Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik BLDC Regelungs-Prinzip


von G.S (Gast)


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Ich mache den Thread auf weil ich mich schon seit einigen Tagen mit dem 
entwurf von BLDC reglern beschäftige und mir nicht ganz klar ist was die 
Rückführende größe bei der Drehzahl regelung ist. Also es geht um 
folgendes:

angenommen ich habe einen 1400kv motor mit 10V/6A und ich möchte die 
drehzahl regeln. Da es ein sensorloser motor ist bleibt als möglichkeit 
für die rückführende größe ja nur die BEMF spannung

Jetzt ist meine stellgröße ja die PWM spannung (duty cycle) und bei 100% 
duty cycle habe ich effektiv 10V und somit ca. 10V*1400KV= 14000 rpm. Im 
leerlauf würde ich jetzt eine BEMF spannung von ebenfalls ca 9-10V 
erwarten.

Sagen wir jetzt ich habe einen duty cycle von 50% was ca 7000rpm 
entspricht.
Plötzlich tritt eine Last auf die den drehmoment und somit den strom 
erhöht. die BEMF wird sinken und mein regler muss ja jetzt anhand der 
gemessenen BEMF wissen wie der duty cycle verändert werden muss um die 
7000rpm beizubehalten. Wo ist der zusammenhang zwischen BEMF und RPM?

prinzipiell lässt sich das einfach mit der drehzahlkonstante berechnen 
aber die habe ich nicht.(Hobbyking motor)

gruß
G.S

von MaWin (Gast)


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Betrachte einen normalen Gleichstrommotor mit bursten am Kollektor.
Der schaltet immer zur gleichen Zeit (Drehwinkellage) im, egal welche 
Drehzahl.
So wird auch der BLDC gesteuert, nur halt elektronisch. Mit Hallsensoren 
oder Incrementalgeber geht das einfach, sensorlos ist es schwieriger, 
geht aber über die Nulldurchgangserkennung (virtuelle Null) der 
unbestromten Phase.

Die Umschaltmomente bestimmen also nicht die Drehzahl.

Genau wie beim bürstenbehafteten Gleichstrommotor bestimmt die effektive 
angelegte Spannung die Drehzahl.

Ob du das per schnellem oder langsam PWM machst oder aus einer 
einstellbaren linearen Spannungsreglerquelle ist dem Motor egal.

http://www.dse-faq.elektronik-kompendium.de/dse-faq.htm#F.10.1

G.S schrieb:
> Wo ist der zusammenhang zwischen BEMF und RPM?

Es gibt zwar einen, aber er interessiert dich nicht, dich interessiert 
nur der Nulldurchgang, nicht die Kurvenform und absolute Höhe, 
hoffentlich nicht gestört von deiner PWM.

Die unterschiedliche EMF Höhe bestimmt gegenüber der effektiven 
angelegten Spannung vor allem die Stromaufnahme.

von G.S (Gast)


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Achso klar, eine höhere spannung sorgt für eine höhere kraft im drehfeld 
wodurch sich der stator schneller dreht. die 
kommutierungsgeschwindigkeit ist daher von der drehzahl abhängig.

Aber was passiert wenn das drehmoment steigt? Dann würde die drehzahl 
sinken obwohl die effektive spannung unverändert bleibt

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Die vermutlich einfachste Möglichkeit zur Drehzahlmessung ist ein Timer, 
der vom Kommutierungsimpuls gelesen und zurückgesetzt wird. Der gelesene 
Wert des Timers ist umgekehrt proportional zur Drehgeschwindigkeit des 
Motors.

Ein langer Zähler innerhalb der Timerroutine kann auch für 
Stillstandserkennung benutzt werden.

G.S schrieb:
> die
> kommutierungsgeschwindigkeit ist daher von der drehzahl abhängig.

Das ist trivial und versteht sich doch von selber.

Ein BLDC Motor wird nicht über die Frequenz der Kommutierung geregelt 
(ist also keine Synchron/Asynchronmaschine), sondern über die Stärke des 
Stromes durch die Wicklungen. Kommutieren erfolgt zwangsweise in 
Abhängigkeit vom Rotorwinkel und ähnelt damit eher einem DC-Motor mit 
Kollektor.

