Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Laufzeit eines Komparators


von Felix (Gast)


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Hi,

ich beschäftige mich gerade ein wenig mit den CDCs von ACAM. Um meine 
Messergebnisse besser zu verstehen habe ich versucht herauszufinden wie 
der Baustein eigentlich arbeitet.
Dazu habe ich das Patent DE102006020301B4 von ACAM gefunden. Darin heißt 
es, dass es neben der Messkapazität Cmess auch noch parasitäre 
Kapazitäten Csg gibt und das die Laufzeit des Komparators tkomp 
ebenfalls mit als Fehler in das Ergebnis eingeht:

t = (Cmess + Csg)·R + tkomp

Ferner besteht die Möglichkeit eine interne Kompensationsmessung 
durchzuführen. Dabei werden alle Kapazitätseingänge abgetrennt und man 
erhält:

Tsg = Csg·R + tkomp

Soweit so gut. Schaue ich mir jetzt aber von mir durchgeführte Messungen 
bei konstanter Temperatur an stelle ich fest, dass t und auch Tsg mit 
der Zeit weglaufen, beide aber mit unterschiedlicher Steigung. Ergo muss 
sich entweder Csg und/oder R und/oder tkomp verändert haben. Doch was 
ist wahrscheinlich?
Kann sich die Laufzeit des Komparators bei konstanter Temperatur ändern 
und falls ja warum? Lässt sich diese irgendwie beschreiben?
R würde ich als konstant erwarten und die parasitären Kapazitäten auch. 
Gleiches gilt für mein Cmess, welcher ein NP0-Kondensator ist. Erklären 
kann ich mir das aber nicht. Kann jemand vielleicht mit Wissen auffahren 
das mir fehlt?

Schönen Abend, Felix

von Virtual-Mann (Gast)


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Lässt sich R ändern? Dann könntest du das Problem eingrenzen.



Sind die Messungen nach einer Pause von >10min wieder auf gleichem 
Niveau?

War der Schaltkreis bereits eine fest definierte Zeit an, damit sich 
eine konstante Temperatur einstellt?

Ergo, Umgebungstemperatur != Schaltkreistemperatur

Hat sich R erwärmt? Normalerweise steigt R mit Erwärmung und es ergibt 
sich so eine längere Zeit.


Messe am besten mit einem Temperatursensor (infrarot oder aufgeklebter) 
nach.


Wenn du mehr lernen möchtest, kann ich dir empfehlen ein 
Elektrotechnikstudium zu beginnen.

von Felix (Gast)


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Ich könnte einen externen Widerstand anschließen, das ginge tatsächlich. 
Allerding gehe ich bisher davon aus, dass der interne Widerstand, ich 
nutze den 180k, einen kleineren TC hat als es ein externer haben könnte. 
Der interne Referenzwiderstand für die Temperaturmessung ist mit 
-1,1ppm/K angebenen, also nehme ich einen ähnlichen Wert für den 180k 
Entladewiderstand an.
Das System lief über 90h in einer Klimakammer bei konstanter Temperatur, 
also kann ich nach einer Einlaufzeit von konstanten 
Temperaturverhältnissen ausgehen. Die Messwerte laufen jedoch die ganze 
Zeit immer weiter weg.

Aber das war auch nicht die Frage, die Frage war, ist die Laufzeit eines 
Komparators bei konstanter Temperatur und Versorgungsspannung konstant 
oder verändert sie sich?

von Joggel (Gast)


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Ein Patent ist ueblicherweise keine Quelle von Wissen, sondern Quelle 
von Nebel. Es geht jeweils darum, die Arena abzustecken, ohne zuviel 
Preis zu geben. Ebenso muss nicht alles was patentiert wird Sinn machen, 
oder gar funktionierten.

Im vorliegenden Fall geht es um eine Megatrivialitaet, zwei Kapazitaeten 
in deren Lade/Entladekurve mit einem Komparator zu vergleichen. In 
meinen Augen Erfindungshoehe exakt gleich Null, nicht patentwuerdig. 
Damit haette man vielleicht vor 100 Jahren noch einen Blumentopf 
gewonnen.

Ein neues Einsatzfeld fuer Juristen ... irgend jemand bezahlt immer.

von Limi (Gast)


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Wie hoch ist die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit? Woraus besteht die 
parasitäre Kapazität? Quaxkabel? Bei der parasitären Kapazität könnte 
sich die relative Permittivität ändern (Trocknungseffekt, 
Feuchtigkeitsaufnahme,  Ausgasung). R und tkomp werden sich kaum ändern, 
allenfalls durch Verschmutzung verursachte Leckströme (zb. 
Flussmittelrückstände).

