Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Unterschied GND und Schutzleiter


von Yannik N. (Gast)


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Hallo,

wie dem Betreff zu entnehmen, ist mir der Unterschied zwischen GND/Masse 
und dem Schutzleiter nicht 100% klar.

Ich weiß, dass GND dazu dient, beispielsweise alle in einer Steuerung 
verwendeten Bauteile auf das gleiche Potential zu bringen, sodass 
zwischen diesen kein unvorhergesehener Stromfluss entsteht.

Der Schutzleiter dient beispielsweise dazu, ein Metallgehäuse zu erden, 
für den Fall, dass es aus irgendeinem Grund mit dem Pluspol der 
Spannungsquelle verbunden wird. Dadurch fliegt die Sicherung und ein 
Stromfluss über den Körper würde überbrückt.

Was mir jetzt aber nicht klar ist, wie diese beiden Begriffe praktisch 
voneinander getrennt werden.

Wo schließt man in einer Schaltung/Steuerung nun was und vor allem wie 
an? Ich dachte bisher, dass Metallgehäuse und alle möglichen Bauteile 
über den Minuspol geerdet werden und somit alle benötigten 
Funktionen(Potentialausgleich, Erdung) abgedeckt seien.
Soweit ich weiß, werden alle Schutzleiter zentral miteinander verbunden. 
Also in einem Punkt, ohne irgendwelche Schleifen zu laufen.
Aber wo wird denn nun PE angeschlossen und wo GND? Wie hängen diese 
beiden konkret zusammen?

Ich habe dazu leider nichts bedfriedeigendes im Internet gefunden.

Um hilfreiche und ausführliche Antworten wäre ich sehr dankbar.

Viel Grüße,
Yannik

von Dussel (Gast)


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Masse ist eine Spannungsreferenz, die als 0V-Potential für die Schaltung 
definiert ist. Das kann unabhängig vom Potential der Erde, also der 
Umgebung, sein.

Der Schutzleiter hat gegen Erde 0V.

Denk auch dran, dass man einen Stecker in zwei Drehwinkeln einstecken 
kann. Deshalb ist keiner der Steckerpole eine sichere 0V-Referenz, der 
Nullleiter im allgemeinen schon.

von Yannik N. (Gast)


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> Denk auch dran, dass man einen Stecker in zwei Drehwinkeln einstecken
> kann. Deshalb ist keiner der Steckerpole eine sichere 0V-Referenz, der
> Nullleiter im allgemeinen schon.

Was meinst du mit Drehwinkeln?

von Dussel (Gast)


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Mir ist nichts besseres eingefallen. Man könnte auch 'Richtungen' 
schreiben. Einen normalen Netzstecker kann man in zwei um 180° gedrehten 
Positionen einstecken. Je nachdem, wie rum man den einsteckt, liegt 
einer der beiden Pole am Nullleiter, der andere aber nicht.

von Brue W. (brue)


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Der Begriff GND bezeichnet das Bezugspotential einer Schaltung.

Der Begriff Schutzleiter (PE) bezeichnet einen Leiter der Erdpotential 
hat und zum Zwecke der Sicherheit da ist.
Wenn ein gegen Erdpotential spannungsführender Leiter einen mit dem 
Schutzleiter verbundenen Gehäuseteil beruehrt wird er erstens dafür 
sorgen dass sich die Spannung an diesem Gehäuse nicht derart erhoeht 
dass es fuer uns gefaehrlich wird. Zweitens loest er einen hohen 
Stromfluss aus, der dann wiederum die Sicherung ausloesen soll.


Die beiden koennen in einem Geraet zwar miteinander verbunden sein, das 
muss aber nicht sein. Es kommt z.B. gerne vor, dass die Schaltung sich 
hinter einer Galvanischen Trennung befindet (Trafo).

von MaWin (Gast)


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Yannik N. schrieb:

> wie dem Betreff zu entnehmen, ist mir der Unterschied zwischen GND/Masse
> und dem Schutzleiter nicht 100% klar.

