Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Warum werden Hubmagnete so schnell heiß ?


von motorhirn (Gast)


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Eine Frage denn ich finde keine gescheiten Informationen, finde kein 
Wiki-Artikel über Hubmagnete.

Diese bestehen aus Kupferspulen und Neodym-Magnete

Dieser kann entweder ziehen oder abschieben.

Oft steht in den Daten: maximal 10 Sekunden, dann 1 Minute kühlen 
lassen, andere schaffen 40 Sekunden


Jetzt meine Frage: Warum werden die so schnell heiß? Normale Drehmotoren 
werden doch auch nicht heiß und können ewig drehen ?

von Paul H. (powl)


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Normale Motoren haben aber auch hohe Wirkungsgrade und wandeln entweder 
das meiste der aufgenommenen Energie in mechanische Arbeit um oder 
nehmen (im Leerlauf) überhaupt kaum Leistung auf.

Hubmagnete haben einen hundsmieserablen Wirkungsgrad, der wenn sie 
angezogen sind, sogar auf 0% sinkt. D.h. alle Energie wird in Wärme 
umgewandelt. Das ist ein notwendiges Übel, um das von der Spule erzeugte 
Magnetfeld und somit die Haltekraft aufrecht zu erhalten. Mechanische 
Arbeit gibt der Hubmagnet nur ab während sich der Hubzylinder bewegt.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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motorhirn schrieb:
> Jetzt meine Frage: Warum werden die so schnell heiß? Normale Drehmotoren
> werden doch auch nicht heiß und können ewig drehen ?

Motoren sind oft für Dauerbetrieb ausgelegt. Ein E-Fahrrad, dass du alle 
10 Sekunden anhalten und 20 Sekunden abkühlen lassen musst, findet wenig 
Käufer.

Hubmagneten wiederum werden oft in Anwendungen eingesetzt, in denen 
Abkühlphasen kein Problem sind. also muss man diese Exemplare auch nicht 
für Dauerbetrieb auslegen.

: Bearbeitet durch User
von Falk B. (falk)


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Normalerweise betreibt man Hubmagnete mit PWM. Mit 100% Tastgrad läßt 
man sie anziehen, ggf. sogar mit Überspannung. Dann schaltet man nach 
ein paar hundert ms auf ein reduziertes Tastverhältnis runter, das 
reicht, um die Haltekraft des Hubmagneten aufrecht zu erhalten und 
trotzdem deutlich weniger Verlustwärme zu erzeugen.

von Sebastian S. (amateur)


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Ein weiterer Grund ist der: Hubmagnete halten still.
Oder anders ausgedrückt: Selbst der dümmste Motor - der ohne Ventilator 
- verschafft sich etwas Kühlung, indem er sich dreht. Blockierst Du ihn, 
wird er genauso unwirsch wie Dein Hubmagnet.
Wohl dem, der etwas Gegen-Mnk hat.

von knollo (Gast)


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Das Lösungswort heißt wohl Einschaltdauer:
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Einschaltdauer&oldid=144662224

Falk B. schrieb:
> Normalerweise betreibt man Hubmagnete mit PWM

Da staune ich jetzt aber! Ich kenne Hubmagnete die eigens mit Akkus 
gepuffert sind, damit man bei Netzausfall noch weit genug weglaufen 
kann, bevor der Einschlag erfolgt. Da möchte der Strom keine 1/100s 
zusammenbrechen!

von Falk B. (falk)


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@knollo (Gast)

>> Normalerweise betreibt man Hubmagnete mit PWM

>Da staune ich jetzt aber!

Siehst du, auch Knollo kann noch was lernen ;-)

>Ich kenne Hubmagnete die eigens mit Akkus
>gepuffert sind, damit man bei Netzausfall noch weit genug weglaufen
>kann, bevor der Einschlag erfolgt.

Kann sein.

> Da möchte der Strom keine 1/100s zusammenbrechen!

Du unterschätzt die elektrische und mechanische Zeitkonstante. Außerdem 
gibt es nicht nur EINEN Hubmagneten sondern verdammt viele, verschieden 
große. Das man die PWM-Frequenz passend dazu wählen sollte, ist klar.

von knollo (Gast)


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Autsch! Ich dachte an Hubmagnete am Kran Du wohl an was kleineres...

von Falk B. (falk)


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@Sebastian S. (amateur)

>Ein weiterer Grund ist der: Hubmagnete halten still.

