Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Motor bestromen und entgegen Drehrichtung drehen?


von Verwirrter (Gast)


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In einem Projekt soll einer Drehbewegung eine definierte Kraft 
entgegengebracht werden (wird gemessen mit DMS). Dafür sind DC-Motoren 
vorhanden, die per elektronischer Last gebremst werden. In einem 
Projektgespräch sagte ich, dass wir notfalls auch Netzteile zum Bremsen 
nehmen könnten, daraufhin hiess es nur, dass das nicht funktioniert und 
etwas kaputt gehen wird. Erklärt wurde mir das allerdings nicht.
Deshalb jetzt meine Frage: Wenn ich einen Gleichstrommotor drehe und mit 
einem Netzteil eine entgegengesetzte Spannung anlege, bremse ich doch 
den Motor? Zerstört sich dabei etwas?

von Falk B. (falk)


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@  Verwirrter (Gast)

>vorhanden, die per elektronischer Last gebremst werden. In einem
>Projektgespräch sagte ich, dass wir notfalls auch Netzteile zum Bremsen
>nehmen könnten,

Kann man, wenn diese eine Stromregelung haben. Das Drehmoment ist linear 
proportional zum Strom der Wicklung.

>daraufhin hiess es nur, dass das nicht funktioniert und
>etwas kaputt gehen wird.

Man kriegt alles kaputt, wenn man es falsch macht.

>einem Netzteil eine entgegengesetzte Spannung anlege, bremse ich doch
>den Motor?

Ja.

> Zerstört sich dabei etwas?

Im Normalfall nicht, wenn der Strom nicht zu hoch ist und der Motor 
nicht überhitzt.

von Philipp C. (e61_phil) Benutzerseite


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Viele Netzteil können allerdings keinen Strom senken. Und der Motor wird 
versuchen Strom ins Netzteil zu schieben.

von Falk B. (falk)


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@ Philipp C. (e61_phil)


>Viele Netzteil können allerdings keinen Strom senken.

AUA!

Und andere keinen vernünftigen Satz schreiben, bei dem sich nicht die 
Fußnägel aufrollen!
Wenn schon dann

"Viele Netzteil können allerdings keinen Strom aufnehmen, sprich, sie 
können keinen 2 Quadratenbetrieb".

>Und der Motor wird versuchen Strom ins Netzteil zu schieben.

Ob Strom ins Netzteil fließt hängt von der Drehzahl ab.

von stumm (Gast)


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>>Viele Netzteil können allerdings keinen Strom senken.

>AUA!

Oberlehrer Falk mal wieder. Was war denn da falsch?
Dein Satz ist auch nicht besser. Pluralform von Netzteil ist Netzteile.

von Philipp C. (e61_phil) Benutzerseite


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Laut Duden gibt es folgende Beispiele:

"die Taucherglocke ins Wasser, den Sarg ins Grab senken"

Ebenso könnte das Wasser die Taucherglocke aufnehmen oder das Grab den 
Sarg. Ich sehe da also wirklich kein Problem bis auf das fehlende "e".



Zum Thema: Solange der Motor keinen Strom in Richtung Netzteil fließen 
lässt wird er auch nicht gebremst.

von Falk B. (falk)


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Nur weil im Englischen von sink/source gesprochen wird, heißt das noch 
lange nicht auf Deutsch so! Das nennt man einen falschen Freund, so wie 
Handy und Wellness!

https://de.wikipedia.org/wiki/Falscher_Freund

von elektrofan (Gast)


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Zum Bremsen könnte man ja das Netzteil umpolen ...

von Joachim B. (jar)


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Falk B. schrieb:
> "Viele Netzteil können allerdings keinen Strom aufnehmen, sprich, sie
> können keinen 2 Quadratenbetrieb".

und noch weniger beherrschen den 4-Quadrantenbetrieb, hier steht sowas 
noch rum 70V/100A, müsste mal repariert werden die WaKü leckte (ich mag 
WaKü nicht)

von Philipp C. (e61_phil) Benutzerseite


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Es gibt auch im Deutschen eine Senke und entsprechende Beispiele die ich 
bereits zittiert habe. "Aufnehmen" finde ich da nicht besser, der Strom 
kommt ja am anderen Ende wieder raus. Aber egal, meinetwegen störe dich 
dran im Thema bringt uns diese Diskussion nicht weiter.