GND muss nicht aber kann mit dem Schutzleiter PE verbunden sein. Bei 
Schutzklasse I (dein PC) ist er i.A. mit PE verbunden, bei SK II eher 
nicht (manchmal per Y1 Funkentstörkondensatoren gekoppelt)

Es kann also dasselbe Potential sein, oder beide können unterschiedliche 
Potentiale haben wenn sie galvanisch nicht verbudnen sind.

GND ist überlicherweise die "Masse" eines Geräts, und Masse ist dabei 
durchaus in dem Sinne zu verstehen, wo am meisten Metall miteinander 
verbunden ist, also Steckerabschirmungen etc.

Für den Elektiker ist GND = Masse interessamt als der Punkt, an den er 
das Voltmeter hängt, damit er die Spannung einer einzelnen anderen 
Leitung messen kann, denn deren Spannung wird immer in Bezug zu 
GND=0V=Masse angegeben, denn Spannungen sind immer nur 
Potentialdifferenzen, also zwischen 2 Punkten, man braucht für die eine 
Leitung also einen zweiten Bezugspunkt, eben GND.

von Yannik N. (Gast)


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Dussel schrieb:
> Mir ist nichts besseres eingefallen. Man könnte auch 'Richtungen'
> schreiben. Einen normalen Netzstecker kann man in zwei um 180° gedrehten
> Positionen einstecken. Je nachdem, wie rum man den einsteckt, liegt
> einer der beiden Pole am Nullleiter, der andere aber nicht.

Ach du meinst den Netzstecker. Aber das ist ja prinzipiell egal, wenn 
danach eh ein Trafo und Gleichrichter kommt.
Wird ein metallisches Gehäuse und alle anderen metallischen Gegenstände, 
die im schlechtesten Fälle leitend werden können, dann also über die 
PE-Leitung der Steckdose verbunden? Und nur der Masseanschluss der 
elektronischen Bauteile am Nulleiter der Steckdose bzw. am Minuspol der 
Spannungsquelle?

Danke Euch für Eure Antworten!!

von Volker S. (vloki)


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Das ist alles ein wenig konfus. Ich kann es wohl aber auch nicht besser 
erklären ;-)

Also PE (Erde) ist das Erdpotenzial (0V bezogen auf Erde) in unserem 
Wechselspannungsnetz (230V~).
GND ist das (gleichspannungsmäßige) Bezugspotenzial (auch 0V) in einer 
beliebigen Schaltung.
Bei einer vorhandenen galvanischen Trennung (Trafo) der Schaltung vom 
Wechselspannungsnetz hat das GND Bezugspotential mit der ERDE erst mal 
gar nichts mehr zu tun.
Es hat keinen Bezug mehr. Es ist wie wenn man wie Major Tom plötzlich 
völlig losgelöst von der Erde wäre. z.B auf dem Mond.
Wenn da ein Wolkenkratzer stünde und man würde aus dem Fenster springen, 
dann würde man auch nicht auf der ERDE aufschlagen sondern auf dem GND 
vom Mond ;-)

Außer Erde und GND haben auch Minuspol und Nulleiter, sowie Pluspol und 
Phase gar nichts miteinander zu tun ...

von Fire H. (fireheart)


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Hallo Yannik

Der Begriff "Schutzleiter" kommt aus der Sicherheitstechnik von 
Elektroanlagen und lässt sich daher für Elektronikbastler nicht so 
leicht einordnen.
Es geht hier primär darum, dass bei fehlerhaften Geräten keine Menschen 
zu Schaden kommen. Aus diesem Grund haben heutige Elektroanlagen einen 
Fehlerstromschalter (FI), der die Summe aller Ströme, die in eine Anlage 
hinein- und auch wieder herausfließen, misst und sofort abschaltet, wenn 
diese Summe nicht Null ist (vgl. Kirchhoff'sches Gesetz).
Nun wird dieser Schutzleiter separat zu jeder Steckdose geführt und mit 
dem Metallgehäuse jedes Gerätes verbunden. Am anderen Ende geht dieser 
Schutzleiter bewusst am FI-Schalter neben vorbei und wird an der 
Speisestelle mit dem Nullleiter (der dann PEN heißt) verbunden. Somit 
ist er elektrisch gesehen identisch mit dem Nullleiter der Anlage und in 
weiterer Folge üblicherweise auch noch mit dem Fundamenterder des 
Gebäudes verbunden. Der feine Unterschied tritt erst dann auf, wenn in 
deinem Gerät ein spannungsführendes Kabel abreißt und mit dem Gehäuse 
Kontakt aufnimmt....dann fällt sofort der FI-Schalter und du hast nicht 
das Problem, dass du zu leuchten beginnst, wenn du das Gerät berührst.