Das tun Servoantriebe auch. Und da gibtes VERDAMMT große. Ich hab mal in 
einer Firma gearbeitet, dort hatte der größte Antrieb 20kNm Drehmoment, 
das sind ~2t Masse an einem 1m langen Hebel . . .

Solche Motoren sind zwangsbelüftet, anders geht es kaum.

von Sebastian S. (amateur)


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@Falk
Interessant, da hast Du wieder mal sehr selektiv gelesen...

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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knollo schrieb:
> Ich dachte an Hubmagnete am Kran
Die sind wohl eher die "unter-1-Promille" Ausnahme:
https://www.google.de/search?q=hubmagnet

Und dort wird mittels PWM der Strom auch nicht unterbrochen, sondern 
nur vom Anzugstrom auf den Haltestrom reduziert.
Die PWM unterbricht nämlich nur die Spannungszufuhr, der Strom fließt 
so lange über den Freilaufkreis weiter...

: Bearbeitet durch Moderator
von Falk B. (falk)


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@ Lothar Miller (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite

>Die PWM unterbricht nämlich nur die Spannungszufuhr, der Strom fließt
>so lange über den Freilaufkreis weiter...

Mensch, du kennst dich aber aus . . .
Sucht nicht Galileo einen wissenschaftlichen Berater?
;-)

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Falk B. schrieb:
> Mensch, du kennst dich aber aus
Offenbar war das nötig, denn irgendwie schien mir, irgendwer meinte, 
dass eine PWM den Stromfluss unterbricht. Dass genau das nicht der 
Fall ist fehlte mir bei deinen Erläuterungen zum Thema "elektrische und 
mechanische Zeitkonstante"...

> Sucht nicht Galileo einen wissenschaftlichen Berater?
Woher weißt du das?
Haben die bei dir angefragt?
;-)

: Bearbeitet durch Moderator
von oszi40 (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Die PWM unterbricht nämlich nur die Spannungszufuhr, der Strom fließt
> so lange über den Freilaufkreis weiter...

Früher hat man den Anzugsstrom durch einen kräftigen Vorwiderstand 
reduziert sobald der Magnet sein Ziel erreicht hat (dann Ruhekontakt 
geöffnet= Haltestrom). Wenn das nicht funktioniert, wird er natürlich 
wesentlich heißer. Mit PWM geht das natürlich verlustärmer (sofern es 
zuverlässig funktioniert).

von Wolfgang (Gast)


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motorhirn schrieb:
> Jetzt meine Frage: Warum werden die so schnell heiß? Normale Drehmotoren
> werden doch auch nicht heiß und können ewig drehen ?

Auch für Hubmagneten gilt der Energieerhaltungssatz. Wenn du da eine 
elektrische Leistung reinfütterst, muss die Leistung irgendwo hin. 
Sobald der Magnet sein Feld aufgebaut und angezogen hat, verrichtet er 
weder mechanische Arbeit, noch ändert sich das Feld und die ganze 
elektrische Leistung wird in Heizleistung umgesetzt.

von motorhirn (Gast)


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Funktioniert Freilaufkreis durch eine Freilaufdiode oder wie muss ich 
das verstehen?

bestellt habe ich diese: 
http://www.ebay.de/itm/251174159675?_trksid=p2057872.m2749.l2649&ssPageName=STRK%3AMEBIDX%3AIT


Ich glaube aber dass da nur eine Spule und Magnet drin ist.

Also kann man einfach diese Schaltung nehmen? 
http://sigma.octopart.com/34187676/image/STMicroelectronics-TIP122.jpg 
und einfach mit PWM durchjagen?

Ich weiss dass TIP122 nicht für 5A geeignet ist. Dazu nimmt man einen 
stärkeren MOSFET

von oszi40 (Gast)


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>> Normale Drehmotoren
>> werden doch auch nicht heiß und können ewig drehen?

