Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Für Steuergeräteentwickung mit Matlab/Simulink C- oder C++-Kenntnisse nützlich?


von Philipp M. (Gast)


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Hallo,
ich bin noch im Studium und habe gesehen, dass ziemlich viele Leute für 
die Kfz-Steuergeräteentwicklung mit Matlab/Simulink gesucht werden. Ich 
habe noch nie mit Matlab/Simulink gearbeitet, habe aber natürlich 
Vorlesungen zu C später zu C++.
Wenn man später mit Matlab/Simulink arbeitet, programmiert man dann eher 
wie in C oder objektorientiert wie in C++?

Vielen Dank, Philipp

von MaWin. (Gast)


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Komm doch zu uns und schaue es dir an. ;)

von A. S. (Gast)


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Auto, Autosar, physikalische Anbindungen und Matlab/Simulink sind noch 
Domäne von C. Entgegen vieler OOP-Beispiele mit Autos bringt OOP relativ 
wenig für konkrete Objekte der realen Welt sondern spielt ihr Potential 
mehr bei virtuellen digitalen Objekten und Daten aus. Also solche, die 
man digital speichert und bearbeitet.

Ein Rad hinten links hat nit dem vorne rechts oder mit dem Reserverad 
wenig gemein. Und die Möglichkeit, ein 6tes, 7tes oder achtes zu 
Instanziieren und zu überladen ist in einem Auto weder Killerfeature 
noch Produktivitätsvorteil.

Da C++ aber grob gesagt eine Obermenge von C ist, und C nach Ansicht 
vieler "Experten" veraltet und primitiv ist, wird zum Ende Deines 
Studiums vielleicht C++ dominieren.

von Volle (Gast)


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Was ist das für ein Studium bei dem man ohne Matlab/Simulink arbeitet?


Bei mir war das schon vor über 20 Jahren Teil des Studiums (technische 
Informatik)
und es ist mir seither auch immer im beruflichen Alltag begegnet.

Seit Autosar in den breiteren Einsatz geht wird es im Automotive stärker 
verwendet.  Aber es ist nicht neu.

Wichtig ist das man die symbolische Darstellung der Funktionen versteht.
mit C oder C++ hat das weniger zu tun. Eher mit UML
Aber vor allem mit Physik und Mathematik.

von Dr. Sommer (Gast)


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Volle schrieb:
> Was ist das für ein Studium bei dem man ohne Matlab/Simulink arbeitet?

Informatik zB. Dort arbeitet man mit richtigen Programmiersprachen ;-) 
die Matlab Sprache hat ja kein Typsystem und keine klare Syntax usw...

Achim S. schrieb:
> Entgegen vieler OOP-Beispiele mit Autos bringt OOP relativ wenig für
> konkrete Objekte der realen Welt sondern spielt ihr Potential mehr bei
> virtuellen digitalen Objekten und Daten aus

Die Diskussion schon wieder... man muss bei OOP nicht notwendigerweise 
Räder modellieren. Wie wäre es mit Pins vom Controller, Threads, Listen, 
Automatischen Locks, Patterns wie Observer, Strategy und State? Die sind 
bei komplexen Systemen sehr hilfreich, und gerüchteweise sind 
Auto-Steuerungen genau das. Außerdem ist OOP nur eines von vielen durch 
C++ unterstützten Paradigmen. Einige davon sind auch für Embedded sehr 
nützlich (wie constexpr und Metaprogrammierung). Das sieht man schon an 
den Algorithmen - in C++ gibt es min/max Funktionen, in C kann man eine 
solche nicht sinnvoll inpmemenrieren...
Es mag dennoch Gründe für C geben, aber dieses übliche "OOP bringt bei 
embedded nichts" ist völlig verkehrt. Der Hauptgrund ist vermutlich 
schlicht Unkenntnis über die Vorteile abstrakter Programmierung.

von N. N. (clancy688)


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Philipp M. schrieb:
> Wenn man später mit Matlab/Simulink arbeitet, programmiert man dann eher
> wie in C oder objektorientiert wie in C++?