Die im Thread angeführte Aussage, dass der Schutzleiter sicher mit Erde 
verbunden ist, also Null-Volt bezüglich Boden, Erde oder was immer, 
stimmt auf jeden Fall. Man sollte sich nur sehr gut überlegen, was man 
alles auf diesen Erdleiter anschließt. Wenn du nämlich dann 
verschiedenste Geräte mit ihren Massen untereinander verbindest und alle 
möglichen kapazitiven und induktiven Ströme und Potentiale damit 
verursachst, kann es schnell einmal sein, dass du (und schlimmer noch, 
auch alle Nachbarn) im Dunkeln sitzt, weil der FI-Schalter aufgrund 
irgendeines Ausgleichsstromes von über 30mA abgeschaltet hat. Dies ist 
auch der Grund, warum manchmal bei Gewittern dieser FI-Schalter fällt. 
Die positiv geladene Wolke zieht nämlich alle Ladungsträger (Elektronen) 
an und diese sammeln sich dann am obersten Ende aller Elektrikleitungen. 
Wenn sich die Wolke dann mit einem Blitz entlädt, haben auch die 
überschüssigen Elektronen am Dachboden keinen Grund mehr, dort zu 
verweilen und sausen alle wieder weg in die weite Welt ... das kann 
kurzzeitig schon mal mehr als 30mA Strom in eine Richtung ergeben ... 
und schon ist es wieder dunkel.


Grüße
FireHeart

: Bearbeitet durch User
von Yannik N. (Gast)


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Danke für all die Antworten.
Volker, du hast natürlich Recht. Die Eingänge vom Trafo haben natürlich 
nichts mehr mit den Ausgängen zu tun.

Wie sieht das mit dem Schutzschalter dann - wie du schon angesprochen 
hast -  bei induktiven Lasten wie Motoren aus? Denn durch die 
Motorbewegung wird ja ein dem ursprünglichen "Stromfluss" 
entgegengerichteter Strom erzeugt. Da fliegt der Schalter doch recht 
schnell, oder nicht?

von M. K. (sylaina)


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Yannik N. schrieb:
> Da fliegt der Schalter doch recht
> schnell, oder nicht?

Richtig, deshalb aber gibt es auc Schutzschalter mit unterschiedlicher 
Auslösecharakteristik. Bei einem Motor wird mal wohl bevorzugt einen 
trägeren Schutzschalter benutzen. Es kommt natürlich auch auf den Motor 
an. ;)

: Bearbeitet durch User
von Peter R. (pnu)


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Gnd ist für den Betrieb eines Gerätes vorhanden: Gemeinsame Masseleitung 
für alle Versorgungsspannungen und Signale. Da muss man oft sogar in 
Analogmasse, Digitalmasse, Leistungsmasse aufteilen, um saubere Signale 
zu bekommen.

PE ist für die Sicherheit vorhanden: alle berührbare Metallteile werden 
zusammengefasst um einen Fehlerstrom zu erkennen und gegebenenfalls per 
Sicherung oder RCD abzushalten.

GND und PE müssen getrennt sein, denn "Sicherheit" und "Betrieb" sollte 
man nicht einem einzigen Seil überlassen.

PE ist signalmäßig gesehen völlig versaut. In der Umgebung von starken 
Maschinen könne einige Volt und viele Ampere in der Erde vagabundieren 
und per Erder auf PE übergeben werden. Ein Fehler lässt bis zum 
Abschalten auf PE durchaus mehr als 20V für einige Zeit zu. unzählige 
"Funkentstörkondensatoren" verseuchen PE ebenfalls. Auch Abschirmungen 
schleppen in PE Störsignale ein.