Sagen wir einfach es wird ein Netzteil mit mind. 2 Quadrantenbetrieb 
benötigt.

von Philipp C. (e61_phil) Benutzerseite


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elektrofan schrieb:
> Zum Bremsen könnte man ja das Netzteil umpolen ...

Dann muss trotzdem die Spannung am Netzteil negativ werden, damit ein 
positiver Strom fürs Netzteil fließt.

Oder auf die Frage des TO: Nein, ein Netzteil geht im Normalfall nicht.

von elektrofan (Gast)


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>> Zum Bremsen könnte man ja das Netzteil umpolen ...

> Dann muss trotzdem die Spannung am Netzteil negativ werden, damit ein
> positiver Strom fürs Netzteil fließt.

Nein, die Spannung am Netzteil kann sogar null sein:
In diesem Fall wäre der Bremsstrom die (generierte) Ankerspannung 
geteilt durch den Ankerwiderstand, und genau diesen Strom würde das 
Netzteil liefern ...

von Joachim B. (jar)


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von Steffen (Gast)


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elektrofan schrieb:
> Zum Bremsen könnte man ja das Netzteil umpolen ...
>
> Dann muss trotzdem die Spannung am Netzteil negativ werden, damit ein
> positiver Strom fürs Netzteil fließt.
>
> Nein, die Spannung am Netzteil kann sogar null sein: In diesem Fall wäre
> der Bremsstrom die (generierte) Ankerspannung geteilt durch den
> Ankerwiderstand, und genau diesen Strom würde das Netzteil liefern ...

Nein, 0A ist der Grenzfall. Wenn Du den Strom regeln möchtest geht es 
nicht. Für 0V reicht auch ein Kabel am Motor. Da braucht es kein 
Netzteil.

von elektrofan (Gast)


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> Nein, 0A ist der Grenzfall.

Nein, es geht auch "mehr"; Beispiel:

Ein 24 V-Motor mit Nennstrom von 4A und einem
Ankerwiderstand von 1 Ohm hätte bei Nenndrehzahl eine Generatorspannung 
von 20 V.
Wenn der noch mit 1/10 Nenndrehzahl läuft und ein entsprechend 
"starkes", s.u., Netzteil mit 10 V in "Bremsrichtung" angeschlossen ist, 
dann fliessen eben

I=-(10V + 2V)/1 Ohm.

d.h. es wird "satt" gebremst.
Das gilt natürlich nur genau für diese Drehzahl; wie man das regelt, ist 
eine andere Frage.

von Steffen (Gast)


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elektrofan schrieb:
> Nein, 0A ist der Grenzfall.
>
> Nein, es geht auch "mehr"; Beispiel:
>  Ein 24 V-Motor mit Nennstrom von 4A und einem Ankerwiderstand von 1 Ohm
> hätte bei Nenndrehzahl eine Generatorspannung von 20 V.
> Wenn der noch mit 1/10 Nenndrehzahl läuft und ein entsprechend
> "starkes", s.u., Netzteil mit 10 V in "Bremsrichtung" angeschlossen ist,
> dann fliessen eben
> I=-(10V + 2V)/1 Ohm.
> d.h. es wird "satt" gebremst. Das gilt natürlich nur genau für diese
> Drehzahl; wie man das regelt, ist eine andere Frage.

Es bleibt bei der Antwort: Nein, ein normales Netzteil kann die 
elektronische Last nicht ersetzen

von Michael B. (laberkopp)


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Verwirrter schrieb:
> Wenn ich einen Gleichstrommotor drehe und mit
> einem Netzteil eine entgegengesetzte Spannung anlege, bremse ich doch
> den Motor? Zerstört sich dabei etwas?

Der drehende Motor produziert eine Spannung, und zwar in derselben 
Polarität wie er zur Vorwärtsfahrt benötigen würde, nur um die Verluste 
geringer.

Das Netzteil, welches eine dazu verpolte Spannung anlegen will, bekommt 
also eine negative Spannng am Ausgang serviert.

Je nach dem, wer stärker ist, der Motor oder das (strombegrenzte) 
Netzteil, gewinnt dabei einer und zieht die Gesamtspannnug in seine 
Richtung.

Die meisten Netzteile mögen aber keine verpolte Spannung am Ausgang.