Was ist der Anlass für die Untersuchung? Cpar,R,tkomp werden im 
Gleichungssystem eliminiert.
Zur Bestimmung des Schaltungsdrifts, würde ich für Cmess und Cref 
Kondensatoren vom selben Typ einsetzen und in einer zweiten Messung die 
beiden vertauschen.

Weiter könnte man Cpar gezielt ändern, um den Anspruch der 
Einflusselimination zu prüfen.

von Felix (Gast)


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Okay, ich muss wohl noch etwas weiter ausholen.
Die Temperatur lag bei der 90h (teilweise auch länger) Messung bei 25°C 
in der Klimakammer, Feuchte bei 50% RH eingestellt. Die Messungen nähern 
sich scheinbar keinem Grenzwert an sondern laufen kontinuierlich weg.

Die parasitäre Kapazität ist die innerhalb des Chips bis zum Schalter, 
von dem aus es dann über die Bonddräht und das Chip-Package zur 
Außenwelt geht. Das heißt ich messe bei der internen 
Kompensationsmessung nur die parasitären Kapazitäten bis zu diesem 
Schalter und in meiner eigentlich zu messenden Kapazität steckt alles 
von Schalter über das Chip-Package bis hin zur Leiterbahn.
Anlass für die Untersuchung war, dass ich einen differentiellen Sensor 
aufgebaut habe, der in meinen Messungen (d.h. die Differenz der beiden 
gemessenen Kapazitäten) mit der Zeit weggelaufen ist. Darauf hin habe 
ich angefangen systematisch herauszufinden woher diese Drift kommt. 
Letztlich bin ich dabei gelandet einen symmetrischen Aufbau mit 
NP0-Festkondensatoren zu realisieren und habe herausgefunden, dass das 
Driften ein Effekt ist der von Chip kommt, weil ich den gleichen Effekt 
auch an NP0-Festkondensatoren mit extrem kurzen Leiterbahnen bis zum 
Chip in der Klimakammer beobachten kann. Auch die Größenordnung der 
Drift ist gleich und damit kein Effekt von meinem Sensor.
Also versuche ich herauszufinden was da im Chip vorgeht. Da es um einen 
differentiellen Sensor geht nützt mir der Verhältnisansatz nichts. 
Letztlich möchte man meinen, dass sich bei der Differenz die ganzen 
Effekte ebenfalls eleminieren. Das scheint aber nicht der Fall zu sein, 
was m.E. daran liegt, dass das Chip nicht parallel alle Kapazitäten 
misst, sondern sequentiell die einzelnen Kapazitäten ausliest. Das heißt 
Änderungen zwischen zwei Einzelmessungen gehen voll in das Ergebnis ein.

Ich nehme aber mal mit, dass ich schauen werde was passiert wenn ich 
einen externen Entladewiderstand gleichen Wertes verwende, gute Idee.

von Limi (Gast)


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Verstehe ich das korrekt?

von Felix (Gast)


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Limi schrieb:
> Verstehe ich das korrekt?

Ja, nur das sich bei mir Cref und Cmess gegensinnig ändern und Cref 
nicht konstant bleibt.

von Limi (Gast)


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Für die Differenz ist eine höhere Genauigkeit als für das Verhältnis 
Cmess/Cref erforderlich. Etwa um den Faktor des Verhältnisses Cdiff/C.

Eine konstante Drift: Hier bin ich am rätseln. Vielleicht Ripple auf 
VCC? Vielleicht lässt sich die Schaltung versuchsweise an einer Batterie 
betreiben.

von Felix (Gast)


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Limi schrieb:
> Für die Differenz ist eine höhere Genauigkeit als für das
> Verhältnis
> Cmess/Cref erforderlich. Etwa um den Faktor des Verhältnisses Cdiff/C.
>
> Eine konstante Drift: Hier bin ich am rätseln. Vielleicht Ripple auf
> VCC? Vielleicht lässt sich die Schaltung versuchsweise an einer Batterie
> betreiben.

Das passiert bereits, ich versorge aus einem recht großen LiPo mit LDO 
für 3,3V. Netzeinflüsse wollte ich von Anfang an ausschließen.

von Limi (Gast)


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Durch R und T2 fliessen drei unterschiedlich grosse Ströme, somit können 
sich diese unterschiedlich erwärmen. Bei T2 könnte sich UCE-Sättigung 
etwas ändern. Diese addiert sich zum Spannungsabfall über R. Der 
Komperator schaltet wenn folgende Bedingung erreicht ist:
T2 kann leicht durch Modifikation der Schaltung nach Fig1-modifiziert 
eliminert werden.