Wegen der geerdeten Abschirmungen, BNC-Buchsen, Chinch-Buchsen und 
vieler andrer Dinge ist manchen Herstellern der Unterschied PE-GND 
anscheinend nicht klar ( es würde auch mehr Geld kosten, da sehr genau 
zu trennen).
Wenn man erstmal ein PC-System zusammengebaut hat mit Drucker, Monitor, 
Modem usw. hat man nahezu eine Garantie dafür, dass nicht nur GND mit PE 
verbunden ist sondern auch eine Verbindung zur Fernmelde-Erde oder auch 
zur Abschirmung der Antennenanlage besteht.

von Fire H. (fireheart)


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M. K. schrieb:
> Yannik N. schrieb:
>> Da fliegt der Schalter doch recht
>> schnell, oder nicht?
>
> Richtig, deshalb aber gibt es auc Schutzschalter mit unterschiedlicher
> Auslösecharakteristik. Bei einem Motor wird mal wohl bevorzugt einen
> trägeren Schutzschalter benutzen. Es kommt natürlich auch auf den Motor
> an. ;)

Nicht richtig, sondern genau falsch!

Die meisten Leute können nicht zwischen FI-Schalter und 
Sicherungsautomat bzw. Motorschutzschalter unterscheiden.
Der FI-Schaler fällt nur, wenn die Stromsumme durch ihn nicht Null ist. 
Wenn ein Motor induktive Ströme aufnimmt, dann ist trotzdem immer noch 
die Summe aller Ströme im FI-Schalter Null (solange kein Strom über Erde 
fließt). Der FI wird da nicht fallen!
Der Sicherungsautomat hingegen hat eine Kennlinie (für normale Anlagen 
zumeist Kennzeichen C, für Motore und andere Geräte, die beim Starten 
viel Strom aufnehmen Kennzeichen D oder E), die dafür sorgt, dass er bei 
Überstrom früher (C) oder später (E) abschaltet.
Wenn wir also Phase und Nullleiter kurzschließen, wird der FI niemals 
fallen, sondern der Sicherungsautomat. Wenn wir hingegen Phase und 
Schutzleiter über einen 1kOhm Widerstand zusammenschließen wird der FI 
fallen. Wenn wir Phase und Schutzleiter kurzschließen, werden vermutlich 
beide fallen.
Wenn man Nullleiter und Schutzleiter kurzschließt, fällt manchmal der 
FI-Schalter (obwohl nicht wirklich was passiert), weil irgendwelche 
Ladungen auf den Leitungen dann eben auch wieder einen Strom "am FI 
vorbei" verursachen.

Verwirrend wird es, wenn man Frequenzumrichter (FUs) verwendet. Die 
brauchen zumeist "FU-feste" FI-Schalter ... und zwar nur deshalb, weil 
die Filter, die einem FU zumeist vorgeschaltet sind, damit er nicht das 
Netz versaut, nicht nur Drosseln in Serie mit den Leitungen haben, 
sondern auch Widerstände und Kondensatoren nach Erde. Somit fließen hier 
gewollt Ströme über den Schutzleiter ... und das nimmt uns ein normaler 
FI eben krumm!

Und für die, die sich bis jetzt noch ausgekannt geglaubt haben: Früher 
gab es das System "Nullung". Da wurde der Schutzleiter und Nulleiter im 
Verteilerschrank auch zusammengeschlossen, aber es gab keinen FI. Daher 
musste ein defektes Gerät den Sicherungsauslösestrom über den 
Schutzleiter treiben, um eine Abschaltung durch die Sicherung zu 
erwirken. Naja, wenn man selber derjenige war, dann war's wohl zu spät, 
weil 16A hält dann doch kein Mensch aus.

: Bearbeitet durch User
von Peter D. (peda)


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Der Schutzleiter dient ausschließlich dem Personenschutz, die 
elektrische Funktion eines Gerätes sollte er möglichst wenig 
beeinflussen.

