Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Karrieresackgasse?


von NetzwerkOpa (Gast)


Lesenswert?

Hi,

bin Dipl. Inf (FH), 45J und lebe in Berlin. Wie das so ist macht man 
sich ja in meinem Alter so diverse Gedanken :-)

Ich frage mich momentan, ob ich mich beruflich verändern sollte, ob 
überhaupt noch die Chance besteht (altersmäßig).

Bin seit ca. 19 Jahren in einem mittelständischen international 
aufgestellten Softwareunternehmen als senior Netzwerkadmin (Firewalls, 
Router, Switche, teilweise auch Server und Workstations) tätig. Eine 
zeitlang habe ich quasi alles gemacht, auch Sachen wie "RZ" (eher 
Serverraum) Einrichtung bzgl. Klima und USV 
(Planung/Evaluierung/Realisierung zusammen mit Lieferanten) als auch IT 
Budgetplanung.

Der deutsche Geschäftszweig war ursprünglich mal unabhängig, wurde vor 
ein paar Jahren durch eine internationale große Muttergesellschaft 
geschluckt. Seitdem ist immer mehr Silo-Arbeiten angesagt, also sich nur 
noch um seinen Team-Bereich (Netzwerk) kümmern, und alles andere 
möglichst Kollegen überlassen (auch wenn es teilweise völlig ineffizient 
ist da diese im Ausland sitzen und mitunter weniger Ahnung haben). Ich 
verstehe durchaus, dass man nicht auf allen Gebieten Spezialist sein 
kann und füge mich (größtenteils) dieser starren Ordnung, schaue aber 
trotzdem weiter über meinen Netzwerktellerrand hinaus.

Was mich aber zunehmend nervt und überhaupt zum Nachdenken bringt ist, 
dass ich quasi keine Aufstiegschancen (z.B. Teamleiter) habe, da 
jegliche höhere Stellen im Ausland (Frankreich) angesiedelt sind - und 
nein, ein Umzug nach Frankreich ist nicht denkbar. Eine weitere 
fachliche Entwicklung ist eigentlich kaum möglich, somit stecke ich 
irgendwie in einer Sackgasse und sehe mich irgendwann als "NetzwerkOpa" 
:-) Dazu kommt noch eine eher mittelmäßige Vergütung (ca. 66 kEUR inkl. 
Rufbereitschaft) - gemessen an meiner Berufserfahrung.

Eigentlich könnte ich mir vorstellen ein (kleines) IT-Team zu leiten, 
auch wenn das bedeuten könnte, weniger fachlich zu tun, aber "hands on" 
Mentalität ist doch auch oft gefragt bei Teamleitern.

Sind meine Gedanken völlig abwegig? Wie würdet ihr das sehen? Achja 
Standort muss Berlin bleiben wg. Familie.

Viele Grüße
NetzwerkOpa :-)

von Willi (Gast)


Lesenswert?

Sucht der BND nicht händerigend neue Leute in Berlin? Aber Tvöd ist ja 
auch ned das wahre.

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


Lesenswert?

NetzwerkOpa schrieb:
> Sind meine Gedanken völlig abwegig?
Welche Gedanken?
> Wie würdet ihr das sehen?
Such dir was neues, Öd vllt. aber in dem alter fast 0,nix Chancen
> Achja
> Standort muss Berlin bleiben wg. Familie.

Wie alt sind die kleinen?
Um die Alte brauchste keine Rücksicht nehmen, wenn du AL wirst, gibt die 
dir nach spätestenz 12 Monaten den Laufpass!

von дампфтроль (Gast)


Lesenswert?

> Wie alt sind die Kleinen?

Der ist gut ... aber realistisch. Besser jetzt was machen als an die 
Wand fahren.

von Uwe (Gast)


Lesenswert?

Mit 45 hast du noch 20 Jahre vor dir! Wenn alle in dem Alter garnicht 
erst nach einer neuen Stellen suchen würden, dann gäbe es wirklich einen 
Fachkräftemangel. Mehr, als ein paar Absagen zu kassieren, kann dir 
nicht passieren.
Was, also, könnte dagegensprechen, dass du dich nach einer neuen Stelle 
umschaust?
Allerdings kann ich nachvollziehen, dass es nach 19 Jahren nicht einfach 
ist, Fluchtgedanken in die Tat umzusetzen.

von Elektron (Gast)


Lesenswert?