Am ehesten wie in C. Ich wüsste jetzt nicht, wie man ein 
MATLAB/Simulink-Modell objektorientiert aufbauen will. Das wird dann nur 
noch mega-konfus. oO

Du klickst deine Modelle in MATLAB zusammen, drückst auf einen Knopf und 
hinten purzelt C-Code raus, den dann der Entwickler (weil meistens eher 
Maschbauer und kein gelernter SW-Entwickler) nicht versteht. Dann werden 
noch prophylaktisch eine oder mehrere statische Code-Analysen drüber 
laufen gelassen und Modell und Code dem Tester über den Zaun 
geschmissen. Der hat dann meistens schon eher Ahnung von C (muss aber 
nicht sein ^^). Und ganz am Ende kriegt's dann der Integrator, das ist 
dann letztendlich der eine, der noch von C-Programmierung Ahnung hat.

Tl;dr: Wenn du mit MATLAB/Simulink entwickelst brauchst du eigentlich 
gar kein Wissen von Programmiersprachen. Leider.

: Bearbeitet durch User
von Volle (Gast)


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Dr. Sommer schrieb:
> Volle schrieb:
>> Was ist das für ein Studium bei dem man ohne Matlab/Simulink arbeitet?
>
> Informatik zB. Dort arbeitet man mit richtigen Programmiersprachen ;-)
> die Matlab Sprache hat ja kein Typsystem und keine klare Syntax usw...

Wenn es bei Informatik nur darum geht irgendwelche Computersprechen zu 
lernen.

Bei uns ging es darum das Problem erst mathematisch zu lösen bevor man 
eine Software baut.
Wir haben auch Schaltungen zuerst in PSpice untersucht bevor wir sie in 
echt im Labor gemessen haben.
In Summe haben wir dutzende Computersprachen gelernt, aber nie als 
Selbstzweck. Außer bei Compilerbau die selbst erfundenen. Das hilft aber 
neue Sprechen zu verstehen.

C++ wäre für Automotive sehr gut geeignet.
aber die Tools sind noch nicht soweit und die Mitarbeiter noch viel 
Weniger.
Und da die Chefs der Meinung sind Code wird generiert (von z.B Matlab) 
und niemand muss mehr programmieren können, wird sich das in den 
nächsten Jahrzehnten auch nicht ändern.

von Achim (Gast)


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Dr. Sommer schrieb:
> dieses übliche "OOP bringt bei embedded nichts"

Das habe ich auch weder gesagt noch gemeint. C++ oder OOP hat viele 
Vorteile, auch im Embedded und auch auf kleinsten Rechnern. Aber halt 
eher für virtuelles, du hast gute Beispiele aufgezählt. Auch die 
komplette Signalverarbeitung für autonomes fahren z.b., wo Umgebung und 
Navigation rein virtuell abstrahiert werden muss.

Nur bei der Steuerung konkreter Objekte führt OOP regelmäßig zu 
Spaghetti - Code.. anders ist es kaum zu erklären, warum es C überhaupt 
noch gibt. C++ ist ja bei Vermeidung weniger Konstrukte (z.b. RTTI) 
genauso performant, selbst auf 8.bittern

von Volle (Gast)


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Es liegt eher daran das Automotive sehr konservativ ist und sehr lange 
Entwicklungszyklen hat.

Das sieht man an Autosar. Nach 12 Jahren haben es jetzt  ein paar wenige 
Projekte die Serie erreicht. Dabei ist das technologisch aus den 90ern
und kein großer Schritt.


Und andere Emebded Bereich sind noch konservativer
da gibt es noch Diskussionen ob man auf 32Bit Prozessoren wechseln soll.

von Cyblord -. (cyblord)


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Volle schrieb:

> Wenn es bei Informatik nur darum geht irgendwelche Computersprechen zu
> lernen.
>
> Bei uns ging es darum das Problem erst mathematisch zu lösen bevor man
> eine Software baut.

Denkst du du kannst jetzt richtigen Informatikern erzählen wie man ein 
Problem löst? Weil du wohl einen extrem komischen Tech. Informatik 
Studiengang erwischt hast der sich zwischen Fachinformatiker und 
Elektriker ansiedelt?
Bei Informatik kommt die SW, wenn überhaupt, auch ganz am Schluß. Also 
spar dir so einen Quatsch. Dein Matlab/Simulink ist was für Techniker, 
Hausmeister oder vielleicht noch für E-Ings die mal crazy was 
"programmieren" wollen.
Wer will kann sich das jederzeit beibügeln und ein bisschen Klicki hier 
und da machen. Nur in einem echten Studium hat für so was niemand Zeit, 
da lernt man ordentliche Dinge.

: Bearbeitet durch User
von Volle (Gast)


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Cyblord -. schrieb:
> Nur in einem echten Studium hat für so was niemand Zeit,
> da lernt man ordentliche Dinge.

