Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Funktionsweise Schomandl Frequenzdekade


von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Auf Ralfs Seiten findet sich dieses Prachtstück: 
http://amplifier.cd/Test_Equipment/other/Schomandl-ND60.html

300 Hz - 60 MHz

Könnte man augenscheinlich auch zu einem Synthesizer erklären, 
allerdings sieht es innen nicht sehr synthesizer-ig aus, besonders der 
parallele Aufbau mit vielen "Frequenzmodulen" mit jeweils mehreren 
abstimmbaren Schwingkreisen etc. macht auf mich den Eindruck einer 
generell ganz anderen Technik. (Zumal die untere Grenzfrequenz recht 
hoch liegt für einen Synthesizer in diesem Bereich, die hier ja oft 
keine ernsthaften Beschränkungen haben)

Auch der Name "Frequenzdekade" scheint weitgehend einzigartig zu sein 
(es gibt neuere Geräte unter diesen Namen, die aber sehr eindeutig nach 
Synthesizer aussehen).

Ich vermute, dass hier eine Technik verwendet wurde die Ausgangsfrequenz 
Stück-für-Stück zusammenzusetzen, eben wie bei den anderen Dekaden - 
Widerstands, Kapazitätsdekaden, oder Spannungs/Referenzteiler.

Dazu eine (etwas dumme) Idee:

Wir nehmen einen schaltbaren Oszillator, oder einfach mehrere, mit 
Frequenzen 1, 2, 3 ... 9 MHz. Das ist Dezimalstelle 1. Wir wählen eine 
Frequenz aus, und geben das Ergebnis in einen Mischer. Der LO vom 
Mischer ist wieder ein wählbarer Oszillator, mit 10.. 90 MHz. Am Ausgang 
ein entsprechender Hochpass, der mit dem LO umgeschaltet werden muss (um 
das untere Seitenband wegzufiltern). Zusätzlich kann diese Baugruppe für 
Dezimalstelle 2 überbrückt werden. Das Prinzip lässt sich natürlich auch 
deutlich geschickter angehen. Wurde soetwas hier möglicherweise 
umgesetzt?

Damit könnte bereits jede Frequenz von 1-99 MHz in 1 MHz Schritten 
eingestellt werden. (Wobei das natürlich an sich schon ein ganz, ganz 
erheblicher Schaltungsaufwand ist).

Andere Vermutungen? Hat jemand gar Unterlagen zu diesen Exoten?

: Bearbeitet durch User
von Alter Lateiner (Gast)


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Google mal nach Frequenzsynthese.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Ich denke ich habs gefunden. Das Verfahren läuft unter den Namen Direct 
Analog Synthesis und mix-filter-divide.

Details: http://www.hpl.hp.com/hpjournal/pdfs/IssuePDFs/1964-05.pdf

In der HP-Inkarnation wird viel mit Kammgeneratoren und Filtern 
gearbeitet um entsprechende harmonische Vielfachen einer Referenz zu 
erzeugen.

von Carsten S. (dg3ycs)


Angehängte Dateien:

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Hi,

Marian  . schrieb:
> Ich vermute, dass hier eine Technik verwendet wurde die Ausgangsfrequenz
> Stück-für-Stück zusammenzusetzen, eben wie bei den anderen Dekaden -
> Widerstands, Kapazitätsdekaden, oder Spannungs/Referenzteiler.
>
> Dazu eine (etwas dumme) Idee:
>
> Wir nehmen einen schaltbaren Oszillator, oder einfach mehrere, mit
> Frequenzen 1, 2, 3 ... 9 MHz. Das ist Dezimalstelle 1. Wir wählen eine
> Frequenz aus, und geben das Ergebnis in einen Mischer. Der LO vom
> Mischer ist wieder ein wählbarer Oszillator, mit 10.. 90 MHz. Am Ausgang
> ein entsprechender Hochpass, der mit dem LO umgeschaltet werden muss (um
> das untere Seitenband wegzufiltern). Zusätzlich kann diese Baugruppe für
> Dezimalstelle 2 überbrückt werden. Das Prinzip lässt sich natürlich auch
> deutlich geschickter angehen. Wurde soetwas hier möglicherweise
> umgesetzt?

Kleine Geschichtsinfo am Rande...
Bei den frühen BOS-Vielkanalfunkgeräten wie zb. dem FuG 7b von SEL und 
Telefunken (Aber auch schon den Vorläufern davon, also SEM27, FuG7a und 
FuG8 -ohne Buchstabe-), also den ersten Geräten mit vielen direkt 
schaltbaren kanälen, wurde das Prinzip nahezu so umgesetzt um die 120 
Kanäle (FuG7b) mit in Folge 240 unterschiedlichen Sende und 
Empfangsfrequenzen in den 60er Jahren möglich zu machen.

Beim  SEL Gerät sitzen direkt hinter den Ziffernscheiben der 
Kanalanzeifge jeweils die Quarze auf einer Trommel. (10 bei den 
Einerstellen und 12 bei den Zehner/Hunderterstellen (kombiniert)
Die Quarze bei den Einerstellen sind dabei um jeweils 20KHz gestuft, die 
Zehner/hunderstelle um 200KHz.
Da jeder Kanal aus einem FrequenzPAAR besteht kann dann noch gewählt 
werden in welcher der vier möglichen Kombination ( TX O RX O (WO), TX U 
RX U (WU), TX O RX U (GO), TX U RX O (GO),)das Senden und Empfangen 
erfolgen soll.
Beim drehen des Kanalschalters wurde tatsächlich die Quarztrommel bewegt 
und so der Quarz jeweils mechanisch ausgewählt.

Bild vom FuG7b...:
http://www.ffw-baechingen.de/wp-content/uploads/2010/08/SEL_FuG7bk.jpg

Beim FuG7b von TElefunken war dies vom Prinzip ähnlich.
Nur die Ausführung war schon etwas moderner. Statt das die Quarze wie 
beim FuG7b von SEL auf einer beweglichen Trommel direkt hinter Front 
sitzen wurden diese hier auf eine Platine im Gerät gesetzt. Der 
Kanalschalter ist ein echter Schalter, die Umschaltung welcher Quarz 
aktiv ist wurde da schon mit Dioden realisiert.

Das obige Foto der 10/100er Quarzplatine aus einem FuG7b von Telefunken 
hatte ich schon mal in diesem Thread geposted:
Beitrag "Webasto Funk Toröffner - nach hinfallen kaputt"

Mal schauen ob ich am WE Detailfotos machen kann...

Gruß
Carsten

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