GND ist ein gebräuchlicher Netzname für das Bezugspotential innerhalb 
einer Baugruppe. Es dient als Rückleiter für die Signale und 
Versorgungsspannungen oder zur Schirmung.
GND kann an einer Stelle mit dem Schutzleiter verbunden sein.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Peter R. schrieb:
> GND und PE müssen getrennt sein

Ich habe eine Idee, was du damit meinst, aber klingt etwas konfus
und wird Yannik als Aussage nicht helfen.

Wenn man ein Gerät aufbaut, welches (wie von ihm beabsichtigt) über
einen Netztrafo verfügt, sind GND (Schaltungsmasse) und PE (auf der
230-V-Seite) natürlich erst einmal voneinander getrennt.

Die einfachste Schutzmaßnahme, die man nun ergreifen kann (in der
Annahme, dass innerhalb des Geräts ansonsten nur Kleinspannung
benutzt wird) ist es dann in der Tat, die Schaltungsmasse (GND)
mit PE zu verbinden.

von Yannik N. (Gast)


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Fire H. schrieb:
> M. K. schrieb:
>> Yannik N. schrieb:
>>> Da fliegt der Schalter doch recht
>>> schnell, oder nicht?
>>
>> Richtig, deshalb aber gibt es auc Schutzschalter mit unterschiedlicher
>> Auslösecharakteristik. Bei einem Motor wird mal wohl bevorzugt einen
>> trägeren Schutzschalter benutzen. Es kommt natürlich auch auf den Motor
>> an. ;)
>
> Nicht richtig, sondern genau falsch!


Klar, hatte da einen Denkfehler. Weiß nicht, wie ich da drauf gekommen 
bin.

> Verwirrend wird es, wenn man Frequenzumrichter (FUs) verwendet. Die
> brauchen zumeist "FU-feste" FI-Schalter ... und zwar nur deshalb, weil
> die Filter, die einem FU zumeist vorgeschaltet sind, damit er nicht das
> Netz versaut, nicht nur Drosseln in Serie mit den Leitungen haben,
> sondern auch Widerstände und Kondensatoren nach Erde. Somit fließen hier
> gewollt Ströme über den Schutzleiter ... und das nimmt uns ein normaler
> FI eben krumm!

Liegt das nur an den Filtern? Haben die ganzen Filter nicht extrem 
geringe Ableitströme von meistens deutlich unter 10mA?



Jörg W. schrieb:
> Peter R. schrieb:
>> GND und PE müssen getrennt sein
>
> Ich habe eine Idee, was du damit meinst, aber klingt etwas konfus
> und wird Yannik als Aussage nicht helfen.
>

Danke Jörg, für die Antwort. Ich glaube aber auch, dass ich verstanden 
hab, was Peter damit meinte.

von Yannik N. (Gast)


Angehängte Dateien:

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Ich habe aufgrund der von Fire Heart angesprochenen FU's soeben mal 
einen FU untersucht, den ich demnächst verwenden möchte. Mir ist dabei 
aufgefallen, dass bei meinem gar keine gekennzeichnete PE-Klemme 
existiert (Foto).
Ich denke, dass es sich bei der Klemme, die mit dem Symbol für Masse 
versehen ist, der PE-Anschluss ist, aber ist schon ein wenig verwirrend. 
Was meint ihr?

von Fire H. (fireheart)


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Yannik N. schrieb:
> Liegt das nur an den Filtern? Haben die ganzen Filter nicht extrem
> geringe Ableitströme von meistens deutlich unter 10mA?

Ich fürchte fast JA. Ich hab zumindest mal meine Firma in's Dunkle 
gesetzt, als ich einen FU mitsamt Filter angeschlossen hab.


Yannik N. schrieb:
> Ich habe aufgrund der von Fire Heart angesprochenen FU's soeben
> mal
> einen FU untersucht, den ich demnächst verwenden möchte. Mir ist dabei
> aufgefallen, dass bei meinem gar keine gekennzeichnete PE-Klemme
> existiert (Foto).
> Ich denke, dass es sich bei der Klemme, die mit dem Symbol für Masse
> versehen ist, der PE-Anschluss ist, aber ist schon ein wenig verwirrend.
> Was meint ihr?

