination von Elko und Kerko. Da heute Kerkos bis an die 100µF-Grenze 
relativ preiswert sind, kann man ebenso gut oft gleich nur Kerkos 
einsetzen.

Kerko = Keramik-Kondensatoren - für die welche es nicht wissen.


Gruss
Thomas

von Peter (Gast)


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Nee, ich meinte, was für eine Art der Misshandlung typisch ist, um sowas 
zu provozieren. Es sind ganz normale Alu-Elkos.

von Mark S. (voltwide)


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Peter schrieb:
> Nee, ich meinte, was für eine Art der Misshandlung typisch ist, um sowas
> zu provozieren. Es sind ganz normale Alu-Elkos.
Na, z.B. Darts auf die Elkos werfen dürfte dazu führen.

von Mani W. (e-doc)


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Mark S. schrieb:
> Na, z.B. Darts auf die Elkos werfen dürfte dazu führen.

Aber die mit Stahlspitzen!


Und den Elko muss man dann auch treffen!


Die Spitze aber dann nicht herausziehen, damit er nicht wieder
seine "Selbstheilung" einsetzt...

: Bearbeitet durch User
von Mani W. (e-doc)


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Peter schrieb:
> was muss mit einem Elko passieren, dass er einen satten Kurzschluss
> (dauerhaft 0 Ohm) produziert? Ist dieser Defekt für irgendetwas typisch?

Ja!


Du spannst den Elko in den Schraubstock und folterst ihn solange zu
Tode, bis er Kurzschluß anzeigt...

von Thomas S. (thom45)


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Mani W. schrieb:

> Die Spitze aber dann nicht herausziehen, damit er nicht wieder
> seine "Selbstheilung" einsetzt...

Das gibt es bei Elkos nicht, so viel ich weiss.

Gruss
Thomas

von Thomas S. (thom45)


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Mani W. schrieb:

> Du spannst den Elko in den Schraubstock und folterst ihn solange zu
> Tode, bis er Kurzschluß anzeigt...

Wenn man rechtzeitig aufhört, erzeugt dies Kapazitätserhöhung, weil 
durch das Pressen erhöht sich die Dielektrizitätskonstante. Allerdings 
auf Kosten der Nennspannung - aber nicht viel.

Damit der Elko nicht kaputt geht, einfach während der Prozedur ein 
C-Messgerät anschliessen und drauf gucken. Und dabei halt rechtzeitig 
aufhören. Am Anfang gibt es viel Ausschuss. Auch hier gilt: Übung macht 
den Meista. :-)

He da, nicht lachen! Das ist kein Witz!

In den 1970ern, als die Elko deutlich grösser waren als zwei Jahrzehnte 
später, erfand Philips den Elko mit eingedrückten Dallen ring um das 
Elko-Gehaüse. Das soll der Kapazitätserhöhung gedient haben. Das waren 
blaue Elkos mit radialen Anschlüssen, nicht mit Drähten sonders mit 
massiven kleinen flachen Kupferlaschen.

Guck ganz oben, ich hab ein Bild gefunden. :-)

Gruss
Thomas

von Jobst M. (jobstens-de)


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Thomas S. schrieb:
> Wenn man rechtzeitig aufhört, erzeugt dies Kapazitätserhöhung

Na, die Kapazitätserhöhung hat doch sogar funktioniert!

Wenn man über eine beliebige Zeit einen beliebigen Strom in den 
Kondensator fließen lässt, ändert sich die Spannung nicht.
Der hat keinen Kurzschluss - der hat einfach nur eine unfassbar große 
Kapazität!


Gruß

Jobst

von Thomas S. (thom45)


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Jobst M. schrieb:
> Thomas S. schrieb:
>> Wenn man rechtzeitig aufhört, erzeugt dies Kapazitätserhöhung
>
> Na, die Kapazitätserhöhung hat doch sogar funktioniert!
>
>
>
> Wenn man über eine beliebige Zeit einen beliebigen Strom in den
> Kondensator fließen lässt, ändert sich die Spannung nicht.
> Der hat keinen Kurzschluss - der hat einfach nur eine unfassbar große
> Kapazität!

