Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Solid State Filter "hängt sich auf"


von Fire H. (fireheart)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Ein Solid-State-Filter Konzept als "Frequenzanalysator" - irgendwo im 
Internet gefunden - funktioniert bei meinem Nachbau zwar grundsätzlich, 
hängt sich aber beim Aufdrehen des 50k Stereopotis - zur Auswahl der 
Resonanzfrequenz - auf.
Soll heißen:
Ich lege ein Signal/Musik an den Eingang der Schaltung (vergessen wir 
mal den Mikrofonverstärker, den habe ich noch gar nicht bestückt), also 
an A1.
Zunächst funktioniert die Pegelanpassung mit A1 - meiner Meinung nach - 
völlig normal, d.h. am Ausgang von A1 hab ich ein sauberes, ggf. 
verstärktes Signal.
Am Ausgang von A3 bekomme ich ein bandpassgefiltertes Signal und ich 
kann mit dem 100k Poti auch die Güte einstellen.
Wenn ich nun mit dem 50k Poti zu höheren Frequenzen hin drehe, dann 
ändert sich der Klang auch brav zu größeren Frequenzen hin, sobald ich 
aber etwa 2/3 des Drehbereiches des 50k Potis erreicht habe, macht es 
"Blobb" und die Schaltung hängt sich irgendwie auf. An den Ausgängen der 
OPs messe ich folglich auch Gleichspannungen, die dort nicht hingehören.
So ein Solid-State Filter scheint nun auch eine sehr trickreiche 
Angelegenheit mit zwei Integratoren zu sein, die natürlich schlau 
gegengekoppelt sein müssen, da sie sich sonst in eine 
Gleichspannungsecke integrieren. Allerdings fehlt mir jetzt die 
Erfahrung mit der Gesamtschaltung, um sagen zu können, wo ich "drehen" 
kann, um das Problem in den Griff zu bekommen.
Hat jemand Vorschläge?

von anna log (Gast)


Lesenswert?

Entschuldige die Frage, aber ich habe das in geistiger Umnachtung schon 
einmal geschafft...:-))
Du hast den Fußpunkt des Potis wirklich auf Masse und nicht 
versehentlich auf die negative Betriebsspannung gelegt?

Ist im Eingangssignal an A1 eventuell schon ein DC-Offset vorhanden? Ich 
würde dort mal einen Koppelkondensator + Widerstand -> Masse einbauen.

von Henrik V. (henrik_v)


Lesenswert?

Fire H. schrieb:
> sobald ich
> aber etwa 2/3 des Drehbereiches des 50k Potis erreicht habe, macht es
> "Blobb" und die Schaltung hängt sich irgendwie auf. An den Ausgängen der
> OPs messe ich folglich auch Gleichspannungen, die dort nicht hingehören.

Womit gemessen?
Habe eher den Verdacht, das da etwas zum schwingen kommt.
Scope da?  (Ggf. 'HF'-Tastkopf basteln und mal damit messen? )
Wobei ein TL074 (falls verwendet) ja nicht sooo schnell ist ;)

: Bearbeitet durch User
von Ralph B. (rberres)


Lesenswert?

Bei 20KHz könnte je nach eingestellter Güte das Gain Bandbreitenprodukt 
des TL081 zu knapp werden.

Ralph Berres

von Ralph B. (rberres)


Lesenswert?

Ralph B. schrieb:
> des TL081 zu knapp werden.

Ich meinte natürlich den TL074.

Dürfte aber vom dynamischen Verhalten kein Unterschied machen.

Ralph Berres

von Axel S. (a-za-z0-9)


Lesenswert?

Ralph B. schrieb:
> Bei 20KHz könnte je nach eingestellter Güte das Gain Bandbreitenprodukt
> des TL081 zu knapp werden.

Das erklärt aber in keiner Weise das vom TE beobachtete Verhalten. Wobei 
auch immer noch nicht klar ist, was genau denn das Verhalten ist. 
"Kommt keine NF mehr raus" ist als Problembeschreibung ein bißchen dünn.

Vermutung: der Arbeitspunkt der OPV driftet weg, was ganz einfach schon 
dadurch passieren kann, daß der (+) Eingang von A1 keinen DC-Pfad nach 
GND hat. Wenn dann der eine oder andere OPV-Ausgang an der Versorgungs- 
spannung anschlägt, funktioniert die Gegenkopplung nicht mehr, die 
OPV-Eingänge verlassen den erlaubten Gleichtaktbereich und der TL074 
kann sich dank phase reversal richtig verklemmen.

Also:

1. messen! Für den Anfang mal die DC-Spannung an den einzelnen OPV- 
Ausgängen. Sollte normalerweise 0 sein. Ändert sich das, wenn man die 
Schaltung in den Lockup bringt?

