Forum: Offtopic Gehäusegummierung: Geplante Obsoleszenz ?


von Gustav K. (hauwech)


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Hallo,

habe seit einigen Jahren so einen kleinen Taschen-TV, dessen schwarzes 
Kunststoffgehäuse ist oberflächig komplett gummiert. Nun ist die 
Gummierung klebrig wie Kaugummi, alle möglichen Fusseln und Dreck haftet 
daran. Man hat keine Chance, das Gehäuse vernünftig zu putzen, denn man 
putzt die Gummierung weg, der glänzende Kunstoff wird sichtbar. Die 
Haptik ist unmöglich, es graust einen regelrecht, das klebrige Ding 
anzufassen.

Eine neue Methode der geplanten Obsoleszenz ?

Ein Bekannter hatte einen Satz Schraubendreher, die waren auch 
teilgummiert. War irgendwann auch alles Kaugummi und die Schraubendreher 
waren nicht mehr vernünftig zu gebrauchen. Die guten alten 
Schraubendreher mit Holzgriff von früher konnte man noch an die nächste 
Generation vererben, heute macht man an Schraubendreher Plastikgriffe 
mit Gummierung, dann landen die Dinger nach paar Jahren zuverlässig in 
der Tonne.

Wie sind eure Erfahrungen mit Gummierungen an Gehäusen oder Werkzeugen ?

Es grüßt euch
Gustav

von Johannes S. (Gast)


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Ja, das Zeug ist ekelig. Dell Laptop, MS Bluetooth Maus, Logitech 
Harmony One: überall löst sich das nach ein paar Jahren und wird 
klebrig.
Hoffe das der Trend mit dieser Beschichtung vorbei ist, ich meide solche 
Gehäuse nach Möglichkeit auch.

von Mani W. (e-doc)


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Gummis zerlegen oft Bakterien, sieht man in alten Tonbandgeräten,
wenn der Gummi flüssig wurde...

von Thomas E. (tmomas)


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Du meinst keine Gummischicht mit mehreren Millimetern Dicke, sondern 
eine dünne, sich weich anfühlende Schicht?

Falls ja: Das ist Softlack. Ein Liebling der Designer!

Prügeln sollte man sie, den Sack auf'm Küchentisch festnageln, denn 
Softlack ist nicht dauerhaltbar. Wo Softlack drauf ist, geht Softlack 
ab, früher oder später. Geht aber in das kleine Hirn der Designer nicht 
rein. Die designen Produkte, die als Gesamtkunstwerk in die Vitrine 
gestellt werden können, aber im praktischen Dauergebrauch im Alltag 
kläglich versagen.

Das ist also nicht geplant, sondern schlicht Dummheit und 
Uneinsichtigkeit.

von Michael J. (jogibaer)


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Hallo,

kann ich auch bestätigen.
Mein alter MP3 Player war auch gummiert.
Mit Isopropanol ging der Dreck weg.
Wirklich widerliches Zeugs.
Jetzt hat er wieder, wie produziert, eine glatte Oberfläche.

Es gab glaube ich mal Firmen, die haben diesen Quatsch gemacht, um die
so "aufgewerteten" Geräte mit einem ordenlichen Aufschlag verkaufen
zu können.

Jogibär

: Bearbeitet durch User
von Michael J. (jogibaer)


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Thomas E. schrieb:
> Du meinst keine Gummischicht mit mehreren Millimetern Dicke, sondern
> eine dünne, sich weich anfühlende Schicht?
>
> Falls ja: Das ist Softlack. Ein Liebling der Designer!

Hallo Thomas,

was ist eigentlich der Grund, warum dieser so tolle Softlack nach ein
paar Jahren so klebrig wird?

Jogibär

von Martin G. (Firma: http://www.gyurma.de) (martin_g)


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Zersetzung...

von Mani W. (e-doc)


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Michael J. schrieb:
> was ist eigentlich der Grund, warum dieser so tolle Softlack nach ein
> paar Jahren so klebrig wird?

Steht ja schon oberhalb!

von Joachim B. (jar)


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Gustav K. schrieb:
> Wie sind eure Erfahrungen mit Gummierungen an Gehäusen oder Werkzeugen ?

machte meine MS BT Maus 5000 unbenutzbar, nun schrubbe ich alles runter 
optimal ohne das Gehäuse zu zerstören, die Schraube ist unterm silbernen 
"Dreieck"

von Michael J. (jogibaer)


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Mani W. schrieb:
> Michael J. schrieb:
>> was ist eigentlich der Grund, warum dieser so tolle Softlack nach ein
>> paar Jahren so klebrig wird?
>
> Steht ja schon oberhalb!