Daher geht das mit einem billigen Labornetzteil nicht, mit einem 
4-Quadranten-Steller schon.

von Steffen (Gast)


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Michael B. schrieb:
> Der drehende Motor produziert eine Spannung, und zwar in derselben
> Polarität wie er zur Vorwärtsfahrt benötigen würde, nur um die Verluste
> geringer.
>
> Das Netzteil, welches eine dazu verpolte Spannung anlegen will, bekommt
> also eine negative Spannng am Ausgang serviert.
>
> Je nach dem, wer stärker ist, der Motor oder das (strombegrenzte)
> Netzteil, gewinnt dabei einer und zieht die Gesamtspannnug in seine
> Richtung.
>
> Die meisten Netzteile mögen aber keine verpolte Spannung am Ausgang.
>
> Daher geht das mit einem billigen Labornetzteil nicht, mit einem
> 4-Quadranten-Steller schon.

echt jetzt? Das sind ja ganz neue Fakten und die geben diesem Thread 
natürlich eine komplett andere Wende

von Verwirrter (Gast)


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Zusammenfassend kann man also sagen, dass das Vorhaben gelingen würde, 
solange das Netzteil stärker ist, also mehr Energie abgibt, als der 
Motor generatorisch erzeugt, während der Motor gleichzeitig in seiner 
SOA bleibt?
Anders ausgedrückt muss die Netzteilspannung größer 0V bleiben?

Ich würde das Ganze testen wollen, indem ich einen zulässigen Dauerstrom 
am Motor anlege und ihn langsam entgegen seiner Drehrichtung 
beschleunige, bis die Spannung am NT droht, auf 0V zu sinken - 
einverstanden?

von Michael B. (laberkopp)


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Verwirrter schrieb:
> Zusammenfassend kann man also sagen, dass das Vorhaben gelingen würde,
> solange das Netzteil stärker ist, also mehr Energie abgibt, als der
> Motor generatorisch erzeugt, während der Motor gleichzeitig in seiner
> SOA bleibt?

Nein.

Dann dreht der Motor kräftig rückwärts.

Das Netzteil darf nicht immer stärker sein als der Motor.

von Falk B. (falk)


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@ Verwirrter (Gast)

>Zusammenfassend kann man also sagen, dass das Vorhaben gelingen würde,
>solange das Netzteil stärker ist, also mehr Energie abgibt, als der
>Motor generatorisch erzeugt, während der Motor gleichzeitig in seiner
>SOA bleibt?
>Anders ausgedrückt muss die Netzteilspannung größer 0V bleiben?

Nein. Das Netzteil muss den 2-Quadrantenbetrieb beherrschen, das können 
nur sehr wenige. Denn das Netzteil muss als Verbraucher arbeiten!

>Ich würde das Ganze testen wollen, indem ich einen zulässigen Dauerstrom
>am Motor anlege und ihn langsam entgegen seiner Drehrichtung
>beschleunige, bis die Spannung am NT droht, auf 0V zu sinken -
>einverstanden?

Mach mal, aber erstmal mit weniger Strom ;-)
Wenn es ein eher kleiner Motor ist, geht da auch nix so schnell kaputt.

P S Man könnte es vielleicht mit einem normalen Netzteil schaffen, wenn 
man einen passenden Lastwiderstand in Reihe schaltet. Damit bleibt das 
Netzteil immer im 1. Quadranten und der Widerstand "überbrückt" den 
Polaritätswechsel, einer muss ja die generierte Energie verheizen. Der 
Widerstand wird über die Generatorspannung bei gewünschter Drehzahl und 
Bremsstrom berechnet. Dann regelt das Netzteil gerade auf 0V bei 
Konstantstrom, bei geringeren Drehzahlen sinkt das Potential des unteren 
Widerstandsanschlußes nach unten.

R = U / I

Verlustleistung beachten ;-)

von Steffen (Gast)


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Nein

von Steffen (Gast)


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Sorry galt dem verwirrten

Die Reihenwiderstandsgeschichte hat Elektrofan ja auch angesprochen, 
aber das geht halt nicht über den ganzen Bereich.

