Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Berufschancen- und Einschränkungen beim Dr.-Ing.


von masterstudent (Gast)


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Moin,
ich bin im Uni-Maschinenbaustudium (M.Sc.) und mache mir ein paar 
Gedanken über die berufliche Zukunft.

Es besteht die Möglichkeit, nach dem Abschluss an ein einem Institut zu 
arbeiten und auch zu promovieren.

Ich habe mal von ein paar Leuten gehört, dass eine Promotion (z.B. bei 
einem Institut für Werkstoffkunde oder einem Institut für theoretische 
Mechanik) anschließend dazu führt, dass man nur in diesen speziellen 
Fachgebieten einen Job bekommt. Man werde als so speziellisiert 
angesehen, dass man nichts anderes könne.
Ist das wirklich so? Kann eine Promotion die Berufschancen so sehr auf 
ein Fachgebiet einschränken?
Falls es hier Dr.-Ing. gibt, könnt ihr mal schreiben, ob euer 
Promotionsthema sehr verwandt mit eurem jetzigen Einsatzbereich ist?

von Bitwurschtler (Gast)


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masterstudent schrieb:
> Ist das wirklich so? Kann eine Promotion die Berufschancen so sehr auf
> ein Fachgebiet einschränken?

Klar, deshalb maulen ja die Hundertschaften von promoirrten Chemikern 
das sie trotz Fachkräftemangel von H4 leben müssen.

von Harald W. (wilhelms)


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masterstudent schrieb:

> Falls es hier Dr.-Ing. gibt, könnt ihr mal schreiben, ob euer
> Promotionsthema sehr verwandt mit eurem jetzigen Einsatzbereich ist?

Ich bin zwar keiner, kenne aber welche. :-)
Einer davon hat z.B. mit einem Thema promoviert, bei dem es um
Millinewton ging, ist dann aber in eine Abteilung gewechselt,
bei der es um Meganewton ging. :-)

von Der Andere (Gast)


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Ich dachte die sind alle Pharmareferenten?
Bzw. gibt es meines Wissens immer noch Nachfrage nach Chemielehrern.

von nemesis... (Gast)


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masterstudent schrieb:
> Ist das wirklich so? Kann eine Promotion die Berufschancen so sehr auf
> ein Fachgebiet einschränken?

Aufgrund dem Umstand das in den Firmen oft intellektuelle
Sozialknüppel Personalentscheidungen treffen (man stützt sich
gefühlt zu 90% auf Arbeitszeugnisse die dann jeden Quereinstieg
unmöglich machen) ist diese Vermutung zu 100% zutreffend und
das gilt dann auch für Promovierte die hierzulande eher eine
Minderheit sind. Ein Bekannter von mir, der Promovierter ist,
hat das selbst erlebt. Heute ist er seid ca. 20 Jahren
selbständig als Freiberufler und hat auch nicht mehr viel bis
zur Rente. Das war auch der einzige Weg, weil die Arbeitgeber
nur ein falsches Spiel gespielt haben. In diesem Land völlig
normal, es sei denn, man hat erstklassige Beziehungen, dann
sind auch Ausnahmen drin.

von Bitwurschtler (Gast)


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Der Andere schrieb:
> Ich dachte die sind alle Pharmareferenten?

Ne die scheitern in der geforderten Körbchengröße resp. dem angenehm - 
sympathischen Äußeren ;-)

> Bzw. gibt es meines Wissens immer noch Nachfrage nach Chemielehrern.

Schätze die haben gerade promoiert um nicht als Chemielehrer an einer 
Problemschule gemobbt zu werden.

von Jay (Gast)


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Soweit ich als juristischer Laie es weiß ist Tiefstapeln durch 
Verschweigen der Promotion in Bewerbungen nicht illegal. Vermutlich gibt 
es in der Firma trotzdem Ärger sollte es herauskommen.

von Thomas1 (Gast)


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Bitwurschtler schrieb:
> Klar, deshalb maulen ja die Hundertschaften von promoirrten Chemikern
> das sie trotz Fachkräftemangel von H4 leben müssen.