Uwe schrieb:
> Allerdings kann ich nachvollziehen, dass es nach 19 Jahren
> nicht einfach ist, Fluchtgedanken in die Tat umzusetzen.

Vor allem ist er mit 66k für Berlin (!) schon sehr gut bedient, da muss 
er dort erst einmal etwas Besseres finden, was in seinem Beruf im Alter 
von 45 praktisch unmöglich sein wird.

Mein Rat: Am besten wie bisher im gleichen Job weitermachen und die 
Midlife Crisis einfach vorüber ziehen lassen. Zur Not halt vom Ersparten 
einen Porsche kaufen.

von Ingenieur (Gast)


Lesenswert?

Jetzt oder nie.

Ab 50-52 wird der Wechsel unmöglich. Sehe das gerade bei Studienkollegen 
in diesem Alter.

Alternative Berufsschullehrer, allerdings Verbeamtung mit 45 nur noch in 
wenigen Bundesländern. Gleiches Geld, sicherer Job, allerdings mit viel 
Frust wegen abstürzenden Bildungsniveaus.

Ansonsten sind solche Gedanken in deinem Alter vollkommen normal, oft 
hat sich im Nachhinein herausgestellt, dass einfach weitermachen auch 
nicht verkehrt war.

von Daniel V. (voda) Benutzerseite


Lesenswert?

Willi schrieb:
> Sucht der BND nicht händerigend neue Leute in Berlin? Aber Tvöd ist ja
> auch ned das wahre.

Jetzt mal im Ernst, wäre das wirklich keine ernsthafte Alternative für 
Dich, oder ist die Bezahlung wirklich so unterirdisch?

Aber um da mitzumachen wird man eher angeworben, oder? Klar, die 
schreiben auch Stellen aus und bieten auch eine Challenge zur Software 
Reverse Engineering. Hab ich mal aus Spaß mal gelöst (also nur Level 1 
hab ich geschafft)

http://www.bnd.bund.de/DE/Karriere/Reversing_Challenge/Reversing_Challenge_node.html

Aber als Netzwerker müsstest Du doch durchaus Chancen, gerade in der 
Datenverkehrsüberwachung haben.

Gruß
Daniel

von Wurzelpeter (Gast)


Lesenswert?

66.000  ist für Berlin und anscheinend einen Job der für 
fachinformatiker ist doch super

von Reinhard S. (rezz)


Lesenswert?

NetzwerkOpa schrieb:
> Was mich aber zunehmend nervt und überhaupt zum Nachdenken bringt ist,
> dass ich quasi keine Aufstiegschancen (z.B. Teamleiter) habe

Na und? Muss man denn unbedingt aufsteigen? Wenn die Arbeit Spaß macht, 
warum ändern? Okay, bei dir macht sie jetzt nicht so Spaß.

> jegliche höhere Stellen im Ausland (Frankreich) angesiedelt sind - und
> nein, ein Umzug nach Frankreich ist nicht denkbar. Eine weitere
> fachliche Entwicklung ist eigentlich kaum möglich, somit stecke ich
> irgendwie in einer Sackgasse und sehe mich irgendwann als "NetzwerkOpa"
> :-) Dazu kommt noch eine eher mittelmäßige Vergütung (ca. 66 kEUR inkl.
> Rufbereitschaft) - gemessen an meiner Berufserfahrung.

Ich wär damit mehr als zufrieden.

> Eigentlich könnte ich mir vorstellen ein (kleines) IT-Team zu leiten,
> auch wenn das bedeuten könnte, weniger fachlich zu tun, aber "hands on"
> Mentalität ist doch auch oft gefragt bei Teamleitern.

Kommt aufs Team/Umgebung an. Eine ordentliche Leitung, die alles im 
Blick hat und auch immer mal nachhakt ist mMn Gold wert.

Evtl. selbstständig machen? Wobei das in Berlin sicher auch nicht so die 
Wucht ist.

von genervt (Gast)


Lesenswert?

NetzwerkOpa schrieb:
> Bin seit ca. 19 Jahren in einem mittelständischen international
> aufgestellten Softwareunternehmen als senior Netzwerkadmin...

Du sitzt 19 Jahre in der selben Firma und Heute fällt dir ein, dass du 
dich weiterentwickeln willst?