Jetzt ist die Zeit gekommen, Physik und die Elektrotechnik 
umzuschreiben.
Mach weiter so und Dir winkt der Noble Preis. Du solltest vorher aber 
noch schnell 5 Doktorate schreiben oder kaufen. Kaufen geht schneller, 
weil wenn Du an die Öffentlichkeit trittst, ist es grenzenlos von 
Vorteil wenn im Titel steht Prof. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. M. van dem Jobst.

'van' und nicht 'von', tönt besser! Denk an 'van Helsing'. :-)))

Ich wünsche Dir den Erfolg den Du verdienst. :-)

Gruss
Thomas (ohne Dr. und anstelle von Professer nur Brotfresser)

von Mani W. (e-doc)


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Thomas S. schrieb:
> In den 1970ern, als die Elko deutlich grösser waren als zwei Jahrzehnte
> später, erfand Philips den Elko mit eingedrückten Dallen ring um das
> Elko-Gehaüse. Das soll der Kapazitätserhöhung gedient haben. Das waren
> blaue Elkos mit radialen Anschlüssen, nicht mit Drähten sonders mit
> massiven kleinen flachen Kupferlaschen.
>
> Guck ganz oben, ich hab ein Bild gefunden. :-)

Eher wird es so gewesen sein, dass das Gehäuse nach innen deformiert
wurde, um einen eventuell entstehenden Druck durch Falschpolung oder
Überspannung oder auch interne Defekte soweit auszugleichen, dass der
Elko nicht die Fetzen fliegen lässt...


Eine Kapazizätserhöhung nur punktuell auszurichten, halte ich für
nicht glaubhaft - denn sonst könnte man den fertigen Elko gleich
unter rollenden Walzen oder Presshülsen dermaßen zusammendrücken,
dass das Dielektrikum noch dünner wird - was natürlich keinen Sinn
ergibt...



Mani

von Thomas S. (thom45)


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Mani W. schrieb:
> Thomas S. schrieb:
>> In den 1970ern, als die Elko deutlich grösser waren als zwei Jahrzehnte
>> später, erfand Philips den Elko mit eingedrückten Dallen ring um das
>> Elko-Gehaüse. Das soll der Kapazitätserhöhung gedient haben. Das waren
>> blaue Elkos mit radialen Anschlüssen, nicht mit Drähten sonders mit
>> massiven kleinen flachen Kupferlaschen.
>>
>> Guck ganz oben, ich hab ein Bild gefunden. :-)
>
> Eher wird es so gewesen sein, dass das Gehäuse nach innen deformiert
> wurde, um einen eventuell entstehenden Druck durch Falschpolung oder
> Überspannung oder auch interne Defekte soweit auszugleichen, dass der
> Elko nicht die Fetzen fliegen lässt...

Meinst Du das so, dass die Vertiefungen rund um das Blech dem Zweck 
dienen, dass diese innen den Kondensatorwickel im Radius begrenzen und 
so leere Zwischenräume bilden, die den Gasdruck bis zu einem gewissen 
Grad auffangen?

Das wäre auf jedenfalls die bessere Logik. Leuchtet ein. Woher ich 
damals die Information betreffs Kapazitätserhöhung hatte, weiss ich auch 
nicht mehr. Da liegen Jahrzehnte dazwischen.

Und heute die Philips anfragen, das kann man sich gleich in den Kamin 
streichen. Das ist das selbe wie wenn man bei der Cerberus anfragt um 
etwas von der frühen Herstellung der Kaltkathodenröhren (GR16, GT21, 
etc.) zu erfahren. Die wissen nicht mal mehr, wovon man schreibt.

> Eine Kapazizätserhöhung nur punktuell auszurichten, halte ich für
> nicht glaubhaft - denn sonst könnte man den fertigen Elko gleich
> unter rollenden Walzen oder Presshülsen dermaßen zusammendrücken,
> dass das Dielektrikum noch dünner wird - was natürlich keinen Sinn
> ergibt...

Auf der total gesamten Oberfäche den Druck ausüben, ist das physikalisch 
überhaupt möglich? hmmmm

Gruss
Thomas

von Mani W. (e-doc)


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Thomas S. schrieb:
> Meinst Du das so, dass die Vertiefungen rund um das Blech dem Zweck
> dienen, dass diese innen den Kondensatorwickel im Radius begrenzen und
> so leere Zwischenräume bilden, die den Gasdruck bis zu einem gewissen
> Grad auffangen?

Genau...

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