Bei mir war der Filter damals extra zu kaufen und vor den FU zu 
schalten, offenbar macht das nicht jeder, es ist aber auf jeden Fall 
empfehlenswert, wenn man nicht das ganze Netz versauen will.

von Carsten P. (r2pi)


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Vielleicht zäumen wir das Pferd mal von vorne auf... ;)

Also, die allermeisten EVUs (jedenfalls alle, die ich in Deutschland 
kenne, mag in Lampukistan anders sein...), liefern ein Kabel mit 4 Adern 
in ein Gebäude, nämlich L1, L2, L3 und PEN. L1-3 sind die 3 "Phasen" 
eben einer 3-phasigen Wechselspannungs-Zuleitung, und PEN ist die 
Kombination aus PE ("protection earth") und N ("Nullleiter").

Ein üblicher Verteiler ("Sicherungskasten") teilt nun die kombinierte 
PEN-Leitung in PE und N auf, normalerweise einfach, indem er zwei 
Klemmleisten für PE und N zur Verfügung stellt und am Klemmstein einfach 
eine Brücke von der PE zum N zieht (oder man sie halt hinein 
verdrahtet).

Nun unterscheidet man zwischen Fehlerstrom ("FI") und Leitungsschutz 
("LS"). Und entsprechend zwischen Erdschluss und Leiterschluss (aka. 
"Kurzschluss"). Ein Erdschluss passiert etwa, wenn ein Mensch beim 
Basteln an der elektrischen Anlage an eine Phase langt, sodass ein 
Fehlerstrom durch ihn von der Phase gegen Erde fließt.

Das meiste, was der User Fire Heart dazu gesagt hat, ist in diesem 
Zusammenhang richtig, nur dass halt nicht auf 0 Ampere, also gar keinen 
Strom geprüft wird, sondern je nach Auslöseschwelle meist auf 0,03 A (30 
mA) oder seltener auf 0,1 A oder 0,3 A.

Ebenso wird halt ausgelöst, wenn ein Leiter mit Phase aus seinem Kontakt 
springt und an ein geerdetes (also mit PE verbundenes) metallisches 
Gehäuse federt.

In so einem Fall löst also ein FI aus.

Ein LS hat ganz andere Aufgaben, nämlich die, die sein Name schon sagt. 
Hier wird der Strom gemessen, der ganz regulär durch eine Leitung "durch 
die Phase hin" und "durch den Nullleiter zurück" fließt. Es geht dabei 
einzig darum, die Verkabelung vor dem Durchschmoren zu schützen. Die 
nötige Rechnung orientiert sich an der Verlustleistung auf der Leitung, 
denn so eine Verlustleistung wird zu fast 100% in Wärme umgewandelt. 
Jede bessere Formelsammlung, Wikipedia, Google haben die nötigen Formeln 
parat.

Jedenfalls ist in Deutschland beim Häuslebauen Vorschrift, dass eine 
Leitung mit jeweils 1,5 mm³ Querschnitt mit maximal einem LS mit 13 A 
abgesichert werden darf, bis 2,5 mm³ mit maximal 16 A. Das ist, wenn man 
es für üblichen Wohnraum berechnet, ziemlich überdimensioniert, aber so 
ist es eben.

So, nun zum Wesentlichen.

Freilich könnte ich z.B. bei der "Erdung" davon ausgehen, dass ein Haus 
an jeder Stelle, wo ich es anbohre, dasselbe Potenzial hat. Dem ist aber 
nicht so. Darum eben lösen FIs nicht bei > 0 A aus, sondern bei etwas 
mehr. Sonst könnte ich ja die "Schutzkontakte" einer Steckdose einfach 
mit den Schrauben, mit denen ich die Steckdose festschraube, verbinden, 
und fertig, weil die Mauer ja dasselbe Potenzial überall haben sollte. 
Eine Widerstandsmessung an einem Ziegelstein belehrt einen eines 
Besseren. Bei einem Lehmhaus sieht die Sache ganz anders aus als bei 
einem Bau aus verputztem, gebrannten Ziegel.