Warum bist du nach 19 Jahren noch fähig dich weiterzuentwickeln? Kann es 
nicht sein, dass du schon komplett eingefahren bist und dich nicht oder 
nur schwer in eine neue Umgebung einfinden wirst?

Das sind die Fragen, die sich derjenige Stellt, der deine Bewerbung auf 
den Tisch bekommt, jetzt darfst du dir überlegen, wie du denjenigen von 
dem Gedankengang runter bringst und das nicht erst im 
Vorstellungsgespräch!

=> Bewirb dich auf jeden Fall, verlieren kannst du nichts!

Viel Erfolg!

von Elektron (Gast)


Lesenswert?

Reinhard S. schrieb:
> Evtl. selbstständig machen? Wobei das in Berlin sicher auch nicht so die
> Wucht ist.

Als was soll er sich denn deiner Meinung nach selbständig machen? Und 
dann noch mit der Messlatte 66k? Das ist doch weitab jeglicher Realität 
gedacht.

Der Threadstarter hat nur eine kleine Midlife Crisis, mehr nicht. Er 
wird seinen jetzigen Job eh nicht kündigen, es sei denn er ist verrückt.

von Elektron (Gast)


Lesenswert?

Reinhard S. schrieb:
> NetzwerkOpa schrieb:
>> Was mich aber zunehmend nervt und überhaupt zum Nachdenken bringt ist,
>> dass ich quasi keine Aufstiegschancen (z.B. Teamleiter) habe
>
> Na und? Muss man denn unbedingt aufsteigen?

Dem kann ich nur zustimmen. Man muss dem durch die Gesellschaft 
eingetrichterten "immer höher, schneller, weiter" irgendwann den 
Mittelfinger zeigen und spätestens mit 45 Jahren die Einsicht erlangen, 
dass man mit dem Erreichten auch einfach mal zufrieden sein kann!

von Ludwig (Gast)


Lesenswert?

Elektron schrieb:
> Reinhard S. schrieb:
>> NetzwerkOpa schrieb:
>>> Was mich aber zunehmend nervt und überhaupt zum Nachdenken bringt ist,
>>> dass ich quasi keine Aufstiegschancen (z.B. Teamleiter) habe
>>
>> Na und? Muss man denn unbedingt aufsteigen?
>
> Dem kann ich nur zustimmen. Man muss dem durch die Gesellschaft
> eingetrichterten "immer höher, schneller, weiter" irgendwann den
> Mittelfinger zeigen und spätestens mit 45 Jahren die Einsicht erlangen,
> dass man mit dem Erreichten auch einfach mal zufrieden sein kann!

Das ist die Einstellung eines Versagers.

von Stefan F. (Gast)


Lesenswert?

Ich verstehe gar nicht, warum alle immer ins Management "aufsteigen" 
wollen.

Im Management nimmt man doch primär ganz andere Aufgaben wahr, als in 
Betrieb und Entwicklung. Ich möchte nicht jahrelang Urlaubsanträge 
genehmigen müssen, um irgendwann mit viel Glück noch weiter aufsteigen 
zu können wo ich hoffentlich mehr Geld erhalte.

Und wenn ich es schaffe, was erwartet mich dort? Mehr Verantwortung, 
mehr Stress, Anzug tragen, Golf und glibberiges Essen mit 
Geschäftspartnern. Falsche Frauen vorführen, dicke Autos zur Schau 
fahren, die ich selbst ätzend finde. Kaltblütig Gehälter kürzen und gute 
Angestellte entlassen müssen, nur weil irgend jemand, der noch weiter 
oben steht, sich selbst nicht die Finger schmutzig machen will.

Nee, auf diese Welt habe ich ganz und gar keine Lust.

von Elektron (Gast)


Lesenswert?

Ludwig schrieb:
>> Dem kann ich nur zustimmen. Man muss dem durch die Gesellschaft
>> eingetrichterten "immer höher, schneller, weiter" irgendwann den
>> Mittelfinger zeigen und spätestens mit 45 Jahren die Einsicht erlangen,
>> dass man mit dem Erreichten auch einfach mal zufrieden sein kann!
>
> Das ist die Einstellung eines Versagers.

So ein Müll. Versagen bedeutet, dass man sein Ziel nicht erreicht. Wenn 
man das selbst gesteckte Ziel aber bereits erreicht hat, ist man das 
Gegenteil eines Versagers. Dann kann man sein Leben in vollen Zügen 
genießen und befindet sich nicht mehr so im Hamsterrad.