Was ist normal? Wenn Du einen 3V-Motor mit 12V betreibst wird der auch 
"etwas" wärmer... Wenn Du einen Hubmagneten nur mit dem Haltestrom 
betreibst, wird er auch nicht glühen aber auch keine ausreichende Kraft 
haben. Die Dosis einer Medizin entscheidet über den Erfolg. Bei 
Überdosis ist der Patient tot.

von Falk B. (falk)


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@ motorhirn (Gast)

>Funktioniert Freilaufkreis durch eine Freilaufdiode

Ja.

>Ich glaube aber dass da nur eine Spule und Magnet drin ist.

Sicher.

>Also kann man einfach diese Schaltung nehmen?
>http://sigma.octopart.com/34187676/image/STMicroel...
>und einfach mit PWM durchjagen?

Ja.

>Ich weiss dass TIP122 nicht für 5A geeignet ist. Dazu nimmt man einen
>stärkeren MOSFET

Genau.

von Hopix (Gast)


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A. K. schrieb:
> Hubmagneten wiederum werden oft in Anwendungen eingesetzt, in denen
> Abkühlphasen kein Problem sind.

Hubmagneten werden (so ist zumindest meine Einschätzung) zum großen Teil 
in Ventilen hydraulischer-pneumatischer Art eingesetzt. Von maximaler 
Einschaltdauer ist da meinst nicht die Rede.

Paul H. schrieb:
> Mechanische
> Arbeit gibt der Hubmagnet nur ab während sich der Hubzylinder bewegt.

Paul hat dieses absolut richtig beschrieben.

Wolfgang schrieb:
> Auch für Hubmagneten gilt der Energieerhaltungssatz.

Ebenso Wolfgang

von uwe (Gast)


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Parallele RC-Kombination in Reihe schalten...

von noti (Gast)


Angehängte Dateien:

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Etwas weniger technische Antwort: weil ich dadurch Kosten sparen kann.

Man kann Spule und Magnetkreis unterdimensionieren, da einerseits auf 
Kühlung verzichtet wird (Vergussmasse, Kühlkörper...) und andererseits 
die Auslegung "am Limit" gefahren wird. Z.B. sind magnetische 
Flussdichte zu Strom nicht linear, die Kurve läuft in die Sättigung. Ich 
erkaufe mir z.B. im extrem ineffizienten fast schon gesättigten Bereich 
ein paar N des Elektromagneten durch viel Leistung. Wenn die 
Einschaltdauer / Effizienz keine Rolle spielt: perfekt. Wenn ich 100% 
Einschaltdauer benötige, muss ich halt ein dafür ausgelegtes Produkt 
kaufen, welches ziemlich sicher größer, schwerer, teurer... ist.

Eine typische Anwendung sind die elektrischen Türöffner - mir fällt der 
Fachbegriff nicht ein.

Ein anderes Beispiel dafür z.B. ein Hubmagnet Conrad: 
https://www.conrad.de/de/hubmagnet-drueckend-2-nmm-56-nmm-12-vdc-8-w-intertec-its-ls3830b-d-12vdc-502546.html
Das Bild zeigt das Kraft/Weg-Diagramm des Hubmagneten bei 
unterschiedlicher Leistung.

von F. F. (foldi)


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Lothar M. schrieb:
> Haben die bei dir angefragt?
> ;-)

Ne, ist schon weg. Die haben mich genommen. ;-)

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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motorhirn schrieb:
> Warum werden die so schnell heiß?

Entweder habe ich es überlesen oder außer Polemik kam die korrekte 
Antwort noch nicht.

Hubmagnete können durch zwei Ursachen heiß werden.

1.Induktivitäten beinhalten immer einen ohmschen Widerstand. Der 
Widerstand als dissipatives Bauelement wandelt elektrische Energie in 
Wärmeenergie.

2.Die BH-Kennlinie einer Induktivität in einem magnetischen Kreis ist 
durch eine Hysterese gekennzeichnet. Die eingeschlossene Fläche der 
Hysteresekurve ist ein Maß für die Verlustleistung des magnetischen 
Kreises im Wechselstrombetrieb.

von Falk B. (falk)


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@ Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite

>Entweder habe ich es überlesen

Ja.

>1.Induktivitäten beinhalten immer einen ohmschen Widerstand. Der
>Widerstand als dissipatives Bauelement wandelt elektrische Energie in
>Wärmeenergie.