Ja schon,

aber was ist der Grund für die Zersetzung?

- Weichmacher geht raus?
- wird von Lösungsmitteln angegriffen?
- instabile Verbindung?

Aus was besteht eigentlich dieses Zeugs?
(Ich möchte es halt genau wissen, Entschuldigung!)


Jogibär

von Mani W. (e-doc)


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Michael J. schrieb:
> Ja schon,
>
> aber was ist der Grund für die Zersetzung?

Mann, da oben steht:

Bakterien!


Und sonst solltest einen Chemiker befragen...

von Dominik S. (dasd)


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Ja, das Zeug ist ekelhaft.
Sehr schönes Beispiel sind hier auch die Innenräume diverser PKWs, 
besonders ist es mir bei VW aufgefallen.

Ich hatte genau das selbe Problem kürzlich bei einer meiner Logitech 
MX510. So klebrig, dass ich sie beim besten willen nicht mehr nutzen 
wollte.
Habe sie zerlegt und das Zeug komplett entfernt. Ging mit einem 
Spülschwamm (so ein Glitzi Topfreiniger mit der schwarzen Scheuerseite) 
ganz in Ordnung.
Gleichzeitig ist der Kunststoff leicht matt geworden, sieht also nicht 
ganz so blöd glänzig aus.
Die Maus ist wieder super :) Leider fängt es jetzt bei der anderen genau 
so an...

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Ich hasse diesen Schice auch ᕦ(ò▂ó)ᕤ

Grad eine Digicam gehabt,
mit sich zersetzenden Abdeckungen für die Anschlüsse.
Dieser Glodder isoliert die Kontakte wirklich zuverlässig ;)

das gibts auch bei Treibriemen in Kassettenrecordern/-decks
oder Videogeräten. Mit einem mal wirds wie Honig.

alles was sich Soft-Touch, Soft-Grip oder in ähnlicher Weise
bezeichnet auf solche Glitsch-Oberflächen schliessen lässt:
Hände weg!

von E. D. (e-d)


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Gummi ohne den Weichmacheranteil, Schul-Klebstoff mit 
Kinderunbedenklichkeit(Trinken?), Fensterkitt ohne Terpentinöl(Kinder 
könnten Kitt ja essen) und Iso-band mit Klebeeigenschaften nur an 
Fingern, --> es lebe der grüne Fortschritt..

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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E. D. schrieb:
> Iso-band mit Klebeeigenschaften nur an Fingern

alles was kleben soll, reagiert mitunter ziemlich merkwürdig.
da wo's kleben soll, fällt es nach 3 Stunden wieder ab.

Aber da wo es nicht hin soll,
klebt Verunfalltes so bombenfest,
dass man das nur mit Abfeilen aufs Grundmetall weg bekommt.

von E. D. (e-d)


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Die abgewandelte Anwendung nach "Murphy's Law"..

von Gerald B. (gerald_b)


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E. D. schrieb:
> Die abgewandelte Anwendung nach "Murphy's Law"..

Also Murphy's Glue :-)

von E. D. (e-d)


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-Yepp! :)

von Gustav K. (hauwech)


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Thomas E. schrieb:
> Du meinst keine Gummischicht mit mehreren Millimetern Dicke, sondern
> eine dünne, sich weich anfühlende Schicht?
>
> Falls ja: Das ist Softlack. Ein Liebling der Designer!

Die Schicht ist ca. 1-2 zehntel dick, es ist also eher dieser Softlack.

Eben mal auf der Rückseite des Gerätes versucht, mit nassem Lappen + 
etwas Spüli einen Bereich zu säubern: Fehlanzeige, das Gummizeug klebt 
nun noch weit schlimmer, klebt wie Tesafilm. Man hinterlässt regelrecht 
seine Fingerabdrücke in der Pampe.

Johannes S. schrieb:
> Hoffe das der Trend mit dieser Beschichtung vorbei ist, ich meide solche
> Gehäuse nach Möglichkeit auch.