Die Schutzerde wird also deswegen durch eine Hausinstallation 
mitgeführt, weil Kupfer wesentlich besser den Strom leitet (einen 
wesentlich geringeren spezifischen Widerstand hat) als Beton, Ziegel, 
Sand, Putz etc.

Beim FI ist es nun so, dass es nicht um den Strom auf der Phase geht, 
sondern um die Differenz zwischen Phase und Nullleiter. In der Theorie 
sollte diese 0 sein. Weil aber eben aus diversesten Gründen 
"Kriechströme" entstehen können, sind die Schwellwerte je nach Situation 
höher. 30 mA, die etwa bei einem Erdschluss durch den menschlichen 
Körper fließen können, sind schon nicht ohne. Bei einem Erdschluss durch 
den menschlichen Körper fließen also (Kirchhoff'sche Regeln) parallel 
zum eigentlichen Verbraucher Ströme, die eine Differenz zwischen dem 
"Hin-Strom" (Phase) und "Rück-Strom" (Nullleiter) verursachen. 
Überschreitet diese Differenz die angegebene Schwelle, springt der FI 
raus.

Gaaaaaaaaaaaaaanz anders sieht das in der Elektronik aus. Da nennt man 
das "Äquipotenzial" GND und vertraut auf Gott und darauf, dass es 
wirklich "äqui" ist. Dass das nicht für nix zu haben ist, erkennt man an 
jeder Platine, die für sehr hohe Frequenzen ausgelegt sind (ein normales 
PC-Motherboard etwa). Da sind mehrere Lagen zum Potenzialausgleich 
eingezogen. Freilich auch, um die durch die hohen Frequenzen induzierten 
Spannungen möglichst schnell abzuleiten.

Wer sich Schaltpläne etwa zu GSM-Modulen und so weiter genauer anschaut, 
wird feststellen, dass dort immer wieder nicht: Erdungs-, sondern: 
Potenzialausgleichspunkte vorgesehen sind.

Man kann das auch noch weiter ausführen, etwa, was "negative Spannungen" 
angeht. Ist das Zielsystem galvanisch entkoppelt von der 
Spannungsversorgung, kann man eine Spannungsquelle mit 0 V, 6 V, 12 V 
einfach umdefinieren in -6 V, GND, +6 V. Und spätestens dann hat GND 
nichts mehr mit PE oder N zu tun.

von Fire H. (fireheart)


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Hallo Carsten

Hast Du mich doch tatsächlich erwischt, dass ich das "Null" nicht 
wirklich näher spezifiziert habe. Natürlich sollte jeder Techniker 
wissen, dass in der realen Welt keine Werte auf NULL geprüft werden 
dürfen, sondern immer eine Messgenauigkeit und eine Fehlertoleranz 
gegeben sein muss.
Früher hatten die FIs typischerweise 100mA Auslösestrom, mittlerweile 
ist man auf 30mA heruntergegangen und soviel ich weiß, gibt es für 
eigene Laborversorgungen auch welche mit noch kleineren Auslöseströmen. 
Unter 30mA in einer Hausinstallation zu gehen ist nicht mehr sinnvoll, 
weil man sonst alle Zeitlang im Dunkeln sitzt.


Ach...glücklicherweise hab ich ja doch noch einen Absatz in einem 
früheren Posting dieses Threads gefunden, wo ich die 30mA erwähne!

Fire H. schrieb:
> Die positiv geladene Wolke zieht nämlich alle Ladungsträger (Elektronen)
> an und diese sammeln sich dann am obersten Ende aller Elektrikleitungen.
> Wenn sich die Wolke dann mit einem Blitz entlädt, haben auch die
> überschüssigen Elektronen am Dachboden keinen Grund mehr, dort zu
> verweilen und sausen alle wieder weg in die weite Welt ... das kann
> kurzzeitig schon mal mehr als 30mA Strom in eine Richtung ergeben ...
> und schon ist es wieder dunkel.