Nicht nur Chemiker. Da ist ein Privatdozent der von seiner UNi kein Geld 
bekommt.

http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/philosoph-guenter-froehlich-klagt-gegen-uni-regensburg-a-1087936.html

von Claus M. (energy)


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masterstudent schrieb:
> dass eine Promotion (z.B. bei
> einem Institut für Werkstoffkunde oder einem Institut für theoretische
> Mechanik) anschließend dazu führt, dass man nur in diesen speziellen
> Fachgebieten einen Job bekommt

Normalerweise sucht man sich dann auch einen Job in diesem Fachgebiet. 
Wo ist das Problem? Mit mehreren Jahren Berufserfahrung wechselt man 
auch nicht mehr mal eben so das Fachgebiet. Irgendwann ist man 
Festgefahren in einer Schiene, ist nun mal so.

von Walter T. (nicolas)


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masterstudent schrieb:
> könnt ihr mal schreiben, ob euer
> Promotionsthema sehr verwandt mit eurem jetzigen Einsatzbereich ist?

Keine Spur.

Es gibt Bereiche, zu denen eine Promotion mit entsprechender Note ein 
Türöffner ist (z.B. mittleres Management bei so manchem Mittelständler). 
Aber da muß man auch erst einmal arbeiten wollen...

von Harald W. (wilhelms)


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Claus M. schrieb:

> Normalerweise sucht man sich dann auch einen Job in diesem Fachgebiet.
> Wo ist das Problem? Mit mehreren Jahren Berufserfahrung wechselt man
> auch nicht mehr mal eben so das Fachgebiet. Irgendwann ist man
> Festgefahren in einer Schiene, ist nun mal so.

Ja, die Zeiten des sog. "Universalgelehrten" sind wohl seit Leibniz
endgültig vorbei.

von Dumdi D. (dumdidum)


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Harald W. schrieb:
> Einer davon hat z.B. mit einem Thema promoviert, bei dem es um
> Millinewton ging, ist dann aber in eine Abteilung gewechselt,
> bei der es um Meganewton ging. :-)

Na bei den 50% Übereinstimmung haben die HR-Leute halt ein Auge 
zugedrückt :-)

von Fpgakuechle K. (Gast)


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Thomas1 schrieb:
> Bitwurschtler schrieb:
>> Klar, deshalb maulen ja die Hundertschaften von promoirrten Chemikern
>> das sie trotz Fachkräftemangel von H4 leben müssen.
>
>
> Nicht nur Chemiker. Da ist ein Privatdozent der von seiner UNi kein Geld
> bekommt.
>
> 
http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/philosoph-guenter-froehlich-klagt-gegen-uni-regensburg-a-1087936.html


Ja Promoierter Philosoph - das ist aber Lichtjahre weit  weg von 
Fachkräftemangel oder dem Threadthema Dr-Ing. .

von Fpgakuechle K. (Gast)


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Claus M. schrieb:
> masterstudent schrieb:
>> dass eine Promotion (z.B. bei
>> einem Institut für Werkstoffkunde oder einem Institut für theoretische
>> Mechanik) anschließend dazu führt, dass man nur in diesen speziellen
>> Fachgebieten einen Job bekommt
>
> Normalerweise sucht man sich dann auch einen Job in diesem Fachgebiet.
> Wo ist das Problem? Mit mehreren Jahren Berufserfahrung wechselt man
> auch nicht mehr mal eben so das Fachgebiet. Irgendwann ist man
> Festgefahren in einer Schiene, ist nun mal so.

Viele Fachgebiete haben streckenweise die selben Schienen. Wenn du also 
in der Physik das Programmieren und Automatisieren von Messungen 
(LabView) gelernt hast, hast du auch Chancen bei den Ingenieuren 
unterzukommen. Mathematiker sind eh die Hilfswissenschaftler per 
excellence die werden auch gern zum Programieren/Systemanalyse 
herangezogen.
Nur die Chemiker haben herzlich wenig mit den anderen Jobs des 
Arbeitsmarktes gemein, da ist Promotion die Fahrt in die Sackgasse. Wenn 
die Gasse bis zum Ruhestand reicht ist alles gut, sonst heisst es 
"zurück auf Los".

