Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik OpAmp als Integrierer mit Reset


von Rostilj J. (virus01)


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Hallo zusammen,

ich habe im Anhang einen Operationsverstärker der als Integrierer 
verschaltet ist. Am Rückkoppelkondensator C2 ist wohl ein Reset des 
Integrierers vorgesehen, indem der Transistor eingeschaltet wird und der 
Kondensator somit kurzgeschlossen ist. Meine Frage ist wozu der 
Spannungsteiler mit R4 und R5 und die Dioden da sind?

Vielen Dank,
Schöne Grüße

: Verschoben durch User
von Hp M. (nachtmix)


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Rostilj J. schrieb:
> wozu der Spannungsteiler mit R4 und R5 und die Dioden da sind?

Wie lautet dein Vorschlag?

von Rostilj J. (virus01)


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Ich denke die 2 Widerstände sind da für die Entladung des Kondensators 
sobald der Transistor schließt. Die Schutzdioden schützen dabei vor 
Spannungssprüngen (vllt. am Kollektor-Emitter?) beim Schalten und 
begrenzen diese auf 0,7V?!

von Peter D. (peda)


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Die Dioden sorgen dafür, daß der FET gesperrt beleibt.
Früher gab es noch keine richtigen Analogschalter, wie den DG419.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Einen geschalteten Integrierer wuerd man eher mit einem Analogschalter 
realisieren. Und wenn mit einem Fet, dann mit einem Invertierverstaerker 
ohne Offset.
Kennziffern eines geschalteten Integrieres sind Drift durch Leck- und 
Offsetstroeme, Ladungsinjektion beim Schalten, Schaltzeit.

von Rostilj J. (virus01)


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Danke für die Antworten,


Peter D. schrieb:
> Die Dioden sorgen dafür, daß der FET gesperrt beleibt.
> Früher gab es noch keine richtigen Analogschalter, wie den DG419.

Wie sorgen die Dioden dafür, dass der FET gesperrt bleibt, das verstehe 
ich nicht so ganz. Ich hab an dem Widerstand R5 dann immer die 
Diodenspannung  anliegen, diese liegt somit auch am Drain Anschluss. 
Weiß nicht wie mir das weiterhilft?! Was würde ohne die Dioden 
passieren?

Oh D. schrieb:
> Einen geschalteten Integrierer wuerd man eher mit einem
> Analogschalter realisieren. Und wenn mit einem Fet, dann mit einem 
>Invertierverstaerker ohne Offset.
> Kennziffern eines geschalteten Integrieres sind Drift durch Leck- und
> Offsetstroeme, Ladungsinjektion beim Schalten, Schaltzeit.

Das heißt bei einem J-FET muss ich genauso die Dioden verwenden? Warum 
spielt der Offset eine Rolle, wenn ich einen FET verwende?

Vielen Dank

von Pandur S. (jetztnicht)


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Ein Offset veraendert das Verhalten den Fets. In der gezeigten Schaltung 
ist es richtig gemacht. Invertierend gegen Null. Dh die Bezugsspannung 
des FETs ist konstant Null.

von Rostilj J. (virus01)


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Okay verstehe, danke für die Erklärung.

Wie ist es mit den Dioden? Ich verstehe nicht wie die Dioden dafür 
sorgen, dass der JFET gesperrt bleibt? Halten die einfach die Drain 
Spannung konstant?

Vielen Dank

von Helmut S. (helmuts)


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Normalerweise verwendet man R3, R4, R5, D1 und D2 nicht. Deren 
Verwendung wäre auch nur in einer ganz speziellen und stark 
eingeschränkten Anwendung möglich. Das sieht auf jeden Fall seltsam aus. 
Wenn du wissen willst für was diese Bauteile gut sein könnten, dann 
musst du exakt die Anwendung beschreiben inclusive der auftretenden 
Spannungen.
Zusammenfassung: Als normale Resetschaltung ist diese Schaltung nicht 
sinnvoll. Dafür gibt es fertige Analogschalter.

: Bearbeitet durch User
von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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In dem Moment, wo eine der beiden Dioden beginnt zu leiten, wird das
Verhalten der Schaltung nichtlinear. Möglicherweise ist aber genau das
die Absicht, und die Dioden haben mit der eigentlichen Reset-Schaltung
gar nichts zu tun.

