Hallo Forum! Nun bin ich auch so desorientiert das ich hier um Rat fragen muss. Einleitend kurz mal zu mir: bin 24 Jahre, arbeite als HTL Ing. bei HF-Technik Firma seit Januar diesen Jahres. Vorher war ich bei einer Halbleiterbude als Component Verification Eng. eingestellt. Soweit so gut, jedoch plagt mich immer noch ein bisschen das moralische Gewissen, denn für mich stand währen der Schule fest - du gehst auf die TU, studierst dort Hochfrequenztechnik und dann suchst dir eine Arbeit und machst vielleicht einen Doktor dazu. Wie es halt meistens anders kommt bin ich sofort nach der Schule bei besagter Bude gelandet (und wollte dort auch nur 1 max. 2 Jahre bleiben und danach studieren.) Super Klima ( bis 0,5 Jahre vor meinem Austritt), tolle Aufgaben, wirklich tief in R&D und Budget ohne Ende für Messgeräte und sonstigem Kram. Was negativ war, die unaussprechbare gläserne Decke - als Nicht-Akademiker keine Chance auf einen Aufstieg. Leider wurde es dort nach Personalveränderung ziemlich ungemütlich, weshalb ich dann die Arbeit gewechselt habe. Leider ist es mittlerweile so, dass ich alleine Wohnung und gewisse Fixkosten habe, weshalb ich ein bisschen Bammel vor einem Finanziellen-Ruin hab, wenn das "Studieren" doch nichts für mich ist. Ich hab aber nach wie vor den starken Drang was "Neues" zu lernen, Know-How zu vertiefen insbesondere in Digitale Modulationsverfahren, Halbleitertechnik, Codierungsverfahren, HF Schaltungsdesign mit Simulation etc. Ich hab im vorherigen Job so viele "Mysteriöse" Begriffe wie Transitor-Stacking, Rogers, MMICs,Deep-N-Well,RFFE,Bandgap-Reference gehört habe, dass ich diese gerne wirklich erlernen möchte. In meiner Ausbildung war dafür kein Platz! Klar kann ich das im Selbststudium aber spätesten bei Design-Tools und Simulationsprogrammen ist Schluss, da die meisten nicht leistbar sind. Ich würde auch gerne eine anerkannte Ausbildung besitzen, durch Mundpropaganda Jobs finden ist in dieser Branche nicht grad einfach! Wenn ich jetzt sage, es geht mir nicht um ein bisschen mehr finanziellen Spielraum würde ich lügen, jedoch verwende ich den Großteil meiner Moneten nicht für Saufgelage oder Luxusurlaub sondern eher für meine Hobbys. Bei mir ist es wirklich so, dass eher Strom statt Blut in den Adern fließt, auch wenn wahrscheinlich der Akademiker drüber lachen kann. Ich bin Amateurfunker und meine Freizeit besteht aus allen möglichen elektronischen Spielereien von Lauflichter mit Cortex M4, Röhrenverstärker, KW PAs, SMPS bis DDS ist alles dabei. Ich betreibe das sicher nicht auf einem hohen Wissenschaftlichen Niveau und verstehe manche Sachen wirklich nicht, weshalb sie z.B so funktionieren. Es macht mir jedoch viel Spaß, ich schreck damit nur bedingt Frauen ab und beruflich hat es mir bis dato nicht geschadet. Ich hab es wirklich geschafft in gewisser Weise mein Hobby zum Beruf zu machen und ich gehöre zu den Leuten, die Herzklopfen bekommen wenn Rohde&Schwarz einen neuen Spektrumanalyzer vorstellt und HP (Agilent) ((Keysight)) Kugelschreiber verteilt. Somit würde ich behaupten ich werde zu 80% für die Selbstbefriedigung meiner Wissenslücken studieren und 19% um mehr Kohle zu verdienen und die Chance auf ein bisschen Führungskraft. Das Fehlende Prozent ist für das Privileg bei Formularen einen Titel ankreuzen zu können:D Scherz am Rande. Es werden in Österreich ein paar Berufsbegleitende Technikstudien angeboten und ein Fernstudium (nennt sich Elektronik/Wirtschaft auf der FH Technikum Wien). Mein Schlachtplan wäre nun wie folgend: - Bachelor auf einer FH -> dort gibt es berufsbegleitende Studien und Fernstudien für mein Interessensgebiet - Master auf einer TU machen. Laut meinen Infos wird das eine dicke Portion Eier brauchen und kein Honigschlecken. Wie sieht ihr hier die Chancen? Ist sowas möglich oder ist die Anzahl der Vorlesungen/Prüfungen so hoch, dass man Jahre damit verbringt? Das FH Studium ist kein „Hardcore Technik Studium“ sondern eher für BWLer gedacht, die nacher Löten können ohne Suizid zu begehen, deshalb hab ich hier so meine Zweifel was mir wirklich anerkannt wird. - (PhD) auf einer TU. Ich möchte mich diese Option frei halten, somit scheidet ein Master auf einer FH (realistisch für Österreich betrachtet aus) Ist dieses Vorhaben realistisch oder würdet ihr das ganze bleiben lassen? Was sind eure Meinungen dazu? Vielleicht kurz noch zu meiner Unzufriedenheit mit meiner Ausbildung: Es ist nach wie vor in Österreich noch modern diese Schule zu besuchen. Man geht dort nach 8 absolvierten Schuljahren hin (sprich nach der Hauptschule oder der Unterstufe des Gymnasiums) und verbringt dort 5 Jahre. Dann schreibt man seine Matura (Abi) und danach muss man 3 Jahre in der „Branche“ arbeiten bevor man den heiligen „Ing.