Vor allem aber ist man wesentlich zufriedener als ein Mensch, der von 
Selbstzweifeln geplagt ("War es das schon?") immer nach Höherem strebt; 
der wird nämlich niemals ankommen und trotzdem irgendwann unweigerlich 
auf seine Grenzen stoßen, da ist der Frust vorprogrammiert.

von Elektron (Gast)


Lesenswert?

Stefan U. schrieb:
> Ich verstehe gar nicht, warum alle immer ins Management "aufsteigen"
> wollen.

Ich kann es persönlich auch nicht nachvollziehen, habe aber zumindest 
einen Erklärungsversuch:

Es liegt an der Erwartungshaltung (teilweise Druck) der kapitalistischen 
Gesellschaft, den höheren sozialen Status als Manager mit Macht und viel 
Geld zu erreichen. Dafür würden manche Leute auch ohne mit der Wimper zu 
zucken sofort ihre Oma von der Klippe stürzen.

Was bedeutet es aber in der Realität? Erstens die vielen Nachteile, die 
du bereits beschrieben hast, und auf der Haben-Seite? Man hat dann einen 
7er BMW statt einem 3er in der Garage stehen. Ist es das Wert? Das muss 
sicherlich jeder selber wissen, aber für mich steht fest: sicherlich 
nicht!

von Denis N. (denis_n)


Lesenswert?

NetzwerkOpa schrieb:
> Sind meine Gedanken völlig abwegig? Wie würdet ihr das sehen? Achja
> Standort muss Berlin bleiben wg. Familie.

Bleib da. Ich sehe keinen echten Willen, dass du überhaupt etwas ändern 
möchtest. Dass du scheinbar in einer Sackgasse gelandet bist, hat sich 
nicht von heute auf morgen ergeben. Die Situation in deinem Betrieb ist 
nicht die beste, allerdings kann man sich damit arrangieren.

Für den Fall, dass du es ernst meinst: dafür müsste deine Familie deine 
Karriereabsichten mittragen und du wärst von dir aus bereit, dafür auch 
ins Ausland zu ziehen.

Du kannst gerne Ausschau auf dem Arbeitsmarkt halten und dich bewerben. 
Schließlich hast du noch ~20 Berufsjahre vor dir.

von Bürovorsteher (Gast)


Lesenswert?

Suche dir ein nettes Hobby, irgendetwas mit Elektrisch z.B. und alles 
wird wieder gut.

von Danilo (Gast)


Lesenswert?

Stefan U. schrieb:
> Kaltblütig Gehälter kürzen und gute
> Angestellte entlassen müssen, nur weil irgend jemand, der noch weiter
> oben steht, sich selbst nicht die Finger schmutzig machen will.

Genau das muss man auch erstmal können. Und in der heutigen Zeit erst 
recht, weil die Leute nach 12 Monaten im Sozialhilfestatus sind (oder 
noch nicht mal) falls die nicht schnell was finden.

Und sogar Leute die schwer krank machen rauswerfen müssen. Chapeau da 
gehört dann schon eine gewisse sadistische Ader mit dazu.

von NetzwerkOpa (Gast)


Lesenswert?

Ich denke ich könnte mich durchaus in eine neue Umgebung einfinden. Bin 
jetzt noch nicht starrsinnig oder verkalkt. Ganz im Gegenteil, ich fände 
das recht spannend. Es gibt eben nur ein paar Rahmenbedingungen 
(Standort) die einfach Prio haben.

Entweder kann ich hier was anderes/besseres finden oder eben nicht. 
Meine momentane Firma hat sich über die Jahre langsam aber stetig 
verändert (zum negativen), dass ist auch ein Auslöser. Einzig das 
Betriebsklima ist hier immer noch gut, was viele der langjährigen 
Kollegen ebenfalls daran hindert sich umzuschauen (neuere Kollegen 
wechseln durchaus schneller wieder woanders hin).

Nagut, danke für eure reichhaltigen (und auch kontroversen) Ansichten. 
Es ist wohl immer das Dilemma, ob man bereit ist, ein Risiko einzugehen 
und sich aus der Noch-Halbwegs-Wohlfühlzone zu lösen, oder sich eben 
damit zu arrangieren.

von D. I. (Gast)


Lesenswert?

