Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Ueberlastschutz in Schaltnetzteilen, wie wird er genannt ?


von Dieter G. (dieter_g)


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Hallo liebe Leute,

ich habe leider eine etwas daemliche Frage :

Wie nennt man den -oft zu findenden- Ueberlastschutz in 
Schaltnetzteilen, bei dem das Netzteil bei Ueberlast fuer einige Zeit 
komplett abschaltet und dann in periodischen Abstaenden wieder versucht 
anzulaufen ?
Nennt man das einfach current foldback oder gibt es noch einen extra 
Begriff, denn beim einfachen foldback ist ja diese "Wartezeit" noch 
nicht enthalten.

Konkret geht es mir darum, einige typische Schaltungen zu finden, wie 
man diesen Ueberlastschutz in der Praxis realisiert (bei Netzteilen 
kleiner Leistung, sagen wir <100W), da ich ein Netzteil habe, bei dem 
dieser Ueberlastschutz defekt ist und zu frueh anspricht und ich dieses 
reparieren moechte. Das Ganze wurde im Verlauf der Zeit immer schlimmer, 
d.h. er loest bei immer geringeren Stroemen aus.
Ich habe das Netzteil leider noch nicht vorliegen, es ist noch 
eingebaut, deshalb kann ich seine Schaltung noch nicht analysieren. Ich 
moechte mir vorab ein Bild machen, ob zu erwarten ist, dasz man das Ding 
mit venuenftigem Aufwand reparieren kann.

Ach ja : wenn das Netzteil warm wird, laesst es mehr Strom zu, bevor es 
abschaltet. Ich hatte das gleiche schonmal bei einem anderen Netzteil 
(da war aber noch Garantie drauf), es scheint also ein typischer Fehler 
zu sein. Vielleicht kann einer etwas dazu sagen ?

von Peter II (Gast)


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Dieter G. schrieb:
> komplett abschaltet und dann in periodischen Abstaenden wieder versucht
> anzulaufen ?

bei meanwell z.b.:

Protection type : Hiccup mode, recovers automatically after fault 
condition is removed

von hinz (Gast)


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Dieter G. schrieb:
> typischer Fehler

Ausgetrockneter Elko.

von MM (Gast)


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Dieter G. schrieb:
> bei dem das Netzteil bei Ueberlast fuer einige Zeit
> komplett abschaltet und dann in periodischen Abstaenden wieder versucht
> anzulaufen ?

OPP.

Einige Begriffe zum weitersuchen, aber jeder Hersteller kann durchaus 
eigene Begrifflichkeiten verwenden:

* UVP (Unterspannungsschutz): Falls die Spannungen auf den einzelnen 
Leitungen unter einen gewissen Toleranzwert fallen, schaltet sich das 
Netzteil automatisch ab.

* OVP (Überspannungsschutz): Falls die Spannungen auf den einzelnen 
Leitungen über einen gewissen Toleranzwert steigen, schaltet sich das 
Netzteil automatisch ab.

* SCP (Kurzschlusssicherung): Im Falle eines Kurzschlusses verhindert 
diese Sicherung eine Beschädigung der Kernkomponenten des Netzteils und 
der einzelnen Systemkomponenten.

* OPP (Überlastschutz): Wenn das System „überdimensioniert“ ist, also 
mehr Leistung vom Netzteil beansprucht wird, als es leisten kann, wird 
diese Sicherung ausgelöst.

* OCP (Überstromschutz): Sollte die Last auf den einzelnen Leitungen 
höher sein, als zulässig, schaltet das Netzteil automatisch ab.

* OTP (Überhitzungsschutz): Überhitzt das Netzteil, schaltet es sich ab, 
um eine Beschädigung des Netzteils und der Umgebung zu vermeiden.

von Dieter G. (dieter_g)


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@Peter II
Danke! Das ist es

@hinz
hinz schrieb:
> Ausgetrockneter Elko.

Inwiefern loest ein eingetrockneter Elko den Ueberstromschutz aus ?

@MM
Danke fuer die Antwort, aber das habe ich nicht ganz gemeint. Die von 
dir genannten Abkuerzungen stehen nur fuer diverse Sicherungstechniken 
im allgemeinen, ich hatte aber den konkreten Namen des 
Ueberstromschutzes mit der im ersten Beitrag genannten charakteristik 
gemeint.


