Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Druckfeder dauerhaft dehnen


von Dac (Gast)


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Hallo,

habe hier eine Druckfeder aus Stahl mit blauschwarzer Oberfläche, 
Drahtstärke = 1mm, Außendurchmesse = 22mm, Länge entspannt = 71 mm, 
Länge vollkomprimiert = 10mm.

Die könnte ich gut für ein Bastelprojekt gebrauchen, wenn sie etwas 
länger wäre.

Kann man die Feder so bearbeiten/biegen, dass sie anschließend länger 
als 90mm ist und nach voller Kompression auch bleibt? Gibt es da 
irgendwelche Tricks?

von Christian M. (Gast)


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Ja, an den Enden packen und SCHRITTWEISE in kleinen Schritten immer 
länger ziehen, bis Du die gewünschte Länge hast.

Gruss Chregu

Nachtrag: Wenn sie schon zu wenige Windungen hat, wird sie vielleicht 
wieder kürzer. So wie Du beschreibst, muss sie etwa 10 Wdg. haben. 
Sollte gehen!

von Werner F. (Gast)


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Hallo,
wenn der Draht gehärtet ist, funktioniert das leider nicht.
Ob der Draht gehärtet ist, kannst Du mit einer Feile prüfen. Wenn da 
Späne abfallen, ist der Draht weich.
Und auch wenn es Dir gelingt eine harte Feder zu strecken, bricht der 
Draht innerhalb kürzester Zeit, wenn Du die Feder bis zur Blocklänge 
belastest.

Probiere es doch mal hier:
https://www.federnshop.com/de/

Mich würde sehr wundern, wenn die keine fertige Feder für Dich haben.
Vielleicht liefern die auch an Endverbraucher.
Du kannst denen ja sagen, dass Du den Tipp von einem ehemaligen 
Konstrukteur von Röperwerk hast. Der Konstrukteur bin ich :-)

MfG. Zeinerling

von ewrtzujki (Gast)


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Werner F. schrieb:
> Hallo,
> wenn der Draht gehärtet ist, funktioniert das leider nicht.
> Ob der Draht gehärtet ist, kannst Du mit einer Feile prüfen. Wenn da
> Späne abfallen, ist der Draht weich.
> Und auch wenn es Dir gelingt eine harte Feder zu strecken, bricht der
> Draht innerhalb kürzester Zeit, wenn Du die Feder bis zur Blocklänge
> belastest.

Was für ein völliger Unsinn. Federn werden nur aus Federstahldraht 
gewickelt, der natürlich immer wärmebehandelt ist. Eine Feder aus 
weichem, ungehärteten Draht würde nicht nennenswert Federn und wäre 
unbrauchbar.
Eine Feder geringfügig strecken ist kein Problem.

> Du kannst denen ja sagen, dass Du den Tipp von einem ehemaligen
> Konstrukteur von Röperwerk hast. Der Konstrukteur bin ich :-)
>
> MfG. Zeinerling

Den Namen merke ich mir, muss man ja offensichtlich vermeiden bei der 
Inkompetenz in der Konstruktion.

von oszi40 (Gast)


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Dac schrieb:
> entspannt = 71 mm
> anschließend länger als 90mm ist

Etwas ziehen geht meist,
im Notfall 2 Federn nehmen und auf gewünschte Länge kürzen?

von Inkognito (Gast)


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ewrtzujki schrieb:
> Den Namen merke ich mir, muss man ja offensichtlich vermeiden bei der
> Inkompetenz in der Konstruktion.

Vielleicht verwechselt der User nur Zug- und Druckfeder.
Dehnen (verlängern) geht immer, stauchen (verkürzen) dagegen kaum.

von Werner F. (Gast)


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ewrtzujki schrieb:
> Was für ein völliger Unsinn.

Dann lerne erst einmal Maschinenbau.
Benutze vorher Deinen nicht vorhandenen maschinenbautechnischen 
Sachverstand, bevor Du Dich mit mir deswegen anlegst. Immerhinmache ich 
das schon seit 1970.
Natürlich ist der Draht hart. Immerhin ca. 55 HRc. Wenn er noch härter 
wäre, würde er sofort brechen. Wenn er weich ist, wurde er sich nicht 
mehr zurückformen. Die Mixtur zwischen hart/weich ist meist ein 
Betriebsgeheimnis der Federnhersteller.
Wenn man eine Feder auseinander zieht und anschließend auf Block 
belastet, wird ja die Kraft größer aufgrund der Federrate, die sich ja 
nicht ändert.

MfG. Zeinerling

von ewrtzujki (Gast)


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Werner F. schrieb:

> Dann lerne erst einmal Maschinenbau.
> Benutze vorher Deinen nicht vorhandenen maschinenbautechnischen
> Sachverstand, bevor Du Dich mit mir deswegen anlegst.

Ich bin gelernter Werkzeugmechaniker und habe Maschinenbau studiert.

> Immerhinmache ich das schon seit 1970.

46 Jahre lang falsch gemacht, sieht man oft genug.

> Natürlich ist der Draht hart. Immerhin ca. 55 HRc. Wenn er noch härter
> wäre, würde er sofort brechen. Wenn er weich ist, wurde er sich nicht
> mehr zurückformen.

Du widersprichst damit deiner eigenen Aussage von oben, in der du den 
Threadersteller aufforderst die Feder mit einer Feile auf harten oder 
weichen Draht zu prüfen. Federstahldraht lässt sich übrigens Feilen, 
leidlich und die Feile wird zügig stumpf, aber es funktioniert.
Welchen Sinn soll die Prüfung mit der Feile nun haben, wenn der Draht 
nach deiner Aussage hart ist?