ATOS?

von Mark B. (markbrandis)


Lesenswert?

NetzwerkOpa schrieb:
> Entweder kann ich hier was anderes/besseres finden oder eben nicht.

Richtig. Man kann es zumindest versuchen.

> Meine momentane Firma hat sich über die Jahre langsam aber stetig
> verändert (zum negativen), dass ist auch ein Auslöser. Einzig das
> Betriebsklima ist hier immer noch gut, was viele der langjährigen
> Kollegen ebenfalls daran hindert sich umzuschauen (neuere Kollegen
> wechseln durchaus schneller wieder woanders hin).

Hm, wenn das Betriebsklima gut ist, warum wechseln die dann?

> Nagut, danke für eure reichhaltigen (und auch kontroversen) Ansichten.
> Es ist wohl immer das Dilemma, ob man bereit ist, ein Risiko einzugehen
> und sich aus der Noch-Halbwegs-Wohlfühlzone zu lösen, oder sich eben
> damit zu arrangieren.

So sieht's aus. Der bequemere Weg ist sicher der, da zu bleiben wo man 
ist. Die Frage ist ob es auch der bessere Weg ist.

Ich sag mal so: Eine Firma, die einem Angestellten keinerlei 
Entwicklungsmöglichkeiten anbietet - weder fachlich noch als 
Führungskraft - braucht sich nicht zu wundern, wenn derjenige woanders 
hingeht.

von Paul B. (paul_baumann)


Lesenswert?

Ludwig schrieb:
> Das ist die Einstellung eines Versagers.

Muss es nicht richtig heißen: Das ist die Einstellung eines Vergasers 
?

MfG Paul

von Wurzelpeter (Gast)


Lesenswert?

Mark B. schrieb:
> Ich sag mal so: Eine Firma, die einem Angestellten keinerlei
> Entwicklungsmöglichkeiten anbietet - weder fachlich noch als
> Führungskraft - braucht sich nicht zu wundern, wenn derjenige woanders
> hingeht.

Wo sollen sich denn alle Hin-entwicklen?
Ich fange heute als Kloputzer an und in 20 Jahren gehört der Laden dann 
mir, sonst ist alles doof?

Der TE hat für seinen Job und Berlin schon mal ein sehr gutes Gehalt.
In knapp 20 Jahren ist er jetzt immerhin Senior Netzwerkadmin (mal 
dahingestellt ob man dafür ein Diplom brauch oder nicht). Mit 66.000 ist 
er damals sicher auch nicht gestartet.

Irgendwann ist halt mal Ende Gelände. Im Mittelstand halt eher früher 
als später. Der TE hat sicher ja auch noch eine handvoll Kollegen. 
Sollen die jetzt alle Teamleiter werden? Dann ist ja keiner mehr da zum 
führen. Und in 5 Jahren muss dann Bereichsleiter folgen. Und dann CEO. 
Weil man muss ja bis zur Rente aufsteigen.

von Jo S (Gast)


Lesenswert?

NetzwerkOpa schrieb:
> da jegliche höhere Stellen im Ausland (Frankreich) angesiedelt sind

deutscher Standort einer französischen Firma --- ist grundsätzlich 
unsicher

Such dir eine andere Firma, wie wär´s in der IT einer Bank oder 
Versicherung - die wollen doch massiv rationalisieren (Digitalisierung)

von Mark B. (markbrandis)


Lesenswert?

Wurzelpeter schrieb:
> Mark B. schrieb:
>> Ich sag mal so: Eine Firma, die einem Angestellten keinerlei
>> Entwicklungsmöglichkeiten anbietet - weder fachlich noch als
>> Führungskraft - braucht sich nicht zu wundern, wenn derjenige woanders
>> hingeht.
>
> Wo sollen sich denn alle Hin-entwicklen?

Eine echte Fachkarriere wäre zum Beispiel was Feines. Es macht schon 
einen Unterschied, ob man zum Beispiel in der Softwareentwicklung ein 
reiner Programmierknecht ist - oder ob man an den Vorgaben mitarbeitet, 
wie entwickelt wird. Oder beim Requirements Management etwas mitzureden 
hat. Für solche Entscheidungen ist ein Linien-Manager vom Wissen und von 
der Erfahrung her oftmals sowieso nicht die richtige Person, auch wenn 
er formal dafür zuständig ist.