Die hinterher nicht für einen Job qualifizieren
siehe TO

von Cyblord -. (cyblord)


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Volle schrieb:
> Cyblord -. schrieb:
>> Nur in einem echten Studium hat für so was niemand Zeit,
>> da lernt man ordentliche Dinge.
>
> Die hinterher nicht für einen Job qualifizieren
> siehe TO

Das liegt viel eher am TO als an sonst was.

von N. N. (clancy688)


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MATLAB/Simulink in der Autoindustrie ist was um Maschinenbauer und 
Thermodynamiker zu Softwerkern umzufunktionieren.

Sinn und Zweck davon ist es ja gerade, dass du Leute hast die Software 
bauen, obwohl sie keine Ahnung haben, wie man Software baut.

: Bearbeitet durch User
von Mark B. (markbrandis)


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Mal ne Frage an Euch zwei Helden:
Womit führt Ihr denn Simulationen oder die Entwicklung von Prototypen 
durch? Oder gibt es sowas in der Welt der reinen Informatiker nicht?

: Bearbeitet durch User
von Cyblord -. (cyblord)


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Mark B. schrieb:
> Mal ne Frage an Euch zwei Helden:
> Womit führt Ihr denn Simulationen oder die Entwicklung von Prototypen
> durch? Oder gibt es sowas in der Welt der reinen Informatiker nicht?

In der reinen Informatik, genau so wie in der reinen Physik oder reinen 
Mathematik gibt es keine Prototypen oder sonst was.
Genauso wenig wie es in der reinen Astronomie Teleskope gibt.
In der Realität müssen manche Astronomen aber irgendwie da hoch gucken 
und sich deshalb auch mit Teleskopen beschäftigen.

Also wenn man für den Job Simulationen durchführen muss, kann man sicher 
zu solchen Mitteln wie Matlab o.ä. greifen. Spricht nichts dagegen.

Nur das als unabdingbarer Inhalt eines Informatikstudiums zu 
deklarieren, ist halt Humbug. Und nichts anderes wurde gesagt.

: Bearbeitet durch User
von n0a (Gast)


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Dr. Sommer schrieb:
> Informatik zB. Dort arbeitet man mit richtigen Programmiersprachen ;-)
> die Matlab Sprache hat ja kein Typsystem und keine klare Syntax usw...

Hat man denn in einem Informatikstudium keine digitale 
Signalverarbeitung? Im Oppenheim/Schafer sind alle Übungen und Diagramme 
Matlab (bzw. Octave) basierend, und den sollte man schon mal gelesen 
haben, denn ansonsten bekommt man wohl keine positive Note...
Ansonsten kommt man spätestens im Master damit in Berührung, wenn man 
irgendwas in Richtung mathematischer Modellbildung macht.

Übrigens: Ich bin mir ziemlich sicher, dass in deinem Kurs über 
Einführung in Algorithmen auch "nur" mit Pseudocode programmiert wurde. 
Kein Typsystem, keine klare Syntax...

von Dr. Sommer (Gast)


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n0a schrieb:
> Hat man denn in einem Informatikstudium keine digitale
> Signalverarbeitung?

Nö, das ist ja nur eine kleine Anwendung. Viel wichtiger ist Software 
Architektur und allgemeinere Algorithmen. Nur wenn man sich auf Embedded 
oder Robotik spezialisiert lernt man so etwas.

n0a schrieb:
> Übrigens: Ich bin mir ziemlich sicher, dass in deinem Kurs über
> Einführung in Algorithmen auch "nur" mit Pseudocode programmiert wurde.
> Kein Typsystem, keine klare Syntax...

Also wir hatten Java, das hat beides. Und Matlab ist kein Pseudocode, 
das soll real benutzbar sein...

von Mark B. (markbrandis)


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n0a schrieb:
> Hat man denn in einem Informatikstudium keine digitale
> Signalverarbeitung?

In einem Informatikstudium ist das in der Regel nicht enthalten.

Dr. Sommer schrieb:
> Nö, das ist ja nur eine kleine Anwendung.

Naja, "klein" ist da mal gar nix :-)

Wenn man es richtig macht, lernt man zunächst die mathematischen 
Grundlagen wie Fourier, Laplace, Z-Transformation. Dazu eine Einführung 
in die Systemtheorie mit den LZI-Systemen. Dann die grundlegendsten 
Anwendungen wie z.B. den Tiefpassfilter, und dann erst kommen 
spezifischere Dinge wie etwa Algorithmen aus der Bildverarbeitung.