> Aber was passiert wenn das drehmoment steigt? Dann würde die drehzahl
> sinken
Hä? Wenn das Drehmoment steigt (?), dreht der Motor schneller. Du meinst 
evtl. das Bremsmoment? Wenn der Motor abgebremst wird, dreht er 
langsamer. Ein Regler, der die Geschwindigkeit misst und dann die PWM 
hochdreht, würde dem entgegenwirken. Im Idealfall genauso weit, das der 
Motor eine konstante Drehzahl hat, unabhängig von der Last, die er 
treibt.

von G.S (Gast)


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Matthias S. schrieb:
> Ein Regler, der die Geschwindigkeit misst und dann die PWM
> hochdreht, würde dem entgegenwirken. Im Idealfall genauso weit, das der
> Motor eine konstante Drehzahl hat, unabhängig von der Last, die er
> treibt.

Ok, aber wie wird die geschwindigkeit gemessen?

von Torsten C. (torsten_c) Benutzerseite


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Hilft der Artikel über

https://de.wikipedia.org/wiki/Vektorregelung

weiter?

von Hanswurst (Gast)


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G.S schrieb:
> Matthias S. schrieb:
>> Ein Regler, der die Geschwindigkeit misst und dann die PWM
>> hochdreht, würde dem entgegenwirken. Im Idealfall genauso weit, das der
>> Motor eine konstante Drehzahl hat, unabhängig von der Last, die er
>> treibt.
>
> Ok, aber wie wird die geschwindigkeit gemessen?

Ich lese hier so mit, aber jetzt verwirrst Du mich auch. Du hast doch 
selbst schon die Antwort gegeben.
Die BEMF ist proportional zur Drehzahl. Also misst Du die BEMF und 
machst davon die PWM abhängig.

von G.S (Gast)


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Hanswurst schrieb:
> Ich lese hier so mit, aber jetzt verwirrst Du mich auch. Du hast doch
> selbst schon die Antwort gegeben.
> Die BEMF ist proportional zur Drehzahl. Also misst Du die BEMF und
> machst davon die PWM abhängig.

Ja ich messe die BEMF aber diese gibt mir kein aufschluss über die 
drehzahl. ich weiss zwar dass sich die BEMF verändert und somit die 
drehzahl, aber nicht was die drehzahl ist.

Nehmen wir das Fallbeispiel von meinem ersten Post:

habe 1400KV motor 10V/6A

ich betreibe ihn im moment ohne last mit 5V was ca 7000rpm entsprechen 
dürfte. Jetzt kommt eine Last hinzu und obwohl ich 5V anliegen habe 
sinkt die drehzahl wegen der last. jetzt müsste mein regler ja wissen um 
wie viel ich die spannung erhöhen muss um die ursprüngliche drehzahl von 
7000rpm zu erreichen

von MaWin (Gast)


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G.S schrieb:
> ich betreibe ihn im moment ohne last mit 5V was ca 7000rpm entsprechen
> dürfte. Jetzt kommt eine Last hinzu und obwohl ich 5V anliegen habe
> sinkt die drehzahl wegen der last. jetzt müsste mein regler ja wissen um
> wie viel ich die spannung erhöhen muss um die ursprüngliche drehzahl von
> 7000rpm zu erreichen

Na wenn er ein Regker ist, dann verwendet er seinen Regelalgorithmus, in 
dem die Trägheit der Last steckt, z.B. PID, um die Spannung so weit 
anzuheben, daß sich wieder die gewünschte Drehzahl einstellt.

Im grossen und ganzen muss er nur die gestiegenen Verluste im Draht des 
Motors durch dessen Drahtwiderstand und den höheren Strom ausgleichen, 
damit magnetisch wieder dieselbe Spannungs-Zeitfläche anliegt für 
dieselbe Drehzahl.