: Bearbeitet durch User
von Jemin K. (jkam)


Lesenswert?

Ich kann auf jeden Fall raten, eine Fachkarriere nicht gering zu 
schätzen. Alle wollen aufsteigen, aber am Ende machen sie dann Zeug für 
das sie nie in den Beruf gegangen sind und haben Stress ohne Ende. Geht 
mir leider teilweise auch so, wobei ich immer noch ein Bisschen Hands-On 
basteln kann.

von Mark B. (markbrandis)


Lesenswert?

Jemin K. schrieb:
> Ich kann auf jeden Fall raten, eine Fachkarriere nicht gering zu
> schätzen.

Dafür muss der Arbeitgeber freilich auch eine anbieten. Fachkarriere 
bedeutet nicht, dass man das Gleiche macht, was man sowieso schon immer 
gemacht hat.

von Wurzelpeter (Gast)


Lesenswert?

Wie geschrieben der TE hat sich gehaltlich und inhaltlich sicher schon 
weiter entwickelt. Er hat sich halt auf eine Fachinformatiker Stelle 
beworben. Irgendwann ist ja auch mal Ende. Wo soll er als Senior Admin 
hin? Noch höher geht es mMn fachlich nicht. Außer eben Teamleiter usw.

Der AG hätte den Aufstieg natürlich auch noch strecken können, wäre das 
besser

von Elektron (Gast)


Lesenswert?

Wurzelpeter schrieb:
> Wo sollen sich denn alle Hin-entwicklen?

Natürlich nach oben, mit immer mehr Gehalt, Macht und Prestige. Das 
Hamsterrad muss sich immer schneller drehen.

> Irgendwann ist halt mal Ende Gelände. Im Mittelstand halt eher früher
> als später. Der TE hat sicher ja auch noch eine handvoll Kollegen.
> Sollen die jetzt alle Teamleiter werden? Dann ist ja keiner mehr da zum
> führen. Und in 5 Jahren muss dann Bereichsleiter folgen. Und dann CEO.
> Weil man muss ja bis zur Rente aufsteigen.

Danke Wurzelpeter, dem kann ich nur uneingeschränkt zustimmen. Ist ein 
wenig wie im Kapitalismus, es können nicht alle reich werden. Besser und 
gesünder: die eigenen Grenzen erkennen und seinen Platz finden, damit 
zufrieden sein.

von Gästchen (Gast)


Lesenswert?

NetzwerkOpa schrieb:
> Sind meine Gedanken völlig abwegig? Wie würdet ihr das sehen? Achja
> Standort muss Berlin bleiben wg. Familie.

Ich sehe deine Gedanken so dass es dir (vielleicht abgesehen von 
Rufbereitschaft) ziemlich gut geht und es langweilt dich. Gerade diese 
Langweile ist besser als spannendes Leben eines Zeitarbeitssklaven der 
nicht weiß was nach Projektende passiert. D.h. die fehlt erstmal eine 
Einsicht dass es dir gut geht.

Wenn du deine Berufung darin fühlst ein Team zu leiten und bist sicher 
dass es dir liegt, dann suche einfach nach einem neuen Job, wo ist das 
Problem? Ins Schoß fällt niemandem was. Ihr Ingeniure seid bestens 
vernetzt was Jobs angeht, einer kennt den anderen. Wie schon geschrieben 
wurde: bis auf ein Paar Absagen hast du nichts zu verlieren; ich schätze 
eher dass du im Gegenteil dazu, was viele Schwarzseher schreiben dass du 
chanchenlos bis und sterben musst, schon einen Job findest.

von Gästchen (Gast)


Lesenswert?

Jemin K. schrieb:
> Ich kann auf jeden Fall raten, eine Fachkarriere nicht gering zu
> schätzen. Alle wollen aufsteigen, aber am Ende machen sie dann Zeug für
> das sie nie in den Beruf gegangen sind und haben Stress ohne Ende. Geht
> mir leider teilweise auch so, wobei ich immer noch ein Bisschen Hands-On
> basteln kann.

Welch' wahre Worte die besonders heute aktuell sind. Viele wollen nur 
aus Geltungssucht bzw. Geldgier aufsteigen und man merkt ihnen an dass 
sie im Job ständig angepisst sind.