Ein weiterer Messfehler entsteht durch unterschiedliche RDSON der beiden 
Analogschalter. Der Fehler wirkt sich bei kleinerem R stärker aus.

Entscheidend für die Genauigkeit ist ein konstantes VCC während den drei 
Messungen. An VCC sollte m. E. ein Stützkondensator von mind. 
5*(Cpar+Cref+Cmess) und kleinem ESR bestückt sein.

Die parasitären Kapazitäten zwischen AS1 und Cref sowie zwischen AS2 und 
Cmess sind unterschiedlich.

Allerdings kann ich mir aus diesen Fehlerquellen keine konstante Drift 
erklären.

von Limi (Gast)


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Damit die Bezugspannung des Komperators besser passt habe ich die 
Modifikation angepasst.

von Felix (Gast)


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Im Gegensatz zum Patent ist die Schalteranordnung im Chip tatsächlich 
etwas anders realisiert.

von Felix (Gast)


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Limi schrieb:
> Entscheidend für die Genauigkeit ist ein konstantes VCC während den drei
> Messungen. An VCC sollte m. E. ein Stützkondensator von mind.
> 5*(Cpar+Cref+Cmess) und kleinem ESR bestückt sein.

Ich habe 10µF || 100nF an Vcc und 4.7µ an BuffCap, das sollte demnach 
ausreichen. Ich habe auch schon mit verschiedenen Kondensatortypen zur 
Spannungsstabilisierung Versuche durchgeführt, konnte aber zumindest 
hier keine Änderung feststellen.

von Limi (Gast)


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Ich nehme an die Schaltung wurde auch schon in einer geschirmten Box 
betrieben.

Was sagt ACAM zum festgestellten Verhalten?

von Felix (Gast)


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Nein, eine geschirmte Box gibt es nicht, aber wenn auch die interne 
Kompensationsmessung schon wegläuft nützt die geschirmte Box auch nichts 
mehr.

Ich habe erste Versuche mit einem externen Entladewiderstand 
durchgeführt, das Ergebnis sieht aber nicht besser aus. Ich gehe in 
Kürze mit dem Aufbau wieder in die Klimakammer, erwarte aber keine 
Besserung.

ACAM weiß leider auch nichts dazu zu sagen, weil ich mich eher an der 
unteren Auflösungsgrenze des Chips bewege. Bei den Produkten wo der CDC 
bisher zum Einsatz kommt hat man es wohl mit Grundkapazitäten von 100pF 
zu tun (Drucksensor), ich bin eine Größenordnung kleiner mit der 
Grundkapazität und vor allem am Attofaradbereich interessiert.

Das Datenblatt gibt ja auch keinerlei Genauigkeiten an, sondern spricht 
nur von Auflösungen. Ein echter Vergleich zum AD7746 anhand des 
Datenblattes ist leider nicht herstellbar.

Zudem rechnet ACAM in seiner Standardfirmware immer nur mit 
Verhältnissen, nicht mit Differenzen, sodass ich hier eigene Firmware 
schreiben muss. Im Moment besteht meine Firmware nur daraus, dass 
Rohdaten ausgegeben werden, sämtliche Verrechnung mache ich derzeit 
offline.
Ich lese also neben Temperatur und interner Kompensationsmessung nur 
noch meine Sensorkapazitäten aus.

von Limi (Gast)


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Was spricht gegen den AD7746?
Um welchen Chip geht es? PCapØ2 oder PCapØ1?
Wie hoch ist die Drift? Um welchen Faktor müsste diese kleiner sein, 
damit es akzeptabel wird? Falls sich überhaupt etwas optimieren lässt, 
finde ich faktor 2 bis 3 schon viel. Damit stellt sich die Frage, ob das 
Ziel mit diesem Chip erreicht werden kann.
Wie hoch ist die Messfrequenz? Wie wird diese erzeugt? Wie stabil ist 
diese?
Wie wird eigentlich die Entladedauer gemessen?
Annahme die Entladedauer wird mit Anzahl Impulsen einer höheren Frequenz 
bestimmt. Für eine Überschlagsrechnung nehme ich mal ein Tau = R*C
180k*100pF=18ms  Auszählen mit 1000 Pulsen ==> 56MHz
180k*0.1pF=18ns  Auszählen mit 1000 Pulsen ==> 56GHz
Wegen der abnehmenden Steigung wird eher weniger als 5*Tau lang 
entladen. Somit lassen sich die Frequenzen maximal mit 5 dividieren.
==> R_ext_Discharge möglichst hoch wählen (beim PCap02 habe ich bis 
1MOhm gesehen)

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