Fazit: Es geht mit einem Netzteil nicht (1-Quadrant)

von Verwirrter (Gast)


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Hm. Wenn ich darüber nachdenke, sehe ich auch, dass meine Annahme nur 
wegen der parasitären Widerstände funktioniert, denn nur deshalb ist 
bei Motor mit Strom im Stillstand nicht die Spannung am NT 0V, sondern 
höher.
Dann sollte es aber bei der Widerstandslösung möglich sein, eine Diode 
zum garantierten Schutz des Netzteils in den Stromkreis zu integrieren?

von Volker B. (Firma: L-E-A) (vobs)


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Hallo,

Verwirrter schrieb:
> In einem Projekt soll einer Drehbewegung eine definierte Kraft
> entgegengebracht werden (wird gemessen mit DMS).
(...)
> Deshalb jetzt meine Frage: Wenn ich einen Gleichstrommotor drehe und mit
> einem Netzteil eine entgegengesetzte Spannung anlege, bremse ich doch
> den Motor?

Jain. Wenn Du die Richtung des Ankerstroms umkehrst, kehrst Du auch das 
Vorzeichen des Drehmoments um, also genau das, was Du erreichen willst.
Da das Drehmoment proportional zum Strom ist, sollte das Netzteil also 
als Stromquelle betrieben werden.

Die korrekte Bezeichnung für diese Betriebsart ist 
"Gegenstrom-Bremsbetrieb". Unter diesem Stichwort sollte sich genügend 
Literatur finden.

> Zerstört sich dabei etwas?

Gute Frage! Wenn man's richtig macht, nicht. :-)
Da mir meine Glaskugel im Augenblick leider kein Bild Deines 
Versuchsaufbaus, des Motors und der geforderten Momente liefert, kann 
ich Dir leider nicht genauer antworten -- das Kügelchen muss wohl mal 
wieder justiert werden. :-/

Es ist nunmal ein kleiner Unterschied, ob wir von einem Spielzeugmotor 
mit ein paar Ncm oder einem "richtigen" Motor mit mehreren kNm reden...

Folgende Randbedingungen solltest Du einhalten:

1. Bremsstrom kleiner als Anker-Nennstrom

2. Wenn sich der Anker nicht bewegt, könnten Kommutator und Bürsten 
leiden, bzw. zerstört werden -- ibs. wenn Bürsten und Kommutator noch 
nicht eingelaufen sind.

3. Der Motor wird sich in der "falschen" Drehrichtung bewegen, wenn das 
Gegenstrom-Bremsmoment größer wird als das mech. an den Motor angelegte 
Drehmoment.

4. Im Motor werden sowohl die Verluste durch den Bremsstrom als auch die 
mechanisch zugeführte el. Leistung in Wärme umgesetzt. Also Vorsicht bei 
höheren Drehzahlen

5. Wenn der Motor selbstbelüftet ist, liegt bei geringen Drehzahlen 
keine ausreichende Kühlung vor.

Grüßle,
Volker.

von Falk B. (falk)


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@Verwirrter (Gast)

>Dann sollte es aber bei der Widerstandslösung möglich sein, eine Diode
>zum garantierten Schutz des Netzteils in den Stromkreis zu integrieren?

Kann man machen. Wenn dann aber die Generatorspannung zu hoch wird, ist 
auch die Bremswirkung weg ;-)

von Volker B. (Firma: L-E-A) (vobs)


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Volker B. schrieb:

> 4. Im Motor werden sowohl die Verluste durch den Bremsstrom als auch die
> mechanisch zugeführte el. Leistung in Wärme umgesetzt. Also Vorsicht bei
> höheren Drehzahlen

...mechanisch zugeführte Leistung... natürlich.

> Grüßle,
> Volker.

von Steffen (Gast)


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Und das alles nun um krampfthaft recht zu behalten vor den Kollegen?

Du kannst statt den Widerstand auch einen FET, OP und bissel R und C an 
zwischen Motor und Netzteil schalten, damit kann es dann richtig gut 
funktionieren.. ;) :P

von Thorsten O. (Firma: mechapro GmbH) (ostermann) Benutzerseite


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Hallo Volker,

>> Deshalb jetzt meine Frage: Wenn ich einen Gleichstrommotor drehe und mit
>> einem Netzteil eine entgegengesetzte Spannung anlege, bremse ich doch
>> den Motor?
>
> Jain. Wenn Du die Richtung des Ankerstroms umkehrst, kehrst Du auch das
> Vorzeichen des Drehmoments um, also genau das, was Du erreichen willst.
> Da das Drehmoment proportional zum Strom ist, sollte das Netzteil also
> als Stromquelle betrieben werden.

Nein. Der Motor arbeitet als Generator, liefert also Strom. Der Strom 
muss irgendwohin (->Kirchohffsches Gesetz), also muss das Netzteil ihn 
aufnehmen.