PS: Kann man genau so auf Leute beziehen die aus Geltungssucht studiert 
haben, Unis überfüllt haben und erfolgreich für Akademiker-Lohndumping 
beigetragen haben.

von Aufsteiger (Gast)


Lesenswert?

NetzwerkOpa schrieb:
> bin Dipl. Inf (FH), 45J und lebe in Berlin. Wie das so ist macht man
> sich ja in meinem Alter so diverse Gedanken :-)
Ging und geht mir auch so
>
> Ich frage mich momentan, ob ich mich beruflich verändern sollte, ob
> überhaupt noch die Chance besteht (altersmäßig)
wurde ja schon gesagt: Willst du oder willst du nicht? Falls ja: machen
>
> Bin seit ca. 19 Jahren in einem mittelständischen international
> aufgestellten Softwareunternehmen als senior Netzwerkadmin (Firewalls,
> Router, Switche, teilweise auch Server und Workstations) tätig. [..]
>
> Was mich aber zunehmend nervt und überhaupt zum Nachdenken bringt ist,
> dass ich quasi keine Aufstiegschancen (z.B. Teamleiter) habe, da
> jegliche höhere Stellen im Ausland (Frankreich) angesiedelt sind - und
> nein, ein Umzug nach Frankreich ist nicht denkbar.
Es gibt sicher mehr als eine Admin-Position in Berlin. Was hält dich ab, 
dich zu bewerben?

> Dazu kommt noch eine eher mittelmäßige Vergütung (ca. 66 kEUR inkl.
> Rufbereitschaft) - gemessen an meiner Berufserfahrung.
Warum denkst Du, deine Aktiviäten können nicht auch von einem LINX-Nerd 
gemacht werden, der frisch von der Uni ist und die Hälfte kostet?
>
> Sind meine Gedanken völlig abwegig? Wie würdet ihr das sehen? Achja
> Standort muss Berlin bleiben wg. Familie.
Da ist er wieder - der Punkt: Entweder Du willst, dann raus aus der 
Komfortzone oder du willst nicht, dann lass es und gib dich mit dem 
Status Quo zufrieden.

Viel Erfolg

Marc

von Stefan F. (Gast)


Lesenswert?

> Vorgaben... Requirements Management...
> Für solche Entscheidungen ist ein Linien-Manager vom Wissen und von
> der Erfahrung her oftmals sowieso nicht die richtige Person, auch wenn
> er formal dafür zuständig ist.

Bei uns läuft das so: Die beiden Senior Entwickler (einer davon bin ich) 
treffen gemeinsam technische Entscheidungen und tragen sie dann dem 
Abteilungsleiter vor. Der hat durchaus das fachliche Know-How, sie zu 
bewerten, ist aber mit anderen Aufgaben bereits voll ausgelastet. Der 
Abteilungsleiter stimmt nur gegen uns, wenn er unsere Idee für absolut 
nicht machbar oder extrem unvernünftig hält. Das kommt allerdings selten 
vor. In der Regel nickt er unsere Vorschläge schnell ab. Manchmal 
diskutieren wir auch zu dritt Vor- und Nachteile, und entscheiden dann 
einen Tag später.

Ich finde, das läuft gerade sehr gut so.

Man darf doch auch mal positives berichten, oder?

von Jo S (Gast)


Lesenswert?

NetzwerkOpa schrieb:
> bin Dipl. Inf (FH), 45J und lebe in Berlin.

> Ich frage mich momentan, ob ich mich beruflich verändern sollte, ob
> überhaupt noch die Chance besteht (altersmäßig).
>
Zweimal ja.
a) Nach vorne schauen: Du hast noch 22 (eher 24) Arbeitsjahre vor dir.
b) Mit 45 J bist du für eine Leitungs- bzw. Personalführungsposition 
prädestiniert. Du darfst aber nicht mehr lange warten.

> Bin seit ca. 19 Jahren in einem mittelständischen international
> aufgestellten Softwareunternehmen als senior Netzwerk-Admin tätig.
>
> Der deutsche Geschäftszweig wurde
> durch eine internationale große Muttergesellschaft geschluckt.
>
> Was mich aber zunehmend nervt ist,
> dass ich quasi keine Aufstiegschancen (z.B. Teamleiter) habe, da
> jegliche höhere Stellen im Ausland (Frankreich) angesiedelt sind.

Noch einmal: In einer französischen Firma hast du keine langfristigen 
Perspektiven. Daß die euch bereits die Köpfe abgeschlagen haben, werte 
ich als Alarmsignal.