Wie Helmut geschrieben hat, müsste man mehr über Zweck und Herkunft der
Schaltung erfahren. Hilfreich wäre es auch, die Dimensionierung der
Widerstände und die Pegel des Reset-Signals am FET-Gate zu kennen.

von Rostilj J. (virus01)


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Danke,

so wie ich es mitbekommen habe soll das ein Loop Filter sein, C2 hat 
30nF, R4=9k, R5=10k, R3=1k, R1 und R2 500k.

von Hp M. (nachtmix)


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Yalu X. schrieb:
> In dem Moment, wo eine der beiden Dioden beginnt zu leiten, wird das
> Verhalten der Schaltung nichtlinear. Möglicherweise ist aber genau das
> die Absicht,

Ich vermute eher, dass die Dioden eine massive Übersteuerung des Opamp 
verhindern sollen.
Wenn die Eingangstufe massiv übersteuert wird, kann sich die Wirkung des 
invertierenden Eingangs umkehren. Dann wird aus der Gegenkopplung eine 
Mitkopplung, und die Schaltung wird instabil.
Nicht nur die die frühen OpAmp-Typen litten oft an dieser "phase 
reversal": http://www.eetimes.com/document.asp?doc_id=1231129

von Rostilj J. (virus01)


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Interessant was wofür das alles sein könnte  :)


Wegen dem Phase-Reversal hab ich folgendes gefunden: Ist ein OP467 in 
der Schaltung.

"The OP467 is immune to phase reversal; its inputs can exceed
the supply rails by a diode drop without any phase reversal."

: Bearbeitet durch User
von Rostilj J. (virus01)


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Kann es sein dass die Dioden einfach da sind um die Sourcespannung 
konstant zu halten, damit die negative Ansteuerung des Gates einfacher 
ist. Ohne die Dioden kann die Sourcespannung ja z.B. -4V betragen.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Wenn die Dioden zur Vermeidung des Phase-Reversal wären, hätte man sie
sinnvollerweise an den Eingang der Schaltung platziert. Sie sollen ja
schließlich das Eingangssignal auf einen zulässigen Wert begrenzen.

Da es sich – wie wir inzwischen erfahren haben – um ein Loop-Filter
(oder einen Teil desselben) handelt, klingt Peters Vermutung eigentlich
ganz plausibel:

Peter D. schrieb:
> Die Dioden sorgen dafür, daß der FET gesperrt beleibt.

Zurückgesetzt wird der Integrierer vermutlich dann, wenn sich die PLL
vom eingeschwungenen Zustand weit entfernt hat bzw. ihn nach dem
Einschalten noch gar nicht erreicht hat. Falls die Dioden, die in diesem
Zustand die Spannung an Drain bzw. Source des FETs begrenzen sollen,
leitend werden und damit Nichtlinearitäten verursachen, ist das nicht
weiter schlimm, da sich die Schaltung ja sowieso in einem ungeregelten
Zustand befindet.

Zu diesem Zweck hätte allerdings eine der beiden Dioden ausgereicht (D2
für einen n- und D1 für einen p-JFET).

Wo kommt denn das Reset-Signal überhaupt her?

Und welcher FET wird hier verwendet?

von Rostilj J. (virus01)


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Okay vielen Dank,

stimmt dann meine Erklärung dazu, wie die Dioden dafür sorgen dass der 
FET im gesperrten Zustand bleibt? Also dass die GateSpannung immer auf 
-600mV bleibt?

Zum Reset Signal habe ich leider keine Infos, die Steuerung dazu will 
ich eventuell selber dann erstellen. Ach und beim FET handelt es sich um 
einen n-channel 2N4416.

von Lurchi (Gast)


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Ungewöhnlich ist vor allem R3. Als Loop-filter macht der durchaus Sinn, 
nicht für einen echten Integrator. R5 kann ggf. die Linearität etwas 
verbessern, ist aber eher nicht so wichtig für die Funktion. Zusammen 
mit R3 könnte er ggf. noch ein paar extra Effekte haben in Richtung 
nichtlinearem Ausgang, etwa für ein schnelleres Einrasten beim PLL.