All das kann man seriöserweise nicht mal eben in einer Vorlesung 
erschlagen. Elektrotechniker haben viele dieser Inhalte in ihrem 
Studium, weil man diese auch für die Regelungstechnik braucht. Bei den 
Informatikern sieht's da eher mau aus. Dafür haben die natürlich andere 
Schwerpunkte.

von Hausmeister deines Vertrauens (Gast)


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Cyblord -. schrieb:
> Dein Matlab/Simulink ist was für Techniker, Hausmeister oder vielleicht
> noch für E-Ings die mal crazy was "programmieren" wollen.

Erklärt mal den Unterschied zwischen einen fixed step solver und einen 
variable step solver, wenn das alles so easy peasy ist...

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Philipp M. schrieb:
> Hallo,
> ich bin noch im Studium und habe gesehen, dass ziemlich viele Leute für
> die Kfz-Steuergeräteentwicklung mit Matlab/Simulink gesucht werden.
Ähhh???????????
Von den Ing.-Dienstleistern!!!!!!!!!
Und wozu brauchen die dann die "Matlab/Simulink" Steuergeräteentwickler?
......
> Ich
> habe noch nie mit Matlab/Simulink gearbeitet, habe aber natürlich
> Vorlesungen zu C später zu C++.

Wer heute noch Vorleseungen besucht, der wird auch am Ende seines 
Studiums denken wie die Profs`s.
Die sind auch noch geistig in den 80`er stehen geblieben.

von ThomasL (Gast)


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Hallo, zur eigentlichen Frage:

Also ich arbeite täglich mit Matlab und C als Support-Ing für einen 
Automobil OEM im Bereich HiL und bastel quasi die Gegenstücke zu den zu 
testenden SG zusammen. Es ist richtig, dass aktuell(!) nahezu nur C 
programmiert wird. Da wir z.T. die Funktionalität von Steuergeräten 
immitieren müssen, wird ein solcher Code je nach Anspruch entweder in 
Simulink(einfaches Verhalten komplexe Physik) umgesetzt oder als Level 2 
S-Function (C: kompliziertes Verhalten - einfache Physik (hat aber 
einige Nachteile, was die usability angeht)). Dabei sind die Übergänge 
fließend.

Warum hier immer eine Grundsatz Diskussion über Kompetenzen ausbricht 
ist mir schleierhaft. Für uns Ingenieure geht es zumindest in meinem 
Tätigkeitsfeld darum das Problem in einer gescheiten Weise zu lösen. Da 
ist aus Kostengründen eher schnell und einfach gefragt als besonders 
elegant. Ich kenne fast niemanden der erstmal anfängt irgendwelche 
Klassen zu designen, da man auch immer dem Kunden sagen muss wie weit 
man ist und dass es ja auch gerantiert in 5 Minuten was zum testen gibt. 
Langfristig gesehen mag ein objektorientiertes Vorgehen aber Vorteile 
haben - interessiert den Kunden aber nicht, bezahlt er auch nicht. 
Stichwort OEMs.

Prinzipiell arbeiten wir jedoch viel mit Libraries = Standard 
Komponenten, die nur neu bedatet werden und je nach Variante auch mehr 
oder weniger Features haben. zB Motor mit und ohne Zylinderabschaltung, 
AGR, versch. Anzahlen Saugrohren, Ventilen usw.....

Zu den Entwicklern des SG Codes ist es genau so wie  Lu Ru schrieb. Ein 
Thermodynamiker kümmert sich halt um Thermodynamik. Die physikalische 
Beschreibung davon erfolgt in physikalisch mathematischen Formeln und 
meistens in Blockschaltbildern. Was spricht dagegen Matlab zu nutzen? 
Wenn Matlab dann noch eine recht performante Übersetzung in C liefert 
ist das doch Top. Frage mich was daran negativ sein soll...
Dieser Code wird aber nicht 1 zu 1 ins SG gekloppt, sondern geht durch 
die Hände des Integrators und der versteht sein Handwerk was Software 
angeht.


Objektorientierung hingegen macht man viel im Bereich von ADAS. Ich gehe 
mal davon aus, dass, je mehr sich damit beschäftigen, um so mehr auch 
andere Bereiche da aktiv werden.

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