MfG,

von flip (Gast)


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masterstudent schrieb:
> Ich habe mal von ein paar Leuten gehört, dass eine Promotion (z.B. bei
> einem Institut für Werkstoffkunde oder einem Institut für theoretische
> Mechanik) anschließend dazu führt, dass man nur in diesen speziellen
> Fachgebieten einen Job bekommt. Man werde als so speziellisiert
> angesehen, dass man nichts anderes könne.
> Ist das wirklich so? Kann eine Promotion die Berufschancen so sehr auf
> ein Fachgebiet einschränken?

Es ist zwar auch möglich nach einer solchen Promotion in einem anderen 
Gebiet einzusteigen, ABER dann wird dir die Promotion häufig nicht 
bezahlt. Soll heißen: Ich kenne Leute mit Doktortitel, die einem 
Team-/Gruppenleiter mit einem FH-Bachelor haben. Die kriegen in ihren 
IGM-Verträgen keine höhere Eingruppierung als die Kollegen in ähnlichen 
Positionen mit Master/Diplom, zumindest ist es bei uns so. Ähnlich läuft 
es bei Unternehmen mit Haustarifen ab, z.B. die IAV unterscheidet 
grundsätzlich nicht zwischen Dr. und Master/Diplom.

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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masterstudent schrieb:
> Ich habe mal von ein paar Leuten gehört, dass eine Promotion (z.B. bei
> einem Institut für Werkstoffkunde oder einem Institut für theoretische
> Mechanik) anschließend dazu führt, dass man nur in diesen speziellen
> Fachgebieten einen Job bekommt. Man werde als so speziellisiert
> angesehen, dass man nichts anderes könne.
> Ist das wirklich so?
Ja, normale nicht fachbezogenen Bewerbung bringt dann garnix.
Vitamin B ist da einfach notwendig, bzw. politische Tätigkeit u.U. 
Verbandstätgikeit bringt einen weiter.
Ansonsten  sollte man sehr Jung sein wenn der Dr. erzielt wird am besten 
noch U30!
> Kann eine Promotion die Berufschancen so sehr auf
> ein Fachgebiet einschränken?
Ja!

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Fpga K. schrieb:
> Viele Fachgebiete haben streckenweise die selben Schienen. Wenn du also
> in der Physik das Programmieren und Automatisieren von Messungen
> (LabView) gelernt hast, hast du auch Chancen bei den Ingenieuren
> unterzukommen. Mathematiker sind eh die Hilfswissenschaftler per
> excellence die werden auch gern zum Programieren/Systemanalyse
> herangezogen.

Gilt aber nur für U35!
Ansonsten sollte man den Doktor am besten Verbrennen und mit seinen 
Diplom plus Zusatzstudiengang pkt.!

von Harald W. (wilhelms)


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flip schrieb:

> die IAV unterscheidet grundsätzlich nicht zwischen Dr. und Master/Diplom.

Warum sollte es auch anders sein? Ein Doktor ist doch nicht schlauer
als andere Menschen. Er hat nur auf einem sehr eng begrenztem Gebiet
ein Spezialwissen gezeigt, was nur selten genauso gebraucht wird.

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Harald W. schrieb:
> Ja, die Zeiten des sog. "Universalgelehrten" sind wohl seit Leibniz
> endgültig vorbei.

Und ich dachte immer Humbold wäre der Letzte  gewesen!

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Jay schrieb:
> Soweit ich als juristischer Laie es weiß ist Tiefstapeln durch
> Verschweigen der Promotion in Bewerbungen nicht illegal. Vermutlich gibt
> es in der Firma trotzdem Ärger sollte es herauskommen.

Es ist doch nur wichtig was zur Einstellung vorgelegt wurde!
Diese Unterlagen zählen!

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