@Alle
Falls noch jemand etwas zu der Ursache des "typischen Fehlers" weis, bin 
ich dankbar.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Dieter G. schrieb:
> Falls noch jemand etwas zu der Ursache des "typischen Fehlers" weis, bin
> ich dankbar.

Es gibt da nicht nur eine, sondern mindestens 2 typische Ursachen für 
'Motorboating', wie Hiccup auch manchmal genannt wird.

Nummer eins ist die unzureichende Versorgung des Schaltnetzteil 
Kontrollers, der beim Starten Strom und Spannung zur Ansteuerung der 
Endstufe bereitstellt. Wenn da z.B. der Elko, der das Reservoir für den 
Kontroller bildet, an Kapazität verliert, startet die Endstufe mit 
unzureichender Ansteuerung und stirbt ab. Die Startschaltung lädt das 
Reservoir wieder auf und es folgt der nächste Startversuch.

Nummer zwei ist die echte Überstromerkennung durch einen Schluss auf der 
Sekundärseite des Trafos. Ein Shunt misst primärseitig den Strom durch 
die Endstufe und regelt ab, wenn da zu viel Spannung über dem Shunt 
steht.
Spannung bricht zusammen, Überstromschutz erkennt, das alles bestens ist 
und startet wieder.

: Bearbeitet durch User
von Axel S. (a-za-z0-9)


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Dieter G. schrieb:
> Wie nennt man den -oft zu findenden- Ueberlastschutz in
> Schaltnetzteilen, bei dem das Netzteil bei Ueberlast fuer einige Zeit
> komplett abschaltet und dann in periodischen Abstaenden wieder versucht
> anzulaufen ?

Der hat gar keinen eigenen Namen. Daß das Netzteil in so einen Hickup- 
Modus verfällt, ist auch nicht Absicht, sondern ein Nebeneffekt der 
Tatsache, daß sich der Controller beim Zuschlagen der Schutzschaltung 
auch seine eigene Betriebsspannung mit abschaltet. Sobald der Ladekon- 
densator für die Betriebsspannung leer ist, vergißt die Schutzschaltung, 
daß sie ausgelöst hat und das Netzteil versucht wieder zu starten.

Als Kriterium für das Auslösen der Schutzschaltung dient für gewöhnlich 
der Strom im Primärkreis; dann ist es eine generische Überlastsicherung. 
Natürlich kann man das beliebig komplizierter machen, insbesondere wenn 
man mehrere Ausgangsspannungen hat und da jeweils den Strom und die 
Spannung überwacht.

von Manfred (Gast)


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Axel S. schrieb:
> Der hat gar keinen eigenen Namen. Daß das Netzteil in so einen Hickup-
> Modus verfällt, ist auch nicht Absicht, sondern ein Nebeneffekt der
> Tatsache, daß sich der Controller beim Zuschlagen der Schutzschaltung
> auch seine eigene Betriebsspannung mit abschaltet.

Nicht Absicht würde ich bestreiten, ich kenne diverse Schaltnetzteile, 
die bei Überlast in den Konstantstrombetrieb gehen. Allerdings gehen 
diese bei einem "richtigen Kurzen" auch in den Schluckauf.

Andere schalten bei Überlast hart weg und takten dann, ich sehe das 
schon als gewolltes Design an.

von Dieter G. (dieter_g)


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Ah, vielen vielen Dank an alle. Das ist sehr aufschluszreich.
Aufgrund der Tatsache, dasz das Netzteil im laufe der Zeit immer 
"empfindlicher" wurde, vermute ich stark, dasz es dann der PufferKondi 
fuer den Controller ist, der langsam austrocknet.

Es handelt sich uebrigens um das Netzteil eines Kochfeldes (moderner 
Furzkram mit Sensor-Tasten). Es ist inzwischen so, dasz man nur noch 
eine Platte betreiben kann. Ich habe das Ding beobachtet und 
festgestellt, dasz es dann in den "SchluckaufModus" verfaellt, wenn die 
Heizwendel von zwei Platten gleichzetig heizen sollen. Man hoert ja die 
Relais (welche die Heizwendeln steuern) klicken und sobald zwei Relais 
anziehen geht der Mist los.
Insofern waere es auch kein Wunder, dasz die Elkos betroffen sind, da 
das arme Netzteil in einer sehr heiszen Umgebung arbeiten musz.

Dann werd ich es mal rausbauen und mir anschauen.

Vielen Dank nochmal an alle.

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