Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Notwendigkeit Klangregelung.


von Werner F. (Gast)


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Hallo,
vor vielen Jahren habe ich mir mal einen 2 x 55 Watt 
Voll-Röhrenverstärker gebaut mit einer +/- 24 dB Kathoden-Klangregelung.
Jedoch stehen die Klangregler bei mir alle auf Mittelstellung. Ich 
brauche eigentlich keine Klangregler.
Als ich das einem Freund erklärt habe, hat er mich für bescheuert 
gehalten.
Dann habe ich mein Freund zum Probehören eingeladen. Er war überrascht, 
was da ein guter und satter Sound aus der Anlage kommt.
Hierbei möchte ich bemerken, dass ich Lautsprecher verbaut habe, die 
einen Schalldruck von ca. 105 dB bei 1 Watt aus 1 Meter liefern. Die 
Hochtöner und Mitteltöner kreischten sogar so laut, dass ich sie mit 
einem L-Regler gedämpft habe.

Bemerkung:
Das ist eine reproduzierende Anlage für HiFi. Also keine produzierende 
Anlage für den Gitarristen auf der Bühne.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?

MfG. Zeinerling

von MaWin (Gast)


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Werner F. schrieb:
> Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?

Jein.

Viele Leute (Musikhörer und DJ) stellen sich die Anlagen so ein, daß es 
für sie gut klingt, sie sagen dazu fetter Sound, es ist total 
basslastig.

Ohren lügen.

Ich messe aus.

D.h. es wird per Messmikrophon der Raum mit den Lautsprechern 
elektronisch eingemessen mit einemm dBx Driverack. Dabei korrigiert ein 
Equalizer Resonanzen im Raum und Frequenzgänge von Lautsprechern.

Das Ergebnis ist ein total flacher Sound. Sagen die DJ.

Ohren gewöhen sich an alles.

Nach einiger Zeit merkt man, daß die Musik wesentlich klarer klingt und 
der Gesang endlich zu verstehen ist.

Man will nie wieder zum gelogenen Sound zurück.

Die Equalizer machen dabei vielleicht +/-1.5dB aber nie +/-12dB wie es 
viele Klangregler schaffen. Denn soo schlecht sind Lautsprecher und 
Wohnzimmer nun auch nicht.

Stelle ich den Equalizer ab, wird die Musik nicht basslastig, klingt 
aber verwaschener, unausgeglichener, der Gesang ist wieder schlechter zu 
verstehen.

Klangregler sind also schon ok, aber bitte viele und automatisch 
eingestellt.

von Werner F. (Gast)


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MaWin schrieb:
> es wird per Messmikrophon der Raum mit den Lautsprechern
> elektronisch eingemessen mit einemm dBx Driverack. Dabei korrigiert ein
> Equalizer Resonanzen im Raum und Frequenzgänge von Lautsprechern.

ja das kenne ich. Denn ich war viele Jahre mal Tontechniker einer 
Coverband für Tanzmusik. Diese Meßtechnik, (Analyser) wenn ich das noch 
richtig weiß wird benutzt, um den Sound an die Räumlichkeiten zu 
optimieren.
Allerdings musste der Equalizer während der Veranstaltung immer manuell 
nachgeregelt werden, abhängig von der Besucherzahl in dem Raum.

MfG. Zeinerling

von Peter D. (peda)


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Wenn man breitbandige Boxen hat, ist die Neutralstellung optimal.
Bei 2.0 muß man auch nichts einmessen.
Viele kaufen leider 5.1 mit vielen Miniböxelchen und reißen den 
Subwoofer bis zum Anschlag auf. Eingemessen wird nur selten, da sie oft 
mit der Bedienung überfordert sind.
Je mehr Lautsprecher, umso schwieriger ist die Aufstellung und ohne 
Einmessen ist kaum ein vernünftiger Klang zu schaffen. Auch verkleinert 
sich der optimale Hörbereich, je mehr Lautsprecher man hat.
Ich bleibe daher bei pure Stereo.

von Mark S. (voltwide)


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Werner F. schrieb:
> Allerdings musste der Equalizer während der Veranstaltung immer manuell
> nachgeregelt werden, abhängig von der Besucherzahl in dem Raum.

Das will ich gerne glauben, vor allem wenn das Einmessen vor dem 
Publikumseinlass passiert. Der Raumklangunterschied mit vollem Saal - 
und lautem Publikum - wird oft unterschätzt.

von Mark S. (voltwide)


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Zum Thema Klangeinstellung und DJs - Baß- und Höhensteller finden sich 
hier grundsätzlich im Rechtsanschlag. Ein DJ-Mixer sollte imho überhaupt 
keine außen zugänglichen Klangsteller haben.

: Bearbeitet durch User
von Elektrofan (Gast)


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> Wenn man breitbandige Boxen hat, ist die Neutralstellung optimal.

Klar, technisch, in Bezug auf Originaltreue. - Aber:

1) Alte Musikstücke werden oft beim "Remix" mit Bums, Dröhn und Zisch 
"aufgepeppt" (und dabei z.T. in der Dynamik ganz schön 
zusammengequetscht, dabei hilft eine 'Tonblende' natürlich auch nicht).
Spielt man solchen Remüll dann auf der "perfekten" Anlage ab, klingt das 
halt anders, als früher.
Dann könnten Nostalgiker mittels Kuhschwanzentzerrer etwas "dran 
drehen".

2) Gleiches gilt, wenn man auch den Fernsehton über die Anlage spielt 
und dabei Berufsnuschler wie beim Tatort verständlicher machen will.

von Werner F. (Gast)


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Elektrofan schrieb:
> mittels Kuhschwanzentzerrer

Kuhschwanzentzerrer? Nein danke.
Die sind doch hochohmig, weil die an der Anode sitzen und demnach 
hochohmige Widerstände haben die zwangsläufig rauschen.
Deshalb habe ich eine niederohmige Kathodenklangregelung. Die 
Widerstände die da im Signalweg sind, sind < 10 kOhm.

MfG. Zeinerling

von Mark S. (voltwide)


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Meine Kuhschwanzentzerrer waren immer mit 10k-Potis bestückt. 
Hochohmige, störanfällige Röhrenschaltungen muß ich nicht haben.

von Elektrofan (Gast)


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> Kuhschwanzentzerrer? Nein danke.
> Die sind doch hochohmig, weil die an der Anode sitzen ...

Die gibt es auch für Transistorschaltungen, also niederohmiger. -
Manche Remixe sind so schlecht, dass selbst das Rauschen älterer 
Röhrenschaltungen nix mehr schadet.

von Peter D. (peda)


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Sofern es nicht um dynamische Tonabnehmer oder Mikrofone geht, spielt 
das Verstärkerrauschen keine Rolle.
DACs oder andere Audioausgänge liefern >1V, da dominiert das 
Quellenrauschen bei weitem.
Wer unbedingt mit Röhren die Wohnung heizen will und auch den Platz 
dafür hat, mag dies tun, ich verzichte gerne darauf.

von Helmut L. (helmi1)


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MaWin schrieb:
> Ohren gewöhen sich an alles.

Merkt man am Schepperklang aus dem Handy was manche Leute klasse finden.

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