Hallo, ich habe eine kurze Frage zu einer Beschaltung, die ich bei uns in der Abteilung schon häufiger gesehen habe. Dabei wird so gut wie an jede Kupferbahn vom Controller ein Kondensator im pF-Bereich gehängt. Egal ob GPIO, das nur einen Taster einliest oder ADC-Leitung. Auf mein Nachfragen sagte man mir, das wäre dazu da um die EMV-Eigenschaften zu verbessern und die ganzen EMV-Prüfungen besser zu bestehen. Eingesetzter Controller ist aus der der STM32F1-Reihe, der im Industrie-Umfeld (24V) eingesetzt wird und mit messen, schalten und kommunizieren beschäftigt ist. Jetzt bin ich noch nicht so lange dabei, aber bisher hatte ich nur die Abblockkondensatoren am VCC auf dem Schirm, nicht aber, dass man an jeden Pin einen hängt. Auch in sonstigen Schaltplänen (die nichts mit der Firma zu tun haben, habe ich das noch nicht (so extrem) gesehen. Wie seht ihr das? Ist das sinnvoll?
Franken schrieb: > Wie seht ihr das? Ist das sinnvoll? Da hat sich mal einer an einem speziellen Fall die Finger verbrannt und macht die Dinger "sicherheitshalber" immer dran...
Wenn du an einen Ausgangs-Pin einen kleinen Kondensator hängst, werden die Flanken bei Pegelwechsel flacher. Die Abstrahlung von HF wird an den angeschlossenen Leitungen reduziert. Allerdings reduziert sich auch die Qualität der Signale (nicht mehr sauberes Rechteck) und die maximal übertragbare Frequenz.
Lothar M. schrieb: > Franken schrieb: >> Wie seht ihr das? Ist das sinnvoll? > Da hat sich mal einer an einem speziellen Fall die Finger verbrannt und > macht die Dinger "sicherheitshalber" immer dran... Danach sieht mir das auch aus. Halte ich für ziemlich schlechte Praxis. Besser sind Serienwiderstände in Treiberleitungen.
Mark S. schrieb: > Lothar M. schrieb: >> Franken schrieb: >>> Wie seht ihr das? Ist das sinnvoll? >> Da hat sich mal einer an einem speziellen Fall die Finger verbrannt und >> macht die Dinger "sicherheitshalber" immer dran... > > Danach sieht mir das auch aus. Halte ich für ziemlich schlechte Praxis. > Besser sind Serienwiderstände in Treiberleitungen. Sehe ich auch so. Und, ich befürchte, dass man zusätliche Stromspitzen auf der Versorgung generiert, die den EMV-Problemen auch nicht zuträglich sind.
In meiner alten Firma haben wir Schaltregler hergestellt, die im 100 kHz-Bereich gearbeitet haben und dabei hohe Leistungen bereitgestellt haben (ab 200W - 1000W aufwärts). Dort hatte ich mal gelernt, dass man bei EMV-Problemen erst einmal auf dem heimischen Teststand das Abstrahlverhalten untersucht. Dann versucht man herauszufinden, woher die spezifischen Amplituden in der FFT stammen. Wenn man die kritischen Pfade kennt (erfahrende Layouter wissen das zumeist schon beim Entwurf der Leiterplatte), versucht man zuerst einmal, diese Pfade soweit zu verändern, dass das Abstrahlverhalten verbessert wird. Man kann dann auch Angstkondensatoren vorsehen, die dann im Falle eines Fehlschlags der Verbesserung bestückt werden. Das ist aber eigentlich nie der Fall bisher bei uns gewesen. Jede EMV-Prüfung schlägt eigentlich primär am schlechten Layout fehl.
Franken schrieb: > Jetzt bin ich noch nicht so lange dabei, aber bisher hatte ich nur die > Abblockkondensatoren am VCC auf dem Schirm, nicht aber, dass man an > jeden Pin einen hängt. Habe die Kondensatoren auch schon gesehen, waren dann aber eher bein Thema Einstrahlen im Funkbereich drinnen. Nennt man Angstkondensatoren. Wenn die ins Layout reingehen, kein Problem. Kann man dann bei der EMV Stück um Stück rauswerfen. Ich habe keine dran, setze STM32F1 ein. rgds
Diese Art kenne ich auch aus einer meiner ehemaligen Firmen, aber als RC-Kombination. Diese wurden dort eingesetzt, wo Signale von der Platine herausgeführt wurden und bei sehr langen Leitungen.
Danke für die vielen Antworten. In der Tat ging die Problematik um eingestrahlte Störungen, nicht denen, die vom Board an die Außenwelt gehen.
Franken schrieb: > Danke für die vielen Antworten. In der Tat ging die Problematik um > eingestrahlte Störungen, nicht denen, die vom Board an die Außenwelt > gehen. Dann sind zusätzliche Serienwiderstände 33R..1k0 hilfreich, um Leitungsresonanzen zu dämpfen.
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