> Vergütung (ca. 66 kEUR inkl. Rufbereitschaft)
>
> Eigentlich könnte ich mir vorstellen ein (kleines) IT-Team zu leiten

Günstig wäre, wenn du bereits Kollegen angeleitet hättest (wenn auch nur 
informell) und dir das die Firma im Arbeitszeugnis bestätigen würde.

> Sind meine Gedanken völlig abwegig?

Abwegig wäre, wenn du keine Überlegungen zur Zukunft anstellen würdest.

Noch ein paar Gedanken in Stichworten:
- Netzwerk- und System-Admin.
- System-Manager
- IT-Projekte
- AVM "Fritz!"

Wünsche viel Erfolg!

von Axel L. (axel_5)


Lesenswert?

Sowas nennt man dann "goldener Käfig".

Relativ hohes Gehalt, halbes Jahr Kündigungsfrist, im Fall der Fälle 
gäbe eine recht hohe Abfindung.

Dagegen muss ein anderer Arbeitgeber und dessen Angebot erstmal 
ankommen. Immerhin hast Du da das Risiko, in der Probezeit 
rauszufliegen, erklär das mal Deiner Frau.

Ich würde mich mal spasseshalber bewerben, aber mit Familie gehe ich 
jede Wette ein, dass Du keines dieser Angebote annehmen wirst.

Gruss
Axel

von Elektron (Gast)


Lesenswert?

Axel L. schrieb:
> Sowas nennt man dann "goldener Käfig".

Eher ein nicht zu schätzen wissen, was man bereits hat.

> Ich würde mich mal spasseshalber bewerben, aber mit Familie gehe ich
> jede Wette ein, dass Du keines dieser Angebote annehmen wirst.

Der Meinung bin ich zwar auch, aber dann braucht er sich auch erst gar 
nicht bewerben, reine Zeitverschwendung!

von Mark B. (markbrandis)


Lesenswert?

Stefan U. schrieb:
> Bei uns läuft das so: Die beiden Senior Entwickler (einer davon bin ich)
> treffen gemeinsam technische Entscheidungen und tragen sie dann dem
> Abteilungsleiter vor. Der hat durchaus das fachliche Know-How, sie zu
> bewerten, ist aber mit anderen Aufgaben bereits voll ausgelastet. Der
> Abteilungsleiter stimmt nur gegen uns, wenn er unsere Idee für absolut
> nicht machbar oder extrem unvernünftig hält. Das kommt allerdings selten
> vor. In der Regel nickt er unsere Vorschläge schnell ab. Manchmal
> diskutieren wir auch zu dritt Vor- und Nachteile, und entscheiden dann
> einen Tag später.

So in etwa stelle ich mir das vor.


Wurzelpeter schrieb:
> Wie geschrieben der TE hat sich gehaltlich und inhaltlich sicher schon
> weiter entwickelt. Er hat sich halt auf eine Fachinformatiker Stelle
> beworben. Irgendwann ist ja auch mal Ende. Wo soll er als Senior Admin
> hin? Noch höher geht es mMn fachlich nicht. Außer eben Teamleiter usw.
>
> Der AG hätte den Aufstieg natürlich auch noch strecken können, wäre das
> besser

Man kann auch mehr Verantwortung übernehmen, ohne formal eine 
Führungskraft zu sein. Stefan hat ein gutes Beispiel dafür gebracht.

von Wurzelpeter (Gast)


Lesenswert?

Und wer sagt, dass das a) nicht schon so ist oder vielleicht auch b) gar 
nicht so geht?

Oft heißt es dann auch Verantwortung ja, mehr Geld nein.

Ich bin ja auch für Weiterentwicklung. Aber die geht eben nicht 
unendlich lange in jedem Unternehmen.
Zur Not muss er dann eben wechseln.

von Paul B. (paul_baumann)


Lesenswert?

Wurzelpeter schrieb:
> Zur Not muss er dann eben wechseln.

Da hat man dann nämlich auch wieder die Möglichkeit, ganz nach oben zu 
kommen -weil man wieder ganz unten anfängt.
:)

Manch Einer scheint sich nicht bewußt zu sein, daß man in der heutigen 
Zeit nicht einfach Erreichtes leichtfertig wegwirft.

MfG Paul

: Bearbeitet durch User
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.