2. Vom (+) Eingang von A1 einen Widerstand 10K..100K nach GND. Das 
Signal über einen Koppelkondensator (kein! Elko) einkoppeln. Besser?

von anna log (Gast)


Lesenswert?

anna log schrieb:
> Ist im Eingangssignal an A1 eventuell schon ein DC-Offset vorhanden? Ich
> würde dort mal einen Koppelkondensator + Widerstand -> Masse einbauen.

Axel S. schrieb:
> Vom (+) Eingang von A1 einen Widerstand 10K..100K nach GND. Das
> Signal über einen Koppelkondensator (kein! Elko) einkoppeln. Besser?


Danke fürs wiederholen der ersten Antwort! Da sich der TO nicht mehr 
meldet wirds das wohl gewesen sein...

von Fire H. (fireheart)


Lesenswert?

Sorry zunächst für die verspätete Rückmeldung, ich war anderweitig 
ausgelastet (Betonziegel, morsche Holzträger und anderes Zeugs 
schleppen)

Axel S. schrieb:
> Das erklärt aber in keiner Weise das vom TE beobachtete Verhalten. Wobei
> auch immer noch nicht klar ist, was genau denn das Verhalten ist.
> "Kommt keine NF mehr raus" ist als Problembeschreibung ein bißchen dünn.

Die Ausgänge kriegen jede Menge Gleichspannungsanteil, sobald er "blobb" 
macht.. dann ist's natürlich aus mit NF.

Axel S. schrieb:
> Vermutung: der Arbeitspunkt der OPV driftet weg, was ganz einfach schon
> dadurch passieren kann, daß der (+) Eingang von A1 keinen DC-Pfad nach
> GND hat. Wenn dann der eine oder andere OPV-Ausgang an der Versorgungs-
> spannung anschlägt, funktioniert die Gegenkopplung nicht mehr, die
> OPV-Eingänge verlassen den erlaubten Gleichtaktbereich und der TL074
> kann sich dank phase reversal richtig verklemmen.

Ich hab die Schaltung ja ein klein wenig abgeändert aufgebaut. Am 
Eingang von A1 (+) liegt noch ein 100k Widerstand gegen Masse und ein 
Koppelkondensator zum Eingang hin. Der Ausgang von A1 bleibt immer OK.

Die Sache mit "an die Grenzen gehen" könnte schon auch noch beitragen, 
weil das Filter ja mitunter große Signale intern verarbeiten muss. Wenn 
einer der OPs an der Grenze anschlägt, könnte was passieren. Da werde 
ich mal mit dem Oszi drangehen.

Ich hab auch schon versucht, den Eingang von A3 mit Kondensator zu 
entkoppeln .. das hat's nicht wirklich besser gemacht. Ich glaub aber 
auch, dass zwei hintereinandergeschaltete Integratoren eine sehr 
empfindliche Sache sind, die sauber DC mäßig gegengekoppelt sein muss, 
ansonsten die sofort ins Gemüse integrieren.

von Axel S. (a-za-z0-9)


Lesenswert?

Fire H. schrieb:
> Axel S. schrieb:

>> "Kommt keine NF mehr raus" ist als Problembeschreibung ein bißchen dünn.
>
> Die Ausgänge kriegen jede Menge Gleichspannungsanteil, sobald er "blobb"
> macht.. dann ist's natürlich aus mit NF.

Gut. Bisher konnten wir das nur vermuten. Jetzt wissen wir es.

> Ich hab die Schaltung ja ein klein wenig abgeändert aufgebaut. Am
> Eingang von A1 (+) liegt noch ein 100k Widerstand gegen Masse und ein
> Koppelkondensator zum Eingang hin. Der Ausgang von A1 bleibt immer OK.

Gut daß du das jetzt schon sagst. Wieviele Dinge hast du noch anders 
gemacht als in dem gezeigten Schaltplan? </sarkasmus>

> Axel S. schrieb:
>> Vermutung: der Arbeitspunkt der OPV driftet weg, was ganz einfach schon
>> dadurch passieren kann, daß der (+) Eingang von A1 keinen DC-Pfad nach
>> GND hat. Wenn dann der eine oder andere OPV-Ausgang an der Versorgungs-
>> spannung anschlägt, funktioniert die Gegenkopplung nicht mehr, die
>> OPV-Eingänge verlassen den erlaubten Gleichtaktbereich und der TL074
>> kann sich dank phase reversal richtig verklemmen.
>
> Die Sache mit "an die Grenzen gehen" könnte schon auch noch beitragen,
> weil das Filter ja mitunter große Signale intern verarbeiten muss.

Das ist nicht der Punkt. Es geht nicht um kurzzeitige Übersteuerung, 
sondern um langfristige Verschiebung des Arbeitspunktes. Im Prinzip kann 
zwar auch heftige Übersteuerung den OPV ins phase reversal treiben, aber 
das würde ich dann nicht beim Drehen am Frequenz-Poti erwarten, sondern 
eher beim Drehen am Poti für die Filtergüte (aka Bandbreite). Also geh 
und miß die Ausgangsspannungen aller OPV. Ohne das Ergebnis dieser 
Messungen ist das alles nur wildes Herumraten.