Die Dioden helfen des FET schon mit relativ kleiner negativer Spannung 
gesperrt zu halten und verhindern ggf. auch ein ggf. mögliches Problem 
mit Phase reversal. Als 3. Effekt reduzieren sie auch Leckströme, indem 
die Spannung über den FET auf ca. 600 mV begrenzt wird.

Mit der Begrenzten Spannung am FET reicht eine Spannung von z.B. -10 V 
aus um den FET (N-kanal) sicher zu sperren, unabhängig von der 
Ausgangsspannung. Sonst müsste man auf etwa 10 V unter das Minimum von 
GND und der Ausgangsspannung gehen.

von Rostilj J. (virus01)


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Vielen Dank,

das mit der PLL muss ich mir noch anschauen, wie das ganze 
funktioniert..einrasten, Nichtlinearität usw.

 Das mit Leckströmen ist mir verständlich.

Wegen dem FET gesperrt halten: Brauche ich denn jetzt beide Dioden? Weil 
eig. ist es mir dann doch nur wichtig, dass die Spannung am Drain nicht 
zu negativ wird, dafür reicht ja eine Diode aus. Die wirkt ja dann 
spannungsbegrenzend wenn mein Ausgang am OP negativ ist und leitet dann 
durch. Wenn mein Ausgang positiv ist, kann ich theoretisch die Spannung 
frei hochlaufen lassen, da sie ja eigentlich immer kleiner sein wird als 
die Gatespannung? Klar, da verliere ich den Vorteil der geringeren 
Leckströme.

von Lurchi (Gast)


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Für das reine schalten reicht eine Diode aus.

von Rostilj J. (virus01)


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Hmm, jetzt habe ich doch noch eine Frage wegen dem gesperrt halten des 
FET.
Die Dioden sind am Drain Anschluss des FET: wie sorgen die dann dafür 
dass der FET gesperrt bleibt. Bin davon ausgegangen dass es Source war, 
hat dann mehr Sinn gemacht. Hab die aktuelle Skizze hinzugefügt.

Danke

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Der 2N4416 ist weitgehend (wenn nicht sogar vollständig) symmetrisch.
Damit er sperrt, muss sowohl

als auch

sein. Zusammengefasst also

Ugs (das von der im Schaltplan nicht eingezeichneten Reset-Schaltung
generierte Signal) kann nicht beliebig negativ werden, deswegen muss
auch Uds nach unten begrenzt werden, damit die obige Bedingung auch für
Uds<0 erfüllt wird. Diese Begrenzung geschieht in der Schaltung durch
D2.

Ugs(off) ist laut Datenblatt typisch -3V, kann aber auch -6V sein. Bei
einer FLussspannung an D2 von 0,6V muss der Low-Pegel des Reset-
Steuersignals also unterhalb von -6V - 0,6V = -6,6V liegen, damit der 
FET
sicher sperrt. Ohne die Begrenzung durch die Diode wäre dieser Wert noch
negativer.

von Rostilj J. (virus01)


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Hey yalu,

vielen Dank für die ausführliche Erklärung. Die Herleitung habe ich 
verstanden. Die Bedingung, dass


gelten muss um zu sperren, kannte ich nicht. Meist ließt man ja nur von 
der Gate-Source Spannung. Das stimmt aber nur bei symmetrischen oder? 
Dann kann ich ja die Strecke GS und GD mit zwei gleichen parallelen 
Dioden darstellen. Wo kann ich etwas darüber finden, hab das noch 
nirgendwo gelesen bisher?

Noch eine Frage:
Es kann sein, dass die Rückkoppelkapazität am OpAmp 10µF groß ist/war. 
Kann es sein dass die Dioden dann auch da sind, um diese Kapazität 
schneller zu entladen? Wozu brauche ich eigentlich den Widerstand R5?

: Bearbeitet durch User
von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Rostilj J. schrieb:
> vielen Dank für die ausführliche Erklärung. Die Herleitung habe ich
> verstanden. Die Bedingung, dass
> ...
> gelten muss um zu sperren, kannte ich nicht. Meist ließt man ja nur von
> der Gate-Source Spannung.