> Die Mixtur zwischen hart/weich ist meist ein
> Betriebsgeheimnis der Federnhersteller.

Kein so Großes, ich habe schon viele Federn selbst hergestellt.

http://www.zeinerling.de

Wahnsinn. Sowas sieht man heute nur noch als gut gemachte Satiereseite. 
Da weiß man woran man ist.

Ergänzung zum Thema:

Die Fertigungsreihenfolge bei Federn ist wie folgt:

- Draht ziehen
- Wärmebehandlung
- Feder wickeln

D.h. die Umformung zur Feder geschieht NACH der Wärmebehandlung. Die 
plastische Formbarkeit des Federstahldrahts ist ziemlich hoch. 
Federstahldraht nimmt mehrfache plastische Verformungen schnell übel, 
aber eine leichte Streckung einer Feder ist trivial und problemlos.

von Inkognito (Gast)


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ewrtzujki schrieb:
> aber eine leichte Streckung einer Feder ist trivial und problemlos.

Wobei der Federstahl nicht gedehnt wird, wie man fälschlicherweise
annehmen könnte, sondern er wird auf Torsion belastet und verformt.
Bin kein Maschinenbauer, sondern komme aus der Elektrosparte.
Auf einer Drehbank hab ich aber auch schon Federn gewickelt.
Interessant ist die Methode wie die Federhersteller das machen.
Die schieben den Draht auf eine gehärtete Form, die den Draht
dann in die Kreisform zwingt. Kann man sich auf Youtube vermutlich
noch anschauen.

von Schreiber (Gast)


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Dac schrieb:
> Kann man die Feder so bearbeiten/biegen, dass sie anschließend länger
> als 90mm ist und nach voller Kompression auch bleibt? Gibt es da
> irgendwelche Tricks?

ja. glühen, biegen, härten, anlassen.
In genau dieser reihenfolge!

von Dac (Gast)


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Schreiber schrieb:
> ja. glühen, biegen, härten, anlassen.
> In genau dieser reihenfolge!

Das könnte man ja vielleicht mit einer 12V-Autobatterie bewerkstelligen 
(an beiden Enden anschließen).

Dann die noch glühende Feder im Ölbad kühlen und später im Backofen 
anlassen.

von Old P. (Gast)


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Schreiber schrieb:
> ...
> ja. glühen, biegen, härten, anlassen.
> In genau dieser reihenfolge!

Da fehlt noch was: abbrechen!
Federn werden aus Federstahldraht kalt gewickelt. Zumindest kenn ich das 
nur so und habe das auf der Drehbank auch schon gemacht. Der "Trick" 
besteht hauptsächlich darin, abzuschätzen, wie weit sie sich wieder 
aufweitet, wenn die Wickelspannung weg ist.

Old-Papa

von Theoretiker (Gast)


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Könnte man nicht einfach mit unterlegscheiben die Länge der Feder 
beeinflussen ?

von Achim M. (minifloat)


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Theoretiker schrieb:
> Könnte man nicht

Kann man nicht, weil man die 10mm vollkomprimiert nach 4 Jahren immer 
noch braucht. Leichenfledderer!

von L. H. (holzkopf)


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Dac schrieb:
> Kann man die Feder so bearbeiten/biegen, dass sie anschließend länger
> als 90mm ist und nach voller Kompression auch bleibt? Gibt es da
> irgendwelche Tricks?

Eigentlich biegst Du die Feder nicht, sondern Du streckst sie.
Genau genommen mußt Du sie "überstrecken", damit sie nach dem 
Streckvorgang auf mehr als 90mm "zusammenschnurrt".

Grundsätzlich ist es kein Problem, Schraubenfedern umzuformen, und den 
"Unkenrufen", daß dadurch ihr Zeitstandverhalten erheblich 
verschlechtert werden würde, darf man eher keinen Glauben schenken.

Beim Überstrecken solltest Du Dir aber den Betrag ansehen, den Du 
brauchst, damit die Feder auf > 90mm zusammenschnurrt.
Und über diesen Betrag solltest Du die Feder im Einsatz nicht 
zusammendrücken.

Beim Strecken mußt Du nur beachten, daß der Federdraht an beiden Enden 
mit seiner letzten Windung an der vorhergehenden Windung anliegt und 
auch nach dem Strecken anliegen sollte.

Am besten fixierst Du die beiden Drahtenden vor der Streckung an diesen 
beiden Punkten und danach die jeweils letzte Windung auf einer 
Unterlegscheibe mit Draht so, daß sie festsitzen.

Anschließend kannst Du jeweils "hinter" den Löchern der Unterlegscheiben 
am besten verschiebbare Holzscheiben (mit D deutlich < 20mm) 
positionieren, in deren mittigen Löchern die Spannschnüre gekontert 
sind.

Strecken mußt Du linear!
- Verschiebbare Holzscheiben aus 2 Gründen:
a) Holz gleitet auf den Fixierungsdrähten nicht
b) Du brauchst die Möglichkeit, den Kraftangriff der Spannkraft so 
"verlagern" zu können, daß Du die beiden Enden der Feder parallel und 
senkrecht zur Strecklinie führen kannst.

- Schnüre deshalb, weil sich die Feder beim Strecken verdrehen wird.
Wenn Du keine Schnüre beim Strecken verwendest, wird sich ihr D 
verkleinern.

An sich hast Du beim D von 22mm und bei Drahtstärke von 1mm damit ganz 
gute Chancen, das so hinbekommen zu können, daß die Feder nicht zum 
Ausknicken tendiert.

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