> Ich hab auch schon versucht, den Eingang von A3 mit Kondensator zu
> entkoppeln .. das hat's nicht wirklich besser gemacht.

Das kann nicht funktionieren. Die Integrator-OPV haben doch einen 
DC-Pfad an ihrem Eingang nur über den Integratorwiderstand und das Poti. 
Womit wir schon bei einem offensichtlichen Schwachpunkt wären. Wenn das 
Poti einen Knacks hat und der Schleifer in einer bestimmten Position 
abhebt, dann könnte das genau den beobachteten Effekt ergeben.

> Ich glaub aber
> auch, dass zwei hintereinandergeschaltete Integratoren eine sehr
> empfindliche Sache sind, die sauber DC mäßig gegengekoppelt sein muss

Ist sie ja. Ansonsten ist die Integratorschleife eine eher gutmütige 
Schaltung. Wurde in der Zeit der Analogsynthesizer gerne verbaut.

von Harald (Gast)


Lesenswert?

Das ist ein bekanntes Problem bei SSF. Beim Aufdrehen der Resonanz (Q) 
geht das Signal hoch bis an die Versorgungsspannung. Manche OpAmps 
bleiben dann mit dem Ausgang an der Versorgungsspannung hängen. Such mal 
nach "phase reversal" oder "latch up". Ein OpAmp der als rail to rail 
ausgewiesen ist schafft Abhilfe.

von Fire H. (fireheart)


Lesenswert?

Welcher "Rail-2-Rail" Quad OP ist denn genau so populär und leicht 
erhältlich wie der TL074 ?

von Rasputin (Gast)


Lesenswert?

Ich würde zwischen dem invertiertem Eingang und Ausgang von A3 und A4 je 
2 Z-Dioden (antiseriell) oder antiparallele LEDs* anschliessen. Das 
sollte das ausbrechen verhindern und sorgt für eine interessante 
Sättigung bei höherem Pegel.

* notfalls tun's auch normale Dioden, dann einfach den Pegel niedrig 
halten (< 0.5Vp), sonst zerrt's.

von Harald (Gast)


Lesenswert?

Fire H. schrieb:
> Welcher "Rail-2-Rail" Quad OP ist denn genau so populär und leicht
> erhältlich wie der TL074 ?

Nun, wenn das nicht die Ursache ist und schon ein passender OpAmp 
verwendet wird, sollte die max. Amplitude (mit Zenerdioden) begrenzt 
werden. Die notwendige Spannung kann experimentell ermittelt werden. Die 
dadurch entstehenden Verzerrungen können akustisch durchaus interessant 
sein.

von Axel S. (a-za-z0-9)


Lesenswert?

Harald schrieb:
> Das ist ein bekanntes Problem bei SSF. Beim Aufdrehen der Resonanz (Q)
> geht das Signal hoch bis an die Versorgungsspannung.

<seufz>

Ist es wirklich zu viel verlangt, erst mal die Frage zu lesen, bevor man 
eine Antwort schreibt? Der TE dreht nicht am Güte-Poti.

> Manche OpAmps bleiben dann mit dem Ausgang an der Versorgungsspannung
> hängen. Such mal nach "phase reversal" oder "latch up".

Da bist du nicht der Erste, der darauf hinweist. Mal ganz abgesehen 
davon, daß noch keineswegs klar ist, daß der TE wirklich von latch up 
Effekten betroffen ist.

> Ein OpAmp der als rail to rail ausgewiesen ist schafft Abhilfe.

Nein. R2R und "frei von phase reversal" sind zwei vollkommen unabhängige 
Eigenschaften eines OPV.

Harald schrieb:
>> Welcher "Rail-2-Rail" Quad OP ist denn genau so populär und leicht
>> erhältlich wie der TL074 ?
>
> Nun, wenn das nicht die Ursache ist und schon ein passender OpAmp
> verwendet wird, sollte die max. Amplitude (mit Zenerdioden) begrenzt
> werden.

Aua. Wenn überhaupt, dann müßte die Eingangsspannung jedes einzelnen 
OPV entsprechend begrenzt werden. Und dazu eignen sich antiparallele 
Dioden am besten. Im Normalfall liegen ja bestenfalls ein paar mV 
zwischen den OPV-Eingängen.

Aber: der TE scheint sich (mal wieder) eine Auszeit von seinem eigenen 
Thread zu nehmen. Wenn es ihm nicht wichtig ist, Hilfe zu erhalten, sehe 
ich nicht ein, warum es wichtig sein sollte, Hilfe zu geben ...

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.