Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wie bekomme ich die Halbleiter-technologie eines OpAmps raus


von Rough Tech (Gast)


Lesenswert?

Hi Leute,

kann mir jemand sagen, wie ich raus bekomme ob ein bestimmter OpAmp z.B. 
SOI (Silicon On Isolator) gefertigt ist, oder nicht?

Die meisten Hersteller (u.A. Ti) sagen gerade mal das es ggf. rein 
BiCMOS oder Bipolar ist, aber mehr auch nicht :-(

von Pandur S. (jetztnicht)


Lesenswert?

Das genuegt doch, wwehslab willst du mehr wissen ? Der Hintergrund ist, 
dass gut verkaufende Halbleiter spaeter in einer anderen Technologie 
gefertigt werden, wenn die Einsparungen gross genug sind.

du sollst eine Black Box mit Spezifikationen kaufen, und sie machen den 
Rest. Dann bleibt das Teil austauschbar. Dann bleibt die Technologie 
austauschbar.

: Bearbeitet durch User
von Rough Tech (Gast)


Lesenswert?

Ich muss etwas "robustes" für einen Cubesat bauen - und SOI ist besser 
für Strahlung geeignet als std. CMOS. - Geld für Strahlenfeste Bauteile 
haben wir leider nicht, genau so wenig für Tests jeder einzelnen 
Komponente auf Eignung... :-(

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Rough Tech schrieb:
> kann mir jemand sagen, wie ich raus bekomme ob ein bestimmter OpAmp z.B.
> SOI (Silicon On Isolator) gefertigt ist, oder nicht?

Ich sag mal, kein OpAmp ist mit SOI gebaut, ausser AD8065/66, Intersils 
ISL70444SEH/ISL28127/ISL28217/ISL28207  und andere in Intersils PR40 
Prozess gebaute und Honeywell HT1104/05 und die OpAmps von cisSOId.com , 
wobei ich mir beim AD nicht so sicher bin.

Also alles die teuren RadHard MilSpace Chips.

von Rough Tech (Gast)


Lesenswert?

MaWin schrieb:
> Also alles die teuren RadHard MilSpace Chips.

Mist!

Ich habe schon ein paar andere Chips (Treiber, CAN, µC, ...) gefunden, 
die SOI sind - und jede menge IEEE Papers :-(

Dann muss ich wohl doch auch Stromhungrige Bipols zurückgreifen. Schade

von Marian (phiarc) Benutzerseite


Lesenswert?

Müssten ICs nicht in jedem dielektrisch isoliertem Prozess besser mit 
Strahlung klar kommen? Denn da gibt es einige mehr von als SoI.

von Clemens L. (c_l)


Lesenswert?

Du könntest die OpAmps mit Space-Rating raussuchen (z.B. 
http://www.ti.com/lsds/ti/amplifiers/op-amps/general-purpose-op-amps-products.page#p1498=Space) 
und dann hoffen, dass die Modelle ohne "-SP" den selben Prozess 
benutzen.

von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

Clemens L. schrieb:
> OpAmps mit Space-Rating raussuchen

Das hat keinen Zusammenhang mit SOI.

Er sucht aber sowieso OpAmp für Weltraumeinsatz, also muss er dann nicht 
weiter nach der Technologie forschen.

Doch die meisten haben andere Gehäuse als die billige Consumerware, und 
sind dann nicht mehr Space-tauglich.

http://www.iaea.org/inis/collection/NCLCollectionStore/_Public/41/076/41076047.pdf

http://www.linear.com/products/space_qualified_op_amps

von Joe F. (easylife)


Lesenswert?

Rough Tech schrieb:
> Geld für Strahlenfeste Bauteile
> haben wir leider nicht

Also so irrsinnig teuer ist das Zeug nicht. Gibt schon welche im 5 EUR 
Segment.

- Welche Versorgungsspannung hast du?
- Wie hoch ist die max. Frequenz
- Welchen Strom muss der Op-Amp liefern?
- Welchen Input/Output Bereich soll er abdecken?
- Muss er besonders rauscharm sein?
- Um welche Stückzahl geht es ca.?

: Bearbeitet durch User
von Rough Tech (Gast)


Lesenswert?

Michael B. schrieb:
> Doch die meisten haben andere Gehäuse als die billige Consumerware, und
> sind dann nicht mehr Space-tauglich.

Jep, dem ist so. Darum wird jedes Bauteil bzw die Ganze Platine Lackiert 
mit einem PU-Lack

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Joe F. schrieb:

>> Geld für Strahlenfeste Bauteile
>> haben wir leider nicht

Dann macht man eben eine kurze Dienstreise,
und tauscht die defekten Teile aus

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


Lesenswert?