Ein JFET lässt sich – ähnlich wie ein Bipolartransistor – invers, d.h.
mit vertauschtem Drain- und Source-Anschluss betreiben. Das passiert
(beim n-JFET) immer dann, wenn Uds negativ wird. Während praktisch alle
Bipolartransistoren stark asymmetrisch sind und deswegen nur selten
invers betrieben werden, sind viele JFETs auch im Inversbetrieb noch
ganz gut brauchbar und werden deswegen gerne auch als bidirektionaler
steuerbarer Widerstand genutzt (bspw. in der Amplitudenregeleung des
Wien-Brücken-Oszillators).

Leider sind in den wenigsten Datenblättern die für den Inversbetrieb
benötigten Parameter zu finden. Im NXP-Datenblatt des BF245 steht
immerhin, dass dieser FET tatsächlich symmetrisch ist, und Drain und
Source vertauscht werden dürfen. Somit sind alle auf Source bezogenen
Parameter (wie bspw. Ugs(off)) auch auf Drain anwendbar.

> Das stimmt aber nur bei symmetrischen oder?

Ja. Für asymmetrische Typen bräuchte man den Parameter Ugd(off) als
Gegenstück zu Ugs(off). Ist dieser Parameter unbekannt, muss man ihn
raten ;-)

Auch wenn im Datenblatt Angaben darüber fehlern, scheint der 2N4416
zumindest in LTspice DC-mäßig exakt symmetrisch zu sein. Nur AC-mäßig
gibt es dort leichte Unterschiede, da Cgs ≠ Cgd.

> Dann kann ich ja die Strecke GS und GD mit zwei gleichen parallelen
> Dioden darstellen. Wo kann ich etwas darüber finden, hab das noch
> nirgendwo gelesen bisher?

Im Netz scheint es nicht allzu viele Informationen zu diesem Thema zu
geben. Auch im Tietze & Schenk (zumindest in meiner schon etwas älteren
Ausgabe) kann ich darüber nichts finden.


> Noch eine Frage:
> Es kann sein, dass die Rückkoppelkapazität am OpAmp 10µF groß ist/war.
> Kann es sein dass die Dioden dann auch da sind, um diese Kapazität
> schneller zu entladen?

Inwiefern sollten diese Dioden die Entladedauer beeinflussen? Diese wird
doch primär durch R4 bestimmt.

> Wozu brauche ich eigentlich den Widerstand R5?

Im Normalbetrieb (also wenn der FET und die Dioden sperren) arbeitet die
Schaltung als PI-Regler:

Wie man in der Formel erkennen kann, wird über R4+R5 – unabhängig vom
P-Faktor – der I-Faktor festgelegt. Das Verhältnis von R4 zu R5 wird so
gewählt, dass einerseits R4 möglichst klein ist (um den Kondensator beim
Reset schnell entladen zu können), andererseits aber der Spannungsabfall
an R5 im Normalbetrieb die Dioden noch nicht leitend werden lässt.

Würde man R5 weglassen (d.h. R5 = ∞), könnte man den I-Faktor immer noch
über C2 festlegen, der dann entsprechend größer gewählt werden müsste.
Zum einen kann man aber C2 nicht beliebig vergrößern, da große
Kapaitäten i.Allg. mit überproportional großen Leckströmen verbunden
sind. Zum anderen würde dann an den Dioden im Normalbetrieb die volle
Kondensatorspannung anliegen, die vermutlich größer als deren
Flussspannung werden kann, d.h. die Dioden würden leiten.

von Rostilj J. (virus01)


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Wow vielen Dank :)

Das mit dem vertauschen habe ich jetzt auch mithilfe einer Simulation 
bestätigt und es ist so wie Sie gesagt haben: sobald meine Gate-Drain 
Spannung größer als Ugs(off) wird,  schaltet er sich ein (den Gate halte 
ich dabei auf -5V, also eigentlich AUS). Da muss ich die  Gate-Source 
Spannung dementsprechend anpassen, also noch "negativer" einstellen. 
Habe mal ein Bild beigefügt.

Ja stimmt, das mit der Entladedauer beeinflussen diese nicht.