Dann kommt der nächste Trent, der nichts taugt. Man weiß ja vorher 
nicht, dass das Zeug nichts taugt. Ausserem wars ein Onlinekauf, die 
Überraschung kam beim Auspacken. Aber was macht man, wenn alle Geräte 
dem neuen Trent folgen?

Ihr meint, es handelt sich nicht um eine geplante Obsoleszenz ?

Offensichtlich spricht man nun nicht von einer geplanten Obsoleszenz, 
wenn Produkte aus Kostengründen (Konkurrenzdruck) auf möglichst niedrige 
Herstellungskosten hin optimiert werden, wobei man dann billigend eine 
begrenzte Lebensdauer in Kauf nimmt.

Hier wurde jedoch zusätzlich! (Mehrkosten) eine Beschichtung 
aufgebracht, die nun das Gerät nur mit Widerwillen nutzbar macht, weil 
alles klebt und das Gerät schmutzig und schmuddelig aussieht. M.E. 
trifft diese Vorgehensweise die geplante Obsoleszenz im Kern: Das Gerät 
ist nicht defekt, aber so unattraktiv, dass man es ersetzen muss.

Um die Gummierung zu entfernen, müsste der TV komplett zerlegt werden. 
Zudem ist auf der Gummierung die Beschriftung aufgebracht, die danach 
mit weg wäre. Macht also keinen Sinn.

von Harald W. (wilhelms)


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Gustav K. schrieb:

> habe seit einigen Jahren so einen kleinen Taschen-TV, dessen schwarzes
> Kunststoffgehäuse ist oberflächig komplett gummiert. Nun ist die
> Gummierung klebrig wie Kaugummi, alle möglichen Fusseln und Dreck haftet
> daran. Man hat keine Chance, das Gehäuse vernünftig zu putzen, denn man
> putzt die Gummierung weg, der glänzende Kunstoff wird sichtbar. Die
> Haptik ist unmöglich, es graust einen regelrecht, das klebrige Ding
> anzufassen.
>
> Eine neue Methode der geplanten Obsoleszenz ?

Nun, wenn man sich gezielt einen Kunststoff sucht, der sich
so klebrigverhält, wäre das möglich. Die von mir benutzen
Teile mit Gummierung kleben auch nach zehn Jahren noch nicht.

von Richard H. (richard_h27)


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Gustav K. schrieb:
> Dann kommt der nächste Trent, der nichts taugt.

Auch so ein "Trent", der nichts taugt.

von Harald W. (wilhelms)


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Gustav K. schrieb:

> Eben mal auf der Rückseite des Gerätes versucht, mit nassem Lappen +
> etwas Spüli einen Bereich zu säubern: Fehlanzeige, das Gummizeug klebt
> nun noch weit schlimmer,

Hast Du es schon mal mit Alkohol oder Benzin versucht?

von Mike B. (mike_b97) Benutzerseite


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wie beim neuen DELL-Laptop (wie oben schon gesagt)
nach 4 Wochen konnte man den Lack vom dem Lautsprecher-Gitter an der 
Seite mit dem Fingernagel runterschieben

oder einige alte Compaq-Laptops, da meinte jemand mal, wenn man die mit 
diversen anderen Strippen (Kaltgerätestecker usw.) zusammen lagert geht 
der Weichmacher von einem Teil zum anderen und zerfrisst diesen 
Softlack, üble Arbeit das komplett runterzumachen

und wie schon geschrieben (VW-)Innenteile in PKWs
gerade an Türgriffen, schick und völlig fehl am Platz
Schlagen sollte man die Designer damit, solange bis sie selbst in die 
Wüste flüchten!

von Michael M. (do7tla)


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Mit Terpentin geht das auch ganz gut.
Die Leicht Ölige Substanz verhindert das, das Gummi wieder anhaftet.
Nach der behandlung mit ein Fettlöser das Gehäuse reinigen.


Mit Benzin und Alkohol kann es sein das der Kunststoff angegriffen wird.
Lösemittel wie Aceton und Nitroverdünnung sollte man keinesfalls nehmen.

von Anja Zoe C. (zoe)


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Dominik S. schrieb:
> Ja, das Zeug ist ekelhaft.
> Sehr schönes Beispiel sind hier auch die Innenräume diverser PKWs,
> besonders ist es mir bei VW aufgefallen.