Bei Hubmagneten ist der ohmsche Widerstand das einzige strombegrenzende 
Bauteil. Bei E-Motoren wird der Nennstrom NICHT durch den ohmschen 
Wicklungswiderstand begrenz, nur im Blockier- und Anlauffall.

>2.Die BH-Kennlinie einer Induktivität in einem magnetischen Kreis ist
>durch eine Hysterese gekennzeichnet. Die eingeschlossene Fläche der
>Hysteresekurve ist ein Maß für die Verlustleistung des magnetischen
>Kreises im Wechselstrombetrieb.

Die meisten Hubmagneten arbeiten mit Gleichstrom, dort gibt es keine 
Magnetisierungsverluste. Ein Hubmagnet mit Wechselstrom braucht, ebenso 
wie ein Relais mit Wechselstrom, eine Kurzschlußwindung, so wie ein 
Spaltpolmotor.

von spess53 (Gast)


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Hi

motorhirn (Gast) schrieb:

>bestellt habe ich diese:
>Ebay-Artikel Nr. 251174159675

>Ich glaube aber dass da nur eine Spule und Magnet drin ist.

Sieht eher wie ein Motor mit Getriebe aus.

->Servomotor mit hoher Zug- oder Druckkraft,...

MfG Spess

von Falk B. (falk)


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@ spess53 (Gast)

>Sieht eher wie ein Motor mit Getriebe aus.

>->Servomotor mit hoher Zug- oder Druckkraft,...

Motor vielleicht, Servo weniger. Der drückt wahrscheinlich nur mit 
Blockierstrom gegen die Enden. Darum auch nur max. 10s Einschaltdauer 
und 1min Abkühlpause. Aber auch dafür ist PWM sinnvoll einsetzbar.

von batman (Gast)


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Ja, das sind Stellmotoren für Autotür-Verriegelungen. Ist ein 
Getriebemotor drin, der nur jeweils 2 Sekunden rückwärts oder vorwärts 
eingeschaltet wird. Dann ist das Schloß auf oder zu, je nach Polung.

von Harald W. (wilhelms)


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Falk B. schrieb:

> Motor vielleicht, Servo weniger.

Motore, die für Positionieraufgaben benutzt werden, nennt man
in der Industrie typisch "Servos". Das hat mit den Modellbau-
Servos wenig zu tun.

von Falk B. (falk)


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@Harald Wilhelms (wilhelms)

>> Motor vielleicht, Servo weniger.

>Motore, die für Positionieraufgaben benutzt werden, nennt man
>in der Industrie typisch "Servos". Das hat mit den Modellbau-
>Servos wenig zu tun.

Schon klar. Aber ein ServoANTRIEB hat üblicherweise

a) eine Positionsmessung
b) eine Sollwertvorgabe
c) einen Positionsregler

All diese drei Dinge hat das Ding augenscheinlich NICHT!

von spess53 (Gast)


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Hi

>Motor vielleicht, Servo weniger.

'Servomotor' stammt nicht von mir. Das ist der Begriff, der im Angebot 
benutzt wird.

MfG Spess

von F. F. (foldi)


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Aus Wiki zitiert:
Ein Servo (lat. servus, „Diener, Sklave“) bezeichnet in der 
Elektrotechnik einen Verbund aus Ansteuerungs- und Antriebseinheit. Dies 
kann beispielsweise ein Elektromotor samt seiner Steuerelektronik sein. 
Im allgemeinen Sprachgebrauch werden Servos häufig mit Servomotoren 
gleichgesetzt.

Servo, früher Diener, Sklave der und heute für "hilfs-"; in diesem Fall 
für Hilfsmotor.

von batman (Gast)


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Daher kommt übrigens auch der Begriff "Servo-Lenkung", womit wir nun 
beim nächsten Thema Hydraulik angelangt sind. :)

von Route_66 (Gast)


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batman schrieb:
> Daher kommt übrigens auch der Begriff "Servo-Lenkung", womit wir nun
> beim nächsten Thema Hydraulik angelangt sind. :)

Es gibt auch elektrisch unterstützte Lenksysteme, nicht nur in RC-Cars,

von Karl (Gast)


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Route_66 schrieb:
> Es gibt auch elektrisch unterstützte Lenksysteme, nicht nur in RC-Cars,

Es gibt sogar Elektro-Hydraulische-Systeme ;)

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