>Im Normalbetrieb (also wenn der FET und die Dioden sperren) arbeitet die
>Schaltung als PI-Regler:
>...
>
>Wie man in der Formel erkennen kann, wird über R4+R5 – unabhängig vom
>P-Faktor – der I-Faktor festgelegt. Das Verhältnis von R4 zu R5 wird so
>gewählt, dass einerseits R4 möglichst klein ist (um den Kondensator beim
>Reset schnell entladen zu können), andererseits aber der Spannungsabfall
>an R5 im Normalbetrieb die Dioden noch nicht leitend werden lässt.
>
>Würde man R5 weglassen (d.h. R5 = ∞), könnte man den I-Faktor immer noch
>über C2 festlegen, der dann entsprechend größer gewählt werden müsste.
>Zum einen kann man aber C2 nicht beliebig vergrößern, da große
>Kapaitäten i.Allg. mit überproportional großen Leckströmen verbunden
>sind. Zum anderen würde dann an den Dioden im Normalbetrieb die volle
>Kondensatorspannung anliegen, die vermutlich größer als deren
>Flussspannung werden kann, d.h. die Dioden würden leiten.

Haben Sie die Formel gerade hergeleitet oder gibt es da eine fertige für 
diese Schaltungskonstellation? Den ersten Teil verstehe ich, ist ja der 
Proportional-Anteil, dann 1/(R1C1) gehört immer zum I-Anteil. Wie 
entsteht dieser Einfluss von R4,R5 im Nenner? Sieht nach Stromteiler aus 
irgendwie?

Was mir jetzt noch unklar in dem Zusammenspiel von R5 und den Dioden 
ist: Wenn man R5 da hat um unter anderem dafür zu sorgen, dass die 
Dioden im Normalbetrieb nicht leiten(d.h. der Betrag der Spannung unter 
0,6V bleibt), wozu verwende ich dann noch die Dioden? Die sind dann 
einfach da um die Spannung zu begrenzen, falls doch mal eine größere 
kommt? D.h R5 sorgt zuerst dass der Spannungsabfall niedrig bleibt und 
die Drainspannung klein wird, im zweiten Schritt (wenn das nicht reicht) 
kommen die Dioden ins Spiel?

: Bearbeitet durch User
von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Rostilj J. schrieb:
> Haben Sie die Formel gerade hergeleitet

Ja.

> oder gibt es da eine fertige für diese Schaltungskonstellation?

Vielleicht auch, aber selber rechnen geht oft schneller als suchen ;-)

> Den ersten Teil verstehe ich, ist ja der Proportional-Anteil, dann
> 1/(R1C1) gehört immer zum I-Anteil. Wie entsteht dieser Einfluss von
> R4,R5 im Nenner? Sieht nach Stromteiler aus irgendwie?

Wäre C2 direkt mit dem Ausgang des Opamp verbunden (wie beim klassischen
Integrierer), wäre die Ausgangsspannung gleich der Kondensatorspannung.
Die Widerstände R3, R4 und R5 führen zu einer Verstärkung dieser
Spannung um den Faktor 1+R3/(R4+R5). Diese Verstärkung geschieht auf
ähnliche Weise wie bei der Standardschaltung des nichtinvertierenden
Verstärkers, deswegen hat der Verstärkungsfaktor dieselbe Formel (R4 und
R5 verhalten sich wie ein einzelner Widerstand, wenn der FET und die
Dioden sperren).

> Was mir jetzt noch unklar in dem Zusammenspiel von R5 und den Dioden
> ist: Wenn man R5 da hat um unter anderem dafür zu sorgen, dass die
> Dioden im Normalbetrieb nicht leiten(d.h. der Betrag der Spannung unter
> 0,6V bleibt), wozu verwende ich dann noch die Dioden? Die sind dann
> einfach da um die Spannung zu begrenzen, falls doch mal eine größere
> kommt?

So genau weiß ich das auch nicht, weil ich die Gesamtschaltung nicht
kenne. Vermutlich passiert es hin und wieder (entweder direkt nach dem
Einschalten oder auch im laufenden Betrieb), dass der Regler bei einem
größeren Frequenzfehler unkontrolliert "wegläuft" und nur durch einen
Reset wieder "eingefangen" werden kann. Während des Weglaufens kann die
Ausgangsspannung größer als üblich werden, wodurch eine der beiden
Dioden leitend wird. Dass das den Regelprozess stört, macht nichts, da
er sowieso schon gestört ist. Wichtiger in diesem Zustand ist, dass für
den nun folgenden Reset-Vorgang der FET sicher schaltbar ist. Und genau
das wird durch die Spannungsbegrenzung durch die Dioden gewährleistet.

von Lurchi (Gast)


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Wenn die Dioden anfangen zu leiten wird der Proportionalteil größer. 
Beim PLL führt das je nach Auslegung zu einem größeren Fangbereich bzw. 
zu einem schnelleren Einschwingen. Wenn die Ausgangsspannung dann wieder 
kleiner ist und die Dioden nicht mehr leiten, hat man weniger 
Proportional-Anteil und damit weniger Rippel am VCO.

