Hallo, Universalmotoren sind ja Reihenschlussmotoren. Ich hab nun gelernt, das man Reihenschlussmotoren auf gar keinen Fall ohne Last betreiben darf. Nun hab ich aber gelesen, das Universalmotoren unter anderen auch Beispielsweise in Mixern, Bohrmaschinen usw. verbaut sind. Diese Geräte kann ich aber problemlos ohne Last laufen lassen. Kann mich da bitte jemand aufklären?
Die Dinger sind so madig gebaut das genug Reibung entsteht. (Kannste laufen lassen bis die Lager schmelzen) Ansonsten: Theorie und Praxis!
Weil z.B. Mixer soviel innere Reibung haben, daß ihre max Drehzahl nicht zum "Bersten wegen großer Fliehkraft" führt.
Phil schrieb: > Universalmotoren sind ja Reihenschlussmotoren. Ich hab nun gelernt, das > man Reihenschlussmotoren auf gar keinen Fall ohne Last betreiben darf. Das kommt ganz darauf an, welches Ziel man verfolgt... :-) > Nun hab ich aber gelesen, das Universalmotoren unter anderen auch > Beispielsweise in Mixern, Bohrmaschinen usw. verbaut sind. > Diese Geräte kann ich aber problemlos ohne Last laufen lassen. > Kann mich da bitte jemand aufklären? Das "Geheimnis" ist der Lüfter dieser Motoren. Da dessen Lastmoment in guter Näherung mit der dritten Potenz der Drehzahl ansteigt, ergibt sich bei leerlaufendem Motor ein stabiler Arbeitspunkt mit vergleichsweise geringer Drehzahlerhöhung. Die Universalmaschine wird idR. auf diese "Leerlaufdrehzahl" ausgelegt. Grüßle, Volker.
Das Problem mit den Zerlegern bei Überdrehzahl hast Du nur bei entsprechend großen Motoren (z.B. Traktionsmotoren bei der Bahn). Bei haushaltsüblichen Geräten ist der Rotor so klein, daß die mechanische Festigkeit ausreicht, um die Leerlaufdrehzahl auszuhalten. Selbst die ziemlich leistungsstarken und großen Waschmaschinenmotoren zerlegen sich nicht, da verbrennt nur der Kollektor durch das starke Bürstenfeuer und irgendwann zerfallen die Lager. Bei der Bahn ist es tatsächlich so, daß es bei Überdrehzahl (Schleudern) die Wicklung vom Rotor reißt, die schlägt dann in die stehenden Teile des Motors ein und dann ist das Ding reif für die Tonne. Ich hänge mal zwei Bilder mit dran. Das sind Schäden an WKA-Generatoren, aber die Schäden bei Bahnstrom-Fahrmotoren sehen genauso aus.
Oh, danke, Ben! Das sind mal Bilder, die man nicht jeden Tag sieht! Sehr interessant! Gruss Chregu
Vielen Dank für eure Antworten. Besonders die Antworten von Ben und Volker hören sich für mich als Laien jetzt am nachvollziehbarsten an. Wird das mit den Lüftern dann bei Motoren gemacht, die zu große Fliehkräfte entwickeln können?
Phil schrieb: > (...) Wird das mit den Lüftern dann bei > Motoren gemacht, die zu große Fliehkräfte entwickeln können? Nein, da bei diesen meist der Wirkungsgrad im Fokus steht. Außerdem wäre es bei einem Bahnmotor kontraproduktiv. Dort benötige ich bei hohen Strömen eine starke Kühlung und diese Ströme fließen meist beim Anfahren, also genau dann, wenn die Drehzahl vergleichsweise gering ist. Deshalb sind "richtige Motoren" meist fremdbelüftet. Die "Lüftermethode" findet man bei den billigen Consumer-Produkten, wie Elektrowerkzeuge, Küchengeräte usw. Grüßle, Volker.
Bahnstrom-Fahrmotoren sind fremdbelüftet, genau wie alle anderen Motoren, die nicht mit konstant hoher Drehzahl laufen. Zum einen würde die Drehzahl im unteren Bereich nicht für einen Lüfter ausreichen und bei der Bahn kommt noch das Schmutzproblem hinzu, wenn man die Kühlluft im Fahrwerk ansaugen würde. Die höchste Leistung erreichen E-Loks erst relativ spät, so bei 40..100km/h je nach Bauart. Bei voller Leistung im Stand wäre das Drehmoment der Motoren viel zu groß und die Räder drehen durch.
Volker Bosch schrieb u.a.: > Das "Geheimnis" ist der Lüfter dieser Motoren. Da dessen Lastmoment in > guter Näherung mit der dritten Potenz der Drehzahl ansteigt, ... Das Lastmoment steigt quadratisch, die Leistung mit der 3. Potenz der Drehzahl (ca.).
> Ich glaube da braucht man auch nicht mehr neu wickeln :)
Erstaunlicherweise bleiben die Nutenpakete zumindest bei
Bahnstrom-Fahrmotoren meistens intakt. Die Rotorwicklung fliegt an einem
Ende nach außen weg und schlägt dort in die Statorwicklung ein. Dadurch
entsteht natürlich ein massiver Kurzschluß, der sofort den
Motor(gruppen)schalter oder Hauptschalter raushaut und dann rollt man
halt aus wenn's der Hauptschalter war. Durch den Verlust der
Antriebsleistung fängt sich die Achse wieder, also die
Überdrehzahl-Situation wird durch den Schaden sofort beendet und der
Schaden am Motor nicht vergrößert.
Der Rest ist betriebstechnischer Ärger mit der blockierten Strecke wenn
ein Wiederanfahren mit der verringerten Leistung nicht mehr möglich ist
und die Reparatur halt.
Wobei man auch sagen muß, daß diese Schäden heute selten sind. Die
meisten Fahrzeuge heute verwenden Drehstrom-Asynchronmotoren mit
Traktionsstrom-Umrichtern (die kann man nicht überdrehen) und die
älteren Baureihen sind mit Schleuderschutz ausgerüstet.
Bei der S-Bahn Berlin gab es solche Schäden öfter bei den älteren
Baureihen, da sich durch die verwendete Reihenschaltung der Motoren
(375V, 90kw pro Achse, 360kw pro Triebwagen, 4 Triebwagen pro Vollzug)
eine schleudernde Achse nicht von selbst wieder fängt.
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