Solange die Gehirnwäschepresse aber die hübschen und "hochwertigen" VW 
Oberflächen über den grünen Klee lobt, wird sich das nicht ändern.
Die eher unprätensiösen Oberflächen eines Dacia sind im Neuzustand nicht 
so schick, aber nach mehreren Jahren halt auch noch ansehnlich und 
anfassbar.

Zoe

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Harald W. schrieb:
> Die von mir benutzen
> Teile mit Gummierung kleben auch nach zehn Jahren noch nicht.

Auch mein Apple iBook ('Apfeltasche' aka 'Clamshell') von 2000 (und auch 
das andere von 2001) ist dick gummiert und da klebt nix. Es geht also 
auch anders.
https://de.wikipedia.org/wiki/IBook

: Bearbeitet durch User
von Thomas E. (tmomas)


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Gustav K. schrieb:
> Ihr meint, es handelt sich nicht um eine geplante Obsoleszenz ?

Thomas E. schrieb:
> Das ist also nicht geplant, sondern schlicht Dummheit und
> Uneinsichtigkeit.

von Soul E. (Gast)


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Matthias S. schrieb:

> Auch mein Apple iBook ('Apfeltasche' aka 'Clamshell') von 2000 (und auch
> das andere von 2001) ist dick gummiert und da klebt nix. Es geht also
> auch anders.

Du bekommst die Softlacke auch in Automotive-Qualität. Der übersteht 
dann 2000 Stunden im Klimaschrank ohne zu kleben oder abzuplatzen. Nicht 
nur 50 Stunden wie das Consumer-Zeug. Lackwerke Ernst Diegel in Alsfeld 
fällt mir da als Beispiel ein.

von Marek N. (Gast)


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Ich hab ne Digicam, Panasonic LF1. Die hat auch so eine Gummierung. In 
den Ecken, wo man gelegentlich anstüßt oder die Kamera hält, blättert es 
auch schon ab und drunter kommt der Hochglanz-Kunststoff zum Vorschein.
Siffig ist es zum Glück noch nicht geworden.

von Gustav K. (hauwech)


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Dominik S. schrieb:
> Sehr schönes Beispiel sind hier auch die Innenräume diverser PKWs,
> besonders ist es mir bei VW aufgefallen.

Habe mal bischen im Netz gesucht, dazu findet man eine ganze Menge.
Wie z.B. hier: "VW löst sich auf! Feucht abgewischt und alles klebt."
http://www.doppel-wobber.de/forum/thread_67700_vw-l%C3%B6st-sich-auf-feucht-abgewischt-und-alles-klebt.html
In Beitrag 13 dann auch der Verdacht einer geplanten Obsoleszenz.

Finde ich krass, dass sich das so viele Leute einfach so gefallen 
lassen. Mein VW-Kombi Bj.90 (vom Opa geerbt) kennt sowas nicht: da klebt 
nichts und da löst sich nichts ab. Als der Opa den VW-Kombi kaufte, war 
Umweltschutz kaum ein Thema, heute ist Umweltschutz in aller Munde, 
gleichzeitig wird an allen Ecken und Enden die Gebrauchsfähigkeit von 
Produkten vorsätzlich verkürzt. Eigentlich sollte es richtig krachen und 
die Fetzen fliegen. Stattdessen lassen die Leute die sich auflösenden 
Teile auf eigene Kosten mit Leder überziehen. Man kann nur staunen.

Nebenbei: "Einem Gutachten für die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die 
Grünen aus dem Frühjahr 2013 hingegen zufolge geben die Haushalte in 
Deutschland pro Jahr schätzungsweise 101 Milliarden Euro mehr aus als 
nötig, weil die Haltbarkeit vieler Produkte künstlich reduziert worden 
sei."
https://de.wikipedia.org/wiki/Geplante_Obsoleszenz#Diskurs

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Gustav K. schrieb:
> Nebenbei: "Einem Gutachten für die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die
> Grünen aus dem Frühjahr 2013 hingegen zufolge geben die Haushalte in
> Deutschland pro Jahr schätzungsweise 101 Milliarden Euro mehr aus als
> nötig, weil die Haltbarkeit vieler Produkte künstlich reduziert worden
> sei."

man müsste mal sehen, wieviel von denen,
die das kritisieren selbst mit diesen Firmen "in Kontakt" stehen.

Nur im BT zu sitzen füllt einen ja nicht aus,
da ist ja noch sehr viel Zeit übrig,
in der man sich dann anderweitig beschäftigen kann.

: Bearbeitet durch User
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