“ verliehen bekommt. Meiner Meinung nach ein total lächerlicher Ansatz und die Ausbildung ist global gesehen nicht vergleichbar. Das ist irgendwie so eine Mistgeburt aus FH/Gymnasium/Lehre die nur unser Alpenvolk für notwendig hält. Ja, es war mal vor 10-20 Jahren so, dass man als Absolvent einer HTL ein mittelgroßer Fisch in einem moderatem Unternehmen geworden ist, heute ist das definitiv nicht mehr so (meiner Meinung nach auch zurecht!). Man hat über die gesamte Elektronik ein bisschen Überblick aber kann nichts so wirklich gut. Man lernt CPLDs aber kein VHDL, man layoutet Platinen aber keine Multilayer, man lernt über Oszillatoren aber S-Parameter werden verheimlicht, man programmiert 8051er aber keine 16/32-Bit Controller und, und, und… Das wissen auch die Unternehmen und die stellen lieber einen Entwickler ein der ein Gebiet total beherrscht. So sieht leider die Realität aus und mittlerweile sind Geselle(Facharbeiter) und HTL-Absolvent auf einer Stufe. Sowohl fachlich als auch finanziell. Besucht man so eine Schule hat man irgendwie das Gefühl so eine Zeitreise in die Jahren 1990/2000 zu machen. Die Technik und der Lehrplan hinken hinterher, alte Technologien werden reingepeitscht und das „Neue“ verpönt! Man verstehe mich nicht falsch, ich liebe alte Technik, vor allem Röhren und frühe ICs z.B: Intel4004, und ich bin auch froh gelernt zu haben ein PCB mit der Hand zu zeichnen, warum ein CAD Programm wie Eagle unnötig und wie die Pest gescheut wird ist mir bis heute ein Rätsel. Aber jedem das seine! Ich weiß, dass hier vorherrschend User aus der BRD sind und ich weiß auch aus eigener Erfahrung das die Mehrheit mit "HTL aka Höhere Technische Lehranstalt (eine Art Technisches-Gymnasium)“ nicht wirklich viel anfangen kann, jedoch hoffe ich auf ein paar Erfahrungen von Alten-Hasen, Grünschnäbel, Studenten! Ich hab schon mit vielen Kollegen/Profs/Studenten gesprochen, so wirklich einen, der diesen Weg eingeschlagen hat hab ich nicht getroffen. Es ist mir auch bewusst, dass man im Leben auch Entscheidungen und vor allem Fehlentscheidungen treffen muss um seinen Weg zu finden, jedoch würde ich gerne vorher wissen ob ich nicht doch mit lachendem Gesicht in eine Kreissäge laufe. Grüße aus Ö und schönen Abend! Manuel
Also ich finde es gut, dass du dich weiterbilden möchtest. Ich kann dir als FH-Absolvent (D) nur ein paar allgemeine Hinweise geben: - Das Studium ist nicht immer einfach Neben den Grundlagenfächern musst du eventuell auch für Studienfächer büffeln, die dir nicht so gut liegen (z. B. Physik, Regelungstechnik, BWL/VWL/Arbeitsrecht, Informatik). Ein Vollzeit-Studium ist meist so ausgelegt, dass der Student eine gewisse Präsenzzeit hat und zuhause den Stoff nacharbeitet, d. h. der Zeitaufwand in Summe also 40 h pro Woche beträgt. Manche Leute lernen langsamer und müssen entsprechend mehr Zeit in das Selbststudium investieren. Wenn du nebenbei arbeiten musst, leidet evtl. das Studium darunter und verlängert sich entsprechend - Gute Studienorganisation ist gefordert Wenn du von deinem Job nach Hause kommst, kannst Du den Fernseher anschmeißen und entspannen. Während des Studiums musst Du dich gelegentlich dazu zwingen, nach Feierabend Studienarbeiten/Protokolle anzufertigen oder Seminare vorzubereiten. Während des Grundstudiums kann es ziemlich stressig sein, in den höheren Semestern entspannt sich die Situation - Absolviertes Studium ist keine Jobgarantie Auf dem (deutschen) Arbeitsmarkt sieht es momentan gut aus, aber wenn du dich nicht rechtzeitig um deine Karriere kümmerst (Praktika, Werkstudententätigkeit etc.) kann das gewaltig in die Hose gehen. Gibt es in Österreich Bedarf an HF-Ingenieuren? Kennst du schon gewisse Unternehmen? Bist du ortsgebunden? - Wo