Bei "großen" Servoantrieben braucht man für sowas einen Umrichter der 
ins Netz zurückspeisen kann, oder einen mit Bremswiderständen. Bei 
kleinen Antrieben entsprechend Bremswiderstände oder eine elektrische 
Last. Ein Netzteil ist da nur kontraproduktiv.

Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Ostermann

von Volker B. (Firma: L-E-A) (vobs)


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Hallo Thorsten,

Thorsten O. schrieb:

> Nein. Der Motor arbeitet als Generator, liefert also Strom. Der Strom
> muss irgendwohin (->Kirchohffsches Gesetz), also muss das Netzteil ihn
> aufnehmen.

Das ist der generatorische Bremsbetrieb. Aber wie willst Du bei geringen 
Drehzahlen oder im Stillstand bei einer Gleichstrommaschine 
generatorisch ein Bremsmoment aufbringen? Genau, das funktioniert nicht! 
Und deshalb haben schlaue Leute schon vor vielen vielen Jahren den 
Gegenstrombremsbetrieb "erfunden".

> Bei "großen" Servoantrieben braucht man für sowas einen Umrichter der
> ins Netz zurückspeisen kann, oder einen mit Bremswiderständen. Bei
> kleinen Antrieben entsprechend Bremswiderstände oder eine elektrische
> Last. Ein Netzteil ist da nur kontraproduktiv.

Tu' Dir und mir bitte den Gefallen und lese nach, was es mit der 
Gegenstrombremsung von Gleichstrommaschinen auf sich hat.

Grüßle,
Volker.

von Verwirrter (Gast)


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Um mal etwas aufzuklären: Ein Maschinenbaukollege hat in einem 
Prototypen ungünstige Motoren verbaut zum Bremsen. Ursprünglicher Plan 
war, mit Lasten zu bremsen, ich befürchte aber, dass die Motoren nicht 
genug Drehmoment "fressen"(weil sie in einem kurzen Test heute selbst 
kurzgeschlossen bei etwa 1kRPM kaum fühlbar bremsten). Deshalb war der 
Gedanke, mit Netzteilen die Bremsleistung künstlich zu erhöhen...
Naja, es hat sich auch noch ergeben, dass die Motoren vmtl zu klein sind 
und sowieso die Dauerleistung nicht vertragen. Genau nachrechnen kann 
ich das nicht, weil die zu bremsenden Antriebe sehr nichtlineare, noch 
zu vermessende und ausserdem gegenseitig rückwirkende Kennlinien haben. 
Wir werden sehen.
Hat noch jemand 2 Gleichstrommotoren über mit <60mm Durchmesser, die ein 
paar hundert Watt Dauerleistung schaffen? ;)

von Volker B. (Firma: L-E-A) (vobs)


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Verwirrter schrieb:

>  (...) ich befürchte aber, dass die Motoren nicht
> genug Drehmoment "fressen"(weil sie in einem kurzen Test heute selbst
> kurzgeschlossen bei etwa 1kRPM kaum fühlbar bremsten).

Dafür gibt es den schönen Kennwert des (Nenn-)Drehmoments. Du wirst es 
aufgrund der Sättigung nicht schaffen, mit einem Motor deutlich mehr 
als dieses Drehmoment zu erzeugen. Das gilt sowohl für den Motor- als 
auch für den generatorischen oder den Gegenstrombremsbetrieb -- sorry, 
da ist leider die Physik schuld :-(

Also wäre es interessant, wenn Du freundlicherweise konkrete Werte für 
Dein Projekt nenen könntest...

> Hat noch jemand 2 Gleichstrommotoren über mit <60mm Durchmesser, die ein
> paar hundert Watt Dauerleistung schaffen? ;)

Die Leistung bingt Dir nichts! Du musst den Motor nach dem Drehmoment 
auswählen oder ein passendes Getriebe nachschalten.

Grüßle,
Volker.