CubeSat klingt doch schonmal sehr interessant für's Marketing.
An Deiner Stelle würde ich mit den tatsächlich benötigten 
Analogspezifikationen mal höflich bei den üblichen Verdächtigen 
anfragen.
Und zwar in der Form:

Hallo ADI-Tech-Support,
ich bin der kleiner Lars von der Uni Buxtehude und möchte suche Opamps 
für unser CubeSat-Projekt.
Folgende Analogspecs werden benötigt: ...
Das Teil soll xx Minuten ungeschirmt im LEO überleben.
{Evtl. kleine Gegenleistung als Anerkennung: Wir würden auch Euer 
Firmenlogo auf unsere Website legen.}
Vielen Dank,
 ...


Als bei mir vor ein paar Jahren diese Truppe freundlich angeklopft hat
https://wiki.aalto.fi/display/SuomiSAT/Aalto-1+nanosatellite+project
habe ich denen z.B. auch einfach ein paar Boards gespendet, weil ich es 
cool fand, mein Karnickel-Logo auf deren CubeSat-Seite zu sehen.

Die damals von uns verbaute AT91RM9100 MCU hatte noch eine relativ große 
Struktur und dadurch eine längere erwartete Lebensdauer.

Viel Erfolg mit dem Projekt,
 Marcus

von Bitwurschtler (Gast)


Lesenswert?

Rough Tech schrieb:
> Ich muss etwas "robustes" für einen Cubesat bauen - und SOI ist besser
> für Strahlung geeignet als std. CMOS.

-Je Größer die Halbleiterstruktur desto spacegeeigneter
-je älter desto größer

-> Versuch es mal mit älteren OPV's. Russische Mikroelektronik stand 
auch mal in dem Ruf nicht klein kriegbar zu sein, besorg dir also mal 
was aus der Vorwendezeit. Allerdings sollte man keine Transistoren 
anfang der 70 verwenden -> da hatte ein Bauernschlauer Facharbeiter 
gedacht er tut was gutes für den Arbeiter- und Bauernstaat, wenn er das 
Gold der Bonddrähte mit Alu ersetzt  und so dafür sorgte das die 
Russensonden Mars4 - 7 mit defekter Elektronik durch das All schwirrten: 
http://www.bernd-leitenberger.de/schlamperei.shtml

von Joe F. (easylife)


Lesenswert?

Marcus H. schrieb:
> An Deiner Stelle würde ich mit den tatsächlich benötigten
> Analogspezifikationen mal höflich bei den üblichen Verdächtigen
> anfragen.

Marcus H. schrieb:
> Als bei mir vor ein paar Jahren diese Truppe freundlich angeklopft hat
> https://wiki.aalto.fi/display/SuomiSAT/Aalto-1+nanosatellite+project
> habe ich denen z.B. auch einfach ein paar Boards gespendet, weil ich es
> cool fand

Jo, ich glaube der ein oder andere hier wäre sogar auch bereit für ein 
solches Projekt etwas zu spenden... ;-)
Wenn man wüsste, was für Op-Amps sie brauchen, und wie viele, lassen 
sich da bestimmt ein paar "richtige" Weltraum-Chips organisieren.

Auf Experimente mit Lack und nicht spezifizierten Teilen würde ich es 
nicht ankommen lassen. Wäre schade, den Projekterfolg wegen ein paar 
Euro zu gefährden.

: Bearbeitet durch User
von Rough Tech (Gast)


Lesenswert?

Joe F. schrieb:
> Jo, ich glaube der ein oder andere hier wäre sogar auch bereit für ein
> solches Projekt etwas zu spenden... ;-)

Naja, die Preisspanne ist gegenüber Erdtauglichen 
"Industriebauteilen/Automotive" (also nicht Konsum) etwa 1500-4500 
Fache... Für einen FPGA wollte man von uns 300kDollar um uns dann mit zu 
teilen, das wir alle Unterlagen (wirklich alles - von jeder Kodezeile 
bis zum gewicht) an die Amis schicken müssten - ITAR...

Widerstände & Co gibt es auch von Europäan.. kosten so 25€/Stück und 
gibt es nur in 500er Chargen. Und normalerweise braucht man mehr als 
einen Wert :-(

Da braucht es eine ganze menge Spenden...

Joe F. schrieb:
> Auf Experimente mit Lack und nicht spezifizierten Teilen würde ich es
> nicht ankommen lassen.

Das ist eine gängige Praxis, das Lackieren, und steht auch so in der 
ECSS.

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


Lesenswert?

Ich liebe solche Hitech-Threads. :)

Da wir aber nicht über Voyager III, sondern über einen Cubesat reden, 
gilt es immer noch diesen Punkt zu klären:
"Das Teil soll xx Minuten ungeschirmt im LEO überleben."

von n0a (Gast)


Lesenswert?

Rough Tech schrieb:
> Ich muss etwas "robustes" für einen Cubesat bauen - und SOI ist besser
> für Strahlung geeignet als std. CMOS. - Geld für Strahlenfeste Bauteile
> haben wir leider nicht, genau so wenig für Tests jeder einzelnen
> Komponente auf Eignung... :-(

Aber mehrere Zehntausend Euro für einen Cubesat und dessen Start habt 
ihr schon?

Vielleicht mal ein paar Schritte zurück gehen und kleinere Brötchen 
backen.

von bla (Gast)


Lesenswert?