siehst du dich in 5 Jahren? Wenn du realistisch bist, hast Du in 5 Jahren gerade mal deinen Bachelor geschafft und könntest gerade so mit einem Master anfangen. Du musst auch bedenken, dass sich in 5 Jahren der Arbeitsmarkt komplett ändern kann (sog. Schweine-Zyklus). Der Bedarf an Ingenieuren in einer bestimmten Branche lässt sich sehr schwer abschätzen. Eine Promotion wäre nur etwas für dich, wenn du an Grundlagenforschung interessiert bist. Unter Idealbedingungen könntest du in 8 Jahren promovieren, allerdings wäre nicht die Industrie dein Karriereziel, sondern eine Position als Postdoc an einer Universität oder an einem Forschungsinstitut. - Scheitern auch mit einplanen Es könnte sein, dass du dein Studium aus irgendwelchen Gründen abbrechen musst (aus privaten/gesundheitlichen Gründen z. B.). Ein Plan B und C sollte immer vorhanden sein. Würde die Rückkehr in den Arbeitsmarkt klappen? - Karriere als HF-Ingenieur? So wie ich es aus Gesprächen mit Kollegen mitbekommen habe, kosten Ingenieure ein Unternehmen nur Geld. Deine Arbeit wird nicht so hoch wertgeschätzt wie sie es eigentlich sein sollte. Karrieremöglichkeiten für Ingenieure gibt es durchaus, allerdings müsstest du Personalverantwortung übernehmen. Und ich denke, das entfernt sich ein bisschen von dem, was du machen möchtest (Forschung und Entwicklung statt (Projekt-)Management). Also laut deiner jetzigen Position spricht vieles gegen ein Studium. Du musst schon Stressresistent sein, längere Durststrecken hinnehmen, evtl. deinen Lebensstandard über mehrere Jahre absenken und es garantiert dir keiner, dass es am Ende mit dem Job/Abschluss klappt. Andererseits kann ich jedem ein Studium empfehlen, der sich von Natur aus für Technik interessiert, neugierig und lernwillig ist. Die Belohnung am Ende eines Studiums ist nicht der akademische Grad, sondern eine einmalige Lebenserfahrung mit jeder Menge Höhen und Tiefen! Du entwickelst dich fachlich und persönlich, gehst manchmal an die Grenzen. Sowas erlebst du in einem routiniertem 9-to-5-Job nicht. HTH proxyhatch Manuel K. schrieb: > Ich bin Amateurfunker Die korrekte Bezeichnung ist Funkamateur! Zefix!!!
Ja immer arbeiten ist langweilig. Geh studieren! Für ne Master kannst du dann immer noch an ne Uni. Nicht dass irgendwann kommt: Hätt ich doch, dann...
> Es ist mir auch bewusst, dass man im Leben auch Entscheidungen und vor > allem Fehlentscheidungen treffen muss um seinen Weg zu finden, jedoch > würde ich gerne vorher wissen ob ich nicht doch mit lachendem Gesicht in > eine Kreissäge laufe. Du mußt Entscheidungen treffen, die sich später als Fehler erweisen könnten. Wer schon vorab eine Entscheidung trifft wissend, daß es eine Fehlentscheidung sein wird, der ist dumm. mein Tip: Bewirb Dich bei Großkonzernen - die sind auch bereit Dir ein komplettes Studium zu finanzieren; da wird es auch heute noch Möglichkeiten geben, ansonsten internen Aufstieg wählen. Kleine Firmen sind eher eine Sackgasse. Wichtig ist, daß Du ein Studium nicht finanzieren mußt - notwendig ist das heute nicht mehr sondern ein zusätzlicher Skill in Bezug auf Konkurrenz.
> Re: Berufsbegleitendes Technikstudium? macht das Sinn?
Ja !
Zocker_50 schrieb: >> Re: Berufsbegleitendes Technikstudium? macht das Sinn? > > Ja ! Nein! Wer Etechnik-HTL`ler ist sollte mehr in Richtung Inf plus Wirtschft gehen. damit läßt sich definitiv später mehr Kohle machen!
Cha-woma M. schrieb: > damit läßt sich definitiv später mehr Kohle machen! "Kohle machen" ist doch öde, Selbsterfüllung im Beruf ist jetzt der neue Trend!
> Autor: Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196) > Datum: 15.05.2016 19:57 > Wer Etechnik-HTL`ler ist .... Was ist HTL ? Gibt es in Deutschland nicht.
Zocker_50 schrieb: > Was ist HTL ? > > Gibt es in Deutschland nicht. schau mal ins Nachbarland. tu felix austria!
> Autor: klausi (Gast) > Datum: 16.05.2016 09:56 > schau mal ins Nachbarland. Frankreich ?
Ingenieur schrieb: > "Kohle machen" ist doch öde, Selbsterfüllung im Beruf ist jetzt der neue > Trend! Ok, da wir "Decarbonisierung" der Industrie als neues Ziel haben ist "Kohle" out! Wir sollten also in Zukunft das Hotel Mama als berufliches Ziel der Jugend sehen!
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.