Das Thema "Aquipotential" in der Elektronik hingegen sollte man sich 
auch gut ansehen, weil Leitungsströme halt auch immer Spannungsabfälle 
verursachen. Wenn eine Leistungsendstufe 10A über die Lautsprecher 
treibt, dann fließt dieser Strom auch in der Masserückleitung. Da 
genügen schon 0.01Ohm und es sind 100mV ... wenn die der Vorverstärker 
abkriegt, dann können die genialsten Effekte auftreten.
Deshalb wird immer empfohlen, die Masseleitungen STERNFÖRMIG vom 
Netzteil weg zu legen. Dann macht der Spannungsabfall der Endstufen auf 
ihren Zuleitungen kein Problem zum Vorverstärker, wenn der eine eigene 
Zuleitung hat.
Ich muss allerdings dazu sagen, dass all diese Empfehlungen zwar richtig 
sind, in der Realität aber nicht immer so leicht zu realisieren, wie man 
es vielleicht gerne hätte. Hinzu kommen dann auch noch Erdschleifen, in 
die vagabundierende Magnetwechselfelder gerne mal Spannungen induzieren 
und die - da sie ja kurzgeschlossen sind - mitunter auch nette 
Kreisströme induzieren, die wiederum überall Spannungsabfälle 
verursachen.

von M. K. (sylaina)


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Fire H. schrieb:
> Nicht richtig, sondern genau falsch!

Und was genau? Immerhin schreibst du zwei Absätze tiefer:

Fire H. schrieb:
> Der Sicherungsautomat hingegen hat eine Kennlinie (für normale Anlagen
> zumeist Kennzeichen C, für Motore und andere Geräte, die beim Starten
> viel Strom aufnehmen Kennzeichen D oder E), die dafür sorgt, dass er bei
> Überstrom früher (C) oder später (E) abschaltet.

Und da ist eigentlich das, was ich schrieb:

M. K. schrieb:
> gibt es auc Schutzschalter mit unterschiedlicher
> Auslösecharakteristik.

Ich war nur nicht so ausführlich wie du.

von Fire H. (fireheart)


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M. K. schrieb:
> Fire H. schrieb:
>> Nicht richtig, sondern genau falsch!
>
> Und was genau? Immerhin schreibst du zwei Absätze tiefer:
>
> Fire H. schrieb:
>> Der Sicherungsautomat hingegen hat eine Kennlinie (für normale Anlagen
>> zumeist Kennzeichen C, für Motore und andere Geräte, die beim Starten
>> viel Strom aufnehmen Kennzeichen D oder E), die dafür sorgt, dass er bei
>> Überstrom früher (C) oder später (E) abschaltet.
>
> Und da ist eigentlich das, was ich schrieb:
>
> M. K. schrieb:
>> gibt es auc Schutzschalter mit unterschiedlicher
>> Auslösecharakteristik.
>
> Ich war nur nicht so ausführlich wie du.

Freunde, wer lesen kann ist klar im Vorteil!

Das "falsch" bezog sich darauf, dass FI-Schalter mit Sicherungsautomaten 
vermischt wurden. Das eine hat mit dem anderen schon überhaupt gar nix 
zu tun.
FI-Schalter lösen aus, wenn ein Fehlerstrom (normalerweise >30mA) sich 
durch das Haus - neben dem FI-Schalter vorbei - schleicht und die 
Schutzschalter lösen aus, wenn der normale Stromkreis zu viel Strom 
(normalerweise >13A oder >16A, je nach verlegtem Drahtquerschnitt) 
zieht.

von M. K. (sylaina)


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Fire H. schrieb:
> Das "falsch" bezog sich darauf, dass FI-Schalter mit Sicherungsautomaten
> vermischt wurden. Das eine hat mit dem anderen schon überhaupt gar nix
> zu tun.

Richtig, wer lesen kann ist klar im Vorteil und wie du sicher gelesen 
hast habe ich ja gar nicht FI-Schalter mit Sicherungsautomaten vermischt 
sondern schrieb nur, dass es Schutzschalter mit unterschiedlicher 
Auslösecharakteristik gibt.
Du zitiertest meinen Beitrag und schriebst als erstes:

Fire H. schrieb:
> Nicht richtig, sondern genau falsch!

Und da soll man wissen, dass du das gar nicht gemeint hattest? Das war 
für mich jetzt nicht wirklich ersichtlich.

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