: Bearbeitet durch User
von Verwirrter (Gast)


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Volker B. schrieb:
> Verwirrter schrieb:
>
>>  (...) ich befürchte aber, dass die Motoren nicht
>> genug Drehmoment "fressen"(weil sie in einem kurzen Test heute selbst
>> kurzgeschlossen bei etwa 1kRPM kaum fühlbar bremsten).
>
> Dafür gibt es den schönen Kennwert des (Nenn-)Drehmoments. Du wirst es
> aufgrund der Sättigung nicht schaffen, mit einem Motor deutlich mehr
> als dieses Drehmoment zu erzeugen. Das gilt sowohl für den Motor- als
> auch für den generatorischen oder den Gegenstrombremsbetrieb -- sorry,
> da ist leider die Physik schuld :-(

Der Motor schafft ja das Drehmoment bei (kurz) erlaubtem Strom, aber 
quasi zu spät. Beispiel: Ich möchte ab 1kRPM mit 400mNm bremsen können, 
und dafür wäre nach Drehmomentkonstante Strom X nötig. Der Strom fliesst 
aber selbst bei Kurzschluss erst bei 10kRPM. Gegenstrombremsbetrieb 
hätte in diesem Fall möglich gemacht, den Motor doch zu benutzen, 
korrekt? Ideal wäre ein Motor, in dem kurzgeschlossen schon vor 1kRPM 
Strom X fliesst, damit man mit der Last schön Betriebspunkte anfahren 
kann.

Konkret nach meiner Einschätzung braucht der Motor Folgendes:
-Betriebsbereich 1..6kRPM, vmtl durch andere Riemenscheiben leicht 
anpassbar
-ab 1kRPM 400mNm Drehmoment bei Kurzschluss (damit eine Last reicht, um 
damit zu bremsen)
-400mNm Drehmoment über o.g. Drehzahlbereich
-300W Dauerleistung
-<60mm Aussendurchmesser
-vll bis 30A (wegen der Querschnitte) in genannten Betriebsbereichen, 
notfalls gingen auch bis 100A
-wenige zig h Lebensdauer

von Volker B. (Firma: L-E-A) (vobs)


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Verwirrter schrieb:

> Der Motor schafft ja das Drehmoment bei (kurz) erlaubtem Strom, aber
> quasi zu spät. Beispiel: Ich möchte ab 1kRPM mit 400mNm bremsen können,
> und dafür wäre nach Drehmomentkonstante Strom X nötig. Der Strom fliesst
> aber selbst bei Kurzschluss erst bei 10kRPM.

Nein, da kommt nicht der Strom "zu spät" sondern die induzierte Spannung 
des Motors ist zu gering, um den erforderlichen Strom über 
Ankerwicklung, Kommutator, Bürsten und externe Beschaltung zu treiben. 
Da Du die ersten drei genannten Parameter aber nicht ändern kannst, 
bleiben nur zwei Möglichkeiten:

1. Dafür sorgen, dass sich der Motor schneller dreht als die Last. Das 
dazu erforderliche "Gerät" wurde bereits vor Jahrhunderten erfunden und 
wird allgemein als "Getriebe" bezeichnet.

2. Du sorgst durch eine externe Spannungsquelle dafür, dass der 
gewünschte Strom auch schon bei geringer induzierter Spannung fließt und 
das wäre genau der:

> (...)                                        Gegenstrombremsbetrieb
> hätte in diesem Fall möglich gemacht, den Motor doch zu benutzen,
> korrekt?

Exakt!

>  Ideal wäre ein Motor, in dem kurzgeschlossen schon vor 1kRPM
> Strom X fliesst, damit man mit der Last schön Betriebspunkte anfahren
> kann.

Dann musst Du leider ein bisschen rechnen: Aus der 
Drehzahl-Drehmoment-Kennlinie des Motors kannst Du den Ankerwiderstand 
abschätzen. Bei Deiner "Wunschdrehzahl" muss die induzierte Spannung 
also so groß sein, dass über den Ankerwiderstand (plus externe 
Beschaltung) mindestens der gewünschte Strom fließt (Erwärmung und die 
damit verbundene Erhöhung der Widerstände beachten!).

> Konkret nach meiner Einschätzung braucht der Motor Folgendes:
> -Betriebsbereich 1..6kRPM, vmtl durch andere Riemenscheiben leicht
> anpassbar

...genau: ein Getriebe!

> -ab 1kRPM 400mNm Drehmoment bei Kurzschluss (damit eine Last reicht, um
> damit zu bremsen)

Das oben erwähnte Getriebe hätte auch noch den Vorteil, dass es das 
Drehmoment des Motors ggü. der Last im selben Maße "übersetzt", wie die 
Drehzahl der Last ggü dem Motor.