Rough Tech schrieb:
> Naja, die Preisspanne ist gegenüber Erdtauglichen
> "Industriebauteilen/Automotive" (also nicht Konsum) etwa 1500-4500
> Fache... Für einen FPGA wollte man von uns 300kDollar um uns dann mit zu
> teilen, das wir alle Unterlagen (wirklich alles - von jeder Kodezeile
> bis zum gewicht) an die Amis schicken müssten - ITAR...

Weswegen manch einer dazu übergeht normale FPGAs zu verwenden und alles 
5- oder 7-fach redundant auszulegen, für vergleichbare Strahlungshärte. 
Was kein Problem ist, da die commercial FPGAs gleichzeitig bezahlbar und 
um Größenordnungen größer sind (und somit Platz für n-fache Redundanz 
haben).

Nicht gasende Gehäuse sind ein anderes Thema...

von Rough Tech (Gast)


Lesenswert?

Marcus H. schrieb:
> "Das Teil soll xx Minuten ungeschirmt im LEO überleben."

Da wir einen Ionenantrieb haben, der uns (bei erfolgreichem test) wieder 
auf einen höhren Orbit schickt hoffen wir auf 3 Jahre ++
Andernfalls (dank Schwerkraft) 10 Monate.

n0a schrieb:
> Aber mehrere Zehntausend Euro für einen Cubesat und dessen Start habt
> ihr schon?

Ja, die Inder sind echt günstig! ;-)

bla schrieb:
> Weswegen manch einer dazu übergeht normale FPGAs zu verwenden und alles
> 5- oder 7-fach redundant auszulegen, für vergleichbare Strahlungshärte.
> Was kein Problem ist, da die commercial FPGAs gleichzeitig bezahlbar und
> um Größenordnungen größer sind (und somit Platz für n-fache Redundanz
> haben).

Ja, wenn wir einen Zig Kilo schweren AMSAT bauen würden, würde ich dir 
recht geben, aber wir haben eine Cubesat. Der hat neben der Batterie 
noch einen Xenon Tank - da ist einfach kein Platz für viele Redundanzen.

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


Lesenswert?

Rough Tech schrieb:
> Marcus H. schrieb:
>> "Das Teil soll xx Minuten ungeschirmt im LEO überleben."
>
> Da wir einen Ionenantrieb haben, der uns (bei erfolgreichem test) wieder
> auf einen höhren Orbit schickt hoffen wir auf 3 Jahre ++
> Andernfalls (dank Schwerkraft) 10 Monate.

Danke für die Klärung.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


Lesenswert?

MaWin schrieb:
> Rough Tech schrieb:
>> kann mir jemand sagen, wie ich raus bekomme ob ein bestimmter OpAmp z.B.
>> SOI (Silicon On Isolator) gefertigt ist, oder nicht?
>
> Ich sag mal, kein OpAmp ist mit SOI gebaut, ausser AD8065/66, Intersils
> ISL70444SEH/ISL28127/ISL28217/ISL28207  und andere in Intersils PR40
> Prozess gebaute und Honeywell HT1104/05 und die OpAmps von cisSOId.com ,
> wobei ich mir beim AD nicht so sicher bin.
>

Wo steht im DB deS AD8065 was von SOI ?


> Also alles die teuren RadHard MilSpace Chips.

Aber dafür gut handelbare Gehäuse ;-)

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Abdul K. schrieb:
> Wo steht im DB deS AD8065 was von SOI ?

Nirgemds. Ich habe ihn in einer Liste gefunden. Daher sagte ich nicht 
sicher.

von Flow (Gast)


Lesenswert?

Im DB 1971 von TI wird in der description des RSN52 709 erwähnt:
  ...
  dielectric isolation
  thin-film resistors
  ...

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


Lesenswert?

MaWin schrieb:
> Abdul K. schrieb:
>> Wo steht im DB deS AD8065 was von SOI ?
>
> Nirgemds. Ich habe ihn in einer Liste gefunden. Daher sagte ich nicht
> sicher.

Der AD8065 basiert auf dem ADI XFCB Prozeß, der eine Variante von SOI 
ist.

von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

Rough Tech schrieb:
> Andernfalls (dank Schwerkraft) 10 Monate.

Bist du sicher, dass das nicht die Restatmosphäre sondern die 
Schwerkraft ist, die da die Bahnenergie abbaut? ;-)

von janny (Gast)


Lesenswert?

n0a schrieb:
> Aber mehrere Zehntausend Euro für einen Cubesat und dessen Start habt
> ihr schon?

Die braucht man nicht.
Die NASA / ESA nimmt bei jedem Start bis zu 3 Cubesats mit.
Man kann sich drauf bewerben. Und die Satelliten die Spezifikation 
erfüllen kommen in ein Losverfahren.

Und die gewonnen haben fliegen beim nächsten Start als Sekundäre 
Nutzlast mit.

Man kann das Ding auch aus Standard Bauteilen aufbauen. Das waren die 
ersten...
Leben eben dann vielleicht nicht lang.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.