Die 2. Diode ist ggf. auch nur einfach aus Symmetriegründen drin. Das 
wäre nicht das erste Teil, dass man nach genauer Analyse ggf. einsparen 
könnte. Für einen PLL dürfe der Leckstrom des FETs auch so kleine genug 
sein - daran sollte es also nicht liegen.

von Rostilj J. (virus01)


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Vielen Dank für die ausführlichen Antworten an alle.

@Yalu X.:
Ja das stimmt, hab es jetzt auch mal selber hergeleitet :) Hab im Anhang
meine Notizen hinzugefügt, vielleicht brauch es jemand ja mal.

Yalu X. schrieb:
> So genau weiß ich das auch nicht, weil ich die Gesamtschaltung nicht
> kenne. Vermutlich passiert es hin und wieder (entweder direkt nach dem
> Einschalten oder auch im laufenden Betrieb), dass der Regler bei einem
> größeren Frequenzfehler unkontrolliert "wegläuft" und nur durch einen
> Reset wieder "eingefangen" werden kann. Während des Weglaufens kann die
> Ausgangsspannung größer als üblich werden, wodurch eine der beiden
> Dioden leitend wird. Dass das den Regelprozess stört, macht nichts, da
> er sowieso schon gestört ist. Wichtiger in diesem Zustand ist, dass für
> den nun folgenden Reset-Vorgang der FET sicher schaltbar ist. Und genau
> das wird durch die Spannungsbegrenzung durch die Dioden gewährleistet.

Okay gut, muss mich da auch noch informieren und verstehen wie das ganze
da funktioniert mit PLL. Aber die Gründe ergeben Sinn ja. Ich frage mich 
jetzt aber,
wenn ich R5 nicht benutze und die Dioden trotzdem da lasse:
Dann fällt ja zunächst der zusätzliche Verstärkungsterm raus, da 
praktisch R5-> undendlich

Dann kann es ja aber sein, dass im Betrieb die Spannung an den Dioden 
vielleicht über 0,6V ansteigt
und die leiten. Dann kommt ja wieder der zusätzliche Term rein (diesmal 
ohne R5, sondern nur R4).
Dies wäre ja auch nicht so gut vermute ich.

Lurchi schrieb:
> Wenn die Dioden anfangen zu leiten wird der Proportionalteil größer.
> Beim PLL führt das je nach Auslegung zu einem größeren Fangbereich bzw.
> zu einem schnelleren Einschwingen. Wenn die Ausgangsspannung dann wieder
> kleiner ist und die Dioden nicht mehr leiten, hat man weniger
> Proportional-Anteil und damit weniger Rippel am VCO.
>
> Die 2. Diode ist ggf. auch nur einfach aus Symmetriegründen drin. Das
> wäre nicht das erste Teil, dass man nach genauer Analyse ggf. einsparen
> könnte. Für einen PLL dürfe der Leckstrom des FETs auch so kleine genug
> sein - daran sollte es also nicht liegen.

Das find ich auch interessant wenn diese aus diesem Grund da sind.
Nur hab ich jetzt eigentlich gedacht, dass der Integralanteil nach der
Herleitung oben größer wird und der P-Anteil nur durch R3/R1 bestimmt 
wird?!

von Rostilj J. (virus01)


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Hallo,

ich will wieder das Thema mit den Dioden aufgreifen. Wie kann ich durch 
eine Simulation den Einfluss der Dioden und des Widerstandes auf die PLL 
bzw. Integrator zeigen bzw. beweisen? Ich habe ja praktisch zwei 
Arbeitsbereiche, den einen in dem der Widerstand am Drain aktiv ist und 
einen, in dem die Dioden aktiv sind, da die Spannung über 0,6V steigt. 
Welche Analyse ist dafür am besten geeignet, AC-Sweep, DC-Sweep, 
Transient?

Danke

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