> -400mNm Drehmoment über o.g. Drehzahlbereich
> -300W Dauerleistung
> -<60mm Aussendurchmesser
> -vll bis 30A (wegen der Querschnitte) in genannten Betriebsbereichen,
> notfalls gingen auch bis 100A
> -wenige zig h Lebensdauer

Sorry, ich kann Dir leider keine passenden Motoren anbieten und, um 
jetzt die Datenblätter sämtlicher Hersteller zu wälzen, fehlt mir leider 
die Zeit. Aber, falls Du noch einen geeigneten Dienstleister suchst, 
könnte ich Dir einen solchen vermitteln. :-)

Grüßle,
Volker.

: Bearbeitet durch User
von Verwirrter (Gast)


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Volker B. schrieb:
> Verwirrter schrieb:
>
>> Der Motor schafft ja das Drehmoment bei (kurz) erlaubtem Strom, aber
>> quasi zu spät. Beispiel: Ich möchte ab 1kRPM mit 400mNm bremsen können,
>> und dafür wäre nach Drehmomentkonstante Strom X nötig. Der Strom fliesst
>> aber selbst bei Kurzschluss erst bei 10kRPM.
>
> Nein, da kommt nicht der Strom "zu spät" sondern die induzierte Spannung
> des Motors ist zu gering, um den erforderlichen Strom über
> Ankerwicklung, Kommutator, Bürsten und externe Beschaltung zu treiben.

Ja, das ist klar.
Ein Getriebe ist bereits verbaut, aber mehr als die Riemenscheiben ist 
nicht zu ändern. Ist halt alles nicht auf meinem Mist gewachsen.
Ich werde mal dem Kollegen schmackhaft machen, das 
Übersetzungsverhältnis anzupassen, und dann werden wir weitersehen.
Ich danke auf jeden Fall allen für die Hilfe!

von Elektrofan (Gast)


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Klar, irgendwann wird die Sättigung erreicht.
(Wann dies genau der Fall ist, bleibt eine willkürliche Festlegung.)

Nochmal:
Wenn ein (fremd- bzw. permanenterregter) DC-Motor "langsam" dreht, kann 
man ihn natürlich stärker (bis zur Sättigung) bremsen, indem man ihn mit 
einer Spannung, "verkehrt herum", beaufschlagt.
Dann fliesst höherer Bremsstrom, als der Motor bei reinem Kurzschluss 
selber generieren würde.

Ist dieser Lastfall des Motors konstant, könnte man so etwas z.B. auch 
mit einem hinreichend "starken" Labornetzteil bewirken.
Dass dieser Fall in der Praxis höchst selten vorkommt, ändert daran 
nichts.

von eProfi (Gast)


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Nimm eine Lichtmaschine (Generator) aus einem PKW oder besser LKW.
Da ist die Riemenscheibe schon dran.
Evtl. Regler rausbauen, am Ausgang einen Lastwiderstand dran,
Erregerspule mit einem Netzteil versorgen.

Alternativ einen dickeren BLDC aus dem Modellbaubereich, die arbeiten 
sehr gut auch als Generator.

von Verwirrter (Gast)


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eProfi schrieb:
> Nimm eine Lichtmaschine (Generator) aus einem PKW oder besser LKW.
> Da ist die Riemenscheibe schon dran.
> Evtl. Regler rausbauen, am Ausgang einen Lastwiderstand dran,
> Erregerspule mit einem Netzteil versorgen.

Wie schon geschrieben passt in die Konstruktion nichts >60mm Durchmesser 
(und wie gesagt ist das nicht meine Konstruktion).

> Alternativ einen dickeren BLDC aus dem Modellbaubereich, die arbeiten
> sehr gut auch als Generator.

Und wie bremst du den auf bestimmte Drehmomente?

von eProfi (Gast)


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> Und wie bremst du den auf bestimmte Drehmomente?
Mit einer einstellbaren "Konstantstromsenke" (elektronische Last).

Schau dir mal den BLDC GX25 / GX35 an, der in diesem Generator verbaut 
ist:
http://t-gen.torcman.de/#xl_Gen35

von eProfi (Gast)


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falscher Fehler, GX sind die Motoren, die Generatoren sind
NT430-30 bzw. NT430-30-18W

von Verwirrter (Gast)


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eProfi schrieb:
>> Und wie bremst du den auf bestimmte Drehmomente?
> Mit einer einstellbaren "Konstantstromsenke" (elektronische Last).

Ja, aber davor brauchts ja mindestens einen Gleichrichter

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