Das tun einfache Drehzahlkonstanter 
http://www.promelec.ru/pdf/an6652.pdf 
http://www.kec.co.kr/data/databook/pdf/KIA/Eng/KIA6903P.pdf durch einen 
negativen Innenwiderstand der Quelle, knapp unter der Oszillation (also 
nur 99% ausgleichen). Das ginge auch beim BLDC zur 
Drehzahlstabilisierung ohne Drehzahl- sonder mit Strommessung. Lohnt 
aber nicht das man die Derhzahl sowieso kennt.

von Hanswurst (Gast)


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G.S schrieb:
> Hanswurst schrieb:
>> Ich lese hier so mit, aber jetzt verwirrst Du mich auch. Du hast doch
>> selbst schon die Antwort gegeben.
>> Die BEMF ist proportional zur Drehzahl. Also misst Du die BEMF und
>> machst davon die PWM abhängig.
>
> Ja ich messe die BEMF aber diese gibt mir kein aufschluss über die
> drehzahl.

Hm. An sich schon, denn wie gesagt ist die BEMF proportional zur 
Drehzahl. Du magst das anders sehen, aber das ist die allgemeine 
Auffassung.

> ich weiss zwar dass sich die BEMF verändert und somit die
> drehzahl, aber nicht was die drehzahl ist.
Umgekehrt. Die BEMF ändert sich als Konsequenz aus der Änderung der 
Drehzahl.


> jetzt müsste mein regler ja wissen um
> wie viel ich die spannung erhöhen muss um die ursprüngliche drehzahl von
> 7000rpm zu erreichen

Oh Mann. Du fragst nach dem quantitativen Zusammenhang? Warum schreibst 
Du das nicht einfach? :-}

Es gibt zwei Wege:
1. Du misst den fehlenden Parameter und bildest ein Modell.
2. Du nimmst ein empirisches Verfahren. Z.B. hier: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Faustformelverfahren_%28Automatisierungstechnik%29

gibt aber noch mehr Seiten dazu.

von Klaus (Gast)


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MaWin schrieb:
> Die Umschaltmomente bestimmen also nicht die Drehzahl.

sondern sie sind die Drehzahl. Man muß nur noch die Anzahl der Pole 
mit hineinrechnen.

MfG Klaus

von Armin X. (werweiswas)


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Der BLCD ist eine Synchronmaschine. Diese läuft, bedingt durch die 
Permanentmagneten zwingend synchron. Weicht der Drehwinkel des führenden 
Feldes um mehr als 90° des Drehfeldes(Raumzeigersystem) ab kommt der 
Motor schlagartig außer Tritt. Daher ist die genannte Gegen-EMK eher ein 
Maß dafür wie es um die Belastung des Motors steht.
Der KV-Faktor steht dafür welche Effektivspannung Du bei welcher 
Drehzahl anlegtst um die optimale Spannungszeitfläche zu erhalten. Per 
Vektorsteuerung wird davon etwas abgewichen und der Lastzustand besser 
aus geregelt

: Bearbeitet durch User
von G.S (Gast)


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Klaus schrieb:
> MaWin schrieb:
>> Die Umschaltmomente bestimmen also nicht die Drehzahl.
>
> sondern sie sind die Drehzahl. Man muß nur noch die Anzahl der Pole
> mit hineinrechnen.
>
> MfG Klaus

Ich glaube das war der haken. Ich glaube jetzt ist der groschen 
gefallen. Durch zählen der umschaltmomente lässt sich daraus ja die 
drehzahl bestimmten, stimmt das soweit?

von MaWin (Gast)


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G.S schrieb:
> schrieb:
>> MaWin schrieb:
>>> Die Umschaltmomente bestimmen also nicht die Drehzahl.
>>
>> sondern sie sind die Drehzahl. Man muß nur noch die Anzahl der Pole
>> mit hineinrechnen.
>>
>> MfG Klaus
>
> Ich glaube das war der haken. Ich glaube jetzt ist der groschen
> gefallen. Durch zählen der umschaltmomente lässt sich daraus ja die
> drehzahl bestimmten, stimmt das soweit?

Richtig.

von Hanswurst (Gast)


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Und Armins Beitrag hat mir gezeigt, dass ich das Problem gar nicht 
verstanden habe. Naja. Besser spät als nie. Und 'tschuldigung, bitte.

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